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Allgemeine Zeitung. Nr. 56. Augsburg, 25. Februar 1840.

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welche die Phantasie lebhaft anspricht, und dem Erfinder Ehre macht. Es befinden sich außerdem noch verschiedene andere mehr oder weniger pittoreske Ruinen auf dieser Insel, welche einst eine ganze Colonie mehrerer Klöster getragen haben soll. In einer wilden dornigen Buschgegend von üppigem Wachsthum ist man vor kurzem auf den untern, noch gut erhaltenen Theil einer ansehnlichen Kirche gestoßen, der jetzt ganz frei gemacht wird. Man fand auf ihrem Boden und an den Wänden sehr interessante Gräber, und in dem einen sogar einen goldnen alterthümlichen Schmuck mit den französischen Lilien, welcher einer vornehmen Person aus jenem Lande angehört zu haben scheint, daneben das Steinbild eines Ritters, so wie auch einige andere Sculpturen aus der Zeit des Mittelalters nebst einer großen Menge Todtenköpfe und Knochen, die man leider wegwirft, obgleich eine von ihnen nach irländischer Weise aufgerichtete Pyramide in dem alterthümlichen Kirchengemäuer sich vortrefflich ausnehmen würde. Dem mich herumführenden Garteninspector wollte jedoch diese Bemerkung keineswegs einleuchten. Der gute Mann rollt hier das Rad des Sysiphus, denn seit den 20 Jahren, während deren er hier angestellt ist, hat der Eisgang der Donau schon ein Duzendmal die Hälfte der Anlagen verheert, doch ermüdet er nicht in der Erneuung, und in der That sah ich auch jetzt nur noch wenig Spuren des letzten, gewaltigsten Anfalls. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aus irgend einem Grunde der Fluß ehemals nicht so verheerend war, denn wie hätten sonst eine solche Menge Klöster hier geblüht, deren Ruinen zeigen, daß ihr Boden fast in gleicher Höhe mit dem jetzigen Wasserspiegel liegt.

Um nun mein langes Postscriptum zu schließen, noch einen guten Rath, lieber Max. Kommst du je nach Pesth, und bist du krank, so wende dich an den Doctor, Hofrath v. Stahli als den geschicktesten, theilnehmendsten Arzt, den gewandtesten Operateur, den Vertrauen einflößendsten Heilkünstler; bist du aber gesund, und hast du weder vom schlechten hiesigen Klima das Fieber bekommen, noch nöthig dir Arme und Beine abnehmen zu lassen, sondern wünschest du bloß einen edlen Ungarn, wie er seyn soll, kennen zu lernen, so frage wieder nach dem Hofrath von Stahli als dem wackern Patrioten, dem liebenswürdigen, genialen Gesellschafter und Lebemann (der sich unter Anderm auf guten Champagner eben so tüchtig als auf alle arcana der Apotheke versteht), dem umfassend gebildeten Gelehrten, und dem an Herzensgüte und Biedersinn schwer zu übertreffenden Liebling der großen und kleinen Welt in Pesth. Hiermit entlasse ich dich, und empfehle dich dem Schutze des Höchsten, ut in litteris.

Zur Statistik des Königreichs Neapel diesseits des Faro.

In der ersten Periode des vergangenen Jahrhunderts, so beginnt Serristori das so eben erschienene Heft seiner Statistik des Königreichs Neapel, folgte Karl III auf die unheilbringende Herrschaft spanischer Vicekönige. Es begrüßten die Neapolitaner diesen Fürsten, wie der Seemann den Hafen nach langer und gefährlicher Fahrt. Zwar legte der Minister Tanucci unter ihm den Grund zu Reformen und neuen Institutionen, doch war diese Regierung von zu kurzer Dauer, als daß Alles, was man sich vorgesetzt hatte und was noth that, ausgeführt werden konnte. Sein Sohn Ferdinand verrieth in den ersten Jahren seiner Herrschaft guten Willen, doch fehlte ihm die nöthige Energie zum Handeln; im Lauf der Zeiten zeigte er sich gleichgültig, und nicht selten widerstrebend.

Im Jahr 1806 ward Neapel von den Franzosen besetzt. Es war eine neue, dem Lande fremde Regierung, die der Revolution ihren Ursprung verdankte, statt des Rechts die Gewalt für sich hatte, und sich dadurch im Stande sah, die verwegensten Reformen ins Leben zu rufen. Durch sie fiel das Lehenswesen, wurden die Klöster aufgehoben - zwei große Wunden des Königreichs heilten auf diese Weise. Die Fessel, welche bis dahin auf der Veräußerlichkeit des Grundeigenthums lastete, hatte den größten Theil der Bevölkerung von der Wohlthat des Besitzes ausgeschlossen, und in Folge dessen zum Elend verdammt. In die unterdrückte Lehen theilten sich die Barone und die Gemeinden, durch diese ward es an die einzelnen Bürger veräußert. Die Besitzungen der Klöster wurden verkauft, um die öffentliche Schuld zu tilgen, ja um das Eigenthum von jeder Fessel zu befreien, wurden die Maggiorate und Fideicommisse abgeschafft. Die ungeheuern Besitzungen der Barone, auf welchen meistens die größten Schulden lasteten, kamen in andere Hände; kaum daß einzelne Namen noch von der ehemaligen Lehensherrschaft Kunde geben; ihre Güter sind längst Eigenthum der Menge geworden.

Mit diesen radicalen Veränderungen gingen nothwendig viele andere Hand in Hand. Die Verschiedenheit der Gerichte und Gesetze, je nach dem verschiedenen Stand der Personen, mußte einer neuen Gerichtsordnung Platz machen, die alle Bürger vor dem Gesetz für gleich erklärte, und allen Sicherheit der Person und des Eigenthums gewährte. Statt der complicirten, willkürlichen und oft tyrannischen Art, die Abgaben zu vertheilen, wurde ein gleichmäßiges System eingeführt, dem das Einkommen der Einzelnen zur Basis diente. Zugleich räumte man die Hindernisse aus dem Wege, welche bis dahin Handel und Verkehr beengt hatten: die Binnenzölle wurden aufgehoben und die Küstenfahrten freigegeben.

Als Ferdinand im Jahr 1815 wieder den angestammten Thron bestieg, fand er die Finanzen besser geordnet, die öffentlichen Einkünfte vermehrt, den größten Theil der Staatsschuld getilgt, die einzelnen Gemeinden im Besitz bedeutender Patrimonien - ein Gerichtswesen, das mit den Forderungen der neuen bürgerlichen Gesellschaft im Einklang stand, dazu größere Betriebsamkeit, Wohlhabenheit und einen größeren Grad von Bildung in der Bevölkerung. Er bestätigte alle Vortheile, welche ihm von der sogenannten militärischen Besetzung überliefert waren - Vortheile, die in der Zeit eines langen Friedens noch ganz andere Resultate hoffen ließen, als man nach den damaligen Umständen sich versprechen konnte. Man ging also auf dem Wege des Fortschritts weiter, und nahm den einzelnen Maaßregeln das Gewaltsame und Willkürliche, das in der Praxis nur zu oft geblieben war. Es kam besonders darauf an, die inländische Industrie zu heben, und um dieß zu erreichen, kam man nach vielem Schwanken im Jahr 1824 zu einem Prohibitivsystem für ausländische Waaren, das noch jetzt in voller Kraft besteht. Alle fremden Producte wurden bei der Einfuhr mit schweren Abgaben belegt, von denen man alle einheimischen bei der Ausfuhr frei erklärte. Auch erließ man, um der inländischen Schifffahrt einen Aufschwung zu geben, für fremde Flaggen außerordentlich drückende Verordnungen. Ueber die Menge von Fabriken, die durch dieß künstliche System hervorgerufen wurden, darf man sich nicht täuschen; es sind mehrentheils fremde Gewächse, die nur mit Hülfe schwerer Zollabgaben ein kümmerliches Leben fristen. Es sind künstliche Schöpfungen, die gewöhnlich stationär werden, und

welche die Phantasie lebhaft anspricht, und dem Erfinder Ehre macht. Es befinden sich außerdem noch verschiedene andere mehr oder weniger pittoreske Ruinen auf dieser Insel, welche einst eine ganze Colonie mehrerer Klöster getragen haben soll. In einer wilden dornigen Buschgegend von üppigem Wachsthum ist man vor kurzem auf den untern, noch gut erhaltenen Theil einer ansehnlichen Kirche gestoßen, der jetzt ganz frei gemacht wird. Man fand auf ihrem Boden und an den Wänden sehr interessante Gräber, und in dem einen sogar einen goldnen alterthümlichen Schmuck mit den französischen Lilien, welcher einer vornehmen Person aus jenem Lande angehört zu haben scheint, daneben das Steinbild eines Ritters, so wie auch einige andere Sculpturen aus der Zeit des Mittelalters nebst einer großen Menge Todtenköpfe und Knochen, die man leider wegwirft, obgleich eine von ihnen nach irländischer Weise aufgerichtete Pyramide in dem alterthümlichen Kirchengemäuer sich vortrefflich ausnehmen würde. Dem mich herumführenden Garteninspector wollte jedoch diese Bemerkung keineswegs einleuchten. Der gute Mann rollt hier das Rad des Sysiphus, denn seit den 20 Jahren, während deren er hier angestellt ist, hat der Eisgang der Donau schon ein Duzendmal die Hälfte der Anlagen verheert, doch ermüdet er nicht in der Erneuung, und in der That sah ich auch jetzt nur noch wenig Spuren des letzten, gewaltigsten Anfalls. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aus irgend einem Grunde der Fluß ehemals nicht so verheerend war, denn wie hätten sonst eine solche Menge Klöster hier geblüht, deren Ruinen zeigen, daß ihr Boden fast in gleicher Höhe mit dem jetzigen Wasserspiegel liegt.

Um nun mein langes Postscriptum zu schließen, noch einen guten Rath, lieber Max. Kommst du je nach Pesth, und bist du krank, so wende dich an den Doctor, Hofrath v. Stahli als den geschicktesten, theilnehmendsten Arzt, den gewandtesten Operateur, den Vertrauen einflößendsten Heilkünstler; bist du aber gesund, und hast du weder vom schlechten hiesigen Klima das Fieber bekommen, noch nöthig dir Arme und Beine abnehmen zu lassen, sondern wünschest du bloß einen edlen Ungarn, wie er seyn soll, kennen zu lernen, so frage wieder nach dem Hofrath von Stahli als dem wackern Patrioten, dem liebenswürdigen, genialen Gesellschafter und Lebemann (der sich unter Anderm auf guten Champagner eben so tüchtig als auf alle arcana der Apotheke versteht), dem umfassend gebildeten Gelehrten, und dem an Herzensgüte und Biedersinn schwer zu übertreffenden Liebling der großen und kleinen Welt in Pesth. Hiermit entlasse ich dich, und empfehle dich dem Schutze des Höchsten, ut in litteris.

Zur Statistik des Königreichs Neapel diesseits des Faro.

In der ersten Periode des vergangenen Jahrhunderts, so beginnt Serristori das so eben erschienene Heft seiner Statistik des Königreichs Neapel, folgte Karl III auf die unheilbringende Herrschaft spanischer Vicekönige. Es begrüßten die Neapolitaner diesen Fürsten, wie der Seemann den Hafen nach langer und gefährlicher Fahrt. Zwar legte der Minister Tanucci unter ihm den Grund zu Reformen und neuen Institutionen, doch war diese Regierung von zu kurzer Dauer, als daß Alles, was man sich vorgesetzt hatte und was noth that, ausgeführt werden konnte. Sein Sohn Ferdinand verrieth in den ersten Jahren seiner Herrschaft guten Willen, doch fehlte ihm die nöthige Energie zum Handeln; im Lauf der Zeiten zeigte er sich gleichgültig, und nicht selten widerstrebend.

Im Jahr 1806 ward Neapel von den Franzosen besetzt. Es war eine neue, dem Lande fremde Regierung, die der Revolution ihren Ursprung verdankte, statt des Rechts die Gewalt für sich hatte, und sich dadurch im Stande sah, die verwegensten Reformen ins Leben zu rufen. Durch sie fiel das Lehenswesen, wurden die Klöster aufgehoben – zwei große Wunden des Königreichs heilten auf diese Weise. Die Fessel, welche bis dahin auf der Veräußerlichkeit des Grundeigenthums lastete, hatte den größten Theil der Bevölkerung von der Wohlthat des Besitzes ausgeschlossen, und in Folge dessen zum Elend verdammt. In die unterdrückte Lehen theilten sich die Barone und die Gemeinden, durch diese ward es an die einzelnen Bürger veräußert. Die Besitzungen der Klöster wurden verkauft, um die öffentliche Schuld zu tilgen, ja um das Eigenthum von jeder Fessel zu befreien, wurden die Maggiorate und Fideicommisse abgeschafft. Die ungeheuern Besitzungen der Barone, auf welchen meistens die größten Schulden lasteten, kamen in andere Hände; kaum daß einzelne Namen noch von der ehemaligen Lehensherrschaft Kunde geben; ihre Güter sind längst Eigenthum der Menge geworden.

Mit diesen radicalen Veränderungen gingen nothwendig viele andere Hand in Hand. Die Verschiedenheit der Gerichte und Gesetze, je nach dem verschiedenen Stand der Personen, mußte einer neuen Gerichtsordnung Platz machen, die alle Bürger vor dem Gesetz für gleich erklärte, und allen Sicherheit der Person und des Eigenthums gewährte. Statt der complicirten, willkürlichen und oft tyrannischen Art, die Abgaben zu vertheilen, wurde ein gleichmäßiges System eingeführt, dem das Einkommen der Einzelnen zur Basis diente. Zugleich räumte man die Hindernisse aus dem Wege, welche bis dahin Handel und Verkehr beengt hatten: die Binnenzölle wurden aufgehoben und die Küstenfahrten freigegeben.

Als Ferdinand im Jahr 1815 wieder den angestammten Thron bestieg, fand er die Finanzen besser geordnet, die öffentlichen Einkünfte vermehrt, den größten Theil der Staatsschuld getilgt, die einzelnen Gemeinden im Besitz bedeutender Patrimonien – ein Gerichtswesen, das mit den Forderungen der neuen bürgerlichen Gesellschaft im Einklang stand, dazu größere Betriebsamkeit, Wohlhabenheit und einen größeren Grad von Bildung in der Bevölkerung. Er bestätigte alle Vortheile, welche ihm von der sogenannten militärischen Besetzung überliefert waren – Vortheile, die in der Zeit eines langen Friedens noch ganz andere Resultate hoffen ließen, als man nach den damaligen Umständen sich versprechen konnte. Man ging also auf dem Wege des Fortschritts weiter, und nahm den einzelnen Maaßregeln das Gewaltsame und Willkürliche, das in der Praxis nur zu oft geblieben war. Es kam besonders darauf an, die inländische Industrie zu heben, und um dieß zu erreichen, kam man nach vielem Schwanken im Jahr 1824 zu einem Prohibitivsystem für ausländische Waaren, das noch jetzt in voller Kraft besteht. Alle fremden Producte wurden bei der Einfuhr mit schweren Abgaben belegt, von denen man alle einheimischen bei der Ausfuhr frei erklärte. Auch erließ man, um der inländischen Schifffahrt einen Aufschwung zu geben, für fremde Flaggen außerordentlich drückende Verordnungen. Ueber die Menge von Fabriken, die durch dieß künstliche System hervorgerufen wurden, darf man sich nicht täuschen; es sind mehrentheils fremde Gewächse, die nur mit Hülfe schwerer Zollabgaben ein kümmerliches Leben fristen. Es sind künstliche Schöpfungen, die gewöhnlich stationär werden, und

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welche die Phantasie lebhaft anspricht, und dem Erfinder Ehre macht. Es befinden sich außerdem noch verschiedene andere mehr oder weniger pittoreske Ruinen auf dieser Insel, welche einst eine ganze Colonie mehrerer Klöster getragen haben soll. In einer wilden dornigen Buschgegend von üppigem Wachsthum ist man vor kurzem auf den untern, noch gut erhaltenen Theil einer ansehnlichen Kirche gestoßen, der jetzt ganz frei gemacht wird. Man fand auf ihrem Boden und an den Wänden sehr interessante Gräber, und in dem einen sogar einen goldnen alterthümlichen Schmuck mit den französischen Lilien, welcher einer vornehmen Person aus jenem Lande angehört zu haben scheint, daneben das Steinbild eines Ritters, so wie auch einige andere Sculpturen aus der Zeit des Mittelalters nebst einer großen Menge Todtenköpfe und Knochen, die man leider wegwirft, obgleich eine von ihnen nach irländischer Weise aufgerichtete Pyramide in dem alterthümlichen Kirchengemäuer sich vortrefflich ausnehmen würde. Dem mich herumführenden Garteninspector wollte jedoch diese Bemerkung keineswegs einleuchten. Der gute Mann rollt hier das Rad des Sysiphus, denn seit den 20 Jahren, während deren er hier angestellt ist, hat der Eisgang der Donau schon ein Duzendmal die Hälfte der Anlagen verheert, doch ermüdet er nicht in der Erneuung, und in der That sah ich auch jetzt nur noch wenig Spuren des letzten, gewaltigsten Anfalls. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aus irgend einem Grunde der Fluß ehemals nicht so verheerend war, denn wie hätten sonst eine solche Menge Klöster hier geblüht, deren Ruinen zeigen, daß ihr Boden fast in gleicher Höhe mit dem jetzigen Wasserspiegel liegt.</p><lb/>
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[0444/0012] welche die Phantasie lebhaft anspricht, und dem Erfinder Ehre macht. Es befinden sich außerdem noch verschiedene andere mehr oder weniger pittoreske Ruinen auf dieser Insel, welche einst eine ganze Colonie mehrerer Klöster getragen haben soll. In einer wilden dornigen Buschgegend von üppigem Wachsthum ist man vor kurzem auf den untern, noch gut erhaltenen Theil einer ansehnlichen Kirche gestoßen, der jetzt ganz frei gemacht wird. Man fand auf ihrem Boden und an den Wänden sehr interessante Gräber, und in dem einen sogar einen goldnen alterthümlichen Schmuck mit den französischen Lilien, welcher einer vornehmen Person aus jenem Lande angehört zu haben scheint, daneben das Steinbild eines Ritters, so wie auch einige andere Sculpturen aus der Zeit des Mittelalters nebst einer großen Menge Todtenköpfe und Knochen, die man leider wegwirft, obgleich eine von ihnen nach irländischer Weise aufgerichtete Pyramide in dem alterthümlichen Kirchengemäuer sich vortrefflich ausnehmen würde. Dem mich herumführenden Garteninspector wollte jedoch diese Bemerkung keineswegs einleuchten. Der gute Mann rollt hier das Rad des Sysiphus, denn seit den 20 Jahren, während deren er hier angestellt ist, hat der Eisgang der Donau schon ein Duzendmal die Hälfte der Anlagen verheert, doch ermüdet er nicht in der Erneuung, und in der That sah ich auch jetzt nur noch wenig Spuren des letzten, gewaltigsten Anfalls. Es ist sehr wahrscheinlich, daß aus irgend einem Grunde der Fluß ehemals nicht so verheerend war, denn wie hätten sonst eine solche Menge Klöster hier geblüht, deren Ruinen zeigen, daß ihr Boden fast in gleicher Höhe mit dem jetzigen Wasserspiegel liegt. Um nun mein langes Postscriptum zu schließen, noch einen guten Rath, lieber Max. Kommst du je nach Pesth, und bist du krank, so wende dich an den Doctor, Hofrath v. Stahli als den geschicktesten, theilnehmendsten Arzt, den gewandtesten Operateur, den Vertrauen einflößendsten Heilkünstler; bist du aber gesund, und hast du weder vom schlechten hiesigen Klima das Fieber bekommen, noch nöthig dir Arme und Beine abnehmen zu lassen, sondern wünschest du bloß einen edlen Ungarn, wie er seyn soll, kennen zu lernen, so frage wieder nach dem Hofrath von Stahli als dem wackern Patrioten, dem liebenswürdigen, genialen Gesellschafter und Lebemann (der sich unter Anderm auf guten Champagner eben so tüchtig als auf alle arcana der Apotheke versteht), dem umfassend gebildeten Gelehrten, und dem an Herzensgüte und Biedersinn schwer zu übertreffenden Liebling der großen und kleinen Welt in Pesth. Hiermit entlasse ich dich, und empfehle dich dem Schutze des Höchsten, ut in litteris. Zur Statistik des Königreichs Neapel diesseits des Faro. _ Florenz, Ende Januar. In der ersten Periode des vergangenen Jahrhunderts, so beginnt Serristori das so eben erschienene Heft seiner Statistik des Königreichs Neapel, folgte Karl III auf die unheilbringende Herrschaft spanischer Vicekönige. Es begrüßten die Neapolitaner diesen Fürsten, wie der Seemann den Hafen nach langer und gefährlicher Fahrt. Zwar legte der Minister Tanucci unter ihm den Grund zu Reformen und neuen Institutionen, doch war diese Regierung von zu kurzer Dauer, als daß Alles, was man sich vorgesetzt hatte und was noth that, ausgeführt werden konnte. Sein Sohn Ferdinand verrieth in den ersten Jahren seiner Herrschaft guten Willen, doch fehlte ihm die nöthige Energie zum Handeln; im Lauf der Zeiten zeigte er sich gleichgültig, und nicht selten widerstrebend. Im Jahr 1806 ward Neapel von den Franzosen besetzt. Es war eine neue, dem Lande fremde Regierung, die der Revolution ihren Ursprung verdankte, statt des Rechts die Gewalt für sich hatte, und sich dadurch im Stande sah, die verwegensten Reformen ins Leben zu rufen. Durch sie fiel das Lehenswesen, wurden die Klöster aufgehoben – zwei große Wunden des Königreichs heilten auf diese Weise. Die Fessel, welche bis dahin auf der Veräußerlichkeit des Grundeigenthums lastete, hatte den größten Theil der Bevölkerung von der Wohlthat des Besitzes ausgeschlossen, und in Folge dessen zum Elend verdammt. In die unterdrückte Lehen theilten sich die Barone und die Gemeinden, durch diese ward es an die einzelnen Bürger veräußert. Die Besitzungen der Klöster wurden verkauft, um die öffentliche Schuld zu tilgen, ja um das Eigenthum von jeder Fessel zu befreien, wurden die Maggiorate und Fideicommisse abgeschafft. Die ungeheuern Besitzungen der Barone, auf welchen meistens die größten Schulden lasteten, kamen in andere Hände; kaum daß einzelne Namen noch von der ehemaligen Lehensherrschaft Kunde geben; ihre Güter sind längst Eigenthum der Menge geworden. Mit diesen radicalen Veränderungen gingen nothwendig viele andere Hand in Hand. Die Verschiedenheit der Gerichte und Gesetze, je nach dem verschiedenen Stand der Personen, mußte einer neuen Gerichtsordnung Platz machen, die alle Bürger vor dem Gesetz für gleich erklärte, und allen Sicherheit der Person und des Eigenthums gewährte. Statt der complicirten, willkürlichen und oft tyrannischen Art, die Abgaben zu vertheilen, wurde ein gleichmäßiges System eingeführt, dem das Einkommen der Einzelnen zur Basis diente. Zugleich räumte man die Hindernisse aus dem Wege, welche bis dahin Handel und Verkehr beengt hatten: die Binnenzölle wurden aufgehoben und die Küstenfahrten freigegeben. Als Ferdinand im Jahr 1815 wieder den angestammten Thron bestieg, fand er die Finanzen besser geordnet, die öffentlichen Einkünfte vermehrt, den größten Theil der Staatsschuld getilgt, die einzelnen Gemeinden im Besitz bedeutender Patrimonien – ein Gerichtswesen, das mit den Forderungen der neuen bürgerlichen Gesellschaft im Einklang stand, dazu größere Betriebsamkeit, Wohlhabenheit und einen größeren Grad von Bildung in der Bevölkerung. Er bestätigte alle Vortheile, welche ihm von der sogenannten militärischen Besetzung überliefert waren – Vortheile, die in der Zeit eines langen Friedens noch ganz andere Resultate hoffen ließen, als man nach den damaligen Umständen sich versprechen konnte. Man ging also auf dem Wege des Fortschritts weiter, und nahm den einzelnen Maaßregeln das Gewaltsame und Willkürliche, das in der Praxis nur zu oft geblieben war. Es kam besonders darauf an, die inländische Industrie zu heben, und um dieß zu erreichen, kam man nach vielem Schwanken im Jahr 1824 zu einem Prohibitivsystem für ausländische Waaren, das noch jetzt in voller Kraft besteht. Alle fremden Producte wurden bei der Einfuhr mit schweren Abgaben belegt, von denen man alle einheimischen bei der Ausfuhr frei erklärte. Auch erließ man, um der inländischen Schifffahrt einen Aufschwung zu geben, für fremde Flaggen außerordentlich drückende Verordnungen. Ueber die Menge von Fabriken, die durch dieß künstliche System hervorgerufen wurden, darf man sich nicht täuschen; es sind mehrentheils fremde Gewächse, die nur mit Hülfe schwerer Zollabgaben ein kümmerliches Leben fristen. Es sind künstliche Schöpfungen, die gewöhnlich stationär werden, und

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 56. Augsburg, 25. Februar 1840, S. 0444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_056_18400225/12>, abgerufen am 21.11.2024.