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Allgemeine Zeitung. Nr. 35. Augsburg, 4. Februar 1840.

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allen, mit denen ich über die Sache Rücksprache genommen, die Meinung fand, daß man allerdings eine, jedoch mäßigere Apanage bewilligen solle, so habe ich hinsichtlich der Motion, die ich zu stellen im Begriff bin, einen Theil meiner Ueberzeugung diesem Wunsche des Publicums aufgeopfert. Fürs erste lassen Sie mich fragen, liegt zu einer solchen Geldbewilligung eine Nothwendigkeit vor? Was soll mit all dem Gelde werden? Weiß der edle Lord, was es für Gefahr auf sich hat, einem jungen Mann in London so viel Geld in die Tasche zu geben? (Heiterkeit.) Ehrenwerthe Mitglieder mögen immerhin lachen, aber ich finde dabei nichts Lachenswerthes. (Hört!) Diese Apanage könnte dem Hausfrieden Ihrer Maj. mit der Zeit gefährlicher werden, als irgend etwas, das bisher geschehen; denn ich begreife nicht recht, wie ein Prinz von so vielem Geld einen bloß guten Gebrauch machen könnte. (Hört!) Und dann, wovon soll die Summe bezahlt werden? Im Budget liegt jetzt schon ein großes Deficit zu Tage. Ist das etwa eine vorüberziehende Sommerwolke? Haben wir das Deficit bloß für Eine Session? Nein, es dauert und wächst seit bereits drei Jahren. Zu einer Verminderung unserer auswärtigen Ausgaben ist keine Aussicht vorhanden, und zu einer Reduction der Kosten im Inland noch weniger. (Hört, Hört!) Ich frage demnach, hätte Angesichts einer so überwältigenden Nothwendigkeit der edle Lord sich nicht ernstlichst bedenken sollen, ehe er uns ein solches Ansinnen stellte? Kann mir der edle Lord sagen, wie er zu diesen 50,000 Pfd. St. die Steuern aufbringen will? Es müßte denn seyn, daß man Pairs, Baronets und Privilegirten überhaupt eine Extra-Steuer auflegte: dagegen würde ich nichts einzuwenden haben. (Gelächter.) Sonst aber bin ich gegen jede Verschwendung. Das Königthum, glauben Sie mir, wird weder liebenswürdiger, noch stärker in dem Maaß, als es theurer wird. Bedenken Sie, man hat in den letzten Jahren die Gehalte fast sämmtlicher Kronbeamten ermäßigt, und nur in der Civilliste hat keine Reduction stattgefunden." (Hr. Hume sprach noch beim Abgang der Post.) Wie es scheint, hatten die Torymitglieder die Absicht, Hrn. Hume's Amendement zu unterstützen. So versichert wenigstens die M. Post vom 27, und auch der Globe sagt: "Die Tories sind gesonnen, für ein Amendement zu stimmen, das die von Lord J. Russell beantragte Summe von 50,000 Pfd. auf 30,000 herabbringen würde. Der Zweck dieser Taktik ist nicht zu sparen, sondern dem Ministerium eine Verlegenheit zu bereiten." Andrerseits meldet das Dublin Freeman's Journal, die Wählerschaft von Kilkenny wolle Hrn. Hume zum Rücktritt von ihrer Repräsentation auffordern, weil er im Widerspruch gegen O'Connells, dem er diesen Parlamentssitz verdankt, bekannte Erklärung, für jeden Apanage-Antrag, und wenn es 100,000 Pfd. wären, stimmen zu wollen, dieses Amendement angekündigt.

Zu Anfang derselben Unterhaussitzung zeigte Lord J. Russell an, daß Stockdale durch seinen Anwalt Howard eine neue gerichtliche Klage gegen Hansard anhängig gemacht habe, und trug sofort darauf an, diesen Advocaten von neuem vor die Schranken des Hauses zu fordern. Die Motion ging mit 181 gegen 67 Stimmen durch. Die neugewählten, resp. wiedergewählten ministeriellen Mitglieder: Hr. Macaulay für Edinburg, der Solicitor-General Hr. Wylde für Newark, Hr. Tusnell für Devonport wurden beeidigt, und nahmen ihre Sitze ein; deßgleichen das neue conservative Mitglied für Beverley, Hr. S. Lane Fox, der nach lange schwankendem Wahlkampf doch über den liberalen Bewerber, Hrn. Murray, mit 556 gegen 410 Stimmen die Oberhand erhalten.

Im Anfang der Oberhaussitzung am 27 nahm Lord Brougham, nicht die Lehre, wohl aber den persönlichen Charakter Robert Owens gegen die Beschuldigungen in Schutz, die der Bischof von Exeter und andere Zeloten des Hauses ein paar Tage zuvor gegen denselben erhoben hatten. Zugleich übergab derselbe eine Petition gegen die "1000 Pf. St. wochentlich," die der Gemahl der Königin erhalten solle.

Den in Gefangenschaft befindlichen beiden Sheriffs wurde von Seite des Unterhauses die Erlaubniß ertheilt, unter gehöriger Bewachung dem Sonntagsgottesdienst in der St. Margarethskirche beizuwohnen. Mittlerweile ist ihr Anwalt bereits instruirt, gegen Sir William Gosset, den Sergeant-at-Arms des Unterhauses, in der Queensbench "wegen Verachtung dieses Gerichtshofs" und gesetzwidriger Gefangenhaltung zu procediren, resp. denselben - oder wie es in der Gerichtssprache heißt - seinen Leib (his body) in das Gefängniß der Queensbench in Gewahrsam bringen zu lassen.

Der Courier versichert, der König von Hannover habe gar nie die Absicht gehabt, zur Vermählung seiner königlichen Nichte nach England zu reisen.

Ueber Capitän Drivers Schreiben in der Times, das bei der Pariser Presse solchen Rumor gemacht, haben die größeren Londoner Blätter sich bis jetzt jedes Commentars enthalten; der Ton derselben scheint auch ihnen etwas zu stark gewesen zu seyn. Nur der John Bull, ein hochtorystisches Sonntagsblatt und folglich ein Franzosenhasser der alten Schule, ruft beifällig aus: "O Capitän Driver, Capitän Driver! rem acu tetigisti - Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen!"

Frankreich.

Graf Gaspari Belleval, einer der Veteranen der Diplomatie, der in Polen und in der Walachei wichtige Functionen versehen hatte, ist in einem Alter von 86 Jahren in Paris gestorben.

* Die Deputirtenkammer versammelte sich am 30 Januar auf ihren Bureaux ziemlich vollständig, um über den Dotationsentwurf vorläufig zu berathen. Die HH. Guizot, Thiers, Odilon-Barrot hatten sich sehr früh eingefunden. Aus der Wahl der Mitglieder für die betreffende Commission ergab sich, daß der Entwurf der Dotation eine starke Majorität in den Bureaux erhielt. Sechs Bureaux sind ihm günstig und nur drei dagegen. - Im siebenten Bureau sprach sich Hr. Thiers kräftig zu Gunsten des Bankprivilegiums aus, vertheidigte die Bank gegen mehrere Anschuldigungen, und erinnerte, daß sie 1830 der Regierung einmal mit 30 und später mit 120 Millionen ausgeholfen habe.

(Commerce.) Die ministerielle Krise war nicht von langer Dauer. Man hört, daß Alles wieder zur Ordnung zurückgekehrt ist, seit der Ernennung des Hrn. Guizot zu der Stelle des Hrn. v. Sebastiani, und der dem Ministerium gegebenen Ermächtigung, der Kammer einen Etat der Ausgaben der Civilliste vorzulegen, woraus hervorgehen würde, daß sie in einem Rückstande von 17 Millionen ist. Hr. Passy hat sich mit dieser Genugthuung begnügt. Es fragt sich jetzt nur, wie das Deficit der Civilliste bewiesen werden soll. Man muß die Beweise erwarten. Was nun die Ernennung des Hrn. Guizot betrifft, so fragt sich Jedermann, was das Land dabei gewinnen könne, sich zu London durch den Mann von Gent repräsentirt zu sehen. Es war kaum der Mühe werth, aus der Ersetzung des Hrn. Sebastiani durch den Chef der Doctrin eine Portefeuillefrage zu machen. Dieß ist höchstens eine dem Hrn. Duchatel gegebene Genugthuung: aber die Leitung der auswärtigen Politik wird da bleiben, wo sie seit zehn Jahren


allen, mit denen ich über die Sache Rücksprache genommen, die Meinung fand, daß man allerdings eine, jedoch mäßigere Apanage bewilligen solle, so habe ich hinsichtlich der Motion, die ich zu stellen im Begriff bin, einen Theil meiner Ueberzeugung diesem Wunsche des Publicums aufgeopfert. Fürs erste lassen Sie mich fragen, liegt zu einer solchen Geldbewilligung eine Nothwendigkeit vor? Was soll mit all dem Gelde werden? Weiß der edle Lord, was es für Gefahr auf sich hat, einem jungen Mann in London so viel Geld in die Tasche zu geben? (Heiterkeit.) Ehrenwerthe Mitglieder mögen immerhin lachen, aber ich finde dabei nichts Lachenswerthes. (Hört!) Diese Apanage könnte dem Hausfrieden Ihrer Maj. mit der Zeit gefährlicher werden, als irgend etwas, das bisher geschehen; denn ich begreife nicht recht, wie ein Prinz von so vielem Geld einen bloß guten Gebrauch machen könnte. (Hört!) Und dann, wovon soll die Summe bezahlt werden? Im Budget liegt jetzt schon ein großes Deficit zu Tage. Ist das etwa eine vorüberziehende Sommerwolke? Haben wir das Deficit bloß für Eine Session? Nein, es dauert und wächst seit bereits drei Jahren. Zu einer Verminderung unserer auswärtigen Ausgaben ist keine Aussicht vorhanden, und zu einer Reduction der Kosten im Inland noch weniger. (Hört, Hört!) Ich frage demnach, hätte Angesichts einer so überwältigenden Nothwendigkeit der edle Lord sich nicht ernstlichst bedenken sollen, ehe er uns ein solches Ansinnen stellte? Kann mir der edle Lord sagen, wie er zu diesen 50,000 Pfd. St. die Steuern aufbringen will? Es müßte denn seyn, daß man Pairs, Baronets und Privilegirten überhaupt eine Extra-Steuer auflegte: dagegen würde ich nichts einzuwenden haben. (Gelächter.) Sonst aber bin ich gegen jede Verschwendung. Das Königthum, glauben Sie mir, wird weder liebenswürdiger, noch stärker in dem Maaß, als es theurer wird. Bedenken Sie, man hat in den letzten Jahren die Gehalte fast sämmtlicher Kronbeamten ermäßigt, und nur in der Civilliste hat keine Reduction stattgefunden.“ (Hr. Hume sprach noch beim Abgang der Post.) Wie es scheint, hatten die Torymitglieder die Absicht, Hrn. Hume's Amendement zu unterstützen. So versichert wenigstens die M. Post vom 27, und auch der Globe sagt: „Die Tories sind gesonnen, für ein Amendement zu stimmen, das die von Lord J. Russell beantragte Summe von 50,000 Pfd. auf 30,000 herabbringen würde. Der Zweck dieser Taktik ist nicht zu sparen, sondern dem Ministerium eine Verlegenheit zu bereiten.“ Andrerseits meldet das Dublin Freeman's Journal, die Wählerschaft von Kilkenny wolle Hrn. Hume zum Rücktritt von ihrer Repräsentation auffordern, weil er im Widerspruch gegen O'Connells, dem er diesen Parlamentssitz verdankt, bekannte Erklärung, für jeden Apanage-Antrag, und wenn es 100,000 Pfd. wären, stimmen zu wollen, dieses Amendement angekündigt.

Zu Anfang derselben Unterhaussitzung zeigte Lord J. Russell an, daß Stockdale durch seinen Anwalt Howard eine neue gerichtliche Klage gegen Hansard anhängig gemacht habe, und trug sofort darauf an, diesen Advocaten von neuem vor die Schranken des Hauses zu fordern. Die Motion ging mit 181 gegen 67 Stimmen durch. Die neugewählten, resp. wiedergewählten ministeriellen Mitglieder: Hr. Macaulay für Edinburg, der Solicitor-General Hr. Wylde für Newark, Hr. Tusnell für Devonport wurden beeidigt, und nahmen ihre Sitze ein; deßgleichen das neue conservative Mitglied für Beverley, Hr. S. Lane Fox, der nach lange schwankendem Wahlkampf doch über den liberalen Bewerber, Hrn. Murray, mit 556 gegen 410 Stimmen die Oberhand erhalten.

Im Anfang der Oberhaussitzung am 27 nahm Lord Brougham, nicht die Lehre, wohl aber den persönlichen Charakter Robert Owens gegen die Beschuldigungen in Schutz, die der Bischof von Exeter und andere Zeloten des Hauses ein paar Tage zuvor gegen denselben erhoben hatten. Zugleich übergab derselbe eine Petition gegen die „1000 Pf. St. wochentlich,“ die der Gemahl der Königin erhalten solle.

Den in Gefangenschaft befindlichen beiden Sheriffs wurde von Seite des Unterhauses die Erlaubniß ertheilt, unter gehöriger Bewachung dem Sonntagsgottesdienst in der St. Margarethskirche beizuwohnen. Mittlerweile ist ihr Anwalt bereits instruirt, gegen Sir William Gosset, den Sergeant-at-Arms des Unterhauses, in der Queensbench „wegen Verachtung dieses Gerichtshofs“ und gesetzwidriger Gefangenhaltung zu procediren, resp. denselben – oder wie es in der Gerichtssprache heißt – seinen Leib (his body) in das Gefängniß der Queensbench in Gewahrsam bringen zu lassen.

Der Courier versichert, der König von Hannover habe gar nie die Absicht gehabt, zur Vermählung seiner königlichen Nichte nach England zu reisen.

Ueber Capitän Drivers Schreiben in der Times, das bei der Pariser Presse solchen Rumor gemacht, haben die größeren Londoner Blätter sich bis jetzt jedes Commentars enthalten; der Ton derselben scheint auch ihnen etwas zu stark gewesen zu seyn. Nur der John Bull, ein hochtorystisches Sonntagsblatt und folglich ein Franzosenhasser der alten Schule, ruft beifällig aus: „O Capitän Driver, Capitän Driver! rem acu tetigisti – Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen!“

Frankreich.

Graf Gaspari Belleval, einer der Veteranen der Diplomatie, der in Polen und in der Walachei wichtige Functionen versehen hatte, ist in einem Alter von 86 Jahren in Paris gestorben.

* Die Deputirtenkammer versammelte sich am 30 Januar auf ihren Bureaux ziemlich vollständig, um über den Dotationsentwurf vorläufig zu berathen. Die HH. Guizot, Thiers, Odilon-Barrot hatten sich sehr früh eingefunden. Aus der Wahl der Mitglieder für die betreffende Commission ergab sich, daß der Entwurf der Dotation eine starke Majorität in den Bureaux erhielt. Sechs Bureaux sind ihm günstig und nur drei dagegen. – Im siebenten Bureau sprach sich Hr. Thiers kräftig zu Gunsten des Bankprivilegiums aus, vertheidigte die Bank gegen mehrere Anschuldigungen, und erinnerte, daß sie 1830 der Regierung einmal mit 30 und später mit 120 Millionen ausgeholfen habe.

(Commerce.) Die ministerielle Krise war nicht von langer Dauer. Man hört, daß Alles wieder zur Ordnung zurückgekehrt ist, seit der Ernennung des Hrn. Guizot zu der Stelle des Hrn. v. Sebastiani, und der dem Ministerium gegebenen Ermächtigung, der Kammer einen Etat der Ausgaben der Civilliste vorzulegen, woraus hervorgehen würde, daß sie in einem Rückstande von 17 Millionen ist. Hr. Passy hat sich mit dieser Genugthuung begnügt. Es fragt sich jetzt nur, wie das Deficit der Civilliste bewiesen werden soll. Man muß die Beweise erwarten. Was nun die Ernennung des Hrn. Guizot betrifft, so fragt sich Jedermann, was das Land dabei gewinnen könne, sich zu London durch den Mann von Gent repräsentirt zu sehen. Es war kaum der Mühe werth, aus der Ersetzung des Hrn. Sebastiani durch den Chef der Doctrin eine Portefeuillefrage zu machen. Dieß ist höchstens eine dem Hrn. Duchatel gegebene Genugthuung: aber die Leitung der auswärtigen Politik wird da bleiben, wo sie seit zehn Jahren

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[0274/0002] allen, mit denen ich über die Sache Rücksprache genommen, die Meinung fand, daß man allerdings eine, jedoch mäßigere Apanage bewilligen solle, so habe ich hinsichtlich der Motion, die ich zu stellen im Begriff bin, einen Theil meiner Ueberzeugung diesem Wunsche des Publicums aufgeopfert. Fürs erste lassen Sie mich fragen, liegt zu einer solchen Geldbewilligung eine Nothwendigkeit vor? Was soll mit all dem Gelde werden? Weiß der edle Lord, was es für Gefahr auf sich hat, einem jungen Mann in London so viel Geld in die Tasche zu geben? (Heiterkeit.) Ehrenwerthe Mitglieder mögen immerhin lachen, aber ich finde dabei nichts Lachenswerthes. (Hört!) Diese Apanage könnte dem Hausfrieden Ihrer Maj. mit der Zeit gefährlicher werden, als irgend etwas, das bisher geschehen; denn ich begreife nicht recht, wie ein Prinz von so vielem Geld einen bloß guten Gebrauch machen könnte. (Hört!) Und dann, wovon soll die Summe bezahlt werden? Im Budget liegt jetzt schon ein großes Deficit zu Tage. Ist das etwa eine vorüberziehende Sommerwolke? Haben wir das Deficit bloß für Eine Session? Nein, es dauert und wächst seit bereits drei Jahren. Zu einer Verminderung unserer auswärtigen Ausgaben ist keine Aussicht vorhanden, und zu einer Reduction der Kosten im Inland noch weniger. (Hört, Hört!) Ich frage demnach, hätte Angesichts einer so überwältigenden Nothwendigkeit der edle Lord sich nicht ernstlichst bedenken sollen, ehe er uns ein solches Ansinnen stellte? Kann mir der edle Lord sagen, wie er zu diesen 50,000 Pfd. St. die Steuern aufbringen will? Es müßte denn seyn, daß man Pairs, Baronets und Privilegirten überhaupt eine Extra-Steuer auflegte: dagegen würde ich nichts einzuwenden haben. (Gelächter.) Sonst aber bin ich gegen jede Verschwendung. Das Königthum, glauben Sie mir, wird weder liebenswürdiger, noch stärker in dem Maaß, als es theurer wird. Bedenken Sie, man hat in den letzten Jahren die Gehalte fast sämmtlicher Kronbeamten ermäßigt, und nur in der Civilliste hat keine Reduction stattgefunden.“ (Hr. Hume sprach noch beim Abgang der Post.) Wie es scheint, hatten die Torymitglieder die Absicht, Hrn. Hume's Amendement zu unterstützen. So versichert wenigstens die M. Post vom 27, und auch der Globe sagt: „Die Tories sind gesonnen, für ein Amendement zu stimmen, das die von Lord J. Russell beantragte Summe von 50,000 Pfd. auf 30,000 herabbringen würde. Der Zweck dieser Taktik ist nicht zu sparen, sondern dem Ministerium eine Verlegenheit zu bereiten.“ Andrerseits meldet das Dublin Freeman's Journal, die Wählerschaft von Kilkenny wolle Hrn. Hume zum Rücktritt von ihrer Repräsentation auffordern, weil er im Widerspruch gegen O'Connells, dem er diesen Parlamentssitz verdankt, bekannte Erklärung, für jeden Apanage-Antrag, und wenn es 100,000 Pfd. wären, stimmen zu wollen, dieses Amendement angekündigt. Zu Anfang derselben Unterhaussitzung zeigte Lord J. Russell an, daß Stockdale durch seinen Anwalt Howard eine neue gerichtliche Klage gegen Hansard anhängig gemacht habe, und trug sofort darauf an, diesen Advocaten von neuem vor die Schranken des Hauses zu fordern. Die Motion ging mit 181 gegen 67 Stimmen durch. Die neugewählten, resp. wiedergewählten ministeriellen Mitglieder: Hr. Macaulay für Edinburg, der Solicitor-General Hr. Wylde für Newark, Hr. Tusnell für Devonport wurden beeidigt, und nahmen ihre Sitze ein; deßgleichen das neue conservative Mitglied für Beverley, Hr. S. Lane Fox, der nach lange schwankendem Wahlkampf doch über den liberalen Bewerber, Hrn. Murray, mit 556 gegen 410 Stimmen die Oberhand erhalten. Im Anfang der Oberhaussitzung am 27 nahm Lord Brougham, nicht die Lehre, wohl aber den persönlichen Charakter Robert Owens gegen die Beschuldigungen in Schutz, die der Bischof von Exeter und andere Zeloten des Hauses ein paar Tage zuvor gegen denselben erhoben hatten. Zugleich übergab derselbe eine Petition gegen die „1000 Pf. St. wochentlich,“ die der Gemahl der Königin erhalten solle. Den in Gefangenschaft befindlichen beiden Sheriffs wurde von Seite des Unterhauses die Erlaubniß ertheilt, unter gehöriger Bewachung dem Sonntagsgottesdienst in der St. Margarethskirche beizuwohnen. Mittlerweile ist ihr Anwalt bereits instruirt, gegen Sir William Gosset, den Sergeant-at-Arms des Unterhauses, in der Queensbench „wegen Verachtung dieses Gerichtshofs“ und gesetzwidriger Gefangenhaltung zu procediren, resp. denselben – oder wie es in der Gerichtssprache heißt – seinen Leib (his body) in das Gefängniß der Queensbench in Gewahrsam bringen zu lassen. Der Courier versichert, der König von Hannover habe gar nie die Absicht gehabt, zur Vermählung seiner königlichen Nichte nach England zu reisen. Ueber Capitän Drivers Schreiben in der Times, das bei der Pariser Presse solchen Rumor gemacht, haben die größeren Londoner Blätter sich bis jetzt jedes Commentars enthalten; der Ton derselben scheint auch ihnen etwas zu stark gewesen zu seyn. Nur der John Bull, ein hochtorystisches Sonntagsblatt und folglich ein Franzosenhasser der alten Schule, ruft beifällig aus: „O Capitän Driver, Capitän Driver! rem acu tetigisti – Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen!“ Frankreich. Paris, 30 Jan. Graf Gaspari Belleval, einer der Veteranen der Diplomatie, der in Polen und in der Walachei wichtige Functionen versehen hatte, ist in einem Alter von 86 Jahren in Paris gestorben. * Die Deputirtenkammer versammelte sich am 30 Januar auf ihren Bureaux ziemlich vollständig, um über den Dotationsentwurf vorläufig zu berathen. Die HH. Guizot, Thiers, Odilon-Barrot hatten sich sehr früh eingefunden. Aus der Wahl der Mitglieder für die betreffende Commission ergab sich, daß der Entwurf der Dotation eine starke Majorität in den Bureaux erhielt. Sechs Bureaux sind ihm günstig und nur drei dagegen. – Im siebenten Bureau sprach sich Hr. Thiers kräftig zu Gunsten des Bankprivilegiums aus, vertheidigte die Bank gegen mehrere Anschuldigungen, und erinnerte, daß sie 1830 der Regierung einmal mit 30 und später mit 120 Millionen ausgeholfen habe. (Commerce.) Die ministerielle Krise war nicht von langer Dauer. Man hört, daß Alles wieder zur Ordnung zurückgekehrt ist, seit der Ernennung des Hrn. Guizot zu der Stelle des Hrn. v. Sebastiani, und der dem Ministerium gegebenen Ermächtigung, der Kammer einen Etat der Ausgaben der Civilliste vorzulegen, woraus hervorgehen würde, daß sie in einem Rückstande von 17 Millionen ist. Hr. Passy hat sich mit dieser Genugthuung begnügt. Es fragt sich jetzt nur, wie das Deficit der Civilliste bewiesen werden soll. Man muß die Beweise erwarten. Was nun die Ernennung des Hrn. Guizot betrifft, so fragt sich Jedermann, was das Land dabei gewinnen könne, sich zu London durch den Mann von Gent repräsentirt zu sehen. Es war kaum der Mühe werth, aus der Ersetzung des Hrn. Sebastiani durch den Chef der Doctrin eine Portefeuillefrage zu machen. Dieß ist höchstens eine dem Hrn. Duchatel gegebene Genugthuung: aber die Leitung der auswärtigen Politik wird da bleiben, wo sie seit zehn Jahren

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 35. Augsburg, 4. Februar 1840, S. 0274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_035_18400204/2>, abgerufen am 21.11.2024.