Allgemeine Zeitung. Nr. 30. Augsburg, 30. Januar 1840.Sie dachten wohl nicht daran, daß hundertundfünfzig brittische Seemänner schlagfertig standen, die sicherlich der ganzen Sache in einer halben Stunde ein Ende gemacht haben würden, und England hätte den Sieg davon getragen." Der Weiterverlauf des Streits ist bekannt. Capitän Driver schließt sein Schreiben mit folgenden Worten: "Sollen wir diese wiederholten Insulten der Franzosen gegen die englische Flagge ungestraft dulden und dieß in unsern eigenen Häfen? Wenn dem so ist, dann habe ich zu lange gelebt. Hätte ich ein bewaffnetes Kriegsschiff I. Maj. commandirt, würde ich ein Boot an die Corvette Isere abgeschickt und nach der Ursache dieser Mißachtung einer Flagge gefragt haben, welche so oft die Franzosen schlug, vor der sie so oft zitterten. Hätten die Officiere der Isere darauf beharrt, unsere Flagge nicht zu respectiren, dann hätte ich ihnen bedeutet, daß ich auf ihr Schiff feuern lassen würde, bis es unserer Flagge die Achtung erzeigt hätte, die man ihr schuldig ist und die sie stets selbst mit Gewalt verlangen wird. Verhüte Gott, daß ich erlebe, daß dieß je anders geschehe. "Kirche, König und Vaterland für immer!" Dieß sind meine Principien und mit ihnen will ich sterben." (Das Journal des Debats bemerkt zu diesem Schreiben: "So sehr wir auch an die wüthenden Declamationen des alten Torysmus gewöhnt sind, so gestehen wir doch, daß eine so giftige und übertriebene Heftigkeit unsere Erwartung übertroffen hat. Wir wollen der englischen Nation nicht die Unbild anthun, sie für dergleichen Tollheiten, in solcher Sprache ausgedrückt, verantwortlich zu machen. Wir beklagen nur um der Ehre der Presse willen, daß sich in einem civilisirten Land ein Journal finden konnte, welches seine Spalten so wilden Schmähungen öffnete.") Das Gerücht geht, der Contre-Admiral Sir F. L. Maitland sey in Bombay gestorben; indessen Briefe von Bord seines Schiffes Wellesley bis zum 29 Nov. melden nichts von einer Erkrankung dieses tapfern Seemanns. Frankreich. Paris, 25 Jan. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 21 Jan. Algier, 18 Jan. 4 Uhr Abends. In der Provinz Algier hat sich kein weiteres Ereigniß begeben. Die feindlichen Araber haben sich seit dem 31 Dec. nicht mehr in der Ebene gezeigt. Die Boote von Bona und Oran sind noch nicht angekommen. Neuere Briefe aus Algier widersprechen dem von einigen Journalen gemeldeten Gerücht, daß einer der Söhne des Marschalls Lannes, der Capitän Gustav v. Montebello, der in Afrika eine Compagnie Spahis befehligt, umgekommen sey. *In der Sitzung der Pairskammer am 25 Jan. gab Marschall Soult der Kammer officielle Kenntniß von dem Vermählungsproject des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victorie Auguste Antoinette von Sachsen Coburg Gotha. Der Präsident schlägt der Kammer vor, sich in das Schloß zu begeben und dem König ihre Glückwünsche darzubringen. Der Conseilpräsident legte auf dem Bureau der Kammer nieder: 1) eine Convention vom 2 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Großbritannien in Bezug auf Gränzbestimmungen für die Fischereien beider Nationen; 2) eine Convention vom 27 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Belgien in Betreff der Anlegung eines Canals in Belgien zur Verlängerung des Canals von Roubaix; 3) den zu Veracruz am 9 März 1839 abgeschlossenen Friedenstractat zwischen Frankreich und der Republik Mexico; 4) endlich die Convention vom 9 März 1839, die Anordnungen zu den zwischen Frankreich und der Republik Mexico beschlossenen Entschädigungen betreffend. *In der Sitzung der Deputirtenkammer am 25 Jan. ward zuerst der Gesetzesentwurf über die Verantwortlichkeit der Schiffseigenthümer mit 254 weißen gegen 14 schwarze Kugeln angenommen. Hierauf theilte der Conseilpräsident, in Anwesenheit aller übrigen Minister amtlich der Anzeige der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victorie von Coburg, Tochter des Herzogs Ferdinand von Coburg, einen Gesetzesentwurf zu einer jährlichen Dotation für den Herzog von Nemours, von 500,000 Fr., und eines Wittwengehalts zu Gunsten der Prinzessin für den Fall des frühern Hinscheidens ihres Gemahls im Betrag von 300,000 Fr. mit. Nach dieser Mittheilung zeigt sich eine auffallende Bewegung in der Kammer. Der Präsident zeigt an, daß sich das Bureau der Kammer ins Schloß begeben werde, um dem König die Glückwünsche der Kammer darzubringen. Der Conseilpräsident legt auf dem Bureau der Kammer dieselben Verträge, wie in der Pairskammer, nieder. Der Finanzminister verliest einen Entwurf zur Verlängerung des Privilegiums für die Bank von Frankreich, und einen Entwurf zu neuer Festsetzung der Pensionen von Staatsbeamten. Der Handelsminister verliest dann den neuen Gesetzesentwurf über die Zucker. Bei Verlesung des Artikels dieses Entwurfs, worin eine Entschädigung von 40 Millionen für die Fabricanten von einheimischem Zucker stipulirt wird, erhebt sich ein ziemlich anhaltendes Geräusch in der Kammer. Man sieht links die HH. Dupin und Berryer, von einer Gruppe Deputirter umgeben, in lebhaftem Gespräch mit den HH. Laffitte, Odilon Barrot und Auguis. Hr. Lherbette beschwert sich darüber, daß der Minister bei Darlegung des Gesetzesentwurfs über die Dotation Sr. k. H. des Herzogs von Nemours nicht die Unzulänglichkeit der Civilliste aufgeführt habe. Der Präsident bemerkt, daß bei der Dotation des Herzogs von Orleans keine solche Rechtfertigung verlangt worden sey. Ein Antrag des Hrn. Lherbette, die Kammer darüber votiren zu lassen, wird mit großer Mehrheit verworfen. Die Kammer erörterte dann noch einige unbedeutende Petitionen. Marschall Clauzel, der bei Eröffnung der Kammer durch Unpäßlichkeit im Süden zurückgehalten war, ist jetzt in Paris angekommen. (Temps.) Man schreibt aus Bourges, daß die Prinzessin von Beyra die Nachricht von dem Hinscheiden des Cabrera am Typhus erhalten und sich zwei Tage eingeschlossen habe, um sich ganz ihren Thränen zu überlassen. Inzwischen hat die Regierung über den Tod des Generals Cabrera keine amtliche Mittheilung erhalten. Doctor Fouquier, Arzt der Charite, hat die durch den Tod des Doctor Marc erledigte Stelle als erster Leibarzt des Königs erhalten. (Temps.) Die gestern verbreiteten Gerüchte über die Annahme der neuen im Namen Rußlands von Hrn. v. Brunnow gemachten Vorschläge waren auch heute (24) der Gegenstand aller Unterhaltungen. Man versichert indessen bei dem englischen Botschafter, weder eine amtliche Depesche noch eine officiöse Mittheilung erhalten zu haben, die an das von verschiedenen Journalen angedeutete Resultat glauben ließe. Lord Granville schien sich im Gegentheil für die Unrichtigkeit der gemeldeten Thatsachen verbürgen zu wollen. Man sagte bei Lord Granville, Oesterreich habe die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow als völlig verworfen angesehen. Fürst Metternich, setzte man hinzu, habe geglaubt, andere aufsetzen zu müssen, worüber er sich vorläufig mit dem Divan verständigen wollte. Er habe sie an die Pariser und Londoner Cabinette abgeschickt. Diejenigen, welche in der Zwischenzeit durch den Gesandten des russischen Kaisers etwa eingereicht worden, bezwecken Sie dachten wohl nicht daran, daß hundertundfünfzig brittische Seemänner schlagfertig standen, die sicherlich der ganzen Sache in einer halben Stunde ein Ende gemacht haben würden, und England hätte den Sieg davon getragen.“ Der Weiterverlauf des Streits ist bekannt. Capitän Driver schließt sein Schreiben mit folgenden Worten: „Sollen wir diese wiederholten Insulten der Franzosen gegen die englische Flagge ungestraft dulden und dieß in unsern eigenen Häfen? Wenn dem so ist, dann habe ich zu lange gelebt. Hätte ich ein bewaffnetes Kriegsschiff I. Maj. commandirt, würde ich ein Boot an die Corvette Isère abgeschickt und nach der Ursache dieser Mißachtung einer Flagge gefragt haben, welche so oft die Franzosen schlug, vor der sie so oft zitterten. Hätten die Officiere der Isère darauf beharrt, unsere Flagge nicht zu respectiren, dann hätte ich ihnen bedeutet, daß ich auf ihr Schiff feuern lassen würde, bis es unserer Flagge die Achtung erzeigt hätte, die man ihr schuldig ist und die sie stets selbst mit Gewalt verlangen wird. Verhüte Gott, daß ich erlebe, daß dieß je anders geschehe. „Kirche, König und Vaterland für immer!“ Dieß sind meine Principien und mit ihnen will ich sterben.“ (Das Journal des Débats bemerkt zu diesem Schreiben: „So sehr wir auch an die wüthenden Declamationen des alten Torysmus gewöhnt sind, so gestehen wir doch, daß eine so giftige und übertriebene Heftigkeit unsere Erwartung übertroffen hat. Wir wollen der englischen Nation nicht die Unbild anthun, sie für dergleichen Tollheiten, in solcher Sprache ausgedrückt, verantwortlich zu machen. Wir beklagen nur um der Ehre der Presse willen, daß sich in einem civilisirten Land ein Journal finden konnte, welches seine Spalten so wilden Schmähungen öffnete.“) Das Gerücht geht, der Contre-Admiral Sir F. L. Maitland sey in Bombay gestorben; indessen Briefe von Bord seines Schiffes Wellesley bis zum 29 Nov. melden nichts von einer Erkrankung dieses tapfern Seemanns. Frankreich. Paris, 25 Jan. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 21 Jan. Algier, 18 Jan. 4 Uhr Abends. In der Provinz Algier hat sich kein weiteres Ereigniß begeben. Die feindlichen Araber haben sich seit dem 31 Dec. nicht mehr in der Ebene gezeigt. Die Boote von Bona und Oran sind noch nicht angekommen. Neuere Briefe aus Algier widersprechen dem von einigen Journalen gemeldeten Gerücht, daß einer der Söhne des Marschalls Lannes, der Capitän Gustav v. Montebello, der in Afrika eine Compagnie Spahis befehligt, umgekommen sey. *In der Sitzung der Pairskammer am 25 Jan. gab Marschall Soult der Kammer officielle Kenntniß von dem Vermählungsproject des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victorie Auguste Antoinette von Sachsen Coburg Gotha. Der Präsident schlägt der Kammer vor, sich in das Schloß zu begeben und dem König ihre Glückwünsche darzubringen. Der Conseilpräsident legte auf dem Bureau der Kammer nieder: 1) eine Convention vom 2 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Großbritannien in Bezug auf Gränzbestimmungen für die Fischereien beider Nationen; 2) eine Convention vom 27 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Belgien in Betreff der Anlegung eines Canals in Belgien zur Verlängerung des Canals von Roubaix; 3) den zu Veracruz am 9 März 1839 abgeschlossenen Friedenstractat zwischen Frankreich und der Republik Mexico; 4) endlich die Convention vom 9 März 1839, die Anordnungen zu den zwischen Frankreich und der Republik Mexico beschlossenen Entschädigungen betreffend. *In der Sitzung der Deputirtenkammer am 25 Jan. ward zuerst der Gesetzesentwurf über die Verantwortlichkeit der Schiffseigenthümer mit 254 weißen gegen 14 schwarze Kugeln angenommen. Hierauf theilte der Conseilpräsident, in Anwesenheit aller übrigen Minister amtlich der Anzeige der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victorie von Coburg, Tochter des Herzogs Ferdinand von Coburg, einen Gesetzesentwurf zu einer jährlichen Dotation für den Herzog von Nemours, von 500,000 Fr., und eines Wittwengehalts zu Gunsten der Prinzessin für den Fall des frühern Hinscheidens ihres Gemahls im Betrag von 300,000 Fr. mit. Nach dieser Mittheilung zeigt sich eine auffallende Bewegung in der Kammer. Der Präsident zeigt an, daß sich das Bureau der Kammer ins Schloß begeben werde, um dem König die Glückwünsche der Kammer darzubringen. Der Conseilpräsident legt auf dem Bureau der Kammer dieselben Verträge, wie in der Pairskammer, nieder. Der Finanzminister verliest einen Entwurf zur Verlängerung des Privilegiums für die Bank von Frankreich, und einen Entwurf zu neuer Festsetzung der Pensionen von Staatsbeamten. Der Handelsminister verliest dann den neuen Gesetzesentwurf über die Zucker. Bei Verlesung des Artikels dieses Entwurfs, worin eine Entschädigung von 40 Millionen für die Fabricanten von einheimischem Zucker stipulirt wird, erhebt sich ein ziemlich anhaltendes Geräusch in der Kammer. Man sieht links die HH. Dupin und Berryer, von einer Gruppe Deputirter umgeben, in lebhaftem Gespräch mit den HH. Laffitte, Odilon Barrot und Auguis. Hr. Lherbette beschwert sich darüber, daß der Minister bei Darlegung des Gesetzesentwurfs über die Dotation Sr. k. H. des Herzogs von Nemours nicht die Unzulänglichkeit der Civilliste aufgeführt habe. Der Präsident bemerkt, daß bei der Dotation des Herzogs von Orleans keine solche Rechtfertigung verlangt worden sey. Ein Antrag des Hrn. Lherbette, die Kammer darüber votiren zu lassen, wird mit großer Mehrheit verworfen. Die Kammer erörterte dann noch einige unbedeutende Petitionen. Marschall Clauzel, der bei Eröffnung der Kammer durch Unpäßlichkeit im Süden zurückgehalten war, ist jetzt in Paris angekommen. (Temps.) Man schreibt aus Bourges, daß die Prinzessin von Beyra die Nachricht von dem Hinscheiden des Cabrera am Typhus erhalten und sich zwei Tage eingeschlossen habe, um sich ganz ihren Thränen zu überlassen. Inzwischen hat die Regierung über den Tod des Generals Cabrera keine amtliche Mittheilung erhalten. Doctor Fouquier, Arzt der Charité, hat die durch den Tod des Doctor Marc erledigte Stelle als erster Leibarzt des Königs erhalten. (Temps.) Die gestern verbreiteten Gerüchte über die Annahme der neuen im Namen Rußlands von Hrn. v. Brunnow gemachten Vorschläge waren auch heute (24) der Gegenstand aller Unterhaltungen. Man versichert indessen bei dem englischen Botschafter, weder eine amtliche Depesche noch eine officiöse Mittheilung erhalten zu haben, die an das von verschiedenen Journalen angedeutete Resultat glauben ließe. Lord Granville schien sich im Gegentheil für die Unrichtigkeit der gemeldeten Thatsachen verbürgen zu wollen. Man sagte bei Lord Granville, Oesterreich habe die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow als völlig verworfen angesehen. Fürst Metternich, setzte man hinzu, habe geglaubt, andere aufsetzen zu müssen, worüber er sich vorläufig mit dem Divan verständigen wollte. Er habe sie an die Pariser und Londoner Cabinette abgeschickt. Diejenigen, welche in der Zwischenzeit durch den Gesandten des russischen Kaisers etwa eingereicht worden, bezwecken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="0235"/> Sie dachten wohl nicht daran, daß hundertundfünfzig brittische Seemänner schlagfertig standen, die sicherlich der ganzen Sache in einer halben Stunde ein Ende gemacht haben würden, und England hätte den Sieg davon getragen.“ Der Weiterverlauf des Streits ist bekannt. Capitän Driver schließt sein Schreiben mit folgenden Worten: „Sollen wir diese wiederholten Insulten der Franzosen gegen die englische Flagge ungestraft dulden und dieß in unsern eigenen Häfen? Wenn dem so ist, dann habe ich zu lange gelebt. Hätte ich ein bewaffnetes Kriegsschiff I. Maj. commandirt, würde ich ein Boot an die Corvette Isère abgeschickt und nach der Ursache dieser Mißachtung einer Flagge gefragt haben, welche so oft die Franzosen schlug, vor der sie so oft zitterten. Hätten die Officiere der <hi rendition="#g">Isère</hi> darauf beharrt, unsere Flagge nicht zu respectiren, dann hätte ich ihnen bedeutet, daß ich auf ihr Schiff feuern lassen würde, bis es unserer Flagge die Achtung erzeigt hätte, die man ihr schuldig ist und die sie stets selbst mit Gewalt verlangen wird. 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Der Conseilpräsident legte auf dem Bureau der Kammer nieder: 1) eine Convention vom 2 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Großbritannien in Bezug auf Gränzbestimmungen für die Fischereien beider Nationen; 2) eine Convention vom 27 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Belgien in Betreff der Anlegung eines Canals in Belgien zur Verlängerung des Canals von Roubaix; 3) den zu Veracruz am 9 März 1839 abgeschlossenen Friedenstractat zwischen Frankreich und der Republik Mexico; 4) endlich die Convention vom 9 März 1839, die Anordnungen zu den zwischen Frankreich und der Republik Mexico beschlossenen Entschädigungen betreffend.</p><lb/> <p>*In der Sitzung der <hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> am 25 Jan. ward zuerst der Gesetzesentwurf über die Verantwortlichkeit der Schiffseigenthümer mit 254 weißen gegen 14 schwarze Kugeln angenommen. 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Der Handelsminister verliest dann den neuen Gesetzesentwurf über die Zucker. Bei Verlesung des Artikels dieses Entwurfs, worin eine Entschädigung von 40 Millionen für die Fabricanten von einheimischem Zucker stipulirt wird, erhebt sich ein ziemlich anhaltendes Geräusch in der Kammer. Man sieht links die HH. Dupin und Berryer, von einer Gruppe Deputirter umgeben, in lebhaftem Gespräch mit den HH. Laffitte, Odilon Barrot und Auguis. Hr. Lherbette beschwert sich darüber, daß der Minister bei Darlegung des Gesetzesentwurfs über die Dotation Sr. k. H. des Herzogs von Nemours nicht die Unzulänglichkeit der Civilliste aufgeführt habe. Der Präsident bemerkt, daß bei der Dotation des Herzogs von Orleans keine solche Rechtfertigung verlangt worden sey. Ein Antrag des Hrn. Lherbette, die Kammer darüber votiren zu lassen, wird mit großer Mehrheit verworfen. 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(Das Journal des Débats bemerkt zu diesem Schreiben: „So sehr wir auch an die wüthenden Declamationen des alten Torysmus gewöhnt sind, so gestehen wir doch, daß eine so giftige und übertriebene Heftigkeit unsere Erwartung übertroffen hat. Wir wollen der englischen Nation nicht die Unbild anthun, sie für dergleichen Tollheiten, in solcher Sprache ausgedrückt, verantwortlich zu machen. Wir beklagen nur um der Ehre der Presse willen, daß sich in einem civilisirten Land ein Journal finden konnte, welches seine Spalten so wilden Schmähungen öffnete.“)
Das Gerücht geht, der Contre-Admiral Sir F. L. Maitland sey in Bombay gestorben; indessen Briefe von Bord seines Schiffes Wellesley bis zum 29 Nov. melden nichts von einer Erkrankung dieses tapfern Seemanns.
Frankreich.
_ Paris, 25 Jan.
(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Toulon, 21 Jan. Algier, 18 Jan. 4 Uhr Abends. In der Provinz Algier hat sich kein weiteres Ereigniß begeben. Die feindlichen Araber haben sich seit dem 31 Dec. nicht mehr in der Ebene gezeigt. Die Boote von Bona und Oran sind noch nicht angekommen.
Neuere Briefe aus Algier widersprechen dem von einigen Journalen gemeldeten Gerücht, daß einer der Söhne des Marschalls Lannes, der Capitän Gustav v. Montebello, der in Afrika eine Compagnie Spahis befehligt, umgekommen sey.
*In der Sitzung der Pairskammer am 25 Jan. gab Marschall Soult der Kammer officielle Kenntniß von dem Vermählungsproject des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victorie Auguste Antoinette von Sachsen Coburg Gotha. Der Präsident schlägt der Kammer vor, sich in das Schloß zu begeben und dem König ihre Glückwünsche darzubringen. Der Conseilpräsident legte auf dem Bureau der Kammer nieder: 1) eine Convention vom 2 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Großbritannien in Bezug auf Gränzbestimmungen für die Fischereien beider Nationen; 2) eine Convention vom 27 Aug. 1839 zwischen Frankreich und Belgien in Betreff der Anlegung eines Canals in Belgien zur Verlängerung des Canals von Roubaix; 3) den zu Veracruz am 9 März 1839 abgeschlossenen Friedenstractat zwischen Frankreich und der Republik Mexico; 4) endlich die Convention vom 9 März 1839, die Anordnungen zu den zwischen Frankreich und der Republik Mexico beschlossenen Entschädigungen betreffend.
*In der Sitzung der Deputirtenkammer am 25 Jan. ward zuerst der Gesetzesentwurf über die Verantwortlichkeit der Schiffseigenthümer mit 254 weißen gegen 14 schwarze Kugeln angenommen. Hierauf theilte der Conseilpräsident, in Anwesenheit aller übrigen Minister amtlich der Anzeige der Verbindung des Herzogs von Nemours mit der Prinzessin Victorie von Coburg, Tochter des Herzogs Ferdinand von Coburg, einen Gesetzesentwurf zu einer jährlichen Dotation für den Herzog von Nemours, von 500,000 Fr., und eines Wittwengehalts zu Gunsten der Prinzessin für den Fall des frühern Hinscheidens ihres Gemahls im Betrag von 300,000 Fr. mit. Nach dieser Mittheilung zeigt sich eine auffallende Bewegung in der Kammer. Der Präsident zeigt an, daß sich das Bureau der Kammer ins Schloß begeben werde, um dem König die Glückwünsche der Kammer darzubringen. Der Conseilpräsident legt auf dem Bureau der Kammer dieselben Verträge, wie in der Pairskammer, nieder. Der Finanzminister verliest einen Entwurf zur Verlängerung des Privilegiums für die Bank von Frankreich, und einen Entwurf zu neuer Festsetzung der Pensionen von Staatsbeamten. Der Handelsminister verliest dann den neuen Gesetzesentwurf über die Zucker. Bei Verlesung des Artikels dieses Entwurfs, worin eine Entschädigung von 40 Millionen für die Fabricanten von einheimischem Zucker stipulirt wird, erhebt sich ein ziemlich anhaltendes Geräusch in der Kammer. Man sieht links die HH. Dupin und Berryer, von einer Gruppe Deputirter umgeben, in lebhaftem Gespräch mit den HH. Laffitte, Odilon Barrot und Auguis. Hr. Lherbette beschwert sich darüber, daß der Minister bei Darlegung des Gesetzesentwurfs über die Dotation Sr. k. H. des Herzogs von Nemours nicht die Unzulänglichkeit der Civilliste aufgeführt habe. Der Präsident bemerkt, daß bei der Dotation des Herzogs von Orleans keine solche Rechtfertigung verlangt worden sey. Ein Antrag des Hrn. Lherbette, die Kammer darüber votiren zu lassen, wird mit großer Mehrheit verworfen. Die Kammer erörterte dann noch einige unbedeutende Petitionen.
Marschall Clauzel, der bei Eröffnung der Kammer durch Unpäßlichkeit im Süden zurückgehalten war, ist jetzt in Paris angekommen.
(Temps.) Man schreibt aus Bourges, daß die Prinzessin von Beyra die Nachricht von dem Hinscheiden des Cabrera am Typhus erhalten und sich zwei Tage eingeschlossen habe, um sich ganz ihren Thränen zu überlassen. Inzwischen hat die Regierung über den Tod des Generals Cabrera keine amtliche Mittheilung erhalten.
Doctor Fouquier, Arzt der Charité, hat die durch den Tod des Doctor Marc erledigte Stelle als erster Leibarzt des Königs erhalten.
(Temps.) Die gestern verbreiteten Gerüchte über die Annahme der neuen im Namen Rußlands von Hrn. v. Brunnow gemachten Vorschläge waren auch heute (24) der Gegenstand aller Unterhaltungen. Man versichert indessen bei dem englischen Botschafter, weder eine amtliche Depesche noch eine officiöse Mittheilung erhalten zu haben, die an das von verschiedenen Journalen angedeutete Resultat glauben ließe. Lord Granville schien sich im Gegentheil für die Unrichtigkeit der gemeldeten Thatsachen verbürgen zu wollen. Man sagte bei Lord Granville, Oesterreich habe die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow als völlig verworfen angesehen. Fürst Metternich, setzte man hinzu, habe geglaubt, andere aufsetzen zu müssen, worüber er sich vorläufig mit dem Divan verständigen wollte. Er habe sie an die Pariser und Londoner Cabinette abgeschickt. Diejenigen, welche in der Zwischenzeit durch den Gesandten des russischen Kaisers etwa eingereicht worden, bezwecken
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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