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Allgemeine Zeitung. Nr. 71. Augsburg, 11. März 1840.

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die wir so lange von den Franzosen erlitten, so wie durch die Vernachlässigung unserer Beschwerden von Seite unserer Regierung uns gezwungen, ehrerbietig die Eröffnung von Unterhandlungen mit Frankreich anzurathen, um diese Besitzungen an jene Macht, die nach ihnen so begierig scheint, zu verkaufen. Dann könnten wir mindestens unser Eigenthum gegen eine Entschädigung von dort zurückziehen, oder unsern Handel unter der französischen Regierung fortsetzen, die uns schützen würde."" Lord Strangford wies mit Nachdruck auf das Beschämende hin, das in diesem Petitum für Ihrer Maj. Minister liege, und las dann, bekannte frühere Streithandel an der Küste von Portendic übergehend, aus der Bittschrift weiter vor, was die dortigen Vorgänge im Aug. v. J. betrifft. *)*) ""Die Franzosen," heißt es da, "haben in Verfolg ihrer Politik, die Zahl ihrer Niederlassungen an der Küste zu vermehren und zugleich die Wohlfahrt der brittischen zu zerstören, neuerlich Ansiedelungen am Casamanza, diesem der brittischen Hauptbesitzung Gambia nahen Fluß, errichtet. Nachdem sie daselbst Forts angelegt, haben sie gegen die brittischen Handelsleute systematisch mit einer Reihe von Uebergriffen und Vexationen begonnen. Sie intriguirten, um die Engländer von dem Casamanza zu vertreiben, mit den Eingebornen, die jedoch darauf nicht eingingen, sondern erklärten, der Handel sey für Alle offen. Nach diesem fehlgeschlagenen Versuch ließen sie zwei nach Gambia gehörige englische Handelsschiffe, den Charles Grant und den Highland, mit französischen Soldaten besetzen und von der Stadt Sidjou, wo dieselben gesetzlichen Handel trieben, gewaltsam entfernen. Beide Fahrzeuge blieben mit ihren Ladungen in den Händen der Angreifer. Durch solchen Unfug, wenn er, wie dieß bis jetzt der Fall war, ungeahndet bleibt, werden die Engländer in den Augen der Eingebornen entehrt und das Vertrauen ganz vernichtet. Der Hauptanlaß dieser seit Jahren, trotz so mancher Vorstellungen des Gouverneurs von Gambia, fortdauernden Uebergriffe der Franzosen ist der Mangel einer brittischen Seemacht in jener Gegend, wohin oft in acht Monaten kein englisches Kriegsschiff kommt, wogegen die Franzosen immer zwei bis drei in der Nähe haben. Während des Vorgangs auf dem Casamanza war auf 500 Meilen kein brittisches Schiff zu sehen, und doch kreuzen das ganze Jahr hindurch gegen 20 englische Kriegsfahrzeuge an der westafrikanischen Küste. Hauptsächlich (fügt die Petition bei) durch den Einfluß der brittischen Besitzungen am Gambia wurde der Sklavenhandel in der Nachbarschaft dieses Stroms, wo er sonst einen seiner größten Märkte hatte, fast ganz unterdrückt; den letzten Nachrichten von dort zufolge aber haben die französischen Behörden am Senegal angefangen, Negersklaven für den Regierungsdienst in Cayenne anzukaufen, und es steht zu fürchten, daß durch dieses Beispiel die Lust zum Sklavenhandel bei den eingebornen Häuptlingen wieder erweckt werde."" Der edle Pair fuhr dann fort: "Dieser neuere Uebergriff ist von Umständen begleitet, die ihm ein besonderes Interesse beilegen. Das Gebiet, auf welchem von den Franzosen dem brittischen Handel diese Unbilden zugefügt wurden, gehört Frankreich so wenig als uns, sondern war von jeher eine portugiesische Besitzung. Die französische Regierung eröffnete darüber keine Unterhandlungen mit Portugal, sondern bemächtigte sich vi et armis eines portugiesischen Gebietstheils; - warum? Weil Portugal eine schwache Macht ist. Nach den sittlichen und rechtlichen Principien von heutzutage scheint es - und ich spreche hier nicht von Frankreich allein - zuläßlich, daß der Stärkere den Schwächern beraube oder unterdrücke. Als der edle Viscount im Mai v. J. die Regierung wieder übernahm, da sagte er uns, er habe es im Geiste der Ritterlichkeit gethan. (Hört! und Lachen.) Der Codex des Ritterthums schreibt vor, nicht bloß die Damen zu beschützen, sondern - wie Jedem aus seinem Cervantes erinnerlich seyn wird (Gelächter) - überhaupt sich der Schwachen anzunehmen und alle Ungebühr abzustellen. Wo war aber die Ritterlichkeit unserer Regierung gegen das Fräulein Lusitania, da ihr also Gewalt angethan wurde? (Hört!) Wenn man nicht etwa annehmen darf, daß Ihrer Maj. Regierung von diesem, unserm alten Alliirten zugefügten Unrecht keine Kunde hatte, so muß man schließen, daß es künftig völkerrechtlich gestattet seyn soll, schwächeren Staaten dieses oder jenes beliebige Stück ihrer Länder ohne weiteres zu confisciren. In der vorigen Session beregte ich die Uebergriffe welche die Franzosen von Cayenne aus gegen das brasilische Gebiet am Oyapock sich beigehen ließen, und machte auf die Folgen aufmerksam, wenn das unbeachtet geduldet würde. Der edle Viscount lachte über die von mir genannten ausländischen Namen, und meinte, ich übertreibe; etwas hätten die Franzosen dort allerdings genommen, aber es sey weder in commercieller, noch in politischer oder militärischer Hinsicht der Rede werth. Das erinnert mich an die Anekdote von dem Mädchen, das die Unvorsichtigkeit ihrer Schwester mit der Antwort entschuldigte: "Es ist wahr, meine Schwester hatte das Unglück, ein Kind zu bekommen, aber es ist ein ganz kleines Kind." (Heiterkeit.) Nun, die Franzosen schaffen sich kleine Kinder an in allen Theilen der Welt. Sie haben so ein "little baby" in Minorca, bei welchem der edle Graf, der jetzt das geheime Siegel führt (Lord Clarendon), Gevatter zu stehen Lust hat, wie es scheint; an der Westküste von Afrika haben die Franzosen - ein fruchtbares Geschlecht von jeher - sogar Zwillinge, einen in Portendic, den andern am Casamanza. Ein blühendes Kindlein haben sie ferner in Montevideo, und ein anderes, eilfjähriges, das schon recht wacker parlirt, in Algier. Der edle Viscount sagt zu diesen Peccadillos und Mantelkindern der Jungfrau Francogallia nicht Fi donc! setzt sich aber dadurch dem Vorwurf einer sehr laxen Moralität aus. (Gelächter.) Doch kehren wir zur Sache zurück. Kein einziges Kriegsschiff, von dessen Mast die Flagge Ihrer Maj. wehte, wurde, seitdem diese Beschwerden dauern, in jene Gegend gesandt, um die brittischen Interessen zu überwachen. Die Folge war, daß die Franzosen zwei Jahre lang schalteten und walteten, wie sie wollten, und die Rechte Portugals wie die Rechte Englands mit Füßen traten. Aber wenn das stillschweigend so geduldet wird, wo werden die Franzosen in ihrer Ungebühr Halt machen? Dergleichen geschieht in einer Zeit tiefen Friedens, und ist uns daher nachtheiliger als in Kriegszeiten; denn in Kriegszeiten, Gott sey Dank! wissen wir noch, wie wir unsere Colonien und unsern auswärtigen Handel zu schützen haben, oder wir wußten es wenigstens in jenen altmodischen Tagen, wo ehrliches, muthiges Gefecht Bord an Bord, und nicht politische Wohldienerei den Charakter eines brittischen Seemanns ausmachten und seine Ansprüche auf Auszeichnung und Beförderung begründeten. (Lauter Beifall der Torybänke belohnte diesen Hieb auf die Minister wegen der neulichen Beförderungen der Admirale Fleming und Elliot.) Die Flotten Frankreichs sind uns furchtbarer im Frieden, als sie uns je im Kriege waren. Aber im Interesse Englands, im Interesse Frankreichs selbst liegt es, letzteres Land zu warnen, daß es nicht auf dieser Bahn verharre, welche nothwendig am Ende zu einem Zusammenstoß

*) Vergl. den Artikel "die Franzosen und die Engländer auf der Westküste von Afrika" in der Beilage zu Nro. 22 der Allgem. Zeitung. - Auch die portugiesische Regierung soll Lust haben, wegen der Vorgänge am Casamanza Vorstellungen an die französische Regierung zu richten.

die wir so lange von den Franzosen erlitten, so wie durch die Vernachlässigung unserer Beschwerden von Seite unserer Regierung uns gezwungen, ehrerbietig die Eröffnung von Unterhandlungen mit Frankreich anzurathen, um diese Besitzungen an jene Macht, die nach ihnen so begierig scheint, zu verkaufen. Dann könnten wir mindestens unser Eigenthum gegen eine Entschädigung von dort zurückziehen, oder unsern Handel unter der französischen Regierung fortsetzen, die uns schützen würde.““ Lord Strangford wies mit Nachdruck auf das Beschämende hin, das in diesem Petitum für Ihrer Maj. Minister liege, und las dann, bekannte frühere Streithandel an der Küste von Portendic übergehend, aus der Bittschrift weiter vor, was die dortigen Vorgänge im Aug. v. J. betrifft. *)*) „„Die Franzosen,“ heißt es da, „haben in Verfolg ihrer Politik, die Zahl ihrer Niederlassungen an der Küste zu vermehren und zugleich die Wohlfahrt der brittischen zu zerstören, neuerlich Ansiedelungen am Casamanza, diesem der brittischen Hauptbesitzung Gambia nahen Fluß, errichtet. Nachdem sie daselbst Forts angelegt, haben sie gegen die brittischen Handelsleute systematisch mit einer Reihe von Uebergriffen und Vexationen begonnen. Sie intriguirten, um die Engländer von dem Casamanza zu vertreiben, mit den Eingebornen, die jedoch darauf nicht eingingen, sondern erklärten, der Handel sey für Alle offen. Nach diesem fehlgeschlagenen Versuch ließen sie zwei nach Gambia gehörige englische Handelsschiffe, den Charles Grant und den Highland, mit französischen Soldaten besetzen und von der Stadt Sidjou, wo dieselben gesetzlichen Handel trieben, gewaltsam entfernen. Beide Fahrzeuge blieben mit ihren Ladungen in den Händen der Angreifer. Durch solchen Unfug, wenn er, wie dieß bis jetzt der Fall war, ungeahndet bleibt, werden die Engländer in den Augen der Eingebornen entehrt und das Vertrauen ganz vernichtet. Der Hauptanlaß dieser seit Jahren, trotz so mancher Vorstellungen des Gouverneurs von Gambia, fortdauernden Uebergriffe der Franzosen ist der Mangel einer brittischen Seemacht in jener Gegend, wohin oft in acht Monaten kein englisches Kriegsschiff kommt, wogegen die Franzosen immer zwei bis drei in der Nähe haben. Während des Vorgangs auf dem Casamanza war auf 500 Meilen kein brittisches Schiff zu sehen, und doch kreuzen das ganze Jahr hindurch gegen 20 englische Kriegsfahrzeuge an der westafrikanischen Küste. Hauptsächlich (fügt die Petition bei) durch den Einfluß der brittischen Besitzungen am Gambia wurde der Sklavenhandel in der Nachbarschaft dieses Stroms, wo er sonst einen seiner größten Märkte hatte, fast ganz unterdrückt; den letzten Nachrichten von dort zufolge aber haben die französischen Behörden am Senegal angefangen, Negersklaven für den Regierungsdienst in Cayenne anzukaufen, und es steht zu fürchten, daß durch dieses Beispiel die Lust zum Sklavenhandel bei den eingebornen Häuptlingen wieder erweckt werde.““ Der edle Pair fuhr dann fort: „Dieser neuere Uebergriff ist von Umständen begleitet, die ihm ein besonderes Interesse beilegen. Das Gebiet, auf welchem von den Franzosen dem brittischen Handel diese Unbilden zugefügt wurden, gehört Frankreich so wenig als uns, sondern war von jeher eine portugiesische Besitzung. Die französische Regierung eröffnete darüber keine Unterhandlungen mit Portugal, sondern bemächtigte sich vi et armis eines portugiesischen Gebietstheils; – warum? Weil Portugal eine schwache Macht ist. Nach den sittlichen und rechtlichen Principien von heutzutage scheint es – und ich spreche hier nicht von Frankreich allein – zuläßlich, daß der Stärkere den Schwächern beraube oder unterdrücke. Als der edle Viscount im Mai v. J. die Regierung wieder übernahm, da sagte er uns, er habe es im Geiste der Ritterlichkeit gethan. (Hört! und Lachen.) Der Codex des Ritterthums schreibt vor, nicht bloß die Damen zu beschützen, sondern – wie Jedem aus seinem Cervantes erinnerlich seyn wird (Gelächter) – überhaupt sich der Schwachen anzunehmen und alle Ungebühr abzustellen. Wo war aber die Ritterlichkeit unserer Regierung gegen das Fräulein Lusitania, da ihr also Gewalt angethan wurde? (Hört!) Wenn man nicht etwa annehmen darf, daß Ihrer Maj. Regierung von diesem, unserm alten Alliirten zugefügten Unrecht keine Kunde hatte, so muß man schließen, daß es künftig völkerrechtlich gestattet seyn soll, schwächeren Staaten dieses oder jenes beliebige Stück ihrer Länder ohne weiteres zu confisciren. In der vorigen Session beregte ich die Uebergriffe welche die Franzosen von Cayenne aus gegen das brasilische Gebiet am Oyapock sich beigehen ließen, und machte auf die Folgen aufmerksam, wenn das unbeachtet geduldet würde. Der edle Viscount lachte über die von mir genannten ausländischen Namen, und meinte, ich übertreibe; etwas hätten die Franzosen dort allerdings genommen, aber es sey weder in commercieller, noch in politischer oder militärischer Hinsicht der Rede werth. Das erinnert mich an die Anekdote von dem Mädchen, das die Unvorsichtigkeit ihrer Schwester mit der Antwort entschuldigte: „Es ist wahr, meine Schwester hatte das Unglück, ein Kind zu bekommen, aber es ist ein ganz kleines Kind.“ (Heiterkeit.) Nun, die Franzosen schaffen sich kleine Kinder an in allen Theilen der Welt. Sie haben so ein „little baby“ in Minorca, bei welchem der edle Graf, der jetzt das geheime Siegel führt (Lord Clarendon), Gevatter zu stehen Lust hat, wie es scheint; an der Westküste von Afrika haben die Franzosen – ein fruchtbares Geschlecht von jeher – sogar Zwillinge, einen in Portendic, den andern am Casamanza. Ein blühendes Kindlein haben sie ferner in Montevideo, und ein anderes, eilfjähriges, das schon recht wacker parlirt, in Algier. Der edle Viscount sagt zu diesen Peccadillos und Mantelkindern der Jungfrau Francogallia nicht Fi donc! setzt sich aber dadurch dem Vorwurf einer sehr laxen Moralität aus. (Gelächter.) Doch kehren wir zur Sache zurück. Kein einziges Kriegsschiff, von dessen Mast die Flagge Ihrer Maj. wehte, wurde, seitdem diese Beschwerden dauern, in jene Gegend gesandt, um die brittischen Interessen zu überwachen. Die Folge war, daß die Franzosen zwei Jahre lang schalteten und walteten, wie sie wollten, und die Rechte Portugals wie die Rechte Englands mit Füßen traten. Aber wenn das stillschweigend so geduldet wird, wo werden die Franzosen in ihrer Ungebühr Halt machen? Dergleichen geschieht in einer Zeit tiefen Friedens, und ist uns daher nachtheiliger als in Kriegszeiten; denn in Kriegszeiten, Gott sey Dank! wissen wir noch, wie wir unsere Colonien und unsern auswärtigen Handel zu schützen haben, oder wir wußten es wenigstens in jenen altmodischen Tagen, wo ehrliches, muthiges Gefecht Bord an Bord, und nicht politische Wohldienerei den Charakter eines brittischen Seemanns ausmachten und seine Ansprüche auf Auszeichnung und Beförderung begründeten. (Lauter Beifall der Torybänke belohnte diesen Hieb auf die Minister wegen der neulichen Beförderungen der Admirale Fleming und Elliot.) Die Flotten Frankreichs sind uns furchtbarer im Frieden, als sie uns je im Kriege waren. Aber im Interesse Englands, im Interesse Frankreichs selbst liegt es, letzteres Land zu warnen, daß es nicht auf dieser Bahn verharre, welche nothwendig am Ende zu einem Zusammenstoß

*) Vergl. den Artikel „die Franzosen und die Engländer auf der Westküste von Afrika“ in der Beilage zu Nro. 22 der Allgem. Zeitung. – Auch die portugiesische Regierung soll Lust haben, wegen der Vorgänge am Casamanza Vorstellungen an die französische Regierung zu richten.
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Nach diesem fehlgeschlagenen Versuch ließen sie zwei nach Gambia gehörige englische Handelsschiffe, den Charles Grant und den Highland, mit französischen Soldaten besetzen und von der Stadt Sidjou, wo dieselben gesetzlichen Handel trieben, gewaltsam entfernen. Beide Fahrzeuge blieben mit ihren Ladungen in den Händen der Angreifer. Durch solchen Unfug, wenn er, wie dieß bis jetzt der Fall war, ungeahndet bleibt, werden die Engländer in den Augen der Eingebornen entehrt und das Vertrauen ganz vernichtet. Der Hauptanlaß dieser seit Jahren, trotz so mancher Vorstellungen des Gouverneurs von Gambia, fortdauernden Uebergriffe der Franzosen ist der Mangel einer brittischen Seemacht in jener Gegend, wohin oft in acht Monaten kein englisches Kriegsschiff kommt, wogegen die Franzosen immer zwei bis drei in der Nähe haben. Während des Vorgangs auf dem Casamanza war auf 500 Meilen kein brittisches Schiff zu sehen, und doch kreuzen das ganze Jahr hindurch gegen 20 englische Kriegsfahrzeuge an der westafrikanischen Küste. Hauptsächlich (fügt die Petition bei) durch den Einfluß der brittischen Besitzungen am Gambia wurde der Sklavenhandel in der Nachbarschaft dieses Stroms, wo er sonst einen seiner größten Märkte hatte, fast ganz unterdrückt; den letzten Nachrichten von dort zufolge aber haben die französischen Behörden am Senegal angefangen, Negersklaven für den Regierungsdienst in Cayenne anzukaufen, und es steht zu fürchten, daß durch dieses Beispiel die Lust zum Sklavenhandel bei den eingebornen Häuptlingen wieder erweckt werde.&#x201C;&#x201C; Der edle Pair fuhr dann fort: &#x201E;Dieser neuere Uebergriff ist von Umständen begleitet, die ihm ein besonderes Interesse beilegen. 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Wo war aber die Ritterlichkeit unserer Regierung gegen das Fräulein Lusitania, da ihr also Gewalt angethan wurde? (Hört!) Wenn man nicht etwa annehmen darf, daß Ihrer Maj. Regierung von diesem, unserm alten Alliirten zugefügten Unrecht keine Kunde hatte, so muß man schließen, daß es künftig völkerrechtlich gestattet seyn soll, schwächeren Staaten dieses oder jenes beliebige Stück ihrer Länder ohne weiteres zu confisciren. In der vorigen Session beregte ich die Uebergriffe welche die Franzosen von Cayenne aus gegen das brasilische Gebiet am Oyapock sich beigehen ließen, und machte auf die Folgen aufmerksam, wenn das unbeachtet geduldet würde. Der edle Viscount lachte über die von mir genannten ausländischen Namen, und meinte, ich übertreibe; etwas hätten die Franzosen dort allerdings genommen, aber es sey weder in commercieller, noch in politischer oder militärischer Hinsicht der Rede werth. Das erinnert mich an die Anekdote von dem Mädchen, das die Unvorsichtigkeit ihrer Schwester mit der Antwort entschuldigte: &#x201E;Es ist wahr, meine Schwester hatte das Unglück, ein Kind zu bekommen, aber es ist ein ganz kleines Kind.&#x201C; (Heiterkeit.) Nun, die Franzosen schaffen sich kleine Kinder an in allen Theilen der Welt. Sie haben so ein &#x201E;little baby&#x201C; in Minorca, bei welchem der edle Graf, der jetzt das geheime Siegel führt (Lord Clarendon), Gevatter zu stehen Lust hat, wie es scheint; an der Westküste von Afrika haben die Franzosen &#x2013; ein fruchtbares Geschlecht von jeher &#x2013; sogar Zwillinge, einen in Portendic, den andern am Casamanza. Ein blühendes Kindlein haben sie ferner in Montevideo, und ein anderes, eilfjähriges, das schon recht wacker parlirt, in Algier. Der edle Viscount sagt zu diesen Peccadillos und Mantelkindern der Jungfrau Francogallia nicht Fi donc! setzt sich aber dadurch dem Vorwurf einer sehr laxen Moralität aus. (Gelächter.) Doch kehren wir zur Sache zurück. Kein einziges Kriegsschiff, von dessen Mast die Flagge Ihrer Maj. wehte, wurde, seitdem diese Beschwerden dauern, in jene Gegend gesandt, um die brittischen Interessen zu überwachen. Die Folge war, daß die Franzosen zwei Jahre lang schalteten und walteten, wie sie wollten, und die Rechte Portugals wie die Rechte Englands mit Füßen traten. Aber wenn das stillschweigend so geduldet wird, wo werden die Franzosen in ihrer Ungebühr Halt machen? Dergleichen geschieht in einer Zeit tiefen Friedens, und ist uns daher nachtheiliger als in Kriegszeiten; denn in Kriegszeiten, Gott sey Dank! wissen wir noch, wie wir unsere Colonien und unsern auswärtigen Handel zu schützen haben, oder wir wußten es wenigstens in jenen altmodischen Tagen, wo ehrliches, muthiges Gefecht Bord an Bord, und nicht politische Wohldienerei den Charakter eines brittischen Seemanns ausmachten und seine Ansprüche auf Auszeichnung und Beförderung begründeten. (Lauter Beifall der Torybänke belohnte diesen Hieb auf die Minister wegen der neulichen Beförderungen der Admirale Fleming und Elliot.) Die Flotten Frankreichs sind uns furchtbarer im Frieden, als sie uns je im Kriege waren. Aber im Interesse Englands, im Interesse Frankreichs selbst liegt es, letzteres Land zu warnen, daß es nicht auf dieser Bahn verharre, welche nothwendig am Ende zu einem Zusammenstoß<lb/></p>
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[0563/0011] die wir so lange von den Franzosen erlitten, so wie durch die Vernachlässigung unserer Beschwerden von Seite unserer Regierung uns gezwungen, ehrerbietig die Eröffnung von Unterhandlungen mit Frankreich anzurathen, um diese Besitzungen an jene Macht, die nach ihnen so begierig scheint, zu verkaufen. Dann könnten wir mindestens unser Eigenthum gegen eine Entschädigung von dort zurückziehen, oder unsern Handel unter der französischen Regierung fortsetzen, die uns schützen würde.““ Lord Strangford wies mit Nachdruck auf das Beschämende hin, das in diesem Petitum für Ihrer Maj. Minister liege, und las dann, bekannte frühere Streithandel an der Küste von Portendic übergehend, aus der Bittschrift weiter vor, was die dortigen Vorgänge im Aug. v. J. betrifft. *) *) „„Die Franzosen,“ heißt es da, „haben in Verfolg ihrer Politik, die Zahl ihrer Niederlassungen an der Küste zu vermehren und zugleich die Wohlfahrt der brittischen zu zerstören, neuerlich Ansiedelungen am Casamanza, diesem der brittischen Hauptbesitzung Gambia nahen Fluß, errichtet. Nachdem sie daselbst Forts angelegt, haben sie gegen die brittischen Handelsleute systematisch mit einer Reihe von Uebergriffen und Vexationen begonnen. Sie intriguirten, um die Engländer von dem Casamanza zu vertreiben, mit den Eingebornen, die jedoch darauf nicht eingingen, sondern erklärten, der Handel sey für Alle offen. Nach diesem fehlgeschlagenen Versuch ließen sie zwei nach Gambia gehörige englische Handelsschiffe, den Charles Grant und den Highland, mit französischen Soldaten besetzen und von der Stadt Sidjou, wo dieselben gesetzlichen Handel trieben, gewaltsam entfernen. Beide Fahrzeuge blieben mit ihren Ladungen in den Händen der Angreifer. Durch solchen Unfug, wenn er, wie dieß bis jetzt der Fall war, ungeahndet bleibt, werden die Engländer in den Augen der Eingebornen entehrt und das Vertrauen ganz vernichtet. Der Hauptanlaß dieser seit Jahren, trotz so mancher Vorstellungen des Gouverneurs von Gambia, fortdauernden Uebergriffe der Franzosen ist der Mangel einer brittischen Seemacht in jener Gegend, wohin oft in acht Monaten kein englisches Kriegsschiff kommt, wogegen die Franzosen immer zwei bis drei in der Nähe haben. Während des Vorgangs auf dem Casamanza war auf 500 Meilen kein brittisches Schiff zu sehen, und doch kreuzen das ganze Jahr hindurch gegen 20 englische Kriegsfahrzeuge an der westafrikanischen Küste. Hauptsächlich (fügt die Petition bei) durch den Einfluß der brittischen Besitzungen am Gambia wurde der Sklavenhandel in der Nachbarschaft dieses Stroms, wo er sonst einen seiner größten Märkte hatte, fast ganz unterdrückt; den letzten Nachrichten von dort zufolge aber haben die französischen Behörden am Senegal angefangen, Negersklaven für den Regierungsdienst in Cayenne anzukaufen, und es steht zu fürchten, daß durch dieses Beispiel die Lust zum Sklavenhandel bei den eingebornen Häuptlingen wieder erweckt werde.““ Der edle Pair fuhr dann fort: „Dieser neuere Uebergriff ist von Umständen begleitet, die ihm ein besonderes Interesse beilegen. Das Gebiet, auf welchem von den Franzosen dem brittischen Handel diese Unbilden zugefügt wurden, gehört Frankreich so wenig als uns, sondern war von jeher eine portugiesische Besitzung. Die französische Regierung eröffnete darüber keine Unterhandlungen mit Portugal, sondern bemächtigte sich vi et armis eines portugiesischen Gebietstheils; – warum? Weil Portugal eine schwache Macht ist. Nach den sittlichen und rechtlichen Principien von heutzutage scheint es – und ich spreche hier nicht von Frankreich allein – zuläßlich, daß der Stärkere den Schwächern beraube oder unterdrücke. Als der edle Viscount im Mai v. J. die Regierung wieder übernahm, da sagte er uns, er habe es im Geiste der Ritterlichkeit gethan. (Hört! und Lachen.) Der Codex des Ritterthums schreibt vor, nicht bloß die Damen zu beschützen, sondern – wie Jedem aus seinem Cervantes erinnerlich seyn wird (Gelächter) – überhaupt sich der Schwachen anzunehmen und alle Ungebühr abzustellen. Wo war aber die Ritterlichkeit unserer Regierung gegen das Fräulein Lusitania, da ihr also Gewalt angethan wurde? (Hört!) Wenn man nicht etwa annehmen darf, daß Ihrer Maj. Regierung von diesem, unserm alten Alliirten zugefügten Unrecht keine Kunde hatte, so muß man schließen, daß es künftig völkerrechtlich gestattet seyn soll, schwächeren Staaten dieses oder jenes beliebige Stück ihrer Länder ohne weiteres zu confisciren. In der vorigen Session beregte ich die Uebergriffe welche die Franzosen von Cayenne aus gegen das brasilische Gebiet am Oyapock sich beigehen ließen, und machte auf die Folgen aufmerksam, wenn das unbeachtet geduldet würde. Der edle Viscount lachte über die von mir genannten ausländischen Namen, und meinte, ich übertreibe; etwas hätten die Franzosen dort allerdings genommen, aber es sey weder in commercieller, noch in politischer oder militärischer Hinsicht der Rede werth. Das erinnert mich an die Anekdote von dem Mädchen, das die Unvorsichtigkeit ihrer Schwester mit der Antwort entschuldigte: „Es ist wahr, meine Schwester hatte das Unglück, ein Kind zu bekommen, aber es ist ein ganz kleines Kind.“ (Heiterkeit.) Nun, die Franzosen schaffen sich kleine Kinder an in allen Theilen der Welt. Sie haben so ein „little baby“ in Minorca, bei welchem der edle Graf, der jetzt das geheime Siegel führt (Lord Clarendon), Gevatter zu stehen Lust hat, wie es scheint; an der Westküste von Afrika haben die Franzosen – ein fruchtbares Geschlecht von jeher – sogar Zwillinge, einen in Portendic, den andern am Casamanza. Ein blühendes Kindlein haben sie ferner in Montevideo, und ein anderes, eilfjähriges, das schon recht wacker parlirt, in Algier. Der edle Viscount sagt zu diesen Peccadillos und Mantelkindern der Jungfrau Francogallia nicht Fi donc! setzt sich aber dadurch dem Vorwurf einer sehr laxen Moralität aus. (Gelächter.) Doch kehren wir zur Sache zurück. Kein einziges Kriegsschiff, von dessen Mast die Flagge Ihrer Maj. wehte, wurde, seitdem diese Beschwerden dauern, in jene Gegend gesandt, um die brittischen Interessen zu überwachen. Die Folge war, daß die Franzosen zwei Jahre lang schalteten und walteten, wie sie wollten, und die Rechte Portugals wie die Rechte Englands mit Füßen traten. Aber wenn das stillschweigend so geduldet wird, wo werden die Franzosen in ihrer Ungebühr Halt machen? Dergleichen geschieht in einer Zeit tiefen Friedens, und ist uns daher nachtheiliger als in Kriegszeiten; denn in Kriegszeiten, Gott sey Dank! wissen wir noch, wie wir unsere Colonien und unsern auswärtigen Handel zu schützen haben, oder wir wußten es wenigstens in jenen altmodischen Tagen, wo ehrliches, muthiges Gefecht Bord an Bord, und nicht politische Wohldienerei den Charakter eines brittischen Seemanns ausmachten und seine Ansprüche auf Auszeichnung und Beförderung begründeten. (Lauter Beifall der Torybänke belohnte diesen Hieb auf die Minister wegen der neulichen Beförderungen der Admirale Fleming und Elliot.) Die Flotten Frankreichs sind uns furchtbarer im Frieden, als sie uns je im Kriege waren. Aber im Interesse Englands, im Interesse Frankreichs selbst liegt es, letzteres Land zu warnen, daß es nicht auf dieser Bahn verharre, welche nothwendig am Ende zu einem Zusammenstoß *) Vergl. den Artikel „die Franzosen und die Engländer auf der Westküste von Afrika“ in der Beilage zu Nro. 22 der Allgem. Zeitung. – Auch die portugiesische Regierung soll Lust haben, wegen der Vorgänge am Casamanza Vorstellungen an die französische Regierung zu richten.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 71. Augsburg, 11. März 1840, S. 0563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_071_18400311/11>, abgerufen am 21.11.2024.