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Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840.

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Herkunft für einige Zeit möglich, es wird aber dort wohl dasselbe Ende wie in Paris nehmen. Graf Leon zählt in diesem Augenblick 32 oder 33 Jahre, ist von derselben Statur wie sein berühmter Vater, hat schwarzes Haar, einen auffallend schönen Kopf, dessen Züge ganz den Napoleonischen gleichen. Er sucht selbst die Haltung des Kaisers nachzuahmen.

Syrien und Aegypten.

In Folge von Privatbriefen, die dem Pascha einen Angriff von Seite Englands und Rußlands als gewiß vorhersagten, hat er das Project der Nationalgarde wieder aufgenommen, jedoch mit bedeutenden Modificationen. Statt, wie früher, die ganze wehrhafte Mannschaft einreihen zu wollen, wird jetzt nur ein Theil derselben ausgehoben, und zwar in Alexandrien 6000 Mann, in Kairo 12,000 und in diesem Verhältniß in allen übrigen Städten und Dörfern Aegyptens. Aber auch selbst diese Modification wäre schwerlich durchgegangen, hätten sich nicht die Ulemas für die Sache erklärt und das Volk aufgefordert, sich den angeordneten Maaßregeln nicht zu widersetzen, denn es handle sich jetzt nicht um einen Krieg Mehemed Ali's gegen die Pforte, sondern gegen die Christen, die den Muselmännern ihre Länder und ihre Religion nehmen wollen. Besonders wichtig ward die Stimme des bei dem Volk in hohem Ansehen stehenden Schech Ibrahims, der mit dem Pascha sonst in beständiger Opposition lebte, sich jetzt aber für ihn ausgesprochen hat. Auf diese Art hat man geschickter Weise aus den politischen Händeln des Pascha's eine Nationalsache gemacht, und das Volk, das von ihm gedrückt, geschunden und geplagt wird, eilt freiwillig herbei, ihn zu beschützen. Bis jetzt haben die Bürger noch wenig Unannehmlichkeiten davon; sie exerciren täglich zwei Stunden und gehen dann wieder nach Hause; werden sie aber erst einregimentirt, werden sie erst unter Zelte kommen und nach und nach von Alexandria entfernt werden, dann werden ihnen wohl die Augen aufgehen und sie zu der Einsicht kommen, daß sie nicht die Krieger des Landes - Askarie-el-Belled, wie sie sich nennen - sondern die Soldaten Mehemed Ali's sind. Dieß wird um so wahrscheinlicher, als trotz der letzten aus Europa gekommenen Nachrichten, die durchaus nicht kriegerisch lauten, die Aushebungen fortgesetzt werden, und noch heute hierüber scharfe Befehle ins Delta geschickt wurden. Zudem ist eine angeordnete Conscription in Syrien schlecht ausgefallen: das durch Insurrectionen verödete Land kann kaum noch Truppen liefern; es wird daher wieder das unerschöpfliche Aegypten seyn, das dort aushelfen muß, und die ehrlichen Leinweber und Indigofärber Alexandriens und Kairo's werden wohl den Weg nach Syrien antreten müssen. Außer dieser Nationalgarde werden die rußigen Arbeiter des Arsenals wie die ganze Marine als Landtruppen einexercirt; man läßt auf den Schiffen, die entwaffnet werden, nur einige 50 Mann, alles Uebrige dient zur Vertheidigung der Küste. Dasselbe geschieht mit der türkischen Marine, aus welcher 3 Regimenter, jedes zu 3200 Mann, gebildet sind. Der Pascha hat unter ihren Officieren verschiedene Ernennungen vorgenommen und aus den Schiffscapitänen Obersten, Oberstlieutenants u. s. w. gemacht, die als solche den bei weitem höhern Sold der ägyptischen Officiere beziehen werden. Der Kapudan Pascha, Achmed Pascha, wird sie commandiren, wie bisher. Mehemed Ali hat die türkischen Truppen ganz auf seiner Seite, denn man hat ihnen gesagt, daß die Russen Konstantinopel nehmen wollen, und daß daher Ibrahim Pascha dorthin marschiren würde, um diesen Erzfeind wieder von dort zu vertreiben. Es könnte daher wohl möglich seyn, wie es das Gerücht auch schon sagt, daß die türkische Marine, in Landtruppen verwandelt, plötzlich nach Syrien aufbräche, woraus der schlaue Mehemed Ali den dreifachen Gewinn zöge: der ihn oft beunruhigenden türkischen Soldateska losgeworden zu seyn, ihre zurückgelassenen Schiffe mit seinen eigenen Matrosen bemannen zu können und endlich seine Armee in Syrien plötzlich um 15,000 Mann handfester Soldaten vermehrt zu sehen. So weiß dieser merkwürdige Mann aus allen Umständen den höchst möglichen Vortheil zu ziehen und Alles zu seinen Gunsten zu drehen. Wie es zu allen Zeiten mit ihm der Fall war, so kommt es auch wahrscheinlich wieder dießmal die ihm drohenden gefährlichen Gewitterwolken werden nur zur Befestigung und Vermehrung seiner Macht beitragen, während er das Vergnügen hat, die ganze Welt bei der Nase herum führen zu können. - Die Beduinen der westlichen Wüste hat Mehemed Ali ebenfalls aufgefordert, ihm zu Hülfe zu kommen. Said-el-Gharbi, der General der Nationalgarde, aus dem nur von Beduinen bewohnten Lande el-Gharb, westlich von Siwa, - daher sein Beiname - hat dem Pascha 30,000 Maggrebis versprochen. Er hat sich mit den Schechs der Stämme in Verbindung gesetzt, und alle haben erklärt, mit allen ihren Leuten dem Pascha zu Hülfe kommen zu wollen, sobald es sich um einen Krieg gegen die Christen handle. Würde aber der Krieg gegen Muselmänner geführt, dann - kehren sie alle wieder um. Die dem Pascha unterworfenen Tribus bis Siwa hin haben sich schon bei Damanhur, wo man auch die übrigen erwartet, versammelt. Bei Mahaled-el-Kebir werden die im Delta ausgehobenen Truppen ein Lager beziehen; das von Rosette ist noch nicht formirt; man erwartet hiezu erst bestimmte Nachrichten aus Europa. Dagegen ist das Fort von Abukir in Vertheidigungsstand gesetzt worden; mehrere Buchten zwischen Alexandria und Abukir werden mit Batterien besetzt. Zu allen diesen Vertheidigungsanstalten will der Pascha noch eine schwimmende Batterie von 60 Kanonen hinzufügen, die an dem Eingang des Hafens von Alexandria aufgestellt werden soll. Wir glauben jedoch nicht an diese kostspielige Unternehmung, da der Eingang ohnedieß nicht forcirt werden kann und ein Bombardement der Stadt niemals von dieser Seite kommen wird. - Das ägyptische Linienschiff Nr. 1 ist in Quarantäne gesetzt. Gestern wurden vier Pestfälle angezeigt.

China.

Da über die moralische Berechtigung der Engländer zum Krieg mit China in England selbst die Stimmen so getheilt sind, wollen wir folgenden Artikel des Atlas mittheilen, der eine Rechtfertigung dieses für Asiens Zukunft wahrscheinlich höchst folgenreichen Schrittes bezweckt: "Bei dem gegenwärtigen Mangel an Stoff zur Verunglimpfung der Regierung der Königin scheint unsere torystische Opposition den Krieg mit China zu einem Thema machen zu wollen, aus dem sie einigen Nutzen ziehen könne. Treu dem von Lord Stanley aufgestellten, so gentlemänlichen, ehrenhaften und patriotischen Oppositionsplan, und stets auf der Lauer zu Vexationen und Behinderungen, haben die Tories, die anfänglich der Regierung Mangel an Eifer in Rächung unserer Nationalehre vorwarfen, ihre Gesinnungen gänzlich geändert, da sie sehen, daß wirklich eine Flotte abgesegelt ist. Mit kühler Inconsequenz machen sie jetzt Rechtsum und stellen sich, als hätten sie entdeckt, wie die Chinesen gar sehr mißhandelt worden sind, wie England völlig im Unrecht ist, und die Minister, die im Begriff stehen, diese Barbaren zu lehren, daß man

Herkunft für einige Zeit möglich, es wird aber dort wohl dasselbe Ende wie in Paris nehmen. Graf Leon zählt in diesem Augenblick 32 oder 33 Jahre, ist von derselben Statur wie sein berühmter Vater, hat schwarzes Haar, einen auffallend schönen Kopf, dessen Züge ganz den Napoleonischen gleichen. Er sucht selbst die Haltung des Kaisers nachzuahmen.

Syrien und Aegypten.

In Folge von Privatbriefen, die dem Pascha einen Angriff von Seite Englands und Rußlands als gewiß vorhersagten, hat er das Project der Nationalgarde wieder aufgenommen, jedoch mit bedeutenden Modificationen. Statt, wie früher, die ganze wehrhafte Mannschaft einreihen zu wollen, wird jetzt nur ein Theil derselben ausgehoben, und zwar in Alexandrien 6000 Mann, in Kairo 12,000 und in diesem Verhältniß in allen übrigen Städten und Dörfern Aegyptens. Aber auch selbst diese Modification wäre schwerlich durchgegangen, hätten sich nicht die Ulemas für die Sache erklärt und das Volk aufgefordert, sich den angeordneten Maaßregeln nicht zu widersetzen, denn es handle sich jetzt nicht um einen Krieg Mehemed Ali's gegen die Pforte, sondern gegen die Christen, die den Muselmännern ihre Länder und ihre Religion nehmen wollen. Besonders wichtig ward die Stimme des bei dem Volk in hohem Ansehen stehenden Schech Ibrahims, der mit dem Pascha sonst in beständiger Opposition lebte, sich jetzt aber für ihn ausgesprochen hat. Auf diese Art hat man geschickter Weise aus den politischen Händeln des Pascha's eine Nationalsache gemacht, und das Volk, das von ihm gedrückt, geschunden und geplagt wird, eilt freiwillig herbei, ihn zu beschützen. Bis jetzt haben die Bürger noch wenig Unannehmlichkeiten davon; sie exerciren täglich zwei Stunden und gehen dann wieder nach Hause; werden sie aber erst einregimentirt, werden sie erst unter Zelte kommen und nach und nach von Alexandria entfernt werden, dann werden ihnen wohl die Augen aufgehen und sie zu der Einsicht kommen, daß sie nicht die Krieger des Landes – Askarie-el-Belled, wie sie sich nennen – sondern die Soldaten Mehemed Ali's sind. Dieß wird um so wahrscheinlicher, als trotz der letzten aus Europa gekommenen Nachrichten, die durchaus nicht kriegerisch lauten, die Aushebungen fortgesetzt werden, und noch heute hierüber scharfe Befehle ins Delta geschickt wurden. Zudem ist eine angeordnete Conscription in Syrien schlecht ausgefallen: das durch Insurrectionen verödete Land kann kaum noch Truppen liefern; es wird daher wieder das unerschöpfliche Aegypten seyn, das dort aushelfen muß, und die ehrlichen Leinweber und Indigofärber Alexandriens und Kairo's werden wohl den Weg nach Syrien antreten müssen. Außer dieser Nationalgarde werden die rußigen Arbeiter des Arsenals wie die ganze Marine als Landtruppen einexercirt; man läßt auf den Schiffen, die entwaffnet werden, nur einige 50 Mann, alles Uebrige dient zur Vertheidigung der Küste. Dasselbe geschieht mit der türkischen Marine, aus welcher 3 Regimenter, jedes zu 3200 Mann, gebildet sind. Der Pascha hat unter ihren Officieren verschiedene Ernennungen vorgenommen und aus den Schiffscapitänen Obersten, Oberstlieutenants u. s. w. gemacht, die als solche den bei weitem höhern Sold der ägyptischen Officiere beziehen werden. Der Kapudan Pascha, Achmed Pascha, wird sie commandiren, wie bisher. Mehemed Ali hat die türkischen Truppen ganz auf seiner Seite, denn man hat ihnen gesagt, daß die Russen Konstantinopel nehmen wollen, und daß daher Ibrahim Pascha dorthin marschiren würde, um diesen Erzfeind wieder von dort zu vertreiben. Es könnte daher wohl möglich seyn, wie es das Gerücht auch schon sagt, daß die türkische Marine, in Landtruppen verwandelt, plötzlich nach Syrien aufbräche, woraus der schlaue Mehemed Ali den dreifachen Gewinn zöge: der ihn oft beunruhigenden türkischen Soldateska losgeworden zu seyn, ihre zurückgelassenen Schiffe mit seinen eigenen Matrosen bemannen zu können und endlich seine Armee in Syrien plötzlich um 15,000 Mann handfester Soldaten vermehrt zu sehen. So weiß dieser merkwürdige Mann aus allen Umständen den höchst möglichen Vortheil zu ziehen und Alles zu seinen Gunsten zu drehen. Wie es zu allen Zeiten mit ihm der Fall war, so kommt es auch wahrscheinlich wieder dießmal die ihm drohenden gefährlichen Gewitterwolken werden nur zur Befestigung und Vermehrung seiner Macht beitragen, während er das Vergnügen hat, die ganze Welt bei der Nase herum führen zu können. – Die Beduinen der westlichen Wüste hat Mehemed Ali ebenfalls aufgefordert, ihm zu Hülfe zu kommen. Said-el-Gharbi, der General der Nationalgarde, aus dem nur von Beduinen bewohnten Lande el-Gharb, westlich von Siwa, – daher sein Beiname – hat dem Pascha 30,000 Maggrebis versprochen. Er hat sich mit den Schechs der Stämme in Verbindung gesetzt, und alle haben erklärt, mit allen ihren Leuten dem Pascha zu Hülfe kommen zu wollen, sobald es sich um einen Krieg gegen die Christen handle. Würde aber der Krieg gegen Muselmänner geführt, dann – kehren sie alle wieder um. Die dem Pascha unterworfenen Tribus bis Siwa hin haben sich schon bei Damanhur, wo man auch die übrigen erwartet, versammelt. Bei Mahaled-el-Kebir werden die im Delta ausgehobenen Truppen ein Lager beziehen; das von Rosette ist noch nicht formirt; man erwartet hiezu erst bestimmte Nachrichten aus Europa. Dagegen ist das Fort von Abukir in Vertheidigungsstand gesetzt worden; mehrere Buchten zwischen Alexandria und Abukir werden mit Batterien besetzt. Zu allen diesen Vertheidigungsanstalten will der Pascha noch eine schwimmende Batterie von 60 Kanonen hinzufügen, die an dem Eingang des Hafens von Alexandria aufgestellt werden soll. Wir glauben jedoch nicht an diese kostspielige Unternehmung, da der Eingang ohnedieß nicht forcirt werden kann und ein Bombardement der Stadt niemals von dieser Seite kommen wird. – Das ägyptische Linienschiff Nr. 1 ist in Quarantäne gesetzt. Gestern wurden vier Pestfälle angezeigt.

China.

Da über die moralische Berechtigung der Engländer zum Krieg mit China in England selbst die Stimmen so getheilt sind, wollen wir folgenden Artikel des Atlas mittheilen, der eine Rechtfertigung dieses für Asiens Zukunft wahrscheinlich höchst folgenreichen Schrittes bezweckt: „Bei dem gegenwärtigen Mangel an Stoff zur Verunglimpfung der Regierung der Königin scheint unsere torystische Opposition den Krieg mit China zu einem Thema machen zu wollen, aus dem sie einigen Nutzen ziehen könne. Treu dem von Lord Stanley aufgestellten, so gentlemänlichen, ehrenhaften und patriotischen Oppositionsplan, und stets auf der Lauer zu Vexationen und Behinderungen, haben die Tories, die anfänglich der Regierung Mangel an Eifer in Rächung unserer Nationalehre vorwarfen, ihre Gesinnungen gänzlich geändert, da sie sehen, daß wirklich eine Flotte abgesegelt ist. Mit kühler Inconsequenz machen sie jetzt Rechtsum und stellen sich, als hätten sie entdeckt, wie die Chinesen gar sehr mißhandelt worden sind, wie England völlig im Unrecht ist, und die Minister, die im Begriff stehen, diese Barbaren zu lehren, daß man

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Besonders wichtig ward die Stimme des bei dem Volk in hohem Ansehen stehenden Schech Ibrahims, der mit dem Pascha sonst in beständiger Opposition lebte, sich jetzt aber für ihn ausgesprochen hat. Auf diese Art hat man geschickter Weise aus den politischen Händeln des Pascha's eine Nationalsache gemacht, und das Volk, das von ihm gedrückt, geschunden und geplagt wird, eilt freiwillig herbei, ihn zu beschützen. Bis jetzt haben die Bürger noch wenig Unannehmlichkeiten davon; sie exerciren täglich zwei Stunden und gehen dann wieder nach Hause; werden sie aber erst einregimentirt, werden sie erst unter Zelte kommen und nach und nach von Alexandria entfernt werden, dann werden ihnen wohl die Augen aufgehen und sie zu der Einsicht kommen, daß sie nicht die Krieger des Landes &#x2013; Askarie-el-Belled, wie sie sich nennen &#x2013; sondern die Soldaten Mehemed Ali's sind. Dieß wird um so wahrscheinlicher, als trotz der letzten aus Europa gekommenen Nachrichten, die durchaus nicht kriegerisch lauten, die Aushebungen fortgesetzt werden, und noch heute hierüber scharfe Befehle ins Delta geschickt wurden. Zudem ist eine angeordnete Conscription in Syrien schlecht ausgefallen: das durch Insurrectionen verödete Land kann kaum noch Truppen liefern; es wird daher wieder das unerschöpfliche Aegypten seyn, das dort aushelfen muß, und die ehrlichen Leinweber und Indigofärber Alexandriens und Kairo's werden wohl den Weg nach Syrien antreten müssen. Außer dieser Nationalgarde werden die rußigen Arbeiter des Arsenals wie die ganze Marine als Landtruppen einexercirt; man läßt auf den Schiffen, die entwaffnet werden, nur einige 50 Mann, alles Uebrige dient zur Vertheidigung der Küste. Dasselbe geschieht mit der türkischen Marine, aus welcher 3 Regimenter, jedes zu 3200 Mann, gebildet sind. Der Pascha hat unter ihren Officieren verschiedene Ernennungen vorgenommen und aus den Schiffscapitänen Obersten, Oberstlieutenants u. s. w. gemacht, die als solche den bei weitem höhern Sold der ägyptischen Officiere beziehen werden. Der Kapudan Pascha, Achmed Pascha, wird sie commandiren, wie bisher. Mehemed Ali hat die türkischen Truppen ganz auf seiner Seite, denn man hat ihnen gesagt, daß die Russen Konstantinopel nehmen wollen, und daß daher Ibrahim Pascha dorthin marschiren würde, um diesen Erzfeind wieder von dort zu vertreiben. Es könnte daher wohl möglich seyn, wie es das Gerücht auch schon sagt, daß die türkische Marine, in Landtruppen verwandelt, plötzlich nach Syrien aufbräche, woraus der schlaue Mehemed Ali den dreifachen Gewinn zöge: der ihn oft beunruhigenden türkischen Soldateska losgeworden zu seyn, ihre zurückgelassenen Schiffe mit seinen eigenen Matrosen bemannen zu können und endlich seine Armee in Syrien plötzlich um 15,000 Mann handfester Soldaten vermehrt zu sehen. So weiß dieser merkwürdige Mann aus allen Umständen den höchst möglichen Vortheil zu ziehen und Alles zu seinen Gunsten zu drehen. Wie es zu allen Zeiten mit ihm der Fall war, so kommt es auch wahrscheinlich wieder dießmal die ihm drohenden gefährlichen Gewitterwolken werden nur zur Befestigung und Vermehrung seiner Macht beitragen, während er das Vergnügen hat, die ganze Welt bei der Nase herum führen zu können. &#x2013; Die Beduinen der westlichen Wüste hat Mehemed Ali ebenfalls aufgefordert, ihm zu Hülfe zu kommen. Said-el-Gharbi, der General der Nationalgarde, aus dem nur von Beduinen bewohnten Lande el-Gharb, westlich von Siwa, &#x2013; daher sein Beiname &#x2013; hat dem Pascha 30,000 Maggrebis versprochen. Er hat sich mit den Schechs der Stämme in Verbindung gesetzt, und alle haben erklärt, mit allen ihren Leuten dem Pascha zu Hülfe kommen zu wollen, sobald es sich um einen Krieg gegen die Christen handle. Würde aber der Krieg gegen Muselmänner geführt, dann &#x2013; kehren sie alle wieder um. Die dem Pascha unterworfenen Tribus bis Siwa hin haben sich schon bei Damanhur, wo man auch die übrigen erwartet, versammelt. Bei Mahaled-el-Kebir werden die im Delta ausgehobenen Truppen ein Lager beziehen; das von Rosette ist noch nicht formirt; man erwartet hiezu erst bestimmte Nachrichten aus Europa. Dagegen ist das Fort von Abukir in Vertheidigungsstand gesetzt worden; mehrere Buchten zwischen Alexandria und Abukir werden mit Batterien besetzt. Zu allen diesen Vertheidigungsanstalten will der Pascha noch eine schwimmende Batterie von 60 Kanonen hinzufügen, die an dem Eingang des Hafens von Alexandria aufgestellt werden soll. Wir glauben jedoch nicht an diese kostspielige Unternehmung, da der Eingang ohnedieß nicht forcirt werden kann und ein Bombardement der Stadt niemals von dieser Seite kommen wird. &#x2013; Das ägyptische Linienschiff Nr. 1 ist in Quarantäne gesetzt. Gestern wurden vier Pestfälle angezeigt.</p>
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[0636/0012] Herkunft für einige Zeit möglich, es wird aber dort wohl dasselbe Ende wie in Paris nehmen. Graf Leon zählt in diesem Augenblick 32 oder 33 Jahre, ist von derselben Statur wie sein berühmter Vater, hat schwarzes Haar, einen auffallend schönen Kopf, dessen Züge ganz den Napoleonischen gleichen. Er sucht selbst die Haltung des Kaisers nachzuahmen. Syrien und Aegypten. _ Alexandria, 21 Febr. In Folge von Privatbriefen, die dem Pascha einen Angriff von Seite Englands und Rußlands als gewiß vorhersagten, hat er das Project der Nationalgarde wieder aufgenommen, jedoch mit bedeutenden Modificationen. Statt, wie früher, die ganze wehrhafte Mannschaft einreihen zu wollen, wird jetzt nur ein Theil derselben ausgehoben, und zwar in Alexandrien 6000 Mann, in Kairo 12,000 und in diesem Verhältniß in allen übrigen Städten und Dörfern Aegyptens. Aber auch selbst diese Modification wäre schwerlich durchgegangen, hätten sich nicht die Ulemas für die Sache erklärt und das Volk aufgefordert, sich den angeordneten Maaßregeln nicht zu widersetzen, denn es handle sich jetzt nicht um einen Krieg Mehemed Ali's gegen die Pforte, sondern gegen die Christen, die den Muselmännern ihre Länder und ihre Religion nehmen wollen. Besonders wichtig ward die Stimme des bei dem Volk in hohem Ansehen stehenden Schech Ibrahims, der mit dem Pascha sonst in beständiger Opposition lebte, sich jetzt aber für ihn ausgesprochen hat. Auf diese Art hat man geschickter Weise aus den politischen Händeln des Pascha's eine Nationalsache gemacht, und das Volk, das von ihm gedrückt, geschunden und geplagt wird, eilt freiwillig herbei, ihn zu beschützen. Bis jetzt haben die Bürger noch wenig Unannehmlichkeiten davon; sie exerciren täglich zwei Stunden und gehen dann wieder nach Hause; werden sie aber erst einregimentirt, werden sie erst unter Zelte kommen und nach und nach von Alexandria entfernt werden, dann werden ihnen wohl die Augen aufgehen und sie zu der Einsicht kommen, daß sie nicht die Krieger des Landes – Askarie-el-Belled, wie sie sich nennen – sondern die Soldaten Mehemed Ali's sind. Dieß wird um so wahrscheinlicher, als trotz der letzten aus Europa gekommenen Nachrichten, die durchaus nicht kriegerisch lauten, die Aushebungen fortgesetzt werden, und noch heute hierüber scharfe Befehle ins Delta geschickt wurden. Zudem ist eine angeordnete Conscription in Syrien schlecht ausgefallen: das durch Insurrectionen verödete Land kann kaum noch Truppen liefern; es wird daher wieder das unerschöpfliche Aegypten seyn, das dort aushelfen muß, und die ehrlichen Leinweber und Indigofärber Alexandriens und Kairo's werden wohl den Weg nach Syrien antreten müssen. Außer dieser Nationalgarde werden die rußigen Arbeiter des Arsenals wie die ganze Marine als Landtruppen einexercirt; man läßt auf den Schiffen, die entwaffnet werden, nur einige 50 Mann, alles Uebrige dient zur Vertheidigung der Küste. Dasselbe geschieht mit der türkischen Marine, aus welcher 3 Regimenter, jedes zu 3200 Mann, gebildet sind. Der Pascha hat unter ihren Officieren verschiedene Ernennungen vorgenommen und aus den Schiffscapitänen Obersten, Oberstlieutenants u. s. w. gemacht, die als solche den bei weitem höhern Sold der ägyptischen Officiere beziehen werden. Der Kapudan Pascha, Achmed Pascha, wird sie commandiren, wie bisher. Mehemed Ali hat die türkischen Truppen ganz auf seiner Seite, denn man hat ihnen gesagt, daß die Russen Konstantinopel nehmen wollen, und daß daher Ibrahim Pascha dorthin marschiren würde, um diesen Erzfeind wieder von dort zu vertreiben. Es könnte daher wohl möglich seyn, wie es das Gerücht auch schon sagt, daß die türkische Marine, in Landtruppen verwandelt, plötzlich nach Syrien aufbräche, woraus der schlaue Mehemed Ali den dreifachen Gewinn zöge: der ihn oft beunruhigenden türkischen Soldateska losgeworden zu seyn, ihre zurückgelassenen Schiffe mit seinen eigenen Matrosen bemannen zu können und endlich seine Armee in Syrien plötzlich um 15,000 Mann handfester Soldaten vermehrt zu sehen. So weiß dieser merkwürdige Mann aus allen Umständen den höchst möglichen Vortheil zu ziehen und Alles zu seinen Gunsten zu drehen. Wie es zu allen Zeiten mit ihm der Fall war, so kommt es auch wahrscheinlich wieder dießmal die ihm drohenden gefährlichen Gewitterwolken werden nur zur Befestigung und Vermehrung seiner Macht beitragen, während er das Vergnügen hat, die ganze Welt bei der Nase herum führen zu können. – Die Beduinen der westlichen Wüste hat Mehemed Ali ebenfalls aufgefordert, ihm zu Hülfe zu kommen. Said-el-Gharbi, der General der Nationalgarde, aus dem nur von Beduinen bewohnten Lande el-Gharb, westlich von Siwa, – daher sein Beiname – hat dem Pascha 30,000 Maggrebis versprochen. Er hat sich mit den Schechs der Stämme in Verbindung gesetzt, und alle haben erklärt, mit allen ihren Leuten dem Pascha zu Hülfe kommen zu wollen, sobald es sich um einen Krieg gegen die Christen handle. Würde aber der Krieg gegen Muselmänner geführt, dann – kehren sie alle wieder um. Die dem Pascha unterworfenen Tribus bis Siwa hin haben sich schon bei Damanhur, wo man auch die übrigen erwartet, versammelt. Bei Mahaled-el-Kebir werden die im Delta ausgehobenen Truppen ein Lager beziehen; das von Rosette ist noch nicht formirt; man erwartet hiezu erst bestimmte Nachrichten aus Europa. Dagegen ist das Fort von Abukir in Vertheidigungsstand gesetzt worden; mehrere Buchten zwischen Alexandria und Abukir werden mit Batterien besetzt. Zu allen diesen Vertheidigungsanstalten will der Pascha noch eine schwimmende Batterie von 60 Kanonen hinzufügen, die an dem Eingang des Hafens von Alexandria aufgestellt werden soll. Wir glauben jedoch nicht an diese kostspielige Unternehmung, da der Eingang ohnedieß nicht forcirt werden kann und ein Bombardement der Stadt niemals von dieser Seite kommen wird. – Das ägyptische Linienschiff Nr. 1 ist in Quarantäne gesetzt. Gestern wurden vier Pestfälle angezeigt. China. _ London, 11 März. Da über die moralische Berechtigung der Engländer zum Krieg mit China in England selbst die Stimmen so getheilt sind, wollen wir folgenden Artikel des Atlas mittheilen, der eine Rechtfertigung dieses für Asiens Zukunft wahrscheinlich höchst folgenreichen Schrittes bezweckt: „Bei dem gegenwärtigen Mangel an Stoff zur Verunglimpfung der Regierung der Königin scheint unsere torystische Opposition den Krieg mit China zu einem Thema machen zu wollen, aus dem sie einigen Nutzen ziehen könne. Treu dem von Lord Stanley aufgestellten, so gentlemänlichen, ehrenhaften und patriotischen Oppositionsplan, und stets auf der Lauer zu Vexationen und Behinderungen, haben die Tories, die anfänglich der Regierung Mangel an Eifer in Rächung unserer Nationalehre vorwarfen, ihre Gesinnungen gänzlich geändert, da sie sehen, daß wirklich eine Flotte abgesegelt ist. Mit kühler Inconsequenz machen sie jetzt Rechtsum und stellen sich, als hätten sie entdeckt, wie die Chinesen gar sehr mißhandelt worden sind, wie England völlig im Unrecht ist, und die Minister, die im Begriff stehen, diese Barbaren zu lehren, daß man

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840, S. 0636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_080_18400320/12>, abgerufen am 03.12.2024.