Allgemeine Zeitung. Nr. 63. Augsburg, 3. März 1840.gefallen, und wenn ein Gerücht gegründet sey, so lasse die Madrider Regierung diese Scheine durch ihre Agenten aufkaufen. Die Officiere freilich seyen nicht alle so schlimm daran; 26 derselben habe die Whigregierung, um ihre Beschwerden zu beschwichtigen, so oder so bedacht: den Sir Charles Shaw zum Ritter gemacht, den Obrist Fitzgerald zum Consul in Carthagena, den Obrist O'Connell zum Secretär in Neu-Südwales, den Obrist Considine zum Secretär in Westindien, den Obrist Wylde zum Stallmeister Sr. k. Hoh. des Prinzen Albert ernannt u. s. w.; desto beklagenswerther aber sey die Lage der Subalternofficiere und der Soldaten. Man habe freilich eine gemischte Commission zur Liquidirung ihrer Forderungen niedergesetzt, das Verfahren derselben aber sey eben so unbillig als saumselig gewesen. Der Marquis schloß mit dem Antrag auf Vorlegung von Papieren. Lord Clarendon freut sich, daß die unglücklichen Soldaten, welche früher so unausgesetzt dem edlen Marquis eine Zielscheibe des Spottes und Tadels gewesen, nun ein Gegenstand seiner wärmsten Sympathie geworden. Der Minister erörterte dann, was er als Botschafter am spanischen Hof gethan, um den Legionären die Erfüllung ihrer Ansprüche zu sichern. Bei der Auflösung der Legion hätten auch sämmtliche Soldaten, bis auf 250 Lanciers, vollen brittischen Sold ausgezahlt erhalten. Der edle Marquis lache darüber, die Thatsache aber sey nicht minder wahr. Was die noch rückständigen Forderungen dieser 250 Mann und der Officiere betreffe, so sey gegen jeden Verlust derselben Vorkehrung getroffen. Er könne versichern, daß sowohl die Madrider Regierung, als General Alava, von dessen Charakter es ohnehin nicht anders zu erwarten gewesen, in dieser Sache ganz loyal und ehrenhaft gehandelt. Lord Londonderry machte eine hitzige Erwiederung. Die Whigregierung habe jene Unglücklichen verlockt, so müsse sie nun auch dafür sorgen, daß die Schlachtopfer ihrer elenden Politik nicht in den Straßen verhungerten. Die Thatsache stehe fest, daß 280,000 Pf. St. Rückstände der Legion noch nicht bezahlt seyen, und General Alava habe die Sollicitanten mit schönen Worten abgespeist. Lord Melbourne gab schließlich die Versicherung, die brittische Regierung werde allen ihren Einfluß bei dem Madrider Cabinet aufbieten, um die volle Zahlung der Rückstände zu erwirken. Ein Theil derselben werde vielleicht noch unbezahlt bleiben müssen bis zur gänzlichen Pacification Spaniens, die endliche Zahlung aber sey gewiß. Lord Londonderry nahm dann seine Motion zurück. - Lord Ellenborough wiederholte seine neuliche Frage, ob zwischen der Regierung und dem Directorium der ostindischen Compagnie eine Uebereinkunft zur Vertheilung der Kosten der Expedition gegen China getroffen worden. Lord Melbourne antwortete Nein, und erklärte auf eine zweite Frage, der Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten habe dem India-House geschrieben, die Kosten der Expedition würden nicht auf die Compagnie fallen. (So verstand man wenigstens auf der Galerie die Antwort des Ministers, der sehr leise sprach). Die Sitzung ward aufgehoben. In der Unterhaussitzung vom 24 Febr. ging die etwas weitläufig angelegte irische Municipalreformbill durch die Committee bis zur 209ten Clausel, indem mehrere Amendements der Tories gegen einzelne Bestimmungen theils wieder zurückgenommen, theils mit starken Majoritäten verworfen wurden, so unter andern zur 13ten Clausel das Amendement, daß es den irischen Stadtgemeinden freigestellt bleiben solle, ob sie Corporationen haben wollten oder nicht, indem z. B. die Städte Galway, Clonmel und Belfast in Petitionen den Wunsch ausgesprochen hätten, keine Municipalitäten zu haben. Man entgegnete ministeriellerseits, diese Petitionen seyen orangistische Partei-Ausflüsse, und das Amendement wurde mit 109 gegen 30 Stimmen verworfen. Bei den Amendements stellten sich, wahrscheinlich um den Zorn der irischen Orangisten über ihre Einwilligung in das Princip der Bill etwas zu beschwichtigen, die HH. Shaw und Jackson voran, doch war ihre Opposition eine sehr gemäßigte. Der Refrain, auf den sie, wie auch Lord Stanley, immer zurückkamen, war: es würde besser gewesen seyn, die irischen Municipalitäten ganz abzuschaffen. Hr. O'Connell bemerkte, er acceptire diese Erklärung wenigstens insofern, als sie das Geständniß enthalte, daß die vordem von den Tories als Pfeiler des Protestantismus für so unschätzbar geachteten irischen Corporationen morsch und unhaltbar geworden. Er hoffe, daß die neuen Corporationen, ohne eine Secte zu begünstigen, sich besser erproben werden. - Die Committeeberathung über die Bill ward in der Sitzung am 25 Febr. fortgesetzt. Vorher fragte Hr. Williams, welche Wirkung der Handelsvertrag, welchen England mit Frankreich unterhandle, wohl auf die brittische Seidenmanufactur äußern werde, da die Einfuhrzölle auf Seidenzeuge schon jetzt so mäßig seyen, daß sie dem englischen Fabricanten kaum nothdürftigen Schutz gewährten. Der Handelsminister, Hr. Labouchere, antwortete, die englischen Seidenfabricanten dürften unbesorgt seyn, denn der Entwurf jenes Handelsvertrags habe keineswegs die Absicht, einen wirksamen Schutzzoll in diesem Artikel aufzugeben. (Hört!) Die von dem Marquis v. Londonderry am 24 Febr. veranlaßten Discussionen über zwei spanische Fragen waren nur das Vorspiel zu einer Motion desselben auf Vorlegung der den Vertrag von Bergara betreffenden Papiere in der Oberhaussitzung vom 25 Febr., woran sich ausführliche Debatten über die ganze politische Lage von Spanien knüpften. Lord Aberdeen stand wieder auf der Seite des Antragstellers. Lord Clarendon und Lord Melbourne vertheidigten Englands Politik gegenüber von Spanien, und betrachteten die Lage dieses Landes unter einem günstigeren Gesichtspunkt als die beiden torystischen Pairs. Eine reactionäre Politik in Spanien, versicherte Lord Melbourne, werde die jetzige brittische Regierung niemals in Spanien begünstigen. Die Vorlegung der verlangten Papiere wurde bewilligt. Der Herzog v. Wellington hat sich so erholt, daß er heute nach seinem Landsitze Strathfieldsaye abreisen konnte, wo er eine Woche lang zu bleiben gedenkt. Frost, Jones und Williams wurden am 24 Febr. auf das zu Spithead liegende Gefangenenschiff Mandarin gebracht, das nicht weniger als 210 zur Deportation Verurtheilte an Bord hat. Das Schiff soll am 26 Morgens absegeln, so daß Hrn. Duncombe's angekündigte Motion zu Gunsten der drei Chartisten wohl zu spät kommen dürfte. Frankreich. Paris, 27 Febr. Auch der Herzog von Nemours und die Prinzessin Clementine sind jetzt der Königin und dem Herzog von Orleans nach Brüssel gefolgt. (Journal des Debats.) Vorgestern erhielt der König die Antwort auf das Schreiben, welches Se. Maj. an den Herzog von Sachsen-Coburg in Folge des Votums der Kammer über den Dotationsentwurf hatte abgehen lassen. Die Antwort des Prinzen enthält die volle und ungeschmälerte Bestätigung der getroffenen Anordnungen. (Journal des Debats.) Der diesen Morgen (26) zum König berufene Hr. Thiers kam um 1 Uhr in die Tuilerien. Se. Maj. hatte eine lange Unterredung mit ihm. Man versichert diesen Abend, Hr. Thiers habe sich 24 Stunden Zeit gefallen, und wenn ein Gerücht gegründet sey, so lasse die Madrider Regierung diese Scheine durch ihre Agenten aufkaufen. Die Officiere freilich seyen nicht alle so schlimm daran; 26 derselben habe die Whigregierung, um ihre Beschwerden zu beschwichtigen, so oder so bedacht: den Sir Charles Shaw zum Ritter gemacht, den Obrist Fitzgerald zum Consul in Carthagena, den Obrist O'Connell zum Secretär in Neu-Südwales, den Obrist Considine zum Secretär in Westindien, den Obrist Wylde zum Stallmeister Sr. k. Hoh. des Prinzen Albert ernannt u. s. w.; desto beklagenswerther aber sey die Lage der Subalternofficiere und der Soldaten. Man habe freilich eine gemischte Commission zur Liquidirung ihrer Forderungen niedergesetzt, das Verfahren derselben aber sey eben so unbillig als saumselig gewesen. Der Marquis schloß mit dem Antrag auf Vorlegung von Papieren. Lord Clarendon freut sich, daß die unglücklichen Soldaten, welche früher so unausgesetzt dem edlen Marquis eine Zielscheibe des Spottes und Tadels gewesen, nun ein Gegenstand seiner wärmsten Sympathie geworden. Der Minister erörterte dann, was er als Botschafter am spanischen Hof gethan, um den Legionären die Erfüllung ihrer Ansprüche zu sichern. Bei der Auflösung der Legion hätten auch sämmtliche Soldaten, bis auf 250 Lanciers, vollen brittischen Sold ausgezahlt erhalten. Der edle Marquis lache darüber, die Thatsache aber sey nicht minder wahr. Was die noch rückständigen Forderungen dieser 250 Mann und der Officiere betreffe, so sey gegen jeden Verlust derselben Vorkehrung getroffen. Er könne versichern, daß sowohl die Madrider Regierung, als General Alava, von dessen Charakter es ohnehin nicht anders zu erwarten gewesen, in dieser Sache ganz loyal und ehrenhaft gehandelt. Lord Londonderry machte eine hitzige Erwiederung. Die Whigregierung habe jene Unglücklichen verlockt, so müsse sie nun auch dafür sorgen, daß die Schlachtopfer ihrer elenden Politik nicht in den Straßen verhungerten. Die Thatsache stehe fest, daß 280,000 Pf. St. Rückstände der Legion noch nicht bezahlt seyen, und General Alava habe die Sollicitanten mit schönen Worten abgespeist. Lord Melbourne gab schließlich die Versicherung, die brittische Regierung werde allen ihren Einfluß bei dem Madrider Cabinet aufbieten, um die volle Zahlung der Rückstände zu erwirken. Ein Theil derselben werde vielleicht noch unbezahlt bleiben müssen bis zur gänzlichen Pacification Spaniens, die endliche Zahlung aber sey gewiß. Lord Londonderry nahm dann seine Motion zurück. – Lord Ellenborough wiederholte seine neuliche Frage, ob zwischen der Regierung und dem Directorium der ostindischen Compagnie eine Uebereinkunft zur Vertheilung der Kosten der Expedition gegen China getroffen worden. Lord Melbourne antwortete Nein, und erklärte auf eine zweite Frage, der Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten habe dem India-House geschrieben, die Kosten der Expedition würden nicht auf die Compagnie fallen. (So verstand man wenigstens auf der Galerie die Antwort des Ministers, der sehr leise sprach). Die Sitzung ward aufgehoben. In der Unterhaussitzung vom 24 Febr. ging die etwas weitläufig angelegte irische Municipalreformbill durch die Committee bis zur 209ten Clausel, indem mehrere Amendements der Tories gegen einzelne Bestimmungen theils wieder zurückgenommen, theils mit starken Majoritäten verworfen wurden, so unter andern zur 13ten Clausel das Amendement, daß es den irischen Stadtgemeinden freigestellt bleiben solle, ob sie Corporationen haben wollten oder nicht, indem z. B. die Städte Galway, Clonmel und Belfast in Petitionen den Wunsch ausgesprochen hätten, keine Municipalitäten zu haben. Man entgegnete ministeriellerseits, diese Petitionen seyen orangistische Partei-Ausflüsse, und das Amendement wurde mit 109 gegen 30 Stimmen verworfen. Bei den Amendements stellten sich, wahrscheinlich um den Zorn der irischen Orangisten über ihre Einwilligung in das Princip der Bill etwas zu beschwichtigen, die HH. Shaw und Jackson voran, doch war ihre Opposition eine sehr gemäßigte. Der Refrain, auf den sie, wie auch Lord Stanley, immer zurückkamen, war: es würde besser gewesen seyn, die irischen Municipalitäten ganz abzuschaffen. Hr. O'Connell bemerkte, er acceptire diese Erklärung wenigstens insofern, als sie das Geständniß enthalte, daß die vordem von den Tories als Pfeiler des Protestantismus für so unschätzbar geachteten irischen Corporationen morsch und unhaltbar geworden. Er hoffe, daß die neuen Corporationen, ohne eine Secte zu begünstigen, sich besser erproben werden. – Die Committeeberathung über die Bill ward in der Sitzung am 25 Febr. fortgesetzt. Vorher fragte Hr. Williams, welche Wirkung der Handelsvertrag, welchen England mit Frankreich unterhandle, wohl auf die brittische Seidenmanufactur äußern werde, da die Einfuhrzölle auf Seidenzeuge schon jetzt so mäßig seyen, daß sie dem englischen Fabricanten kaum nothdürftigen Schutz gewährten. Der Handelsminister, Hr. Labouchere, antwortete, die englischen Seidenfabricanten dürften unbesorgt seyn, denn der Entwurf jenes Handelsvertrags habe keineswegs die Absicht, einen wirksamen Schutzzoll in diesem Artikel aufzugeben. (Hört!) Die von dem Marquis v. Londonderry am 24 Febr. veranlaßten Discussionen über zwei spanische Fragen waren nur das Vorspiel zu einer Motion desselben auf Vorlegung der den Vertrag von Bergara betreffenden Papiere in der Oberhaussitzung vom 25 Febr., woran sich ausführliche Debatten über die ganze politische Lage von Spanien knüpften. Lord Aberdeen stand wieder auf der Seite des Antragstellers. Lord Clarendon und Lord Melbourne vertheidigten Englands Politik gegenüber von Spanien, und betrachteten die Lage dieses Landes unter einem günstigeren Gesichtspunkt als die beiden torystischen Pairs. Eine reactionäre Politik in Spanien, versicherte Lord Melbourne, werde die jetzige brittische Regierung niemals in Spanien begünstigen. Die Vorlegung der verlangten Papiere wurde bewilligt. Der Herzog v. Wellington hat sich so erholt, daß er heute nach seinem Landsitze Strathfieldsaye abreisen konnte, wo er eine Woche lang zu bleiben gedenkt. Frost, Jones und Williams wurden am 24 Febr. auf das zu Spithead liegende Gefangenenschiff Mandarin gebracht, das nicht weniger als 210 zur Deportation Verurtheilte an Bord hat. Das Schiff soll am 26 Morgens absegeln, so daß Hrn. Duncombe's angekündigte Motion zu Gunsten der drei Chartisten wohl zu spät kommen dürfte. Frankreich. Paris, 27 Febr. Auch der Herzog von Nemours und die Prinzessin Clementine sind jetzt der Königin und dem Herzog von Orleans nach Brüssel gefolgt. (Journal des Débats.) Vorgestern erhielt der König die Antwort auf das Schreiben, welches Se. Maj. an den Herzog von Sachsen-Coburg in Folge des Votums der Kammer über den Dotationsentwurf hatte abgehen lassen. Die Antwort des Prinzen enthält die volle und ungeschmälerte Bestätigung der getroffenen Anordnungen. (Journal des Débats.) Der diesen Morgen (26) zum König berufene Hr. Thiers kam um 1 Uhr in die Tuilerien. Se. Maj. hatte eine lange Unterredung mit ihm. Man versichert diesen Abend, Hr. Thiers habe sich 24 Stunden Zeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0002" n="0498"/> gefallen, und wenn ein Gerücht gegründet sey, so lasse die Madrider Regierung diese Scheine durch ihre Agenten aufkaufen. Die Officiere freilich seyen nicht alle so schlimm daran; 26 derselben habe die Whigregierung, um ihre Beschwerden zu beschwichtigen, so oder so bedacht: den Sir Charles Shaw zum Ritter gemacht, den Obrist Fitzgerald zum Consul in Carthagena, den Obrist O'Connell zum Secretär in Neu-Südwales, den Obrist Considine zum Secretär in Westindien, den Obrist Wylde zum Stallmeister Sr. k. Hoh. des Prinzen Albert ernannt u. s. w.; desto beklagenswerther aber sey die Lage der Subalternofficiere und der Soldaten. Man habe freilich eine gemischte Commission zur Liquidirung ihrer Forderungen niedergesetzt, das Verfahren derselben aber sey eben so unbillig als saumselig gewesen. Der Marquis schloß mit dem Antrag auf Vorlegung von Papieren. Lord <hi rendition="#g">Clarendon</hi> freut sich, daß die unglücklichen Soldaten, welche früher so unausgesetzt dem edlen Marquis eine Zielscheibe des Spottes und Tadels gewesen, nun ein Gegenstand seiner wärmsten Sympathie geworden. Der Minister erörterte dann, was er als Botschafter am spanischen Hof gethan, um den Legionären die Erfüllung ihrer Ansprüche zu sichern. Bei der Auflösung der Legion hätten auch sämmtliche Soldaten, bis auf 250 Lanciers, vollen brittischen Sold ausgezahlt erhalten. Der edle Marquis lache darüber, die Thatsache aber sey nicht minder wahr. Was die noch rückständigen Forderungen dieser 250 Mann und der Officiere betreffe, so sey gegen jeden Verlust derselben Vorkehrung getroffen. Er könne versichern, daß sowohl die Madrider Regierung, als General Alava, von dessen Charakter es ohnehin nicht anders zu erwarten gewesen, in dieser Sache ganz loyal und ehrenhaft gehandelt. Lord <hi rendition="#g">Londonderry</hi> machte eine hitzige Erwiederung. Die Whigregierung habe jene Unglücklichen verlockt, so müsse sie nun auch dafür sorgen, daß die Schlachtopfer ihrer elenden Politik nicht in den Straßen verhungerten. Die Thatsache stehe fest, daß 280,000 Pf. St. Rückstände der Legion noch nicht bezahlt seyen, und General Alava habe die Sollicitanten mit schönen Worten abgespeist. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> gab schließlich die Versicherung, die brittische Regierung werde allen ihren Einfluß bei dem Madrider Cabinet aufbieten, um die volle Zahlung der Rückstände zu erwirken. Ein Theil derselben werde vielleicht noch unbezahlt bleiben müssen bis zur gänzlichen Pacification Spaniens, die endliche Zahlung aber sey gewiß. Lord Londonderry nahm dann seine Motion zurück. – Lord <hi rendition="#g">Ellenborough</hi> wiederholte seine neuliche Frage, ob zwischen der Regierung und dem Directorium der ostindischen Compagnie eine Uebereinkunft zur Vertheilung der Kosten der Expedition gegen China getroffen worden. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> antwortete Nein, und erklärte auf eine zweite Frage, der Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten habe dem India-House geschrieben, die Kosten der Expedition würden <hi rendition="#g">nicht</hi> auf die Compagnie fallen. (So verstand man wenigstens auf der Galerie die Antwort des Ministers, der sehr leise sprach). Die Sitzung ward aufgehoben.</p><lb/> <p>In der <hi rendition="#g">Unterhaussitzung</hi> vom 24 Febr. ging die etwas weitläufig angelegte irische Municipalreformbill durch die Committee bis zur 209ten Clausel, indem mehrere Amendements der Tories gegen einzelne Bestimmungen theils wieder zurückgenommen, theils mit starken Majoritäten verworfen wurden, so unter andern zur 13ten Clausel das Amendement, daß es den irischen Stadtgemeinden freigestellt bleiben solle, ob sie Corporationen haben wollten oder nicht, indem z. B. die Städte Galway, Clonmel und Belfast in Petitionen den Wunsch ausgesprochen hätten, keine Municipalitäten zu haben. Man entgegnete ministeriellerseits, diese Petitionen seyen orangistische Partei-Ausflüsse, und das Amendement wurde mit 109 gegen 30 Stimmen verworfen. Bei den Amendements stellten sich, wahrscheinlich um den Zorn der irischen Orangisten über ihre Einwilligung in das Princip der Bill etwas zu beschwichtigen, die HH. <hi rendition="#g">Shaw</hi> und <hi rendition="#g">Jackson</hi> voran, doch war ihre Opposition eine sehr gemäßigte. Der Refrain, auf den sie, wie auch Lord <hi rendition="#g">Stanley</hi>, immer zurückkamen, war: es würde besser gewesen seyn, die irischen Municipalitäten ganz abzuschaffen. Hr. O'<hi rendition="#g">Connell</hi> bemerkte, er acceptire diese Erklärung wenigstens insofern, als sie das Geständniß enthalte, daß die vordem von den Tories als Pfeiler des Protestantismus für so unschätzbar geachteten irischen Corporationen morsch und unhaltbar geworden. Er hoffe, daß die neuen Corporationen, ohne eine Secte zu begünstigen, sich besser erproben werden. – Die Committeeberathung über die Bill ward in der <hi rendition="#g">Sitzung</hi> am 25 Febr. fortgesetzt. Vorher fragte Hr. <hi rendition="#g">Williams</hi>, welche Wirkung der Handelsvertrag, welchen England mit Frankreich unterhandle, wohl auf die brittische Seidenmanufactur äußern werde, da die Einfuhrzölle auf Seidenzeuge schon jetzt so mäßig seyen, daß sie dem englischen Fabricanten kaum nothdürftigen Schutz gewährten. Der Handelsminister, Hr. <hi rendition="#g">Labouchere</hi>, antwortete, die englischen Seidenfabricanten dürften unbesorgt seyn, denn der Entwurf jenes Handelsvertrags habe keineswegs die Absicht, einen wirksamen Schutzzoll in diesem Artikel aufzugeben. (Hört!)</p><lb/> <p>Die von dem Marquis v. <hi rendition="#g">Londonderry</hi> am 24 Febr. veranlaßten Discussionen über zwei spanische Fragen waren nur das Vorspiel zu einer Motion desselben auf Vorlegung der den Vertrag von Bergara betreffenden Papiere in der <hi rendition="#g">Oberhaussitzung</hi> vom 25 Febr., woran sich ausführliche Debatten über die ganze politische Lage von Spanien knüpften. Lord <hi rendition="#g">Aberdeen</hi> stand wieder auf der Seite des Antragstellers. Lord <hi rendition="#g">Clarendon</hi> und Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> vertheidigten Englands Politik gegenüber von Spanien, und betrachteten die Lage dieses Landes unter einem günstigeren Gesichtspunkt als die beiden torystischen Pairs. Eine reactionäre Politik in Spanien, versicherte Lord Melbourne, werde die jetzige brittische Regierung niemals in Spanien begünstigen. Die Vorlegung der verlangten Papiere wurde bewilligt.</p><lb/> <p>Der Herzog v. Wellington hat sich so erholt, daß er heute nach seinem Landsitze Strathfieldsaye abreisen konnte, wo er eine Woche lang zu bleiben gedenkt.</p><lb/> <p>Frost, Jones und Williams wurden am 24 Febr. auf das zu Spithead liegende Gefangenenschiff Mandarin gebracht, das nicht weniger als 210 zur Deportation Verurtheilte an Bord hat. Das Schiff soll am 26 Morgens absegeln, so daß Hrn. Duncombe's angekündigte Motion zu Gunsten der drei Chartisten wohl zu spät kommen dürfte.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Frankreich.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 27 Febr.</dateline><lb/> <p>Auch der Herzog von Nemours und die Prinzessin Clementine sind jetzt der Königin und dem Herzog von Orleans nach Brüssel gefolgt.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>.) Vorgestern erhielt der König die Antwort auf das Schreiben, welches Se. Maj. an den Herzog von Sachsen-Coburg in Folge des Votums der Kammer über den Dotationsentwurf hatte abgehen lassen. Die Antwort des Prinzen enthält die volle und ungeschmälerte Bestätigung der getroffenen Anordnungen.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Journal des Débats</hi>.) Der diesen Morgen (26) zum König berufene Hr. Thiers kam um 1 Uhr in die Tuilerien. Se. Maj. hatte eine lange Unterredung mit ihm. Man versichert diesen Abend, Hr. Thiers habe sich 24 Stunden Zeit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0498/0002]
gefallen, und wenn ein Gerücht gegründet sey, so lasse die Madrider Regierung diese Scheine durch ihre Agenten aufkaufen. Die Officiere freilich seyen nicht alle so schlimm daran; 26 derselben habe die Whigregierung, um ihre Beschwerden zu beschwichtigen, so oder so bedacht: den Sir Charles Shaw zum Ritter gemacht, den Obrist Fitzgerald zum Consul in Carthagena, den Obrist O'Connell zum Secretär in Neu-Südwales, den Obrist Considine zum Secretär in Westindien, den Obrist Wylde zum Stallmeister Sr. k. Hoh. des Prinzen Albert ernannt u. s. w.; desto beklagenswerther aber sey die Lage der Subalternofficiere und der Soldaten. Man habe freilich eine gemischte Commission zur Liquidirung ihrer Forderungen niedergesetzt, das Verfahren derselben aber sey eben so unbillig als saumselig gewesen. Der Marquis schloß mit dem Antrag auf Vorlegung von Papieren. Lord Clarendon freut sich, daß die unglücklichen Soldaten, welche früher so unausgesetzt dem edlen Marquis eine Zielscheibe des Spottes und Tadels gewesen, nun ein Gegenstand seiner wärmsten Sympathie geworden. Der Minister erörterte dann, was er als Botschafter am spanischen Hof gethan, um den Legionären die Erfüllung ihrer Ansprüche zu sichern. Bei der Auflösung der Legion hätten auch sämmtliche Soldaten, bis auf 250 Lanciers, vollen brittischen Sold ausgezahlt erhalten. Der edle Marquis lache darüber, die Thatsache aber sey nicht minder wahr. Was die noch rückständigen Forderungen dieser 250 Mann und der Officiere betreffe, so sey gegen jeden Verlust derselben Vorkehrung getroffen. Er könne versichern, daß sowohl die Madrider Regierung, als General Alava, von dessen Charakter es ohnehin nicht anders zu erwarten gewesen, in dieser Sache ganz loyal und ehrenhaft gehandelt. Lord Londonderry machte eine hitzige Erwiederung. Die Whigregierung habe jene Unglücklichen verlockt, so müsse sie nun auch dafür sorgen, daß die Schlachtopfer ihrer elenden Politik nicht in den Straßen verhungerten. Die Thatsache stehe fest, daß 280,000 Pf. St. Rückstände der Legion noch nicht bezahlt seyen, und General Alava habe die Sollicitanten mit schönen Worten abgespeist. Lord Melbourne gab schließlich die Versicherung, die brittische Regierung werde allen ihren Einfluß bei dem Madrider Cabinet aufbieten, um die volle Zahlung der Rückstände zu erwirken. Ein Theil derselben werde vielleicht noch unbezahlt bleiben müssen bis zur gänzlichen Pacification Spaniens, die endliche Zahlung aber sey gewiß. Lord Londonderry nahm dann seine Motion zurück. – Lord Ellenborough wiederholte seine neuliche Frage, ob zwischen der Regierung und dem Directorium der ostindischen Compagnie eine Uebereinkunft zur Vertheilung der Kosten der Expedition gegen China getroffen worden. Lord Melbourne antwortete Nein, und erklärte auf eine zweite Frage, der Präsident des Controlamtes der indischen Angelegenheiten habe dem India-House geschrieben, die Kosten der Expedition würden nicht auf die Compagnie fallen. (So verstand man wenigstens auf der Galerie die Antwort des Ministers, der sehr leise sprach). Die Sitzung ward aufgehoben.
In der Unterhaussitzung vom 24 Febr. ging die etwas weitläufig angelegte irische Municipalreformbill durch die Committee bis zur 209ten Clausel, indem mehrere Amendements der Tories gegen einzelne Bestimmungen theils wieder zurückgenommen, theils mit starken Majoritäten verworfen wurden, so unter andern zur 13ten Clausel das Amendement, daß es den irischen Stadtgemeinden freigestellt bleiben solle, ob sie Corporationen haben wollten oder nicht, indem z. B. die Städte Galway, Clonmel und Belfast in Petitionen den Wunsch ausgesprochen hätten, keine Municipalitäten zu haben. Man entgegnete ministeriellerseits, diese Petitionen seyen orangistische Partei-Ausflüsse, und das Amendement wurde mit 109 gegen 30 Stimmen verworfen. Bei den Amendements stellten sich, wahrscheinlich um den Zorn der irischen Orangisten über ihre Einwilligung in das Princip der Bill etwas zu beschwichtigen, die HH. Shaw und Jackson voran, doch war ihre Opposition eine sehr gemäßigte. Der Refrain, auf den sie, wie auch Lord Stanley, immer zurückkamen, war: es würde besser gewesen seyn, die irischen Municipalitäten ganz abzuschaffen. Hr. O'Connell bemerkte, er acceptire diese Erklärung wenigstens insofern, als sie das Geständniß enthalte, daß die vordem von den Tories als Pfeiler des Protestantismus für so unschätzbar geachteten irischen Corporationen morsch und unhaltbar geworden. Er hoffe, daß die neuen Corporationen, ohne eine Secte zu begünstigen, sich besser erproben werden. – Die Committeeberathung über die Bill ward in der Sitzung am 25 Febr. fortgesetzt. Vorher fragte Hr. Williams, welche Wirkung der Handelsvertrag, welchen England mit Frankreich unterhandle, wohl auf die brittische Seidenmanufactur äußern werde, da die Einfuhrzölle auf Seidenzeuge schon jetzt so mäßig seyen, daß sie dem englischen Fabricanten kaum nothdürftigen Schutz gewährten. Der Handelsminister, Hr. Labouchere, antwortete, die englischen Seidenfabricanten dürften unbesorgt seyn, denn der Entwurf jenes Handelsvertrags habe keineswegs die Absicht, einen wirksamen Schutzzoll in diesem Artikel aufzugeben. (Hört!)
Die von dem Marquis v. Londonderry am 24 Febr. veranlaßten Discussionen über zwei spanische Fragen waren nur das Vorspiel zu einer Motion desselben auf Vorlegung der den Vertrag von Bergara betreffenden Papiere in der Oberhaussitzung vom 25 Febr., woran sich ausführliche Debatten über die ganze politische Lage von Spanien knüpften. Lord Aberdeen stand wieder auf der Seite des Antragstellers. Lord Clarendon und Lord Melbourne vertheidigten Englands Politik gegenüber von Spanien, und betrachteten die Lage dieses Landes unter einem günstigeren Gesichtspunkt als die beiden torystischen Pairs. Eine reactionäre Politik in Spanien, versicherte Lord Melbourne, werde die jetzige brittische Regierung niemals in Spanien begünstigen. Die Vorlegung der verlangten Papiere wurde bewilligt.
Der Herzog v. Wellington hat sich so erholt, daß er heute nach seinem Landsitze Strathfieldsaye abreisen konnte, wo er eine Woche lang zu bleiben gedenkt.
Frost, Jones und Williams wurden am 24 Febr. auf das zu Spithead liegende Gefangenenschiff Mandarin gebracht, das nicht weniger als 210 zur Deportation Verurtheilte an Bord hat. Das Schiff soll am 26 Morgens absegeln, so daß Hrn. Duncombe's angekündigte Motion zu Gunsten der drei Chartisten wohl zu spät kommen dürfte.
Frankreich.
_ Paris, 27 Febr.
Auch der Herzog von Nemours und die Prinzessin Clementine sind jetzt der Königin und dem Herzog von Orleans nach Brüssel gefolgt.
(Journal des Débats.) Vorgestern erhielt der König die Antwort auf das Schreiben, welches Se. Maj. an den Herzog von Sachsen-Coburg in Folge des Votums der Kammer über den Dotationsentwurf hatte abgehen lassen. Die Antwort des Prinzen enthält die volle und ungeschmälerte Bestätigung der getroffenen Anordnungen.
(Journal des Débats.) Der diesen Morgen (26) zum König berufene Hr. Thiers kam um 1 Uhr in die Tuilerien. Se. Maj. hatte eine lange Unterredung mit ihm. Man versichert diesen Abend, Hr. Thiers habe sich 24 Stunden Zeit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |