Allgemeine Zeitung. Nr. 57. Augsburg, 26. Februar 1840.Folgen, indem sie England die ganze Küste von Mekran und Beludschistan öffnet, und die Communicationen mit Afghanistan sichert, theils weil sie einen großen moralischen Einfluß von Persien bis Birma ausüben muß. Die Lage eines großen Reichs ist vielleicht nie von einem größern Zufall abhängig gewesen als die von Indien von dem Sprengen des Thors von Ghisni. Wären ein paar Steine im Weg gelegen, welche das unbemerkte Hintragen des Pulvers verhindert hätten, so wäre in diesem Augenblick ohne Zweifel die indische Armee in Afghanistan entweder aufgerieben oder unverrichteter Dinge zurückgekommen, die Feinde der Compagnie rings um die Halbinsel und in ihrer Mitte in Waffen und voll Vertrauen, und ihre eigenen Truppen entmuthigt, während jetzt rings um Indien Schrecken herrscht und die Armee der Compagnie im Vertrauen auf sich selbst nichts für unmöglich hält. Hier fängt man an, in der Aufregung dieser großen Ereignisse den Kopf zu verlieren, und wenn die Regierung der öffentlichen Stimme folgte, würde sie plötzlich und zu gleicher Zeit ganz Asien mit Krieg überziehen: die Araber in Aden, Persien, die Usbeken in Balkh, die Sikhs, Nepal, Birma, die Holländer in Sumatra und China scheinen fast zu wenig Feinde, um dem Schwindel eines Theils unseres Publicums zu genügen. Man versichert, daß die Cassen in Calcutta von Geld überfließen, und nicht nur den Feldzug am Indus ohne Anlehen bestreiten können, sondern hinlänglich sind neue Kriege zu bezahlen. Dieß ist ohne Zweifel richtig, weil der Verkauf alles kaufmännischen Eigenthums der Compagnie seit einigen Jahren viel Geld in die Cassen gebracht hat, aber man darf nicht vergessen, daß dieß keine regelmäßigen Einnahmen, sondern realisirte Capitalien sind, welche nicht zu Kriegen sondern zum Ablösen von Schulden oder zu öffentlichen Arbeiten, welche die künftigen Einnahmen vermehrt hätten, verwendet werden sollten. Folgen, indem sie England die ganze Küste von Mekran und Beludschistan öffnet, und die Communicationen mit Afghanistan sichert, theils weil sie einen großen moralischen Einfluß von Persien bis Birma ausüben muß. Die Lage eines großen Reichs ist vielleicht nie von einem größern Zufall abhängig gewesen als die von Indien von dem Sprengen des Thors von Ghisni. Wären ein paar Steine im Weg gelegen, welche das unbemerkte Hintragen des Pulvers verhindert hätten, so wäre in diesem Augenblick ohne Zweifel die indische Armee in Afghanistan entweder aufgerieben oder unverrichteter Dinge zurückgekommen, die Feinde der Compagnie rings um die Halbinsel und in ihrer Mitte in Waffen und voll Vertrauen, und ihre eigenen Truppen entmuthigt, während jetzt rings um Indien Schrecken herrscht und die Armee der Compagnie im Vertrauen auf sich selbst nichts für unmöglich hält. Hier fängt man an, in der Aufregung dieser großen Ereignisse den Kopf zu verlieren, und wenn die Regierung der öffentlichen Stimme folgte, würde sie plötzlich und zu gleicher Zeit ganz Asien mit Krieg überziehen: die Araber in Aden, Persien, die Usbeken in Balkh, die Sikhs, Nepal, Birma, die Holländer in Sumatra und China scheinen fast zu wenig Feinde, um dem Schwindel eines Theils unseres Publicums zu genügen. Man versichert, daß die Cassen in Calcutta von Geld überfließen, und nicht nur den Feldzug am Indus ohne Anlehen bestreiten können, sondern hinlänglich sind neue Kriege zu bezahlen. Dieß ist ohne Zweifel richtig, weil der Verkauf alles kaufmännischen Eigenthums der Compagnie seit einigen Jahren viel Geld in die Cassen gebracht hat, aber man darf nicht vergessen, daß dieß keine regelmäßigen Einnahmen, sondern realisirte Capitalien sind, welche nicht zu Kriegen sondern zum Ablösen von Schulden oder zu öffentlichen Arbeiten, welche die künftigen Einnahmen vermehrt hätten, verwendet werden sollten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="0456"/> Folgen, indem sie England die ganze Küste von Mekran und Beludschistan öffnet, und die Communicationen mit Afghanistan sichert, theils weil sie einen großen moralischen Einfluß von Persien bis Birma ausüben muß. Die Lage eines großen Reichs ist vielleicht nie von einem größern Zufall abhängig gewesen als die von Indien von dem Sprengen des Thors von Ghisni. Wären ein paar Steine im Weg gelegen, welche das unbemerkte Hintragen des Pulvers verhindert hätten, so wäre in diesem Augenblick ohne Zweifel die indische Armee in Afghanistan entweder aufgerieben oder unverrichteter Dinge zurückgekommen, die Feinde der Compagnie rings um die Halbinsel und in ihrer Mitte in Waffen und voll Vertrauen, und ihre eigenen Truppen entmuthigt, während jetzt rings um Indien Schrecken herrscht und die Armee der Compagnie im Vertrauen auf sich selbst nichts für unmöglich hält. Hier fängt man an, in der Aufregung dieser großen Ereignisse den Kopf zu verlieren, und wenn die Regierung der öffentlichen Stimme folgte, würde sie plötzlich und zu gleicher Zeit ganz Asien mit Krieg überziehen: die Araber in Aden, Persien, die Usbeken in Balkh, die Sikhs, Nepal, Birma, die Holländer in Sumatra und China scheinen fast zu wenig Feinde, um dem Schwindel eines Theils unseres Publicums zu genügen. Man versichert, daß die Cassen in Calcutta von Geld überfließen, und nicht nur den Feldzug am Indus ohne Anlehen bestreiten können, sondern hinlänglich sind neue Kriege zu bezahlen. Dieß ist ohne Zweifel richtig, weil der Verkauf alles kaufmännischen Eigenthums der Compagnie seit einigen Jahren viel Geld in die Cassen gebracht hat, aber man darf nicht vergessen, daß dieß keine regelmäßigen Einnahmen, sondern realisirte Capitalien sind, welche nicht zu Kriegen sondern zum Ablösen von Schulden oder zu öffentlichen Arbeiten, welche die künftigen Einnahmen vermehrt hätten, verwendet werden sollten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0456/0008]
Folgen, indem sie England die ganze Küste von Mekran und Beludschistan öffnet, und die Communicationen mit Afghanistan sichert, theils weil sie einen großen moralischen Einfluß von Persien bis Birma ausüben muß. Die Lage eines großen Reichs ist vielleicht nie von einem größern Zufall abhängig gewesen als die von Indien von dem Sprengen des Thors von Ghisni. Wären ein paar Steine im Weg gelegen, welche das unbemerkte Hintragen des Pulvers verhindert hätten, so wäre in diesem Augenblick ohne Zweifel die indische Armee in Afghanistan entweder aufgerieben oder unverrichteter Dinge zurückgekommen, die Feinde der Compagnie rings um die Halbinsel und in ihrer Mitte in Waffen und voll Vertrauen, und ihre eigenen Truppen entmuthigt, während jetzt rings um Indien Schrecken herrscht und die Armee der Compagnie im Vertrauen auf sich selbst nichts für unmöglich hält. Hier fängt man an, in der Aufregung dieser großen Ereignisse den Kopf zu verlieren, und wenn die Regierung der öffentlichen Stimme folgte, würde sie plötzlich und zu gleicher Zeit ganz Asien mit Krieg überziehen: die Araber in Aden, Persien, die Usbeken in Balkh, die Sikhs, Nepal, Birma, die Holländer in Sumatra und China scheinen fast zu wenig Feinde, um dem Schwindel eines Theils unseres Publicums zu genügen. Man versichert, daß die Cassen in Calcutta von Geld überfließen, und nicht nur den Feldzug am Indus ohne Anlehen bestreiten können, sondern hinlänglich sind neue Kriege zu bezahlen. Dieß ist ohne Zweifel richtig, weil der Verkauf alles kaufmännischen Eigenthums der Compagnie seit einigen Jahren viel Geld in die Cassen gebracht hat, aber man darf nicht vergessen, daß dieß keine regelmäßigen Einnahmen, sondern realisirte Capitalien sind, welche nicht zu Kriegen sondern zum Ablösen von Schulden oder zu öffentlichen Arbeiten, welche die künftigen Einnahmen vermehrt hätten, verwendet werden sollten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |