Allgemeine Zeitung. Nr. 66. Augsburg, 6. März 1840.Stern des Hosenbandordens in Diamanten und eine Trauerschleife um den Arm, Ihrer Maj. zur Linken saß. Allgemeines Wohlgefallen erregte die schöne, hohe, männliche Gestalt des Prinzen, der sich im Original noch viel vortheilhafter präsentirte, als auf allen seinen Porträts." Die Aufmerksamkeit der Zuschauer war weit mehr auf die königliche Loge, als auf die Bühne gerichtet. Am Schlusse derselben verlangte das Publicum das Nationallied "Rule Britannia"; während des Gesangs standen die Königin und der Prinz. Nun folgte als Nachspiel Kenny's lustige Posse: "Raising the Wind (die Windmacherei)", welche sehr gut gespielt wurde. Die Königin lachte herzlich mit; auch der Prinz unterhielt sich gut, "obgleich, sagt der Standard, wohl zu bemerken war, daß er den englischen Humor nicht so vollkommen auffaßte, wie seine hohe Gemahlin." Einen drolligen Gegensatz zu der Buffonnerie des Stücks und der Lustigkeit des Publicums bildeten die Hartschiere, die, ohne eine Miene zu verziehen, mit ihren Hellebarden unter der königlichen Loge ernst gravitätisch dastanden "wie Senfbüchsen." Am Schlusse der Vorstellung, ein Viertel nach 11 Uhr, wurde noch einmal das "National anthem" gesungen, und unter einem enthusiastischen Lebehochruf der ganzen Versammlung verließ das königliche Paar die Loge. Der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg hatten der Vorstellung ebenfalls beigewohnt. Auch die kleine Universität Durham hat, nach dem Vorgang der alma mater Cambridge, eine Glückwunschadresse an die Königin wegen ihrer Vermählung votirt, und zwar ohne daß Dr. Gilly, Präbendar von Durham, mit seinem Amendement auf Einrückung der Worte: "ein protestantischer Prinz aus dem protestantischen Hause Sachsen-Coburg" durchdrang. Dafür wurde die Majorität der Universitätsbehörden von den hochkirchlichen Studenten, die sich auch hierin die Autonomie ihrer Commilitonen an den älteren Musensitzen Oxford und Cambridge zum Muster nehmen, weidlich ausgezischt. Doch liegt einige Linderung für die Tories in den Worten, welche Ihre Maj. zu der Deputation von Cambridge sprach, nämlich: "Ich fühle den Werth der historischen Erinnerungen, welche das erlauchte sächsische Fürstenhaus mit der großen Sache der Reformation verknüpfen." - Das Hochzeitgeschenk der (noch fortwährend unpäßlichen) Herzogin von Kent an ihre königliche Tochter war ein prachtvolles Armband in Gestalt einer Schlange, die ganz aus Türkisen besteht, mit Ausnahme eines Diamantenrings um den Hals und des Kopfs, der ebenfalls mit Brillanten und Rubinen geschmückt ist. Ein ähnliches Geschenk erhielt die Königin von ihren Tanten. Folgendes ist ein größerer Auszug aus den in Nr. 63 kurz erwähnten Oberhausdebatten vom 25 Febr. über Spanien. Marquis v. Londonderry: "Obschon die parlamentarischen Discussionen seit einiger Zeit eine Wendung genommen haben, welche eine besondere Tendenz anzudeuten scheint, sich mit innern Fragen, sey's der Parlamentsgerechtsame, sey's des Socialismus, zu beschäftigen, so halte ich doch diese Tendenz nicht für eine ganz ausschließliche. Nicht ohne Interesse wird das Parlament in seiner Mitte eine Frage anregen sehen, die mehr als Einmal seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen - die Frage der Angelegenheiten Spaniens. Zuvörderst bedaure ich die Abwesenheit des edlen Herzogs (Wellington), der mit Englands auswärtiger Politik und der Lage Europa's besser bekannt ist, als selbst der edle Viscount (Melbourne) und der edle Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, und ich glaube, Ew. Lordschaften insgesammt werden, wie ich, diese Zierde des Hauses wieder unter uns mitgemacht zu sehen wünschen. Wenn ich ein ganz besonderes Interesse an der spanischen Frage an Tag lege, so geschieht es, weil ich den ganzen Feldzug unter den Befehlen des Herzogs von Wellington in jenem Lande, und kurzlich wiederum, bei einem Besuche dieses Landes, überall sowohl von Seite der Carlisten als der Christinos Zeichen der Achtung und Aufmerksamkeit erhalten habe, die meine Liebe zu diesem interessanten Land und diesem herrlichen (most magnificent) Volke noch erhöhten. Unglücklicherweise hat die Politik unserer Regierung seit sechs Jahren viel zum Unglück des spanischen Volkes beigetragen. Dem Bürgerkrieg ist endlich Einhalt gethan, aber wie? Das Heer, das sechs ganze Jahre hindurch den Angriffen der Hülfslegion des edlen Viscount und der die Küsten blokirenden englischen Escadre Widerstand geleistet hat, während auf einer andern Seite die Pyrenäen blokirt waren - dieses Heer besteht nicht mehr. Hat der Herzog "de la Victoria" es vernichtet? Hat er auf den eroberten Linien der Carlisten seine siegreiche Fahne aufgepflanzt? Der Herzog de la Victoria mag ein großer Mann seyn ... vielleicht, aber sicherlich nicht auf dem Schlachtfelde. Ihm ist Ruhe lieber als Thätigkeit. Welches Erfolges kann er sich rühmen? Alles ist durch eine abscheuliche und verrätherische Transaction beendigt worden. Wenn ich heute die Regierung um Mittheilung der auf die Uebereinkunft von Bergara bezüglichen Papiere ersuche, so geschieht es, um darthun zu können, daß weder die englischen Officiere noch die englische Regierung Theil an einem Handel genommen haben, der von ganz Europa gebrandmarkt ist. Möchte dieß das Ergebniß den auf dem Tische des Hauses niederzulegenden Papiere seyn! Als ich neulich von Maroto sprach und sein Benehmen als Verrath bezeichnete, haben ministerielle Redner ihm eine Lobrede gehalten und geäußert, Maroto sey nur zu seiner Pflicht zurückgekehrt. Hätte der edle Viscount (Melbourne) wirklich diese Ueberzeugung, so wäre in meinen Augen seine Politik, die mir schon so schlecht erscheint, noch verdammenswerther." Der edle Lord führt hierauf zum Beleg seiner Behauptungen und seines Systems mehrere Bruchstücke aus einem von G. Mitchell herausgegebenen Werke und verschiedene Proclamationen Maroto's an; er liest mehrere in französischer Sprache geschriebene, auf die Uebereinkunft von Bergara bezügliche Briefe, und zieht dann hieraus den Schluß, die englische Regierung sey diesen Combinationen fremd geblieben. "Wenn ein Mann einmal Verrath geübt, kann man dann auf seine Redlichkeit zählen? Wird Maroto, der die Sache des Don Carlos verrathen hat, nicht ebenfalls die Königin verrathen können? Und dennoch glänzen auf des Verräthers Brust zahlreiche Decorationen! (Hört!) Wenn es Maroto eingefallen wäre nach England zu kommen, so würde ihn der edle Viscount zweifelsohne an seine Tafel gezogen oder mit dem Patriarchen des Socialismus, Hrn. Owen, bei Hofe eingeführt haben. (Heiterkeit.) Ich gestehe, daß ich nicht begreife, wie man in der Thronrede das Uebereinkommen, das dem Bürgerkrieg in den Nordprovinzen ein Ende machte, als ein befriedigendes bezeichnen konnte. (Hört!) Die Pacification der baskischen Provinzen betreffend, so wird sie erst nach Zugestehung ihrer Privilegien vollständig seyn. Espartero hatte ihnen hierüber keine Bürgschaft gegeben." Nachdem der Marquis die spanische Frage aufs umständliche erörtert hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Einführung französischer Waaren nach Catalonien. Diese Provinz sey buchstäblich damit überschwemmt. Hoffnungen zu Abschließung eines Handelsvertrags dürfe man sich nicht hingeben, wenn man erwäge, daß trotz der Anstrengungen der Regierung Ihrer brittischen Maj. der Negerhandel noch nicht habe unterdrückt werden Stern des Hosenbandordens in Diamanten und eine Trauerschleife um den Arm, Ihrer Maj. zur Linken saß. Allgemeines Wohlgefallen erregte die schöne, hohe, männliche Gestalt des Prinzen, der sich im Original noch viel vortheilhafter präsentirte, als auf allen seinen Porträts.“ Die Aufmerksamkeit der Zuschauer war weit mehr auf die königliche Loge, als auf die Bühne gerichtet. Am Schlusse derselben verlangte das Publicum das Nationallied „Rule Britannia“; während des Gesangs standen die Königin und der Prinz. Nun folgte als Nachspiel Kenny's lustige Posse: „Raising the Wind (die Windmacherei)“, welche sehr gut gespielt wurde. Die Königin lachte herzlich mit; auch der Prinz unterhielt sich gut, „obgleich, sagt der Standard, wohl zu bemerken war, daß er den englischen Humor nicht so vollkommen auffaßte, wie seine hohe Gemahlin.“ Einen drolligen Gegensatz zu der Buffonnerie des Stücks und der Lustigkeit des Publicums bildeten die Hartschiere, die, ohne eine Miene zu verziehen, mit ihren Hellebarden unter der königlichen Loge ernst gravitätisch dastanden „wie Senfbüchsen.“ Am Schlusse der Vorstellung, ein Viertel nach 11 Uhr, wurde noch einmal das „National anthem“ gesungen, und unter einem enthusiastischen Lebehochruf der ganzen Versammlung verließ das königliche Paar die Loge. Der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg hatten der Vorstellung ebenfalls beigewohnt. Auch die kleine Universität Durham hat, nach dem Vorgang der alma mater Cambridge, eine Glückwunschadresse an die Königin wegen ihrer Vermählung votirt, und zwar ohne daß Dr. Gilly, Präbendar von Durham, mit seinem Amendement auf Einrückung der Worte: „ein protestantischer Prinz aus dem protestantischen Hause Sachsen-Coburg“ durchdrang. Dafür wurde die Majorität der Universitätsbehörden von den hochkirchlichen Studenten, die sich auch hierin die Autonomie ihrer Commilitonen an den älteren Musensitzen Oxford und Cambridge zum Muster nehmen, weidlich ausgezischt. Doch liegt einige Linderung für die Tories in den Worten, welche Ihre Maj. zu der Deputation von Cambridge sprach, nämlich: „Ich fühle den Werth der historischen Erinnerungen, welche das erlauchte sächsische Fürstenhaus mit der großen Sache der Reformation verknüpfen.“ – Das Hochzeitgeschenk der (noch fortwährend unpäßlichen) Herzogin von Kent an ihre königliche Tochter war ein prachtvolles Armband in Gestalt einer Schlange, die ganz aus Türkisen besteht, mit Ausnahme eines Diamantenrings um den Hals und des Kopfs, der ebenfalls mit Brillanten und Rubinen geschmückt ist. Ein ähnliches Geschenk erhielt die Königin von ihren Tanten. Folgendes ist ein größerer Auszug aus den in Nr. 63 kurz erwähnten Oberhausdebatten vom 25 Febr. über Spanien. Marquis v. Londonderry: „Obschon die parlamentarischen Discussionen seit einiger Zeit eine Wendung genommen haben, welche eine besondere Tendenz anzudeuten scheint, sich mit innern Fragen, sey's der Parlamentsgerechtsame, sey's des Socialismus, zu beschäftigen, so halte ich doch diese Tendenz nicht für eine ganz ausschließliche. Nicht ohne Interesse wird das Parlament in seiner Mitte eine Frage anregen sehen, die mehr als Einmal seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen – die Frage der Angelegenheiten Spaniens. Zuvörderst bedaure ich die Abwesenheit des edlen Herzogs (Wellington), der mit Englands auswärtiger Politik und der Lage Europa's besser bekannt ist, als selbst der edle Viscount (Melbourne) und der edle Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, und ich glaube, Ew. Lordschaften insgesammt werden, wie ich, diese Zierde des Hauses wieder unter uns mitgemacht zu sehen wünschen. Wenn ich ein ganz besonderes Interesse an der spanischen Frage an Tag lege, so geschieht es, weil ich den ganzen Feldzug unter den Befehlen des Herzogs von Wellington in jenem Lande, und kurzlich wiederum, bei einem Besuche dieses Landes, überall sowohl von Seite der Carlisten als der Christinos Zeichen der Achtung und Aufmerksamkeit erhalten habe, die meine Liebe zu diesem interessanten Land und diesem herrlichen (most magnificent) Volke noch erhöhten. Unglücklicherweise hat die Politik unserer Regierung seit sechs Jahren viel zum Unglück des spanischen Volkes beigetragen. Dem Bürgerkrieg ist endlich Einhalt gethan, aber wie? Das Heer, das sechs ganze Jahre hindurch den Angriffen der Hülfslegion des edlen Viscount und der die Küsten blokirenden englischen Escadre Widerstand geleistet hat, während auf einer andern Seite die Pyrenäen blokirt waren – dieses Heer besteht nicht mehr. Hat der Herzog „de la Victoria“ es vernichtet? Hat er auf den eroberten Linien der Carlisten seine siegreiche Fahne aufgepflanzt? Der Herzog de la Victoria mag ein großer Mann seyn ... vielleicht, aber sicherlich nicht auf dem Schlachtfelde. Ihm ist Ruhe lieber als Thätigkeit. Welches Erfolges kann er sich rühmen? Alles ist durch eine abscheuliche und verrätherische Transaction beendigt worden. Wenn ich heute die Regierung um Mittheilung der auf die Uebereinkunft von Bergara bezüglichen Papiere ersuche, so geschieht es, um darthun zu können, daß weder die englischen Officiere noch die englische Regierung Theil an einem Handel genommen haben, der von ganz Europa gebrandmarkt ist. Möchte dieß das Ergebniß den auf dem Tische des Hauses niederzulegenden Papiere seyn! Als ich neulich von Maroto sprach und sein Benehmen als Verrath bezeichnete, haben ministerielle Redner ihm eine Lobrede gehalten und geäußert, Maroto sey nur zu seiner Pflicht zurückgekehrt. Hätte der edle Viscount (Melbourne) wirklich diese Ueberzeugung, so wäre in meinen Augen seine Politik, die mir schon so schlecht erscheint, noch verdammenswerther.“ Der edle Lord führt hierauf zum Beleg seiner Behauptungen und seines Systems mehrere Bruchstücke aus einem von G. Mitchell herausgegebenen Werke und verschiedene Proclamationen Maroto's an; er liest mehrere in französischer Sprache geschriebene, auf die Uebereinkunft von Bergara bezügliche Briefe, und zieht dann hieraus den Schluß, die englische Regierung sey diesen Combinationen fremd geblieben. „Wenn ein Mann einmal Verrath geübt, kann man dann auf seine Redlichkeit zählen? Wird Maroto, der die Sache des Don Carlos verrathen hat, nicht ebenfalls die Königin verrathen können? Und dennoch glänzen auf des Verräthers Brust zahlreiche Decorationen! (Hört!) Wenn es Maroto eingefallen wäre nach England zu kommen, so würde ihn der edle Viscount zweifelsohne an seine Tafel gezogen oder mit dem Patriarchen des Socialismus, Hrn. Owen, bei Hofe eingeführt haben. (Heiterkeit.) Ich gestehe, daß ich nicht begreife, wie man in der Thronrede das Uebereinkommen, das dem Bürgerkrieg in den Nordprovinzen ein Ende machte, als ein befriedigendes bezeichnen konnte. (Hört!) Die Pacification der baskischen Provinzen betreffend, so wird sie erst nach Zugestehung ihrer Privilegien vollständig seyn. Espartero hatte ihnen hierüber keine Bürgschaft gegeben.“ Nachdem der Marquis die spanische Frage aufs umständliche erörtert hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Einführung französischer Waaren nach Catalonien. Diese Provinz sey buchstäblich damit überschwemmt. Hoffnungen zu Abschließung eines Handelsvertrags dürfe man sich nicht hingeben, wenn man erwäge, daß trotz der Anstrengungen der Regierung Ihrer brittischen Maj. der Negerhandel noch nicht habe unterdrückt werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0011" n="0523"/> Stern des Hosenbandordens in Diamanten und eine Trauerschleife um den Arm, Ihrer Maj. zur Linken saß. Allgemeines Wohlgefallen erregte die schöne, hohe, männliche Gestalt des Prinzen, der sich im Original noch viel vortheilhafter präsentirte, als auf allen seinen Porträts.“ Die Aufmerksamkeit der Zuschauer war weit mehr auf die königliche Loge, als auf die Bühne gerichtet. Am Schlusse derselben verlangte das Publicum das Nationallied „Rule Britannia“; während des Gesangs standen die Königin und der Prinz. Nun folgte als Nachspiel Kenny's lustige Posse: „Raising the Wind (die Windmacherei)“, welche sehr gut gespielt wurde. Die Königin lachte herzlich mit; auch der Prinz unterhielt sich gut, „obgleich, sagt der Standard, wohl zu bemerken war, daß er den englischen Humor nicht so vollkommen auffaßte, wie seine hohe Gemahlin.“ Einen drolligen Gegensatz zu der Buffonnerie des Stücks und der Lustigkeit des Publicums bildeten die Hartschiere, die, ohne eine Miene zu verziehen, mit ihren Hellebarden unter der königlichen Loge ernst gravitätisch dastanden „wie Senfbüchsen.“ Am Schlusse der Vorstellung, ein Viertel nach 11 Uhr, wurde noch einmal das „National anthem“ gesungen, und unter einem enthusiastischen Lebehochruf der ganzen Versammlung verließ das königliche Paar die Loge. Der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg hatten der Vorstellung ebenfalls beigewohnt.</p><lb/> <p>Auch die kleine Universität Durham hat, nach dem Vorgang der alma mater Cambridge, eine Glückwunschadresse an die Königin wegen ihrer Vermählung votirt, und zwar ohne daß Dr. Gilly, Präbendar von Durham, mit seinem Amendement auf Einrückung der Worte: „ein <hi rendition="#g">protestantischer</hi> Prinz aus dem <hi rendition="#g">protestantischen</hi> Hause Sachsen-Coburg“ durchdrang. Dafür wurde die Majorität der Universitätsbehörden von den hochkirchlichen Studenten, die sich auch hierin die Autonomie ihrer Commilitonen an den älteren Musensitzen Oxford und Cambridge zum Muster nehmen, weidlich ausgezischt. Doch liegt einige Linderung für die Tories in den Worten, welche Ihre Maj. zu der Deputation von Cambridge sprach, nämlich: „Ich fühle den Werth der historischen Erinnerungen, welche das erlauchte sächsische Fürstenhaus mit der großen Sache der Reformation verknüpfen.“ – Das Hochzeitgeschenk der (noch fortwährend unpäßlichen) Herzogin von Kent an ihre königliche Tochter war ein prachtvolles Armband in Gestalt einer Schlange, die ganz aus Türkisen besteht, mit Ausnahme eines Diamantenrings um den Hals und des Kopfs, der ebenfalls mit Brillanten und Rubinen geschmückt ist. Ein ähnliches Geschenk erhielt die Königin von ihren Tanten.</p><lb/> <p>Folgendes ist ein größerer Auszug aus den in Nr. 63 kurz erwähnten <hi rendition="#g">Oberhausdebatten</hi> vom 25 Febr. über Spanien. 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Wenn ich ein ganz besonderes Interesse an der spanischen Frage an Tag lege, so geschieht es, weil ich den ganzen Feldzug unter den Befehlen des Herzogs von Wellington in jenem Lande, und kurzlich wiederum, bei einem Besuche dieses Landes, überall sowohl von Seite der Carlisten als der Christinos Zeichen der Achtung und Aufmerksamkeit erhalten habe, die meine Liebe zu diesem interessanten Land und diesem herrlichen (most magnificent) Volke noch erhöhten. Unglücklicherweise hat die Politik unserer Regierung seit sechs Jahren viel zum Unglück des spanischen Volkes beigetragen. Dem Bürgerkrieg ist endlich Einhalt gethan, aber wie? Das Heer, das sechs ganze Jahre hindurch den Angriffen der Hülfslegion des edlen Viscount und der die Küsten blokirenden englischen Escadre Widerstand geleistet hat, während auf einer andern Seite die Pyrenäen blokirt waren – dieses Heer besteht nicht mehr. Hat der Herzog „de la Victoria“ es vernichtet? Hat er auf den eroberten Linien der Carlisten seine siegreiche Fahne aufgepflanzt? Der Herzog de la Victoria mag ein großer Mann seyn ... vielleicht, aber sicherlich nicht auf dem Schlachtfelde. Ihm ist Ruhe lieber als Thätigkeit. Welches Erfolges kann er sich rühmen? Alles ist durch eine abscheuliche und verrätherische Transaction beendigt worden. Wenn ich heute die Regierung um Mittheilung der auf die Uebereinkunft von Bergara bezüglichen Papiere ersuche, so geschieht es, um darthun zu können, daß weder die englischen Officiere noch die englische Regierung Theil an einem Handel genommen haben, der von ganz Europa gebrandmarkt ist. Möchte dieß das Ergebniß den auf dem Tische des Hauses niederzulegenden Papiere seyn! Als ich neulich von Maroto sprach und sein Benehmen als Verrath bezeichnete, haben ministerielle Redner ihm eine Lobrede gehalten und geäußert, Maroto sey nur zu seiner Pflicht zurückgekehrt. Hätte der edle Viscount (Melbourne) wirklich diese Ueberzeugung, so wäre in meinen Augen seine Politik, die mir schon so schlecht erscheint, noch verdammenswerther.“ Der edle Lord führt hierauf zum Beleg seiner Behauptungen und seines Systems mehrere Bruchstücke aus einem von G. Mitchell herausgegebenen Werke und verschiedene Proclamationen Maroto's an; er liest mehrere in französischer Sprache geschriebene, auf die Uebereinkunft von Bergara bezügliche Briefe, und zieht dann hieraus den Schluß, die englische Regierung sey diesen Combinationen fremd geblieben. „Wenn ein Mann einmal Verrath geübt, kann man dann auf seine Redlichkeit zählen? Wird Maroto, der die Sache des Don Carlos verrathen hat, nicht ebenfalls die Königin verrathen können? Und dennoch glänzen auf des Verräthers Brust zahlreiche Decorationen! (Hört!) Wenn es Maroto eingefallen wäre nach England zu kommen, so würde ihn der edle Viscount zweifelsohne an seine Tafel gezogen oder mit dem Patriarchen des Socialismus, Hrn. Owen, bei Hofe eingeführt haben. (Heiterkeit.) Ich gestehe, daß ich nicht begreife, wie man in der Thronrede das Uebereinkommen, das dem Bürgerkrieg in den Nordprovinzen ein Ende machte, als ein befriedigendes bezeichnen konnte. (Hört!) Die Pacification der baskischen Provinzen betreffend, so wird sie erst nach Zugestehung ihrer Privilegien vollständig seyn. Espartero hatte ihnen hierüber keine Bürgschaft gegeben.“ Nachdem der Marquis die spanische Frage aufs umständliche erörtert hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Einführung französischer Waaren nach Catalonien. Diese Provinz sey buchstäblich damit überschwemmt. Hoffnungen zu Abschließung eines Handelsvertrags dürfe man sich nicht hingeben, wenn man erwäge, daß trotz der Anstrengungen der Regierung Ihrer brittischen Maj. der Negerhandel noch nicht habe unterdrückt werden<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0523/0011]
Stern des Hosenbandordens in Diamanten und eine Trauerschleife um den Arm, Ihrer Maj. zur Linken saß. Allgemeines Wohlgefallen erregte die schöne, hohe, männliche Gestalt des Prinzen, der sich im Original noch viel vortheilhafter präsentirte, als auf allen seinen Porträts.“ Die Aufmerksamkeit der Zuschauer war weit mehr auf die königliche Loge, als auf die Bühne gerichtet. Am Schlusse derselben verlangte das Publicum das Nationallied „Rule Britannia“; während des Gesangs standen die Königin und der Prinz. Nun folgte als Nachspiel Kenny's lustige Posse: „Raising the Wind (die Windmacherei)“, welche sehr gut gespielt wurde. Die Königin lachte herzlich mit; auch der Prinz unterhielt sich gut, „obgleich, sagt der Standard, wohl zu bemerken war, daß er den englischen Humor nicht so vollkommen auffaßte, wie seine hohe Gemahlin.“ Einen drolligen Gegensatz zu der Buffonnerie des Stücks und der Lustigkeit des Publicums bildeten die Hartschiere, die, ohne eine Miene zu verziehen, mit ihren Hellebarden unter der königlichen Loge ernst gravitätisch dastanden „wie Senfbüchsen.“ Am Schlusse der Vorstellung, ein Viertel nach 11 Uhr, wurde noch einmal das „National anthem“ gesungen, und unter einem enthusiastischen Lebehochruf der ganzen Versammlung verließ das königliche Paar die Loge. Der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg hatten der Vorstellung ebenfalls beigewohnt.
Auch die kleine Universität Durham hat, nach dem Vorgang der alma mater Cambridge, eine Glückwunschadresse an die Königin wegen ihrer Vermählung votirt, und zwar ohne daß Dr. Gilly, Präbendar von Durham, mit seinem Amendement auf Einrückung der Worte: „ein protestantischer Prinz aus dem protestantischen Hause Sachsen-Coburg“ durchdrang. Dafür wurde die Majorität der Universitätsbehörden von den hochkirchlichen Studenten, die sich auch hierin die Autonomie ihrer Commilitonen an den älteren Musensitzen Oxford und Cambridge zum Muster nehmen, weidlich ausgezischt. Doch liegt einige Linderung für die Tories in den Worten, welche Ihre Maj. zu der Deputation von Cambridge sprach, nämlich: „Ich fühle den Werth der historischen Erinnerungen, welche das erlauchte sächsische Fürstenhaus mit der großen Sache der Reformation verknüpfen.“ – Das Hochzeitgeschenk der (noch fortwährend unpäßlichen) Herzogin von Kent an ihre königliche Tochter war ein prachtvolles Armband in Gestalt einer Schlange, die ganz aus Türkisen besteht, mit Ausnahme eines Diamantenrings um den Hals und des Kopfs, der ebenfalls mit Brillanten und Rubinen geschmückt ist. Ein ähnliches Geschenk erhielt die Königin von ihren Tanten.
Folgendes ist ein größerer Auszug aus den in Nr. 63 kurz erwähnten Oberhausdebatten vom 25 Febr. über Spanien. Marquis v. Londonderry: „Obschon die parlamentarischen Discussionen seit einiger Zeit eine Wendung genommen haben, welche eine besondere Tendenz anzudeuten scheint, sich mit innern Fragen, sey's der Parlamentsgerechtsame, sey's des Socialismus, zu beschäftigen, so halte ich doch diese Tendenz nicht für eine ganz ausschließliche. Nicht ohne Interesse wird das Parlament in seiner Mitte eine Frage anregen sehen, die mehr als Einmal seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen – die Frage der Angelegenheiten Spaniens. Zuvörderst bedaure ich die Abwesenheit des edlen Herzogs (Wellington), der mit Englands auswärtiger Politik und der Lage Europa's besser bekannt ist, als selbst der edle Viscount (Melbourne) und der edle Staatssecretär der auswärtigen Angelegenheiten, und ich glaube, Ew. Lordschaften insgesammt werden, wie ich, diese Zierde des Hauses wieder unter uns mitgemacht zu sehen wünschen. Wenn ich ein ganz besonderes Interesse an der spanischen Frage an Tag lege, so geschieht es, weil ich den ganzen Feldzug unter den Befehlen des Herzogs von Wellington in jenem Lande, und kurzlich wiederum, bei einem Besuche dieses Landes, überall sowohl von Seite der Carlisten als der Christinos Zeichen der Achtung und Aufmerksamkeit erhalten habe, die meine Liebe zu diesem interessanten Land und diesem herrlichen (most magnificent) Volke noch erhöhten. Unglücklicherweise hat die Politik unserer Regierung seit sechs Jahren viel zum Unglück des spanischen Volkes beigetragen. Dem Bürgerkrieg ist endlich Einhalt gethan, aber wie? Das Heer, das sechs ganze Jahre hindurch den Angriffen der Hülfslegion des edlen Viscount und der die Küsten blokirenden englischen Escadre Widerstand geleistet hat, während auf einer andern Seite die Pyrenäen blokirt waren – dieses Heer besteht nicht mehr. Hat der Herzog „de la Victoria“ es vernichtet? Hat er auf den eroberten Linien der Carlisten seine siegreiche Fahne aufgepflanzt? Der Herzog de la Victoria mag ein großer Mann seyn ... vielleicht, aber sicherlich nicht auf dem Schlachtfelde. Ihm ist Ruhe lieber als Thätigkeit. Welches Erfolges kann er sich rühmen? Alles ist durch eine abscheuliche und verrätherische Transaction beendigt worden. Wenn ich heute die Regierung um Mittheilung der auf die Uebereinkunft von Bergara bezüglichen Papiere ersuche, so geschieht es, um darthun zu können, daß weder die englischen Officiere noch die englische Regierung Theil an einem Handel genommen haben, der von ganz Europa gebrandmarkt ist. Möchte dieß das Ergebniß den auf dem Tische des Hauses niederzulegenden Papiere seyn! Als ich neulich von Maroto sprach und sein Benehmen als Verrath bezeichnete, haben ministerielle Redner ihm eine Lobrede gehalten und geäußert, Maroto sey nur zu seiner Pflicht zurückgekehrt. Hätte der edle Viscount (Melbourne) wirklich diese Ueberzeugung, so wäre in meinen Augen seine Politik, die mir schon so schlecht erscheint, noch verdammenswerther.“ Der edle Lord führt hierauf zum Beleg seiner Behauptungen und seines Systems mehrere Bruchstücke aus einem von G. Mitchell herausgegebenen Werke und verschiedene Proclamationen Maroto's an; er liest mehrere in französischer Sprache geschriebene, auf die Uebereinkunft von Bergara bezügliche Briefe, und zieht dann hieraus den Schluß, die englische Regierung sey diesen Combinationen fremd geblieben. „Wenn ein Mann einmal Verrath geübt, kann man dann auf seine Redlichkeit zählen? Wird Maroto, der die Sache des Don Carlos verrathen hat, nicht ebenfalls die Königin verrathen können? Und dennoch glänzen auf des Verräthers Brust zahlreiche Decorationen! (Hört!) Wenn es Maroto eingefallen wäre nach England zu kommen, so würde ihn der edle Viscount zweifelsohne an seine Tafel gezogen oder mit dem Patriarchen des Socialismus, Hrn. Owen, bei Hofe eingeführt haben. (Heiterkeit.) Ich gestehe, daß ich nicht begreife, wie man in der Thronrede das Uebereinkommen, das dem Bürgerkrieg in den Nordprovinzen ein Ende machte, als ein befriedigendes bezeichnen konnte. (Hört!) Die Pacification der baskischen Provinzen betreffend, so wird sie erst nach Zugestehung ihrer Privilegien vollständig seyn. Espartero hatte ihnen hierüber keine Bürgschaft gegeben.“ Nachdem der Marquis die spanische Frage aufs umständliche erörtert hatte, lenkte er die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Einführung französischer Waaren nach Catalonien. Diese Provinz sey buchstäblich damit überschwemmt. Hoffnungen zu Abschließung eines Handelsvertrags dürfe man sich nicht hingeben, wenn man erwäge, daß trotz der Anstrengungen der Regierung Ihrer brittischen Maj. der Negerhandel noch nicht habe unterdrückt werden
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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