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Allgemeine Zeitung. Nr. 59. Augsburg, 28. Februar 1840.

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Der Referent v. Watzdorf wünschte zwar, daß man erst die Aeußerungen bezeichnen müsse, welche nicht gebilligt werden sollten, worauf man jedoch einzugehen bedenklich fand. Die Anträge der Deputation, vier an der Zahl (sie sind in der gestrigen Allg. Zeitung mitgetheilt), wurden sodann von der Kammer einstimmig genehmigt, so wie denn auch das Deputationsgutachten überhaupt bei der Abstimmung durch Namenaufruf einhellige Zustimmung fand. Erwähnt muß noch werden, daß die Wichtigkeit der Verhandlungen die Galerien mit Zuhörern gefüllt, worunter man auch besonders viele Wähler aus Leipzig bemerkte. (Leipz. Z.)

Die aus der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln unserm Stüve zugegangene Adresse ist bereits mitgetheilt worden. Hier seine Antwort. Sie ist charakteristisch, und gestattet einen tiefen Blick in sein Inneres. "Wohlgeborne hochzuverehrende Herren! Mit großer Ueberraschung und Freude habe ich aus Freundeshand das prachtvolle Ehrengeschenk empfangen, das Sie im Namen vieler Gleichgesinnten in der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln mir übersendet, und es ist wohl die erste und erfreulichste Pflicht für mich, den wohlwollenden Gebern meinen innigsten Dank auszusprechen für eine Aeußerung der Theilnahme, die in jeder Beziehung erfreulich und an tiefer Bedeutung für mich so reich ist, daß ich kaum das Wenigste anzudeuten vermag. In schwerer Zeit, unter Vorbereitung auf Sorgen und Opfer, während die Gesinnungen und Wünsche mit jedem Tag schärfer hervortreten, kann diese Gabe nur zu tiefem Ernste stimmen. Dieselbe gilt dem Streben, nicht der Vollendung. Allein, wenn auch der Mensch seines Strebens und Willens Herr ist, oder doch seyn soll, und wenn wir den gewissen Glauben haben, daß das rechte Wollen stets zum Ziele führe: so ist doch der menschliche Wille so selten frei von Selbstsucht und anderer Schwäche, es ist so schwer, denselben stets und unter allen Umständen nur auf das Rechte gerichtet zu erhalten, daß bei dem, der es mit sich und der Sache redlich meint, jede Anerkennung des bloßen Willens zum lebhaften Gefühle der eigenen Schwäche führen muß. In diesem Gefühle hat es mich vor Allem gefreut und gehoben, in Ihrer freundlichen Zuschrift eben die Worte des alten vielgeprüften Sängers wieder zu finden, die mir selbst in den schwersten Tagen den Muth und das Vertrauen auf den Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet, oft gestärkt haben. Leben und handeln wir Alle in dem Glauben, daß der Mensch nur Recht thun soll, und um die Folgen nicht sorgen, daß selbst unsere Fehler in der Hand Gottes zu mächtigen Mitteln werden, sein großes Werk zu fördern - dann wird der Ausgang uns nicht niederschlagen, noch uns irre werden lassen an denen, deren Streben nicht den Erfolg hatte, den wir uns gedacht. Mir sind in meinem Leben selten wichtige Dinge so gelungen, wie ich es erwartete. Mehr als einmal sind meine Hoffnungen bitter getäuscht worden, aber noch ist mir nichts begegnet, wofür ich nicht hätte Gott danken müssen. Denn wenn seine Wege auch nicht die meinigen waren, so führten sie doch zum Ziele, das die meinigen verfehlt haben würden. Darum halte ich es für den größten Irrthum, wenn der Mensch statt das wahre Ziel des Guten und Rechten unerschütterlich festzuhalten, sich das Mittel zum Zwecke macht, nur auf seine Weise das Ziel erreichen will, und wenn dieses nicht gelingt, mißmuthig die Arme sinken läßt, oder in Leidenschaft nach Mitteln greift, die des wahren Zieles unwürdig sind, und dann die Früchte der eigenen Fehler dem zur Last legt, dessen Führung er verschmähte. Lassen Sie uns Alle dahin arbeiten, daß dieser Vorwurf unser Volk nicht treffe. Hier aber lassen Sie mich noch eines zweiten Punktes erwähnen, der mir beim Empfang Ihres schönen Geschenks besonders erfreulich gewesen ist. Man hat oft der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln nachgesagt, daß ihnen allein ihre Provinz am Herzen liege; man hat sie darum getadelt, hat auch wohl gesucht, sie durch diese Liebe zu ihrem besondern Vaterlande zu verlocken. Mich haben ähnliche Vorwürfe getroffen. Nach gewöhnlicher Rechnung sollten wir Widersacher seyn; statt dessen wird mir von dort solche Anerkennung. Woher kommt das? Das kommt daher, daß mir beide, Sie und ich, unser Vaterland lieben, und wissen, warum wir es lieben. Die Liebe will aber keine Luftgebilde, keinen Begriff, sondern einen Gegenstand. Und wie Sie mit Recht die mächtigen Ströme, die Meeresküsten, das Land, das von ihren Altvordern mit dem Schwerte gegen den Feind und mit dem Spaten gegen die wilden Fluthen vertheidigt worden, die reichen Ueberreste ursprünglich deutscher Art und Freiheit, über Alles lieben, so sind dem Osnabrücker seine Berge und Hügel, sein westphälisches Volk und dessen Sitte und Recht die Bedingung des Lebens. Weil wir aber beide den Boden lieben, auf dem wir stehen, so halten wir auch fest an dem Vaterlande, das uns diesen Boden schützt, an dem Königshause, unter dessen Fahnen auch wir für die Freiheit gefochten. Und weil wir in dieser Liebe unsere Stärke finden, so wünschen wir, daß ein jeder, so wie wir, sich seines Landes freue, und darauf stolz sey. Die Liebe vereinigt und macht stark; aber wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und widersetzt sich Allem, das gut ist. So lassen Sie uns fest an einander halten im Guten und Bösen, im Ganzen uns der eigenen Vorzüge freuend, vor Allem aber deutschen Sinn und deutsche Sitte bewahrend. Lassen Sie uns stets bedenken, daß der Werth der Freiheit nur an ihrer Begränzung erkannt werde, daß es nützlicher sey, die zum Guten wirkenden Kräfte durch Sammlung zu stärken, als solche durch Ungebundenheit der Zersplitterung preiszugeben; daß es wichtiger sey, die geistige Kraft zum Gebrauche der vorhandenen Mittel zu haben, als die Mittel selbst zu vermehren. Lassen Sie uns durch treue Erforschung des Gegebenen im Großen und Kleinen die Hülfs- und Heilmittel suchen, und bei allgemeinen Theorien jeder Art stets bedenken, daß alles menschliche Werk in äußerster Consequenz nur zum Irrthum führe. Wie es dem Deutschen geziemt, lassen Sie uns am Rechte halten, das seine Wurzel nicht im menschlichen Witze hat, sondern in göttlichen Geboten und altehrwürdiger Sitte. Lassen Sie uns jeder Entartung der Satzungen, die dasselbe von diesen Grundlagen losreißen möchte, entgegentreten, aber eben so sehr der Willkür, die, ohne Einsicht in den wahren Grund der Dinge und ohne andere Triebfedern als Selbstsucht und Leidenschaft, an dem einmal Begründeten, sey es zur linken oder zur rechten Seite, rüttelt, und also nichts schafft als öde Schutthaufen. Ist es ja doch nur der Geist der Liebe, der lebendig macht! So in gewissenhaftem Streben nach dem Wahren und Rechten, in einträchtiger Liebe des Vaterlandes, in demüthiger Erkenntniß der eigenen Schwäche, aber in desto festerem Vertrauen auf Gott, reiche ich Ihnen und so vielen deutschen Männern der Provinz Bremen und des Landes Hadeln, an deren Wohlwollen und Vertrauen ich mich oft erfreut habe, die Hand zum Danke und zum Bunde. Ist Gott für uns, wer will wider uns seyn? Osnabrück, 6 Febr. 1840. C. B. Stüve." (Westphäl. Merk. und bayerische Bl.)

Preußen.

Nicht uninteressant in Bezug auf die Fortschritte Rußlands in Asien ist der Umstand, daß der nordische Koloß jetzt deutsche Handwerker, namentlich Tuchmacher

Der Referent v. Watzdorf wünschte zwar, daß man erst die Aeußerungen bezeichnen müsse, welche nicht gebilligt werden sollten, worauf man jedoch einzugehen bedenklich fand. Die Anträge der Deputation, vier an der Zahl (sie sind in der gestrigen Allg. Zeitung mitgetheilt), wurden sodann von der Kammer einstimmig genehmigt, so wie denn auch das Deputationsgutachten überhaupt bei der Abstimmung durch Namenaufruf einhellige Zustimmung fand. Erwähnt muß noch werden, daß die Wichtigkeit der Verhandlungen die Galerien mit Zuhörern gefüllt, worunter man auch besonders viele Wähler aus Leipzig bemerkte. (Leipz. Z.)

Die aus der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln unserm Stüve zugegangene Adresse ist bereits mitgetheilt worden. Hier seine Antwort. Sie ist charakteristisch, und gestattet einen tiefen Blick in sein Inneres. „Wohlgeborne hochzuverehrende Herren! Mit großer Ueberraschung und Freude habe ich aus Freundeshand das prachtvolle Ehrengeschenk empfangen, das Sie im Namen vieler Gleichgesinnten in der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln mir übersendet, und es ist wohl die erste und erfreulichste Pflicht für mich, den wohlwollenden Gebern meinen innigsten Dank auszusprechen für eine Aeußerung der Theilnahme, die in jeder Beziehung erfreulich und an tiefer Bedeutung für mich so reich ist, daß ich kaum das Wenigste anzudeuten vermag. In schwerer Zeit, unter Vorbereitung auf Sorgen und Opfer, während die Gesinnungen und Wünsche mit jedem Tag schärfer hervortreten, kann diese Gabe nur zu tiefem Ernste stimmen. Dieselbe gilt dem Streben, nicht der Vollendung. Allein, wenn auch der Mensch seines Strebens und Willens Herr ist, oder doch seyn soll, und wenn wir den gewissen Glauben haben, daß das rechte Wollen stets zum Ziele führe: so ist doch der menschliche Wille so selten frei von Selbstsucht und anderer Schwäche, es ist so schwer, denselben stets und unter allen Umständen nur auf das Rechte gerichtet zu erhalten, daß bei dem, der es mit sich und der Sache redlich meint, jede Anerkennung des bloßen Willens zum lebhaften Gefühle der eigenen Schwäche führen muß. In diesem Gefühle hat es mich vor Allem gefreut und gehoben, in Ihrer freundlichen Zuschrift eben die Worte des alten vielgeprüften Sängers wieder zu finden, die mir selbst in den schwersten Tagen den Muth und das Vertrauen auf den Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet, oft gestärkt haben. Leben und handeln wir Alle in dem Glauben, daß der Mensch nur Recht thun soll, und um die Folgen nicht sorgen, daß selbst unsere Fehler in der Hand Gottes zu mächtigen Mitteln werden, sein großes Werk zu fördern – dann wird der Ausgang uns nicht niederschlagen, noch uns irre werden lassen an denen, deren Streben nicht den Erfolg hatte, den wir uns gedacht. Mir sind in meinem Leben selten wichtige Dinge so gelungen, wie ich es erwartete. Mehr als einmal sind meine Hoffnungen bitter getäuscht worden, aber noch ist mir nichts begegnet, wofür ich nicht hätte Gott danken müssen. Denn wenn seine Wege auch nicht die meinigen waren, so führten sie doch zum Ziele, das die meinigen verfehlt haben würden. Darum halte ich es für den größten Irrthum, wenn der Mensch statt das wahre Ziel des Guten und Rechten unerschütterlich festzuhalten, sich das Mittel zum Zwecke macht, nur auf seine Weise das Ziel erreichen will, und wenn dieses nicht gelingt, mißmuthig die Arme sinken läßt, oder in Leidenschaft nach Mitteln greift, die des wahren Zieles unwürdig sind, und dann die Früchte der eigenen Fehler dem zur Last legt, dessen Führung er verschmähte. Lassen Sie uns Alle dahin arbeiten, daß dieser Vorwurf unser Volk nicht treffe. Hier aber lassen Sie mich noch eines zweiten Punktes erwähnen, der mir beim Empfang Ihres schönen Geschenks besonders erfreulich gewesen ist. Man hat oft der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln nachgesagt, daß ihnen allein ihre Provinz am Herzen liege; man hat sie darum getadelt, hat auch wohl gesucht, sie durch diese Liebe zu ihrem besondern Vaterlande zu verlocken. Mich haben ähnliche Vorwürfe getroffen. Nach gewöhnlicher Rechnung sollten wir Widersacher seyn; statt dessen wird mir von dort solche Anerkennung. Woher kommt das? Das kommt daher, daß mir beide, Sie und ich, unser Vaterland lieben, und wissen, warum wir es lieben. Die Liebe will aber keine Luftgebilde, keinen Begriff, sondern einen Gegenstand. Und wie Sie mit Recht die mächtigen Ströme, die Meeresküsten, das Land, das von ihren Altvordern mit dem Schwerte gegen den Feind und mit dem Spaten gegen die wilden Fluthen vertheidigt worden, die reichen Ueberreste ursprünglich deutscher Art und Freiheit, über Alles lieben, so sind dem Osnabrücker seine Berge und Hügel, sein westphälisches Volk und dessen Sitte und Recht die Bedingung des Lebens. Weil wir aber beide den Boden lieben, auf dem wir stehen, so halten wir auch fest an dem Vaterlande, das uns diesen Boden schützt, an dem Königshause, unter dessen Fahnen auch wir für die Freiheit gefochten. Und weil wir in dieser Liebe unsere Stärke finden, so wünschen wir, daß ein jeder, so wie wir, sich seines Landes freue, und darauf stolz sey. Die Liebe vereinigt und macht stark; aber wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und widersetzt sich Allem, das gut ist. So lassen Sie uns fest an einander halten im Guten und Bösen, im Ganzen uns der eigenen Vorzüge freuend, vor Allem aber deutschen Sinn und deutsche Sitte bewahrend. Lassen Sie uns stets bedenken, daß der Werth der Freiheit nur an ihrer Begränzung erkannt werde, daß es nützlicher sey, die zum Guten wirkenden Kräfte durch Sammlung zu stärken, als solche durch Ungebundenheit der Zersplitterung preiszugeben; daß es wichtiger sey, die geistige Kraft zum Gebrauche der vorhandenen Mittel zu haben, als die Mittel selbst zu vermehren. Lassen Sie uns durch treue Erforschung des Gegebenen im Großen und Kleinen die Hülfs- und Heilmittel suchen, und bei allgemeinen Theorien jeder Art stets bedenken, daß alles menschliche Werk in äußerster Consequenz nur zum Irrthum führe. Wie es dem Deutschen geziemt, lassen Sie uns am Rechte halten, das seine Wurzel nicht im menschlichen Witze hat, sondern in göttlichen Geboten und altehrwürdiger Sitte. Lassen Sie uns jeder Entartung der Satzungen, die dasselbe von diesen Grundlagen losreißen möchte, entgegentreten, aber eben so sehr der Willkür, die, ohne Einsicht in den wahren Grund der Dinge und ohne andere Triebfedern als Selbstsucht und Leidenschaft, an dem einmal Begründeten, sey es zur linken oder zur rechten Seite, rüttelt, und also nichts schafft als öde Schutthaufen. Ist es ja doch nur der Geist der Liebe, der lebendig macht! So in gewissenhaftem Streben nach dem Wahren und Rechten, in einträchtiger Liebe des Vaterlandes, in demüthiger Erkenntniß der eigenen Schwäche, aber in desto festerem Vertrauen auf Gott, reiche ich Ihnen und so vielen deutschen Männern der Provinz Bremen und des Landes Hadeln, an deren Wohlwollen und Vertrauen ich mich oft erfreut habe, die Hand zum Danke und zum Bunde. Ist Gott für uns, wer will wider uns seyn? Osnabrück, 6 Febr. 1840. C. B. Stüve.“ (Westphäl. Merk. und bayerische Bl.)

Preußen.

Nicht uninteressant in Bezug auf die Fortschritte Rußlands in Asien ist der Umstand, daß der nordische Koloß jetzt deutsche Handwerker, namentlich Tuchmacher

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Allein, wenn auch der Mensch seines Strebens und Willens Herr ist, oder doch seyn soll, und wenn wir den gewissen Glauben haben, daß das rechte Wollen stets zum Ziele führe: so ist doch der menschliche Wille so selten frei von Selbstsucht und anderer Schwäche, es ist so schwer, denselben stets und unter allen Umständen nur auf das Rechte gerichtet zu erhalten, daß bei dem, der es mit sich und der Sache redlich meint, jede Anerkennung des bloßen Willens zum lebhaften Gefühle der eigenen Schwäche führen muß. In diesem Gefühle hat es mich vor Allem gefreut und gehoben, in Ihrer freundlichen Zuschrift eben die Worte des alten vielgeprüften Sängers wieder zu finden, die mir selbst in den schwersten Tagen den Muth und das Vertrauen auf den Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet, oft gestärkt haben. 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Darum halte ich es für den größten Irrthum, wenn der Mensch statt das wahre Ziel des Guten und Rechten unerschütterlich festzuhalten, sich das Mittel zum Zwecke macht, nur auf seine Weise das Ziel erreichen will, und wenn dieses nicht gelingt, mißmuthig die Arme sinken läßt, oder in Leidenschaft nach Mitteln greift, die des wahren Zieles unwürdig sind, und dann die Früchte der eigenen Fehler dem zur Last legt, dessen Führung er verschmähte. Lassen Sie uns Alle dahin arbeiten, daß dieser Vorwurf unser Volk nicht treffe. Hier aber lassen Sie mich noch eines zweiten Punktes erwähnen, der mir beim Empfang Ihres schönen Geschenks besonders erfreulich gewesen ist. Man hat oft der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln nachgesagt, daß ihnen allein ihre Provinz am Herzen liege; man hat sie darum getadelt, hat auch wohl gesucht, sie durch diese Liebe zu ihrem besondern Vaterlande zu verlocken. Mich haben ähnliche Vorwürfe getroffen. Nach gewöhnlicher Rechnung sollten wir Widersacher seyn; statt dessen wird mir von dort solche Anerkennung. Woher kommt das? Das kommt daher, daß mir beide, Sie und ich, unser Vaterland lieben, und wissen, warum wir es lieben. Die Liebe will aber keine Luftgebilde, keinen Begriff, sondern einen Gegenstand. Und wie Sie mit Recht die mächtigen Ströme, die Meeresküsten, das Land, das von ihren Altvordern mit dem Schwerte gegen den Feind und mit dem Spaten gegen die wilden Fluthen vertheidigt worden, die reichen Ueberreste ursprünglich deutscher Art und Freiheit, über Alles lieben, so sind dem Osnabrücker seine Berge und Hügel, sein westphälisches Volk und dessen Sitte und Recht die Bedingung des Lebens. Weil wir aber beide den Boden lieben, auf dem wir stehen, so halten wir auch fest an dem Vaterlande, das uns diesen Boden schützt, an dem Königshause, unter dessen Fahnen auch wir für die Freiheit gefochten. Und weil wir in dieser Liebe unsere Stärke finden, so wünschen wir, daß ein jeder, so wie wir, sich seines Landes freue, und darauf stolz sey. Die Liebe vereinigt und macht stark; aber wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und widersetzt sich Allem, das gut ist. So lassen Sie uns fest an einander halten im Guten und Bösen, im Ganzen uns der eigenen Vorzüge freuend, vor Allem aber deutschen Sinn und deutsche Sitte bewahrend. Lassen Sie uns stets bedenken, daß der Werth der Freiheit nur an ihrer Begränzung erkannt werde, daß es nützlicher sey, die zum Guten wirkenden Kräfte durch Sammlung zu stärken, als solche durch Ungebundenheit der Zersplitterung preiszugeben; daß es wichtiger sey, die geistige Kraft zum Gebrauche der vorhandenen Mittel zu haben, als die Mittel selbst zu vermehren. Lassen Sie uns durch treue Erforschung des Gegebenen im Großen und Kleinen die Hülfs- und Heilmittel suchen, und bei allgemeinen Theorien jeder Art stets bedenken, daß alles menschliche Werk in äußerster Consequenz nur zum Irrthum führe. Wie es dem Deutschen geziemt, lassen Sie uns am Rechte halten, das seine Wurzel nicht im menschlichen Witze hat, sondern in göttlichen Geboten und altehrwürdiger Sitte. Lassen Sie uns jeder Entartung der Satzungen, die dasselbe von diesen Grundlagen losreißen möchte, entgegentreten, aber eben so sehr der Willkür, die, ohne Einsicht in den wahren Grund der Dinge und ohne andere Triebfedern als Selbstsucht und Leidenschaft, an dem einmal Begründeten, sey es zur linken oder zur rechten Seite, rüttelt, und also nichts schafft als öde Schutthaufen. Ist es ja doch nur der Geist der Liebe, der lebendig macht! So in gewissenhaftem Streben nach dem Wahren und Rechten, in einträchtiger Liebe des Vaterlandes, in demüthiger Erkenntniß der eigenen Schwäche, aber in desto festerem Vertrauen auf Gott, reiche ich Ihnen und so vielen deutschen Männern der Provinz Bremen und des Landes Hadeln, an deren Wohlwollen und Vertrauen ich mich oft erfreut habe, die Hand zum Danke und zum Bunde. Ist Gott für uns, wer will wider uns seyn? Osnabrück, 6 Febr. 1840. C. B. <hi rendition="#g">Stüve</hi>.&#x201C; (<hi rendition="#g">Westphäl</hi>. <hi rendition="#g">Merk</hi>. und <hi rendition="#g">bayerische Bl</hi>.)</p><lb/>
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[0471/0007] Der Referent v. Watzdorf wünschte zwar, daß man erst die Aeußerungen bezeichnen müsse, welche nicht gebilligt werden sollten, worauf man jedoch einzugehen bedenklich fand. Die Anträge der Deputation, vier an der Zahl (sie sind in der gestrigen Allg. Zeitung mitgetheilt), wurden sodann von der Kammer einstimmig genehmigt, so wie denn auch das Deputationsgutachten überhaupt bei der Abstimmung durch Namenaufruf einhellige Zustimmung fand. Erwähnt muß noch werden, daß die Wichtigkeit der Verhandlungen die Galerien mit Zuhörern gefüllt, worunter man auch besonders viele Wähler aus Leipzig bemerkte. (Leipz. Z.) _ Osnabrück, 12 Febr. Die aus der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln unserm Stüve zugegangene Adresse ist bereits mitgetheilt worden. Hier seine Antwort. Sie ist charakteristisch, und gestattet einen tiefen Blick in sein Inneres. „Wohlgeborne hochzuverehrende Herren! Mit großer Ueberraschung und Freude habe ich aus Freundeshand das prachtvolle Ehrengeschenk empfangen, das Sie im Namen vieler Gleichgesinnten in der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln mir übersendet, und es ist wohl die erste und erfreulichste Pflicht für mich, den wohlwollenden Gebern meinen innigsten Dank auszusprechen für eine Aeußerung der Theilnahme, die in jeder Beziehung erfreulich und an tiefer Bedeutung für mich so reich ist, daß ich kaum das Wenigste anzudeuten vermag. In schwerer Zeit, unter Vorbereitung auf Sorgen und Opfer, während die Gesinnungen und Wünsche mit jedem Tag schärfer hervortreten, kann diese Gabe nur zu tiefem Ernste stimmen. Dieselbe gilt dem Streben, nicht der Vollendung. Allein, wenn auch der Mensch seines Strebens und Willens Herr ist, oder doch seyn soll, und wenn wir den gewissen Glauben haben, daß das rechte Wollen stets zum Ziele führe: so ist doch der menschliche Wille so selten frei von Selbstsucht und anderer Schwäche, es ist so schwer, denselben stets und unter allen Umständen nur auf das Rechte gerichtet zu erhalten, daß bei dem, der es mit sich und der Sache redlich meint, jede Anerkennung des bloßen Willens zum lebhaften Gefühle der eigenen Schwäche führen muß. In diesem Gefühle hat es mich vor Allem gefreut und gehoben, in Ihrer freundlichen Zuschrift eben die Worte des alten vielgeprüften Sängers wieder zu finden, die mir selbst in den schwersten Tagen den Muth und das Vertrauen auf den Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet, oft gestärkt haben. Leben und handeln wir Alle in dem Glauben, daß der Mensch nur Recht thun soll, und um die Folgen nicht sorgen, daß selbst unsere Fehler in der Hand Gottes zu mächtigen Mitteln werden, sein großes Werk zu fördern – dann wird der Ausgang uns nicht niederschlagen, noch uns irre werden lassen an denen, deren Streben nicht den Erfolg hatte, den wir uns gedacht. Mir sind in meinem Leben selten wichtige Dinge so gelungen, wie ich es erwartete. Mehr als einmal sind meine Hoffnungen bitter getäuscht worden, aber noch ist mir nichts begegnet, wofür ich nicht hätte Gott danken müssen. Denn wenn seine Wege auch nicht die meinigen waren, so führten sie doch zum Ziele, das die meinigen verfehlt haben würden. Darum halte ich es für den größten Irrthum, wenn der Mensch statt das wahre Ziel des Guten und Rechten unerschütterlich festzuhalten, sich das Mittel zum Zwecke macht, nur auf seine Weise das Ziel erreichen will, und wenn dieses nicht gelingt, mißmuthig die Arme sinken läßt, oder in Leidenschaft nach Mitteln greift, die des wahren Zieles unwürdig sind, und dann die Früchte der eigenen Fehler dem zur Last legt, dessen Führung er verschmähte. Lassen Sie uns Alle dahin arbeiten, daß dieser Vorwurf unser Volk nicht treffe. Hier aber lassen Sie mich noch eines zweiten Punktes erwähnen, der mir beim Empfang Ihres schönen Geschenks besonders erfreulich gewesen ist. Man hat oft der Provinz Bremen und dem Lande Hadeln nachgesagt, daß ihnen allein ihre Provinz am Herzen liege; man hat sie darum getadelt, hat auch wohl gesucht, sie durch diese Liebe zu ihrem besondern Vaterlande zu verlocken. Mich haben ähnliche Vorwürfe getroffen. Nach gewöhnlicher Rechnung sollten wir Widersacher seyn; statt dessen wird mir von dort solche Anerkennung. Woher kommt das? Das kommt daher, daß mir beide, Sie und ich, unser Vaterland lieben, und wissen, warum wir es lieben. Die Liebe will aber keine Luftgebilde, keinen Begriff, sondern einen Gegenstand. Und wie Sie mit Recht die mächtigen Ströme, die Meeresküsten, das Land, das von ihren Altvordern mit dem Schwerte gegen den Feind und mit dem Spaten gegen die wilden Fluthen vertheidigt worden, die reichen Ueberreste ursprünglich deutscher Art und Freiheit, über Alles lieben, so sind dem Osnabrücker seine Berge und Hügel, sein westphälisches Volk und dessen Sitte und Recht die Bedingung des Lebens. Weil wir aber beide den Boden lieben, auf dem wir stehen, so halten wir auch fest an dem Vaterlande, das uns diesen Boden schützt, an dem Königshause, unter dessen Fahnen auch wir für die Freiheit gefochten. Und weil wir in dieser Liebe unsere Stärke finden, so wünschen wir, daß ein jeder, so wie wir, sich seines Landes freue, und darauf stolz sey. Die Liebe vereinigt und macht stark; aber wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und widersetzt sich Allem, das gut ist. So lassen Sie uns fest an einander halten im Guten und Bösen, im Ganzen uns der eigenen Vorzüge freuend, vor Allem aber deutschen Sinn und deutsche Sitte bewahrend. Lassen Sie uns stets bedenken, daß der Werth der Freiheit nur an ihrer Begränzung erkannt werde, daß es nützlicher sey, die zum Guten wirkenden Kräfte durch Sammlung zu stärken, als solche durch Ungebundenheit der Zersplitterung preiszugeben; daß es wichtiger sey, die geistige Kraft zum Gebrauche der vorhandenen Mittel zu haben, als die Mittel selbst zu vermehren. Lassen Sie uns durch treue Erforschung des Gegebenen im Großen und Kleinen die Hülfs- und Heilmittel suchen, und bei allgemeinen Theorien jeder Art stets bedenken, daß alles menschliche Werk in äußerster Consequenz nur zum Irrthum führe. Wie es dem Deutschen geziemt, lassen Sie uns am Rechte halten, das seine Wurzel nicht im menschlichen Witze hat, sondern in göttlichen Geboten und altehrwürdiger Sitte. Lassen Sie uns jeder Entartung der Satzungen, die dasselbe von diesen Grundlagen losreißen möchte, entgegentreten, aber eben so sehr der Willkür, die, ohne Einsicht in den wahren Grund der Dinge und ohne andere Triebfedern als Selbstsucht und Leidenschaft, an dem einmal Begründeten, sey es zur linken oder zur rechten Seite, rüttelt, und also nichts schafft als öde Schutthaufen. Ist es ja doch nur der Geist der Liebe, der lebendig macht! So in gewissenhaftem Streben nach dem Wahren und Rechten, in einträchtiger Liebe des Vaterlandes, in demüthiger Erkenntniß der eigenen Schwäche, aber in desto festerem Vertrauen auf Gott, reiche ich Ihnen und so vielen deutschen Männern der Provinz Bremen und des Landes Hadeln, an deren Wohlwollen und Vertrauen ich mich oft erfreut habe, die Hand zum Danke und zum Bunde. Ist Gott für uns, wer will wider uns seyn? Osnabrück, 6 Febr. 1840. C. B. Stüve.“ (Westphäl. Merk. und bayerische Bl.) Preußen. _ Berlin, 22 Febr. Nicht uninteressant in Bezug auf die Fortschritte Rußlands in Asien ist der Umstand, daß der nordische Koloß jetzt deutsche Handwerker, namentlich Tuchmacher

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 59. Augsburg, 28. Februar 1840, S. 0471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_059_18400228/7>, abgerufen am 23.11.2024.