Allgemeine Zeitung. Nr. 44. Augsburg, 13. Februar 1840.nicht zu betrachten, welche Bedeutung dieses Flüssiggewordenseyn der Persönlichkeit und des Wissens für die Cultur und die Geschichte hat; wir entwickeln auch nicht, wie das heutige Individuum durch diese Theilung der Aufmerksamkeit, durch dieses Anziehen von geistigem Stoff aus allen Strichen in den einen Beziehungen freier, selbstständiger und kräftiger, in andern dagegen abhängiger und schwächer geworden ist, als der Durchschnittsmensch früherer Generationen. Es ist uns hier nur um die Bemerkung zu thun, daß bei diesem großartigen Encyklopädismus, bei dieser schnellen Verbreitung der Resultate aller Forschung, doch auch heutzutage die populären, landesläufigen Begriffe von einer Wissenschaft hinter dem wirklichen jedesmaligen Stand derselben eine bedeutende Strecke zurückbleiben. Wie die größte Wärme im Jahr erst dann eintritt und die Gewächse erst dann reifen, wenn die Sonne schon längst wieder umgekehrt hat, so ist - um hier nur von den Naturwissenschaften zu reden - ein System, irgend ein Complex logisch gegliederter Naturansichten immer erst dann in die Vorstellung der Menge und in die populäre Litteratur übergegangen, wenn die Forschung selbst schon längst weiter gerückt ist, und oft eine ganz andere Richtung genommen hat. Die populäre Vorstellung kann aber dabei schon darum nie eine reine seyn, weil sie doch beständig der vorauseilenden Wissenschaft nachrückt und sich dabei verschiebt, indem sie immer zugleich auch einzelne der neuesten Ansichten und Erfahrungen aufnimmt, die dem Gros der gefaßten Ideen nicht selten, ja meist widersprechen. Die Menge, wenn sie von neu gewonnenen Begriffen oder Thatsachen frappirt wird, weiß häufig nicht, welche alte Meinungen sie dagegen aufzugeben hat, und so bildet in jedem dilettantischen Kopfe die betreffende Disciplin eine andere unregelmäßige Figur mit oft seltsam aus- und einspringenden Winkeln. Dieß ist nun auch bei der modernen und modischen Wissenschaft der Geologie der Fall. Die Ideen von der Entstehung des Reliefs der Erde durch Aufsteigen der sogenannten Urgebirge in geschmolzenem Zustand, von der ruhigen Bildung der Flötzgebirge auf dem Boden des alten Meeres u. s. w. sind allgemein bekannt; sie sind aber bei der Mehrzahl nur auf die alten neptunistischen Ansichten gepfropft und gehen friedlich neben denselben her. Man findet oft im Gespräch mit Gebildeten, daß sie z. B. die Zersprengung und Aufrichtung der früher horizontalen Schichten der Erdrinde durch Gewalt von unten oder durch Einsturz gar wohl gefaßt haben und ganz plausibel finden, dabei aber doch der Erde die Tortur wiederholter Meereseinbrüche nicht ersparen zu können meinen. Besonders fest gewurzelt ist aber die Idee einer letzten allgemeinen Revolution, aus der die Continente nach ihrem jetzigen Umriß hervorgegangen seyn sollten. In Journalen, die für das große Publicum bestimmt sind, und die im Grunde das Publicum selbst schreibt, sieht man Raisonnements in der ältern und in der neueren Vorstellungsweise dicht neben einander, und selbst in Schriften erscheinen oft Begriffe aus der Werner'schen Schule mit solchen, die ihnen geradezu widersprechen, seltsam amalgamirt. Wenn wir es im Folgenden versuchen, die Gegensätze zwischen der modernen Theorie der Erdbildung und der ältern, ausschließlich neptunistischen scharf hervorzuheben, so müssen wir uns natürlich auf die Hauptzüge beschränken. Wien. (Malerei. Zweiter Artikel.) (Beschluß.) Bedenkt man, wie die hiesigen Historienmaler, bei höchst sparsamen Bestellungen, auch noch eine unglaubliche Mäßigkeit in ihren Forderungen halten, so sieht man, daß es nur an einem kräftigen Anstoße fehlt, um die rührende Liebe, die sie, selbst unter so drückenden Verhältnissen, für ihren Beruf zeigen, zur hellen Flamme aufzublasen. Durchgeht man die Reihen der Künstler in Wien, die in der Historienmalerei bereits namhafte Werke geliefert haben, so muß man sich wundern, noch so ein namhaftes Häuflein um sich zu erblicken. Ich nenne vor allen den schätzbaren Krafft. Er hat bereits bewiesen, daß er Werke in großem Styl tüchtig durchzuführen im Stande sey. Seine Werke bewähren verständige Anordnung, ernstes Studium, die genaueste Kenntniß der Zeichnung und Perspective, Verschmähung aller Effecthascherei. Was ihnen abgeht, ist der belebende Hauch der Phantasie, der oft Enthusiasmus für Werke erregt, die in Bezug auf ihre Correctheit die Kritik mehr zu scheuen hätten, als es bei Werken Kraffts der Fall ist. *) Fast das Gleiche läßt sich von Anton Petter als Historienmaler sagen. Seine Zusammenkunft Maximilians II mit der schönen Marie von Burgund, so wie manche Werke im Besitz Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, beurkunden seinen Beruf. Seine Composition ist verständig, die Ausführung correct und sehr fleißig, die Farbe angenehm, der Gesammteindruck gefällig. Aber die Gruppen sind oft zu akademisch geordnet, der Effect durch Lasuren hervorgebracht und eine Weichheit in der Darstellung vorherrschend, die schärfere Charakterisirung und kräftige Lebendigkeit ermangelt. Als Director der Malerschule der Akademie ist Petter gewiß ganz der Mann, die technische Tüchtigkeit der Schüler durch die ihm inwohnenden reichen Mittel kräftig auszubilden. Weniger dürfte er für den zweiten Theil der Aufgabe in Bezug auf die höhere geistige Richtung, auf die Erweckung und Belebung einer idealeren Kunstanschauung unter den Schülern der Akademie mit gleichen Kräften ausgestattet seyn; auch scheint es nicht, daß dieser vortreffliche und vielfach verdiente Mann auf die ihm zugegebenen Professoren jenen Impuls zu üben vermöge, der, von einem selbsterkannten Standpunkt ausgehend, ihnen diese geistige Entwicklung als letzten Zweck einer Akademie im Gegensatz zur Schule vor Augen stellte. Johann Ender, Zwillingsbruder des Landschaftsmalers Thomas Ender, sollte eigentlich unter die Porträtmaler gereiht werden, da seine Thätigkeit ausschließlich auf diesen Zweig der Kunst gerichtet war, in dem Johann Ender mit vielem Erfolg arbeitet. Er erscheint indeß unter den Lehrern der Historienmalerei an der Akademie, und so können wir ihn hier nicht füglich unter eine andere Kategorie bringen. Seine Bilder zeichnen sich durch elegante Darstellung und praktische Ausführung, so wie durch Aehnlichkeit aus. Leopold Kupelwieser ist unter den Professoren der Historienmalerei nebst Führich gewiß derjenige, der am meisten geeignet ist, als Lehrer mit Kenntniß, Liebe und Erfolg zu wirken. Er hat sich in seinen Leistungen ausschließlich auf religiöse Gegenstände beschränkt. Eine aus dieser Richtung hervorgegangene Hinneigung, früher zu altdeutscher Manier, später zu einem ausschließlichen Cultus vorraphael'scher Meister, wie Fra Angelico da Fiesole, hat Kupelwieser in seinen letzten *) In Kraffts Sohn erwächst uns ein tüchtiger Kunstlitterator.
nicht zu betrachten, welche Bedeutung dieses Flüssiggewordenseyn der Persönlichkeit und des Wissens für die Cultur und die Geschichte hat; wir entwickeln auch nicht, wie das heutige Individuum durch diese Theilung der Aufmerksamkeit, durch dieses Anziehen von geistigem Stoff aus allen Strichen in den einen Beziehungen freier, selbstständiger und kräftiger, in andern dagegen abhängiger und schwächer geworden ist, als der Durchschnittsmensch früherer Generationen. Es ist uns hier nur um die Bemerkung zu thun, daß bei diesem großartigen Encyklopädismus, bei dieser schnellen Verbreitung der Resultate aller Forschung, doch auch heutzutage die populären, landesläufigen Begriffe von einer Wissenschaft hinter dem wirklichen jedesmaligen Stand derselben eine bedeutende Strecke zurückbleiben. Wie die größte Wärme im Jahr erst dann eintritt und die Gewächse erst dann reifen, wenn die Sonne schon längst wieder umgekehrt hat, so ist – um hier nur von den Naturwissenschaften zu reden – ein System, irgend ein Complex logisch gegliederter Naturansichten immer erst dann in die Vorstellung der Menge und in die populäre Litteratur übergegangen, wenn die Forschung selbst schon längst weiter gerückt ist, und oft eine ganz andere Richtung genommen hat. Die populäre Vorstellung kann aber dabei schon darum nie eine reine seyn, weil sie doch beständig der vorauseilenden Wissenschaft nachrückt und sich dabei verschiebt, indem sie immer zugleich auch einzelne der neuesten Ansichten und Erfahrungen aufnimmt, die dem Gros der gefaßten Ideen nicht selten, ja meist widersprechen. Die Menge, wenn sie von neu gewonnenen Begriffen oder Thatsachen frappirt wird, weiß häufig nicht, welche alte Meinungen sie dagegen aufzugeben hat, und so bildet in jedem dilettantischen Kopfe die betreffende Disciplin eine andere unregelmäßige Figur mit oft seltsam aus- und einspringenden Winkeln. Dieß ist nun auch bei der modernen und modischen Wissenschaft der Geologie der Fall. Die Ideen von der Entstehung des Reliefs der Erde durch Aufsteigen der sogenannten Urgebirge in geschmolzenem Zustand, von der ruhigen Bildung der Flötzgebirge auf dem Boden des alten Meeres u. s. w. sind allgemein bekannt; sie sind aber bei der Mehrzahl nur auf die alten neptunistischen Ansichten gepfropft und gehen friedlich neben denselben her. Man findet oft im Gespräch mit Gebildeten, daß sie z. B. die Zersprengung und Aufrichtung der früher horizontalen Schichten der Erdrinde durch Gewalt von unten oder durch Einsturz gar wohl gefaßt haben und ganz plausibel finden, dabei aber doch der Erde die Tortur wiederholter Meereseinbrüche nicht ersparen zu können meinen. Besonders fest gewurzelt ist aber die Idee einer letzten allgemeinen Revolution, aus der die Continente nach ihrem jetzigen Umriß hervorgegangen seyn sollten. In Journalen, die für das große Publicum bestimmt sind, und die im Grunde das Publicum selbst schreibt, sieht man Raisonnements in der ältern und in der neueren Vorstellungsweise dicht neben einander, und selbst in Schriften erscheinen oft Begriffe aus der Werner'schen Schule mit solchen, die ihnen geradezu widersprechen, seltsam amalgamirt. Wenn wir es im Folgenden versuchen, die Gegensätze zwischen der modernen Theorie der Erdbildung und der ältern, ausschließlich neptunistischen scharf hervorzuheben, so müssen wir uns natürlich auf die Hauptzüge beschränken. Wien. (Malerei. Zweiter Artikel.) (Beschluß.) Bedenkt man, wie die hiesigen Historienmaler, bei höchst sparsamen Bestellungen, auch noch eine unglaubliche Mäßigkeit in ihren Forderungen halten, so sieht man, daß es nur an einem kräftigen Anstoße fehlt, um die rührende Liebe, die sie, selbst unter so drückenden Verhältnissen, für ihren Beruf zeigen, zur hellen Flamme aufzublasen. Durchgeht man die Reihen der Künstler in Wien, die in der Historienmalerei bereits namhafte Werke geliefert haben, so muß man sich wundern, noch so ein namhaftes Häuflein um sich zu erblicken. Ich nenne vor allen den schätzbaren Krafft. Er hat bereits bewiesen, daß er Werke in großem Styl tüchtig durchzuführen im Stande sey. Seine Werke bewähren verständige Anordnung, ernstes Studium, die genaueste Kenntniß der Zeichnung und Perspective, Verschmähung aller Effecthascherei. Was ihnen abgeht, ist der belebende Hauch der Phantasie, der oft Enthusiasmus für Werke erregt, die in Bezug auf ihre Correctheit die Kritik mehr zu scheuen hätten, als es bei Werken Kraffts der Fall ist. *) Fast das Gleiche läßt sich von Anton Petter als Historienmaler sagen. Seine Zusammenkunft Maximilians II mit der schönen Marie von Burgund, so wie manche Werke im Besitz Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, beurkunden seinen Beruf. Seine Composition ist verständig, die Ausführung correct und sehr fleißig, die Farbe angenehm, der Gesammteindruck gefällig. Aber die Gruppen sind oft zu akademisch geordnet, der Effect durch Lasuren hervorgebracht und eine Weichheit in der Darstellung vorherrschend, die schärfere Charakterisirung und kräftige Lebendigkeit ermangelt. Als Director der Malerschule der Akademie ist Petter gewiß ganz der Mann, die technische Tüchtigkeit der Schüler durch die ihm inwohnenden reichen Mittel kräftig auszubilden. Weniger dürfte er für den zweiten Theil der Aufgabe in Bezug auf die höhere geistige Richtung, auf die Erweckung und Belebung einer idealeren Kunstanschauung unter den Schülern der Akademie mit gleichen Kräften ausgestattet seyn; auch scheint es nicht, daß dieser vortreffliche und vielfach verdiente Mann auf die ihm zugegebenen Professoren jenen Impuls zu üben vermöge, der, von einem selbsterkannten Standpunkt ausgehend, ihnen diese geistige Entwicklung als letzten Zweck einer Akademie im Gegensatz zur Schule vor Augen stellte. Johann Ender, Zwillingsbruder des Landschaftsmalers Thomas Ender, sollte eigentlich unter die Porträtmaler gereiht werden, da seine Thätigkeit ausschließlich auf diesen Zweig der Kunst gerichtet war, in dem Johann Ender mit vielem Erfolg arbeitet. Er erscheint indeß unter den Lehrern der Historienmalerei an der Akademie, und so können wir ihn hier nicht füglich unter eine andere Kategorie bringen. Seine Bilder zeichnen sich durch elegante Darstellung und praktische Ausführung, so wie durch Aehnlichkeit aus. Leopold Kupelwieser ist unter den Professoren der Historienmalerei nebst Führich gewiß derjenige, der am meisten geeignet ist, als Lehrer mit Kenntniß, Liebe und Erfolg zu wirken. Er hat sich in seinen Leistungen ausschließlich auf religiöse Gegenstände beschränkt. Eine aus dieser Richtung hervorgegangene Hinneigung, früher zu altdeutscher Manier, später zu einem ausschließlichen Cultus vorraphael'scher Meister, wie Fra Angelico da Fiesole, hat Kupelwieser in seinen letzten *) In Kraffts Sohn erwächst uns ein tüchtiger Kunstlitterator.
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Wie die größte Wärme im Jahr erst dann eintritt und die Gewächse erst dann reifen, wenn die Sonne schon längst wieder umgekehrt hat, so ist – um hier nur von den Naturwissenschaften zu reden – ein System, irgend ein Complex logisch gegliederter Naturansichten immer erst dann in die Vorstellung der Menge und in die populäre Litteratur übergegangen, wenn die Forschung selbst schon längst weiter gerückt ist, und oft eine ganz andere Richtung genommen hat. Die populäre Vorstellung kann aber dabei schon darum nie eine reine seyn, weil sie doch beständig der vorauseilenden Wissenschaft nachrückt und sich dabei verschiebt, indem sie immer zugleich auch einzelne der neuesten Ansichten und Erfahrungen aufnimmt, die dem Gros der gefaßten Ideen nicht selten, ja meist widersprechen. Die Menge, wenn sie von neu gewonnenen Begriffen oder Thatsachen frappirt wird, weiß häufig nicht, welche alte Meinungen sie dagegen aufzugeben hat, und so bildet in jedem dilettantischen Kopfe die betreffende Disciplin eine andere unregelmäßige Figur mit oft seltsam aus- und einspringenden Winkeln.</p><lb/> <p>Dieß ist nun auch bei der modernen und modischen Wissenschaft der Geologie der Fall. Die Ideen von der Entstehung des Reliefs der Erde durch Aufsteigen der sogenannten Urgebirge in geschmolzenem Zustand, von der ruhigen Bildung der Flötzgebirge auf dem Boden des alten Meeres u. s. w. sind allgemein bekannt; sie sind aber bei der Mehrzahl nur auf die alten neptunistischen Ansichten gepfropft und gehen friedlich neben denselben her. Man findet oft im Gespräch mit Gebildeten, daß sie z. B. die Zersprengung und Aufrichtung der früher horizontalen Schichten der Erdrinde durch Gewalt von unten oder durch Einsturz gar wohl gefaßt haben und ganz plausibel finden, dabei aber doch der Erde die Tortur wiederholter Meereseinbrüche nicht ersparen zu können meinen. Besonders fest gewurzelt ist aber die Idee einer letzten allgemeinen Revolution, aus der die Continente nach ihrem jetzigen Umriß hervorgegangen seyn sollten. In Journalen, die für das große Publicum bestimmt sind, und die im Grunde das Publicum selbst schreibt, sieht man Raisonnements in der ältern und in der neueren Vorstellungsweise dicht neben einander, und selbst in Schriften erscheinen oft Begriffe aus der Werner'schen Schule mit solchen, die ihnen geradezu widersprechen, seltsam amalgamirt.</p><lb/> <p>Wenn wir es im Folgenden versuchen, die Gegensätze zwischen der modernen Theorie der Erdbildung und der ältern, ausschließlich neptunistischen scharf hervorzuheben, so müssen wir uns natürlich auf die Hauptzüge beschränken.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Wien</hi>.</hi> </head><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Malerei</hi>. <hi rendition="#g">Zweiter Artikel</hi>.)</p><lb/> <p>(Beschluß.)</p><lb/> <p>Bedenkt man, wie die hiesigen Historienmaler, bei höchst sparsamen Bestellungen, auch noch eine unglaubliche Mäßigkeit in ihren Forderungen halten, so sieht man, daß es nur an einem kräftigen Anstoße fehlt, um die rührende Liebe, die sie, selbst unter so drückenden Verhältnissen, für ihren Beruf zeigen, zur hellen Flamme aufzublasen. 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Dieß ist nun auch bei der modernen und modischen Wissenschaft der Geologie der Fall. Die Ideen von der Entstehung des Reliefs der Erde durch Aufsteigen der sogenannten Urgebirge in geschmolzenem Zustand, von der ruhigen Bildung der Flötzgebirge auf dem Boden des alten Meeres u. s. w. sind allgemein bekannt; sie sind aber bei der Mehrzahl nur auf die alten neptunistischen Ansichten gepfropft und gehen friedlich neben denselben her. Man findet oft im Gespräch mit Gebildeten, daß sie z. B. die Zersprengung und Aufrichtung der früher horizontalen Schichten der Erdrinde durch Gewalt von unten oder durch Einsturz gar wohl gefaßt haben und ganz plausibel finden, dabei aber doch der Erde die Tortur wiederholter Meereseinbrüche nicht ersparen zu können meinen. Besonders fest gewurzelt ist aber die Idee einer letzten allgemeinen Revolution, aus der die Continente nach ihrem jetzigen Umriß hervorgegangen seyn sollten. In Journalen, die für das große Publicum bestimmt sind, und die im Grunde das Publicum selbst schreibt, sieht man Raisonnements in der ältern und in der neueren Vorstellungsweise dicht neben einander, und selbst in Schriften erscheinen oft Begriffe aus der Werner'schen Schule mit solchen, die ihnen geradezu widersprechen, seltsam amalgamirt.
Wenn wir es im Folgenden versuchen, die Gegensätze zwischen der modernen Theorie der Erdbildung und der ältern, ausschließlich neptunistischen scharf hervorzuheben, so müssen wir uns natürlich auf die Hauptzüge beschränken.
Wien.
(Malerei. Zweiter Artikel.)
(Beschluß.)
Bedenkt man, wie die hiesigen Historienmaler, bei höchst sparsamen Bestellungen, auch noch eine unglaubliche Mäßigkeit in ihren Forderungen halten, so sieht man, daß es nur an einem kräftigen Anstoße fehlt, um die rührende Liebe, die sie, selbst unter so drückenden Verhältnissen, für ihren Beruf zeigen, zur hellen Flamme aufzublasen. Durchgeht man die Reihen der Künstler in Wien, die in der Historienmalerei bereits namhafte Werke geliefert haben, so muß man sich wundern, noch so ein namhaftes Häuflein um sich zu erblicken. Ich nenne vor allen den schätzbaren Krafft. Er hat bereits bewiesen, daß er Werke in großem Styl tüchtig durchzuführen im Stande sey. Seine Werke bewähren verständige Anordnung, ernstes Studium, die genaueste Kenntniß der Zeichnung und Perspective, Verschmähung aller Effecthascherei. Was ihnen abgeht, ist der belebende Hauch der Phantasie, der oft Enthusiasmus für Werke erregt, die in Bezug auf ihre Correctheit die Kritik mehr zu scheuen hätten, als es bei Werken Kraffts der Fall ist. *)
Fast das Gleiche läßt sich von Anton Petter als Historienmaler sagen. Seine Zusammenkunft Maximilians II mit der schönen Marie von Burgund, so wie manche Werke im Besitz Ihrer Maj. der Kaiserin-Mutter, beurkunden seinen Beruf. Seine Composition ist verständig, die Ausführung correct und sehr fleißig, die Farbe angenehm, der Gesammteindruck gefällig. Aber die Gruppen sind oft zu akademisch geordnet, der Effect durch Lasuren hervorgebracht und eine Weichheit in der Darstellung vorherrschend, die schärfere Charakterisirung und kräftige Lebendigkeit ermangelt. Als Director der Malerschule der Akademie ist Petter gewiß ganz der Mann, die technische Tüchtigkeit der Schüler durch die ihm inwohnenden reichen Mittel kräftig auszubilden. Weniger dürfte er für den zweiten Theil der Aufgabe in Bezug auf die höhere geistige Richtung, auf die Erweckung und Belebung einer idealeren Kunstanschauung unter den Schülern der Akademie mit gleichen Kräften ausgestattet seyn; auch scheint es nicht, daß dieser vortreffliche und vielfach verdiente Mann auf die ihm zugegebenen Professoren jenen Impuls zu üben vermöge, der, von einem selbsterkannten Standpunkt ausgehend, ihnen diese geistige Entwicklung als letzten Zweck einer Akademie im Gegensatz zur Schule vor Augen stellte.
Johann Ender, Zwillingsbruder des Landschaftsmalers Thomas Ender, sollte eigentlich unter die Porträtmaler gereiht werden, da seine Thätigkeit ausschließlich auf diesen Zweig der Kunst gerichtet war, in dem Johann Ender mit vielem Erfolg arbeitet. Er erscheint indeß unter den Lehrern der Historienmalerei an der Akademie, und so können wir ihn hier nicht füglich unter eine andere Kategorie bringen. Seine Bilder zeichnen sich durch elegante Darstellung und praktische Ausführung, so wie durch Aehnlichkeit aus.
Leopold Kupelwieser ist unter den Professoren der Historienmalerei nebst Führich gewiß derjenige, der am meisten geeignet ist, als Lehrer mit Kenntniß, Liebe und Erfolg zu wirken. Er hat sich in seinen Leistungen ausschließlich auf religiöse Gegenstände beschränkt. Eine aus dieser Richtung hervorgegangene Hinneigung, früher zu altdeutscher Manier, später zu einem ausschließlichen Cultus vorraphael'scher Meister, wie Fra Angelico da Fiesole, hat Kupelwieser in seinen letzten
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