Allgemeine Zeitung. Nr. 67. Augsburg, 7. März 1840."Das ganze Einkommen des Landes im J. 1830 betrug 50 Millionen, im J. 1839 war es 47,744,000 Pf. St., ungeachtet daß während dieser Periode fast für 7 Millionen Steuern aufgehoben worden sind. Diese sieben Millionen waren ein reiner Gewinn für das Land, und die Staatscasse hat dabei wenig mehr als 2 Mill. Pf. St. verloren." Dem Schreiber des Advocaten Howard, Hrn. Pearce, scheint seine parlamentarische Gefangenschaft zum Glück ausschlagen zu wollen. Nicht nur hat sie ihm die Ehre zuwege gebracht, die ihm außerdem schwerlich zu Theil geworden wäre, daß ehrenwerthe und sogar sehr ehrenwerthe Unterhausmitglieder ihn in seiner Celle besuchten, sondern mehrere Tories, darunter Sir Francis Burdett, haben ihm ansehnliche Geldgeschenke gemacht und ihre fernere Protection zugesichert. In den 19 größten Städten des Reichs, welche Wählerschaften von 4000 Köpfen und darüber haben, sind 33 Liberale und nur 7 Tories gewählt. In den 19 nächstgrößten Städten mit je 2000 bis 4000 Wählern treffen auf 34 Volksrepräsentanten 24 Liberale und 10 Tories. In 42 Städten mit Wählerschaften zwischen 1000 und 2000 Köpfen kommen auf 74 Parlamentsmitglieder 43 Liberale und 31 Tories. Also haben die bedeutendsten Städte des Reichs 100 Liberale und nur 48 Tories gewählt. "So viel", fügt das M. Chronicle dieser Zusammenstellung bei, "zur Beantwortung der Behauptung, daß die Nation für die Tories sey." Bei den Grafschaften indessen ist, wenigstens in England und Schottland, das Verhältniß ein umgekehrtes. Dem Observer zufolge ist der Absatz der Chartistenzeitungen sehr in der Abnahme. Der Northern Star, der im Julius v. J. 223,000 Exemplare verkaufte, setzte im December nur noch 55,000 ab (was die Rechnungen des Stempelamts beweisen); das Blatt "Charter" ist so herabgekommen, daß dessen Herausgeber, R. Hartwell, unlängst wegen rückständiger 21 Pf. St. von seinen Setzern verklagt wurde. (Times.) Briefen aus Calais zufolge hat die französische Regierung, die eine Eisenbahncommunication zwischen Paris und dem England am nächsten gelegenen Küstenpunkt beabsichtigt, im Hafen von Calais beträchtliche Verbesserungen angeordnet. Namentlich soll der Eingang des Hafens tiefer gegraben werden. Dieß ist um so wichtiger, da nach dem Ausspruche von Sachverständigen der Verkehr zwischen London und Paris, auch für den Fall der Vervollständigung der Eisenbahnlinie zwischen beiden Hauptstädten, nur dann wirksam beschleunigt werden kann, wenn die Häfen von Dover und Calais so verbessert werden, daß sie bei jedem Zustande von Ebbe und Fluth zugänglich sind. Frankreich. Paris, 2 März. Der neueste Moniteur bringt die k. Ordonnanzen zur Ernennung des Hrn. Thiers zum Präsidenten des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, von Hrn. Teste gegengezeichnet, des Hrn. Vivien zum Siegelbewahrer, des Generallieutenants Cubieres zum Kriegsminister, des Viceadmirals Baron Roussin zum Seeminister, des Hrn. v. Remusat zum Minister des Innern, des Hrn. Goui zum Minister des Handels, des Grafen Jaubert zum Minister der öffentlichen Arbeiten, des Hrn. Cousin zum Minister des öffentlichen Unterrichts, und des Baron Pelet zum Finanzminister. Alle letztern Ernennungsordonnanzen sind von Hrn. Thiers gegengezeichnet. Das Datum der Ordonnanzen ist bei allen der 1 März. Das Journal des Debats gibt unter der Liste der Ministerernennungen auch die chon gestern erwähnte des Hrn. v. Malleville zum Unterstaatssecretär, die aber der Moniteur noch nicht enthält. Es fügt bei, alle neu ernannten Minister hätten sich am 1 März zu dem Könige begeben, der ihren Eid angenommen habe. Hr. Quesnault, Staatsrath, Mitglied der Deputirtenkammer, habe am 1 März seine Entlassung als Generalsecretär des Ministeriums des Innern eingereicht. "Es ist gewiß, sagt dieses Journal ferner, daß das Portefeuille der Justiz dem Hrn. Dupin mehrmals angeboten worden ist. Erst auf dessen wiederholte Ablehnung ward es dem Hrn. Vivien übertragen. Gestern, im Augenblick als die definitive Liste des neuen Ministeriums festgesetzt werden sollte, kam Hr. Calmon noch einmal zu Hrn. Dupin und fragte ihn um sein letztes Wort. "Mein letztes Wort, antwortete dieser, stimmt mit meinem ersten überein." In Betreff der Beweggründe seiner Ablehnung erklärte Hr. Dupin bloß, daß ihn die Zusammensetzung des neuen Cabinets nicht befriedigte." (Temps.) Hr. Thiers wird erst morgen (2) das Hotel der auswärtigen Angelegenheiten beziehen, wo er heute einige Stunden lang arbeitete. Alle Minister hatten heute ihre Hotels verlassen. Marschall Soult, Admiral Duperre, Hr. Duchatel waren schon gestern ausgezogen. Die HH. Quesnault, Dejean und Anton Passy geben ihre Stellen auf dem Ministerium des Innern auf. Man versichert, Hr. Paganel reiche seine Entlassung als Generalsecretär des Handelsministeriums ein, und Hr. Legrand, Director der Wasser- und Forstverwaltung, werde gleichfalls seine Stelle aufgeben. Hr. Mallac, Privatcabinetschef des Hrn. Duchatel, wird in dieser Eigenschaft bei Hrn. v. Remusat durch Hrn. Masson, Unterpräfecten von Sancerre, ersetzt. Es scheint gewiß, daß Hr. Gabriel Delessert bei der Polizeipräfectur bleiben wird. Die Stimmen der Journale sind für die Stellung des neuen Ministeriums sehr bezeichnend. Von den sogenannten dynastischen Journalen, welche immer der Krone näher als dem Ministerium standen, treten zwei, die Presse und das Pays (das ehemalige Journal de Paris), in offener Opposition gegen das Cabinet Thiers auf; das Gleiche erwartet man von dem gewichtigsten Organ der Pariser Tagspresse, dem Journal des Debats, welches fast allein unter allen Pariser Blättern bis jetzt noch sein Urtheil zurückhält. Das Siecle, das Organ des Hrn. Odilon-Barrot und der gemäßigten Linken, in welcher das neue Cabinet eine Stütze zu finden glaubt, zeichnet die Stellung seiner Partei zu diesem Cabinet mit den Worten: es verharre ihm gegenüber in einer "wohlwollenden Zurückhaltung, bis es dessen Handlungen sehe." Das Commerce, welches der Fahne des Hrn. Mauguin folgt und der äußersten Linken sich annähert, ist mit der neuen Combination viel weniger zufrieden, und klagt, daß Hr. Barrot, durch dessen Unterstützung Hr. Thiers gesiegt, letzterm gar keine Bedingungen vorgeschrieben habe. Wie der republicanische National denkt, davon gaben die gestrigen Auszüge eine Probe. Eben so wenig wie der National setzt die Gazette de France ihre Hoffnungen auf Hrn. Thiers, der sich nur mit politischen Nullitäten umgeben habe und dem Land kein Vertrauen einflöße. Dem Ministerium mehr oder minder günstig lauten die Urtheile des Constitutionnel, den man für eines seiner künftigen Organe hält, des Temps, Messager und Courrier francais; letzterer, welcher der Partei des Hrn Odilon-Barrot huldigt, hält sich gleich dem Siecle noch in einiger Zurückhaltung, und äußert, das neue Cabinet sey allerdings parlamentarisch, denn es repräsentire einen parlamentarischen Sieg, doch werde es im eigentlichen Sinn des Worts erst parlamentarisch werden, wenn ihm die Majorität zufiele. Das Wohlwollen der Linken für das Cabinet Thiers werde übrigens „Das ganze Einkommen des Landes im J. 1830 betrug 50 Millionen, im J. 1839 war es 47,744,000 Pf. St., ungeachtet daß während dieser Periode fast für 7 Millionen Steuern aufgehoben worden sind. Diese sieben Millionen waren ein reiner Gewinn für das Land, und die Staatscasse hat dabei wenig mehr als 2 Mill. Pf. St. verloren.“ Dem Schreiber des Advocaten Howard, Hrn. Pearce, scheint seine parlamentarische Gefangenschaft zum Glück ausschlagen zu wollen. Nicht nur hat sie ihm die Ehre zuwege gebracht, die ihm außerdem schwerlich zu Theil geworden wäre, daß ehrenwerthe und sogar sehr ehrenwerthe Unterhausmitglieder ihn in seiner Celle besuchten, sondern mehrere Tories, darunter Sir Francis Burdett, haben ihm ansehnliche Geldgeschenke gemacht und ihre fernere Protection zugesichert. In den 19 größten Städten des Reichs, welche Wählerschaften von 4000 Köpfen und darüber haben, sind 33 Liberale und nur 7 Tories gewählt. In den 19 nächstgrößten Städten mit je 2000 bis 4000 Wählern treffen auf 34 Volksrepräsentanten 24 Liberale und 10 Tories. In 42 Städten mit Wählerschaften zwischen 1000 und 2000 Köpfen kommen auf 74 Parlamentsmitglieder 43 Liberale und 31 Tories. Also haben die bedeutendsten Städte des Reichs 100 Liberale und nur 48 Tories gewählt. „So viel“, fügt das M. Chronicle dieser Zusammenstellung bei, „zur Beantwortung der Behauptung, daß die Nation für die Tories sey.“ Bei den Grafschaften indessen ist, wenigstens in England und Schottland, das Verhältniß ein umgekehrtes. Dem Observer zufolge ist der Absatz der Chartistenzeitungen sehr in der Abnahme. Der Northern Star, der im Julius v. J. 223,000 Exemplare verkaufte, setzte im December nur noch 55,000 ab (was die Rechnungen des Stempelamts beweisen); das Blatt „Charter“ ist so herabgekommen, daß dessen Herausgeber, R. Hartwell, unlängst wegen rückständiger 21 Pf. St. von seinen Setzern verklagt wurde. (Times.) Briefen aus Calais zufolge hat die französische Regierung, die eine Eisenbahncommunication zwischen Paris und dem England am nächsten gelegenen Küstenpunkt beabsichtigt, im Hafen von Calais beträchtliche Verbesserungen angeordnet. Namentlich soll der Eingang des Hafens tiefer gegraben werden. Dieß ist um so wichtiger, da nach dem Ausspruche von Sachverständigen der Verkehr zwischen London und Paris, auch für den Fall der Vervollständigung der Eisenbahnlinie zwischen beiden Hauptstädten, nur dann wirksam beschleunigt werden kann, wenn die Häfen von Dover und Calais so verbessert werden, daß sie bei jedem Zustande von Ebbe und Fluth zugänglich sind. Frankreich. Paris, 2 März. Der neueste Moniteur bringt die k. Ordonnanzen zur Ernennung des Hrn. Thiers zum Präsidenten des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, von Hrn. Teste gegengezeichnet, des Hrn. Vivien zum Siegelbewahrer, des Generallieutenants Cubières zum Kriegsminister, des Viceadmirals Baron Roussin zum Seeminister, des Hrn. v. Rémusat zum Minister des Innern, des Hrn. Goui zum Minister des Handels, des Grafen Jaubert zum Minister der öffentlichen Arbeiten, des Hrn. Cousin zum Minister des öffentlichen Unterrichts, und des Baron Pelet zum Finanzminister. Alle letztern Ernennungsordonnanzen sind von Hrn. Thiers gegengezeichnet. Das Datum der Ordonnanzen ist bei allen der 1 März. Das Journal des Débats gibt unter der Liste der Ministerernennungen auch die chon gestern erwähnte des Hrn. v. Malleville zum Unterstaatssecretär, die aber der Moniteur noch nicht enthält. Es fügt bei, alle neu ernannten Minister hätten sich am 1 März zu dem Könige begeben, der ihren Eid angenommen habe. Hr. Quesnault, Staatsrath, Mitglied der Deputirtenkammer, habe am 1 März seine Entlassung als Generalsecretär des Ministeriums des Innern eingereicht. „Es ist gewiß, sagt dieses Journal ferner, daß das Portefeuille der Justiz dem Hrn. Dupin mehrmals angeboten worden ist. Erst auf dessen wiederholte Ablehnung ward es dem Hrn. Vivien übertragen. Gestern, im Augenblick als die definitive Liste des neuen Ministeriums festgesetzt werden sollte, kam Hr. Calmon noch einmal zu Hrn. Dupin und fragte ihn um sein letztes Wort. „Mein letztes Wort, antwortete dieser, stimmt mit meinem ersten überein.“ In Betreff der Beweggründe seiner Ablehnung erklärte Hr. Dupin bloß, daß ihn die Zusammensetzung des neuen Cabinets nicht befriedigte.“ (Temps.) Hr. Thiers wird erst morgen (2) das Hotel der auswärtigen Angelegenheiten beziehen, wo er heute einige Stunden lang arbeitete. Alle Minister hatten heute ihre Hotels verlassen. Marschall Soult, Admiral Duperré, Hr. Duchatel waren schon gestern ausgezogen. Die HH. Quesnault, Dejean und Anton Passy geben ihre Stellen auf dem Ministerium des Innern auf. Man versichert, Hr. Paganel reiche seine Entlassung als Generalsecretär des Handelsministeriums ein, und Hr. Legrand, Director der Wasser- und Forstverwaltung, werde gleichfalls seine Stelle aufgeben. Hr. Mallac, Privatcabinetschef des Hrn. Duchatel, wird in dieser Eigenschaft bei Hrn. v. Remusat durch Hrn. Masson, Unterpräfecten von Sancerre, ersetzt. Es scheint gewiß, daß Hr. Gabriel Delessert bei der Polizeipräfectur bleiben wird. Die Stimmen der Journale sind für die Stellung des neuen Ministeriums sehr bezeichnend. Von den sogenannten dynastischen Journalen, welche immer der Krone näher als dem Ministerium standen, treten zwei, die Presse und das Pays (das ehemalige Journal de Paris), in offener Opposition gegen das Cabinet Thiers auf; das Gleiche erwartet man von dem gewichtigsten Organ der Pariser Tagspresse, dem Journal des Débats, welches fast allein unter allen Pariser Blättern bis jetzt noch sein Urtheil zurückhält. Das Siècle, das Organ des Hrn. Odilon-Barrot und der gemäßigten Linken, in welcher das neue Cabinet eine Stütze zu finden glaubt, zeichnet die Stellung seiner Partei zu diesem Cabinet mit den Worten: es verharre ihm gegenüber in einer „wohlwollenden Zurückhaltung, bis es dessen Handlungen sehe.“ Das Commerce, welches der Fahne des Hrn. Mauguin folgt und der äußersten Linken sich annähert, ist mit der neuen Combination viel weniger zufrieden, und klagt, daß Hr. Barrot, durch dessen Unterstützung Hr. Thiers gesiegt, letzterm gar keine Bedingungen vorgeschrieben habe. Wie der republicanische National denkt, davon gaben die gestrigen Auszüge eine Probe. Eben so wenig wie der National setzt die Gazette de France ihre Hoffnungen auf Hrn. Thiers, der sich nur mit politischen Nullitäten umgeben habe und dem Land kein Vertrauen einflöße. Dem Ministerium mehr oder minder günstig lauten die Urtheile des Constitutionnel, den man für eines seiner künftigen Organe hält, des Temps, Messager und Courrier français; letzterer, welcher der Partei des Hrn Odilon-Barrot huldigt, hält sich gleich dem Siècle noch in einiger Zurückhaltung, und äußert, das neue Cabinet sey allerdings parlamentarisch, denn es repräsentire einen parlamentarischen Sieg, doch werde es im eigentlichen Sinn des Worts erst parlamentarisch werden, wenn ihm die Majorität zufiele. Das Wohlwollen der Linken für das Cabinet Thiers werde übrigens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="0532"/> „Das ganze Einkommen des Landes im J. 1830 betrug 50 Millionen, im J. 1839 war es 47,744,000 Pf. St., ungeachtet daß während dieser Periode fast für 7 Millionen Steuern aufgehoben worden sind. Diese sieben Millionen waren ein reiner Gewinn für das Land, und die Staatscasse hat dabei wenig mehr als 2 Mill. Pf. St. verloren.“</p><lb/> <p>Dem Schreiber des Advocaten Howard, Hrn. Pearce, scheint seine parlamentarische Gefangenschaft zum Glück ausschlagen zu wollen. Nicht nur hat sie ihm die Ehre zuwege gebracht, die ihm außerdem schwerlich zu Theil geworden wäre, daß ehrenwerthe und sogar sehr ehrenwerthe Unterhausmitglieder ihn in seiner Celle besuchten, sondern mehrere Tories, darunter Sir Francis Burdett, haben ihm ansehnliche Geldgeschenke gemacht und ihre fernere Protection zugesichert.</p><lb/> <p>In den 19 größten Städten des Reichs, welche Wählerschaften von 4000 Köpfen und darüber haben, sind 33 Liberale und nur 7 Tories gewählt. In den 19 nächstgrößten Städten mit je 2000 bis 4000 Wählern treffen auf 34 Volksrepräsentanten 24 Liberale und 10 Tories. In 42 Städten mit Wählerschaften zwischen 1000 und 2000 Köpfen kommen auf 74 Parlamentsmitglieder 43 Liberale und 31 Tories. Also haben die bedeutendsten Städte des Reichs 100 Liberale und nur 48 Tories gewählt. „So viel“, fügt das M. <hi rendition="#g">Chronicle</hi> dieser Zusammenstellung bei, „zur Beantwortung der Behauptung, daß die Nation für die Tories sey.“ Bei den Grafschaften indessen ist, wenigstens in England und Schottland, das Verhältniß ein umgekehrtes.</p><lb/> <p>Dem <hi rendition="#g">Observer</hi> zufolge ist der Absatz der Chartistenzeitungen sehr in der Abnahme. Der Northern Star, der im Julius v. J. 223,000 Exemplare verkaufte, setzte im December nur noch 55,000 ab (was die Rechnungen des Stempelamts beweisen); das Blatt „Charter“ ist so herabgekommen, daß dessen Herausgeber, R. Hartwell, unlängst wegen rückständiger 21 Pf. St. von seinen Setzern verklagt wurde.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Times</hi>.) 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Dem Schreiber des Advocaten Howard, Hrn. Pearce, scheint seine parlamentarische Gefangenschaft zum Glück ausschlagen zu wollen. Nicht nur hat sie ihm die Ehre zuwege gebracht, die ihm außerdem schwerlich zu Theil geworden wäre, daß ehrenwerthe und sogar sehr ehrenwerthe Unterhausmitglieder ihn in seiner Celle besuchten, sondern mehrere Tories, darunter Sir Francis Burdett, haben ihm ansehnliche Geldgeschenke gemacht und ihre fernere Protection zugesichert.
In den 19 größten Städten des Reichs, welche Wählerschaften von 4000 Köpfen und darüber haben, sind 33 Liberale und nur 7 Tories gewählt. In den 19 nächstgrößten Städten mit je 2000 bis 4000 Wählern treffen auf 34 Volksrepräsentanten 24 Liberale und 10 Tories. In 42 Städten mit Wählerschaften zwischen 1000 und 2000 Köpfen kommen auf 74 Parlamentsmitglieder 43 Liberale und 31 Tories. Also haben die bedeutendsten Städte des Reichs 100 Liberale und nur 48 Tories gewählt. „So viel“, fügt das M. Chronicle dieser Zusammenstellung bei, „zur Beantwortung der Behauptung, daß die Nation für die Tories sey.“ Bei den Grafschaften indessen ist, wenigstens in England und Schottland, das Verhältniß ein umgekehrtes.
Dem Observer zufolge ist der Absatz der Chartistenzeitungen sehr in der Abnahme. Der Northern Star, der im Julius v. J. 223,000 Exemplare verkaufte, setzte im December nur noch 55,000 ab (was die Rechnungen des Stempelamts beweisen); das Blatt „Charter“ ist so herabgekommen, daß dessen Herausgeber, R. Hartwell, unlängst wegen rückständiger 21 Pf. St. von seinen Setzern verklagt wurde.
(Times.) Briefen aus Calais zufolge hat die französische Regierung, die eine Eisenbahncommunication zwischen Paris und dem England am nächsten gelegenen Küstenpunkt beabsichtigt, im Hafen von Calais beträchtliche Verbesserungen angeordnet. Namentlich soll der Eingang des Hafens tiefer gegraben werden. Dieß ist um so wichtiger, da nach dem Ausspruche von Sachverständigen der Verkehr zwischen London und Paris, auch für den Fall der Vervollständigung der Eisenbahnlinie zwischen beiden Hauptstädten, nur dann wirksam beschleunigt werden kann, wenn die Häfen von Dover und Calais so verbessert werden, daß sie bei jedem Zustande von Ebbe und Fluth zugänglich sind.
Frankreich.
Paris, 2 März.
Der neueste Moniteur bringt die k. Ordonnanzen zur Ernennung des Hrn. Thiers zum Präsidenten des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten, von Hrn. Teste gegengezeichnet, des Hrn. Vivien zum Siegelbewahrer, des Generallieutenants Cubières zum Kriegsminister, des Viceadmirals Baron Roussin zum Seeminister, des Hrn. v. Rémusat zum Minister des Innern, des Hrn. Goui zum Minister des Handels, des Grafen Jaubert zum Minister der öffentlichen Arbeiten, des Hrn. Cousin zum Minister des öffentlichen Unterrichts, und des Baron Pelet zum Finanzminister. Alle letztern Ernennungsordonnanzen sind von Hrn. Thiers gegengezeichnet. Das Datum der Ordonnanzen ist bei allen der 1 März.
Das Journal des Débats gibt unter der Liste der Ministerernennungen auch die chon gestern erwähnte des Hrn. v. Malleville zum Unterstaatssecretär, die aber der Moniteur noch nicht enthält. Es fügt bei, alle neu ernannten Minister hätten sich am 1 März zu dem Könige begeben, der ihren Eid angenommen habe. Hr. Quesnault, Staatsrath, Mitglied der Deputirtenkammer, habe am 1 März seine Entlassung als Generalsecretär des Ministeriums des Innern eingereicht. „Es ist gewiß, sagt dieses Journal ferner, daß das Portefeuille der Justiz dem Hrn. Dupin mehrmals angeboten worden ist. Erst auf dessen wiederholte Ablehnung ward es dem Hrn. Vivien übertragen. Gestern, im Augenblick als die definitive Liste des neuen Ministeriums festgesetzt werden sollte, kam Hr. Calmon noch einmal zu Hrn. Dupin und fragte ihn um sein letztes Wort. „Mein letztes Wort, antwortete dieser, stimmt mit meinem ersten überein.“ In Betreff der Beweggründe seiner Ablehnung erklärte Hr. Dupin bloß, daß ihn die Zusammensetzung des neuen Cabinets nicht befriedigte.“
(Temps.) Hr. Thiers wird erst morgen (2) das Hotel der auswärtigen Angelegenheiten beziehen, wo er heute einige Stunden lang arbeitete. Alle Minister hatten heute ihre Hotels verlassen. Marschall Soult, Admiral Duperré, Hr. Duchatel waren schon gestern ausgezogen. Die HH. Quesnault, Dejean und Anton Passy geben ihre Stellen auf dem Ministerium des Innern auf. Man versichert, Hr. Paganel reiche seine Entlassung als Generalsecretär des Handelsministeriums ein, und Hr. Legrand, Director der Wasser- und Forstverwaltung, werde gleichfalls seine Stelle aufgeben. Hr. Mallac, Privatcabinetschef des Hrn. Duchatel, wird in dieser Eigenschaft bei Hrn. v. Remusat durch Hrn. Masson, Unterpräfecten von Sancerre, ersetzt. Es scheint gewiß, daß Hr. Gabriel Delessert bei der Polizeipräfectur bleiben wird.
Die Stimmen der Journale sind für die Stellung des neuen Ministeriums sehr bezeichnend. Von den sogenannten dynastischen Journalen, welche immer der Krone näher als dem Ministerium standen, treten zwei, die Presse und das Pays (das ehemalige Journal de Paris), in offener Opposition gegen das Cabinet Thiers auf; das Gleiche erwartet man von dem gewichtigsten Organ der Pariser Tagspresse, dem Journal des Débats, welches fast allein unter allen Pariser Blättern bis jetzt noch sein Urtheil zurückhält. Das Siècle, das Organ des Hrn. Odilon-Barrot und der gemäßigten Linken, in welcher das neue Cabinet eine Stütze zu finden glaubt, zeichnet die Stellung seiner Partei zu diesem Cabinet mit den Worten: es verharre ihm gegenüber in einer „wohlwollenden Zurückhaltung, bis es dessen Handlungen sehe.“ Das Commerce, welches der Fahne des Hrn. Mauguin folgt und der äußersten Linken sich annähert, ist mit der neuen Combination viel weniger zufrieden, und klagt, daß Hr. Barrot, durch dessen Unterstützung Hr. Thiers gesiegt, letzterm gar keine Bedingungen vorgeschrieben habe. Wie der republicanische National denkt, davon gaben die gestrigen Auszüge eine Probe. Eben so wenig wie der National setzt die Gazette de France ihre Hoffnungen auf Hrn. Thiers, der sich nur mit politischen Nullitäten umgeben habe und dem Land kein Vertrauen einflöße. Dem Ministerium mehr oder minder günstig lauten die Urtheile des Constitutionnel, den man für eines seiner künftigen Organe hält, des Temps, Messager und Courrier français; letzterer, welcher der Partei des Hrn Odilon-Barrot huldigt, hält sich gleich dem Siècle noch in einiger Zurückhaltung, und äußert, das neue Cabinet sey allerdings parlamentarisch, denn es repräsentire einen parlamentarischen Sieg, doch werde es im eigentlichen Sinn des Worts erst parlamentarisch werden, wenn ihm die Majorität zufiele. Das Wohlwollen der Linken für das Cabinet Thiers werde übrigens
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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