Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 61. Augsburg, 1. März 1840.

Bild:
erste Seite

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 61.
1 März 1840
Spanien.

Wir kennen nunmehr das Ergebniß der Wahlen von 42 Provinzen. Von den gewählten Deputirten gehören 135 zu der Partei, welche man die moderirte zu nennen pflegt, die sich selbst aber mit dem Namen der monarchisch-constitutionellen bezeichnet. Die hervorragendsten Männer unter ihnen sind die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Herzog von Olivan, Benavides, Palarea, Graf Toreno, Mon, Alcala Galiano, Alvaro, Barria Ayuso. Auch sind die Minister des Innern, der Justiz, der Marine und der Finanzminister in den Congreß gewählt worden. Dagegen gehören 54 Deputirten der exaltirten Partei an, unter ihnen die HH. Lopez, Sancho, Madoz, Arguelles, Caballero, Calatrava, Olozaga, Ooca, D. Pedro Mendez Vigo, D. Evaristo San Miguel. Die Provinzen Alicante, Castellon, Granada, Lerida, Madrid, Sevilla, Tarragona, Gerona, Valencia und Saragossa sind jetzt die einzigen, welche den Congreß mit Progressisten beschicken. Die Wahlen von sieben Provinzen, Almeria, den Balearen, Caceres, den canarischen Inseln, Leon und Teruel, sind noch nicht bekannt. Die Königin hat den Hrn. Moscoso de Altamira, der kürzlich zum Grafen v. Fontao erhoben wurde, abermals zum Präsidenten, und den Hrn. Tarancon, designirten Bischof von Zamora, so wie den Grafen v. Ezpeleta, zu Vicepräsidenten des Senats ernannt. Die Deputirten der exaltirten Partei haben sich beeilt hier einzutreffen, und drohen laut damit, Proteste gegen die Gültigkeit des Congresses einzulegen, und einen Aufstand der Provinzen hervorzurufen. Bei der Auflösung des letzten Congresses legte die exaltirte Majorität bekanntlich einen Protest gegen die Entrichtung der Steuern ein - eine Handlung, durch welche sie der empfindlichsten Seite des Volks zu schmeicheln hofften. Allein das Volk, gesitteter und leidenschaftsloser als seine angeblichen Vertreter, protestirte gegen jenen Protest, indem es im ganzen Lande ohne Weigerung die Abgaben entrichtete. - Am 15 Abends traf ein Officier mit Depeschen von dem Herzog de la Victoria hier ein, und gestern fertigte die Regierung einen Courier an ihn ab. Es geht hier das Gerücht, man hätte, mit dem Benehmen Espartero's unzufrieden, an den General O'Donnell unter der Hand die Anfrage gerichtet, ob er geneigt seyn würde, an des Herzogs Stelle den Oberbefehl zu übernehmen; O'Donnell aber hätte den Herzog von diesen Versuchen benachrichtigt, und ihm die Zusicherung seiner unbedingtesten Ergebenheit ausgedrückt. - Am 14 erschien abermals ein starkes Carlistisches Streifcorps in der Nähe von Brihuega; die dortigen Truppen zogen sich nach Guadalarara zurück, wohin auch ein Theil der Einwohner flüchtete. Indessen ist der General Hoyos am 14 mit seiner ganzen Division von Cuenca nach der Alcarria zu ausgerückt, nachdem ihn die Regierung hinlänglich mit Geld und Schuhen versehen hatte. - Der französische Botschafter hat der spanischen Regierung angezeigt, daß das französische Ministerium den Befehl gegeben habe, alle in den südlichen Provinzen Frankreichs befindlichen spanischen Carlisten tiefer in das Innere des Landes zu verlegen. Es scheint, daß in Folge dieser Maaßregel Passages von den englischen Truppen geräumt werden wird, sobald die spanische Regierung es nur verlangt. Die dortigen Befestigungswerke stehen bereits Jedermann offen, und sollen von keiner großen Bedeutung seyn. - Der nordamerikanische Gesandte am hiesigen Hofe, Hr. Eaton, ist von seiner Regierung abberufen worden. Der Legationssecretär, Hr. Mittleton, bleibt als Geschäftsträger zurück.

Die Gaceta von heute enthält die Anzeige, daß Don Pedro Gual, "Bevollmächtigter von Ecuador," an die spanische Regierung ein von dem Senat und Congresse in Quito unter dem 27 März 1839 ausgestelltes Decret überreicht habe, kraft dessen spanische Kauffahrteischiffe in den dortigen Häfen zugelassen, und spanische Unterthanen dort allen Schutz genießen sollen. Darauf folgt ein Decret der spanischen Regierung, vom gestrigen Datum, worin es heißt, daß, "da die Hauptpunkte der Zwistigkeiten, welche zwischen Spanien und dem amerikanischen Territorium des Königreichs und der Präsidentschaft Quito, das jetzt unter dem Namen der Republik Ecuador bekannt ist, stattfanden, erledigt wären, und in der Absicht, den Handel beider Länder zu begünstigen, die spanische Regierung die Kauffahrteischiffe des Ecuador in ihre Häfen zulassen, die Unterthanen desselben beschützen werde, und daß die von dorther eingeführten Waaren keine größeren Abgaben entrichten sollen, als diejenigen, welche von andern Gegenden des amerikanischen Festlandes herrühren." Zu bemerken ist, daß in diesem Decret die Republik Ecuador immer nur als Territorium, und nicht als Staat aufgeführt wird.


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 61.
1 März 1840
Spanien.

Wir kennen nunmehr das Ergebniß der Wahlen von 42 Provinzen. Von den gewählten Deputirten gehören 135 zu der Partei, welche man die moderirte zu nennen pflegt, die sich selbst aber mit dem Namen der monarchisch-constitutionellen bezeichnet. Die hervorragendsten Männer unter ihnen sind die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Herzog von Olivan, Benavides, Palarea, Graf Toreno, Mon, Alcala Galiano, Alvaro, Barria Ayuso. Auch sind die Minister des Innern, der Justiz, der Marine und der Finanzminister in den Congreß gewählt worden. Dagegen gehören 54 Deputirten der exaltirten Partei an, unter ihnen die HH. Lopez, Sancho, Madoz, Arguelles, Caballero, Calatrava, Olozaga, Ooca, D. Pedro Mendez Vigo, D. Evaristo San Miguel. Die Provinzen Alicante, Castellon, Granada, Lerida, Madrid, Sevilla, Tarragona, Gerona, Valencia und Saragossa sind jetzt die einzigen, welche den Congreß mit Progressisten beschicken. Die Wahlen von sieben Provinzen, Almeria, den Balearen, Caceres, den canarischen Inseln, Leon und Teruel, sind noch nicht bekannt. Die Königin hat den Hrn. Moscoso de Altamira, der kürzlich zum Grafen v. Fontao erhoben wurde, abermals zum Präsidenten, und den Hrn. Tarancon, designirten Bischof von Zamora, so wie den Grafen v. Ezpeleta, zu Vicepräsidenten des Senats ernannt. Die Deputirten der exaltirten Partei haben sich beeilt hier einzutreffen, und drohen laut damit, Proteste gegen die Gültigkeit des Congresses einzulegen, und einen Aufstand der Provinzen hervorzurufen. Bei der Auflösung des letzten Congresses legte die exaltirte Majorität bekanntlich einen Protest gegen die Entrichtung der Steuern ein – eine Handlung, durch welche sie der empfindlichsten Seite des Volks zu schmeicheln hofften. Allein das Volk, gesitteter und leidenschaftsloser als seine angeblichen Vertreter, protestirte gegen jenen Protest, indem es im ganzen Lande ohne Weigerung die Abgaben entrichtete. – Am 15 Abends traf ein Officier mit Depeschen von dem Herzog de la Victoria hier ein, und gestern fertigte die Regierung einen Courier an ihn ab. Es geht hier das Gerücht, man hätte, mit dem Benehmen Espartero's unzufrieden, an den General O'Donnell unter der Hand die Anfrage gerichtet, ob er geneigt seyn würde, an des Herzogs Stelle den Oberbefehl zu übernehmen; O'Donnell aber hätte den Herzog von diesen Versuchen benachrichtigt, und ihm die Zusicherung seiner unbedingtesten Ergebenheit ausgedrückt. – Am 14 erschien abermals ein starkes Carlistisches Streifcorps in der Nähe von Brihuega; die dortigen Truppen zogen sich nach Guadalarara zurück, wohin auch ein Theil der Einwohner flüchtete. Indessen ist der General Hoyos am 14 mit seiner ganzen Division von Cuenca nach der Alcarria zu ausgerückt, nachdem ihn die Regierung hinlänglich mit Geld und Schuhen versehen hatte. – Der französische Botschafter hat der spanischen Regierung angezeigt, daß das französische Ministerium den Befehl gegeben habe, alle in den südlichen Provinzen Frankreichs befindlichen spanischen Carlisten tiefer in das Innere des Landes zu verlegen. Es scheint, daß in Folge dieser Maaßregel Passages von den englischen Truppen geräumt werden wird, sobald die spanische Regierung es nur verlangt. Die dortigen Befestigungswerke stehen bereits Jedermann offen, und sollen von keiner großen Bedeutung seyn. – Der nordamerikanische Gesandte am hiesigen Hofe, Hr. Eaton, ist von seiner Regierung abberufen worden. Der Legationssecretär, Hr. Mittleton, bleibt als Geschäftsträger zurück.

Die Gaceta von heute enthält die Anzeige, daß Don Pedro Gual, „Bevollmächtigter von Ecuador,“ an die spanische Regierung ein von dem Senat und Congresse in Quito unter dem 27 März 1839 ausgestelltes Decret überreicht habe, kraft dessen spanische Kauffahrteischiffe in den dortigen Häfen zugelassen, und spanische Unterthanen dort allen Schutz genießen sollen. Darauf folgt ein Decret der spanischen Regierung, vom gestrigen Datum, worin es heißt, daß, „da die Hauptpunkte der Zwistigkeiten, welche zwischen Spanien und dem amerikanischen Territorium des Königreichs und der Präsidentschaft Quito, das jetzt unter dem Namen der Republik Ecuador bekannt ist, stattfanden, erledigt wären, und in der Absicht, den Handel beider Länder zu begünstigen, die spanische Regierung die Kauffahrteischiffe des Ecuador in ihre Häfen zulassen, die Unterthanen desselben beschützen werde, und daß die von dorther eingeführten Waaren keine größeren Abgaben entrichten sollen, als diejenigen, welche von andern Gegenden des amerikanischen Festlandes herrühren.“ Zu bemerken ist, daß in diesem Decret die Republik Ecuador immer nur als Territorium, und nicht als Staat aufgeführt wird.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0481"/><lb/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Sonntag</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 61.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>1 März 1840</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 17 Febr.</dateline>
          <p> Wir kennen nunmehr das Ergebniß der Wahlen von 42 Provinzen. Von den gewählten Deputirten gehören 135 zu der Partei, welche man die moderirte zu nennen pflegt, die sich selbst aber mit dem Namen der monarchisch-constitutionellen bezeichnet. Die hervorragendsten Männer unter ihnen sind die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Herzog von Olivan, Benavides, Palarea, Graf Toreno, Mon, Alcala Galiano, Alvaro, Barria Ayuso. Auch sind die Minister des Innern, der Justiz, der Marine und der Finanzminister in den Congreß gewählt worden. Dagegen gehören 54 Deputirten der exaltirten Partei an, unter ihnen die HH. Lopez, Sancho, Madoz, Arguelles, Caballero, Calatrava, Olozaga, Ooca, D. Pedro Mendez Vigo, D. Evaristo San Miguel. Die Provinzen Alicante, Castellon, Granada, Lerida, Madrid, Sevilla, Tarragona, Gerona, Valencia und Saragossa sind jetzt die einzigen, welche den Congreß mit Progressisten beschicken. Die Wahlen von sieben Provinzen, Almeria, den Balearen, Caceres, den canarischen Inseln, Leon und Teruel, sind noch nicht bekannt. Die Königin hat den Hrn. Moscoso de Altamira, der kürzlich zum Grafen v. Fontao erhoben wurde, abermals zum Präsidenten, und den Hrn. Tarancon, designirten Bischof von Zamora, so wie den Grafen v. Ezpeleta, zu Vicepräsidenten des Senats ernannt. Die Deputirten der exaltirten Partei haben sich beeilt hier einzutreffen, und drohen laut damit, Proteste gegen die Gültigkeit des Congresses einzulegen, und einen Aufstand der Provinzen hervorzurufen. Bei der Auflösung des letzten Congresses legte die exaltirte Majorität bekanntlich einen Protest gegen die Entrichtung der Steuern ein &#x2013; eine Handlung, durch welche sie der empfindlichsten Seite des Volks zu schmeicheln hofften. Allein das Volk, gesitteter und leidenschaftsloser als seine angeblichen Vertreter, protestirte gegen jenen Protest, indem es im ganzen Lande ohne Weigerung die Abgaben entrichtete. &#x2013; Am 15 Abends traf ein Officier mit Depeschen von dem Herzog de la Victoria hier ein, und gestern fertigte die Regierung einen Courier an ihn ab. Es geht hier das Gerücht, man hätte, mit dem Benehmen Espartero's unzufrieden, an den General O'Donnell unter der Hand die Anfrage gerichtet, ob er geneigt seyn würde, an des Herzogs Stelle den Oberbefehl zu übernehmen; O'Donnell aber hätte den Herzog von diesen Versuchen benachrichtigt, und ihm die Zusicherung seiner unbedingtesten Ergebenheit ausgedrückt. &#x2013; Am 14 erschien abermals ein starkes Carlistisches Streifcorps in der Nähe von Brihuega; die dortigen Truppen zogen sich nach Guadalarara zurück, wohin auch ein Theil der Einwohner flüchtete. Indessen ist der General Hoyos am 14 mit seiner ganzen Division von Cuenca nach der Alcarria zu ausgerückt, nachdem ihn die Regierung hinlänglich mit Geld und Schuhen versehen hatte. &#x2013; Der französische Botschafter hat der spanischen Regierung angezeigt, daß das französische Ministerium den Befehl gegeben habe, alle in den südlichen Provinzen Frankreichs befindlichen spanischen Carlisten tiefer in das Innere des Landes zu verlegen. Es scheint, daß in Folge dieser Maaßregel Passages von den englischen Truppen geräumt werden wird, sobald die spanische Regierung es nur verlangt. Die dortigen Befestigungswerke stehen bereits Jedermann offen, und sollen von keiner großen Bedeutung seyn. &#x2013; Der nordamerikanische Gesandte am hiesigen Hofe, Hr. Eaton, ist von seiner Regierung abberufen worden. Der Legationssecretär, Hr. Mittleton, bleibt als Geschäftsträger zurück.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>&#x2609;</docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 18 Febr.</dateline>
          <p> Die Gaceta von heute enthält die Anzeige, daß Don Pedro Gual, &#x201E;Bevollmächtigter von <hi rendition="#g">Ecuador</hi>,&#x201C; an die spanische Regierung ein von dem Senat und Congresse in Quito unter dem 27 März 1839 ausgestelltes Decret überreicht habe, kraft dessen spanische Kauffahrteischiffe in den dortigen Häfen zugelassen, und spanische Unterthanen dort allen Schutz genießen sollen. Darauf folgt ein Decret der spanischen Regierung, vom gestrigen Datum, worin es heißt, daß, &#x201E;da die Hauptpunkte der Zwistigkeiten, welche zwischen Spanien und dem amerikanischen Territorium des Königreichs und der Präsidentschaft Quito, das jetzt unter dem Namen der Republik Ecuador bekannt ist, stattfanden, erledigt wären, und in der Absicht, den Handel beider Länder zu begünstigen, die spanische Regierung die Kauffahrteischiffe des Ecuador in ihre Häfen zulassen, die Unterthanen desselben beschützen werde, und daß die von dorther eingeführten Waaren keine größeren Abgaben entrichten sollen, als diejenigen, welche von andern Gegenden des amerikanischen Festlandes herrühren.&#x201C; Zu bemerken ist, daß in diesem Decret die Republik Ecuador immer nur als Territorium, und nicht als Staat aufgeführt wird.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0481/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 61. 1 März 1840 Spanien. Madrid, 17 Febr. Wir kennen nunmehr das Ergebniß der Wahlen von 42 Provinzen. Von den gewählten Deputirten gehören 135 zu der Partei, welche man die moderirte zu nennen pflegt, die sich selbst aber mit dem Namen der monarchisch-constitutionellen bezeichnet. Die hervorragendsten Männer unter ihnen sind die HH. Martinez de la Rosa, Isturiz, Herzog von Olivan, Benavides, Palarea, Graf Toreno, Mon, Alcala Galiano, Alvaro, Barria Ayuso. Auch sind die Minister des Innern, der Justiz, der Marine und der Finanzminister in den Congreß gewählt worden. Dagegen gehören 54 Deputirten der exaltirten Partei an, unter ihnen die HH. Lopez, Sancho, Madoz, Arguelles, Caballero, Calatrava, Olozaga, Ooca, D. Pedro Mendez Vigo, D. Evaristo San Miguel. Die Provinzen Alicante, Castellon, Granada, Lerida, Madrid, Sevilla, Tarragona, Gerona, Valencia und Saragossa sind jetzt die einzigen, welche den Congreß mit Progressisten beschicken. Die Wahlen von sieben Provinzen, Almeria, den Balearen, Caceres, den canarischen Inseln, Leon und Teruel, sind noch nicht bekannt. Die Königin hat den Hrn. Moscoso de Altamira, der kürzlich zum Grafen v. Fontao erhoben wurde, abermals zum Präsidenten, und den Hrn. Tarancon, designirten Bischof von Zamora, so wie den Grafen v. Ezpeleta, zu Vicepräsidenten des Senats ernannt. Die Deputirten der exaltirten Partei haben sich beeilt hier einzutreffen, und drohen laut damit, Proteste gegen die Gültigkeit des Congresses einzulegen, und einen Aufstand der Provinzen hervorzurufen. Bei der Auflösung des letzten Congresses legte die exaltirte Majorität bekanntlich einen Protest gegen die Entrichtung der Steuern ein – eine Handlung, durch welche sie der empfindlichsten Seite des Volks zu schmeicheln hofften. Allein das Volk, gesitteter und leidenschaftsloser als seine angeblichen Vertreter, protestirte gegen jenen Protest, indem es im ganzen Lande ohne Weigerung die Abgaben entrichtete. – Am 15 Abends traf ein Officier mit Depeschen von dem Herzog de la Victoria hier ein, und gestern fertigte die Regierung einen Courier an ihn ab. Es geht hier das Gerücht, man hätte, mit dem Benehmen Espartero's unzufrieden, an den General O'Donnell unter der Hand die Anfrage gerichtet, ob er geneigt seyn würde, an des Herzogs Stelle den Oberbefehl zu übernehmen; O'Donnell aber hätte den Herzog von diesen Versuchen benachrichtigt, und ihm die Zusicherung seiner unbedingtesten Ergebenheit ausgedrückt. – Am 14 erschien abermals ein starkes Carlistisches Streifcorps in der Nähe von Brihuega; die dortigen Truppen zogen sich nach Guadalarara zurück, wohin auch ein Theil der Einwohner flüchtete. Indessen ist der General Hoyos am 14 mit seiner ganzen Division von Cuenca nach der Alcarria zu ausgerückt, nachdem ihn die Regierung hinlänglich mit Geld und Schuhen versehen hatte. – Der französische Botschafter hat der spanischen Regierung angezeigt, daß das französische Ministerium den Befehl gegeben habe, alle in den südlichen Provinzen Frankreichs befindlichen spanischen Carlisten tiefer in das Innere des Landes zu verlegen. Es scheint, daß in Folge dieser Maaßregel Passages von den englischen Truppen geräumt werden wird, sobald die spanische Regierung es nur verlangt. Die dortigen Befestigungswerke stehen bereits Jedermann offen, und sollen von keiner großen Bedeutung seyn. – Der nordamerikanische Gesandte am hiesigen Hofe, Hr. Eaton, ist von seiner Regierung abberufen worden. Der Legationssecretär, Hr. Mittleton, bleibt als Geschäftsträger zurück. ☉ Madrid, 18 Febr. Die Gaceta von heute enthält die Anzeige, daß Don Pedro Gual, „Bevollmächtigter von Ecuador,“ an die spanische Regierung ein von dem Senat und Congresse in Quito unter dem 27 März 1839 ausgestelltes Decret überreicht habe, kraft dessen spanische Kauffahrteischiffe in den dortigen Häfen zugelassen, und spanische Unterthanen dort allen Schutz genießen sollen. Darauf folgt ein Decret der spanischen Regierung, vom gestrigen Datum, worin es heißt, daß, „da die Hauptpunkte der Zwistigkeiten, welche zwischen Spanien und dem amerikanischen Territorium des Königreichs und der Präsidentschaft Quito, das jetzt unter dem Namen der Republik Ecuador bekannt ist, stattfanden, erledigt wären, und in der Absicht, den Handel beider Länder zu begünstigen, die spanische Regierung die Kauffahrteischiffe des Ecuador in ihre Häfen zulassen, die Unterthanen desselben beschützen werde, und daß die von dorther eingeführten Waaren keine größeren Abgaben entrichten sollen, als diejenigen, welche von andern Gegenden des amerikanischen Festlandes herrühren.“ Zu bemerken ist, daß in diesem Decret die Republik Ecuador immer nur als Territorium, und nicht als Staat aufgeführt wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_061_18400301
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_061_18400301/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 61. Augsburg, 1. März 1840, S. 0481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_061_18400301/1>, abgerufen am 21.11.2024.