Allgemeine Zeitung. Nr. 42. Augsburg, 11. Februar 1840.nicht zurückgelegt hat, keine Hoftrauer angelegt wird, erleiden die Lustbarkeiten des dießjährigen Carnevals am hiesigen Hofe durch diesen Trauerfall doch eine bedeutende Unterbrechung. - In den nächsten Tagen geht von hier Graf Georg Esterhazy als Courier nach London ab. * Wien, 6 Febr. Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses wies am 3 Febr. 2572 und am 4 2621 Kranke aus. Die Witterung ist fortwährend sehr milde, und scheint allenthalben so zu seyn, da von der gallicischen Gränze gegen Rußland so gut wie aus Siebenbürgen gemeldet wird, daß ein plötzlich eingetretenes Thauwetter den Schnee geschmolzen und die Chausseen unter Wasser gesetzt habe. Der Eisgang zwischen Ofen und Pesth ist ohne Unglück zu verursachen erfolgt. Türkei. *Konstantinopel, 22 Jan. Die Unterhandlungen des Hrn. Zographos hinsichtlich des Abschlusses eines Handelstractats mit der Pforte haben eine plötzliche sehr günstige Wendung genommen. Hr. Zographos, der Konstantinopel sehr bald verlassen soll, um nach Griechenland zurückzukehren, wird noch vor seiner Abreise diese Angelegenheit zum Abschlusse bringen können, da alle Punkte des Vertrags bereits festgestellt und erledigt zu seyn scheinen. Der zwischen Großbritannien und der Pforte am 16 August 1838 abgeschlossene Tractat wurde auch hier den Stipulationen zu Grunde gelegt. - Der Großwessier Chosrew Pascha hatte vorgestern einen apoplektischen Anfall. Durch schnell angewandte ärztliche Hülfe ist der alte Großwessier gerettet worden; er befindet sich heute in einem erträglichen Zustände. Der Tod dieses Mannes, der allein die fein angelegten Plane des Vicekönigs zu durchschauen vermag, wäre in diesem Augenblick für die Pforte ein fast unersetzlicher Verlust. * Konstantinopel, 22 Jan. In den Civilämtern haben durch großherrliche Verordnung vom 18 d. folgende Veränderungen stattgefunden: Nedschib Efendi, Intendant des Kriegsmaterials, ist zum Tschauschbaschi ernannt, und in seinem vorigen Amte durch Ziver Efendi ersetzt worden. Der Defterdar Hadschi Edhem Efendi wurde zum Mitgliede des Reichsraths und Hadschi Saib Efendi, bisheriger Davi Naziri (Justizpräsident) zur Stelle eines Umuri Malie Naziri oder obersten Finanzministers erwählt, hingegen jene eines Defterdars der großherrlichen Schatzkammer dem Defterdar der Pachtungen Musa Efendi, mit Beibehaltung dieses letztern Amtes verliehen. - Gestern Morgens ist eine englische Fregatte in den Bospor eingelaufen, welche bestimmt ist, die bisher stationirte Fregatte "Carisford" abzulösen. - Obgleich sich auch in neuester Zeit in Bulgarien namentlich längs der Donau-Ufer mehrere Pestfälle ereignet haben, erhält sich doch der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt fortwährend gut. nicht zurückgelegt hat, keine Hoftrauer angelegt wird, erleiden die Lustbarkeiten des dießjährigen Carnevals am hiesigen Hofe durch diesen Trauerfall doch eine bedeutende Unterbrechung. – In den nächsten Tagen geht von hier Graf Georg Esterhazy als Courier nach London ab. * Wien, 6 Febr. Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses wies am 3 Febr. 2572 und am 4 2621 Kranke aus. Die Witterung ist fortwährend sehr milde, und scheint allenthalben so zu seyn, da von der gallicischen Gränze gegen Rußland so gut wie aus Siebenbürgen gemeldet wird, daß ein plötzlich eingetretenes Thauwetter den Schnee geschmolzen und die Chausseen unter Wasser gesetzt habe. Der Eisgang zwischen Ofen und Pesth ist ohne Unglück zu verursachen erfolgt. Türkei. *✝Konstantinopel, 22 Jan. Die Unterhandlungen des Hrn. Zographos hinsichtlich des Abschlusses eines Handelstractats mit der Pforte haben eine plötzliche sehr günstige Wendung genommen. Hr. Zographos, der Konstantinopel sehr bald verlassen soll, um nach Griechenland zurückzukehren, wird noch vor seiner Abreise diese Angelegenheit zum Abschlusse bringen können, da alle Punkte des Vertrags bereits festgestellt und erledigt zu seyn scheinen. Der zwischen Großbritannien und der Pforte am 16 August 1838 abgeschlossene Tractat wurde auch hier den Stipulationen zu Grunde gelegt. – Der Großwessier Chosrew Pascha hatte vorgestern einen apoplektischen Anfall. Durch schnell angewandte ärztliche Hülfe ist der alte Großwessier gerettet worden; er befindet sich heute in einem erträglichen Zustände. Der Tod dieses Mannes, der allein die fein angelegten Plane des Vicekönigs zu durchschauen vermag, wäre in diesem Augenblick für die Pforte ein fast unersetzlicher Verlust. * Konstantinopel, 22 Jan. In den Civilämtern haben durch großherrliche Verordnung vom 18 d. folgende Veränderungen stattgefunden: Nedschib Efendi, Intendant des Kriegsmaterials, ist zum Tschauschbaschi ernannt, und in seinem vorigen Amte durch Ziver Efendi ersetzt worden. Der Defterdar Hadschi Edhem Efendi wurde zum Mitgliede des Reichsraths und Hadschi Saib Efendi, bisheriger Davi Naziri (Justizpräsident) zur Stelle eines Umuri Malie Naziri oder obersten Finanzministers erwählt, hingegen jene eines Defterdars der großherrlichen Schatzkammer dem Defterdar der Pachtungen Musa Efendi, mit Beibehaltung dieses letztern Amtes verliehen. – Gestern Morgens ist eine englische Fregatte in den Bospor eingelaufen, welche bestimmt ist, die bisher stationirte Fregatte „Carisford“ abzulösen. – Obgleich sich auch in neuester Zeit in Bulgarien namentlich längs der Donau-Ufer mehrere Pestfälle ereignet haben, erhält sich doch der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt fortwährend gut. <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0336"/> nicht zurückgelegt hat, keine Hoftrauer angelegt wird, erleiden die Lustbarkeiten des dießjährigen Carnevals am hiesigen Hofe durch diesen Trauerfall doch eine bedeutende Unterbrechung. – In den nächsten Tagen geht von hier Graf Georg Esterhazy als Courier nach London ab.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>*</head> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 6 Febr.</dateline> <p> Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses wies am 3 Febr. 2572 und am 4 2621 Kranke aus. Die Witterung ist fortwährend sehr milde, und scheint allenthalben so zu seyn, da von der gallicischen Gränze gegen Rußland so gut wie aus Siebenbürgen gemeldet wird, daß ein plötzlich eingetretenes Thauwetter den Schnee geschmolzen und die Chausseen unter Wasser gesetzt habe. Der Eisgang zwischen Ofen und Pesth ist ohne Unglück zu verursachen erfolgt.</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Türkei.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head>*✝</head> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 22 Jan.</dateline> <p> Die Unterhandlungen des Hrn. Zographos hinsichtlich des Abschlusses eines Handelstractats mit der Pforte haben eine plötzliche sehr günstige Wendung genommen. Hr. Zographos, der Konstantinopel sehr bald verlassen soll, um nach Griechenland zurückzukehren, wird noch vor seiner Abreise diese Angelegenheit zum Abschlusse bringen können, da alle Punkte des Vertrags bereits festgestellt und erledigt zu seyn scheinen. Der zwischen Großbritannien und der Pforte am 16 August 1838 abgeschlossene Tractat wurde auch hier den Stipulationen zu Grunde gelegt. – Der Großwessier Chosrew Pascha hatte vorgestern einen apoplektischen Anfall. Durch schnell angewandte ärztliche Hülfe ist der alte Großwessier gerettet worden; er befindet sich heute in einem erträglichen Zustände. Der Tod dieses Mannes, der allein die fein angelegten Plane des Vicekönigs zu durchschauen vermag, wäre in diesem Augenblick für die Pforte ein fast unersetzlicher Verlust.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>*</head> <dateline><hi rendition="#b">Konstantinopel,</hi> 22 Jan.</dateline> <p> In den Civilämtern haben durch großherrliche Verordnung vom 18 d. folgende Veränderungen stattgefunden: Nedschib Efendi, Intendant des Kriegsmaterials, ist zum Tschauschbaschi ernannt, und in seinem vorigen Amte durch Ziver Efendi ersetzt worden. Der Defterdar Hadschi Edhem Efendi wurde zum Mitgliede des Reichsraths und Hadschi Saib Efendi, bisheriger Davi Naziri (Justizpräsident) zur Stelle eines Umuri Malie Naziri oder obersten Finanzministers erwählt, hingegen jene eines Defterdars der großherrlichen Schatzkammer dem Defterdar der Pachtungen Musa Efendi, mit Beibehaltung dieses letztern Amtes verliehen. – Gestern Morgens ist eine englische Fregatte in den Bospor eingelaufen, welche bestimmt ist, die bisher stationirte Fregatte „Carisford“ abzulösen. – Obgleich sich auch in neuester Zeit in Bulgarien namentlich längs der Donau-Ufer mehrere Pestfälle ereignet haben, erhält sich doch der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt fortwährend gut.</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [0336/0008]
nicht zurückgelegt hat, keine Hoftrauer angelegt wird, erleiden die Lustbarkeiten des dießjährigen Carnevals am hiesigen Hofe durch diesen Trauerfall doch eine bedeutende Unterbrechung. – In den nächsten Tagen geht von hier Graf Georg Esterhazy als Courier nach London ab.
* Wien, 6 Febr. Der gesammte Krankenstand des Wiener allgemeinen Krankenhauses wies am 3 Febr. 2572 und am 4 2621 Kranke aus. Die Witterung ist fortwährend sehr milde, und scheint allenthalben so zu seyn, da von der gallicischen Gränze gegen Rußland so gut wie aus Siebenbürgen gemeldet wird, daß ein plötzlich eingetretenes Thauwetter den Schnee geschmolzen und die Chausseen unter Wasser gesetzt habe. Der Eisgang zwischen Ofen und Pesth ist ohne Unglück zu verursachen erfolgt.
Türkei.
*✝Konstantinopel, 22 Jan. Die Unterhandlungen des Hrn. Zographos hinsichtlich des Abschlusses eines Handelstractats mit der Pforte haben eine plötzliche sehr günstige Wendung genommen. Hr. Zographos, der Konstantinopel sehr bald verlassen soll, um nach Griechenland zurückzukehren, wird noch vor seiner Abreise diese Angelegenheit zum Abschlusse bringen können, da alle Punkte des Vertrags bereits festgestellt und erledigt zu seyn scheinen. Der zwischen Großbritannien und der Pforte am 16 August 1838 abgeschlossene Tractat wurde auch hier den Stipulationen zu Grunde gelegt. – Der Großwessier Chosrew Pascha hatte vorgestern einen apoplektischen Anfall. Durch schnell angewandte ärztliche Hülfe ist der alte Großwessier gerettet worden; er befindet sich heute in einem erträglichen Zustände. Der Tod dieses Mannes, der allein die fein angelegten Plane des Vicekönigs zu durchschauen vermag, wäre in diesem Augenblick für die Pforte ein fast unersetzlicher Verlust.
* Konstantinopel, 22 Jan. In den Civilämtern haben durch großherrliche Verordnung vom 18 d. folgende Veränderungen stattgefunden: Nedschib Efendi, Intendant des Kriegsmaterials, ist zum Tschauschbaschi ernannt, und in seinem vorigen Amte durch Ziver Efendi ersetzt worden. Der Defterdar Hadschi Edhem Efendi wurde zum Mitgliede des Reichsraths und Hadschi Saib Efendi, bisheriger Davi Naziri (Justizpräsident) zur Stelle eines Umuri Malie Naziri oder obersten Finanzministers erwählt, hingegen jene eines Defterdars der großherrlichen Schatzkammer dem Defterdar der Pachtungen Musa Efendi, mit Beibehaltung dieses letztern Amtes verliehen. – Gestern Morgens ist eine englische Fregatte in den Bospor eingelaufen, welche bestimmt ist, die bisher stationirte Fregatte „Carisford“ abzulösen. – Obgleich sich auch in neuester Zeit in Bulgarien namentlich längs der Donau-Ufer mehrere Pestfälle ereignet haben, erhält sich doch der Gesundheitszustand dieser Hauptstadt fortwährend gut.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |