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Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840.

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Gasparo Spontini's Reise in den Jahren 1838-1839.

Berlin, im Februar 1840 Die hiesigen politischen Zeitungen brachten uns einen ausführlichen Bericht über die erfolgreiche Reise, welche Hr. Spontini durch Deutschland, Frankreich, England und Italien gemacht hatte; derselbe ist wohl auch fürs Ausland von einem so hohen Interesse, daß ihm eine Stelle in diesen Blättern angewiesen werden kann, und deßhalb möge der Bericht wörtlich hier folgen.

"Durch officielle Briefe aus Rom erfahren wir, daß sowohl der heilige Vater als die Erzbischöfe aller Diöcesen den von dem Ritter Spontini redigirten und dem Papst im Monat Januar überreichten Plan zur Reform der Kirchenmusik angenommen, und ihn in Ausführung zu bringen befohlen haben. Eben so meldet man uns aus Paris, daß die k. Akademie der Künste daselbst Spontini's Vorschläge zu einer neuen Anordnung für die Bewerbung um den großen Preis für musikalische Compositionen, welche ihm als Mitglied gedachter Akademie von einem Ausschusse derselben zu machen aufgetragen war, einstimmig und unter lauten Beifallsbezeugungen in Ausführung zu bringen beschlossen. - Indem wir diese beiden, für die Vervollkommnung der Musik so ungemein wichtig n Resultate der Reise unsers verdienten General-Musikdirectors dessen Kunstgenossen sowohl, als auch dem kunstsinnigen deutschen Publicum bekannt machen, können wir nicht umhin, einen Blick auf diese Reise selbst zu werfen, die, reich an Interesse, den großen Ruf Spontini's durch die glänzende Aufnahme, welche ihm überall im Auslande zu Theil ward, billig noch erhöhen und erweitern muß. Seiner Rückkehr verdanken wir jetzt schon die treffliche Ausführung mehrerer älteren und neueren classischen Werke, und sehen mit großer Freude deren Zuwachs unter seiner Leitung im Laufe dieses Winters entgegen. Wie dankbar unser Publicum dieses anerkennt, hat es ihm bei der zum hundertstenmal stattgefundenen Aufführung der Vestalin bewiesen. - Sämmtliche englische Blätter meldeten uns bereits im vorigen Jahre die ausgezeichnete Aufnahme, welcher sich Hr. Spontini in London von Ihrer Maj. der Königin und allen zu jener Zeit dort versammelten Notabilitäten zu erfreuen hatte. Er ward zum großen Lever und zum Handkuß zugelassen, welche den Krönungsfeierlichkeiten folgten, hatte das Glück, von der Königin angeredet zu werden, und ihr später einige, auf die festlichen Tage Bezug habende, von ihm componirte Gesänge überreichen zu dürfen. Bevor er London verließ, ward von einer Menge hoher Personen, berühmter Künstler, Gelehrten und Musikliebhaber in ihn gedrungen, die Direction einer für die nächste Saison zu organisirenden, deutschen großen Oper zu übernehmen, und ihm dafür die bedeutende Summe von 15,000 Rthlrn. angeboten. Er sollte als General-Director an der Spitze eines Vereins der ersten Talente Deutschlands stehen, für die Bildung eines ausgezeichneten Chors und Orchesters sorgen, und auf diese Weise die rein classische deutsche Musik, welche in London so viele Verehrer zählt, auf englischen Boden verpflanzen, um den Geschmack zu läutern und den jungen Künstlern zum Vorbilde zu dienen. Hr. Spontini würde auch das großartige Project realisirt haben, hätten ihn nicht der herannahende strenge Winter und die Ausarbeitung seines obenangeführten Planes zur Verbesserung der Kirchenmusik in Rom zurückgehalten. Hier war es, in der Mitte der weltberühmten, seit 300 Jahren bestehenden, Congregation und Akademie der hl. Cäcilia, welche dereinst den großen Meister Palestrina als Fürsten der Musik proclamirte; hier war es, wo Spontini - schon früher zu deren Mitglied ernannt - einstimmig zum Maestro examinatore und Chef der zu Beschaffung der mehrerwähnten Reform der Kirchenmusik niedergesetzten Commission erwählt ward. Den ihm ertheilten Auftrag erfüllte er sofort, und überreichte den verlangten Plan dem Cardinal Lambruschini, welcher mit der Prüfung und Ausführung desselben beauftragt war. Gleich nach dessen Annahme beantragte er die Ernennung von sechzig der vorzüglichsten Tonkünstler zu wirklichen und zu Ehrenmitgliedern der obengenannten berühmten Akademie - die römische Zeitung Il Diario machte bereits in Nr. 28 am 11 Julius v. J. deren Namen bekannt. - Zu gleicher Zeit ernannte auch die philharmonische Akademie in Rom, welcher der Cardinal Lambruschini gleichfalls als Präsident vorsteht, Hrn. Spontini zu ihrem Mitglied, und lud ihn ein, ihren Sitzungen beizuwohnen. Hr. Spontini hatte schon das Glück gehabt, dem Papste vorgestellt und von ihm mit besonderer Auszeichnung empfangen zu werden; als Beweis der Anerkennung seines ausgebreiteten Rufes und seiner Verdienste um die Kunst, wurde er von Sr. Heiligkeit zum Ritter des Civilordens von San Gregorio erhoben, und zwar um so mehr, als er in seiner Vaterstadt Jesi aus eigenen Mitteln ein Hospital und ein Leihhaus (Mont sacre de Piete) gestiftet hatte. - Spontini verließ Rom, und die Aufnahme, welche er in Neapel (der Wiege seiner ersten musikalischen Studien und dramati ch-lyrischen Erzeugnisse) laut uns vorliegender Briefe fand, war sowohl von Seiten beider Majestäten als aller Künstler wahrhaft enthusiastisch zu nennen. Bei seiner Vorstellung am Hofe ward es ihm nach einer langen Unterhaltung mit dem König über den gegenwärtigen Zustand der Musik vergönnt, Sr. Majestät die Partitur einer Anzahl von ihm componirter militärischer Märsche, und der Königin die der Oper Olympia zu überreichen. Der König befahl auf der Stelle, sämmtliche Musikcorps der in Neapel garnisonirenden Regimenter zu vereinigen, um gedachte Märsche unter der Leitung des Componisten auszuführen; dieß geschah auf die glänzendste Weise, in der Mitte aller Künstler der Hauptstadt, unter einem wahren Beifallssturm, welcher ihre freudige Bewunderung der Werke ihres hochachtbaren Landsmannes bekundete. Noch am nämlichen Abend empfing Spontini durch den Großkanzler der Orden die Decoration eines Ritters Franz I nebst einem Schreiben des Königs, welches

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Gasparo Spontini's Reise in den Jahren 1838-1839.

Berlin, im Februar 1840 Die hiesigen politischen Zeitungen brachten uns einen ausführlichen Bericht über die erfolgreiche Reise, welche Hr. Spontini durch Deutschland, Frankreich, England und Italien gemacht hatte; derselbe ist wohl auch fürs Ausland von einem so hohen Interesse, daß ihm eine Stelle in diesen Blättern angewiesen werden kann, und deßhalb möge der Bericht wörtlich hier folgen.

„Durch officielle Briefe aus Rom erfahren wir, daß sowohl der heilige Vater als die Erzbischöfe aller Diöcesen den von dem Ritter Spontini redigirten und dem Papst im Monat Januar überreichten Plan zur Reform der Kirchenmusik angenommen, und ihn in Ausführung zu bringen befohlen haben. Eben so meldet man uns aus Paris, daß die k. Akademie der Künste daselbst Spontini's Vorschläge zu einer neuen Anordnung für die Bewerbung um den großen Preis für musikalische Compositionen, welche ihm als Mitglied gedachter Akademie von einem Ausschusse derselben zu machen aufgetragen war, einstimmig und unter lauten Beifallsbezeugungen in Ausführung zu bringen beschlossen. – Indem wir diese beiden, für die Vervollkommnung der Musik so ungemein wichtig n Resultate der Reise unsers verdienten General-Musikdirectors dessen Kunstgenossen sowohl, als auch dem kunstsinnigen deutschen Publicum bekannt machen, können wir nicht umhin, einen Blick auf diese Reise selbst zu werfen, die, reich an Interesse, den großen Ruf Spontini's durch die glänzende Aufnahme, welche ihm überall im Auslande zu Theil ward, billig noch erhöhen und erweitern muß. Seiner Rückkehr verdanken wir jetzt schon die treffliche Ausführung mehrerer älteren und neueren classischen Werke, und sehen mit großer Freude deren Zuwachs unter seiner Leitung im Laufe dieses Winters entgegen. Wie dankbar unser Publicum dieses anerkennt, hat es ihm bei der zum hundertstenmal stattgefundenen Aufführung der Vestalin bewiesen. – Sämmtliche englische Blätter meldeten uns bereits im vorigen Jahre die ausgezeichnete Aufnahme, welcher sich Hr. Spontini in London von Ihrer Maj. der Königin und allen zu jener Zeit dort versammelten Notabilitäten zu erfreuen hatte. Er ward zum großen Lever und zum Handkuß zugelassen, welche den Krönungsfeierlichkeiten folgten, hatte das Glück, von der Königin angeredet zu werden, und ihr später einige, auf die festlichen Tage Bezug habende, von ihm componirte Gesänge überreichen zu dürfen. Bevor er London verließ, ward von einer Menge hoher Personen, berühmter Künstler, Gelehrten und Musikliebhaber in ihn gedrungen, die Direction einer für die nächste Saison zu organisirenden, deutschen großen Oper zu übernehmen, und ihm dafür die bedeutende Summe von 15,000 Rthlrn. angeboten. Er sollte als General-Director an der Spitze eines Vereins der ersten Talente Deutschlands stehen, für die Bildung eines ausgezeichneten Chors und Orchesters sorgen, und auf diese Weise die rein classische deutsche Musik, welche in London so viele Verehrer zählt, auf englischen Boden verpflanzen, um den Geschmack zu läutern und den jungen Künstlern zum Vorbilde zu dienen. Hr. Spontini würde auch das großartige Project realisirt haben, hätten ihn nicht der herannahende strenge Winter und die Ausarbeitung seines obenangeführten Planes zur Verbesserung der Kirchenmusik in Rom zurückgehalten. Hier war es, in der Mitte der weltberühmten, seit 300 Jahren bestehenden, Congregation und Akademie der hl. Cäcilia, welche dereinst den großen Meister Palestrina als Fürsten der Musik proclamirte; hier war es, wo Spontini – schon früher zu deren Mitglied ernannt – einstimmig zum Maestro examinatore und Chef der zu Beschaffung der mehrerwähnten Reform der Kirchenmusik niedergesetzten Commission erwählt ward. Den ihm ertheilten Auftrag erfüllte er sofort, und überreichte den verlangten Plan dem Cardinal Lambruschini, welcher mit der Prüfung und Ausführung desselben beauftragt war. Gleich nach dessen Annahme beantragte er die Ernennung von sechzig der vorzüglichsten Tonkünstler zu wirklichen und zu Ehrenmitgliedern der obengenannten berühmten Akademie – die römische Zeitung Il Diario machte bereits in Nr. 28 am 11 Julius v. J. deren Namen bekannt. – Zu gleicher Zeit ernannte auch die philharmonische Akademie in Rom, welcher der Cardinal Lambruschini gleichfalls als Präsident vorsteht, Hrn. Spontini zu ihrem Mitglied, und lud ihn ein, ihren Sitzungen beizuwohnen. Hr. Spontini hatte schon das Glück gehabt, dem Papste vorgestellt und von ihm mit besonderer Auszeichnung empfangen zu werden; als Beweis der Anerkennung seines ausgebreiteten Rufes und seiner Verdienste um die Kunst, wurde er von Sr. Heiligkeit zum Ritter des Civilordens von San Gregorio erhoben, und zwar um so mehr, als er in seiner Vaterstadt Jesi aus eigenen Mitteln ein Hospital und ein Leihhaus (Mont sacré de Piété) gestiftet hatte. – Spontini verließ Rom, und die Aufnahme, welche er in Neapel (der Wiege seiner ersten musikalischen Studien und dramati ch-lyrischen Erzeugnisse) laut uns vorliegender Briefe fand, war sowohl von Seiten beider Majestäten als aller Künstler wahrhaft enthusiastisch zu nennen. Bei seiner Vorstellung am Hofe ward es ihm nach einer langen Unterhaltung mit dem König über den gegenwärtigen Zustand der Musik vergönnt, Sr. Majestät die Partitur einer Anzahl von ihm componirter militärischer Märsche, und der Königin die der Oper Olympia zu überreichen. Der König befahl auf der Stelle, sämmtliche Musikcorps der in Neapel garnisonirenden Regimenter zu vereinigen, um gedachte Märsche unter der Leitung des Componisten auszuführen; dieß geschah auf die glänzendste Weise, in der Mitte aller Künstler der Hauptstadt, unter einem wahren Beifallssturm, welcher ihre freudige Bewunderung der Werke ihres hochachtbaren Landsmannes bekundete. Noch am nämlichen Abend empfing Spontini durch den Großkanzler der Orden die Decoration eines Ritters Franz I nebst einem Schreiben des Königs, welches

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Akademie der Künste daselbst Spontini's Vorschläge zu einer neuen Anordnung für die Bewerbung um den großen Preis für musikalische Compositionen, welche ihm als Mitglied gedachter Akademie von einem Ausschusse derselben zu machen aufgetragen war, einstimmig und unter lauten Beifallsbezeugungen in Ausführung zu bringen beschlossen. &#x2013; Indem wir diese beiden, für die Vervollkommnung der Musik so ungemein wichtig n Resultate der Reise unsers verdienten General-Musikdirectors dessen Kunstgenossen sowohl, als auch dem kunstsinnigen deutschen Publicum bekannt machen, können wir nicht umhin, einen Blick auf diese Reise selbst zu werfen, die, reich an Interesse, den großen Ruf Spontini's durch die glänzende Aufnahme, welche ihm überall im Auslande zu Theil ward, billig noch erhöhen und erweitern muß. Seiner Rückkehr verdanken wir jetzt schon die treffliche Ausführung mehrerer älteren und neueren classischen Werke, und sehen mit großer Freude deren Zuwachs unter seiner Leitung im Laufe dieses Winters entgegen. Wie dankbar unser Publicum dieses anerkennt, hat es ihm bei der zum hundertstenmal stattgefundenen Aufführung der Vestalin bewiesen. &#x2013; Sämmtliche englische Blätter meldeten uns bereits im vorigen Jahre die ausgezeichnete Aufnahme, welcher sich Hr. Spontini in London von Ihrer Maj. der Königin und allen zu jener Zeit dort versammelten Notabilitäten zu erfreuen hatte. Er ward zum großen Lever und zum Handkuß zugelassen, welche den Krönungsfeierlichkeiten folgten, hatte das Glück, von der Königin angeredet zu werden, und ihr später einige, auf die festlichen Tage Bezug habende, von ihm componirte Gesänge überreichen zu dürfen. Bevor er London verließ, ward von einer Menge hoher Personen, berühmter Künstler, Gelehrten und Musikliebhaber in ihn gedrungen, die Direction einer für die nächste Saison zu organisirenden, deutschen großen Oper zu übernehmen, und ihm dafür die bedeutende Summe von 15,000 Rthlrn. angeboten. Er sollte als General-Director an der Spitze eines Vereins der ersten Talente Deutschlands stehen, für die Bildung eines ausgezeichneten Chors und Orchesters sorgen, und auf diese Weise die rein classische deutsche Musik, welche in London so viele Verehrer zählt, auf englischen Boden verpflanzen, um den Geschmack zu läutern und den jungen Künstlern zum Vorbilde zu dienen. Hr. Spontini würde auch das großartige Project realisirt haben, hätten ihn nicht der herannahende strenge Winter und die Ausarbeitung seines obenangeführten Planes zur Verbesserung der Kirchenmusik in Rom zurückgehalten. Hier war es, in der Mitte der weltberühmten, seit 300 Jahren bestehenden, Congregation und Akademie der hl. Cäcilia, welche dereinst den großen Meister Palestrina als Fürsten der Musik proclamirte; hier war es, wo Spontini &#x2013; schon früher zu deren Mitglied ernannt &#x2013; einstimmig zum Maestro examinatore und Chef der zu Beschaffung der mehrerwähnten Reform der Kirchenmusik niedergesetzten Commission erwählt ward. Den ihm ertheilten Auftrag erfüllte er sofort, und überreichte den verlangten Plan dem Cardinal Lambruschini, welcher mit der Prüfung und Ausführung desselben beauftragt war. Gleich nach dessen Annahme beantragte er die Ernennung von sechzig der vorzüglichsten Tonkünstler zu wirklichen und zu Ehrenmitgliedern der obengenannten berühmten Akademie &#x2013; die römische Zeitung Il Diario machte bereits in Nr. 28 am 11 Julius v. J. deren Namen bekannt. &#x2013; Zu gleicher Zeit ernannte auch die philharmonische Akademie in Rom, welcher der Cardinal Lambruschini gleichfalls als Präsident vorsteht, Hrn. Spontini zu ihrem Mitglied, und lud ihn ein, ihren Sitzungen beizuwohnen. Hr. Spontini hatte schon das Glück gehabt, dem Papste vorgestellt und von ihm mit besonderer Auszeichnung empfangen zu werden; als Beweis der Anerkennung seines ausgebreiteten Rufes und seiner Verdienste um die Kunst, wurde er von Sr. Heiligkeit zum Ritter des Civilordens von San Gregorio erhoben, und zwar um so mehr, als er in seiner Vaterstadt Jesi aus eigenen Mitteln ein Hospital und ein Leihhaus (Mont sacré de Piété) gestiftet hatte. &#x2013; Spontini verließ Rom, und die Aufnahme, welche er in Neapel (der Wiege seiner ersten musikalischen Studien und dramati ch-lyrischen Erzeugnisse) laut uns vorliegender Briefe fand, war sowohl von Seiten beider Majestäten als aller Künstler wahrhaft enthusiastisch zu nennen. Bei seiner Vorstellung am Hofe ward es ihm nach einer langen Unterhaltung mit dem König über den gegenwärtigen Zustand der Musik vergönnt, Sr. Majestät die Partitur einer Anzahl von ihm componirter militärischer Märsche, und der Königin die der Oper Olympia zu überreichen. Der König befahl auf der Stelle, sämmtliche Musikcorps der in Neapel garnisonirenden Regimenter zu vereinigen, um gedachte Märsche unter der Leitung des Componisten auszuführen; dieß geschah auf die glänzendste Weise, in der Mitte aller Künstler der Hauptstadt, unter einem wahren Beifallssturm, welcher ihre freudige Bewunderung der Werke ihres hochachtbaren Landsmannes bekundete. Noch am nämlichen Abend empfing Spontini durch den Großkanzler der Orden die Decoration eines Ritters Franz I nebst einem Schreiben des Königs, welches<lb/></p>
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[0413/0013] [363] Gasparo Spontini's Reise in den Jahren 1838-1839. Berlin, im Februar 1840 Die hiesigen politischen Zeitungen brachten uns einen ausführlichen Bericht über die erfolgreiche Reise, welche Hr. Spontini durch Deutschland, Frankreich, England und Italien gemacht hatte; derselbe ist wohl auch fürs Ausland von einem so hohen Interesse, daß ihm eine Stelle in diesen Blättern angewiesen werden kann, und deßhalb möge der Bericht wörtlich hier folgen. „Durch officielle Briefe aus Rom erfahren wir, daß sowohl der heilige Vater als die Erzbischöfe aller Diöcesen den von dem Ritter Spontini redigirten und dem Papst im Monat Januar überreichten Plan zur Reform der Kirchenmusik angenommen, und ihn in Ausführung zu bringen befohlen haben. Eben so meldet man uns aus Paris, daß die k. Akademie der Künste daselbst Spontini's Vorschläge zu einer neuen Anordnung für die Bewerbung um den großen Preis für musikalische Compositionen, welche ihm als Mitglied gedachter Akademie von einem Ausschusse derselben zu machen aufgetragen war, einstimmig und unter lauten Beifallsbezeugungen in Ausführung zu bringen beschlossen. – Indem wir diese beiden, für die Vervollkommnung der Musik so ungemein wichtig n Resultate der Reise unsers verdienten General-Musikdirectors dessen Kunstgenossen sowohl, als auch dem kunstsinnigen deutschen Publicum bekannt machen, können wir nicht umhin, einen Blick auf diese Reise selbst zu werfen, die, reich an Interesse, den großen Ruf Spontini's durch die glänzende Aufnahme, welche ihm überall im Auslande zu Theil ward, billig noch erhöhen und erweitern muß. Seiner Rückkehr verdanken wir jetzt schon die treffliche Ausführung mehrerer älteren und neueren classischen Werke, und sehen mit großer Freude deren Zuwachs unter seiner Leitung im Laufe dieses Winters entgegen. Wie dankbar unser Publicum dieses anerkennt, hat es ihm bei der zum hundertstenmal stattgefundenen Aufführung der Vestalin bewiesen. – Sämmtliche englische Blätter meldeten uns bereits im vorigen Jahre die ausgezeichnete Aufnahme, welcher sich Hr. Spontini in London von Ihrer Maj. der Königin und allen zu jener Zeit dort versammelten Notabilitäten zu erfreuen hatte. Er ward zum großen Lever und zum Handkuß zugelassen, welche den Krönungsfeierlichkeiten folgten, hatte das Glück, von der Königin angeredet zu werden, und ihr später einige, auf die festlichen Tage Bezug habende, von ihm componirte Gesänge überreichen zu dürfen. Bevor er London verließ, ward von einer Menge hoher Personen, berühmter Künstler, Gelehrten und Musikliebhaber in ihn gedrungen, die Direction einer für die nächste Saison zu organisirenden, deutschen großen Oper zu übernehmen, und ihm dafür die bedeutende Summe von 15,000 Rthlrn. angeboten. Er sollte als General-Director an der Spitze eines Vereins der ersten Talente Deutschlands stehen, für die Bildung eines ausgezeichneten Chors und Orchesters sorgen, und auf diese Weise die rein classische deutsche Musik, welche in London so viele Verehrer zählt, auf englischen Boden verpflanzen, um den Geschmack zu läutern und den jungen Künstlern zum Vorbilde zu dienen. Hr. Spontini würde auch das großartige Project realisirt haben, hätten ihn nicht der herannahende strenge Winter und die Ausarbeitung seines obenangeführten Planes zur Verbesserung der Kirchenmusik in Rom zurückgehalten. Hier war es, in der Mitte der weltberühmten, seit 300 Jahren bestehenden, Congregation und Akademie der hl. Cäcilia, welche dereinst den großen Meister Palestrina als Fürsten der Musik proclamirte; hier war es, wo Spontini – schon früher zu deren Mitglied ernannt – einstimmig zum Maestro examinatore und Chef der zu Beschaffung der mehrerwähnten Reform der Kirchenmusik niedergesetzten Commission erwählt ward. Den ihm ertheilten Auftrag erfüllte er sofort, und überreichte den verlangten Plan dem Cardinal Lambruschini, welcher mit der Prüfung und Ausführung desselben beauftragt war. Gleich nach dessen Annahme beantragte er die Ernennung von sechzig der vorzüglichsten Tonkünstler zu wirklichen und zu Ehrenmitgliedern der obengenannten berühmten Akademie – die römische Zeitung Il Diario machte bereits in Nr. 28 am 11 Julius v. J. deren Namen bekannt. – Zu gleicher Zeit ernannte auch die philharmonische Akademie in Rom, welcher der Cardinal Lambruschini gleichfalls als Präsident vorsteht, Hrn. Spontini zu ihrem Mitglied, und lud ihn ein, ihren Sitzungen beizuwohnen. Hr. Spontini hatte schon das Glück gehabt, dem Papste vorgestellt und von ihm mit besonderer Auszeichnung empfangen zu werden; als Beweis der Anerkennung seines ausgebreiteten Rufes und seiner Verdienste um die Kunst, wurde er von Sr. Heiligkeit zum Ritter des Civilordens von San Gregorio erhoben, und zwar um so mehr, als er in seiner Vaterstadt Jesi aus eigenen Mitteln ein Hospital und ein Leihhaus (Mont sacré de Piété) gestiftet hatte. – Spontini verließ Rom, und die Aufnahme, welche er in Neapel (der Wiege seiner ersten musikalischen Studien und dramati ch-lyrischen Erzeugnisse) laut uns vorliegender Briefe fand, war sowohl von Seiten beider Majestäten als aller Künstler wahrhaft enthusiastisch zu nennen. Bei seiner Vorstellung am Hofe ward es ihm nach einer langen Unterhaltung mit dem König über den gegenwärtigen Zustand der Musik vergönnt, Sr. Majestät die Partitur einer Anzahl von ihm componirter militärischer Märsche, und der Königin die der Oper Olympia zu überreichen. Der König befahl auf der Stelle, sämmtliche Musikcorps der in Neapel garnisonirenden Regimenter zu vereinigen, um gedachte Märsche unter der Leitung des Componisten auszuführen; dieß geschah auf die glänzendste Weise, in der Mitte aller Künstler der Hauptstadt, unter einem wahren Beifallssturm, welcher ihre freudige Bewunderung der Werke ihres hochachtbaren Landsmannes bekundete. Noch am nämlichen Abend empfing Spontini durch den Großkanzler der Orden die Decoration eines Ritters Franz I nebst einem Schreiben des Königs, welches

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 52. Augsburg, 21. Februar 1840, S. 0413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_052_18400221/13>, abgerufen am 21.11.2024.