Allgemeine Zeitung. Nr. 37. Augsburg, 6. Februar 1840.Sir Roberts und seiner Freunde erhoben haben würde. (?) Wie man sagt, ist der Herzog v. Wellington zu jenem absurden Vorschlag rein aus Furcht vor seiner eigenen Partei getrieben worden, die sonst noch etwas weit Absurderes vorgebracht haben würde. Ach, daß ein großer und redlicher Mann der Sklave solcher Verblendeten seyn, und sich durch Parteibande zu so thörichten und unwürdigen Handlungen verurtheilt sehen muß! "Mein lieber Freund," sagte der Herzog eines Tags zu einem Bekannten, "die Tories waren es, welche Canning tödteten, und die Tories haben mich vom Amte getrieben." Nie gab es eine größere Wahrheit! In unsern Zeiten scheint die Bigotterie dieser Menschen beinahe fabelhaft, so monströs ist sie; stets führen sie das unsinnige No-Popery-Geschrei im Munde, weil die Regierung gegen unsere katholischen Brüder gerecht seyn will; weil die Regierung das Armengesetz modificirt, vereinigen sich die menschenfreundlichen Tories mit Oastler und O'Connor, um es abzuschaffen; wenn die Regierung sich entschließt, einen Verbündeten zu unterstützen, einen mörderischen Angriff zu bestrafen, eine Gränze gegen einen gefährlichen Feind zu bewachen, eine Anstrengung für die Erhaltung einer Colonie zu machen - sogleich treten die Tories hervor, und hemmen oder lähmen den Erfolg. Evans und seine Mannschaft in Spanien ward von ihnen im eigentlichen Sinne niedergehetzt, mit einem Hasse, den sie selbst gegen Napoleon nicht so bitter entfaltet hatten; sie spotten über englische Siege, freuen sich englischer Niederlagen, und lieben und verehren den grausamen Bigotten, der unsere Landsleute niedermetzeln ließ. Die Expedition nach Kabul wird beschlossen, und nicht Eine Stimme erhebt sich zu ihren Gunsten; die chinesischen Räuber sollen bestraft werden, und siehe! die Tories haben entdeckt, daß es die mißhandeltsten Menschen sind; die canadischen Provinzen sollen beruhigt werden: ungehört und ungesehen bricht man den Stab über die Männer, welche dieses höchst schwierige Amt übernehmen wollen - und warum? weil - Sir Robert Peel aus, und Lord J. Russell in dem Amt ist. Vor vielen Jahren hörte ich von einem torystischen Parlamentsmitglied das Geständniß, es erkenne die Zweckdienlichkeit einer gewissen Whigmaaßregel an. Ich fragte ihn, wie er in ihrem Betreff stimmen werde. "Stimmen? Ich unterstütze natürlicherweise meine Partei" war die Antwort. Bekanntlich hatten die Tories, als Soult zur Krönung der Königin nach England kam, einen beleidigenden Artikel über die Schlacht von Toulouse gegen ihn in Bereitschaft. Der Herzog v. Wellington hörte davon; er schrieb an die Directoren des Quarterly Review, und bat sie diesen Artikel zu verschieben. Das Gesuch ward verweigert; der Artikel erschien. Die Tory-Tagblätter lobten und amplificirten ihn - und die Folge war, daß die Nation, aufgebracht über den feigen Versuch, alte Beschwerden aus Parteiabsichten aufzurühren, den alten Marschall empfing, wie nie zuvor Franzosen von Engländern empfangen worden. Kein Mittel ist so niedrig, daß diese Menschen nicht darnach greifen - keine Lüge so monströs, daß Tories sie nicht ersännen, und andere Tories sie nicht glaubten. Eine Toryzeitung hat einzig durch die schmerzliche Geschichte der Lady Flora Hastings ihr Glück gemacht - alle jene Verleumdungen gegen den Hof, alle jene faulen Lügen, die in allen conservativen Versammlungen proclamirt, zuletzt selbst von den Kanzeln verkündet wurden - warum? immer nur weil die Tories aus, die Whigs in dem Amte sind. Eben jetzt bewirbt sich ein Mann um eine Repräsentantenstelle der Hauptstadt im conservativen Interesse; zu seiner Unterstützung brachte er - W. Oastler, und verlas Briefe von Chartisten, die ihm ihren Schutz angedeihen lassen, weil er ein Feind des neuen Armengesetzes ist. Gebe der Himmel, daß die Zeit komme, wo es weder Tories noch Whigs mehr gibt, die Zeit, wo diese mächtige, edle, unglückliche Nation ihre eigenen Wünsche ausspricht, ihren eigenen Gang geht. Schweden. Der Adel hielt am 20 Jan. seine erste Sitzung im Ritterhaus; sie dauerte bis 3 Uhr Nachmittags und wurde endlich sehr hitzig. Der Landmarschall hielt zuerst seine Begrüßungsrede, und dann ward beschlossen, daß auf der Galerie auch für Fremde Raum gelassen, wie auf dem vorhergehenden Reichstag. Ein Antrag zur Erweiterung der Galerie ward an den bleibenden Ritterschaftsausschuß gewiesen. - Nun sollte zur Wahl der Bankmänner (aus denen später die Ausschußmitglieder genommen werden) geschritten und allmählich so die Versammlung constituirt werden, als Graf C. H. Ankarswärd die Bemerkung machte, daß nach der Reichstagsordnung die Beamten, als Staatsräthe, Justizräthe u. dgl., von der Wahl zu Bankmännern ausgeschlossen werden sollten. Dieß veranlaßte eine dreistündige hitzige Discussion, in welcher sogar Freiherr v. Palmstjerna, welcher anfangs den Vorschlag gar nicht zur Berathung bringen wollte, von der Möglichkeit sprach, daß er genöthigt seyn werde, den Marschallstab in die Hand des Königs zurückzugeben. Endlich kam es zum Abstimmen, und die Opposition drang mit 95 Stimmen gegen 94 durch, daß der Antrag zuzulassen sey. In der Sitzung am 21 Jan. setzte jedoch der Landmarschall seine Functionen noch fort, und es ward über die Wahl der beiden Mitglieder zu den Sprecherconferenzen gestimmt. Auf der Liste der Opposition standen: Frhr. Sprengtporten, der 96, und Frhr. W. Tersmeden, welcher 88 Stimmen erhielt; auf den des Hofes der Reichsherr Graf C. de Geer, der mit 148, und Assessor P. Lagerhjelm, der mit 114 Stimmen gewählt wurde. Außerdem erhielt Professor Cederschjöld 21 Stimmen. - Nun ließ noch Hr. v. Hartmannsdorff einen langen Protest wieder die gestrige Behandlung der Frage wegen Theilnahme der Minister an der Wahl der Bänkemänner verlesen, woraus unter Anderm hervorging, daß Ritterschaft und Adel nun schon 30 Jahre auf die bisherige Art (d. h. nach Behauptung der Opposition, wider das Grundgesetz) gewählt haben. Stockholm, 21 Jan. Nachdem die Vollmachten der Abgeordneten vom Bürger- und vom Bauernstande untersucht waren, traten diese Stände gestern zusammen, und wählten jeder eine Deputation, welche sich heute auf dem Schlosse einfanden, um den König zu bitten, die Sprecher zu ernennen. Der König ernannte darauf den Bürgermeister Holm zum Sprecher, und den Radman der Stadt Malmö, Halling, zum Vicesprecher des Bürgerstandes. Beide gehörten auf dem vorigen Reichstage zur Opposition; Halling wurde sogar als Haupt der Opposition im Bürgerstande betrachtet. Zum Sprecher des Bauernstandes hatte der König gleichfalls den Chef der Opposition in diesem Stande, einen Bauer aus Westgothland, Namens Hans Jansson, bestimmt und ihn im voraus davon unterrichtet, wie es gewöhnlich ist. Dieser weigerte sich aber die Würde anzunehmen, so fern der schon ernannte Secretär des Bauernstandes nicht entsetzt, und es Hans Jansson überlassen würde, wen er wolle zum Secretär zu ernennen. Eine so anmaßende Forderung konnte nicht bewilligt werden, und der König ernannte heute, als die Deputation der Bauern sich bei ihm einfand, einen Bauer aus Nerike, Namens Anders Ericssohn, zum Sprecher, und einen Bauer aus Wermland, Namens Nehr Ericssohn, zum Vicesprecher dieses Standes. Keiner dieser beiden ist vorher Reichstagsmann gewesen; ihre Gesinnungen sind also noch nicht bekannt. Sir Roberts und seiner Freunde erhoben haben würde. (?) Wie man sagt, ist der Herzog v. Wellington zu jenem absurden Vorschlag rein aus Furcht vor seiner eigenen Partei getrieben worden, die sonst noch etwas weit Absurderes vorgebracht haben würde. Ach, daß ein großer und redlicher Mann der Sklave solcher Verblendeten seyn, und sich durch Parteibande zu so thörichten und unwürdigen Handlungen verurtheilt sehen muß! „Mein lieber Freund,“ sagte der Herzog eines Tags zu einem Bekannten, „die Tories waren es, welche Canning tödteten, und die Tories haben mich vom Amte getrieben.“ Nie gab es eine größere Wahrheit! In unsern Zeiten scheint die Bigotterie dieser Menschen beinahe fabelhaft, so monströs ist sie; stets führen sie das unsinnige No-Popery-Geschrei im Munde, weil die Regierung gegen unsere katholischen Brüder gerecht seyn will; weil die Regierung das Armengesetz modificirt, vereinigen sich die menschenfreundlichen Tories mit Oastler und O'Connor, um es abzuschaffen; wenn die Regierung sich entschließt, einen Verbündeten zu unterstützen, einen mörderischen Angriff zu bestrafen, eine Gränze gegen einen gefährlichen Feind zu bewachen, eine Anstrengung für die Erhaltung einer Colonie zu machen – sogleich treten die Tories hervor, und hemmen oder lähmen den Erfolg. Evans und seine Mannschaft in Spanien ward von ihnen im eigentlichen Sinne niedergehetzt, mit einem Hasse, den sie selbst gegen Napoleon nicht so bitter entfaltet hatten; sie spotten über englische Siege, freuen sich englischer Niederlagen, und lieben und verehren den grausamen Bigotten, der unsere Landsleute niedermetzeln ließ. Die Expedition nach Kabul wird beschlossen, und nicht Eine Stimme erhebt sich zu ihren Gunsten; die chinesischen Räuber sollen bestraft werden, und siehe! die Tories haben entdeckt, daß es die mißhandeltsten Menschen sind; die canadischen Provinzen sollen beruhigt werden: ungehört und ungesehen bricht man den Stab über die Männer, welche dieses höchst schwierige Amt übernehmen wollen – und warum? weil – Sir Robert Peel aus, und Lord J. Russell in dem Amt ist. Vor vielen Jahren hörte ich von einem torystischen Parlamentsmitglied das Geständniß, es erkenne die Zweckdienlichkeit einer gewissen Whigmaaßregel an. Ich fragte ihn, wie er in ihrem Betreff stimmen werde. „Stimmen? Ich unterstütze natürlicherweise meine Partei“ war die Antwort. Bekanntlich hatten die Tories, als Soult zur Krönung der Königin nach England kam, einen beleidigenden Artikel über die Schlacht von Toulouse gegen ihn in Bereitschaft. Der Herzog v. Wellington hörte davon; er schrieb an die Directoren des Quarterly Review, und bat sie diesen Artikel zu verschieben. Das Gesuch ward verweigert; der Artikel erschien. Die Tory-Tagblätter lobten und amplificirten ihn – und die Folge war, daß die Nation, aufgebracht über den feigen Versuch, alte Beschwerden aus Parteiabsichten aufzurühren, den alten Marschall empfing, wie nie zuvor Franzosen von Engländern empfangen worden. Kein Mittel ist so niedrig, daß diese Menschen nicht darnach greifen – keine Lüge so monströs, daß Tories sie nicht ersännen, und andere Tories sie nicht glaubten. Eine Toryzeitung hat einzig durch die schmerzliche Geschichte der Lady Flora Hastings ihr Glück gemacht – alle jene Verleumdungen gegen den Hof, alle jene faulen Lügen, die in allen conservativen Versammlungen proclamirt, zuletzt selbst von den Kanzeln verkündet wurden – warum? immer nur weil die Tories aus, die Whigs in dem Amte sind. Eben jetzt bewirbt sich ein Mann um eine Repräsentantenstelle der Hauptstadt im conservativen Interesse; zu seiner Unterstützung brachte er – W. Oastler, und verlas Briefe von Chartisten, die ihm ihren Schutz angedeihen lassen, weil er ein Feind des neuen Armengesetzes ist. Gebe der Himmel, daß die Zeit komme, wo es weder Tories noch Whigs mehr gibt, die Zeit, wo diese mächtige, edle, unglückliche Nation ihre eigenen Wünsche ausspricht, ihren eigenen Gang geht. Schweden. Der Adel hielt am 20 Jan. seine erste Sitzung im Ritterhaus; sie dauerte bis 3 Uhr Nachmittags und wurde endlich sehr hitzig. Der Landmarschall hielt zuerst seine Begrüßungsrede, und dann ward beschlossen, daß auf der Galerie auch für Fremde Raum gelassen, wie auf dem vorhergehenden Reichstag. Ein Antrag zur Erweiterung der Galerie ward an den bleibenden Ritterschaftsausschuß gewiesen. – Nun sollte zur Wahl der Bankmänner (aus denen später die Ausschußmitglieder genommen werden) geschritten und allmählich so die Versammlung constituirt werden, als Graf C. H. Ankarswärd die Bemerkung machte, daß nach der Reichstagsordnung die Beamten, als Staatsräthe, Justizräthe u. dgl., von der Wahl zu Bankmännern ausgeschlossen werden sollten. Dieß veranlaßte eine dreistündige hitzige Discussion, in welcher sogar Freiherr v. Palmstjerna, welcher anfangs den Vorschlag gar nicht zur Berathung bringen wollte, von der Möglichkeit sprach, daß er genöthigt seyn werde, den Marschallstab in die Hand des Königs zurückzugeben. Endlich kam es zum Abstimmen, und die Opposition drang mit 95 Stimmen gegen 94 durch, daß der Antrag zuzulassen sey. In der Sitzung am 21 Jan. setzte jedoch der Landmarschall seine Functionen noch fort, und es ward über die Wahl der beiden Mitglieder zu den Sprecherconferenzen gestimmt. Auf der Liste der Opposition standen: Frhr. Sprengtporten, der 96, und Frhr. W. Tersmeden, welcher 88 Stimmen erhielt; auf den des Hofes der Reichsherr Graf C. de Geer, der mit 148, und Assessor P. Lagerhjelm, der mit 114 Stimmen gewählt wurde. Außerdem erhielt Professor Cederschjöld 21 Stimmen. – Nun ließ noch Hr. v. Hartmannsdorff einen langen Protest wieder die gestrige Behandlung der Frage wegen Theilnahme der Minister an der Wahl der Bänkemänner verlesen, woraus unter Anderm hervorging, daß Ritterschaft und Adel nun schon 30 Jahre auf die bisherige Art (d. h. nach Behauptung der Opposition, wider das Grundgesetz) gewählt haben. Stockholm, 21 Jan. Nachdem die Vollmachten der Abgeordneten vom Bürger- und vom Bauernstande untersucht waren, traten diese Stände gestern zusammen, und wählten jeder eine Deputation, welche sich heute auf dem Schlosse einfanden, um den König zu bitten, die Sprecher zu ernennen. Der König ernannte darauf den Bürgermeister Holm zum Sprecher, und den Rådman der Stadt Malmö, Halling, zum Vicesprecher des Bürgerstandes. Beide gehörten auf dem vorigen Reichstage zur Opposition; Halling wurde sogar als Haupt der Opposition im Bürgerstande betrachtet. Zum Sprecher des Bauernstandes hatte der König gleichfalls den Chef der Opposition in diesem Stande, einen Bauer aus Westgothland, Namens Hans Jansson, bestimmt und ihn im voraus davon unterrichtet, wie es gewöhnlich ist. Dieser weigerte sich aber die Würde anzunehmen, so fern der schon ernannte Secretär des Bauernstandes nicht entsetzt, und es Hans Jansson überlassen würde, wen er wolle zum Secretär zu ernennen. Eine so anmaßende Forderung konnte nicht bewilligt werden, und der König ernannte heute, als die Deputation der Bauern sich bei ihm einfand, einen Bauer aus Nerike, Namens Anders Ericssohn, zum Sprecher, und einen Bauer aus Wermland, Namens Nehr Ericssohn, zum Vicesprecher dieses Standes. Keiner dieser beiden ist vorher Reichstagsmann gewesen; ihre Gesinnungen sind also noch nicht bekannt. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0014" n="0294"/> Sir Roberts und seiner Freunde erhoben haben würde. (?) Wie man sagt, ist der Herzog v. Wellington zu jenem absurden Vorschlag rein aus Furcht vor seiner eigenen Partei getrieben worden, die sonst noch etwas weit Absurderes vorgebracht haben würde. Ach, daß ein großer und redlicher Mann der Sklave solcher Verblendeten seyn, und sich durch Parteibande zu so thörichten und unwürdigen Handlungen verurtheilt sehen muß! „Mein lieber Freund,“ sagte der Herzog eines Tags zu einem Bekannten, „die Tories waren es, welche Canning tödteten, und die Tories haben mich vom Amte getrieben.“ Nie gab es eine größere Wahrheit! In unsern Zeiten scheint die Bigotterie dieser Menschen beinahe fabelhaft, so monströs ist sie; stets führen sie das unsinnige No-Popery-Geschrei im Munde, weil die Regierung gegen unsere katholischen Brüder gerecht seyn will; weil die Regierung das Armengesetz modificirt, vereinigen sich die menschenfreundlichen Tories mit Oastler und O'Connor, um es abzuschaffen; wenn die Regierung sich entschließt, einen Verbündeten zu unterstützen, einen mörderischen Angriff zu bestrafen, eine Gränze gegen einen gefährlichen Feind zu bewachen, eine Anstrengung für die Erhaltung einer Colonie zu machen – sogleich treten die Tories hervor, und hemmen oder lähmen den Erfolg. Evans und seine Mannschaft in Spanien ward von ihnen im eigentlichen Sinne niedergehetzt, mit einem Hasse, den sie selbst gegen Napoleon nicht so bitter entfaltet hatten; sie spotten über englische Siege, freuen sich englischer Niederlagen, und lieben und verehren den grausamen Bigotten, der unsere Landsleute niedermetzeln ließ. Die Expedition nach Kabul wird beschlossen, und nicht Eine Stimme erhebt sich zu ihren Gunsten; die chinesischen Räuber sollen bestraft werden, und siehe! die Tories haben entdeckt, daß es die mißhandeltsten Menschen sind; die canadischen Provinzen sollen beruhigt werden: ungehört und ungesehen bricht man den Stab über die Männer, welche dieses höchst schwierige Amt übernehmen wollen – und warum? weil – Sir Robert Peel aus, und Lord J. Russell in dem Amt ist. Vor vielen Jahren hörte ich von einem torystischen Parlamentsmitglied das Geständniß, es erkenne die Zweckdienlichkeit einer gewissen Whigmaaßregel an. Ich fragte ihn, wie er in ihrem Betreff stimmen werde. „Stimmen? Ich unterstütze natürlicherweise meine Partei“ war die Antwort. Bekanntlich hatten die Tories, als Soult zur Krönung der Königin nach England kam, einen beleidigenden Artikel über die Schlacht von Toulouse gegen ihn in Bereitschaft. Der Herzog v. Wellington hörte davon; er schrieb an die Directoren des Quarterly Review, und bat sie diesen Artikel zu verschieben. Das Gesuch ward verweigert; der Artikel erschien. Die Tory-Tagblätter lobten und amplificirten ihn – und die Folge war, daß die Nation, aufgebracht über den feigen Versuch, alte Beschwerden aus Parteiabsichten aufzurühren, den alten Marschall empfing, wie nie zuvor Franzosen von Engländern empfangen worden. Kein Mittel ist so niedrig, daß diese Menschen nicht darnach greifen – keine Lüge so monströs, daß Tories sie nicht ersännen, und andere Tories sie nicht glaubten. Eine Toryzeitung hat einzig durch die schmerzliche Geschichte der Lady Flora Hastings ihr Glück gemacht – alle jene Verleumdungen gegen den Hof, alle jene faulen Lügen, die in allen conservativen Versammlungen proclamirt, zuletzt selbst von den Kanzeln verkündet wurden – warum? immer nur weil die Tories aus, die Whigs in dem Amte sind. Eben jetzt bewirbt sich ein Mann um eine Repräsentantenstelle der Hauptstadt im conservativen Interesse; zu seiner Unterstützung brachte er – W. Oastler, und verlas Briefe von Chartisten, die ihm ihren Schutz angedeihen lassen, weil er ein Feind des neuen Armengesetzes ist. Gebe der Himmel, daß die Zeit komme, wo es weder Tories noch Whigs mehr gibt, die Zeit, wo diese mächtige, edle, unglückliche Nation ihre eigenen Wünsche ausspricht, ihren eigenen Gang geht.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schweden.</hi> </head><lb/> <p>Der Adel hielt am 20 Jan. seine erste Sitzung im Ritterhaus; sie dauerte bis 3 Uhr Nachmittags und wurde endlich sehr hitzig. Der Landmarschall hielt zuerst seine Begrüßungsrede, und dann ward beschlossen, daß auf der Galerie auch für Fremde Raum gelassen, wie auf dem vorhergehenden Reichstag. Ein Antrag zur Erweiterung der Galerie ward an den bleibenden Ritterschaftsausschuß gewiesen. – Nun sollte zur Wahl der Bankmänner (aus denen später die Ausschußmitglieder genommen werden) geschritten und allmählich so die Versammlung constituirt werden, als Graf C. H. Ankarswärd die Bemerkung machte, daß nach der Reichstagsordnung die Beamten, als Staatsräthe, Justizräthe u. dgl., von der Wahl zu Bankmännern ausgeschlossen werden sollten. Dieß veranlaßte eine dreistündige hitzige Discussion, in welcher sogar Freiherr v. Palmstjerna, welcher anfangs den Vorschlag gar nicht zur Berathung bringen wollte, von der Möglichkeit sprach, daß er genöthigt seyn werde, den Marschallstab in die Hand des Königs zurückzugeben. Endlich kam es zum Abstimmen, und die Opposition drang mit 95 Stimmen gegen 94 durch, daß der Antrag zuzulassen sey. In der Sitzung am 21 Jan. setzte jedoch der Landmarschall seine Functionen noch fort, und es ward über die Wahl der beiden Mitglieder zu den Sprecherconferenzen gestimmt. Auf der Liste der Opposition standen: Frhr. Sprengtporten, der 96, und Frhr. W. Tersmeden, welcher 88 Stimmen erhielt; auf den des Hofes der Reichsherr Graf C. de Geer, der mit 148, und Assessor P. Lagerhjelm, der mit 114 Stimmen gewählt wurde. Außerdem erhielt Professor Cederschjöld 21 Stimmen. – Nun ließ noch Hr. v. Hartmannsdorff einen langen Protest wieder die gestrige Behandlung der Frage wegen Theilnahme der Minister an der Wahl der Bänkemänner verlesen, woraus unter Anderm hervorging, daß Ritterschaft und Adel nun schon 30 Jahre auf die bisherige Art (d. h. nach Behauptung der Opposition, wider das Grundgesetz) gewählt haben.</p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline>*</byline> <dateline><hi rendition="#b">Stockholm,</hi> 21 Jan.</dateline> <p> Nachdem die Vollmachten der Abgeordneten vom Bürger- und vom Bauernstande untersucht waren, traten diese Stände gestern zusammen, und wählten jeder eine Deputation, welche sich heute auf dem Schlosse einfanden, um den König zu bitten, die Sprecher zu ernennen. Der König ernannte darauf den Bürgermeister <hi rendition="#g">Holm</hi> zum Sprecher, und den Rådman der Stadt Malmö, <hi rendition="#g">Halling</hi>, zum Vicesprecher des Bürgerstandes. Beide gehörten auf dem vorigen Reichstage zur Opposition; Halling wurde sogar als Haupt der Opposition im Bürgerstande betrachtet. Zum Sprecher des Bauernstandes hatte der König gleichfalls den Chef der Opposition in diesem Stande, einen Bauer aus Westgothland, Namens Hans Jansson, bestimmt und ihn im voraus davon unterrichtet, wie es gewöhnlich ist. Dieser weigerte sich aber die Würde anzunehmen, so fern der schon ernannte Secretär des Bauernstandes nicht entsetzt, und es Hans Jansson überlassen würde, wen er wolle zum Secretär zu ernennen. Eine so anmaßende Forderung konnte nicht bewilligt werden, und der König ernannte heute, als die Deputation der Bauern sich bei ihm einfand, einen Bauer aus Nerike, Namens Anders Ericssohn, zum Sprecher, und einen Bauer aus Wermland, Namens Nehr Ericssohn, zum Vicesprecher dieses Standes. Keiner dieser beiden ist vorher Reichstagsmann gewesen; ihre Gesinnungen sind also noch nicht bekannt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0294/0014]
Sir Roberts und seiner Freunde erhoben haben würde. (?) Wie man sagt, ist der Herzog v. Wellington zu jenem absurden Vorschlag rein aus Furcht vor seiner eigenen Partei getrieben worden, die sonst noch etwas weit Absurderes vorgebracht haben würde. Ach, daß ein großer und redlicher Mann der Sklave solcher Verblendeten seyn, und sich durch Parteibande zu so thörichten und unwürdigen Handlungen verurtheilt sehen muß! „Mein lieber Freund,“ sagte der Herzog eines Tags zu einem Bekannten, „die Tories waren es, welche Canning tödteten, und die Tories haben mich vom Amte getrieben.“ Nie gab es eine größere Wahrheit! In unsern Zeiten scheint die Bigotterie dieser Menschen beinahe fabelhaft, so monströs ist sie; stets führen sie das unsinnige No-Popery-Geschrei im Munde, weil die Regierung gegen unsere katholischen Brüder gerecht seyn will; weil die Regierung das Armengesetz modificirt, vereinigen sich die menschenfreundlichen Tories mit Oastler und O'Connor, um es abzuschaffen; wenn die Regierung sich entschließt, einen Verbündeten zu unterstützen, einen mörderischen Angriff zu bestrafen, eine Gränze gegen einen gefährlichen Feind zu bewachen, eine Anstrengung für die Erhaltung einer Colonie zu machen – sogleich treten die Tories hervor, und hemmen oder lähmen den Erfolg. Evans und seine Mannschaft in Spanien ward von ihnen im eigentlichen Sinne niedergehetzt, mit einem Hasse, den sie selbst gegen Napoleon nicht so bitter entfaltet hatten; sie spotten über englische Siege, freuen sich englischer Niederlagen, und lieben und verehren den grausamen Bigotten, der unsere Landsleute niedermetzeln ließ. Die Expedition nach Kabul wird beschlossen, und nicht Eine Stimme erhebt sich zu ihren Gunsten; die chinesischen Räuber sollen bestraft werden, und siehe! die Tories haben entdeckt, daß es die mißhandeltsten Menschen sind; die canadischen Provinzen sollen beruhigt werden: ungehört und ungesehen bricht man den Stab über die Männer, welche dieses höchst schwierige Amt übernehmen wollen – und warum? weil – Sir Robert Peel aus, und Lord J. Russell in dem Amt ist. Vor vielen Jahren hörte ich von einem torystischen Parlamentsmitglied das Geständniß, es erkenne die Zweckdienlichkeit einer gewissen Whigmaaßregel an. Ich fragte ihn, wie er in ihrem Betreff stimmen werde. „Stimmen? Ich unterstütze natürlicherweise meine Partei“ war die Antwort. Bekanntlich hatten die Tories, als Soult zur Krönung der Königin nach England kam, einen beleidigenden Artikel über die Schlacht von Toulouse gegen ihn in Bereitschaft. Der Herzog v. Wellington hörte davon; er schrieb an die Directoren des Quarterly Review, und bat sie diesen Artikel zu verschieben. Das Gesuch ward verweigert; der Artikel erschien. Die Tory-Tagblätter lobten und amplificirten ihn – und die Folge war, daß die Nation, aufgebracht über den feigen Versuch, alte Beschwerden aus Parteiabsichten aufzurühren, den alten Marschall empfing, wie nie zuvor Franzosen von Engländern empfangen worden. Kein Mittel ist so niedrig, daß diese Menschen nicht darnach greifen – keine Lüge so monströs, daß Tories sie nicht ersännen, und andere Tories sie nicht glaubten. Eine Toryzeitung hat einzig durch die schmerzliche Geschichte der Lady Flora Hastings ihr Glück gemacht – alle jene Verleumdungen gegen den Hof, alle jene faulen Lügen, die in allen conservativen Versammlungen proclamirt, zuletzt selbst von den Kanzeln verkündet wurden – warum? immer nur weil die Tories aus, die Whigs in dem Amte sind. Eben jetzt bewirbt sich ein Mann um eine Repräsentantenstelle der Hauptstadt im conservativen Interesse; zu seiner Unterstützung brachte er – W. Oastler, und verlas Briefe von Chartisten, die ihm ihren Schutz angedeihen lassen, weil er ein Feind des neuen Armengesetzes ist. Gebe der Himmel, daß die Zeit komme, wo es weder Tories noch Whigs mehr gibt, die Zeit, wo diese mächtige, edle, unglückliche Nation ihre eigenen Wünsche ausspricht, ihren eigenen Gang geht.
Schweden.
Der Adel hielt am 20 Jan. seine erste Sitzung im Ritterhaus; sie dauerte bis 3 Uhr Nachmittags und wurde endlich sehr hitzig. Der Landmarschall hielt zuerst seine Begrüßungsrede, und dann ward beschlossen, daß auf der Galerie auch für Fremde Raum gelassen, wie auf dem vorhergehenden Reichstag. Ein Antrag zur Erweiterung der Galerie ward an den bleibenden Ritterschaftsausschuß gewiesen. – Nun sollte zur Wahl der Bankmänner (aus denen später die Ausschußmitglieder genommen werden) geschritten und allmählich so die Versammlung constituirt werden, als Graf C. H. Ankarswärd die Bemerkung machte, daß nach der Reichstagsordnung die Beamten, als Staatsräthe, Justizräthe u. dgl., von der Wahl zu Bankmännern ausgeschlossen werden sollten. Dieß veranlaßte eine dreistündige hitzige Discussion, in welcher sogar Freiherr v. Palmstjerna, welcher anfangs den Vorschlag gar nicht zur Berathung bringen wollte, von der Möglichkeit sprach, daß er genöthigt seyn werde, den Marschallstab in die Hand des Königs zurückzugeben. Endlich kam es zum Abstimmen, und die Opposition drang mit 95 Stimmen gegen 94 durch, daß der Antrag zuzulassen sey. In der Sitzung am 21 Jan. setzte jedoch der Landmarschall seine Functionen noch fort, und es ward über die Wahl der beiden Mitglieder zu den Sprecherconferenzen gestimmt. Auf der Liste der Opposition standen: Frhr. Sprengtporten, der 96, und Frhr. W. Tersmeden, welcher 88 Stimmen erhielt; auf den des Hofes der Reichsherr Graf C. de Geer, der mit 148, und Assessor P. Lagerhjelm, der mit 114 Stimmen gewählt wurde. Außerdem erhielt Professor Cederschjöld 21 Stimmen. – Nun ließ noch Hr. v. Hartmannsdorff einen langen Protest wieder die gestrige Behandlung der Frage wegen Theilnahme der Minister an der Wahl der Bänkemänner verlesen, woraus unter Anderm hervorging, daß Ritterschaft und Adel nun schon 30 Jahre auf die bisherige Art (d. h. nach Behauptung der Opposition, wider das Grundgesetz) gewählt haben.
* Stockholm, 21 Jan. Nachdem die Vollmachten der Abgeordneten vom Bürger- und vom Bauernstande untersucht waren, traten diese Stände gestern zusammen, und wählten jeder eine Deputation, welche sich heute auf dem Schlosse einfanden, um den König zu bitten, die Sprecher zu ernennen. Der König ernannte darauf den Bürgermeister Holm zum Sprecher, und den Rådman der Stadt Malmö, Halling, zum Vicesprecher des Bürgerstandes. Beide gehörten auf dem vorigen Reichstage zur Opposition; Halling wurde sogar als Haupt der Opposition im Bürgerstande betrachtet. Zum Sprecher des Bauernstandes hatte der König gleichfalls den Chef der Opposition in diesem Stande, einen Bauer aus Westgothland, Namens Hans Jansson, bestimmt und ihn im voraus davon unterrichtet, wie es gewöhnlich ist. Dieser weigerte sich aber die Würde anzunehmen, so fern der schon ernannte Secretär des Bauernstandes nicht entsetzt, und es Hans Jansson überlassen würde, wen er wolle zum Secretär zu ernennen. Eine so anmaßende Forderung konnte nicht bewilligt werden, und der König ernannte heute, als die Deputation der Bauern sich bei ihm einfand, einen Bauer aus Nerike, Namens Anders Ericssohn, zum Sprecher, und einen Bauer aus Wermland, Namens Nehr Ericssohn, zum Vicesprecher dieses Standes. Keiner dieser beiden ist vorher Reichstagsmann gewesen; ihre Gesinnungen sind also noch nicht bekannt.
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