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Allgemeine Zeitung. Nr. 67. Augsburg, 7. März 1840.

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und sowohl in geographischer, als naturhistorischer Hinsicht mehr geleistet, als alle seine Vorgänger. In naturhistorischer Hinsicht verweise ich, was Nubien und Aegypten betrifft, auf Forskal, Savigni, Geoffroi de St. Hilaire, Sonnini, Ehrenberg, Rüppell. Doch bleibt noch Vieles zu leisten übrig, und ich selbst habe schon mehrere neue oder zweifelhafte Gegenstände gesammelt.

Am 4 November 1839 früh erreichte ich nach einer sehr glücklichen Fahrt Alexandria. Ueber die Umstände meiner Seereise von Marseille über Livorno, Civita-vecchia, Malta, Syra, behalte ich mir vor, Ihnen später Mittheilungen zu machen. Bei meiner Ankunft wurde ich auf das zuvorkommendste und liebenswürdigste von dem k. russischen Generalconsul, Grafen v. Medem, aufgenommen und bei dem Vicekönig eingeführt. Mehemed Ali hatte die Güte, mir Alles zu Gebot zu stellen, was seine Autorität mir zur Zurücklegung einer so langen Reise gewähren konnte. Es ist unglaublich, wie viel dieser große Mann während der Dauer seiner Herrschaft in Aegypten und Syrien geleistet hat. Wo früher ungezügelte Barbarei, Raub und Mord an der Tagesordnung war, ist Sicherheit des Eigenthums und der Keim zu einer Civilisation gelegt worden, welche für die Folge europäischer Bildung den Weg bahnen muß.

Es ist das neue System nicht bloß Politik des Vicekönigs, es ist seine volle Ueberzeugung, die er mir in mehreren langen Unterredungen, welche ich mit diesem bedeutungsvollen Manne hatte, auseinander setzte. Die Erziehung seiner jüngern Kinder, welche er europäischen Lehrern anvertraute, die nach unserem System von letztern eingeführten Schulen und die große Unterstützung, welche Männern von Kenntniß in Aegypten zu Theil wird, bewährt die Wahrheit dieses Urtheils. Mit dem Aufhören der von Mehemed Ali an sich gebrachten Herrschaft würden alle Garantien verschwinden, welche die Sicherheit der Europäer in Aegypten begründen; die alte Barbarei würde zurückkehren, und mit dem Einzug eines türkischen Gouvernements würde jedenfalls eine Gesetzlosigkeit ausbrechen, die es diejenigen sehr bereuen lassen würde, welche einen Schritt zum Sturz des großen Mannes oder seiner Dynastie unternommen hätten.

Mit meisterlicher Umsicht hat der Vicekönig die Administration seiner Staaten geordnet, und wenn gleich sein Monopolsystem Manches gegen sich hat, so sprechen die vielen ruralen Institutionen, die ich durch ganz Aegypten beobachtete, so wie die vielen Fabriken und Manufacturen für den umsichtsvoll waltenden Geist desselben. In seinem Umgang ist der Vicekönig lebhaft und gesprächig; er unterhält seine Gäste oft und viel von seinen Angelegenheiten und der früheren Geschichte seines Lebens. Er ist ein schöner, freundlicher Greis, der trotz seines hohen Alters eine ungemeine Rüstigkeit verräth. Wenn man in Europa Mehemed Ali nach der Aussage seiner Feinde, namentlich durch deren Organ, das seine Leser mit absurden Lügen unterhaltende Journal de Smyrne, beurtheilen will, so wird das Publicum sich natürlich täuschen; ebenso aber auch, wenn man solche Lobredner des Pascha's anhören will, die durch abgeschmackte Schmeicheleien den Beherrscher Aegyptens zu einer Vollkommenheit erheben wollen, die zu erreichen schon seine Stellung und Lage unmöglich machten.

In Alexandrien fand ich die türkische Flotte; diese, mit der ägyptischen vereinigt, gab dem Hafen ein sehr großartiges Ansehen. Ob aber Mehemed Ali's Politik, die Flotte und ihren verrätherischen Kapudan Pascha aufzunehmen und zurückzuhalten, klug war, möchte ich nicht behaupten, da bei seiner Stellung gegenüber den großen europäischen Mächten, mit denen es der Vicekönig doch nie verderben kann, sie ihm keine Art von Garantie gewährt, und er die Flotte aus eigenen Mitteln erhalten muß. Rußland sowohl als Oesterreich haben gegenüber Mehemed Ali stets eine gesunde und offene Politik beobachtet. Dieß sieht der Vicekönig auch ein. Frankreichs Ministerium, nicht immer einig in sich selbst und noch weniger mit seinen Kammern, kann keinen directen Einfluß auf Aegypten äußern, denn der Vicekönig ist viel zu klug, um Versicherungen zu trauen, deren Gewißheit ihm nicht verbürgt werden kann. Mir scheint es, daß die ganze orientalische Frage unter einem Stoß Protokolle begraben werden wird.

Ich verließ Kairo den 5 December, nachdem ich auf meiner Reise von Alexandrien 16 Tage lang Gelegenheit gefunden hatte, Unter-Aegypten kennen zu lernen. Ich bewunderte überall die ungemeine Fruchtbarkeit des Bodens und den Fleiß, mit welchem er jetzt bebaut wird. Der November ist das Frühjahr Aegyptens, denn nachdem das Wasser des Nils in seine Gränzen zurückgekehrt ist, beginnt die Aussaat im Delta; dieser Monat ist noch ungemein mild und gehört zu den angenehmern, denn die Hitze hat sich gebrochen, und die Nächte sind noch nicht so kühl, wie im December und Januar.

Am 8 December erreichte ich Benisuef; Siut oder Seiut (27° 10' 14'' nördl. Br., 28° 48' 49'' östl. L.) den 19, Kenne den 24. Ich besuchte natürlich den herrlichen Tempel von Tentyra (26° 9' nördl. Br.). In dieser Gegend des Nils sah ich die meisten Krokodile, alle Sandbänke waren von diesen Sauriern bevölkert. Mit großer Verwunderung verweilte ich in Luxor und Karnak. Die Arbeit der Franzosen, um den Obelisken bis an den Nil und von da nach dem Meere zu geleiten, ist wirklich bewunderungswürdig, und macht der Nation alle Ehre, so wie sie dem Ingenieur-Officier, der die Arbeiten leitete, einen dauernden Ruf gewährt. Ich war erstaunt beim Anblick der Memnons-Säule und der südlichen Statue; beide einander ganz ähnliche Kolosse sind ein wahres Weltwunder. Der Tempel von Edfou (24° 58' 43'' nördl. Br., 32° 54' östl. v. Greenw.) ist einer der best erhaltenen und größten Aegyptens. Am 1 Januar kam ich nach Essuan (Assouan, 24° 5' 23'' nördl. Br. Nouet; 24° 41' 45'' Caill.; 24° 4' 48'' Rüpp. und 30° 35' 48'' Greenw., Rüpp.). Hier beginnt der Granit (Syenit). Daß ich Philoe (das alte Elephantina) und die herrlichen Trümmer besuchte, versteht sich von selbst. Am 3 durchfuhr ich den Wendekreis des Krebses. Gestern kam ich hier an. Mein Lager ist in Korosko aufgeschlagen. Jetzt aus dem fernen Nubien meinen warmen herzlichen Gruß. Ich verlasse schon morgen Korosko, um nach Abuhamed und von da über Berber und Schendy nach Sennaar zu reisen.

Ueber Rußlands Verhältnisse zu Central-Asien.

Die Verbindung Rußlands mit Chiwa, Buchara, Samarkand und Taschkend gewinnt bei der Stellung der Engländer in Afghanistan, bei den Verhältnissen Persiens zu Herat, bei der unzweideutigen Absicht Rußlands, dem Handel südlich vom Kaukasus eine neue Straße zu eröffnen, und bei den daraus erfolgenden Resultaten in Betreff der orientalischen Frage, augenscheinlich an Wichtigkeit. Zwar besteht schon zwischen einem Hafen an der Ostküste des kaspischen Meeres und Astrachan nicht unbedeutender Verkehr zur See. Gelänge es indeß den Russen, den Widerstand der kaukasischen Bergvölker zu brechen, die Sicherheit des Eigenthums von Schirwan bis Mingrelien zu begründen, und auf der dem Ausflusse des Kur bei Salian entgegengesetzten Seite des Meeres einen Landungsplatz zu erwerben, ihn zu befestigen und zu einer Militärcolonie,

und sowohl in geographischer, als naturhistorischer Hinsicht mehr geleistet, als alle seine Vorgänger. In naturhistorischer Hinsicht verweise ich, was Nubien und Aegypten betrifft, auf Forskal, Savigni, Geoffroi de St. Hilaire, Sonnini, Ehrenberg, Rüppell. Doch bleibt noch Vieles zu leisten übrig, und ich selbst habe schon mehrere neue oder zweifelhafte Gegenstände gesammelt.

Am 4 November 1839 früh erreichte ich nach einer sehr glücklichen Fahrt Alexandria. Ueber die Umstände meiner Seereise von Marseille über Livorno, Civita-vecchia, Malta, Syra, behalte ich mir vor, Ihnen später Mittheilungen zu machen. Bei meiner Ankunft wurde ich auf das zuvorkommendste und liebenswürdigste von dem k. russischen Generalconsul, Grafen v. Medem, aufgenommen und bei dem Vicekönig eingeführt. Mehemed Ali hatte die Güte, mir Alles zu Gebot zu stellen, was seine Autorität mir zur Zurücklegung einer so langen Reise gewähren konnte. Es ist unglaublich, wie viel dieser große Mann während der Dauer seiner Herrschaft in Aegypten und Syrien geleistet hat. Wo früher ungezügelte Barbarei, Raub und Mord an der Tagesordnung war, ist Sicherheit des Eigenthums und der Keim zu einer Civilisation gelegt worden, welche für die Folge europäischer Bildung den Weg bahnen muß.

Es ist das neue System nicht bloß Politik des Vicekönigs, es ist seine volle Ueberzeugung, die er mir in mehreren langen Unterredungen, welche ich mit diesem bedeutungsvollen Manne hatte, auseinander setzte. Die Erziehung seiner jüngern Kinder, welche er europäischen Lehrern anvertraute, die nach unserem System von letztern eingeführten Schulen und die große Unterstützung, welche Männern von Kenntniß in Aegypten zu Theil wird, bewährt die Wahrheit dieses Urtheils. Mit dem Aufhören der von Mehemed Ali an sich gebrachten Herrschaft würden alle Garantien verschwinden, welche die Sicherheit der Europäer in Aegypten begründen; die alte Barbarei würde zurückkehren, und mit dem Einzug eines türkischen Gouvernements würde jedenfalls eine Gesetzlosigkeit ausbrechen, die es diejenigen sehr bereuen lassen würde, welche einen Schritt zum Sturz des großen Mannes oder seiner Dynastie unternommen hätten.

Mit meisterlicher Umsicht hat der Vicekönig die Administration seiner Staaten geordnet, und wenn gleich sein Monopolsystem Manches gegen sich hat, so sprechen die vielen ruralen Institutionen, die ich durch ganz Aegypten beobachtete, so wie die vielen Fabriken und Manufacturen für den umsichtsvoll waltenden Geist desselben. In seinem Umgang ist der Vicekönig lebhaft und gesprächig; er unterhält seine Gäste oft und viel von seinen Angelegenheiten und der früheren Geschichte seines Lebens. Er ist ein schöner, freundlicher Greis, der trotz seines hohen Alters eine ungemeine Rüstigkeit verräth. Wenn man in Europa Mehemed Ali nach der Aussage seiner Feinde, namentlich durch deren Organ, das seine Leser mit absurden Lügen unterhaltende Journal de Smyrne, beurtheilen will, so wird das Publicum sich natürlich täuschen; ebenso aber auch, wenn man solche Lobredner des Pascha's anhören will, die durch abgeschmackte Schmeicheleien den Beherrscher Aegyptens zu einer Vollkommenheit erheben wollen, die zu erreichen schon seine Stellung und Lage unmöglich machten.

In Alexandrien fand ich die türkische Flotte; diese, mit der ägyptischen vereinigt, gab dem Hafen ein sehr großartiges Ansehen. Ob aber Mehemed Ali's Politik, die Flotte und ihren verrätherischen Kapudan Pascha aufzunehmen und zurückzuhalten, klug war, möchte ich nicht behaupten, da bei seiner Stellung gegenüber den großen europäischen Mächten, mit denen es der Vicekönig doch nie verderben kann, sie ihm keine Art von Garantie gewährt, und er die Flotte aus eigenen Mitteln erhalten muß. Rußland sowohl als Oesterreich haben gegenüber Mehemed Ali stets eine gesunde und offene Politik beobachtet. Dieß sieht der Vicekönig auch ein. Frankreichs Ministerium, nicht immer einig in sich selbst und noch weniger mit seinen Kammern, kann keinen directen Einfluß auf Aegypten äußern, denn der Vicekönig ist viel zu klug, um Versicherungen zu trauen, deren Gewißheit ihm nicht verbürgt werden kann. Mir scheint es, daß die ganze orientalische Frage unter einem Stoß Protokolle begraben werden wird.

Ich verließ Kairo den 5 December, nachdem ich auf meiner Reise von Alexandrien 16 Tage lang Gelegenheit gefunden hatte, Unter-Aegypten kennen zu lernen. Ich bewunderte überall die ungemeine Fruchtbarkeit des Bodens und den Fleiß, mit welchem er jetzt bebaut wird. Der November ist das Frühjahr Aegyptens, denn nachdem das Wasser des Nils in seine Gränzen zurückgekehrt ist, beginnt die Aussaat im Delta; dieser Monat ist noch ungemein mild und gehört zu den angenehmern, denn die Hitze hat sich gebrochen, und die Nächte sind noch nicht so kühl, wie im December und Januar.

Am 8 December erreichte ich Benisuef; Siut oder Seiut (27° 10' 14'' nördl. Br., 28° 48' 49'' östl. L.) den 19, Kenné den 24. Ich besuchte natürlich den herrlichen Tempel von Tentyra (26° 9' nördl. Br.). In dieser Gegend des Nils sah ich die meisten Krokodile, alle Sandbänke waren von diesen Sauriern bevölkert. Mit großer Verwunderung verweilte ich in Luxor und Karnak. Die Arbeit der Franzosen, um den Obelisken bis an den Nil und von da nach dem Meere zu geleiten, ist wirklich bewunderungswürdig, und macht der Nation alle Ehre, so wie sie dem Ingenieur-Officier, der die Arbeiten leitete, einen dauernden Ruf gewährt. Ich war erstaunt beim Anblick der Memnons-Säule und der südlichen Statue; beide einander ganz ähnliche Kolosse sind ein wahres Weltwunder. Der Tempel von Edfou (24° 58' 43'' nördl. Br., 32° 54' östl. v. Greenw.) ist einer der best erhaltenen und größten Aegyptens. Am 1 Januar kam ich nach Essuan (Assouan, 24° 5' 23'' nördl. Br. Nouet; 24° 41' 45'' Caill.; 24° 4' 48'' Rüpp. und 30° 35' 48'' Greenw., Rüpp.). Hier beginnt der Granit (Syenit). Daß ich Philoe (das alte Elephantina) und die herrlichen Trümmer besuchte, versteht sich von selbst. Am 3 durchfuhr ich den Wendekreis des Krebses. Gestern kam ich hier an. Mein Lager ist in Korosko aufgeschlagen. Jetzt aus dem fernen Nubien meinen warmen herzlichen Gruß. Ich verlasse schon morgen Korosko, um nach Abuhamed und von da über Berber und Schendy nach Sennaar zu reisen.

Ueber Rußlands Verhältnisse zu Central-Asien.

Die Verbindung Rußlands mit Chiwa, Buchara, Samarkand und Taschkend gewinnt bei der Stellung der Engländer in Afghanistan, bei den Verhältnissen Persiens zu Herat, bei der unzweideutigen Absicht Rußlands, dem Handel südlich vom Kaukasus eine neue Straße zu eröffnen, und bei den daraus erfolgenden Resultaten in Betreff der orientalischen Frage, augenscheinlich an Wichtigkeit. Zwar besteht schon zwischen einem Hafen an der Ostküste des kaspischen Meeres und Astrachan nicht unbedeutender Verkehr zur See. Gelänge es indeß den Russen, den Widerstand der kaukasischen Bergvölker zu brechen, die Sicherheit des Eigenthums von Schirwan bis Mingrelien zu begründen, und auf der dem Ausflusse des Kur bei Salian entgegengesetzten Seite des Meeres einen Landungsplatz zu erwerben, ihn zu befestigen und zu einer Militärcolonie,

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[0530/0010] und sowohl in geographischer, als naturhistorischer Hinsicht mehr geleistet, als alle seine Vorgänger. In naturhistorischer Hinsicht verweise ich, was Nubien und Aegypten betrifft, auf Forskal, Savigni, Geoffroi de St. Hilaire, Sonnini, Ehrenberg, Rüppell. Doch bleibt noch Vieles zu leisten übrig, und ich selbst habe schon mehrere neue oder zweifelhafte Gegenstände gesammelt. Am 4 November 1839 früh erreichte ich nach einer sehr glücklichen Fahrt Alexandria. Ueber die Umstände meiner Seereise von Marseille über Livorno, Civita-vecchia, Malta, Syra, behalte ich mir vor, Ihnen später Mittheilungen zu machen. Bei meiner Ankunft wurde ich auf das zuvorkommendste und liebenswürdigste von dem k. russischen Generalconsul, Grafen v. Medem, aufgenommen und bei dem Vicekönig eingeführt. Mehemed Ali hatte die Güte, mir Alles zu Gebot zu stellen, was seine Autorität mir zur Zurücklegung einer so langen Reise gewähren konnte. Es ist unglaublich, wie viel dieser große Mann während der Dauer seiner Herrschaft in Aegypten und Syrien geleistet hat. Wo früher ungezügelte Barbarei, Raub und Mord an der Tagesordnung war, ist Sicherheit des Eigenthums und der Keim zu einer Civilisation gelegt worden, welche für die Folge europäischer Bildung den Weg bahnen muß. Es ist das neue System nicht bloß Politik des Vicekönigs, es ist seine volle Ueberzeugung, die er mir in mehreren langen Unterredungen, welche ich mit diesem bedeutungsvollen Manne hatte, auseinander setzte. Die Erziehung seiner jüngern Kinder, welche er europäischen Lehrern anvertraute, die nach unserem System von letztern eingeführten Schulen und die große Unterstützung, welche Männern von Kenntniß in Aegypten zu Theil wird, bewährt die Wahrheit dieses Urtheils. Mit dem Aufhören der von Mehemed Ali an sich gebrachten Herrschaft würden alle Garantien verschwinden, welche die Sicherheit der Europäer in Aegypten begründen; die alte Barbarei würde zurückkehren, und mit dem Einzug eines türkischen Gouvernements würde jedenfalls eine Gesetzlosigkeit ausbrechen, die es diejenigen sehr bereuen lassen würde, welche einen Schritt zum Sturz des großen Mannes oder seiner Dynastie unternommen hätten. Mit meisterlicher Umsicht hat der Vicekönig die Administration seiner Staaten geordnet, und wenn gleich sein Monopolsystem Manches gegen sich hat, so sprechen die vielen ruralen Institutionen, die ich durch ganz Aegypten beobachtete, so wie die vielen Fabriken und Manufacturen für den umsichtsvoll waltenden Geist desselben. In seinem Umgang ist der Vicekönig lebhaft und gesprächig; er unterhält seine Gäste oft und viel von seinen Angelegenheiten und der früheren Geschichte seines Lebens. Er ist ein schöner, freundlicher Greis, der trotz seines hohen Alters eine ungemeine Rüstigkeit verräth. Wenn man in Europa Mehemed Ali nach der Aussage seiner Feinde, namentlich durch deren Organ, das seine Leser mit absurden Lügen unterhaltende Journal de Smyrne, beurtheilen will, so wird das Publicum sich natürlich täuschen; ebenso aber auch, wenn man solche Lobredner des Pascha's anhören will, die durch abgeschmackte Schmeicheleien den Beherrscher Aegyptens zu einer Vollkommenheit erheben wollen, die zu erreichen schon seine Stellung und Lage unmöglich machten. In Alexandrien fand ich die türkische Flotte; diese, mit der ägyptischen vereinigt, gab dem Hafen ein sehr großartiges Ansehen. Ob aber Mehemed Ali's Politik, die Flotte und ihren verrätherischen Kapudan Pascha aufzunehmen und zurückzuhalten, klug war, möchte ich nicht behaupten, da bei seiner Stellung gegenüber den großen europäischen Mächten, mit denen es der Vicekönig doch nie verderben kann, sie ihm keine Art von Garantie gewährt, und er die Flotte aus eigenen Mitteln erhalten muß. Rußland sowohl als Oesterreich haben gegenüber Mehemed Ali stets eine gesunde und offene Politik beobachtet. Dieß sieht der Vicekönig auch ein. Frankreichs Ministerium, nicht immer einig in sich selbst und noch weniger mit seinen Kammern, kann keinen directen Einfluß auf Aegypten äußern, denn der Vicekönig ist viel zu klug, um Versicherungen zu trauen, deren Gewißheit ihm nicht verbürgt werden kann. Mir scheint es, daß die ganze orientalische Frage unter einem Stoß Protokolle begraben werden wird. Ich verließ Kairo den 5 December, nachdem ich auf meiner Reise von Alexandrien 16 Tage lang Gelegenheit gefunden hatte, Unter-Aegypten kennen zu lernen. Ich bewunderte überall die ungemeine Fruchtbarkeit des Bodens und den Fleiß, mit welchem er jetzt bebaut wird. Der November ist das Frühjahr Aegyptens, denn nachdem das Wasser des Nils in seine Gränzen zurückgekehrt ist, beginnt die Aussaat im Delta; dieser Monat ist noch ungemein mild und gehört zu den angenehmern, denn die Hitze hat sich gebrochen, und die Nächte sind noch nicht so kühl, wie im December und Januar. Am 8 December erreichte ich Benisuef; Siut oder Seiut (27° 10' 14'' nördl. Br., 28° 48' 49'' östl. L.) den 19, Kenné den 24. Ich besuchte natürlich den herrlichen Tempel von Tentyra (26° 9' nördl. Br.). In dieser Gegend des Nils sah ich die meisten Krokodile, alle Sandbänke waren von diesen Sauriern bevölkert. Mit großer Verwunderung verweilte ich in Luxor und Karnak. Die Arbeit der Franzosen, um den Obelisken bis an den Nil und von da nach dem Meere zu geleiten, ist wirklich bewunderungswürdig, und macht der Nation alle Ehre, so wie sie dem Ingenieur-Officier, der die Arbeiten leitete, einen dauernden Ruf gewährt. Ich war erstaunt beim Anblick der Memnons-Säule und der südlichen Statue; beide einander ganz ähnliche Kolosse sind ein wahres Weltwunder. Der Tempel von Edfou (24° 58' 43'' nördl. Br., 32° 54' östl. v. Greenw.) ist einer der best erhaltenen und größten Aegyptens. Am 1 Januar kam ich nach Essuan (Assouan, 24° 5' 23'' nördl. Br. Nouet; 24° 41' 45'' Caill.; 24° 4' 48'' Rüpp. und 30° 35' 48'' Greenw., Rüpp.). Hier beginnt der Granit (Syenit). Daß ich Philoe (das alte Elephantina) und die herrlichen Trümmer besuchte, versteht sich von selbst. Am 3 durchfuhr ich den Wendekreis des Krebses. Gestern kam ich hier an. Mein Lager ist in Korosko aufgeschlagen. Jetzt aus dem fernen Nubien meinen warmen herzlichen Gruß. Ich verlasse schon morgen Korosko, um nach Abuhamed und von da über Berber und Schendy nach Sennaar zu reisen. Ueber Rußlands Verhältnisse zu Central-Asien. Die Verbindung Rußlands mit Chiwa, Buchara, Samarkand und Taschkend gewinnt bei der Stellung der Engländer in Afghanistan, bei den Verhältnissen Persiens zu Herat, bei der unzweideutigen Absicht Rußlands, dem Handel südlich vom Kaukasus eine neue Straße zu eröffnen, und bei den daraus erfolgenden Resultaten in Betreff der orientalischen Frage, augenscheinlich an Wichtigkeit. Zwar besteht schon zwischen einem Hafen an der Ostküste des kaspischen Meeres und Astrachan nicht unbedeutender Verkehr zur See. Gelänge es indeß den Russen, den Widerstand der kaukasischen Bergvölker zu brechen, die Sicherheit des Eigenthums von Schirwan bis Mingrelien zu begründen, und auf der dem Ausflusse des Kur bei Salian entgegengesetzten Seite des Meeres einen Landungsplatz zu erwerben, ihn zu befestigen und zu einer Militärcolonie,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 67. Augsburg, 7. März 1840, S. 0530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_067_18400307/10>, abgerufen am 21.11.2024.