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Allgemeine Zeitung. Nr. 29. Augsburg, 29. Januar 1840.

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deren Erscheinung aber das schlimmste Symptom einer Lage wie die unsrige ist, zwischen den Ansprüchen und Gefahren, die sich im Westen und Osten über uns sammeln und uns, oder wenigstens Alles unter uns, was nicht Staat und Macht ersten Ranges ist, bedrohen. Indeß haben einige Andere sich der Sache bemächtigt, auch ein Correspondent vom Rhein in Ihrer Nummer vom 26 Januar, der mir aber die Gefahr zu unterschätzen scheint, nach der Art der Polemik, die er führt, und dessen Berufung auf den "Bankerutt der Franzosen an Grundsätzen, auf ihre ungeheure Gewissenlosigkeit in Beurtheilung der Grundlagen eines christlichen Völkerverkehrs und auf Gott, als "das Centrum der Weltbewegung" auch zu nichts führen wird. Wenn er aber auf den Ausbruch der gallischen Begehrlichkeit mit der lakonischen Phrase antwortet: "Ihr wollt unsere Waffen? kommt und holt sie", so wollen wir nicht fragen, ob wir in der Verfassung sind, sie uns nicht nehmen zu lassen, denn das würde uns auf ein Gebiet führen, dessen Untersuchung ebenfalls zu den verbotenen möchte gezählt werden. Aber da unser Artikel über die große Angelegenheit, die ihn veranlaßt hat, mit Wünschen schließt, so wollen wir, diesem auch noch einige für uns "arme Deutsche" anschließen. Sie betreffen den "politischen Brücken- und Wegbau" und lauten dahin, daß man doch den Franzosen keine Brücken und Wege bauen möge, auf denen sie nach dem Rhein vorrücken können. Wir sehen aber, daß man damit an mehr als einem Orte beschäftigt ist, und rechnen zu dieser trostlosen Thätigkeit alles, was da und dort versäumt wird, im Innern Deutschlands billigen Hoffnungen und Wünschen der Verständigung zu genügen, und was man thut, um Mißmuth und Hoffnungslosigkeit zu verbreiten, dadurch aber die Gemüther von der Heimath nach der Fremde, von den vereitelten Hoffnungen nach den eitlen Täuschungen der Nachbarn zu wenden, und die Meinung zu erzeugen, daß durch die Fremden uns am Ende zu Theil werden könne, was die Einheimischen versagen - die kläglichste und thörichtste der Meinungen, aber doch eine Meinung, welche die Gemüther beschleicht, durch die Lockungen und Vorspiegelungen des nie schlummernden Feindes genährt wird, und am Ende wenigstens die Erschlaffung des Geschehenlassens erzeugt, wo die Kraft der Gesinnung und des Verhinderns nöthig wäre, damit unser Schicksal nicht allein auf den Würfel unserer activen Heeresmacht gesetzt würde. Wir wünschen darum, daß auf dem Gebiete der deutschen Staaten nichts mehr geschehen möge, was irgend einem Bekenner christlicher Lehren die Meinung errege, daß er von seiner Regierung in seiner Kirche geringer angesehen würde, als die in der andern, oder wodurch er in den ihm durch sie und für sie zustehenden Rechten gekränkt werde; mit andern Worten, daß die Gleichheit des Rechts in kirchlichen Dingen in allen deutschen Staaten zur Wahrheit und zur Basis des Friedens der Gewissen und der Einigung der Herzen werde. Wir wünschen ferner, daß der nun schon dreijährige Kampf eines edeln, deutschen Volks um sein gutes Recht durch eine wohlwollende Intervention vermittelt und im Sinne des allgemeinen Wunsches von Deutschland geendet werde. Wir wünschen, daß in Berlin und in Hessen nicht auch noch die öffentliche Feier der Buchdruckerjubiläen möge verboten werden in einem Augenblick, wo die Franzosen unsern Rheinlandern die Sicherung der durch jene große deutsche Kunst den Völkern gewonnenen Güter als Lockung entgegenhalten. Wir könnten auch des weitern nachweisen, wie breit z. B. durch die versuchte Nöthigung der hannover'schen Gerichte, das Staatsgrundgesetz auch ihrerseits als aufgehoben zu erkennen, und wie bequem diese Straßen und Brücken für die Anmarschirenden angelegt werden, so daß selbst die große Kaiserstraße, la route imperiale, die von Metz über Kaiserslautern nach Mainz heranreichte, und die kaiserlichen Heere mit Geschütz und Proclamationen uns zuführte, dagegen ein Kinderspiel ist; aber könnten wir das? und gesetzt wir dürften es, würden es diejenigen glauben, die nicht helfen wollen, obwohl sie helfen könnten, weil sie die Abhülfe gar nicht für nöthig halten.... Eine Hoffnung ist, daß die deutschen Mächte zweiten und dritten Ranges, wenigstens die meisten und bedeutendsten unter ihnen, ihre Gefahr und ihre Obliegenheit gegen sich selbst und ihre Staaten kennen - Zeuge die Abstimmung Bayerns in der hannover'schen Angelegenheit, und die Beistimmung, welche sie von Seite der meisten gefunden hat. Nil desperandum Teucro duce et auspice Phoebo.

Preußen.

Wir haben bereits in den beiden letzten Jahren auf einige Momente in den Reden hingewiesen, die der evangelische Bischof Dr. Eylert beim Krönungs- und Reformationsfeste gehalten, und dürfen dießmal um so weniger versäumen, ein Gleiches zu thun, als es in der That jeden Vaterlandsfreund erfreuen muß, bei solcher Gelegenheit und in Gegenwart des Monarchen, so wie seiner höchsten Staatsdiener, Preußens Regierungsgrundsätze aus dem Munde eines Dieners des Evangeliums, als Grundsätze des Fortschrittes und des Strebens nach Vollkommenheit, so weit diese von menschlichen Institutionen erreicht werden kann, verkündet zu sehen. Nachfolgende Stelle aus jener Rede, die in den preußischen Zeitungen vollständig abgedruckt wurde, ist von allen Lesern mit Beifall aufgenommen worden und verdient daher auch einen Platz in der Allgemeinen Zeitung. Der Redner sagte: "Fortschreiten soll und muß allerdings das menschliche Geschlecht; Perfectibilität ist der Grundtrieb und die nie ruhende, treibende Grundkraft der menschlichen Natur. Der Weltgeist, in welchem jeder Zeitgeist als eine flüchtige Erscheinung immer wieder untergeht, steht nie still. Besser werden und besser machen ist die stets sich erneuernde Aufgabe, und wo das Bestehende sich nicht erneuert, da veraltet es, und wo es nicht zunimmt, nimmt es ab. Das Vergangene, wenn es sich ausgelebt hat, ist auf immer verschwunden; jede Bemühung, es als das vermeintlich Bessere zurückzuführen in die Gegenwart, eine eben so thörichte als vergebliche. Was sich überlebt hat und nicht mehr zum Ganzen der Gegenwart paßt, läßt sich nicht wieder ins Leben wecken, und wollte man es unnatürlich erzwingen, so würde bei der ersten Lüftung die gedrückte elastische Kraft in ihre natürliche Lage um so stärker zurückschlagen. "Niemand," sagt der Erlöser der Welt, "flickt ein altes Kleid mit einem neuen Lappen, der Riß wird ärger; man faßt auch jungen gährenden Most nicht in alte Schläuche; die Schläuche zerreißen."*) - Fortschreiten, Alles verbessern, weiterführen, vervollkommnen nach den Bedürfnissen der Zeit, und mit der Zeit immer geistig frisch und jung bleiben, das ist nach seiner ganzen Stellung unseres Staates große Aufgabe; im geistigen Uebergewichte hat von jeher Preußens Kraft, Würde und Wachsthum gelegen bis auf diesen Tag, und in welchen Stücken wäre es vor andern Völkern zurückgeblieben?" - Der General der Infanterie, der einzige, der beim letzten Ordensfeste den schwarzen Adlerorden erhalten, ist von bürgerlicher Herkunft und, wie ich glaube, erst

*) Evang. Math. 9. Vers 16, 17.


deren Erscheinung aber das schlimmste Symptom einer Lage wie die unsrige ist, zwischen den Ansprüchen und Gefahren, die sich im Westen und Osten über uns sammeln und uns, oder wenigstens Alles unter uns, was nicht Staat und Macht ersten Ranges ist, bedrohen. Indeß haben einige Andere sich der Sache bemächtigt, auch ein Correspondent ♀ vom Rhein in Ihrer Nummer vom 26 Januar, der mir aber die Gefahr zu unterschätzen scheint, nach der Art der Polemik, die er führt, und dessen Berufung auf den „Bankerutt der Franzosen an Grundsätzen, auf ihre ungeheure Gewissenlosigkeit in Beurtheilung der Grundlagen eines christlichen Völkerverkehrs und auf Gott, als „das Centrum der Weltbewegung“ auch zu nichts führen wird. Wenn er aber auf den Ausbruch der gallischen Begehrlichkeit mit der lakonischen Phrase antwortet: „Ihr wollt unsere Waffen? kommt und holt sie“, so wollen wir nicht fragen, ob wir in der Verfassung sind, sie uns nicht nehmen zu lassen, denn das würde uns auf ein Gebiet führen, dessen Untersuchung ebenfalls zu den verbotenen möchte gezählt werden. Aber da unser Artikel über die große Angelegenheit, die ihn veranlaßt hat, mit Wünschen schließt, so wollen wir, diesem auch noch einige für uns „arme Deutsche“ anschließen. Sie betreffen den „politischen Brücken- und Wegbau“ und lauten dahin, daß man doch den Franzosen keine Brücken und Wege bauen möge, auf denen sie nach dem Rhein vorrücken können. Wir sehen aber, daß man damit an mehr als einem Orte beschäftigt ist, und rechnen zu dieser trostlosen Thätigkeit alles, was da und dort versäumt wird, im Innern Deutschlands billigen Hoffnungen und Wünschen der Verständigung zu genügen, und was man thut, um Mißmuth und Hoffnungslosigkeit zu verbreiten, dadurch aber die Gemüther von der Heimath nach der Fremde, von den vereitelten Hoffnungen nach den eitlen Täuschungen der Nachbarn zu wenden, und die Meinung zu erzeugen, daß durch die Fremden uns am Ende zu Theil werden könne, was die Einheimischen versagen – die kläglichste und thörichtste der Meinungen, aber doch eine Meinung, welche die Gemüther beschleicht, durch die Lockungen und Vorspiegelungen des nie schlummernden Feindes genährt wird, und am Ende wenigstens die Erschlaffung des Geschehenlassens erzeugt, wo die Kraft der Gesinnung und des Verhinderns nöthig wäre, damit unser Schicksal nicht allein auf den Würfel unserer activen Heeresmacht gesetzt würde. Wir wünschen darum, daß auf dem Gebiete der deutschen Staaten nichts mehr geschehen möge, was irgend einem Bekenner christlicher Lehren die Meinung errege, daß er von seiner Regierung in seiner Kirche geringer angesehen würde, als die in der andern, oder wodurch er in den ihm durch sie und für sie zustehenden Rechten gekränkt werde; mit andern Worten, daß die Gleichheit des Rechts in kirchlichen Dingen in allen deutschen Staaten zur Wahrheit und zur Basis des Friedens der Gewissen und der Einigung der Herzen werde. Wir wünschen ferner, daß der nun schon dreijährige Kampf eines edeln, deutschen Volks um sein gutes Recht durch eine wohlwollende Intervention vermittelt und im Sinne des allgemeinen Wunsches von Deutschland geendet werde. Wir wünschen, daß in Berlin und in Hessen nicht auch noch die öffentliche Feier der Buchdruckerjubiläen möge verboten werden in einem Augenblick, wo die Franzosen unsern Rheinlandern die Sicherung der durch jene große deutsche Kunst den Völkern gewonnenen Güter als Lockung entgegenhalten. Wir könnten auch des weitern nachweisen, wie breit z. B. durch die versuchte Nöthigung der hannover'schen Gerichte, das Staatsgrundgesetz auch ihrerseits als aufgehoben zu erkennen, und wie bequem diese Straßen und Brücken für die Anmarschirenden angelegt werden, so daß selbst die große Kaiserstraße, la route imperiale, die von Metz über Kaiserslautern nach Mainz heranreichte, und die kaiserlichen Heere mit Geschütz und Proclamationen uns zuführte, dagegen ein Kinderspiel ist; aber könnten wir das? und gesetzt wir dürften es, würden es diejenigen glauben, die nicht helfen wollen, obwohl sie helfen könnten, weil sie die Abhülfe gar nicht für nöthig halten.... Eine Hoffnung ist, daß die deutschen Mächte zweiten und dritten Ranges, wenigstens die meisten und bedeutendsten unter ihnen, ihre Gefahr und ihre Obliegenheit gegen sich selbst und ihre Staaten kennen – Zeuge die Abstimmung Bayerns in der hannover'schen Angelegenheit, und die Beistimmung, welche sie von Seite der meisten gefunden hat. Nil desperandum Teucro duce et auspice Phoebo.

Preußen.

Wir haben bereits in den beiden letzten Jahren auf einige Momente in den Reden hingewiesen, die der evangelische Bischof Dr. Eylert beim Krönungs- und Reformationsfeste gehalten, und dürfen dießmal um so weniger versäumen, ein Gleiches zu thun, als es in der That jeden Vaterlandsfreund erfreuen muß, bei solcher Gelegenheit und in Gegenwart des Monarchen, so wie seiner höchsten Staatsdiener, Preußens Regierungsgrundsätze aus dem Munde eines Dieners des Evangeliums, als Grundsätze des Fortschrittes und des Strebens nach Vollkommenheit, so weit diese von menschlichen Institutionen erreicht werden kann, verkündet zu sehen. Nachfolgende Stelle aus jener Rede, die in den preußischen Zeitungen vollständig abgedruckt wurde, ist von allen Lesern mit Beifall aufgenommen worden und verdient daher auch einen Platz in der Allgemeinen Zeitung. Der Redner sagte: „Fortschreiten soll und muß allerdings das menschliche Geschlecht; Perfectibilität ist der Grundtrieb und die nie ruhende, treibende Grundkraft der menschlichen Natur. Der Weltgeist, in welchem jeder Zeitgeist als eine flüchtige Erscheinung immer wieder untergeht, steht nie still. Besser werden und besser machen ist die stets sich erneuernde Aufgabe, und wo das Bestehende sich nicht erneuert, da veraltet es, und wo es nicht zunimmt, nimmt es ab. Das Vergangene, wenn es sich ausgelebt hat, ist auf immer verschwunden; jede Bemühung, es als das vermeintlich Bessere zurückzuführen in die Gegenwart, eine eben so thörichte als vergebliche. Was sich überlebt hat und nicht mehr zum Ganzen der Gegenwart paßt, läßt sich nicht wieder ins Leben wecken, und wollte man es unnatürlich erzwingen, so würde bei der ersten Lüftung die gedrückte elastische Kraft in ihre natürliche Lage um so stärker zurückschlagen. „Niemand,“ sagt der Erlöser der Welt, „flickt ein altes Kleid mit einem neuen Lappen, der Riß wird ärger; man faßt auch jungen gährenden Most nicht in alte Schläuche; die Schläuche zerreißen.“*) – Fortschreiten, Alles verbessern, weiterführen, vervollkommnen nach den Bedürfnissen der Zeit, und mit der Zeit immer geistig frisch und jung bleiben, das ist nach seiner ganzen Stellung unseres Staates große Aufgabe; im geistigen Uebergewichte hat von jeher Preußens Kraft, Würde und Wachsthum gelegen bis auf diesen Tag, und in welchen Stücken wäre es vor andern Völkern zurückgeblieben?“ – Der General der Infanterie, der einzige, der beim letzten Ordensfeste den schwarzen Adlerorden erhalten, ist von bürgerlicher Herkunft und, wie ich glaube, erst

*) Evang. Math. 9. Vers 16, 17.
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[0227/0009] deren Erscheinung aber das schlimmste Symptom einer Lage wie die unsrige ist, zwischen den Ansprüchen und Gefahren, die sich im Westen und Osten über uns sammeln und uns, oder wenigstens Alles unter uns, was nicht Staat und Macht ersten Ranges ist, bedrohen. Indeß haben einige Andere sich der Sache bemächtigt, auch ein Correspondent ♀ vom Rhein in Ihrer Nummer vom 26 Januar, der mir aber die Gefahr zu unterschätzen scheint, nach der Art der Polemik, die er führt, und dessen Berufung auf den „Bankerutt der Franzosen an Grundsätzen, auf ihre ungeheure Gewissenlosigkeit in Beurtheilung der Grundlagen eines christlichen Völkerverkehrs und auf Gott, als „das Centrum der Weltbewegung“ auch zu nichts führen wird. Wenn er aber auf den Ausbruch der gallischen Begehrlichkeit mit der lakonischen Phrase antwortet: „Ihr wollt unsere Waffen? kommt und holt sie“, so wollen wir nicht fragen, ob wir in der Verfassung sind, sie uns nicht nehmen zu lassen, denn das würde uns auf ein Gebiet führen, dessen Untersuchung ebenfalls zu den verbotenen möchte gezählt werden. Aber da unser Artikel über die große Angelegenheit, die ihn veranlaßt hat, mit Wünschen schließt, so wollen wir, diesem auch noch einige für uns „arme Deutsche“ anschließen. Sie betreffen den „politischen Brücken- und Wegbau“ und lauten dahin, daß man doch den Franzosen keine Brücken und Wege bauen möge, auf denen sie nach dem Rhein vorrücken können. Wir sehen aber, daß man damit an mehr als einem Orte beschäftigt ist, und rechnen zu dieser trostlosen Thätigkeit alles, was da und dort versäumt wird, im Innern Deutschlands billigen Hoffnungen und Wünschen der Verständigung zu genügen, und was man thut, um Mißmuth und Hoffnungslosigkeit zu verbreiten, dadurch aber die Gemüther von der Heimath nach der Fremde, von den vereitelten Hoffnungen nach den eitlen Täuschungen der Nachbarn zu wenden, und die Meinung zu erzeugen, daß durch die Fremden uns am Ende zu Theil werden könne, was die Einheimischen versagen – die kläglichste und thörichtste der Meinungen, aber doch eine Meinung, welche die Gemüther beschleicht, durch die Lockungen und Vorspiegelungen des nie schlummernden Feindes genährt wird, und am Ende wenigstens die Erschlaffung des Geschehenlassens erzeugt, wo die Kraft der Gesinnung und des Verhinderns nöthig wäre, damit unser Schicksal nicht allein auf den Würfel unserer activen Heeresmacht gesetzt würde. Wir wünschen darum, daß auf dem Gebiete der deutschen Staaten nichts mehr geschehen möge, was irgend einem Bekenner christlicher Lehren die Meinung errege, daß er von seiner Regierung in seiner Kirche geringer angesehen würde, als die in der andern, oder wodurch er in den ihm durch sie und für sie zustehenden Rechten gekränkt werde; mit andern Worten, daß die Gleichheit des Rechts in kirchlichen Dingen in allen deutschen Staaten zur Wahrheit und zur Basis des Friedens der Gewissen und der Einigung der Herzen werde. Wir wünschen ferner, daß der nun schon dreijährige Kampf eines edeln, deutschen Volks um sein gutes Recht durch eine wohlwollende Intervention vermittelt und im Sinne des allgemeinen Wunsches von Deutschland geendet werde. Wir wünschen, daß in Berlin und in Hessen nicht auch noch die öffentliche Feier der Buchdruckerjubiläen möge verboten werden in einem Augenblick, wo die Franzosen unsern Rheinlandern die Sicherung der durch jene große deutsche Kunst den Völkern gewonnenen Güter als Lockung entgegenhalten. Wir könnten auch des weitern nachweisen, wie breit z. B. durch die versuchte Nöthigung der hannover'schen Gerichte, das Staatsgrundgesetz auch ihrerseits als aufgehoben zu erkennen, und wie bequem diese Straßen und Brücken für die Anmarschirenden angelegt werden, so daß selbst die große Kaiserstraße, la route imperiale, die von Metz über Kaiserslautern nach Mainz heranreichte, und die kaiserlichen Heere mit Geschütz und Proclamationen uns zuführte, dagegen ein Kinderspiel ist; aber könnten wir das? und gesetzt wir dürften es, würden es diejenigen glauben, die nicht helfen wollen, obwohl sie helfen könnten, weil sie die Abhülfe gar nicht für nöthig halten.... Eine Hoffnung ist, daß die deutschen Mächte zweiten und dritten Ranges, wenigstens die meisten und bedeutendsten unter ihnen, ihre Gefahr und ihre Obliegenheit gegen sich selbst und ihre Staaten kennen – Zeuge die Abstimmung Bayerns in der hannover'schen Angelegenheit, und die Beistimmung, welche sie von Seite der meisten gefunden hat. Nil desperandum Teucro duce et auspice Phoebo. Preußen. △Berlin, 21 Jan. Wir haben bereits in den beiden letzten Jahren auf einige Momente in den Reden hingewiesen, die der evangelische Bischof Dr. Eylert beim Krönungs- und Reformationsfeste gehalten, und dürfen dießmal um so weniger versäumen, ein Gleiches zu thun, als es in der That jeden Vaterlandsfreund erfreuen muß, bei solcher Gelegenheit und in Gegenwart des Monarchen, so wie seiner höchsten Staatsdiener, Preußens Regierungsgrundsätze aus dem Munde eines Dieners des Evangeliums, als Grundsätze des Fortschrittes und des Strebens nach Vollkommenheit, so weit diese von menschlichen Institutionen erreicht werden kann, verkündet zu sehen. Nachfolgende Stelle aus jener Rede, die in den preußischen Zeitungen vollständig abgedruckt wurde, ist von allen Lesern mit Beifall aufgenommen worden und verdient daher auch einen Platz in der Allgemeinen Zeitung. Der Redner sagte: „Fortschreiten soll und muß allerdings das menschliche Geschlecht; Perfectibilität ist der Grundtrieb und die nie ruhende, treibende Grundkraft der menschlichen Natur. Der Weltgeist, in welchem jeder Zeitgeist als eine flüchtige Erscheinung immer wieder untergeht, steht nie still. Besser werden und besser machen ist die stets sich erneuernde Aufgabe, und wo das Bestehende sich nicht erneuert, da veraltet es, und wo es nicht zunimmt, nimmt es ab. Das Vergangene, wenn es sich ausgelebt hat, ist auf immer verschwunden; jede Bemühung, es als das vermeintlich Bessere zurückzuführen in die Gegenwart, eine eben so thörichte als vergebliche. Was sich überlebt hat und nicht mehr zum Ganzen der Gegenwart paßt, läßt sich nicht wieder ins Leben wecken, und wollte man es unnatürlich erzwingen, so würde bei der ersten Lüftung die gedrückte elastische Kraft in ihre natürliche Lage um so stärker zurückschlagen. „Niemand,“ sagt der Erlöser der Welt, „flickt ein altes Kleid mit einem neuen Lappen, der Riß wird ärger; man faßt auch jungen gährenden Most nicht in alte Schläuche; die Schläuche zerreißen.“ *) – Fortschreiten, Alles verbessern, weiterführen, vervollkommnen nach den Bedürfnissen der Zeit, und mit der Zeit immer geistig frisch und jung bleiben, das ist nach seiner ganzen Stellung unseres Staates große Aufgabe; im geistigen Uebergewichte hat von jeher Preußens Kraft, Würde und Wachsthum gelegen bis auf diesen Tag, und in welchen Stücken wäre es vor andern Völkern zurückgeblieben?“ – Der General der Infanterie, der einzige, der beim letzten Ordensfeste den schwarzen Adlerorden erhalten, ist von bürgerlicher Herkunft und, wie ich glaube, erst *) Evang. Math. 9. Vers 16, 17.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 29. Augsburg, 29. Januar 1840, S. 0227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_029_18400129/9>, abgerufen am 21.11.2024.