Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 59. Augsburg, 28. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

und Gerber, zu gewinnen sucht, die sich an der Wolga und am Don in den Stanizen der Kosaken niederlassen und ihre Industrie dort verbreiten sollen, damit der dortige Ueberfluß an Wolle und Leder in verarbeitetem Zustande in die Centralländer Asiens eine Abzugsquelle sich eröffne. Die Macht des Gewerbfleißes, den Deutschlands Söhne dort hinüber tragen, richtet sich zunächst gegen Deutschland selbst, und jeder neue Schritt vorwärts, den Rußland in Asien macht, ist gleichsam als ein Rückschritt für unsere Industrie zu betrachten (?), da jede neue asiatische Provinz, die es gewinnt, dem Gewerbfleiße des übrigen Europa's für immer sich verschließt.- Wir werden hier nächstens auf der königlichen Bühne eine Reihenfolge von Trauerspielen aus der russischen Geschichte sehen, die Hr. Raupach unter dem Titel "das Zwischenreich" bearbeitet hat. Das erste der vier Dramen dieses Cyklus heißt Boris Godunoff, soll jedoch mit dem gleichnamigen Trauerspiele von Puschkin nichts gemein haben. Auch die Geschichte des falschen Demetrius soll Hr. Raupach in dieser Tetralogie anders aufgefaßt haben, als es Schiller in seinem bekannten Fragmente gethan.

Griechenland.

Unmittelbar vor dem Postabschlusse läuft das Dampfboot "Baron Eichhof," von Syra kommend, in unserem Hafen ein. Es bringt keine politischen Nachrichten von Interesse. In Griechenland erfreut man sich ununterbrochen der vollkommensten Ruhe.

Oesterreich.

Es hatte sich das Gerücht von Erkrankung Ihrer Maj. der Königin von Sachsen verbreitet. Das Wahre daran ist, daß die hohe Frau dieser Tage von einem Katarrh befallen wurde, der bald vorüberging. Der Tag der Ankunft des Königs, ihres Gemahls, ist noch ungewiß. Da verlautet, daß der Großfürst Thronfolger von Rußland von Petersburg nach Darmstadt reist, und der 3 März als der Termin seines Eintreffens in Dresden bezeichnet wird, so vermuthet man, der König werde erst den Cesarewitsch bei sich willkommen heißen, bevor er die Reise nach Wien antritt. - Aus Venedig wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser auf Veranlassung des Erzherzogs Vicekönigs von Italien, welcher bereits wieder in Mailand eingetroffen ist, den Pachtbaucontract des großen Marmordammes im Norden des Hafens von Malamocco genehmigt hat, und daß die Pächter beauftragt sind, sowohl der geeignetsten Marmorbrüche sich zu versichern, als die Beischaffung aller materiellen Mittel zu besorgen, welche zur ungesäumten Vornahme dieses großartigsten Baues erforderlich sind. - Den Posten des Militär- und Civilgouverneurs von Dalmatien spricht das Gerücht dem Commandirenden von Brünn, Feldmarschalllieutenant Grafen Nugent zu, und nennt für die erledigte Vicepräsidentenstelle im Hofkriegsrathe verschiedene durch ihren Dienstrang diesem Posten sich annähernde höhere Militärs. - Morgen feiert der schwedische Gesandte Graf Löwenhjelm seine Vermählung mit der Gräfin Natalie Burhöwden, Hoffräulein der Kaiserin von Rußland. - In der türkisch-ägyptischen Frage ist es ganz stille geworden. Man vermuthet, daß die Mächte über den zur Pacification des türkischen Reiches einzuschlagenden Operationsplan verhandeln, und versieht sich deßhalb eines verläßlichen Uebereinkommens, so divergirend auch die Ansichten zu Anfang sich gezeigt haben mögen. - Von dem Vorgefühl eines herannahenden Frühlings, den die andauernde milde Witterung von 12° Wärme anzudeuten schien, sind wir durch einen Temperaturwechsel bis zu 9° Kälte ganz wieder in den Winter zurückgeworfen, und schreiben diesem Wechsel es zu, daß der Krankenstand nicht bloß fortdauernd auf gleicher Höhe sich erhält, sondern im allgemeinen Krankenhause sich sogar vergrößert hat. Er betrug den 13 2645; den 14 2682; 15 2655; 16 2678; 17 2657; 18 2666; 19 2693; 20 2716. - Die Mortalitätsverhältnisse zu diesen Zahlen haben sich jedoch nicht geändert; sie variiren wie früher, von 6 zu 11 Sterbefällen. - Das Journal des Debats läßt den Grafen Stanislaus Skarbek in Lemberg, dessen großartiger Stiftung wir in Nr. 17 dieser Blätter gedachten, schon im Monat December v. J. mit Tod abgehen und sein Testament vom Kaiser sanctioniren. Wahrscheinlich haben die Debats den erwähnten Artikel aus der Allg. Zeitung übersetzt, und dabei nicht gut deutsch verstanden. Wir glauben, daß Graf Skarbek eben bemüht ist, im Vereine mit dem gallizischen Gubernium, an Herstellung der verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten zu arbeiten, für welche er sein ganzes Vermögen bestimmt hat. - Der in fremden Blättern und auch in Ihren Personalnachrichten als verstorben bezeichnete treffliche österreichische Dichter, Johann Gabriel Seidl, Professor in Cilli, lebt, und ist eben im Begriff, eine neue Sammlung von lyrisch-epischen Gedichten herauszugeben.

und Gerber, zu gewinnen sucht, die sich an der Wolga und am Don in den Stanizen der Kosaken niederlassen und ihre Industrie dort verbreiten sollen, damit der dortige Ueberfluß an Wolle und Leder in verarbeitetem Zustande in die Centralländer Asiens eine Abzugsquelle sich eröffne. Die Macht des Gewerbfleißes, den Deutschlands Söhne dort hinüber tragen, richtet sich zunächst gegen Deutschland selbst, und jeder neue Schritt vorwärts, den Rußland in Asien macht, ist gleichsam als ein Rückschritt für unsere Industrie zu betrachten (?), da jede neue asiatische Provinz, die es gewinnt, dem Gewerbfleiße des übrigen Europa's für immer sich verschließt.– Wir werden hier nächstens auf der königlichen Bühne eine Reihenfolge von Trauerspielen aus der russischen Geschichte sehen, die Hr. Raupach unter dem Titel „das Zwischenreich“ bearbeitet hat. Das erste der vier Dramen dieses Cyklus heißt Boris Godunoff, soll jedoch mit dem gleichnamigen Trauerspiele von Puschkin nichts gemein haben. Auch die Geschichte des falschen Demetrius soll Hr. Raupach in dieser Tetralogie anders aufgefaßt haben, als es Schiller in seinem bekannten Fragmente gethan.

Griechenland.

Unmittelbar vor dem Postabschlusse läuft das Dampfboot „Baron Eichhof,“ von Syra kommend, in unserem Hafen ein. Es bringt keine politischen Nachrichten von Interesse. In Griechenland erfreut man sich ununterbrochen der vollkommensten Ruhe.

Oesterreich.

Es hatte sich das Gerücht von Erkrankung Ihrer Maj. der Königin von Sachsen verbreitet. Das Wahre daran ist, daß die hohe Frau dieser Tage von einem Katarrh befallen wurde, der bald vorüberging. Der Tag der Ankunft des Königs, ihres Gemahls, ist noch ungewiß. Da verlautet, daß der Großfürst Thronfolger von Rußland von Petersburg nach Darmstadt reist, und der 3 März als der Termin seines Eintreffens in Dresden bezeichnet wird, so vermuthet man, der König werde erst den Cesarewitsch bei sich willkommen heißen, bevor er die Reise nach Wien antritt. – Aus Venedig wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser auf Veranlassung des Erzherzogs Vicekönigs von Italien, welcher bereits wieder in Mailand eingetroffen ist, den Pachtbaucontract des großen Marmordammes im Norden des Hafens von Malamocco genehmigt hat, und daß die Pächter beauftragt sind, sowohl der geeignetsten Marmorbrüche sich zu versichern, als die Beischaffung aller materiellen Mittel zu besorgen, welche zur ungesäumten Vornahme dieses großartigsten Baues erforderlich sind. – Den Posten des Militär- und Civilgouverneurs von Dalmatien spricht das Gerücht dem Commandirenden von Brünn, Feldmarschalllieutenant Grafen Nugent zu, und nennt für die erledigte Vicepräsidentenstelle im Hofkriegsrathe verschiedene durch ihren Dienstrang diesem Posten sich annähernde höhere Militärs. – Morgen feiert der schwedische Gesandte Graf Löwenhjelm seine Vermählung mit der Gräfin Natalie Burhöwden, Hoffräulein der Kaiserin von Rußland. – In der türkisch-ägyptischen Frage ist es ganz stille geworden. Man vermuthet, daß die Mächte über den zur Pacification des türkischen Reiches einzuschlagenden Operationsplan verhandeln, und versieht sich deßhalb eines verläßlichen Uebereinkommens, so divergirend auch die Ansichten zu Anfang sich gezeigt haben mögen. – Von dem Vorgefühl eines herannahenden Frühlings, den die andauernde milde Witterung von 12° Wärme anzudeuten schien, sind wir durch einen Temperaturwechsel bis zu 9° Kälte ganz wieder in den Winter zurückgeworfen, und schreiben diesem Wechsel es zu, daß der Krankenstand nicht bloß fortdauernd auf gleicher Höhe sich erhält, sondern im allgemeinen Krankenhause sich sogar vergrößert hat. Er betrug den 13 2645; den 14 2682; 15 2655; 16 2678; 17 2657; 18 2666; 19 2693; 20 2716. – Die Mortalitätsverhältnisse zu diesen Zahlen haben sich jedoch nicht geändert; sie variiren wie früher, von 6 zu 11 Sterbefällen. – Das Journal des Débats läßt den Grafen Stanislaus Skarbek in Lemberg, dessen großartiger Stiftung wir in Nr. 17 dieser Blätter gedachten, schon im Monat December v. J. mit Tod abgehen und sein Testament vom Kaiser sanctioniren. Wahrscheinlich haben die Débats den erwähnten Artikel aus der Allg. Zeitung übersetzt, und dabei nicht gut deutsch verstanden. Wir glauben, daß Graf Skarbek eben bemüht ist, im Vereine mit dem gallizischen Gubernium, an Herstellung der verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten zu arbeiten, für welche er sein ganzes Vermögen bestimmt hat. – Der in fremden Blättern und auch in Ihren Personalnachrichten als verstorben bezeichnete treffliche österreichische Dichter, Johann Gabriel Seidl, Professor in Cilli, lebt, und ist eben im Begriff, eine neue Sammlung von lyrisch-epischen Gedichten herauszugeben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="0472"/>
und Gerber, zu gewinnen sucht, die sich an der Wolga und am Don in den Stanizen der Kosaken niederlassen und ihre Industrie dort verbreiten sollen, damit der dortige Ueberfluß an Wolle und Leder in verarbeitetem Zustande in die Centralländer Asiens eine Abzugsquelle sich eröffne. Die Macht des Gewerbfleißes, den Deutschlands Söhne dort hinüber tragen, richtet sich zunächst gegen Deutschland selbst, und jeder neue Schritt vorwärts, den Rußland in Asien macht, ist gleichsam als ein Rückschritt für unsere Industrie zu betrachten (?), da jede neue asiatische Provinz, die es gewinnt, dem Gewerbfleiße des übrigen Europa's für immer sich verschließt.&#x2013; Wir werden hier nächstens auf der königlichen Bühne eine Reihenfolge von Trauerspielen aus der russischen Geschichte sehen, die Hr. Raupach unter dem Titel &#x201E;das Zwischenreich&#x201C; bearbeitet hat. Das erste der vier Dramen dieses Cyklus heißt Boris Godunoff, soll jedoch mit dem gleichnamigen Trauerspiele von Puschkin nichts gemein haben. Auch die Geschichte des falschen Demetrius soll Hr. Raupach in dieser Tetralogie anders aufgefaßt haben, als es Schiller in seinem bekannten Fragmente gethan.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Griechenland.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Triest,</hi> 22 Febr.</dateline>
          <p> Unmittelbar vor dem Postabschlusse läuft das Dampfboot &#x201E;Baron Eichhof,&#x201C; von Syra kommend, in unserem Hafen ein. Es bringt keine politischen Nachrichten von Interesse. In Griechenland erfreut man sich ununterbrochen der vollkommensten Ruhe.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Oesterreich.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 22 Febr.</dateline>
          <p> Es hatte sich das Gerücht von Erkrankung Ihrer Maj. der Königin von Sachsen verbreitet. Das Wahre daran ist, daß die hohe Frau dieser Tage von einem Katarrh befallen wurde, der bald vorüberging. Der Tag der Ankunft des Königs, ihres Gemahls, ist noch ungewiß. Da verlautet, daß der Großfürst Thronfolger von Rußland von Petersburg nach Darmstadt reist, und der 3 März als der Termin seines Eintreffens in Dresden bezeichnet wird, so vermuthet man, der König werde erst den Cesarewitsch bei sich willkommen heißen, bevor er die Reise nach Wien antritt. &#x2013; Aus Venedig wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser auf Veranlassung des Erzherzogs Vicekönigs von Italien, welcher bereits wieder in Mailand eingetroffen ist, den Pachtbaucontract des großen Marmordammes im Norden des Hafens von Malamocco genehmigt hat, und daß die Pächter beauftragt sind, sowohl der geeignetsten Marmorbrüche sich zu versichern, als die Beischaffung aller materiellen Mittel zu besorgen, welche zur ungesäumten Vornahme dieses großartigsten Baues erforderlich sind. &#x2013; Den Posten des Militär- und Civilgouverneurs von Dalmatien spricht das Gerücht dem Commandirenden von Brünn, Feldmarschalllieutenant Grafen Nugent zu, und nennt für die erledigte Vicepräsidentenstelle im Hofkriegsrathe verschiedene durch ihren Dienstrang diesem Posten sich annähernde höhere Militärs. &#x2013; Morgen feiert der schwedische Gesandte Graf Löwenhjelm seine Vermählung mit der Gräfin Natalie Burhöwden, Hoffräulein der Kaiserin von Rußland. &#x2013; In der türkisch-ägyptischen Frage ist es ganz stille geworden. Man vermuthet, daß die Mächte über den zur Pacification des türkischen Reiches einzuschlagenden Operationsplan verhandeln, und versieht sich deßhalb eines verläßlichen Uebereinkommens, so divergirend auch die Ansichten zu Anfang sich gezeigt haben mögen. &#x2013; Von dem Vorgefühl eines herannahenden Frühlings, den die andauernde milde Witterung von 12° Wärme anzudeuten schien, sind wir durch einen Temperaturwechsel bis zu 9° Kälte ganz wieder in den Winter zurückgeworfen, und schreiben diesem Wechsel es zu, daß der Krankenstand nicht bloß fortdauernd auf gleicher Höhe sich erhält, sondern im allgemeinen Krankenhause sich sogar vergrößert hat. Er betrug den 13 2645; den 14 2682; 15 2655; 16 2678; 17 2657; 18 2666; 19 2693; 20 2716. &#x2013; Die Mortalitätsverhältnisse zu diesen Zahlen haben sich jedoch nicht geändert; sie variiren wie früher, von 6 zu 11 Sterbefällen. &#x2013; Das Journal des Débats läßt den Grafen Stanislaus Skarbek in Lemberg, dessen großartiger Stiftung wir in Nr. 17 dieser Blätter gedachten, schon im Monat December v. J. mit Tod abgehen und sein Testament vom Kaiser sanctioniren. Wahrscheinlich haben die Débats den erwähnten Artikel aus der Allg. Zeitung übersetzt, und dabei nicht gut deutsch verstanden. Wir glauben, daß Graf Skarbek eben bemüht ist, im Vereine mit dem gallizischen Gubernium, an Herstellung der verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten zu arbeiten, für welche er sein ganzes Vermögen bestimmt hat. &#x2013; Der in fremden Blättern und auch in Ihren Personalnachrichten als verstorben bezeichnete treffliche österreichische Dichter, Johann Gabriel <hi rendition="#g">Seidl</hi>, Professor in Cilli, lebt, und ist eben im Begriff, eine neue Sammlung von lyrisch-epischen Gedichten herauszugeben.</p>
        </div>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0472/0008] und Gerber, zu gewinnen sucht, die sich an der Wolga und am Don in den Stanizen der Kosaken niederlassen und ihre Industrie dort verbreiten sollen, damit der dortige Ueberfluß an Wolle und Leder in verarbeitetem Zustande in die Centralländer Asiens eine Abzugsquelle sich eröffne. Die Macht des Gewerbfleißes, den Deutschlands Söhne dort hinüber tragen, richtet sich zunächst gegen Deutschland selbst, und jeder neue Schritt vorwärts, den Rußland in Asien macht, ist gleichsam als ein Rückschritt für unsere Industrie zu betrachten (?), da jede neue asiatische Provinz, die es gewinnt, dem Gewerbfleiße des übrigen Europa's für immer sich verschließt.– Wir werden hier nächstens auf der königlichen Bühne eine Reihenfolge von Trauerspielen aus der russischen Geschichte sehen, die Hr. Raupach unter dem Titel „das Zwischenreich“ bearbeitet hat. Das erste der vier Dramen dieses Cyklus heißt Boris Godunoff, soll jedoch mit dem gleichnamigen Trauerspiele von Puschkin nichts gemein haben. Auch die Geschichte des falschen Demetrius soll Hr. Raupach in dieser Tetralogie anders aufgefaßt haben, als es Schiller in seinem bekannten Fragmente gethan. Griechenland. _ Triest, 22 Febr. Unmittelbar vor dem Postabschlusse läuft das Dampfboot „Baron Eichhof,“ von Syra kommend, in unserem Hafen ein. Es bringt keine politischen Nachrichten von Interesse. In Griechenland erfreut man sich ununterbrochen der vollkommensten Ruhe. Oesterreich. _ Wien, 22 Febr. Es hatte sich das Gerücht von Erkrankung Ihrer Maj. der Königin von Sachsen verbreitet. Das Wahre daran ist, daß die hohe Frau dieser Tage von einem Katarrh befallen wurde, der bald vorüberging. Der Tag der Ankunft des Königs, ihres Gemahls, ist noch ungewiß. Da verlautet, daß der Großfürst Thronfolger von Rußland von Petersburg nach Darmstadt reist, und der 3 März als der Termin seines Eintreffens in Dresden bezeichnet wird, so vermuthet man, der König werde erst den Cesarewitsch bei sich willkommen heißen, bevor er die Reise nach Wien antritt. – Aus Venedig wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser auf Veranlassung des Erzherzogs Vicekönigs von Italien, welcher bereits wieder in Mailand eingetroffen ist, den Pachtbaucontract des großen Marmordammes im Norden des Hafens von Malamocco genehmigt hat, und daß die Pächter beauftragt sind, sowohl der geeignetsten Marmorbrüche sich zu versichern, als die Beischaffung aller materiellen Mittel zu besorgen, welche zur ungesäumten Vornahme dieses großartigsten Baues erforderlich sind. – Den Posten des Militär- und Civilgouverneurs von Dalmatien spricht das Gerücht dem Commandirenden von Brünn, Feldmarschalllieutenant Grafen Nugent zu, und nennt für die erledigte Vicepräsidentenstelle im Hofkriegsrathe verschiedene durch ihren Dienstrang diesem Posten sich annähernde höhere Militärs. – Morgen feiert der schwedische Gesandte Graf Löwenhjelm seine Vermählung mit der Gräfin Natalie Burhöwden, Hoffräulein der Kaiserin von Rußland. – In der türkisch-ägyptischen Frage ist es ganz stille geworden. Man vermuthet, daß die Mächte über den zur Pacification des türkischen Reiches einzuschlagenden Operationsplan verhandeln, und versieht sich deßhalb eines verläßlichen Uebereinkommens, so divergirend auch die Ansichten zu Anfang sich gezeigt haben mögen. – Von dem Vorgefühl eines herannahenden Frühlings, den die andauernde milde Witterung von 12° Wärme anzudeuten schien, sind wir durch einen Temperaturwechsel bis zu 9° Kälte ganz wieder in den Winter zurückgeworfen, und schreiben diesem Wechsel es zu, daß der Krankenstand nicht bloß fortdauernd auf gleicher Höhe sich erhält, sondern im allgemeinen Krankenhause sich sogar vergrößert hat. Er betrug den 13 2645; den 14 2682; 15 2655; 16 2678; 17 2657; 18 2666; 19 2693; 20 2716. – Die Mortalitätsverhältnisse zu diesen Zahlen haben sich jedoch nicht geändert; sie variiren wie früher, von 6 zu 11 Sterbefällen. – Das Journal des Débats läßt den Grafen Stanislaus Skarbek in Lemberg, dessen großartiger Stiftung wir in Nr. 17 dieser Blätter gedachten, schon im Monat December v. J. mit Tod abgehen und sein Testament vom Kaiser sanctioniren. Wahrscheinlich haben die Débats den erwähnten Artikel aus der Allg. Zeitung übersetzt, und dabei nicht gut deutsch verstanden. Wir glauben, daß Graf Skarbek eben bemüht ist, im Vereine mit dem gallizischen Gubernium, an Herstellung der verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten zu arbeiten, für welche er sein ganzes Vermögen bestimmt hat. – Der in fremden Blättern und auch in Ihren Personalnachrichten als verstorben bezeichnete treffliche österreichische Dichter, Johann Gabriel Seidl, Professor in Cilli, lebt, und ist eben im Begriff, eine neue Sammlung von lyrisch-epischen Gedichten herauszugeben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_059_18400228
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_059_18400228/8
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 59. Augsburg, 28. Februar 1840, S. 0472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_059_18400228/8>, abgerufen am 03.12.2024.