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Allgemeine Zeitung. Nr. 63. Augsburg, 3. März 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 63.
3 März 1840
Großbritannien.

Im weitern Verlauf der Oberhausdebatten vom 24 Febr. über die Festsetzung der Franzosen auf einem Inselchen im Hafen von Port Mahon trat Lord Aberdeen (Minister des Auswärtigen im Wellington'schen Ministerium) auf die Seite Lord Londonderry's, indem er bemerkte, es sey dieß eine Sache von beträchtlicher Wichtigkeit, und es sey auch nicht das erstemal, daß die Franzosen auf jenem Eiland festen Fuß zu fassen gesucht. Schon vor zehn Jahren hätten sie ein Depot daselbst anzulegen gewünscht, damals aber die spanische Regierung die Erlaubniß dazu verweigert. Die Opposition in den Cortes habe später die Frage aufgenommen, und auch die Opposition des brittischen Oberhauses werde dieselbe aufnehmen müssen, um zu beweisen, daß dieses ein Punkt sey, der zu sehr ernsten Folgen führen könnte. England sehe die Sicherheit seiner Stellung im Mittelmeer dabei gefährdet, und habe daher gerechten Grund, sich über das Benehmen der spanischen Regierung zu beschweren. Der edle Graf (Clarendon) habe dem Hause nicht gesagt, daß die Franzosen verhindert worden seyen, ihre Position auf dem Eiland zu befestigen. Angesichts der ganzen jetzigen Combination der Umstände im Mittelmeer müsse es in England Verdacht und Besorgniß erregen, wenn Frankreich Anstalten mache, im Eingange dieses Meers sich eine Festung zu schaffen. Lord Ellenborough (Tory) wünscht zu wissen, ob die Franzosen außer ihrem Kohlenlager und Hospital noch sonst einen Bau auf dem Eiland errichtet. Lord Clarendon: "Meines Wissens nicht. Ich glaube, die Franzosen haben nur Kranke und Invaliden auf der Insel. Auch lag dort nie mehr als eine französische Kriegssloop." Lord Ellenborough: "Wenn die Franzosen nicht weiter gehen, so darf man ihr Treiben auf dem Eiland wohl als etwas Unschuldiges betrachten." Lord Clarendon: "Ich zweifle nicht daran." Lord Ellenborough: "Aber genauere Erkundigungen sollten eingezogen werden." Lord Clarendon: "Das that ich, als ich in Spanien war, und damals vernahm ich, daß nur sehr wenige Franzosen auf dem Inselchen waren. Freilich ist das schon eine Weile her." Lord Melbourne: "Hätten die Franzosen sich in den Besitz der Insel Minorca zu setzen gesucht, dann würde dieses Haus und England mit Recht eifersüchtig geworden seyn; so aber halte ich es nicht für möglich, daß sie mit der Besetzung jenes kleinen Flecks weitere Absichten verbinden, noch möchten diese, falls sie sie ja hegen sollten, so leicht ausführbar seyn." - Lord Londonderry, der alles auf Spanien Bezügliche als seine Provinz zu betrachten scheint (er diente bekanntlich als brittischer Cavalleriegeneral im Peninsularkrieg, den er auch beschrieben hat) führte nun durch eine Motion zu Gunsten der rückständigen Forderungen brittischer Officiere und Soldaten von der vormaligen "spanischen Legion" eine Discussion herbei, die nicht sowohl wegen ihres allgemeineren Interesses, als wegen ihres leidenschaftlichen Anstrichs bemerkenswerth war. "Ich versichere Ew. Lordschaften,"so begann der edle Marquis, "daß ich keinen Angriff auf die Regierung beabsichtige (Lord Melbourne lacht). Ihrer Maj. jetzige Regierung hat der Angriffe schon genug gehabt - genug, um ein halb Duzend solcher Regierungen umzubringen." (Lord Melbourne lacht wieder, und ruft gutmüthig heiter: "O nein!" indem er, als ein argumentum ad hominem, auf seine lebendig neben ihm sitzenden Collegen deutet.) "Da der edle Viscount zu lachen beliebt," fährt Lord Londonderry mit einiger Wärme fort, "so kann ich ihm sagen, daß er das in Frankreich gegebene Beispiel schlecht befolgt. Dort treten Minister auf eine Minorität von 26 Stimmen zurück, der edle Viscount und seine Collegen aber, nachdem sie mit einer Mehrheit von 104 und dann wieder von 10 geschlagen worden, beharren, an Amt und Sold sich festklammernd, in ihrer ignoblen Stellung, obgleich sie fühlen müssen, daß sie dem sehr ehrenw. Unterhausmitgliede für Tamworth und seiner Partei Platz zu machen hätten. Ja (ruft der Redner mit noch größerer Wärme) da der edle Viscount über mich spöttelt (Lord Melbourne gutmüthig: "Nein.") ... da er mich höhnt, so sag' ich ihm und seinen Collegen ... doch, Mylords! ich komme von der Frage ab; die höhnende Manier unseres Hrn. Premier hat mich zu dieser Digression veranlaßt." Der Redner schilderte nun die traurige Lage der entlassenen Legionäre, deren viele ihn schriftlich um seine Verwendung im Parlament angegangen. Diese Unglücklichen hätten die bestimmteste Zahlungszusicherung von der spanischen Regierung durch den damaligen brittischen Gesandten am spanischen Hof (Graf Clarendon), dennoch müßten sie in den Straßen von London im Elend herumwandern. Spanien sey freilich in einer Finanzklemme, habe aber noch große Hülfsquellen, und was seyen 250,000 bis 300,000 Pf. St. für Spanien? Officiere und Soldaten der Legion hätten nichts erhalten, als die sogenannten Banknoten des Generals Alava, und diese stünden zu 25 Proc. Disconto. Die armen Leute seyen in die Hände der Juden


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 63.
3 März 1840
Großbritannien.

Im weitern Verlauf der Oberhausdebatten vom 24 Febr. über die Festsetzung der Franzosen auf einem Inselchen im Hafen von Port Mahon trat Lord Aberdeen (Minister des Auswärtigen im Wellington'schen Ministerium) auf die Seite Lord Londonderry's, indem er bemerkte, es sey dieß eine Sache von beträchtlicher Wichtigkeit, und es sey auch nicht das erstemal, daß die Franzosen auf jenem Eiland festen Fuß zu fassen gesucht. Schon vor zehn Jahren hätten sie ein Depot daselbst anzulegen gewünscht, damals aber die spanische Regierung die Erlaubniß dazu verweigert. Die Opposition in den Cortes habe später die Frage aufgenommen, und auch die Opposition des brittischen Oberhauses werde dieselbe aufnehmen müssen, um zu beweisen, daß dieses ein Punkt sey, der zu sehr ernsten Folgen führen könnte. England sehe die Sicherheit seiner Stellung im Mittelmeer dabei gefährdet, und habe daher gerechten Grund, sich über das Benehmen der spanischen Regierung zu beschweren. Der edle Graf (Clarendon) habe dem Hause nicht gesagt, daß die Franzosen verhindert worden seyen, ihre Position auf dem Eiland zu befestigen. Angesichts der ganzen jetzigen Combination der Umstände im Mittelmeer müsse es in England Verdacht und Besorgniß erregen, wenn Frankreich Anstalten mache, im Eingange dieses Meers sich eine Festung zu schaffen. Lord Ellenborough (Tory) wünscht zu wissen, ob die Franzosen außer ihrem Kohlenlager und Hospital noch sonst einen Bau auf dem Eiland errichtet. Lord Clarendon: „Meines Wissens nicht. Ich glaube, die Franzosen haben nur Kranke und Invaliden auf der Insel. Auch lag dort nie mehr als eine französische Kriegssloop.“ Lord Ellenborough: „Wenn die Franzosen nicht weiter gehen, so darf man ihr Treiben auf dem Eiland wohl als etwas Unschuldiges betrachten.“ Lord Clarendon: „Ich zweifle nicht daran.“ Lord Ellenborough: „Aber genauere Erkundigungen sollten eingezogen werden.“ Lord Clarendon: „Das that ich, als ich in Spanien war, und damals vernahm ich, daß nur sehr wenige Franzosen auf dem Inselchen waren. Freilich ist das schon eine Weile her.“ Lord Melbourne: „Hätten die Franzosen sich in den Besitz der Insel Minorca zu setzen gesucht, dann würde dieses Haus und England mit Recht eifersüchtig geworden seyn; so aber halte ich es nicht für möglich, daß sie mit der Besetzung jenes kleinen Flecks weitere Absichten verbinden, noch möchten diese, falls sie sie ja hegen sollten, so leicht ausführbar seyn.“ – Lord Londonderry, der alles auf Spanien Bezügliche als seine Provinz zu betrachten scheint (er diente bekanntlich als brittischer Cavalleriegeneral im Peninsularkrieg, den er auch beschrieben hat) führte nun durch eine Motion zu Gunsten der rückständigen Forderungen brittischer Officiere und Soldaten von der vormaligen „spanischen Legion“ eine Discussion herbei, die nicht sowohl wegen ihres allgemeineren Interesses, als wegen ihres leidenschaftlichen Anstrichs bemerkenswerth war. „Ich versichere Ew. Lordschaften,“so begann der edle Marquis, „daß ich keinen Angriff auf die Regierung beabsichtige (Lord Melbourne lacht). Ihrer Maj. jetzige Regierung hat der Angriffe schon genug gehabt – genug, um ein halb Duzend solcher Regierungen umzubringen.“ (Lord Melbourne lacht wieder, und ruft gutmüthig heiter: „O nein!“ indem er, als ein argumentum ad hominem, auf seine lebendig neben ihm sitzenden Collegen deutet.) „Da der edle Viscount zu lachen beliebt,“ fährt Lord Londonderry mit einiger Wärme fort, „so kann ich ihm sagen, daß er das in Frankreich gegebene Beispiel schlecht befolgt. Dort treten Minister auf eine Minorität von 26 Stimmen zurück, der edle Viscount und seine Collegen aber, nachdem sie mit einer Mehrheit von 104 und dann wieder von 10 geschlagen worden, beharren, an Amt und Sold sich festklammernd, in ihrer ignoblen Stellung, obgleich sie fühlen müssen, daß sie dem sehr ehrenw. Unterhausmitgliede für Tamworth und seiner Partei Platz zu machen hätten. Ja (ruft der Redner mit noch größerer Wärme) da der edle Viscount über mich spöttelt (Lord Melbourne gutmüthig: „Nein.“) ... da er mich höhnt, so sag' ich ihm und seinen Collegen ... doch, Mylords! ich komme von der Frage ab; die höhnende Manier unseres Hrn. Premier hat mich zu dieser Digression veranlaßt.“ Der Redner schilderte nun die traurige Lage der entlassenen Legionäre, deren viele ihn schriftlich um seine Verwendung im Parlament angegangen. Diese Unglücklichen hätten die bestimmteste Zahlungszusicherung von der spanischen Regierung durch den damaligen brittischen Gesandten am spanischen Hof (Graf Clarendon), dennoch müßten sie in den Straßen von London im Elend herumwandern. Spanien sey freilich in einer Finanzklemme, habe aber noch große Hülfsquellen, und was seyen 250,000 bis 300,000 Pf. St. für Spanien? Officiere und Soldaten der Legion hätten nichts erhalten, als die sogenannten Banknoten des Generals Alava, und diese stünden zu 25 Proc. Disconto. Die armen Leute seyen in die Hände der Juden

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England sehe die Sicherheit seiner Stellung im Mittelmeer dabei gefährdet, und habe daher gerechten Grund, sich über das Benehmen der spanischen Regierung zu beschweren. Der edle Graf (Clarendon) habe dem Hause nicht gesagt, daß die Franzosen verhindert worden seyen, ihre Position auf dem Eiland zu befestigen. Angesichts der ganzen jetzigen Combination der Umstände im Mittelmeer müsse es in England Verdacht und Besorgniß erregen, wenn Frankreich Anstalten mache, im Eingange dieses Meers sich eine Festung zu schaffen. Lord <hi rendition="#g">Ellenborough</hi> (Tory) wünscht zu wissen, ob die Franzosen außer ihrem Kohlenlager und Hospital noch sonst einen Bau auf dem Eiland errichtet. Lord <hi rendition="#g">Clarendon</hi>: &#x201E;Meines Wissens nicht. Ich glaube, die Franzosen haben nur Kranke und Invaliden auf der Insel. 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[0497/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Dienstag Nr. 63. 3 März 1840 Großbritannien. _ London, 25 Febr. Im weitern Verlauf der Oberhausdebatten vom 24 Febr. über die Festsetzung der Franzosen auf einem Inselchen im Hafen von Port Mahon trat Lord Aberdeen (Minister des Auswärtigen im Wellington'schen Ministerium) auf die Seite Lord Londonderry's, indem er bemerkte, es sey dieß eine Sache von beträchtlicher Wichtigkeit, und es sey auch nicht das erstemal, daß die Franzosen auf jenem Eiland festen Fuß zu fassen gesucht. Schon vor zehn Jahren hätten sie ein Depot daselbst anzulegen gewünscht, damals aber die spanische Regierung die Erlaubniß dazu verweigert. Die Opposition in den Cortes habe später die Frage aufgenommen, und auch die Opposition des brittischen Oberhauses werde dieselbe aufnehmen müssen, um zu beweisen, daß dieses ein Punkt sey, der zu sehr ernsten Folgen führen könnte. England sehe die Sicherheit seiner Stellung im Mittelmeer dabei gefährdet, und habe daher gerechten Grund, sich über das Benehmen der spanischen Regierung zu beschweren. Der edle Graf (Clarendon) habe dem Hause nicht gesagt, daß die Franzosen verhindert worden seyen, ihre Position auf dem Eiland zu befestigen. Angesichts der ganzen jetzigen Combination der Umstände im Mittelmeer müsse es in England Verdacht und Besorgniß erregen, wenn Frankreich Anstalten mache, im Eingange dieses Meers sich eine Festung zu schaffen. Lord Ellenborough (Tory) wünscht zu wissen, ob die Franzosen außer ihrem Kohlenlager und Hospital noch sonst einen Bau auf dem Eiland errichtet. Lord Clarendon: „Meines Wissens nicht. Ich glaube, die Franzosen haben nur Kranke und Invaliden auf der Insel. Auch lag dort nie mehr als eine französische Kriegssloop.“ Lord Ellenborough: „Wenn die Franzosen nicht weiter gehen, so darf man ihr Treiben auf dem Eiland wohl als etwas Unschuldiges betrachten.“ Lord Clarendon: „Ich zweifle nicht daran.“ Lord Ellenborough: „Aber genauere Erkundigungen sollten eingezogen werden.“ Lord Clarendon: „Das that ich, als ich in Spanien war, und damals vernahm ich, daß nur sehr wenige Franzosen auf dem Inselchen waren. Freilich ist das schon eine Weile her.“ Lord Melbourne: „Hätten die Franzosen sich in den Besitz der Insel Minorca zu setzen gesucht, dann würde dieses Haus und England mit Recht eifersüchtig geworden seyn; so aber halte ich es nicht für möglich, daß sie mit der Besetzung jenes kleinen Flecks weitere Absichten verbinden, noch möchten diese, falls sie sie ja hegen sollten, so leicht ausführbar seyn.“ – Lord Londonderry, der alles auf Spanien Bezügliche als seine Provinz zu betrachten scheint (er diente bekanntlich als brittischer Cavalleriegeneral im Peninsularkrieg, den er auch beschrieben hat) führte nun durch eine Motion zu Gunsten der rückständigen Forderungen brittischer Officiere und Soldaten von der vormaligen „spanischen Legion“ eine Discussion herbei, die nicht sowohl wegen ihres allgemeineren Interesses, als wegen ihres leidenschaftlichen Anstrichs bemerkenswerth war. „Ich versichere Ew. Lordschaften,“so begann der edle Marquis, „daß ich keinen Angriff auf die Regierung beabsichtige (Lord Melbourne lacht). Ihrer Maj. jetzige Regierung hat der Angriffe schon genug gehabt – genug, um ein halb Duzend solcher Regierungen umzubringen.“ (Lord Melbourne lacht wieder, und ruft gutmüthig heiter: „O nein!“ indem er, als ein argumentum ad hominem, auf seine lebendig neben ihm sitzenden Collegen deutet.) „Da der edle Viscount zu lachen beliebt,“ fährt Lord Londonderry mit einiger Wärme fort, „so kann ich ihm sagen, daß er das in Frankreich gegebene Beispiel schlecht befolgt. Dort treten Minister auf eine Minorität von 26 Stimmen zurück, der edle Viscount und seine Collegen aber, nachdem sie mit einer Mehrheit von 104 und dann wieder von 10 geschlagen worden, beharren, an Amt und Sold sich festklammernd, in ihrer ignoblen Stellung, obgleich sie fühlen müssen, daß sie dem sehr ehrenw. Unterhausmitgliede für Tamworth und seiner Partei Platz zu machen hätten. Ja (ruft der Redner mit noch größerer Wärme) da der edle Viscount über mich spöttelt (Lord Melbourne gutmüthig: „Nein.“) ... da er mich höhnt, so sag' ich ihm und seinen Collegen ... doch, Mylords! ich komme von der Frage ab; die höhnende Manier unseres Hrn. Premier hat mich zu dieser Digression veranlaßt.“ Der Redner schilderte nun die traurige Lage der entlassenen Legionäre, deren viele ihn schriftlich um seine Verwendung im Parlament angegangen. Diese Unglücklichen hätten die bestimmteste Zahlungszusicherung von der spanischen Regierung durch den damaligen brittischen Gesandten am spanischen Hof (Graf Clarendon), dennoch müßten sie in den Straßen von London im Elend herumwandern. Spanien sey freilich in einer Finanzklemme, habe aber noch große Hülfsquellen, und was seyen 250,000 bis 300,000 Pf. St. für Spanien? Officiere und Soldaten der Legion hätten nichts erhalten, als die sogenannten Banknoten des Generals Alava, und diese stünden zu 25 Proc. Disconto. 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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 63. Augsburg, 3. März 1840, S. 0497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_063_18400303/1>, abgerufen am 16.04.2024.