Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg, 19. März 1840.

Jetzt sind bereits zwei Monate verflossen, und noch ist der Congreß nicht definitiv organisirt. Noch ist es unentschieden, ob die demokratische oder die Whig-Denomination der Mitglieder von New-Jersey die gültige ist, und ganz auf gleiche Art ist auch eine Anzahl Sitze für Pennsylvanien frei geblieben. Das sind keine guten Vorzeichen für die Zukunft; denn es wird hieraus mehr und mehr die von mir bereits in meinem Letzten ausgesprochene Ansicht klar, daß ohne bedeutende Vergrößerung der dem Präsidenten ertheilten executiven Gewalt unsere Republik ihrer anarchischen Auflösung entgegenschreitet, so wie es denn auch jetzt den unbedeutendsten Talenten einleuchtet, daß der von der Regierung bis zu diesem Augenblick fortgesetzte Kampf gegen das Banksystem entweder unser ganzes Handelssystem und die damit verbundenen inneren Verbesserungen ändern, oder der Verfassung selbst gefährlich werden muß. Jetzt dürfte wohl das erstere zu erwarten seyn; denn es ist nun außer allem Zweifel daß das Subtreasurysystem noch während dieser Congreßsitzung durchgehen und zum Landesgesetz erhoben werden wird. Auf das nun hoffen die Whigs, weil sie einen fast allgemeinen Bankerott in Folge dieses Schrittes für unvermeidlich halten, und weil die hiedurch verringerte Staatseinnahme, verbunden mit der nothwendigen Vermehrung der Beamten eine directe Besteuerung des Volkes aller Staaten nach sich ziehen dürfte. *) Bis hieher, meinen sie, und nicht weiter erstrecke sich der Enthusiasmus unserer Demokraten, aber von dem Augenblick an, wo es sich darum handle, mit der Hand in die Tasche zu greifen, schreien sie über Usurpation, Unterdrückung, Corruption u. dgl. Diesen Augenblick müsse man daher abwarten, oder vielmehr durch das Subtreasurysystem herbeizuführen suchen. So weit die Whigs. - Die conservative, eine sehr kleine zwischen Whigs und Locofocos mitten inne stehende Partei hofft sodannn nochmals das Reich der Petbanken zu erneuern oder stimmt wohl gar zum Behufe der Vereinigung mit den Whigs für eine Nationalbank; während die südliche Demokratie, eine von der nördlichen wohl zu unterscheidende Partei, nur darauf ausgeht, durch ihre jetzige Verbindung mit Van Buren und der Demokratie des Nordens das bisherige Creditsystem und mit ihm die Kraft und den Aufschwung der freien, im Gegensatze zu den Sklavenstaaten, zu schwächen, um zuletzt die behandschuhten, feingebildeten, bepuderten Gentlemen-Demokraten an die Stelle der jetzigen Whole hog hurrah for Jackson men (ganz-Schwein-Hurrah-für-Jackson-Männer) zu setzen. Dieß ist namentlich die Absicht der Freunde Calhoun's, der Repräsentanten und Senatoren von Carolina und Georgien; ob sie aber diesen Zweck erreichen, ist noch sehr problematisch. Unsere Demokratie, was den Gentlemanly standing betrifft, geht de mal en pire, und es ist die Erbitterung des Südens gegen den die Sklavenfrage beständig anregenden Norden so gestiegen, daß an eine Vereinigung der demokratischen Partei nach der Wiedererwählung Van Buren's gar nicht zu denken ist. Das große Schlachtfeld zwischen der südlichen und der nördlichen Demokratie wird der im kommenden Jahre abzuändernde Zolltarif seyn, auf den sich daher alle Parteien mit angestrengten Kräften vorbereiten, und von seiner Entscheidung wird nicht nur die künftige Präsidentenwahl, sondern auch der Fortbestand der Union abhängen, die bei der jetzigen Stellung von Texas jedes Jahr mit neuen Opfern für die Sklavenbesitzer verknüpft ist - ich muß hier Ihre Leser auf meinen letzten Artikel über die militärische Stellung der Vereinigten Staaten verweisen - und bei dem täglich lauter ausgesprochenen Wunsche der Sklavenemancipation auch für den Norden drückend zu werden anfängt. In Bezug auf diese Frage sind in der That die Gemüther so in Aufregung, daß sogar die Demokraten und Whigs ihre politische Spaltung vergessen, und sich untereinander in Abolitionisten und Anti-Abolitionisten abscheiden. Durch dieses Verhältniß dürfte leicht die von Tocqueville in seinem Werke de la democratie en Amerique ausgesprochene Prophezeiung in Erfüllung gehen, vermöge welcher Amerika, insofern sein Klima den Weißen zusagt, von jeder schwarzen oder gefärbten Beimischung sich freimachen, dagegen sein ungesunder mit tropischen Fiebern heimgesuchter Theil mit der Zeit ganz den Schwarzen angehören wird. Unsere südlichen Staatstheoretiker, und an ihrer Spitze der chevalreske und unstreitig gelehrteste Amerikaner, John C. Calhoun, sind freilich anderer Meinung, und betrachten den ganzen Wohlstand und die Civilisation der Vereinigten Staaten als das Resultat der den Maschinendienst der Menschheit versehenden Sklaverei, die daher so lange fortgesetzt werden müsse, bis der Ackerbau und die Baumwollen- und Reiscultur durch zweckmäßige mechanische Einrichtungen versehen werden könnten; denn sonst müßte ein Theil der Weißen, jetzt vergeistigten Bevölkerung, wieder anfangen sich materiell zu verkörpern und den physischen Bedürfnissen der Menschheit zu fröhnen. Jede Regierung sey um so vollkommener und den menschlichen und göttlichen Zwecken unserer Gattung entsprechender, je mehr sie die geistigen Interessen im Gegensatz zu den rein materiellen herausstelle, und dieses sey hauptsächlich die Absicht der Sklavenpolitik des Südens. Diese Ansichten werden von dem ganzen vereinigten Süden mit einem Eifer und einer Beharrlichkeit verfolgt, von der sich in der Geschichte eines andern Volkes kaum ein Beispiel findet, obgleich die entgegengesetzte Partei den Koryphäen desselben, und namentlich dem Senator von Süd-Carolina nachsagt, daß er vermöge seines metaphysischen Verstandes mehr zum speculativen Philosophen als zum praktischen Staatsmanne geschaffen sey, und vor dreihundert Jahren ein sehr berühmter Theologe geworden wäre. - Sonst weiß ich Ihnen nichts Neues mitzutheilen, als daß die brutale Correspondenz des hiesigen brittischen Gesandten, Hrn. Fox, mit dem Staatssecretär Forsyth in Bezug auf die Gränzstreitigkeiten

Jetzt sind bereits zwei Monate verflossen, und noch ist der Congreß nicht definitiv organisirt. Noch ist es unentschieden, ob die demokratische oder die Whig-Denomination der Mitglieder von New-Jersey die gültige ist, und ganz auf gleiche Art ist auch eine Anzahl Sitze für Pennsylvanien frei geblieben. Das sind keine guten Vorzeichen für die Zukunft; denn es wird hieraus mehr und mehr die von mir bereits in meinem Letzten ausgesprochene Ansicht klar, daß ohne bedeutende Vergrößerung der dem Präsidenten ertheilten executiven Gewalt unsere Republik ihrer anarchischen Auflösung entgegenschreitet, so wie es denn auch jetzt den unbedeutendsten Talenten einleuchtet, daß der von der Regierung bis zu diesem Augenblick fortgesetzte Kampf gegen das Banksystem entweder unser ganzes Handelssystem und die damit verbundenen inneren Verbesserungen ändern, oder der Verfassung selbst gefährlich werden muß. Jetzt dürfte wohl das erstere zu erwarten seyn; denn es ist nun außer allem Zweifel daß das Subtreasurysystem noch während dieser Congreßsitzung durchgehen und zum Landesgesetz erhoben werden wird. Auf das nun hoffen die Whigs, weil sie einen fast allgemeinen Bankerott in Folge dieses Schrittes für unvermeidlich halten, und weil die hiedurch verringerte Staatseinnahme, verbunden mit der nothwendigen Vermehrung der Beamten eine directe Besteuerung des Volkes aller Staaten nach sich ziehen dürfte. *) Bis hieher, meinen sie, und nicht weiter erstrecke sich der Enthusiasmus unserer Demokraten, aber von dem Augenblick an, wo es sich darum handle, mit der Hand in die Tasche zu greifen, schreien sie über Usurpation, Unterdrückung, Corruption u. dgl. Diesen Augenblick müsse man daher abwarten, oder vielmehr durch das Subtreasurysystem herbeizuführen suchen. So weit die Whigs. – Die conservative, eine sehr kleine zwischen Whigs und Locofocos mitten inne stehende Partei hofft sodannn nochmals das Reich der Petbanken zu erneuern oder stimmt wohl gar zum Behufe der Vereinigung mit den Whigs für eine Nationalbank; während die südliche Demokratie, eine von der nördlichen wohl zu unterscheidende Partei, nur darauf ausgeht, durch ihre jetzige Verbindung mit Van Buren und der Demokratie des Nordens das bisherige Creditsystem und mit ihm die Kraft und den Aufschwung der freien, im Gegensatze zu den Sklavenstaaten, zu schwächen, um zuletzt die behandschuhten, feingebildeten, bepuderten Gentlemen-Demokraten an die Stelle der jetzigen Whole hog hurrah for Jackson men (ganz-Schwein-Hurrah-für-Jackson-Männer) zu setzen. Dieß ist namentlich die Absicht der Freunde Calhoun's, der Repräsentanten und Senatoren von Carolina und Georgien; ob sie aber diesen Zweck erreichen, ist noch sehr problematisch. Unsere Demokratie, was den Gentlemanly standing betrifft, geht de mal en pire, und es ist die Erbitterung des Südens gegen den die Sklavenfrage beständig anregenden Norden so gestiegen, daß an eine Vereinigung der demokratischen Partei nach der Wiedererwählung Van Buren's gar nicht zu denken ist. Das große Schlachtfeld zwischen der südlichen und der nördlichen Demokratie wird der im kommenden Jahre abzuändernde Zolltarif seyn, auf den sich daher alle Parteien mit angestrengten Kräften vorbereiten, und von seiner Entscheidung wird nicht nur die künftige Präsidentenwahl, sondern auch der Fortbestand der Union abhängen, die bei der jetzigen Stellung von Texas jedes Jahr mit neuen Opfern für die Sklavenbesitzer verknüpft ist – ich muß hier Ihre Leser auf meinen letzten Artikel über die militärische Stellung der Vereinigten Staaten verweisen – und bei dem täglich lauter ausgesprochenen Wunsche der Sklavenemancipation auch für den Norden drückend zu werden anfängt. In Bezug auf diese Frage sind in der That die Gemüther so in Aufregung, daß sogar die Demokraten und Whigs ihre politische Spaltung vergessen, und sich untereinander in Abolitionisten und Anti-Abolitionisten abscheiden. Durch dieses Verhältniß dürfte leicht die von Tocqueville in seinem Werke de la démocratie en Amérique ausgesprochene Prophezeiung in Erfüllung gehen, vermöge welcher Amerika, insofern sein Klima den Weißen zusagt, von jeder schwarzen oder gefärbten Beimischung sich freimachen, dagegen sein ungesunder mit tropischen Fiebern heimgesuchter Theil mit der Zeit ganz den Schwarzen angehören wird. Unsere südlichen Staatstheoretiker, und an ihrer Spitze der chevalreske und unstreitig gelehrteste Amerikaner, John C. Calhoun, sind freilich anderer Meinung, und betrachten den ganzen Wohlstand und die Civilisation der Vereinigten Staaten als das Resultat der den Maschinendienst der Menschheit versehenden Sklaverei, die daher so lange fortgesetzt werden müsse, bis der Ackerbau und die Baumwollen- und Reiscultur durch zweckmäßige mechanische Einrichtungen versehen werden könnten; denn sonst müßte ein Theil der Weißen, jetzt vergeistigten Bevölkerung, wieder anfangen sich materiell zu verkörpern und den physischen Bedürfnissen der Menschheit zu fröhnen. Jede Regierung sey um so vollkommener und den menschlichen und göttlichen Zwecken unserer Gattung entsprechender, je mehr sie die geistigen Interessen im Gegensatz zu den rein materiellen herausstelle, und dieses sey hauptsächlich die Absicht der Sklavenpolitik des Südens. Diese Ansichten werden von dem ganzen vereinigten Süden mit einem Eifer und einer Beharrlichkeit verfolgt, von der sich in der Geschichte eines andern Volkes kaum ein Beispiel findet, obgleich die entgegengesetzte Partei den Koryphäen desselben, und namentlich dem Senator von Süd-Carolina nachsagt, daß er vermöge seines metaphysischen Verstandes mehr zum speculativen Philosophen als zum praktischen Staatsmanne geschaffen sey, und vor dreihundert Jahren ein sehr berühmter Theologe geworden wäre. – Sonst weiß ich Ihnen nichts Neues mitzutheilen, als daß die brutale Correspondenz des hiesigen brittischen Gesandten, Hrn. Fox, mit dem Staatssecretär Forsyth in Bezug auf die Gränzstreitigkeiten