Allgemeine Zeitung. Nr. 81. Augsburg, 21. März 1840.Berechnungen an, aus denen hervorgeht, daß eine unermeßliche Bevölkerung eines zur Herstellung ihrer Kräfte nothwendigen Nährungsstoffs beraubt sey. Der Redner spricht sich zu Gunsten des Antrags einer Zollherabsetzung aus. Hr. Sevray geht in umständliche, vergleichende Details über die Vortheile des Handels und des Ackerbaues ein, und folgert daraus, daß die erstern weit vorzuziehen sind. Sein Votum geht dahin, die Gesetzgebung nicht zu modificiren. Eine Zollherabsetzung wäre unpolitisch. Die vorgeschlagene Maaßregel würde dem Ackerbau höchst schädlich seyn, ohne den Städten bedeutend zu nützen. Aller Vortheil würde den Fremden zufallen. (Abgang der Post.) Hr. Odilon-Barrot erklärte bei der Berathung der Kammer in den Bureaux am 14, die ehemalige Majorität der 221 stimme gegen das jetzige Cabinet aus denselben Motiven, die ihn bestimmten, dem Ministerium seine Unterstützung zu leihen. Diese Motive seyen: die übereinstimmenden Ansichten, welche das Ministerium und besonders der Mann, der an dessen Spitze stehe, seit vier Jahren mit der constitutionellen Linken über die Fragen der auswärtigen Politik und im Innern über die Nothwendigkeit gehabt, der parlamentarischen Regierung Stärke und Sicherheit zu geben. Zwischen ihm und dem Cabinet bestehe übrigens weder Identität noch Solidarität, denn über die Nothwendigkeit der Wahlreform seyen beide verschiedener Ansicht. Da aber beide über ziemlich viele andere Punkte einverstanden, glaube er, die Verantwortlichkeit einer neuen ministeriellen Krise nicht auf sich nehmen zu dürfen. [irrelevantes Material] Die mit Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds beauftragte Commission hat sich am 16 März versammelt und mit 5 Stimmen gegen 1 Hrn. Defitte zum Präsidenten und Hrn. Havin zum Secretär ernannt. Beide Gewählte gehören zur ministeriellen Partei. Man mußte drei Scrutine vornehmen, da die Candidaten nicht für sich selbst votirt hatten. Nach einigem Hin- und Widerreden, die aber den Grund der Frage nicht berührten, beschloß die Commission den Conseilspräsidenten und den Minister des Innern zu bitten, im Schooße der Commission ihre Erläuterungen zu geben. Die Commision wird die Minister nicht vor dem 18 vernehmen können, da der Conseilpräsident am 17 März sich zu der Commission für die Zuschußcredite für Algier begeben muß. Unter den Urtheilen der Tagsblätter über die gestrige Rede des Hrn. Thiers lauten die der "Hofjournale" am feindseligsten. "Nie - sagt das Pays - wurde in einer politischen Versammlung eine unverschämtere aufrührerischere Sprache (un langage plus insolemment factieux) geführt. Unmöglich ist es, die Krone und das Land tiefer zu erniedrigen, und wenn wir bedenken, daß der Mann, der so redet, erster Minister ist, sind wir um so entrüsteter über die Beleidigungen, die seine Worte gegen Frankreich und das Königthum enthalten. Uns wundert nur die Geduld der ehrlichen Leute, welche dieß mit angehört, ohne gegen solche dictatorische Sprache sich zu erheben. Die conservative Majorität wird, hoffen wir, in öffentlicher Sitzung sich weniger nachsichtig zeigen. Hr. Thiers hat etwas von dem Stolz, der Beredtsamkeit und den Gelüsten eines Cromwell. Wir versichern aber, daß er in seiner Seele weder denselben Muth, noch bei denen, die ihm gegenüberstehen, dieselbe Feigheit finden wird." - Der Nouvelliste, ein Organ des Hrn. Thiers, sagt, aus der gegenwärtigen Lage erhelle mehr und mehr die Nothwendigkeit einer Auflösung der Kammer. Die Polemik der angeblich conservativen Journale führe selbst zu dieser unvermeidlichen Maaßregel, da jene Blätter dem Cabinet unaufhörlich zum Vorwurfe machten, es repräsentire nur eine Fraction der Minorität in der Kammer. Der Sturz des gegenwärtigen Ministeriums wäre also das Signal einer Auflösung der Kammer, welche den 221 eine noch größere Niederlage, als bei der letzten Auflösung beibringen werde. In derselben Weise urtheilt das Siecle, Organ des Hrn. Barrot. Der Constitutionnel nennt das gegenwärtige Cabinet "das Ministerium Martignac der Julius-Revolution." (Courrier francais.) Die dynastische Opposition wird nicht für die geheimen Fonds, sondern für die Dauer des Ministeriums stimmen. (Der National bemerkt dazu: "Nach den in den Bureaux der Kammer von den Hrn. Thiers und Remusat gegebenen Erklärungen wird, wenn sich die dynastische Opposition so weit vergißt, die geheimen Fonds zu votiren, sie zugleich die Aufrechthaltung der Septembergesetze und die unbestimmte Vertagung jeder Wahlreform votiren." Noch vor den letzten Bureauxverhandlungen sagte die Presse: "Hr. Thiers ist in unsern Augen heute noch der Mann seiner Reden und Thaten von gestern, der Mann, der offen gegen die Krone kämpft, und diesen Kampf sich zum Ruhm anrechnet, der Ehrgeizige, der, um das Staatsruder im Sturm zu nehmen, sich den Parteien in die Arme geworfen, die er früher verspottet, die er bekämpft hat. Dieß ist unsere Meinung über Hrn. Thiers. Was er selbst von seiner Rolle hält, wissen wir nicht, aber seit den zehn Tagen, wo er wieder von der Gewalt Besitz genommen, setzt er seine Anhänger, wie seine Gegner in Erstaunen. Der Hitzige versinkt plötzlich in Erstarrung, der Thätige handelt nicht, der Redefertige schweigt. Kommt er so zu den Geschäften nach drei Jahren des Kampfes? Für ein solches Resultat also hat Hr. Thiers sich von der Krone losgesagt, und den Feinden seiner ehemaligen Doctrinen die Hand geboten? Wir begreifen dieß nicht. Wenn es irgend einem Mann unmöglich, einer Fahne zu entbehren, so ist es Hr. Thiers; wenn irgend ein Mann nicht umhin kann, eine neue Politik zu versuchen und eine andere Bahn als die der früheren Verwaltungen einzuschlagen, so ist es Hr. Thiers, denn er hat selbst erklärt, daß er zur Gewalt gekommen, weil die früheren Cabinette keine bestimmte Politik gehabt." Das Pays führt gegen das Ministerium eine Sprache, die an Wuth der Polemik der ehemaligen Tribune des Hrn. Marrast nicht nachsteht. Die Revolution, ruft das Pays, sey jetzt am Staatsruder, Hr. Thiers habe schamlos alle Intriguen und Kniffe in Bewegung gesetzt, um die Majorität zu gewinnen; seine Schreiber hätten das revolutionäre Einschüchterungssystem adoptirt und ahmten den unglücklichen Zeitungsschmierern (folliculaires) von 1789 nach, um wider ihre Gegner die Massen aufzuhetzen, was eben so feige, als schändlich sey etc. Die Gazette de France zieht diese Artikel immer weitläuftig aus, aber nur um sie in ihrem Sinn auszubeuten und mit affectirter Traurigkeit zu rufen: "Ach! Seht ihr, wie die Parteien gegeneinander wüthen. Alle Uebel Frankreichs datiren von der Juliusrevolution her." Die Journale von Texas vom 22 Jan. melden, daß der mit Frankreich geschlossene Tractat von dem Senat ratificirt worden sey. Paris, 15 März. Ueber die Vertheidigung von Masagran hat der Deputirte Chapuis de Montlaville einen Bericht gefertigt, der jedem Franzosen das Herz mit freudigem Stolze erfüllen, und auch den nicht französischen Beobachter zu aufrichtiger Bewunderung hinreißen muß. Viele Thatsachen, die bisher nicht oder nur unvollkommen bekannt waren, sind hier zum erstenmal genau und in ihrem wahren Zusammenhange erzählt; die Urtheile nicht bloß der Franzosen in Afrika, sondern der Araber selbst sind beigebracht und umgeben das heroische Berechnungen an, aus denen hervorgeht, daß eine unermeßliche Bevölkerung eines zur Herstellung ihrer Kräfte nothwendigen Nährungsstoffs beraubt sey. Der Redner spricht sich zu Gunsten des Antrags einer Zollherabsetzung aus. Hr. Sevray geht in umständliche, vergleichende Details über die Vortheile des Handels und des Ackerbaues ein, und folgert daraus, daß die erstern weit vorzuziehen sind. Sein Votum geht dahin, die Gesetzgebung nicht zu modificiren. Eine Zollherabsetzung wäre unpolitisch. Die vorgeschlagene Maaßregel würde dem Ackerbau höchst schädlich seyn, ohne den Städten bedeutend zu nützen. Aller Vortheil würde den Fremden zufallen. (Abgang der Post.) Hr. Odilon-Barrot erklärte bei der Berathung der Kammer in den Bureaux am 14, die ehemalige Majorität der 221 stimme gegen das jetzige Cabinet aus denselben Motiven, die ihn bestimmten, dem Ministerium seine Unterstützung zu leihen. Diese Motive seyen: die übereinstimmenden Ansichten, welche das Ministerium und besonders der Mann, der an dessen Spitze stehe, seit vier Jahren mit der constitutionellen Linken über die Fragen der auswärtigen Politik und im Innern über die Nothwendigkeit gehabt, der parlamentarischen Regierung Stärke und Sicherheit zu geben. Zwischen ihm und dem Cabinet bestehe übrigens weder Identität noch Solidarität, denn über die Nothwendigkeit der Wahlreform seyen beide verschiedener Ansicht. Da aber beide über ziemlich viele andere Punkte einverstanden, glaube er, die Verantwortlichkeit einer neuen ministeriellen Krise nicht auf sich nehmen zu dürfen. [irrelevantes Material] Die mit Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds beauftragte Commission hat sich am 16 März versammelt und mit 5 Stimmen gegen 1 Hrn. Defitte zum Präsidenten und Hrn. Havin zum Secretär ernannt. Beide Gewählte gehören zur ministeriellen Partei. Man mußte drei Scrutine vornehmen, da die Candidaten nicht für sich selbst votirt hatten. Nach einigem Hin- und Widerreden, die aber den Grund der Frage nicht berührten, beschloß die Commission den Conseilspräsidenten und den Minister des Innern zu bitten, im Schooße der Commission ihre Erläuterungen zu geben. Die Commision wird die Minister nicht vor dem 18 vernehmen können, da der Conseilpräsident am 17 März sich zu der Commission für die Zuschußcredite für Algier begeben muß. Unter den Urtheilen der Tagsblätter über die gestrige Rede des Hrn. Thiers lauten die der „Hofjournale“ am feindseligsten. „Nie – sagt das Pays – wurde in einer politischen Versammlung eine unverschämtere aufrührerischere Sprache (un langage plus insolemment factieux) geführt. Unmöglich ist es, die Krone und das Land tiefer zu erniedrigen, und wenn wir bedenken, daß der Mann, der so redet, erster Minister ist, sind wir um so entrüsteter über die Beleidigungen, die seine Worte gegen Frankreich und das Königthum enthalten. Uns wundert nur die Geduld der ehrlichen Leute, welche dieß mit angehört, ohne gegen solche dictatorische Sprache sich zu erheben. Die conservative Majorität wird, hoffen wir, in öffentlicher Sitzung sich weniger nachsichtig zeigen. Hr. Thiers hat etwas von dem Stolz, der Beredtsamkeit und den Gelüsten eines Cromwell. Wir versichern aber, daß er in seiner Seele weder denselben Muth, noch bei denen, die ihm gegenüberstehen, dieselbe Feigheit finden wird.“ – Der Nouvelliste, ein Organ des Hrn. Thiers, sagt, aus der gegenwärtigen Lage erhelle mehr und mehr die Nothwendigkeit einer Auflösung der Kammer. Die Polemik der angeblich conservativen Journale führe selbst zu dieser unvermeidlichen Maaßregel, da jene Blätter dem Cabinet unaufhörlich zum Vorwurfe machten, es repräsentire nur eine Fraction der Minorität in der Kammer. Der Sturz des gegenwärtigen Ministeriums wäre also das Signal einer Auflösung der Kammer, welche den 221 eine noch größere Niederlage, als bei der letzten Auflösung beibringen werde. In derselben Weise urtheilt das Siècle, Organ des Hrn. Barrot. Der Constitutionnel nennt das gegenwärtige Cabinet „das Ministerium Martignac der Julius-Revolution.“ (Courrier français.) Die dynastische Opposition wird nicht für die geheimen Fonds, sondern für die Dauer des Ministeriums stimmen. (Der National bemerkt dazu: „Nach den in den Bureaux der Kammer von den Hrn. Thiers und Rémusat gegebenen Erklärungen wird, wenn sich die dynastische Opposition so weit vergißt, die geheimen Fonds zu votiren, sie zugleich die Aufrechthaltung der Septembergesetze und die unbestimmte Vertagung jeder Wahlreform votiren.“ Noch vor den letzten Bureauxverhandlungen sagte die Presse: „Hr. Thiers ist in unsern Augen heute noch der Mann seiner Reden und Thaten von gestern, der Mann, der offen gegen die Krone kämpft, und diesen Kampf sich zum Ruhm anrechnet, der Ehrgeizige, der, um das Staatsruder im Sturm zu nehmen, sich den Parteien in die Arme geworfen, die er früher verspottet, die er bekämpft hat. Dieß ist unsere Meinung über Hrn. Thiers. Was er selbst von seiner Rolle hält, wissen wir nicht, aber seit den zehn Tagen, wo er wieder von der Gewalt Besitz genommen, setzt er seine Anhänger, wie seine Gegner in Erstaunen. Der Hitzige versinkt plötzlich in Erstarrung, der Thätige handelt nicht, der Redefertige schweigt. Kommt er so zu den Geschäften nach drei Jahren des Kampfes? Für ein solches Resultat also hat Hr. Thiers sich von der Krone losgesagt, und den Feinden seiner ehemaligen Doctrinen die Hand geboten? Wir begreifen dieß nicht. Wenn es irgend einem Mann unmöglich, einer Fahne zu entbehren, so ist es Hr. Thiers; wenn irgend ein Mann nicht umhin kann, eine neue Politik zu versuchen und eine andere Bahn als die der früheren Verwaltungen einzuschlagen, so ist es Hr. Thiers, denn er hat selbst erklärt, daß er zur Gewalt gekommen, weil die früheren Cabinette keine bestimmte Politik gehabt.“ Das Pays führt gegen das Ministerium eine Sprache, die an Wuth der Polemik der ehemaligen Tribune des Hrn. Marrast nicht nachsteht. Die Revolution, ruft das Pays, sey jetzt am Staatsruder, Hr. Thiers habe schamlos alle Intriguen und Kniffe in Bewegung gesetzt, um die Majorität zu gewinnen; seine Schreiber hätten das revolutionäre Einschüchterungssystem adoptirt und ahmten den unglücklichen Zeitungsschmierern (folliculaires) von 1789 nach, um wider ihre Gegner die Massen aufzuhetzen, was eben so feige, als schändlich sey etc. Die Gazette de France zieht diese Artikel immer weitläuftig aus, aber nur um sie in ihrem Sinn auszubeuten und mit affectirter Traurigkeit zu rufen: „Ach! Seht ihr, wie die Parteien gegeneinander wüthen. Alle Uebel Frankreichs datiren von der Juliusrevolution her.“ Die Journale von Texas vom 22 Jan. melden, daß der mit Frankreich geschlossene Tractat von dem Senat ratificirt worden sey. Paris, 15 März. Ueber die Vertheidigung von Masagran hat der Deputirte Chapuis de Montlaville einen Bericht gefertigt, der jedem Franzosen das Herz mit freudigem Stolze erfüllen, und auch den nicht französischen Beobachter zu aufrichtiger Bewunderung hinreißen muß. 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Thiers hat etwas von dem Stolz, der Beredtsamkeit und den Gelüsten eines Cromwell. Wir versichern aber, daß er in seiner Seele weder denselben Muth, noch bei denen, die ihm gegenüberstehen, dieselbe Feigheit finden wird.“ – Der <hi rendition="#g">Nouvelliste</hi>, ein Organ des Hrn. Thiers, sagt, aus der gegenwärtigen Lage erhelle mehr und mehr die Nothwendigkeit einer Auflösung der Kammer. Die Polemik der angeblich conservativen Journale führe selbst zu dieser unvermeidlichen Maaßregel, da jene Blätter dem Cabinet unaufhörlich zum Vorwurfe machten, es repräsentire nur eine Fraction der Minorität in der Kammer. Der Sturz des gegenwärtigen Ministeriums wäre also das Signal einer Auflösung der Kammer, welche den 221 eine noch größere Niederlage, als bei der letzten Auflösung beibringen werde. In derselben Weise urtheilt das <hi rendition="#g">Siècle</hi>, Organ des Hrn. Barrot. 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Thiers; wenn irgend ein Mann nicht umhin kann, eine neue Politik zu versuchen und eine andere Bahn als die der früheren Verwaltungen einzuschlagen, so ist es Hr. Thiers, denn er hat selbst erklärt, daß er zur Gewalt gekommen, weil die früheren Cabinette keine bestimmte Politik gehabt.“ Das <hi rendition="#g">Pays</hi> führt gegen das Ministerium eine Sprache, die an Wuth der Polemik der ehemaligen <hi rendition="#g">Tribune</hi> des Hrn. Marrast nicht nachsteht. Die Revolution, ruft das Pays, sey jetzt am Staatsruder, Hr. 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Berechnungen an, aus denen hervorgeht, daß eine unermeßliche Bevölkerung eines zur Herstellung ihrer Kräfte nothwendigen Nährungsstoffs beraubt sey. Der Redner spricht sich zu Gunsten des Antrags einer Zollherabsetzung aus. Hr. Sevray geht in umständliche, vergleichende Details über die Vortheile des Handels und des Ackerbaues ein, und folgert daraus, daß die erstern weit vorzuziehen sind. Sein Votum geht dahin, die Gesetzgebung nicht zu modificiren. Eine Zollherabsetzung wäre unpolitisch. Die vorgeschlagene Maaßregel würde dem Ackerbau höchst schädlich seyn, ohne den Städten bedeutend zu nützen. Aller Vortheil würde den Fremden zufallen. (Abgang der Post.)
Hr. Odilon-Barrot erklärte bei der Berathung der Kammer in den Bureaux am 14, die ehemalige Majorität der 221 stimme gegen das jetzige Cabinet aus denselben Motiven, die ihn bestimmten, dem Ministerium seine Unterstützung zu leihen. Diese Motive seyen: die übereinstimmenden Ansichten, welche das Ministerium und besonders der Mann, der an dessen Spitze stehe, seit vier Jahren mit der constitutionellen Linken über die Fragen der auswärtigen Politik und im Innern über die Nothwendigkeit gehabt, der parlamentarischen Regierung Stärke und Sicherheit zu geben. Zwischen ihm und dem Cabinet bestehe übrigens weder Identität noch Solidarität, denn über die Nothwendigkeit der Wahlreform seyen beide verschiedener Ansicht. Da aber beide über ziemlich viele andere Punkte einverstanden, glaube er, die Verantwortlichkeit einer neuen ministeriellen Krise nicht auf sich nehmen zu dürfen.
_ Die mit Prüfung des Gesetzesentwurfs über die geheimen Fonds beauftragte Commission hat sich am 16 März versammelt und mit 5 Stimmen gegen 1 Hrn. Defitte zum Präsidenten und Hrn. Havin zum Secretär ernannt. Beide Gewählte gehören zur ministeriellen Partei. Man mußte drei Scrutine vornehmen, da die Candidaten nicht für sich selbst votirt hatten. Nach einigem Hin- und Widerreden, die aber den Grund der Frage nicht berührten, beschloß die Commission den Conseilspräsidenten und den Minister des Innern zu bitten, im Schooße der Commission ihre Erläuterungen zu geben. Die Commision wird die Minister nicht vor dem 18 vernehmen können, da der Conseilpräsident am 17 März sich zu der Commission für die Zuschußcredite für Algier begeben muß.
Unter den Urtheilen der Tagsblätter über die gestrige Rede des Hrn. Thiers lauten die der „Hofjournale“ am feindseligsten. „Nie – sagt das Pays – wurde in einer politischen Versammlung eine unverschämtere aufrührerischere Sprache (un langage plus insolemment factieux) geführt. Unmöglich ist es, die Krone und das Land tiefer zu erniedrigen, und wenn wir bedenken, daß der Mann, der so redet, erster Minister ist, sind wir um so entrüsteter über die Beleidigungen, die seine Worte gegen Frankreich und das Königthum enthalten. Uns wundert nur die Geduld der ehrlichen Leute, welche dieß mit angehört, ohne gegen solche dictatorische Sprache sich zu erheben. Die conservative Majorität wird, hoffen wir, in öffentlicher Sitzung sich weniger nachsichtig zeigen. Hr. Thiers hat etwas von dem Stolz, der Beredtsamkeit und den Gelüsten eines Cromwell. Wir versichern aber, daß er in seiner Seele weder denselben Muth, noch bei denen, die ihm gegenüberstehen, dieselbe Feigheit finden wird.“ – Der Nouvelliste, ein Organ des Hrn. Thiers, sagt, aus der gegenwärtigen Lage erhelle mehr und mehr die Nothwendigkeit einer Auflösung der Kammer. Die Polemik der angeblich conservativen Journale führe selbst zu dieser unvermeidlichen Maaßregel, da jene Blätter dem Cabinet unaufhörlich zum Vorwurfe machten, es repräsentire nur eine Fraction der Minorität in der Kammer. Der Sturz des gegenwärtigen Ministeriums wäre also das Signal einer Auflösung der Kammer, welche den 221 eine noch größere Niederlage, als bei der letzten Auflösung beibringen werde. In derselben Weise urtheilt das Siècle, Organ des Hrn. Barrot. Der Constitutionnel nennt das gegenwärtige Cabinet „das Ministerium Martignac der Julius-Revolution.“
(Courrier français.) Die dynastische Opposition wird nicht für die geheimen Fonds, sondern für die Dauer des Ministeriums stimmen. (Der National bemerkt dazu: „Nach den in den Bureaux der Kammer von den Hrn. Thiers und Rémusat gegebenen Erklärungen wird, wenn sich die dynastische Opposition so weit vergißt, die geheimen Fonds zu votiren, sie zugleich die Aufrechthaltung der Septembergesetze und die unbestimmte Vertagung jeder Wahlreform votiren.“
Noch vor den letzten Bureauxverhandlungen sagte die Presse: „Hr. Thiers ist in unsern Augen heute noch der Mann seiner Reden und Thaten von gestern, der Mann, der offen gegen die Krone kämpft, und diesen Kampf sich zum Ruhm anrechnet, der Ehrgeizige, der, um das Staatsruder im Sturm zu nehmen, sich den Parteien in die Arme geworfen, die er früher verspottet, die er bekämpft hat. Dieß ist unsere Meinung über Hrn. Thiers. Was er selbst von seiner Rolle hält, wissen wir nicht, aber seit den zehn Tagen, wo er wieder von der Gewalt Besitz genommen, setzt er seine Anhänger, wie seine Gegner in Erstaunen. Der Hitzige versinkt plötzlich in Erstarrung, der Thätige handelt nicht, der Redefertige schweigt. Kommt er so zu den Geschäften nach drei Jahren des Kampfes? Für ein solches Resultat also hat Hr. Thiers sich von der Krone losgesagt, und den Feinden seiner ehemaligen Doctrinen die Hand geboten? Wir begreifen dieß nicht. Wenn es irgend einem Mann unmöglich, einer Fahne zu entbehren, so ist es Hr. Thiers; wenn irgend ein Mann nicht umhin kann, eine neue Politik zu versuchen und eine andere Bahn als die der früheren Verwaltungen einzuschlagen, so ist es Hr. Thiers, denn er hat selbst erklärt, daß er zur Gewalt gekommen, weil die früheren Cabinette keine bestimmte Politik gehabt.“ Das Pays führt gegen das Ministerium eine Sprache, die an Wuth der Polemik der ehemaligen Tribune des Hrn. Marrast nicht nachsteht. Die Revolution, ruft das Pays, sey jetzt am Staatsruder, Hr. Thiers habe schamlos alle Intriguen und Kniffe in Bewegung gesetzt, um die Majorität zu gewinnen; seine Schreiber hätten das revolutionäre Einschüchterungssystem adoptirt und ahmten den unglücklichen Zeitungsschmierern (folliculaires) von 1789 nach, um wider ihre Gegner die Massen aufzuhetzen, was eben so feige, als schändlich sey etc. Die Gazette de France zieht diese Artikel immer weitläuftig aus, aber nur um sie in ihrem Sinn auszubeuten und mit affectirter Traurigkeit zu rufen: „Ach! Seht ihr, wie die Parteien gegeneinander wüthen. Alle Uebel Frankreichs datiren von der Juliusrevolution her.“
Die Journale von Texas vom 22 Jan. melden, daß der mit Frankreich geschlossene Tractat von dem Senat ratificirt worden sey.
_ Paris, 15 März. Ueber die Vertheidigung von Masagran hat der Deputirte Chapuis de Montlaville einen Bericht gefertigt, der jedem Franzosen das Herz mit freudigem Stolze erfüllen, und auch den nicht französischen Beobachter zu aufrichtiger Bewunderung hinreißen muß. Viele Thatsachen, die bisher nicht oder nur unvollkommen bekannt waren, sind hier zum erstenmal genau und in ihrem wahren Zusammenhange erzählt; die Urtheile nicht bloß der Franzosen in Afrika, sondern der Araber selbst sind beigebracht und umgeben das heroische
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