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Allgemeine Zeitung. Nr. 64. Augsburg, 4. März 1840.

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Sr. Maj. erhalten hat und kein weiteres Hinderniß sich entgegen stellen sollte. Aber auch dann könnte sie erst im Moniteur vom nächsten Sonntag erscheinen. - Graf Anatole Demidoff hat dem Maire des zehnten Bezirks 1000 Fr. geschickt, um davon den Bedürftigsten des Bezirks Holz zu kaufen. - Die Königin ist mit den übrigen Personen ihrer Familie am 26 um 11 Uhr in Brüssel angekommen. Die Königin der Belgier befindet sich gegenwärtig, den belgischen Journalen zufolge, im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft.

Die in meinem letzten Briefe angedeutete Ansicht, daß das jetzige Cabinet beibehalten werden soll, ist heute so ziemlich die allgemeine geworden. Man unterstellt dem Hofe diese Absicht, erstens weil unbestrittenermaaßen der Graf v. Mole sich außer Stande befindet, ein Ministerium zu bilden, welches die Mehrheit in der Kammer für sich hätte; zweitens weil Hr. Thiers sich in demselben Falle befindet: einerseits ist nämlich die Versammlung der ehemaligen 221 gegen ihn, die jetzt noch immer 185 Mitglieder zählt, und an deren Spitze die Freunde des Hofes stehen, z. B. der General Jacqueminot; andrerseits ist auch die Opposition keineswegs entschieden auf der Seite des Hrn. Thiers. Derselbe hat zwar Sr. Maj. von der Nothwendigkeit gesprochen, den Hrn. Barrot ins Ministerium zu ziehen; gegen diesen selbst hat aber Hr. Thiers nie etwas hievon erwähnt, eben so wenig als Hr. Barrot gegen ihn. Der dritte Grund, welcher jene Ansicht unterstützt, ist die Sprache des als Hofjournal bekannten Journal des Debats. Die Opposition wäre mit der Beibehaltung des Ministeriums Soult ganz zufrieden. Man fügt allgemein dem Gerüchte dieser Beibehaltung bei, daß unmittelbar nachher der König das Cabinet veranlassen würde, das jährliche Gesetz über die geheimen Fonds vorzulegen, als Versuch über den parlamentarischen Einfluß des Cabinets. Ferner beabsichtige derselbe, im nächsten Jahre das Dotationsproject der Kammer abermals vorzulegen, in der Hoffnung, dieselbe werde dem Beispiel ihrer Vorgängerin hinsichtlich der nordamerikanischen Forderung folgen. Hierin dürfte man sich doch irren. Die amerikanische Forderung hatte keineswegs ein solch allgemeines Widerstreben erregt, als die Dotation des Herzogs von Nemours.

Das Dampfboot Ramier, welches Algier am 22 Febr. verlassen, hat gestern Abend auf unserer Rhede Anker geworfen. Es herrschte bei Abgang dieses Schiffes große Bewegung in Algier wegen des bevorstehenden Feldzugs, dessen Plan, wie man von Personen, die in die Geheimnisse des Marschalls Valee eingeweiht sind, hört, trefflich seyn soll. Der Marschall sagte zu Officieren seiner Umgebung, daß er die Armee in den Stand setzen werde, nöthigenfalls sechs bis sieben Monate im Feld zu bleiben, um die Araber in die Unmöglichkeit zu versetzen, uns fernerhin zu schaden. In Belida, dem Abgangspunkt der Expedition, werden ungeheuere Vorräthe aufgehäuft. Der Herzog von Orleans, welcher die erste Division der Expeditionsarmee commandiren soll, wird Mitte März in Algier erwartet. - Ueber den Angriff der Araber gegen Masagran geben die Briefe aus Oran vom 18 Febr. ausführliche Details. Die Feinde schossen mit zwei Kanonen Bresche und liefen viermal Sturm, wurden aber jedesmal mit Verlust zurückgeworfen. Die dreifarbige Fahne, die auf den Mauern flatterte, wurde von Kugeln ganz durchlöchert. Vier Tage lang war Masagran von Feinden umringt. Am 6 Febr. zog sich der Feind zurück, und die Cavallerie von Mostaganem konnte nach Masagran gehen, wo zwischen ihr und der kleinen tapfern Garnison die herzlichste Begrüßung gewechselt wurde. Abd-El-Kader hat seinem Khalifa Buchamedi über die Saumseligkeit seiner Angriffe gegen Oran Vorwürfe gemacht und verkündet, er werde an der Spitze von 20,000 Mann künftigen Freitag alle französischen Linien angreifen. - Auf unsrer Rhede werden zwei Dampfboote zur Aufnahme des Herzogs von Orleans und seines Generalstabs für den 15 März bereit gehalten. - Man sagt, der Prinz Joinville werde, ehe er das Commando des Linienschiffs Scipio übernimmt, mit der Fregatte Belle Poule an dem Angriff gegen Scherschell Theil nehmen.

Ueber den letzten Angriff der Araber gegen das Städtchen Masagran bei Mostaganem sind nun officielle Berichte eingelaufen. Der Kampf war sehr mörderisch für den Feind, welcher 500 Mann verlor. Hundert und zwanzig Tapfere vom 2ten Bataillon von Afrika, welche hinter einer Batterie verschanzt waren, haben den Angriff einiger tausend Stürmenden zurückgewiesen. Um den Feinden, welche bereits viele Todte zählten, den Angriff vollends zu verleiden, stellten unsere Soldaten ihr Feuer ein und entfernten sich von den Schießscharten. Die Araber wurden durch diese List getäuscht und in der Meinung, den Belagerern sey die Munition ausgegangen, versuchten sie die Schanzen zu erklimmen. Aber die Garnison erschien plötzlich wieder vor den Schießscharten und empfing die Stürmenden mit einer Salve, welche, in solcher Nähe abgefeuert, eine große Zahl Feinde niederwarf. Die Versuche Anderer, die Leichen ihrer Gefährten in Sicherheit zu bringen - was bei den Muselmännern bekanntlich für eine heilige Pflicht gehalten wird - machten den Verlust noch bedeutender. Während dieser Kämpfe, welchen nur die Nacht ein Ziel steckte, versuchte der Obrist Dubarrail, Commandant von Mostaganem, zwei Ausfälle, die aber wegen der Ungleichheit der Streitkräfte zurückgeworfen wurden; denn der Obrist hatte nur 130 Mann zu seiner Verfügung. - Neben diesen ernsten Ereignissen fiel auch ein wahnsinniger Empörungsversuch unter einer französischen Garnison vor. Der Commandant der Insel Raschgun, eines kleinen Eilandes der Mündung der Tafna gegenüber gelegen, hat, nachdem er die Officiere unter seinem Commando eingesperrt, die Republik proclamirt. Die Besatzung dieser Insel besteht aus Soldaten, welche wegen Disciplinarstrafen dorthin geschickt worden und die natürlich zur Insubordination geneigt sind. Ohne sich um die politische Farbe dieser Demonstration zu kümmern, gab sie doch eine willkommene Gelegenheit, Unordnungen zu begehen. Es war dieß die einzige traurige Folge jenes lächerlichen Unternehmens. Der Schuldige oder eigentlich der Verrückte wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Belgien.

Eine Subsidie, welche der Bischof von Lüttich für seine Diöcese zur Errichtung eines sogenannten kleinen Seminars, als Vorschule für die höhern theologischen Studien, die im großen Seminar absolvirt werden, begehrt hat, ist in der Repräsentantenkammer die Veranlassung zu heftigen Debatten geworden. Ein solches kleines Seminar besaß die Diöcese in der ehemaligen Abtei zu Herzogenrath bei Aachen, die ihr der letzte in Belgien verstorbene Benedictiner, der gelehrte Pfarrer Ernst zu Afden, zu diesem Zweck vermacht hatte; sie verlor es aber in Folge des Tractats der 24 Artikel, und zur Errichtung eines neuen fehlten ihr die Mittel. Das Ministerium trug daher auf einen Credit von 100,000 Fr. an, womit indessen nicht ein Drittheil der erforderlichen Summe gedeckt seyn wird. Es handelte sich hier offenbar nicht von einer persönlichen Angelegenheit des Bischofs von Lüttich, sondern von den Bedürfnissen des katholischen Cultus, der, nachdem er seiner Güter verlustig worden, für seine Subsistenz, so wie alle

Sr. Maj. erhalten hat und kein weiteres Hinderniß sich entgegen stellen sollte. Aber auch dann könnte sie erst im Moniteur vom nächsten Sonntag erscheinen. – Graf Anatole Demidoff hat dem Maire des zehnten Bezirks 1000 Fr. geschickt, um davon den Bedürftigsten des Bezirks Holz zu kaufen. – Die Königin ist mit den übrigen Personen ihrer Familie am 26 um 11 Uhr in Brüssel angekommen. Die Königin der Belgier befindet sich gegenwärtig, den belgischen Journalen zufolge, im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft.

Die in meinem letzten Briefe angedeutete Ansicht, daß das jetzige Cabinet beibehalten werden soll, ist heute so ziemlich die allgemeine geworden. Man unterstellt dem Hofe diese Absicht, erstens weil unbestrittenermaaßen der Graf v. Molé sich außer Stande befindet, ein Ministerium zu bilden, welches die Mehrheit in der Kammer für sich hätte; zweitens weil Hr. Thiers sich in demselben Falle befindet: einerseits ist nämlich die Versammlung der ehemaligen 221 gegen ihn, die jetzt noch immer 185 Mitglieder zählt, und an deren Spitze die Freunde des Hofes stehen, z. B. der General Jacqueminot; andrerseits ist auch die Opposition keineswegs entschieden auf der Seite des Hrn. Thiers. Derselbe hat zwar Sr. Maj. von der Nothwendigkeit gesprochen, den Hrn. Barrot ins Ministerium zu ziehen; gegen diesen selbst hat aber Hr. Thiers nie etwas hievon erwähnt, eben so wenig als Hr. Barrot gegen ihn. Der dritte Grund, welcher jene Ansicht unterstützt, ist die Sprache des als Hofjournal bekannten Journal des Débats. Die Opposition wäre mit der Beibehaltung des Ministeriums Soult ganz zufrieden. Man fügt allgemein dem Gerüchte dieser Beibehaltung bei, daß unmittelbar nachher der König das Cabinet veranlassen würde, das jährliche Gesetz über die geheimen Fonds vorzulegen, als Versuch über den parlamentarischen Einfluß des Cabinets. Ferner beabsichtige derselbe, im nächsten Jahre das Dotationsproject der Kammer abermals vorzulegen, in der Hoffnung, dieselbe werde dem Beispiel ihrer Vorgängerin hinsichtlich der nordamerikanischen Forderung folgen. Hierin dürfte man sich doch irren. Die amerikanische Forderung hatte keineswegs ein solch allgemeines Widerstreben erregt, als die Dotation des Herzogs von Nemours.

Das Dampfboot Ramier, welches Algier am 22 Febr. verlassen, hat gestern Abend auf unserer Rhede Anker geworfen. Es herrschte bei Abgang dieses Schiffes große Bewegung in Algier wegen des bevorstehenden Feldzugs, dessen Plan, wie man von Personen, die in die Geheimnisse des Marschalls Valée eingeweiht sind, hört, trefflich seyn soll. Der Marschall sagte zu Officieren seiner Umgebung, daß er die Armee in den Stand setzen werde, nöthigenfalls sechs bis sieben Monate im Feld zu bleiben, um die Araber in die Unmöglichkeit zu versetzen, uns fernerhin zu schaden. In Belida, dem Abgangspunkt der Expedition, werden ungeheuere Vorräthe aufgehäuft. Der Herzog von Orleans, welcher die erste Division der Expeditionsarmee commandiren soll, wird Mitte März in Algier erwartet. – Ueber den Angriff der Araber gegen Masagran geben die Briefe aus Oran vom 18 Febr. ausführliche Details. Die Feinde schossen mit zwei Kanonen Bresche und liefen viermal Sturm, wurden aber jedesmal mit Verlust zurückgeworfen. Die dreifarbige Fahne, die auf den Mauern flatterte, wurde von Kugeln ganz durchlöchert. Vier Tage lang war Masagran von Feinden umringt. Am 6 Febr. zog sich der Feind zurück, und die Cavallerie von Mostaganem konnte nach Masagran gehen, wo zwischen ihr und der kleinen tapfern Garnison die herzlichste Begrüßung gewechselt wurde. Abd-El-Kader hat seinem Khalifa Buchamedi über die Saumseligkeit seiner Angriffe gegen Oran Vorwürfe gemacht und verkündet, er werde an der Spitze von 20,000 Mann künftigen Freitag alle französischen Linien angreifen. – Auf unsrer Rhede werden zwei Dampfboote zur Aufnahme des Herzogs von Orleans und seines Generalstabs für den 15 März bereit gehalten. – Man sagt, der Prinz Joinville werde, ehe er das Commando des Linienschiffs Scipio übernimmt, mit der Fregatte Belle Poule an dem Angriff gegen Scherschell Theil nehmen.

Ueber den letzten Angriff der Araber gegen das Städtchen Masagran bei Mostaganem sind nun officielle Berichte eingelaufen. Der Kampf war sehr mörderisch für den Feind, welcher 500 Mann verlor. Hundert und zwanzig Tapfere vom 2ten Bataillon von Afrika, welche hinter einer Batterie verschanzt waren, haben den Angriff einiger tausend Stürmenden zurückgewiesen. Um den Feinden, welche bereits viele Todte zählten, den Angriff vollends zu verleiden, stellten unsere Soldaten ihr Feuer ein und entfernten sich von den Schießscharten. Die Araber wurden durch diese List getäuscht und in der Meinung, den Belagerern sey die Munition ausgegangen, versuchten sie die Schanzen zu erklimmen. Aber die Garnison erschien plötzlich wieder vor den Schießscharten und empfing die Stürmenden mit einer Salve, welche, in solcher Nähe abgefeuert, eine große Zahl Feinde niederwarf. Die Versuche Anderer, die Leichen ihrer Gefährten in Sicherheit zu bringen – was bei den Muselmännern bekanntlich für eine heilige Pflicht gehalten wird – machten den Verlust noch bedeutender. Während dieser Kämpfe, welchen nur die Nacht ein Ziel steckte, versuchte der Obrist Dubarrail, Commandant von Mostaganem, zwei Ausfälle, die aber wegen der Ungleichheit der Streitkräfte zurückgeworfen wurden; denn der Obrist hatte nur 130 Mann zu seiner Verfügung. – Neben diesen ernsten Ereignissen fiel auch ein wahnsinniger Empörungsversuch unter einer französischen Garnison vor. Der Commandant der Insel Raschgun, eines kleinen Eilandes der Mündung der Tafna gegenüber gelegen, hat, nachdem er die Officiere unter seinem Commando eingesperrt, die Republik proclamirt. Die Besatzung dieser Insel besteht aus Soldaten, welche wegen Disciplinarstrafen dorthin geschickt worden und die natürlich zur Insubordination geneigt sind. Ohne sich um die politische Farbe dieser Demonstration zu kümmern, gab sie doch eine willkommene Gelegenheit, Unordnungen zu begehen. Es war dieß die einzige traurige Folge jenes lächerlichen Unternehmens. Der Schuldige oder eigentlich der Verrückte wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Belgien.

Eine Subsidie, welche der Bischof von Lüttich für seine Diöcese zur Errichtung eines sogenannten kleinen Seminars, als Vorschule für die höhern theologischen Studien, die im großen Seminar absolvirt werden, begehrt hat, ist in der Repräsentantenkammer die Veranlassung zu heftigen Debatten geworden. Ein solches kleines Seminar besaß die Diöcese in der ehemaligen Abtei zu Herzogenrath bei Aachen, die ihr der letzte in Belgien verstorbene Benedictiner, der gelehrte Pfarrer Ernst zu Afden, zu diesem Zweck vermacht hatte; sie verlor es aber in Folge des Tractats der 24 Artikel, und zur Errichtung eines neuen fehlten ihr die Mittel. Das Ministerium trug daher auf einen Credit von 100,000 Fr. an, womit indessen nicht ein Drittheil der erforderlichen Summe gedeckt seyn wird. Es handelte sich hier offenbar nicht von einer persönlichen Angelegenheit des Bischofs von Lüttich, sondern von den Bedürfnissen des katholischen Cultus, der, nachdem er seiner Güter verlustig worden, für seine Subsistenz, so wie alle

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[0509/0005] Sr. Maj. erhalten hat und kein weiteres Hinderniß sich entgegen stellen sollte. Aber auch dann könnte sie erst im Moniteur vom nächsten Sonntag erscheinen. – Graf Anatole Demidoff hat dem Maire des zehnten Bezirks 1000 Fr. geschickt, um davon den Bedürftigsten des Bezirks Holz zu kaufen. – Die Königin ist mit den übrigen Personen ihrer Familie am 26 um 11 Uhr in Brüssel angekommen. Die Königin der Belgier befindet sich gegenwärtig, den belgischen Journalen zufolge, im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft. _ Paris, 28 Febr. Die in meinem letzten Briefe angedeutete Ansicht, daß das jetzige Cabinet beibehalten werden soll, ist heute so ziemlich die allgemeine geworden. Man unterstellt dem Hofe diese Absicht, erstens weil unbestrittenermaaßen der Graf v. Molé sich außer Stande befindet, ein Ministerium zu bilden, welches die Mehrheit in der Kammer für sich hätte; zweitens weil Hr. Thiers sich in demselben Falle befindet: einerseits ist nämlich die Versammlung der ehemaligen 221 gegen ihn, die jetzt noch immer 185 Mitglieder zählt, und an deren Spitze die Freunde des Hofes stehen, z. B. der General Jacqueminot; andrerseits ist auch die Opposition keineswegs entschieden auf der Seite des Hrn. Thiers. Derselbe hat zwar Sr. Maj. von der Nothwendigkeit gesprochen, den Hrn. Barrot ins Ministerium zu ziehen; gegen diesen selbst hat aber Hr. Thiers nie etwas hievon erwähnt, eben so wenig als Hr. Barrot gegen ihn. Der dritte Grund, welcher jene Ansicht unterstützt, ist die Sprache des als Hofjournal bekannten Journal des Débats. Die Opposition wäre mit der Beibehaltung des Ministeriums Soult ganz zufrieden. Man fügt allgemein dem Gerüchte dieser Beibehaltung bei, daß unmittelbar nachher der König das Cabinet veranlassen würde, das jährliche Gesetz über die geheimen Fonds vorzulegen, als Versuch über den parlamentarischen Einfluß des Cabinets. Ferner beabsichtige derselbe, im nächsten Jahre das Dotationsproject der Kammer abermals vorzulegen, in der Hoffnung, dieselbe werde dem Beispiel ihrer Vorgängerin hinsichtlich der nordamerikanischen Forderung folgen. Hierin dürfte man sich doch irren. Die amerikanische Forderung hatte keineswegs ein solch allgemeines Widerstreben erregt, als die Dotation des Herzogs von Nemours. _ Toulon, 26 Febr. Das Dampfboot Ramier, welches Algier am 22 Febr. verlassen, hat gestern Abend auf unserer Rhede Anker geworfen. Es herrschte bei Abgang dieses Schiffes große Bewegung in Algier wegen des bevorstehenden Feldzugs, dessen Plan, wie man von Personen, die in die Geheimnisse des Marschalls Valée eingeweiht sind, hört, trefflich seyn soll. Der Marschall sagte zu Officieren seiner Umgebung, daß er die Armee in den Stand setzen werde, nöthigenfalls sechs bis sieben Monate im Feld zu bleiben, um die Araber in die Unmöglichkeit zu versetzen, uns fernerhin zu schaden. In Belida, dem Abgangspunkt der Expedition, werden ungeheuere Vorräthe aufgehäuft. Der Herzog von Orleans, welcher die erste Division der Expeditionsarmee commandiren soll, wird Mitte März in Algier erwartet. – Ueber den Angriff der Araber gegen Masagran geben die Briefe aus Oran vom 18 Febr. ausführliche Details. Die Feinde schossen mit zwei Kanonen Bresche und liefen viermal Sturm, wurden aber jedesmal mit Verlust zurückgeworfen. Die dreifarbige Fahne, die auf den Mauern flatterte, wurde von Kugeln ganz durchlöchert. Vier Tage lang war Masagran von Feinden umringt. Am 6 Febr. zog sich der Feind zurück, und die Cavallerie von Mostaganem konnte nach Masagran gehen, wo zwischen ihr und der kleinen tapfern Garnison die herzlichste Begrüßung gewechselt wurde. Abd-El-Kader hat seinem Khalifa Buchamedi über die Saumseligkeit seiner Angriffe gegen Oran Vorwürfe gemacht und verkündet, er werde an der Spitze von 20,000 Mann künftigen Freitag alle französischen Linien angreifen. – Auf unsrer Rhede werden zwei Dampfboote zur Aufnahme des Herzogs von Orleans und seines Generalstabs für den 15 März bereit gehalten. – Man sagt, der Prinz Joinville werde, ehe er das Commando des Linienschiffs Scipio übernimmt, mit der Fregatte Belle Poule an dem Angriff gegen Scherschell Theil nehmen. _ Algier, 22 Febr. Ueber den letzten Angriff der Araber gegen das Städtchen Masagran bei Mostaganem sind nun officielle Berichte eingelaufen. Der Kampf war sehr mörderisch für den Feind, welcher 500 Mann verlor. Hundert und zwanzig Tapfere vom 2ten Bataillon von Afrika, welche hinter einer Batterie verschanzt waren, haben den Angriff einiger tausend Stürmenden zurückgewiesen. Um den Feinden, welche bereits viele Todte zählten, den Angriff vollends zu verleiden, stellten unsere Soldaten ihr Feuer ein und entfernten sich von den Schießscharten. Die Araber wurden durch diese List getäuscht und in der Meinung, den Belagerern sey die Munition ausgegangen, versuchten sie die Schanzen zu erklimmen. Aber die Garnison erschien plötzlich wieder vor den Schießscharten und empfing die Stürmenden mit einer Salve, welche, in solcher Nähe abgefeuert, eine große Zahl Feinde niederwarf. Die Versuche Anderer, die Leichen ihrer Gefährten in Sicherheit zu bringen – was bei den Muselmännern bekanntlich für eine heilige Pflicht gehalten wird – machten den Verlust noch bedeutender. Während dieser Kämpfe, welchen nur die Nacht ein Ziel steckte, versuchte der Obrist Dubarrail, Commandant von Mostaganem, zwei Ausfälle, die aber wegen der Ungleichheit der Streitkräfte zurückgeworfen wurden; denn der Obrist hatte nur 130 Mann zu seiner Verfügung. – Neben diesen ernsten Ereignissen fiel auch ein wahnsinniger Empörungsversuch unter einer französischen Garnison vor. Der Commandant der Insel Raschgun, eines kleinen Eilandes der Mündung der Tafna gegenüber gelegen, hat, nachdem er die Officiere unter seinem Commando eingesperrt, die Republik proclamirt. Die Besatzung dieser Insel besteht aus Soldaten, welche wegen Disciplinarstrafen dorthin geschickt worden und die natürlich zur Insubordination geneigt sind. Ohne sich um die politische Farbe dieser Demonstration zu kümmern, gab sie doch eine willkommene Gelegenheit, Unordnungen zu begehen. Es war dieß die einzige traurige Folge jenes lächerlichen Unternehmens. Der Schuldige oder eigentlich der Verrückte wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Belgien. _ Brüssel, 25 Febr. Eine Subsidie, welche der Bischof von Lüttich für seine Diöcese zur Errichtung eines sogenannten kleinen Seminars, als Vorschule für die höhern theologischen Studien, die im großen Seminar absolvirt werden, begehrt hat, ist in der Repräsentantenkammer die Veranlassung zu heftigen Debatten geworden. Ein solches kleines Seminar besaß die Diöcese in der ehemaligen Abtei zu Herzogenrath bei Aachen, die ihr der letzte in Belgien verstorbene Benedictiner, der gelehrte Pfarrer Ernst zu Afden, zu diesem Zweck vermacht hatte; sie verlor es aber in Folge des Tractats der 24 Artikel, und zur Errichtung eines neuen fehlten ihr die Mittel. Das Ministerium trug daher auf einen Credit von 100,000 Fr. an, womit indessen nicht ein Drittheil der erforderlichen Summe gedeckt seyn wird. Es handelte sich hier offenbar nicht von einer persönlichen Angelegenheit des Bischofs von Lüttich, sondern von den Bedürfnissen des katholischen Cultus, der, nachdem er seiner Güter verlustig worden, für seine Subsistenz, so wie alle

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 64. Augsburg, 4. März 1840, S. 0509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_064_18400304/5>, abgerufen am 21.11.2024.