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Allgemeine Zeitung. Nr. 40. Augsburg, 9. Februar 1840.

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mehr mit der Annäherung zwischen beiden Mächten zu versöhnen, soll allerdings aus einer beachtenswerthen Quelle kommen. Die Frage ist nur, in welcher Absicht wurde ein so seltsames und unwahrscheinliches Gerücht hieher gemeldet, damit der Journalismus sich seiner bemächtige? - Die Partei Chambolle-Barrot hat wirklich im Siecle obgesiegt, und Hr. Dutaq ist von demselben entfernt; das Journal gehört also mehr als je der dynastischen Linken. - Die hohe Gesellschaft ist äußerst unangenehm berührt durch die von vielen Journalen erzählte Vergiftung eines Hrn. Lafarge, Besitzer eines Eisenhammers im Departement de Correze, denn die Missethäterin ist die Tochter des Hrn. Garat, des Directors der französischen Bank. Die Umstände, unter denen das Verbrechen vollzogen ward, zeugen von höchster Depravation. Die Dame, abwesend von ihrem Manne, der sie sehr liebte, schickte ihm einen kleinen Kuchen mit dem zärtlichsten Briefe, ihn auffordernd, ihn zu der und der Stunde zu essen, in der sie ihrerseits einen ähnlichen verzehren würde, an ihn denkend; und dieser Kuchen enthielt das Gift. Der Uriasbrief ward von den Behörden gefunden. - Sie werden aus Janins Feuilleton in den Debats von heute sehen, daß man gesagt hatte, er sey in einem Duell erschossen worden. Das Duell sollte mit dem Grafen Walewski, natürlichem Sohn Napoleons, Eigenthümer des Messager und Verfasser des von Janin hart mitgenommenen Lustspiels l'ecole du monde vorgefallen seyn. Ganz Paris sprach davon zwei Tage lang. Es war aber Alles erfunden.

Belgien.
***

Prinz Albert, der Bräutigam der Königin von England, ist auf seiner Reise nach London, in Begleitung seines Vaters, des regierenden Herzogs, seines Bruders, des Erbprinzen, so wie des Lords Torrington und des Obristen Grey, gestern hier angekommen. Der Prinz kam von Lüttich auf der Eisenbahn an, und ward auf der Brüsseler-Station von dem Stadtgouverneur und den Adjutanten des Königs empfangen. Das Regiment Guiden folgte dem Zuge und eröffnete ihn. Die Besatzung stand unterm Gewehr. Der aus fünf Hofwägen bestehende Zug fuhr durch die Hauptstraßen und den Boulevard in das Palais. Dabei hatten sich eine Menge Zuschauer eingefunden. Zur Seite des Wagens der Prinzen, die nicht in Uniform waren, ritten der Militärgouverneur und der Platzcommandant. Der englische Gesandte am Brüsseler Hofe folgte ihnen. Sie stiegen an einem der Pavillons des k. Palastes ab. Diesen Abend ist großes Diner bei Hofe, nach demselben Ball. Der Aufenthalt der Prinzen wird nicht über den 6 oder 7 d. dauern. Prinz Albert war in unserer Stadt schon bekannt, indem er die Jahre 1836 und 1837 mit seinem Bruder, dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, hier zugebracht. Man vernahm von Allen, die ihn kannten, nur Löbliches und Rühmliches über ihn. Er studirte hier Mathematik, Militärwissenschaften und französische Litteratur, so wie Staatsökonomie, und bezog dann als Student die Universität Bonn. Der König Leopold hegt eine besondere Vorliebe für ihn. - Graf Bussieres, französischer Gesandter bei dem sächsischen Hofe, ist seit zwei Tagen in Brüssel, um der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg seine Aufwartung zu machen, welche hier mit ihrem Vater in den nächsten Tagen erwartet wird.

Niederlande.

Holländische Blätter schreiben aus dem Haag vom 31 Jan.: "Man spricht von noch größern Einschränkungen, die im Militär stattfinden sollen. Einige Oberofficiere sollen in Nicht-Activität gestellt werden, die freiwillige Werbung ganz aufhören - Von dem bekannten Donker Curtins erwartet man mit nächstem eine neue Schrift über die Revision des Grundgesetzes. - In der letzten Audienz Sr. Maj. des Königs wurde auch eine Deputation von Theilhabern an einer neueinzurichtenden Dampfschifffahrt von Rotterdam nach Antwerpen vorgelassen; verschiedene Handelshäuser, Fabricanten und Capitalisten sind dabei interessirt, und man scheint allgemein zu wünschen, daß die Sache in Bälde zu Stande komme.

*

Ein neuer königlicher Beschluß befiehlt wieder verschiedene Einschränkungen bei dem Militärwesen. Mehrere Staabsofficiere der Cavallerie, darunter der Commandant der leichten Cavalleriebrigade, Baron v. Posson, sind auf Nonactivitätstractament gestellt worden. Die Musikbanden aller Regimenter, das der Grenadiere ausgenommen, sind aufgelöst. - Die Debatten über unsre politischen Zustände in den öffentlichen Blättern scheinen zur Ausgabe neuer Zeitungen aufzumuntern. So soll nun zu Gröningen eine Zeitung erscheinen, welche den Titel trägt: "Tolk der Vryheid (Dolmetscher der Freiheit)," und wovon der Prospectus, der ein Oppositionsblatt verspricht, schon ausgegeben ist. - Hoffentlich macht die Regierung durch weise Nachgiebigkeit aller Opposition ein Ende.

Italien.

Die neuesten Unterhandlungen wegen einer Aussöhnung des Königs von Neapel mit seinem Bruder, dem Prinzen von Capua, sind an der Beharrlichkeit des letztern gescheitert. Der König hat den damit beauftragt gewesenen Chevalier Versace einberufen.

Deutschland.

Nach dem Fränkischen Merkur waren in Würzburg in den letzten Tagen Abgeordnete der Handelskammer und Handlungsvorstände, dann der 45 Rangschiffer von Köln, Mainz, Frankfurt, Aschaffenburg, Miltenberg, Würzburg, Kitzingen, Marktbreit, Schweinfurt und Bamberg versammelt, um unter Vorsitz eines k. Regierungscommissärs in Betreff des vertragsmäßigen Handels- und Schifffahrtsverkehrs zwischen allen Mainstädten für das Jahr 1840die nöthigen Anordnungen für die Schifffahrt und den Gütertransport, die Bestimmung der abwechselnden Rangfahrten, die Aenderung und Ausgleichung einzelner Tarifsätze, und insbesondere die Vereinigung mehrerer Streitpunkte über die Anforderungen der Schiffer im Interesse des in steigender Zunahme begriffenen Mainhandels zu berathen.

Nach vielfachen Vorbereitungen gelang es endlich in einer Generalversammlung der sich für die Sache Interessirenden am 2 Febr., einen Filialverein der bayerisch-würtembergischen Donaudampfschifffahrt zu constituiren, welcher es sich zur Aufgabe macht, durch den Bau neuer Schiffe die Ausdehnung der Fahrt bis hieher zu realisiren, welche mit den bisher vorhandenen Geldmitteln und Schiffen der Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre. Man muß es vor Allem der hohen Staatsregierung Dank wissen, daß sie sich selbst bei diesem Unternehmen mit einer nicht unbedeutenden Summe betheiligt hat. Diesem Umstande zunächst, so wie der eifrigsten Thätigkeit des bisherigen provisorischen Ausschusses, der mit angemessener Verstärkung ganz in den neuen Gesellschaftsausschuß eingetreten, ist das bisherige Gelingen der Sache zuzuschreiben, und wir dürfen uns nun der Hoffnung hingeben, daß in kurzer Zeit eine geregelte Fahrt von hier bis Wien hergestellt seyn werde. (Schw. M.)

Folgendes ist ein Auszug aus den den Landständen vorgelegten Etats für die Finanzperiode

mehr mit der Annäherung zwischen beiden Mächten zu versöhnen, soll allerdings aus einer beachtenswerthen Quelle kommen. Die Frage ist nur, in welcher Absicht wurde ein so seltsames und unwahrscheinliches Gerücht hieher gemeldet, damit der Journalismus sich seiner bemächtige? – Die Partei Chambolle-Barrot hat wirklich im Siècle obgesiegt, und Hr. Dutaq ist von demselben entfernt; das Journal gehört also mehr als je der dynastischen Linken. – Die hohe Gesellschaft ist äußerst unangenehm berührt durch die von vielen Journalen erzählte Vergiftung eines Hrn. Lafarge, Besitzer eines Eisenhammers im Departement de Corrèze, denn die Missethäterin ist die Tochter des Hrn. Garat, des Directors der französischen Bank. Die Umstände, unter denen das Verbrechen vollzogen ward, zeugen von höchster Depravation. Die Dame, abwesend von ihrem Manne, der sie sehr liebte, schickte ihm einen kleinen Kuchen mit dem zärtlichsten Briefe, ihn auffordernd, ihn zu der und der Stunde zu essen, in der sie ihrerseits einen ähnlichen verzehren würde, an ihn denkend; und dieser Kuchen enthielt das Gift. Der Uriasbrief ward von den Behörden gefunden. – Sie werden aus Janins Feuilleton in den Débats von heute sehen, daß man gesagt hatte, er sey in einem Duell erschossen worden. Das Duell sollte mit dem Grafen Walewski, natürlichem Sohn Napoleons, Eigenthümer des Messager und Verfasser des von Janin hart mitgenommenen Lustspiels l'école du monde vorgefallen seyn. Ganz Paris sprach davon zwei Tage lang. Es war aber Alles erfunden.

Belgien.
***

Prinz Albert, der Bräutigam der Königin von England, ist auf seiner Reise nach London, in Begleitung seines Vaters, des regierenden Herzogs, seines Bruders, des Erbprinzen, so wie des Lords Torrington und des Obristen Grey, gestern hier angekommen. Der Prinz kam von Lüttich auf der Eisenbahn an, und ward auf der Brüsseler-Station von dem Stadtgouverneur und den Adjutanten des Königs empfangen. Das Regiment Guiden folgte dem Zuge und eröffnete ihn. Die Besatzung stand unterm Gewehr. Der aus fünf Hofwägen bestehende Zug fuhr durch die Hauptstraßen und den Boulevard in das Palais. Dabei hatten sich eine Menge Zuschauer eingefunden. Zur Seite des Wagens der Prinzen, die nicht in Uniform waren, ritten der Militärgouverneur und der Platzcommandant. Der englische Gesandte am Brüsseler Hofe folgte ihnen. Sie stiegen an einem der Pavillons des k. Palastes ab. Diesen Abend ist großes Diner bei Hofe, nach demselben Ball. Der Aufenthalt der Prinzen wird nicht über den 6 oder 7 d. dauern. Prinz Albert war in unserer Stadt schon bekannt, indem er die Jahre 1836 und 1837 mit seinem Bruder, dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, hier zugebracht. Man vernahm von Allen, die ihn kannten, nur Löbliches und Rühmliches über ihn. Er studirte hier Mathematik, Militärwissenschaften und französische Litteratur, so wie Staatsökonomie, und bezog dann als Student die Universität Bonn. Der König Leopold hegt eine besondere Vorliebe für ihn. – Graf Bussieres, französischer Gesandter bei dem sächsischen Hofe, ist seit zwei Tagen in Brüssel, um der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg seine Aufwartung zu machen, welche hier mit ihrem Vater in den nächsten Tagen erwartet wird.

Niederlande.

Holländische Blätter schreiben aus dem Haag vom 31 Jan.: „Man spricht von noch größern Einschränkungen, die im Militär stattfinden sollen. Einige Oberofficiere sollen in Nicht-Activität gestellt werden, die freiwillige Werbung ganz aufhören – Von dem bekannten Donker Curtins erwartet man mit nächstem eine neue Schrift über die Revision des Grundgesetzes. – In der letzten Audienz Sr. Maj. des Königs wurde auch eine Deputation von Theilhabern an einer neueinzurichtenden Dampfschifffahrt von Rotterdam nach Antwerpen vorgelassen; verschiedene Handelshäuser, Fabricanten und Capitalisten sind dabei interessirt, und man scheint allgemein zu wünschen, daß die Sache in Bälde zu Stande komme.

*✝

Ein neuer königlicher Beschluß befiehlt wieder verschiedene Einschränkungen bei dem Militärwesen. Mehrere Staabsofficiere der Cavallerie, darunter der Commandant der leichten Cavalleriebrigade, Baron v. Posson, sind auf Nonactivitätstractament gestellt worden. Die Musikbanden aller Regimenter, das der Grenadiere ausgenommen, sind aufgelöst. – Die Debatten über unsre politischen Zustände in den öffentlichen Blättern scheinen zur Ausgabe neuer Zeitungen aufzumuntern. So soll nun zu Gröningen eine Zeitung erscheinen, welche den Titel trägt: „Tolk der Vryheid (Dolmetscher der Freiheit),“ und wovon der Prospectus, der ein Oppositionsblatt verspricht, schon ausgegeben ist. – Hoffentlich macht die Regierung durch weise Nachgiebigkeit aller Opposition ein Ende.

Italien.

Die neuesten Unterhandlungen wegen einer Aussöhnung des Königs von Neapel mit seinem Bruder, dem Prinzen von Capua, sind an der Beharrlichkeit des letztern gescheitert. Der König hat den damit beauftragt gewesenen Chevalier Versace einberufen.

Deutschland.

Nach dem Fränkischen Merkur waren in Würzburg in den letzten Tagen Abgeordnete der Handelskammer und Handlungsvorstände, dann der 45 Rangschiffer von Köln, Mainz, Frankfurt, Aschaffenburg, Miltenberg, Würzburg, Kitzingen, Marktbreit, Schweinfurt und Bamberg versammelt, um unter Vorsitz eines k. Regierungscommissärs in Betreff des vertragsmäßigen Handels- und Schifffahrtsverkehrs zwischen allen Mainstädten für das Jahr 1840die nöthigen Anordnungen für die Schifffahrt und den Gütertransport, die Bestimmung der abwechselnden Rangfahrten, die Aenderung und Ausgleichung einzelner Tarifsätze, und insbesondere die Vereinigung mehrerer Streitpunkte über die Anforderungen der Schiffer im Interesse des in steigender Zunahme begriffenen Mainhandels zu berathen.

Nach vielfachen Vorbereitungen gelang es endlich in einer Generalversammlung der sich für die Sache Interessirenden am 2 Febr., einen Filialverein der bayerisch-würtembergischen Donaudampfschifffahrt zu constituiren, welcher es sich zur Aufgabe macht, durch den Bau neuer Schiffe die Ausdehnung der Fahrt bis hieher zu realisiren, welche mit den bisher vorhandenen Geldmitteln und Schiffen der Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre. Man muß es vor Allem der hohen Staatsregierung Dank wissen, daß sie sich selbst bei diesem Unternehmen mit einer nicht unbedeutenden Summe betheiligt hat. Diesem Umstande zunächst, so wie der eifrigsten Thätigkeit des bisherigen provisorischen Ausschusses, der mit angemessener Verstärkung ganz in den neuen Gesellschaftsausschuß eingetreten, ist das bisherige Gelingen der Sache zuzuschreiben, und wir dürfen uns nun der Hoffnung hingeben, daß in kurzer Zeit eine geregelte Fahrt von hier bis Wien hergestellt seyn werde. (Schw. M.)

Folgendes ist ein Auszug aus den den Landständen vorgelegten Etats für die Finanzperiode

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          <p> Prinz Albert, der Bräutigam der Königin von England, ist auf seiner Reise nach London, in Begleitung seines Vaters, des regierenden Herzogs, seines Bruders, des Erbprinzen, so wie des Lords Torrington und des Obristen Grey, gestern hier angekommen. Der Prinz kam von Lüttich auf der Eisenbahn an, und ward auf der Brüsseler-Station von dem Stadtgouverneur und den Adjutanten des Königs empfangen. Das Regiment Guiden folgte dem Zuge und eröffnete ihn. Die Besatzung stand unterm Gewehr. Der aus fünf Hofwägen bestehende Zug fuhr durch die Hauptstraßen und den Boulevard in das Palais. Dabei hatten sich eine Menge Zuschauer eingefunden. Zur Seite des Wagens der Prinzen, die nicht in Uniform waren, ritten der Militärgouverneur und der Platzcommandant. Der englische Gesandte am Brüsseler Hofe folgte ihnen. Sie stiegen an einem der Pavillons des k. Palastes ab. Diesen Abend ist großes Diner bei Hofe, nach demselben Ball. Der Aufenthalt der Prinzen wird nicht über den 6 oder 7 d. dauern. Prinz Albert war in unserer Stadt schon bekannt, indem er die Jahre 1836 und 1837 mit seinem Bruder, dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, hier zugebracht. Man vernahm von Allen, die ihn kannten, nur Löbliches und Rühmliches über ihn. Er studirte hier Mathematik, Militärwissenschaften und französische Litteratur, so wie Staatsökonomie, und bezog dann als Student die Universität Bonn. Der König Leopold hegt eine besondere Vorliebe für ihn. &#x2013; Graf Bussieres, französischer Gesandter bei dem sächsischen Hofe, ist seit zwei Tagen in Brüssel, um der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg seine Aufwartung zu machen, welche hier mit ihrem Vater in den nächsten Tagen erwartet wird.</p>
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[0317/0005] mehr mit der Annäherung zwischen beiden Mächten zu versöhnen, soll allerdings aus einer beachtenswerthen Quelle kommen. Die Frage ist nur, in welcher Absicht wurde ein so seltsames und unwahrscheinliches Gerücht hieher gemeldet, damit der Journalismus sich seiner bemächtige? – Die Partei Chambolle-Barrot hat wirklich im Siècle obgesiegt, und Hr. Dutaq ist von demselben entfernt; das Journal gehört also mehr als je der dynastischen Linken. – Die hohe Gesellschaft ist äußerst unangenehm berührt durch die von vielen Journalen erzählte Vergiftung eines Hrn. Lafarge, Besitzer eines Eisenhammers im Departement de Corrèze, denn die Missethäterin ist die Tochter des Hrn. Garat, des Directors der französischen Bank. Die Umstände, unter denen das Verbrechen vollzogen ward, zeugen von höchster Depravation. Die Dame, abwesend von ihrem Manne, der sie sehr liebte, schickte ihm einen kleinen Kuchen mit dem zärtlichsten Briefe, ihn auffordernd, ihn zu der und der Stunde zu essen, in der sie ihrerseits einen ähnlichen verzehren würde, an ihn denkend; und dieser Kuchen enthielt das Gift. Der Uriasbrief ward von den Behörden gefunden. – Sie werden aus Janins Feuilleton in den Débats von heute sehen, daß man gesagt hatte, er sey in einem Duell erschossen worden. Das Duell sollte mit dem Grafen Walewski, natürlichem Sohn Napoleons, Eigenthümer des Messager und Verfasser des von Janin hart mitgenommenen Lustspiels l'école du monde vorgefallen seyn. Ganz Paris sprach davon zwei Tage lang. Es war aber Alles erfunden. Belgien. ***Brüssel, 2 Februar. Prinz Albert, der Bräutigam der Königin von England, ist auf seiner Reise nach London, in Begleitung seines Vaters, des regierenden Herzogs, seines Bruders, des Erbprinzen, so wie des Lords Torrington und des Obristen Grey, gestern hier angekommen. Der Prinz kam von Lüttich auf der Eisenbahn an, und ward auf der Brüsseler-Station von dem Stadtgouverneur und den Adjutanten des Königs empfangen. Das Regiment Guiden folgte dem Zuge und eröffnete ihn. Die Besatzung stand unterm Gewehr. Der aus fünf Hofwägen bestehende Zug fuhr durch die Hauptstraßen und den Boulevard in das Palais. Dabei hatten sich eine Menge Zuschauer eingefunden. Zur Seite des Wagens der Prinzen, die nicht in Uniform waren, ritten der Militärgouverneur und der Platzcommandant. Der englische Gesandte am Brüsseler Hofe folgte ihnen. Sie stiegen an einem der Pavillons des k. Palastes ab. Diesen Abend ist großes Diner bei Hofe, nach demselben Ball. Der Aufenthalt der Prinzen wird nicht über den 6 oder 7 d. dauern. Prinz Albert war in unserer Stadt schon bekannt, indem er die Jahre 1836 und 1837 mit seinem Bruder, dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, hier zugebracht. Man vernahm von Allen, die ihn kannten, nur Löbliches und Rühmliches über ihn. Er studirte hier Mathematik, Militärwissenschaften und französische Litteratur, so wie Staatsökonomie, und bezog dann als Student die Universität Bonn. Der König Leopold hegt eine besondere Vorliebe für ihn. – Graf Bussieres, französischer Gesandter bei dem sächsischen Hofe, ist seit zwei Tagen in Brüssel, um der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg seine Aufwartung zu machen, welche hier mit ihrem Vater in den nächsten Tagen erwartet wird. Niederlande. Holländische Blätter schreiben aus dem Haag vom 31 Jan.: „Man spricht von noch größern Einschränkungen, die im Militär stattfinden sollen. Einige Oberofficiere sollen in Nicht-Activität gestellt werden, die freiwillige Werbung ganz aufhören – Von dem bekannten Donker Curtins erwartet man mit nächstem eine neue Schrift über die Revision des Grundgesetzes. – In der letzten Audienz Sr. Maj. des Königs wurde auch eine Deputation von Theilhabern an einer neueinzurichtenden Dampfschifffahrt von Rotterdam nach Antwerpen vorgelassen; verschiedene Handelshäuser, Fabricanten und Capitalisten sind dabei interessirt, und man scheint allgemein zu wünschen, daß die Sache in Bälde zu Stande komme. *✝ Aus dem Haag, 1 Febr. Ein neuer königlicher Beschluß befiehlt wieder verschiedene Einschränkungen bei dem Militärwesen. Mehrere Staabsofficiere der Cavallerie, darunter der Commandant der leichten Cavalleriebrigade, Baron v. Posson, sind auf Nonactivitätstractament gestellt worden. Die Musikbanden aller Regimenter, das der Grenadiere ausgenommen, sind aufgelöst. – Die Debatten über unsre politischen Zustände in den öffentlichen Blättern scheinen zur Ausgabe neuer Zeitungen aufzumuntern. So soll nun zu Gröningen eine Zeitung erscheinen, welche den Titel trägt: „Tolk der Vryheid (Dolmetscher der Freiheit),“ und wovon der Prospectus, der ein Oppositionsblatt verspricht, schon ausgegeben ist. – Hoffentlich macht die Regierung durch weise Nachgiebigkeit aller Opposition ein Ende. Italien. _ Von der italienischen Gränze, 1 Febr. Die neuesten Unterhandlungen wegen einer Aussöhnung des Königs von Neapel mit seinem Bruder, dem Prinzen von Capua, sind an der Beharrlichkeit des letztern gescheitert. Der König hat den damit beauftragt gewesenen Chevalier Versace einberufen. Deutschland. Nach dem Fränkischen Merkur waren in Würzburg in den letzten Tagen Abgeordnete der Handelskammer und Handlungsvorstände, dann der 45 Rangschiffer von Köln, Mainz, Frankfurt, Aschaffenburg, Miltenberg, Würzburg, Kitzingen, Marktbreit, Schweinfurt und Bamberg versammelt, um unter Vorsitz eines k. Regierungscommissärs in Betreff des vertragsmäßigen Handels- und Schifffahrtsverkehrs zwischen allen Mainstädten für das Jahr 1840die nöthigen Anordnungen für die Schifffahrt und den Gütertransport, die Bestimmung der abwechselnden Rangfahrten, die Aenderung und Ausgleichung einzelner Tarifsätze, und insbesondere die Vereinigung mehrerer Streitpunkte über die Anforderungen der Schiffer im Interesse des in steigender Zunahme begriffenen Mainhandels zu berathen. _ Ulm. Nach vielfachen Vorbereitungen gelang es endlich in einer Generalversammlung der sich für die Sache Interessirenden am 2 Febr., einen Filialverein der bayerisch-würtembergischen Donaudampfschifffahrt zu constituiren, welcher es sich zur Aufgabe macht, durch den Bau neuer Schiffe die Ausdehnung der Fahrt bis hieher zu realisiren, welche mit den bisher vorhandenen Geldmitteln und Schiffen der Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre. Man muß es vor Allem der hohen Staatsregierung Dank wissen, daß sie sich selbst bei diesem Unternehmen mit einer nicht unbedeutenden Summe betheiligt hat. Diesem Umstande zunächst, so wie der eifrigsten Thätigkeit des bisherigen provisorischen Ausschusses, der mit angemessener Verstärkung ganz in den neuen Gesellschaftsausschuß eingetreten, ist das bisherige Gelingen der Sache zuzuschreiben, und wir dürfen uns nun der Hoffnung hingeben, daß in kurzer Zeit eine geregelte Fahrt von hier bis Wien hergestellt seyn werde. (Schw. M.) _ Braunschweig, 23 Jan. Folgendes ist ein Auszug aus den den Landständen vorgelegten Etats für die Finanzperiode

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 40. Augsburg, 9. Februar 1840, S. 0317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_040_18400209/5>, abgerufen am 28.04.2024.