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Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840.

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Bericht erstattet hat, erschien bereits vor einigen Tagen das Pamphlet von Timon (Hrn. v. Cormenin), welches, wie seine Vorgänger, um den Spottpreis von 10 Sous dem Publicum überlassen wird. Tausende von Exemplaren sind in den Händen der Pariser, und mehr noch sind in die Departemente expedirt worden. Jeden Tag laufen bei den Deputirten Briefe von Wählern ein, die gegen den Entwurf protestiren. Es hieß anfänglich, die Staatsbehörde sey angewiesen, den Verfasser vor Gericht zu ziehen; man glaubt aber allgemein, die Regierung wage diesen Schritt nicht, weil einerseits nichts Unwahres in der Schrift enthalten ist, auch dann die Sache in der Kammer zur Sprache kommen müßte, da Hr. v. Cormenin Mitglied derselben ist, und endlich weil ein Proceß den Inhalt des Pamphlets noch mehr zur Kenntniß des Publicums bringen würde, als er es bereits ist. - Hr. Odilon-Barrot, auf den der Hof in der letztern Zeit viel zu halten schien, hat es dieser Tage mit demselben verdorben: einem Manne, der täglich eine hohe Person sieht, äußerte er, es wäre passender gewesen, wenn man damit angefangen hätte, dem Herzog von Nemours eine Dotation zu bestellen, wenn auch nicht von bedeutendem Betrag, und dann nachher bloß einen Zuschuß vom Staate zu begehren. - Eine andere financielle Angelegenheit ist auf dem Punkte, höhern Orts einen unangenehmen Eindruck zu machen. Der P. v. J. reicht mit den 1000 Fr., die ihm der Vater monatlich zugestanden hat, nicht aus, und hat während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten dort einige Schulden contrahirt, die der Vater zu zahlen sich weigert. - Die Ernennung des Hrn. Guizot zur Gesandtschaft in London erschien endlich im Moniteur; er reist in 10 bis 12 Tagen ab. Von übermorgen (12) an wird jeden Tag der Graf Sebastiani hier zurück erwartet.

Italien.

Se. kais. Hoh. der Erzherzog-Vicekönig von Italien, fortwährend in der Lombardie auf der Reise, um die Anstalten persönlich zu leiten, welche theils die Herstellung der Wasserbauten, theils die Fürsorge für die durch die Ueberschwemmung Verunglückten bezwecken, begab sich am 4 Febr. von Venedig, wo er den Bedrängten durch Abgabenerlässe und reichliche Unterstützungen außerordentliche Wohlthaten erwiesen hat, weiter nach Sermide in die Provinz Mantua, um daselbst die Arbeiten zu besichtigen, welche in Folge der Ueberschwemmung vorgekehrt werden mußten, und um die dießfälligen weiteren Verfügungen persönlich zu treffen. Am nämlichen Tage reisten Ihre k. Hoh. die Erzherzogin-Vicekönigin mit den Prinzessinnen, ihren Töchtern, nach Mailand zurück. Der Erzherzog Karl Ferdinand verließ Genua am 30 Jan. in der Weiterreise nach Florenz. - Aus Verona wird gemeldet, daß der vormalige Cardinal, Fürst Karl Odescalchi, nach zurückgelegtem 14monatlichem Noviziate, im Hause der Jesuiten daselbst, die Ordensgelübde dieser Gesellschaft am 2 Febr. abgelegt hat.

Deutschland.

Wer am 17 d. in München ist, hat Gelegenheit, eine Lustbarkeit von großartiger N..tur zu erleben. Die ganze Stadt ist voll Erwartung, und die Geber des Festes, unsre Künstler, in einer Thätigkeit, die zu sehen allein schon die größte Freude macht. Der Gedanke, die Zeit, in welcher vordem die Kunst ihren Höhepunkt erreicht, und überhaupt das germanische Leben in hoher und letzter Pracht sich gezeigt, und eine neue Welt im Keime dalag, den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts auf eine durchgreifende, anschauliche Weise darzustellen, hat etwas Belebendes und Ergreifendes; sieht man aber, wie die Theilnehmer den Gedanken ausführen, wie sie mit dem gründlichsten Studium und durchgreifender Solidität alle Gliederungen des Lebens, die Stände und Beschäftigungen, Trachten, Waffen, Werkzeuge, Sitten und Gebräuche studiren, und in sicherer und glücklicher Wahl die Rollen ergreifen und vertheilen (wie man bereits seit längerer Zeit an den einzelnen Zügen in ihren Versammlungen gesehen), so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man auf das Schauspiel als auf ein ganz außergewöhnliches hinweist, und es mit dem hiesigen Kunstleben überhaupt, davon es ein neues und glänzendes Ergebniß ist, in die innigste Verbindung bringt. Da als der eigentliche Schauplatz des Festes Nürnberg, und als seine motivirende Idee die dem Kaiser Maximilian dort veranstaltete Feier, und dessen Ehrenbezeugung an Albrecht Dürer, gedacht ist, so hat es, und sogar in öffentlichen Blättern, nicht an Stimmen gefehlt, die eine Wiederholung desselben bei der im Mai dieses Jahrs bevorstehenden feierlichen Enthüllung der Dürer-Statue in Nürnberg als bereits beabsichtigt ausgesprochen haben. So wünschenswerth indeß auch eine solche Wiederholung wäre, und so gewiß dem Unternehmen eine allgemeine und freudige Anerkennung zu Theil werden würde, so ist dieselbe doch bis jetzt in dem Festcomite noch nicht zur Sprache gekommen, es muß daher jedes derartige Wort noch als pium desiderium betrachtet werden.

Der Tod eines unserer Künstler, des Malers Eckert, der in den letzten Tagen, 33 Jahre alt, in Würzburg starb, erregt hier viele Theilnahme; er war Herausgeber des bekannten Werks, welches Darstellungen aller europäischen Waffengattungen neuerer Zeit enthält; Kaiser Nikolaus war ihm sehr gewogen, ließ mehrere Bilder, kriegerische Scenen und militärische Evolutionen darstellend, von ihm fertigen und beauftragte ihn bei seinem Hierseyn, noch mehrere dieser Art für ihn zu vollenden. - Am 20 d. M. geben mehrere der hier domicilirenden englischen Familien zu Ehren der Vermählung ihrer Souveränin ein großes Ballfest, zu welchem ein Theil der höhern Gesellschaft und der gebildeten Stände geladen ist.

Die gestern erwähnte Erklärung, welche der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, in der Ausschußsitzung der Kammer der Abgeordneten über die von der Kammer der Reichsräthe erhobene Streitfrage (Staatsministerium oder Ministerium) abgab, lautet im Wesentlichen: Bis zum Jahre 1817 sey auf dem Grunde der bestandenen königlichen Verordnungen durchgängig nur die Benennung "Ministerium" gebraucht worden. Der Ausdruck "Staatsministerium" komme zum erstenmal in dem allerhöchsten Cabinetsbefehle vom 2 Febr. 1817, die Bildung und Einrichtung der obersten Stellen des Staats betreffend, vor, dort heiße es aber wörtlich: "das Gesammtstaatsministerium wird in fünf für sich bestehende Staatsministerien abgetheilt, welche nach ihren Geschäftskreisen den Titel führen: 1) Ministerium des königlichen Hauses und des Aeußern; 2) Ministerium der Justiz; 3) Ministerium des Innern; 4) Ministerium der Finanzen; 5) Ministerium der Armee; ein jedes der fünf besonderen Ministerien wird mit einem eigenen Minister besetzt." Der Cabinetsbefehl vom 15 April 1817, die Formation der Ministerien betreffend, gebrauche gleichfalls promiscue die Benennung "Staatsministerium" und "Ministerium." ... Die Ausdrücke "Staatsministerium" und "Ministerium", dann "Staatsminister" und "Minister" wurden sonach in den angeführten beiden Verordnungen als synonym und gleichbedeutend behandelt. Unter der Herrschaft dieser Verordnungen sey nun die Verfassungsurkunde und ihre Beilagen ein Jahr später erschienen, und es

Bericht erstattet hat, erschien bereits vor einigen Tagen das Pamphlet von Timon (Hrn. v. Cormenin), welches, wie seine Vorgänger, um den Spottpreis von 10 Sous dem Publicum überlassen wird. Tausende von Exemplaren sind in den Händen der Pariser, und mehr noch sind in die Departemente expedirt worden. Jeden Tag laufen bei den Deputirten Briefe von Wählern ein, die gegen den Entwurf protestiren. Es hieß anfänglich, die Staatsbehörde sey angewiesen, den Verfasser vor Gericht zu ziehen; man glaubt aber allgemein, die Regierung wage diesen Schritt nicht, weil einerseits nichts Unwahres in der Schrift enthalten ist, auch dann die Sache in der Kammer zur Sprache kommen müßte, da Hr. v. Cormenin Mitglied derselben ist, und endlich weil ein Proceß den Inhalt des Pamphlets noch mehr zur Kenntniß des Publicums bringen würde, als er es bereits ist. – Hr. Odilon-Barrot, auf den der Hof in der letztern Zeit viel zu halten schien, hat es dieser Tage mit demselben verdorben: einem Manne, der täglich eine hohe Person sieht, äußerte er, es wäre passender gewesen, wenn man damit angefangen hätte, dem Herzog von Nemours eine Dotation zu bestellen, wenn auch nicht von bedeutendem Betrag, und dann nachher bloß einen Zuschuß vom Staate zu begehren. – Eine andere financielle Angelegenheit ist auf dem Punkte, höhern Orts einen unangenehmen Eindruck zu machen. Der P. v. J. reicht mit den 1000 Fr., die ihm der Vater monatlich zugestanden hat, nicht aus, und hat während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten dort einige Schulden contrahirt, die der Vater zu zahlen sich weigert. – Die Ernennung des Hrn. Guizot zur Gesandtschaft in London erschien endlich im Moniteur; er reist in 10 bis 12 Tagen ab. Von übermorgen (12) an wird jeden Tag der Graf Sebastiani hier zurück erwartet.

Italien.

Se. kais. Hoh. der Erzherzog-Vicekönig von Italien, fortwährend in der Lombardie auf der Reise, um die Anstalten persönlich zu leiten, welche theils die Herstellung der Wasserbauten, theils die Fürsorge für die durch die Ueberschwemmung Verunglückten bezwecken, begab sich am 4 Febr. von Venedig, wo er den Bedrängten durch Abgabenerlässe und reichliche Unterstützungen außerordentliche Wohlthaten erwiesen hat, weiter nach Sermide in die Provinz Mantua, um daselbst die Arbeiten zu besichtigen, welche in Folge der Ueberschwemmung vorgekehrt werden mußten, und um die dießfälligen weiteren Verfügungen persönlich zu treffen. Am nämlichen Tage reisten Ihre k. Hoh. die Erzherzogin-Vicekönigin mit den Prinzessinnen, ihren Töchtern, nach Mailand zurück. Der Erzherzog Karl Ferdinand verließ Genua am 30 Jan. in der Weiterreise nach Florenz. – Aus Verona wird gemeldet, daß der vormalige Cardinal, Fürst Karl Odescalchi, nach zurückgelegtem 14monatlichem Noviziate, im Hause der Jesuiten daselbst, die Ordensgelübde dieser Gesellschaft am 2 Febr. abgelegt hat.

Deutschland.

Wer am 17 d. in München ist, hat Gelegenheit, eine Lustbarkeit von großartiger N..tur zu erleben. Die ganze Stadt ist voll Erwartung, und die Geber des Festes, unsre Künstler, in einer Thätigkeit, die zu sehen allein schon die größte Freude macht. Der Gedanke, die Zeit, in welcher vordem die Kunst ihren Höhepunkt erreicht, und überhaupt das germanische Leben in hoher und letzter Pracht sich gezeigt, und eine neue Welt im Keime dalag, den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts auf eine durchgreifende, anschauliche Weise darzustellen, hat etwas Belebendes und Ergreifendes; sieht man aber, wie die Theilnehmer den Gedanken ausführen, wie sie mit dem gründlichsten Studium und durchgreifender Solidität alle Gliederungen des Lebens, die Stände und Beschäftigungen, Trachten, Waffen, Werkzeuge, Sitten und Gebräuche studiren, und in sicherer und glücklicher Wahl die Rollen ergreifen und vertheilen (wie man bereits seit längerer Zeit an den einzelnen Zügen in ihren Versammlungen gesehen), so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man auf das Schauspiel als auf ein ganz außergewöhnliches hinweist, und es mit dem hiesigen Kunstleben überhaupt, davon es ein neues und glänzendes Ergebniß ist, in die innigste Verbindung bringt. Da als der eigentliche Schauplatz des Festes Nürnberg, und als seine motivirende Idee die dem Kaiser Maximilian dort veranstaltete Feier, und dessen Ehrenbezeugung an Albrecht Dürer, gedacht ist, so hat es, und sogar in öffentlichen Blättern, nicht an Stimmen gefehlt, die eine Wiederholung desselben bei der im Mai dieses Jahrs bevorstehenden feierlichen Enthüllung der Dürer-Statue in Nürnberg als bereits beabsichtigt ausgesprochen haben. So wünschenswerth indeß auch eine solche Wiederholung wäre, und so gewiß dem Unternehmen eine allgemeine und freudige Anerkennung zu Theil werden würde, so ist dieselbe doch bis jetzt in dem Festcomité noch nicht zur Sprache gekommen, es muß daher jedes derartige Wort noch als pium desiderium betrachtet werden.

Der Tod eines unserer Künstler, des Malers Eckert, der in den letzten Tagen, 33 Jahre alt, in Würzburg starb, erregt hier viele Theilnahme; er war Herausgeber des bekannten Werks, welches Darstellungen aller europäischen Waffengattungen neuerer Zeit enthält; Kaiser Nikolaus war ihm sehr gewogen, ließ mehrere Bilder, kriegerische Scenen und militärische Evolutionen darstellend, von ihm fertigen und beauftragte ihn bei seinem Hierseyn, noch mehrere dieser Art für ihn zu vollenden. – Am 20 d. M. geben mehrere der hier domicilirenden englischen Familien zu Ehren der Vermählung ihrer Souveränin ein großes Ballfest, zu welchem ein Theil der höhern Gesellschaft und der gebildeten Stände geladen ist.

Die gestern erwähnte Erklärung, welche der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, in der Ausschußsitzung der Kammer der Abgeordneten über die von der Kammer der Reichsräthe erhobene Streitfrage (Staatsministerium oder Ministerium) abgab, lautet im Wesentlichen: Bis zum Jahre 1817 sey auf dem Grunde der bestandenen königlichen Verordnungen durchgängig nur die Benennung „Ministerium“ gebraucht worden. Der Ausdruck „Staatsministerium“ komme zum erstenmal in dem allerhöchsten Cabinetsbefehle vom 2 Febr. 1817, die Bildung und Einrichtung der obersten Stellen des Staats betreffend, vor, dort heiße es aber wörtlich: „das Gesammtstaatsministerium wird in fünf für sich bestehende Staatsministerien abgetheilt, welche nach ihren Geschäftskreisen den Titel führen: 1) Ministerium des königlichen Hauses und des Aeußern; 2) Ministerium der Justiz; 3) Ministerium des Innern; 4) Ministerium der Finanzen; 5) Ministerium der Armee; ein jedes der fünf besonderen Ministerien wird mit einem eigenen Minister besetzt.“ Der Cabinetsbefehl vom 15 April 1817, die Formation der Ministerien betreffend, gebrauche gleichfalls promiscue die Benennung „Staatsministerium“ und „Ministerium.“ … Die Ausdrücke „Staatsministerium“ und „Ministerium“, dann „Staatsminister“ und „Minister“ wurden sonach in den angeführten beiden Verordnungen als synonym und gleichbedeutend behandelt. Unter der Herrschaft dieser Verordnungen sey nun die Verfassungsurkunde und ihre Beilagen ein Jahr später erschienen, und es

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Bericht erstattet hat, erschien bereits vor einigen Tagen das Pamphlet von Timon (Hrn. v. Cormenin), welches, wie seine Vorgänger, um den Spottpreis von 10 Sous dem Publicum überlassen wird. Tausende von Exemplaren sind in den Händen der Pariser, und mehr noch sind in die Departemente expedirt worden. Jeden Tag laufen bei den Deputirten Briefe von Wählern ein, die gegen den Entwurf protestiren. Es hieß anfänglich, die Staatsbehörde sey angewiesen, den Verfasser vor Gericht zu ziehen; man glaubt aber allgemein, die Regierung wage diesen Schritt nicht, weil einerseits nichts Unwahres in der Schrift enthalten ist, auch dann die Sache in der Kammer zur Sprache kommen müßte, da Hr. v. Cormenin Mitglied derselben ist, und endlich weil ein Proceß den Inhalt des Pamphlets noch mehr zur Kenntniß des Publicums bringen würde, als er es bereits ist. &#x2013; Hr. Odilon-Barrot, auf den der Hof in der letztern Zeit viel zu halten schien, hat es dieser Tage mit demselben verdorben: einem Manne, der täglich eine hohe Person sieht, äußerte er, es wäre passender gewesen, wenn man damit angefangen hätte, dem Herzog von Nemours eine Dotation zu bestellen, wenn auch nicht von bedeutendem Betrag, und dann nachher bloß einen Zuschuß vom Staate zu begehren. &#x2013; Eine andere financielle Angelegenheit ist auf dem Punkte, höhern Orts einen unangenehmen Eindruck zu machen. Der P. v. J. reicht mit den 1000 Fr., die ihm der Vater monatlich zugestanden hat, nicht aus, und hat während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten dort einige Schulden contrahirt, die der Vater zu zahlen sich weigert. &#x2013; Die Ernennung des Hrn. Guizot zur Gesandtschaft in London erschien endlich im <hi rendition="#g">Moniteur</hi>; er reist in 10 bis 12 Tagen ab. Von übermorgen (12) an wird jeden Tag der Graf Sebastiani hier zurück erwartet.</p><lb/>
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[0371/0003] Bericht erstattet hat, erschien bereits vor einigen Tagen das Pamphlet von Timon (Hrn. v. Cormenin), welches, wie seine Vorgänger, um den Spottpreis von 10 Sous dem Publicum überlassen wird. Tausende von Exemplaren sind in den Händen der Pariser, und mehr noch sind in die Departemente expedirt worden. Jeden Tag laufen bei den Deputirten Briefe von Wählern ein, die gegen den Entwurf protestiren. Es hieß anfänglich, die Staatsbehörde sey angewiesen, den Verfasser vor Gericht zu ziehen; man glaubt aber allgemein, die Regierung wage diesen Schritt nicht, weil einerseits nichts Unwahres in der Schrift enthalten ist, auch dann die Sache in der Kammer zur Sprache kommen müßte, da Hr. v. Cormenin Mitglied derselben ist, und endlich weil ein Proceß den Inhalt des Pamphlets noch mehr zur Kenntniß des Publicums bringen würde, als er es bereits ist. – Hr. Odilon-Barrot, auf den der Hof in der letztern Zeit viel zu halten schien, hat es dieser Tage mit demselben verdorben: einem Manne, der täglich eine hohe Person sieht, äußerte er, es wäre passender gewesen, wenn man damit angefangen hätte, dem Herzog von Nemours eine Dotation zu bestellen, wenn auch nicht von bedeutendem Betrag, und dann nachher bloß einen Zuschuß vom Staate zu begehren. – Eine andere financielle Angelegenheit ist auf dem Punkte, höhern Orts einen unangenehmen Eindruck zu machen. Der P. v. J. reicht mit den 1000 Fr., die ihm der Vater monatlich zugestanden hat, nicht aus, und hat während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten dort einige Schulden contrahirt, die der Vater zu zahlen sich weigert. – Die Ernennung des Hrn. Guizot zur Gesandtschaft in London erschien endlich im Moniteur; er reist in 10 bis 12 Tagen ab. Von übermorgen (12) an wird jeden Tag der Graf Sebastiani hier zurück erwartet. Italien. _ Wien, 11 Febr. Se. kais. Hoh. der Erzherzog-Vicekönig von Italien, fortwährend in der Lombardie auf der Reise, um die Anstalten persönlich zu leiten, welche theils die Herstellung der Wasserbauten, theils die Fürsorge für die durch die Ueberschwemmung Verunglückten bezwecken, begab sich am 4 Febr. von Venedig, wo er den Bedrängten durch Abgabenerlässe und reichliche Unterstützungen außerordentliche Wohlthaten erwiesen hat, weiter nach Sermide in die Provinz Mantua, um daselbst die Arbeiten zu besichtigen, welche in Folge der Ueberschwemmung vorgekehrt werden mußten, und um die dießfälligen weiteren Verfügungen persönlich zu treffen. Am nämlichen Tage reisten Ihre k. Hoh. die Erzherzogin-Vicekönigin mit den Prinzessinnen, ihren Töchtern, nach Mailand zurück. 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Der Gedanke, die Zeit, in welcher vordem die Kunst ihren Höhepunkt erreicht, und überhaupt das germanische Leben in hoher und letzter Pracht sich gezeigt, und eine neue Welt im Keime dalag, den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts auf eine durchgreifende, anschauliche Weise darzustellen, hat etwas Belebendes und Ergreifendes; sieht man aber, wie die Theilnehmer den Gedanken ausführen, wie sie mit dem gründlichsten Studium und durchgreifender Solidität alle Gliederungen des Lebens, die Stände und Beschäftigungen, Trachten, Waffen, Werkzeuge, Sitten und Gebräuche studiren, und in sicherer und glücklicher Wahl die Rollen ergreifen und vertheilen (wie man bereits seit längerer Zeit an den einzelnen Zügen in ihren Versammlungen gesehen), so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man auf das Schauspiel als auf ein ganz außergewöhnliches hinweist, und es mit dem hiesigen Kunstleben überhaupt, davon es ein neues und glänzendes Ergebniß ist, in die innigste Verbindung bringt. Da als der eigentliche Schauplatz des Festes Nürnberg, und als seine motivirende Idee die dem Kaiser Maximilian dort veranstaltete Feier, und dessen Ehrenbezeugung an Albrecht Dürer, gedacht ist, so hat es, und sogar in öffentlichen Blättern, nicht an Stimmen gefehlt, die eine Wiederholung desselben bei der im Mai dieses Jahrs bevorstehenden feierlichen Enthüllung der Dürer-Statue in Nürnberg als bereits beabsichtigt ausgesprochen haben. So wünschenswerth indeß auch eine solche Wiederholung wäre, und so gewiß dem Unternehmen eine allgemeine und freudige Anerkennung zu Theil werden würde, so ist dieselbe doch bis jetzt in dem Festcomité noch nicht zur Sprache gekommen, es muß daher jedes derartige Wort noch als pium desiderium betrachtet werden. _ München, 14 Febr. Der Tod eines unserer Künstler, des Malers Eckert, der in den letzten Tagen, 33 Jahre alt, in Würzburg starb, erregt hier viele Theilnahme; er war Herausgeber des bekannten Werks, welches Darstellungen aller europäischen Waffengattungen neuerer Zeit enthält; Kaiser Nikolaus war ihm sehr gewogen, ließ mehrere Bilder, kriegerische Scenen und militärische Evolutionen darstellend, von ihm fertigen und beauftragte ihn bei seinem Hierseyn, noch mehrere dieser Art für ihn zu vollenden. – Am 20 d. M. geben mehrere der hier domicilirenden englischen Familien zu Ehren der Vermählung ihrer Souveränin ein großes Ballfest, zu welchem ein Theil der höhern Gesellschaft und der gebildeten Stände geladen ist. _ München, 14 Febr. Die gestern erwähnte Erklärung, welche der k. Minister des Innern, Hr. v. Abel, in der Ausschußsitzung der Kammer der Abgeordneten über die von der Kammer der Reichsräthe erhobene Streitfrage (Staatsministerium oder Ministerium) abgab, lautet im Wesentlichen: Bis zum Jahre 1817 sey auf dem Grunde der bestandenen königlichen Verordnungen durchgängig nur die Benennung „Ministerium“ gebraucht worden. Der Ausdruck „Staatsministerium“ komme zum erstenmal in dem allerhöchsten Cabinetsbefehle vom 2 Febr. 1817, die Bildung und Einrichtung der obersten Stellen des Staats betreffend, vor, dort heiße es aber wörtlich: „das Gesammtstaatsministerium wird in fünf für sich bestehende Staatsministerien abgetheilt, welche nach ihren Geschäftskreisen den Titel führen: 1) Ministerium des königlichen Hauses und des Aeußern; 2) Ministerium der Justiz; 3) Ministerium des Innern; 4) Ministerium der Finanzen; 5) Ministerium der Armee; ein jedes der fünf besonderen Ministerien wird mit einem eigenen Minister besetzt.“ Der Cabinetsbefehl vom 15 April 1817, die Formation der Ministerien betreffend, gebrauche gleichfalls promiscue die Benennung „Staatsministerium“ und „Ministerium.“ … Die Ausdrücke „Staatsministerium“ und „Ministerium“, dann „Staatsminister“ und „Minister“ wurden sonach in den angeführten beiden Verordnungen als synonym und gleichbedeutend behandelt. Unter der Herrschaft dieser Verordnungen sey nun die Verfassungsurkunde und ihre Beilagen ein Jahr später erschienen, und es

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg, 16. Februar 1840, S. 0371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_047_18400216/3>, abgerufen am 03.12.2024.