Allgemeine Zeitung. Nr. 73. Augsburg, 13. März 1840.nun wiederholt proclamiren zu wollen, daß keine Regierung ohne Mißbrauch der Gewalt existiren könne." (Heftiges Murren. Zur Abstimmung!) Hr. Teste erhebt sich mit großem Aufwand von Beredsamkeit gegen Lehren, die man ihm zuschieben wolle; er erhält dabei vielfache Aeußerungen des Beifalls von Seite der Kammer. "Eine blutige bloß örtliche Repression, sagt er, ist besser als die Einführung der Anarchie in die Gesellschaft. (Sehr gut!) Diese Erläuterungen mögen um so mehr genügen, als der Einfluß der Justiz nicht wenig zur Herstellung der Ruhe im Departement der Sarthe beigetragen hat." Hr. Dugabe wollte repliciren, die Unruhe der Kammer und das Geschrei des Centrums ließ ihn aber nicht mehr zum Wort kommen. Er kehrte auf seinen Platz mit der Erklärung zurück, er habe dieß erwartet; man sehe aber jetzt, wenn man Unglückliche vertheidigen wolle.... Neuer Lärm und Ruf zur Ordnung. Hr. Dupin suchte ihm noch einmal das Wort zu verschaffen. Hr. Dugabe gab darauf noch eine kurze Erklärung dahin, wenn eine Bevölkerung sich beklage, so müsse man fest und würdig zugleich sprechen, so daß die Gemüther dadurch versöhnt würden. Dieß sey nicht geschehen, und ihm könne es genügen, der Kammer und dem Lande die Thatsachen vorgelegt zu haben. Marschall Clauzel fragt, ob alle Verwundeten oder Getödeten von Foix an der Insurrection gegen den Präfecten Theil genommen hätten. Hr. Thiers erklärt, daß sich unmöglich darauf antworten lasse, da selbst die Justiz keine hinreichenden Anzeigen habe ausfinden können. Er und der Minister des Innern hätten die Sache mit um so größerer Unbefangenheit untersucht, als die Thatsachen sich an die vorherige Administration knüpften. In dem Augenblick, wo sich die Behörde der Emeute gegenüber gesehen, habe sie nicht bewaffnete Macht genug gehabt, den Ausbruch und den Zusammenstoß zu verhindern. Nachdem aber dieser Zusammenstoß einmal erfolgt gewesen, habe der Präfect nicht nachgeben können, und das Ministerium dürfe nicht auf der Tribune einen Beamten tadeln, der bis aufs Aeußerste das Gesetz aufrecht erhalten habe. Marschall Clauzel bemerkt, es bleibe in jedem Fall wahr, daß Greise und Kinder getroffen worden seyen. Hr. Dupin erwiedert, dieß sey allerdings ein großes Unglück, aber es sey unvermeidlich. Es habe eine Emeute stattgefunden, das Gesetz sey vollzogen worden, und man habe wohl daran gethan. Darauf ward von der Kammer fast mit Stimmeneinhelligkeit beschlossen, zur Tagesordnung überzugehen. Von den Journalurtheilen über die obige Kammersitzung ist das des Courrier francais bemerkenswerth: "Wir bedauern, sagt dieses Blatt, daß Hr. Dugabe, der die Debatte mit einer sehr gemäßigten Darstellung der Vorgänge in Foix begonnen, nicht eingesehen hat, daß man nach der Rede des Hrn. v. Remusat die Sache nicht weiter treiben dürfe, denn man hatte Alles erlangt, was das Ministerium, wenn es seine Pflicht berücksichtigte, zugestehen konnte. Zum erstenmal seit drei Jahren hat das Ministerium die Wahrheit gesagt, und nur an das Rechtsgefühl der Kammer sich gewendet. Die Kälte, mit welcher die Worte der HH. Thiers und Remusat vom Centrum aufgenommen worden, mag zum Beweis dienen, wie sehr dieser Theil der Kammer das Gefühl dessen, was gerecht und gut ist, verloren hat." Die Gazette de France bemerkt zu dieser Schutznahme des Ministeriums von Seite des Courrier: "Wenn auch der Courrier nicht ganz ministeriell der Theorie nach ist, so gleicht sein praktischer Ministerialismus doch dem, welchen das Journal des Debats in seinen schönsten Tagen gezeigt hat. Wenn man dem Courrier glauben darf, so war es seit drei Jahren das erstemal, daß die Regierung Recht hatte, das heißt so viel, als es war das erstemal, daß die Linke ihr Recht gab." (Temps.) Das letzte Paketboot der Levante hat uns Nachrichten von unserm Botschafter in Persien bis zum 10 Jan. gebracht. Graf v. Sercey befand sich damals in Bajazid, und sollte in einigen Tagen das persische Gebiet betreten. Große Schwierigkeiten mußte er überwinden, um die letzten Gebirge zu übersteigen, die ihn noch von Persien trennten; es gelang ihm dieß ohne Unfall. Während seiner Reise durch das Paschalik von Erzerum wurden ihm von Seite der türkischen Regierung alle möglichen Aufmerksamkeiten erwiesen. Hafis Pascha nahm die Gesandtschaft mit wahrhaft fürstlicher Gastlichkeit auf, und unsre Landsleute können nicht Worte genug finden, die Freundlichkeit und den Edelmuth des Pascha's zu loben. Eine starke persische Escorte erwartete den Grafen v. Sercey an der Gränze. Man hat allen Grund zu hoffen, daß die Gesandtschaft ohne weitere Unfälle ihr Ziel erreichen werde. Paris 6 März. Der achtbare, jetzt zum Minister gewordene Hr. Jaubert hat vor 14 Tagen in der Kammer einen Gegenstand zur Sprache gebracht, der einen auffallenden Beweis liefert, wie sehr man über den Kammerstreitigkeiten die besten Interessen des Landes vergißt. Frankreich hat seit den Jahren 1820 ein ganzes Canalsystem hergestellt, das aber zur Zeit einen dem Aufwand (6 bis 700 Millionen) nur wenig entsprechenden Nutzen gewährt, weil die Canäle noch nicht beendigt, oder weil die Canalzölle zu hoch angesetzt sind, oder wegen mangelhafter Einrichtung bei den Schleußen etc. Im J. 1838 ward eine Commission niedergesetzt, welche Vorschläge machen sollte, wie diesen Uebelständen abzuhelfen sey. Die Commission hat seit jener Zeit Sitzungen gehalten, ist aber noch nicht zur Berichterstattung gekommen, und durch die Ministerialveränderung sind nun ihre Arbeiten aufs neue unterbrochen worden. Canäle, welche nach Verfluß von acht Jahren nach dem Beginn des Baues hätten fertig seyn sollen, befinden sich nach siebzehn Jahren noch in einem unbrauchbaren Zustand, wie z. B. der Canal von Berry. Im Ganzen ist die Administration immer um acht bis zehn Jahre mit ihren Versprechungen im Rückstand geblieben. Man schätzt die Gesammtlänge der bereits zum Gebrauch eröffneten Canäle auf 600 Lieues. Davon haben aber viele nicht die Hälfte oder den dritten Theil des erforderlichen Wassers. Bei andern fehlen noch die Ziehpferde oder die Communicationsmittel mit den Flößen und Städten, die sie in Verbindung setzen sollen. Die Canalzolltarife sind über alles Verhältniß hoch, und bei den verschiedenen Zollsätzen sind die gemeinsten Rücksichten der Klugheit und der Finanz außer Acht gelassen worden; insbesondere sind Steinkohlen, Salz, Bau- und Brennholz so unvernünftig hoch taxirt, daß es zum Theil unmöglich ist, diese Artikel darauf zu transportiren. Bekanntlich fallen in den ersten Zeiten nach Erbauung eines Canals häufig Reparaturen vor; das Werk gewinnt erst mit der Zeit Festigkeit. Nun sind aber der Förmlichkeiten bei der Staatsadministration so viele und der Geschäftsgang ist so schleppend, daß man die Durchbrüche erst recht groß werden läßt, bevor man dazu kommt, ihnen Einhalt zu thun. Die Einrichtung bei den Schleußen ist unter aller Kritik schlecht; die Durchgänge, welche nach der Berechnung in fünf Minuten statt haben sollten, nehmen in der Regel Stunden, ja wenn mehrere Fahrzeuge zusammen kommen, ganze Tage in Anspruch. Man scheint in Frankreich noch gar nicht zu wissen, daß in England und Nordamerika der Durchgang bei den Schleußen auch in der Nachtzeit fortgesetzt wird. Der Plan des Hrn. Jaubert geht nun dahin, die Cenäle auf 68 Jahre zu verpachten. Der Staat sollte die zu ihrer Vollendung erforderlichen nun wiederholt proclamiren zu wollen, daß keine Regierung ohne Mißbrauch der Gewalt existiren könne.“ (Heftiges Murren. Zur Abstimmung!) Hr. Teste erhebt sich mit großem Aufwand von Beredsamkeit gegen Lehren, die man ihm zuschieben wolle; er erhält dabei vielfache Aeußerungen des Beifalls von Seite der Kammer. „Eine blutige bloß örtliche Repression, sagt er, ist besser als die Einführung der Anarchie in die Gesellschaft. (Sehr gut!) Diese Erläuterungen mögen um so mehr genügen, als der Einfluß der Justiz nicht wenig zur Herstellung der Ruhe im Departement der Sarthe beigetragen hat.“ Hr. Dugabé wollte repliciren, die Unruhe der Kammer und das Geschrei des Centrums ließ ihn aber nicht mehr zum Wort kommen. Er kehrte auf seinen Platz mit der Erklärung zurück, er habe dieß erwartet; man sehe aber jetzt, wenn man Unglückliche vertheidigen wolle.... Neuer Lärm und Ruf zur Ordnung. Hr. Dupin suchte ihm noch einmal das Wort zu verschaffen. Hr. Dugabé gab darauf noch eine kurze Erklärung dahin, wenn eine Bevölkerung sich beklage, so müsse man fest und würdig zugleich sprechen, so daß die Gemüther dadurch versöhnt würden. Dieß sey nicht geschehen, und ihm könne es genügen, der Kammer und dem Lande die Thatsachen vorgelegt zu haben. Marschall Clauzel fragt, ob alle Verwundeten oder Getödeten von Foix an der Insurrection gegen den Präfecten Theil genommen hätten. Hr. Thiers erklärt, daß sich unmöglich darauf antworten lasse, da selbst die Justiz keine hinreichenden Anzeigen habe ausfinden können. Er und der Minister des Innern hätten die Sache mit um so größerer Unbefangenheit untersucht, als die Thatsachen sich an die vorherige Administration knüpften. In dem Augenblick, wo sich die Behörde der Emeute gegenüber gesehen, habe sie nicht bewaffnete Macht genug gehabt, den Ausbruch und den Zusammenstoß zu verhindern. Nachdem aber dieser Zusammenstoß einmal erfolgt gewesen, habe der Präfect nicht nachgeben können, und das Ministerium dürfe nicht auf der Tribune einen Beamten tadeln, der bis aufs Aeußerste das Gesetz aufrecht erhalten habe. Marschall Clauzel bemerkt, es bleibe in jedem Fall wahr, daß Greise und Kinder getroffen worden seyen. Hr. Dupin erwiedert, dieß sey allerdings ein großes Unglück, aber es sey unvermeidlich. Es habe eine Emeute stattgefunden, das Gesetz sey vollzogen worden, und man habe wohl daran gethan. Darauf ward von der Kammer fast mit Stimmeneinhelligkeit beschlossen, zur Tagesordnung überzugehen. Von den Journalurtheilen über die obige Kammersitzung ist das des Courrier français bemerkenswerth: „Wir bedauern, sagt dieses Blatt, daß Hr. Dugabé, der die Debatte mit einer sehr gemäßigten Darstellung der Vorgänge in Foix begonnen, nicht eingesehen hat, daß man nach der Rede des Hrn. v. Remusat die Sache nicht weiter treiben dürfe, denn man hatte Alles erlangt, was das Ministerium, wenn es seine Pflicht berücksichtigte, zugestehen konnte. Zum erstenmal seit drei Jahren hat das Ministerium die Wahrheit gesagt, und nur an das Rechtsgefühl der Kammer sich gewendet. Die Kälte, mit welcher die Worte der HH. Thiers und Remusat vom Centrum aufgenommen worden, mag zum Beweis dienen, wie sehr dieser Theil der Kammer das Gefühl dessen, was gerecht und gut ist, verloren hat.“ Die Gazette de France bemerkt zu dieser Schutznahme des Ministeriums von Seite des Courrier: „Wenn auch der Courrier nicht ganz ministeriell der Theorie nach ist, so gleicht sein praktischer Ministerialismus doch dem, welchen das Journal des Débats in seinen schönsten Tagen gezeigt hat. Wenn man dem Courrier glauben darf, so war es seit drei Jahren das erstemal, daß die Regierung Recht hatte, das heißt so viel, als es war das erstemal, daß die Linke ihr Recht gab.“ (Temps.) Das letzte Paketboot der Levante hat uns Nachrichten von unserm Botschafter in Persien bis zum 10 Jan. gebracht. Graf v. Sercey befand sich damals in Bajazid, und sollte in einigen Tagen das persische Gebiet betreten. Große Schwierigkeiten mußte er überwinden, um die letzten Gebirge zu übersteigen, die ihn noch von Persien trennten; es gelang ihm dieß ohne Unfall. Während seiner Reise durch das Paschalik von Erzerum wurden ihm von Seite der türkischen Regierung alle möglichen Aufmerksamkeiten erwiesen. Hafis Pascha nahm die Gesandtschaft mit wahrhaft fürstlicher Gastlichkeit auf, und unsre Landsleute können nicht Worte genug finden, die Freundlichkeit und den Edelmuth des Pascha's zu loben. Eine starke persische Escorte erwartete den Grafen v. Sercey an der Gränze. Man hat allen Grund zu hoffen, daß die Gesandtschaft ohne weitere Unfälle ihr Ziel erreichen werde. Paris 6 März. Der achtbare, jetzt zum Minister gewordene Hr. Jaubert hat vor 14 Tagen in der Kammer einen Gegenstand zur Sprache gebracht, der einen auffallenden Beweis liefert, wie sehr man über den Kammerstreitigkeiten die besten Interessen des Landes vergißt. Frankreich hat seit den Jahren 1820 ein ganzes Canalsystem hergestellt, das aber zur Zeit einen dem Aufwand (6 bis 700 Millionen) nur wenig entsprechenden Nutzen gewährt, weil die Canäle noch nicht beendigt, oder weil die Canalzölle zu hoch angesetzt sind, oder wegen mangelhafter Einrichtung bei den Schleußen etc. Im J. 1838 ward eine Commission niedergesetzt, welche Vorschläge machen sollte, wie diesen Uebelständen abzuhelfen sey. Die Commission hat seit jener Zeit Sitzungen gehalten, ist aber noch nicht zur Berichterstattung gekommen, und durch die Ministerialveränderung sind nun ihre Arbeiten aufs neue unterbrochen worden. Canäle, welche nach Verfluß von acht Jahren nach dem Beginn des Baues hätten fertig seyn sollen, befinden sich nach siebzehn Jahren noch in einem unbrauchbaren Zustand, wie z. B. der Canal von Berry. Im Ganzen ist die Administration immer um acht bis zehn Jahre mit ihren Versprechungen im Rückstand geblieben. Man schätzt die Gesammtlänge der bereits zum Gebrauch eröffneten Canäle auf 600 Lieues. Davon haben aber viele nicht die Hälfte oder den dritten Theil des erforderlichen Wassers. Bei andern fehlen noch die Ziehpferde oder die Communicationsmittel mit den Flößen und Städten, die sie in Verbindung setzen sollen. Die Canalzolltarife sind über alles Verhältniß hoch, und bei den verschiedenen Zollsätzen sind die gemeinsten Rücksichten der Klugheit und der Finanz außer Acht gelassen worden; insbesondere sind Steinkohlen, Salz, Bau- und Brennholz so unvernünftig hoch taxirt, daß es zum Theil unmöglich ist, diese Artikel darauf zu transportiren. Bekanntlich fallen in den ersten Zeiten nach Erbauung eines Canals häufig Reparaturen vor; das Werk gewinnt erst mit der Zeit Festigkeit. Nun sind aber der Förmlichkeiten bei der Staatsadministration so viele und der Geschäftsgang ist so schleppend, daß man die Durchbrüche erst recht groß werden läßt, bevor man dazu kommt, ihnen Einhalt zu thun. Die Einrichtung bei den Schleußen ist unter aller Kritik schlecht; die Durchgänge, welche nach der Berechnung in fünf Minuten statt haben sollten, nehmen in der Regel Stunden, ja wenn mehrere Fahrzeuge zusammen kommen, ganze Tage in Anspruch. Man scheint in Frankreich noch gar nicht zu wissen, daß in England und Nordamerika der Durchgang bei den Schleußen auch in der Nachtzeit fortgesetzt wird. Der Plan des Hrn. Jaubert geht nun dahin, die Cenäle auf 68 Jahre zu verpachten. 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Große Schwierigkeiten mußte er überwinden, um die letzten Gebirge zu übersteigen, die ihn noch von Persien trennten; es gelang ihm dieß ohne Unfall. Während seiner Reise durch das Paschalik von Erzerum wurden ihm von Seite der türkischen Regierung alle möglichen Aufmerksamkeiten erwiesen. Hafis Pascha nahm die Gesandtschaft mit wahrhaft fürstlicher Gastlichkeit auf, und unsre Landsleute können nicht Worte genug finden, die Freundlichkeit und den Edelmuth des Pascha's zu loben. Eine starke persische Escorte erwartete den Grafen v. Sercey an der Gränze. Man hat allen Grund zu hoffen, daß die Gesandtschaft ohne weitere Unfälle ihr Ziel erreichen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Paris</hi> 6 März.</dateline> <p> Der achtbare, jetzt zum Minister gewordene Hr. 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Canäle, welche nach Verfluß von acht Jahren nach dem Beginn des Baues hätten fertig seyn sollen, befinden sich nach siebzehn Jahren noch in einem unbrauchbaren Zustand, wie z. B. der Canal von Berry. Im Ganzen ist die Administration immer um acht bis zehn Jahre mit ihren Versprechungen im Rückstand geblieben. Man schätzt die Gesammtlänge der bereits zum Gebrauch eröffneten Canäle auf 600 Lieues. Davon haben aber viele nicht die Hälfte oder den dritten Theil des erforderlichen Wassers. Bei andern fehlen noch die Ziehpferde oder die Communicationsmittel mit den Flößen und Städten, die sie in Verbindung setzen sollen. Die Canalzolltarife sind über alles Verhältniß hoch, und bei den verschiedenen Zollsätzen sind die gemeinsten Rücksichten der Klugheit und der Finanz außer Acht gelassen worden; insbesondere sind Steinkohlen, Salz, Bau- und Brennholz so unvernünftig hoch taxirt, daß es zum Theil unmöglich ist, diese Artikel darauf zu transportiren. Bekanntlich fallen in den ersten Zeiten nach Erbauung eines Canals häufig Reparaturen vor; das Werk gewinnt erst mit der Zeit Festigkeit. Nun sind aber der Förmlichkeiten bei der Staatsadministration so viele und der Geschäftsgang ist so schleppend, daß man die Durchbrüche erst recht groß werden läßt, bevor man dazu kommt, ihnen Einhalt zu thun. Die Einrichtung bei den Schleußen ist unter aller Kritik schlecht; die Durchgänge, welche nach der Berechnung in fünf Minuten statt haben sollten, nehmen in der Regel Stunden, ja wenn mehrere Fahrzeuge zusammen kommen, ganze Tage in Anspruch. Man scheint in Frankreich noch gar nicht zu wissen, daß in England und Nordamerika der Durchgang bei den Schleußen auch in der Nachtzeit fortgesetzt wird. Der Plan des Hrn. Jaubert geht nun dahin, die Cenäle auf 68 Jahre zu verpachten. Der Staat sollte die zu ihrer Vollendung erforderlichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0579/0003]
nun wiederholt proclamiren zu wollen, daß keine Regierung ohne Mißbrauch der Gewalt existiren könne.“ (Heftiges Murren. Zur Abstimmung!) Hr. Teste erhebt sich mit großem Aufwand von Beredsamkeit gegen Lehren, die man ihm zuschieben wolle; er erhält dabei vielfache Aeußerungen des Beifalls von Seite der Kammer. „Eine blutige bloß örtliche Repression, sagt er, ist besser als die Einführung der Anarchie in die Gesellschaft. (Sehr gut!) Diese Erläuterungen mögen um so mehr genügen, als der Einfluß der Justiz nicht wenig zur Herstellung der Ruhe im Departement der Sarthe beigetragen hat.“ Hr. Dugabé wollte repliciren, die Unruhe der Kammer und das Geschrei des Centrums ließ ihn aber nicht mehr zum Wort kommen. Er kehrte auf seinen Platz mit der Erklärung zurück, er habe dieß erwartet; man sehe aber jetzt, wenn man Unglückliche vertheidigen wolle.... Neuer Lärm und Ruf zur Ordnung. Hr. Dupin suchte ihm noch einmal das Wort zu verschaffen. Hr. Dugabé gab darauf noch eine kurze Erklärung dahin, wenn eine Bevölkerung sich beklage, so müsse man fest und würdig zugleich sprechen, so daß die Gemüther dadurch versöhnt würden. Dieß sey nicht geschehen, und ihm könne es genügen, der Kammer und dem Lande die Thatsachen vorgelegt zu haben. Marschall Clauzel fragt, ob alle Verwundeten oder Getödeten von Foix an der Insurrection gegen den Präfecten Theil genommen hätten. Hr. Thiers erklärt, daß sich unmöglich darauf antworten lasse, da selbst die Justiz keine hinreichenden Anzeigen habe ausfinden können. Er und der Minister des Innern hätten die Sache mit um so größerer Unbefangenheit untersucht, als die Thatsachen sich an die vorherige Administration knüpften. In dem Augenblick, wo sich die Behörde der Emeute gegenüber gesehen, habe sie nicht bewaffnete Macht genug gehabt, den Ausbruch und den Zusammenstoß zu verhindern. Nachdem aber dieser Zusammenstoß einmal erfolgt gewesen, habe der Präfect nicht nachgeben können, und das Ministerium dürfe nicht auf der Tribune einen Beamten tadeln, der bis aufs Aeußerste das Gesetz aufrecht erhalten habe. Marschall Clauzel bemerkt, es bleibe in jedem Fall wahr, daß Greise und Kinder getroffen worden seyen. Hr. Dupin erwiedert, dieß sey allerdings ein großes Unglück, aber es sey unvermeidlich. Es habe eine Emeute stattgefunden, das Gesetz sey vollzogen worden, und man habe wohl daran gethan. Darauf ward von der Kammer fast mit Stimmeneinhelligkeit beschlossen, zur Tagesordnung überzugehen.
Von den Journalurtheilen über die obige Kammersitzung ist das des Courrier français bemerkenswerth: „Wir bedauern, sagt dieses Blatt, daß Hr. Dugabé, der die Debatte mit einer sehr gemäßigten Darstellung der Vorgänge in Foix begonnen, nicht eingesehen hat, daß man nach der Rede des Hrn. v. Remusat die Sache nicht weiter treiben dürfe, denn man hatte Alles erlangt, was das Ministerium, wenn es seine Pflicht berücksichtigte, zugestehen konnte. Zum erstenmal seit drei Jahren hat das Ministerium die Wahrheit gesagt, und nur an das Rechtsgefühl der Kammer sich gewendet. Die Kälte, mit welcher die Worte der HH. Thiers und Remusat vom Centrum aufgenommen worden, mag zum Beweis dienen, wie sehr dieser Theil der Kammer das Gefühl dessen, was gerecht und gut ist, verloren hat.“
Die Gazette de France bemerkt zu dieser Schutznahme des Ministeriums von Seite des Courrier: „Wenn auch der Courrier nicht ganz ministeriell der Theorie nach ist, so gleicht sein praktischer Ministerialismus doch dem, welchen das Journal des Débats in seinen schönsten Tagen gezeigt hat. Wenn man dem Courrier glauben darf, so war es seit drei Jahren das erstemal, daß die Regierung Recht hatte, das heißt so viel, als es war das erstemal, daß die Linke ihr Recht gab.“
(Temps.) Das letzte Paketboot der Levante hat uns Nachrichten von unserm Botschafter in Persien bis zum 10 Jan. gebracht. Graf v. Sercey befand sich damals in Bajazid, und sollte in einigen Tagen das persische Gebiet betreten. Große Schwierigkeiten mußte er überwinden, um die letzten Gebirge zu übersteigen, die ihn noch von Persien trennten; es gelang ihm dieß ohne Unfall. Während seiner Reise durch das Paschalik von Erzerum wurden ihm von Seite der türkischen Regierung alle möglichen Aufmerksamkeiten erwiesen. Hafis Pascha nahm die Gesandtschaft mit wahrhaft fürstlicher Gastlichkeit auf, und unsre Landsleute können nicht Worte genug finden, die Freundlichkeit und den Edelmuth des Pascha's zu loben. Eine starke persische Escorte erwartete den Grafen v. Sercey an der Gränze. Man hat allen Grund zu hoffen, daß die Gesandtschaft ohne weitere Unfälle ihr Ziel erreichen werde.
_ Paris 6 März. Der achtbare, jetzt zum Minister gewordene Hr. Jaubert hat vor 14 Tagen in der Kammer einen Gegenstand zur Sprache gebracht, der einen auffallenden Beweis liefert, wie sehr man über den Kammerstreitigkeiten die besten Interessen des Landes vergißt. Frankreich hat seit den Jahren 1820 ein ganzes Canalsystem hergestellt, das aber zur Zeit einen dem Aufwand (6 bis 700 Millionen) nur wenig entsprechenden Nutzen gewährt, weil die Canäle noch nicht beendigt, oder weil die Canalzölle zu hoch angesetzt sind, oder wegen mangelhafter Einrichtung bei den Schleußen etc. Im J. 1838 ward eine Commission niedergesetzt, welche Vorschläge machen sollte, wie diesen Uebelständen abzuhelfen sey. Die Commission hat seit jener Zeit Sitzungen gehalten, ist aber noch nicht zur Berichterstattung gekommen, und durch die Ministerialveränderung sind nun ihre Arbeiten aufs neue unterbrochen worden. Canäle, welche nach Verfluß von acht Jahren nach dem Beginn des Baues hätten fertig seyn sollen, befinden sich nach siebzehn Jahren noch in einem unbrauchbaren Zustand, wie z. B. der Canal von Berry. Im Ganzen ist die Administration immer um acht bis zehn Jahre mit ihren Versprechungen im Rückstand geblieben. Man schätzt die Gesammtlänge der bereits zum Gebrauch eröffneten Canäle auf 600 Lieues. Davon haben aber viele nicht die Hälfte oder den dritten Theil des erforderlichen Wassers. Bei andern fehlen noch die Ziehpferde oder die Communicationsmittel mit den Flößen und Städten, die sie in Verbindung setzen sollen. Die Canalzolltarife sind über alles Verhältniß hoch, und bei den verschiedenen Zollsätzen sind die gemeinsten Rücksichten der Klugheit und der Finanz außer Acht gelassen worden; insbesondere sind Steinkohlen, Salz, Bau- und Brennholz so unvernünftig hoch taxirt, daß es zum Theil unmöglich ist, diese Artikel darauf zu transportiren. Bekanntlich fallen in den ersten Zeiten nach Erbauung eines Canals häufig Reparaturen vor; das Werk gewinnt erst mit der Zeit Festigkeit. Nun sind aber der Förmlichkeiten bei der Staatsadministration so viele und der Geschäftsgang ist so schleppend, daß man die Durchbrüche erst recht groß werden läßt, bevor man dazu kommt, ihnen Einhalt zu thun. Die Einrichtung bei den Schleußen ist unter aller Kritik schlecht; die Durchgänge, welche nach der Berechnung in fünf Minuten statt haben sollten, nehmen in der Regel Stunden, ja wenn mehrere Fahrzeuge zusammen kommen, ganze Tage in Anspruch. Man scheint in Frankreich noch gar nicht zu wissen, daß in England und Nordamerika der Durchgang bei den Schleußen auch in der Nachtzeit fortgesetzt wird. Der Plan des Hrn. Jaubert geht nun dahin, die Cenäle auf 68 Jahre zu verpachten. Der Staat sollte die zu ihrer Vollendung erforderlichen
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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