Allgemeine Zeitung. Nr. 82. Augsburg, 22. März 1840.Streit unter den katholischen Prälaten von Irland hinsichtlich des Nationalschulsystems (für alle christlichen Confessionen ohne Unterschied) ist jetzt dahin geschlichtet, daß es jedem Titularbischof überlassen bleiben soll, ob er in seinem Sprengel solche Schulen errichten lassen will, oder nicht. Bei den jetzt in Irland eröffneten Frühlingsassisen zeigt sich überall die erfreuliche Erscheinung, daß die Zahl der Verbrechen sich vermindert hat. So ist z. B. in der Stadt Waterford kein einziger Verbrecher in Haft, und in der volkreichen Grafschaft Clare liegen dem Gericht nur 28 Fälle - eine beispiellos kleine Zahl - zur Entscheidung vor. Den letzten Nachrichten aus Canada zufolge haben die in der oberen Provinz wohnenden Indianerstämme, die in den beiden canadischen Aufständen ihre Treue gegen England bewährt, dem Gouverneur eine Adresse überreicht, worin sie für die von "ihrer großen Mutter" (der Königin) ihnen gemachten Geschenke danken, und erklären, sie lebten zufrieden und gern unter dem mächtigen Schutz der brittischen Regierung. Der Gouverneur sagte in seiner Antwort: "Meine Kinder! Es gewährt mir Vergnügen, daß ihr mit dem von eurer großen Mutter, unserer Königin, gewählten Statthalter zufrieden seyd. Wenn die Königin von den Gesinnungen der Liebe hört, die ihr für sie ausdrückt, wird ihr Herz freudig seyn, denn sie erinnert sich der Dienste, die ihr und eure Väter ihren Vätern erwiesen habt, und es muß sie freuen, daß ihr der Gesinnung eurer Väter treu bleibt. Seyd versichert, das Ohr der Königin wird für die Bitten ihrer indianischen Kinder immer offen, ihre Hand euch zu helfen stets bereit seyn. Meine Kinder! Mit großer Freude vernehm' ich, daß das Wort des großen Geistes, das man euch gepredigt hat, euch bereits gelehrt hat die Feuer- und Wassergeister zu meiden. Ihr thut recht daran, daß ihr die guten Männer liebt und hegt, die sich unter euch niedergelassen, um euch die Kenntniß jenes großen Wesens zu bringen, welches wir alle anbeten und welchem der rothe Mensch nicht minder lieb ist, als der weiße. Folgt ihr diesen Lehren, so kann es euch nicht fehlen, daß ihr glücklich werdet und gute Unterthanen eurer großen Mutter, der Königin, seyd. Meine Kinder, ich sage euch Lebewohl." - Der Gouverneur von Neu-Braunschweig, Sir John Harvey, hat in der Rede, womit er die Session der Legislatur dieser Colonie am 2 Februar eröffnete, das Project angekündigt, die Fundy-Bay mit dem St. Lorenz durch einen Canal zu verbinden. In Bezug auf den Gränzstreit erwähnte Sir John, daß er es für seine Pflicht erachtet habe, im vorigen Sommer mehrere Gränzbataillone der Miliz Waffenübungen vornehmen zu lassen, fügte jedoch bei: "Ich hege die zuversichtliche Hoffnung, daß das Resultat der Erforschung gewisser Theile des streitigen Gebiets, welche unlängst von brittischen Commissarien vorgenommen wurde, Ihrer Maj. Regierung in den Stand setzen werde, der Regierung der Vereinigten Staaten als Basis der Unterhandlungen Vorschläge zu machen, die eine baldige gütliche und definitive Beilegung dieser wichtigen Frage in Aussicht stellen werden. Mittlerweile wünsch' und hoffe ich, daß beiderseits Gesinnungen der Mäßigung und Nachsicht vorwalten werden." - Der Befehl der auf dem streitigen Gebiet stationirten brittischen Truppen ist dem Obristen Goldin übertragen. Die Abtheilung wurde neuerlich mit 250 Mann verstärkt, und ein Blockhaus errichtet. Ein neues starkes Fort wird am St. Lorenz erbaut. Wie der Argus wissen will, hätte der bekannte, in seinen politischen und commerciellen Forschungen über den Orient unermüdliche David Urquhart Esq. merkwürdige Briefe ans Licht gezogen über die Umtriebe der Chartisten. .... In diesen Briefen sollen gewisse Polen und andere Leute genannt seyn, die man schon lange als Agenten in Verdacht gehabt. Der Argus fügt bei: "Es ist nicht zu bezweifeln, daß ein furchtbarer Ausbruch in England für gewisse Absichten im Orient eine sehr willkommene Diversion seyn würde." Am 28 Febr. feierte eine zahlreiche Versammlung polnischer Flüchtlinge im Schützenhaus (Archery Room) in London das Andenken des im vorigen Jahr an diesem Tage zu Wilna erschossenen Koinarski. Auch politische Flüchtlinge anderer Nationen, darunter Cavaignac und Mazzini, der Gründer des "jungen Italiens," wohnten der Feier bei. In polnischer, deutscher und französischer Sprache wurden Reden gehalten. Dem M. Chronicle zufolge ist es im Werk, den jetzt sehr mangelhaften, langsamen und theuern Postenlauf zwischen England und Belgien zu verbessern. "Brüssel," bemerkt dieses Blatt, "ist auf der Eisenbahn von Ostende fünf Stunden entfernt, von Ostende gelangt man zur See in 14 Stunden nach London; dennoch braucht die Post zwischen London und Brüssel zwei Tage. Die Brieftaxe ist dabei enorm: 2 Sch. 3 Pence (1 fl. 21 kr.) für den einfachen Brief, der von London nach Paris (50 englische Meilen weiter) seit vielen Jahren nur 1 Sch. 8 Pence (1 fl.) kostet." Das Chronicle räth, bis ein neuer Postvertrag mit Belgien unterhandelt sey, wenigstens den englischen Theil der Taxe zu ermäßigen; das werde dann für die aufgeklärten Länder Frankreich, Deutschland, Belgien und Holland ein gutes Beispiel seyn. Im Uebrigen ist der Plan, zwischen Ostende und Dover, oder noch besser: London, einen regelmäßigen Postdienst, fünfmal wöchentlich, mit englischen Regierungsdampfbooten einzurichten, die den Weg in 12 Stunden machen könnten. (Möchte dann nur auch die deutsche Postverbindung nach Belgien und Niederland hin eine bessere und schnellere werden!) Frankreich. Paris, 17 März. Ein Journal will wissen, der König der Belgier und die Herzogin von Kent, Mutter der Königin Victoria, seyen gesonnen, der Vermählung des Herzogs von Nemours in Paris beizuwohnen. Vor fünfzehn Jahren wurde in Frankreich ein hoher Zoll auf die Einfuhr von fremdem Vieh gelegt, um die großen Grundbesitzer in Frankreich in den Stand zu setzen, ihr Vieh desto theurer zu verkaufen. Noch sind kaum 15 Jahre verflossen, und jetzt ertönen aus Frankreich selbst die heftigsten Klagen über diese hohen Zölle, und die Kammer der Deputirten wurde so eben darüber zur Entscheidung aufgefordert: denn nicht nur hat sich aus den Deputirten der betreffenden Departements ein Comite gebildet, um die Sache in Erwägung zu ziehen, sondern die Fleischer in Paris haben auch eine Petition an die Deputirtenkammer gerichtet, worin sie die Folgen jener hohen Zölle aufzählen. Wir entlehnen dem Courrier francais eine Stelle, worin die wichtigsten Thatsachen hervorgehoben sind. "Die Viehproduction in Frankreich steht unter dem Bedürfniß: hier regelt nicht der Verbrauch die Production, wie bei jeder andern Industrie, sondern der Verbrauch muß sich nach der Production richten. Die Petition der Fleischer erklärt, daß in Paris allein wöchentlich ein Deficit von 4 Mill. Kilogr. (8 Mill. Pfund) oder 220 Ochsen stattfinde. Während die Zahl sich vermindert, scheint sich auch die Gattung zu verschlechtern: seit mehreren Jahren geben die Ochsen ein Fünftheil weniger an Fleisch und an Seife. Der Preis des Fleisches steigt in einem viel stärkeren Verhältniß. Die Ankäufe der Hospitäler bezeugen, daß das Pfund Fleisch vor fünfzehn Jahren 35 Centimen kostete, jetzt 52. Der Detailverkauf ergibt die Preise der geringen Streit unter den katholischen Prälaten von Irland hinsichtlich des Nationalschulsystems (für alle christlichen Confessionen ohne Unterschied) ist jetzt dahin geschlichtet, daß es jedem Titularbischof überlassen bleiben soll, ob er in seinem Sprengel solche Schulen errichten lassen will, oder nicht. Bei den jetzt in Irland eröffneten Frühlingsassisen zeigt sich überall die erfreuliche Erscheinung, daß die Zahl der Verbrechen sich vermindert hat. So ist z. B. in der Stadt Waterford kein einziger Verbrecher in Haft, und in der volkreichen Grafschaft Clare liegen dem Gericht nur 28 Fälle – eine beispiellos kleine Zahl – zur Entscheidung vor. Den letzten Nachrichten aus Canada zufolge haben die in der oberen Provinz wohnenden Indianerstämme, die in den beiden canadischen Aufständen ihre Treue gegen England bewährt, dem Gouverneur eine Adresse überreicht, worin sie für die von „ihrer großen Mutter“ (der Königin) ihnen gemachten Geschenke danken, und erklären, sie lebten zufrieden und gern unter dem mächtigen Schutz der brittischen Regierung. Der Gouverneur sagte in seiner Antwort: „Meine Kinder! Es gewährt mir Vergnügen, daß ihr mit dem von eurer großen Mutter, unserer Königin, gewählten Statthalter zufrieden seyd. Wenn die Königin von den Gesinnungen der Liebe hört, die ihr für sie ausdrückt, wird ihr Herz freudig seyn, denn sie erinnert sich der Dienste, die ihr und eure Väter ihren Vätern erwiesen habt, und es muß sie freuen, daß ihr der Gesinnung eurer Väter treu bleibt. Seyd versichert, das Ohr der Königin wird für die Bitten ihrer indianischen Kinder immer offen, ihre Hand euch zu helfen stets bereit seyn. Meine Kinder! Mit großer Freude vernehm' ich, daß das Wort des großen Geistes, das man euch gepredigt hat, euch bereits gelehrt hat die Feuer- und Wassergeister zu meiden. Ihr thut recht daran, daß ihr die guten Männer liebt und hegt, die sich unter euch niedergelassen, um euch die Kenntniß jenes großen Wesens zu bringen, welches wir alle anbeten und welchem der rothe Mensch nicht minder lieb ist, als der weiße. Folgt ihr diesen Lehren, so kann es euch nicht fehlen, daß ihr glücklich werdet und gute Unterthanen eurer großen Mutter, der Königin, seyd. Meine Kinder, ich sage euch Lebewohl.“ – Der Gouverneur von Neu-Braunschweig, Sir John Harvey, hat in der Rede, womit er die Session der Legislatur dieser Colonie am 2 Februar eröffnete, das Project angekündigt, die Fundy-Bay mit dem St. Lorenz durch einen Canal zu verbinden. In Bezug auf den Gränzstreit erwähnte Sir John, daß er es für seine Pflicht erachtet habe, im vorigen Sommer mehrere Gränzbataillone der Miliz Waffenübungen vornehmen zu lassen, fügte jedoch bei: „Ich hege die zuversichtliche Hoffnung, daß das Resultat der Erforschung gewisser Theile des streitigen Gebiets, welche unlängst von brittischen Commissarien vorgenommen wurde, Ihrer Maj. Regierung in den Stand setzen werde, der Regierung der Vereinigten Staaten als Basis der Unterhandlungen Vorschläge zu machen, die eine baldige gütliche und definitive Beilegung dieser wichtigen Frage in Aussicht stellen werden. Mittlerweile wünsch' und hoffe ich, daß beiderseits Gesinnungen der Mäßigung und Nachsicht vorwalten werden.“ – Der Befehl der auf dem streitigen Gebiet stationirten brittischen Truppen ist dem Obristen Goldin übertragen. Die Abtheilung wurde neuerlich mit 250 Mann verstärkt, und ein Blockhaus errichtet. Ein neues starkes Fort wird am St. Lorenz erbaut. Wie der Argus wissen will, hätte der bekannte, in seinen politischen und commerciellen Forschungen über den Orient unermüdliche David Urquhart Esq. merkwürdige Briefe ans Licht gezogen über die Umtriebe der Chartisten. .... In diesen Briefen sollen gewisse Polen und andere Leute genannt seyn, die man schon lange als Agenten in Verdacht gehabt. Der Argus fügt bei: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß ein furchtbarer Ausbruch in England für gewisse Absichten im Orient eine sehr willkommene Diversion seyn würde.“ Am 28 Febr. feierte eine zahlreiche Versammlung polnischer Flüchtlinge im Schützenhaus (Archery Room) in London das Andenken des im vorigen Jahr an diesem Tage zu Wilna erschossenen Koinarski. Auch politische Flüchtlinge anderer Nationen, darunter Cavaignac und Mazzini, der Gründer des „jungen Italiens,“ wohnten der Feier bei. In polnischer, deutscher und französischer Sprache wurden Reden gehalten. Dem M. Chronicle zufolge ist es im Werk, den jetzt sehr mangelhaften, langsamen und theuern Postenlauf zwischen England und Belgien zu verbessern. „Brüssel,“ bemerkt dieses Blatt, „ist auf der Eisenbahn von Ostende fünf Stunden entfernt, von Ostende gelangt man zur See in 14 Stunden nach London; dennoch braucht die Post zwischen London und Brüssel zwei Tage. Die Brieftaxe ist dabei enorm: 2 Sch. 3 Pence (1 fl. 21 kr.) für den einfachen Brief, der von London nach Paris (50 englische Meilen weiter) seit vielen Jahren nur 1 Sch. 8 Pence (1 fl.) kostet.“ Das Chronicle räth, bis ein neuer Postvertrag mit Belgien unterhandelt sey, wenigstens den englischen Theil der Taxe zu ermäßigen; das werde dann für die aufgeklärten Länder Frankreich, Deutschland, Belgien und Holland ein gutes Beispiel seyn. Im Uebrigen ist der Plan, zwischen Ostende und Dover, oder noch besser: London, einen regelmäßigen Postdienst, fünfmal wöchentlich, mit englischen Regierungsdampfbooten einzurichten, die den Weg in 12 Stunden machen könnten. (Möchte dann nur auch die deutsche Postverbindung nach Belgien und Niederland hin eine bessere und schnellere werden!) Frankreich. Paris, 17 März. Ein Journal will wissen, der König der Belgier und die Herzogin von Kent, Mutter der Königin Victoria, seyen gesonnen, der Vermählung des Herzogs von Nemours in Paris beizuwohnen. Vor fünfzehn Jahren wurde in Frankreich ein hoher Zoll auf die Einfuhr von fremdem Vieh gelegt, um die großen Grundbesitzer in Frankreich in den Stand zu setzen, ihr Vieh desto theurer zu verkaufen. Noch sind kaum 15 Jahre verflossen, und jetzt ertönen aus Frankreich selbst die heftigsten Klagen über diese hohen Zölle, und die Kammer der Deputirten wurde so eben darüber zur Entscheidung aufgefordert: denn nicht nur hat sich aus den Deputirten der betreffenden Departements ein Comité gebildet, um die Sache in Erwägung zu ziehen, sondern die Fleischer in Paris haben auch eine Petition an die Deputirtenkammer gerichtet, worin sie die Folgen jener hohen Zölle aufzählen. Wir entlehnen dem Courrier français eine Stelle, worin die wichtigsten Thatsachen hervorgehoben sind. „Die Viehproduction in Frankreich steht unter dem Bedürfniß: hier regelt nicht der Verbrauch die Production, wie bei jeder andern Industrie, sondern der Verbrauch muß sich nach der Production richten. Die Petition der Fleischer erklärt, daß in Paris allein wöchentlich ein Deficit von 4 Mill. Kilogr. (8 Mill. Pfund) oder 220 Ochsen stattfinde. Während die Zahl sich vermindert, scheint sich auch die Gattung zu verschlechtern: seit mehreren Jahren geben die Ochsen ein Fünftheil weniger an Fleisch und an Seife. Der Preis des Fleisches steigt in einem viel stärkeren Verhältniß. Die Ankäufe der Hospitäler bezeugen, daß das Pfund Fleisch vor fünfzehn Jahren 35 Centimen kostete, jetzt 52. 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Wenn die Königin von den Gesinnungen der Liebe hört, die ihr für sie ausdrückt, wird ihr Herz freudig seyn, denn sie erinnert sich der Dienste, die ihr und eure Väter ihren Vätern erwiesen habt, und es muß sie freuen, daß ihr der Gesinnung eurer Väter treu bleibt. Seyd versichert, das Ohr der Königin wird für die Bitten ihrer indianischen Kinder immer offen, ihre Hand euch zu helfen stets bereit seyn. Meine Kinder! Mit großer Freude vernehm' ich, daß das Wort des großen Geistes, das man euch gepredigt hat, euch bereits gelehrt hat die Feuer- und Wassergeister zu meiden. Ihr thut recht daran, daß ihr die guten Männer liebt und hegt, die sich unter euch niedergelassen, um euch die Kenntniß jenes großen Wesens zu bringen, welches wir alle anbeten und welchem der rothe Mensch nicht minder lieb ist, als der weiße. Folgt ihr diesen Lehren, so kann es euch nicht fehlen, daß ihr glücklich werdet und gute Unterthanen eurer großen Mutter, der Königin, seyd. 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Mittlerweile wünsch' und hoffe ich, daß beiderseits Gesinnungen der Mäßigung und Nachsicht vorwalten werden.“ – Der Befehl der auf dem streitigen Gebiet stationirten brittischen Truppen ist dem Obristen Goldin übertragen. Die Abtheilung wurde neuerlich mit 250 Mann verstärkt, und ein Blockhaus errichtet. Ein neues starkes Fort wird am St. Lorenz erbaut.</p><lb/> <p>Wie der <hi rendition="#g">Argus</hi> wissen will, hätte der bekannte, in seinen politischen und commerciellen Forschungen über den Orient unermüdliche David Urquhart Esq. merkwürdige Briefe ans Licht gezogen über die Umtriebe der Chartisten. .... In diesen Briefen sollen gewisse Polen und andere Leute genannt seyn, die man schon lange als Agenten in Verdacht gehabt. Der Argus fügt bei: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß ein furchtbarer Ausbruch in England für gewisse Absichten im Orient eine sehr willkommene Diversion seyn würde.“</p><lb/> <p>Am 28 Febr. feierte eine zahlreiche Versammlung polnischer Flüchtlinge im Schützenhaus (Archery Room) in London das Andenken des im vorigen Jahr an diesem Tage zu Wilna erschossenen Koinarski. Auch politische Flüchtlinge anderer Nationen, darunter Cavaignac und Mazzini, der Gründer des „jungen Italiens,“ wohnten der Feier bei. In polnischer, deutscher und französischer Sprache wurden Reden gehalten.</p><lb/> <p>Dem M. <hi rendition="#g">Chronicle</hi> zufolge ist es im Werk, den jetzt sehr mangelhaften, langsamen und theuern Postenlauf zwischen England und Belgien zu verbessern. „Brüssel,“ bemerkt dieses Blatt, „ist auf der Eisenbahn von Ostende fünf Stunden entfernt, von Ostende gelangt man zur See in 14 Stunden nach London; dennoch braucht die Post zwischen London und Brüssel zwei Tage. Die Brieftaxe ist dabei enorm: 2 Sch. 3 Pence (1 fl. 21 kr.) für den einfachen Brief, der von London nach Paris (50 englische Meilen weiter) seit vielen Jahren nur 1 Sch. 8 Pence (1 fl.) kostet.“ Das Chronicle räth, bis ein neuer Postvertrag mit Belgien unterhandelt sey, wenigstens den englischen Theil der Taxe zu ermäßigen; das werde dann für die aufgeklärten Länder Frankreich, Deutschland, Belgien und Holland ein gutes Beispiel seyn. Im Uebrigen ist der Plan, zwischen Ostende und Dover, oder noch besser: London, einen regelmäßigen Postdienst, fünfmal wöchentlich, mit englischen Regierungsdampfbooten einzurichten, die den Weg in 12 Stunden machen könnten. 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Bei den jetzt in Irland eröffneten Frühlingsassisen zeigt sich überall die erfreuliche Erscheinung, daß die Zahl der Verbrechen sich vermindert hat. So ist z. B. in der Stadt Waterford kein einziger Verbrecher in Haft, und in der volkreichen Grafschaft Clare liegen dem Gericht nur 28 Fälle – eine beispiellos kleine Zahl – zur Entscheidung vor.
Den letzten Nachrichten aus Canada zufolge haben die in der oberen Provinz wohnenden Indianerstämme, die in den beiden canadischen Aufständen ihre Treue gegen England bewährt, dem Gouverneur eine Adresse überreicht, worin sie für die von „ihrer großen Mutter“ (der Königin) ihnen gemachten Geschenke danken, und erklären, sie lebten zufrieden und gern unter dem mächtigen Schutz der brittischen Regierung. Der Gouverneur sagte in seiner Antwort: „Meine Kinder! Es gewährt mir Vergnügen, daß ihr mit dem von eurer großen Mutter, unserer Königin, gewählten Statthalter zufrieden seyd. Wenn die Königin von den Gesinnungen der Liebe hört, die ihr für sie ausdrückt, wird ihr Herz freudig seyn, denn sie erinnert sich der Dienste, die ihr und eure Väter ihren Vätern erwiesen habt, und es muß sie freuen, daß ihr der Gesinnung eurer Väter treu bleibt. Seyd versichert, das Ohr der Königin wird für die Bitten ihrer indianischen Kinder immer offen, ihre Hand euch zu helfen stets bereit seyn. Meine Kinder! Mit großer Freude vernehm' ich, daß das Wort des großen Geistes, das man euch gepredigt hat, euch bereits gelehrt hat die Feuer- und Wassergeister zu meiden. Ihr thut recht daran, daß ihr die guten Männer liebt und hegt, die sich unter euch niedergelassen, um euch die Kenntniß jenes großen Wesens zu bringen, welches wir alle anbeten und welchem der rothe Mensch nicht minder lieb ist, als der weiße. Folgt ihr diesen Lehren, so kann es euch nicht fehlen, daß ihr glücklich werdet und gute Unterthanen eurer großen Mutter, der Königin, seyd. Meine Kinder, ich sage euch Lebewohl.“ – Der Gouverneur von Neu-Braunschweig, Sir John Harvey, hat in der Rede, womit er die Session der Legislatur dieser Colonie am 2 Februar eröffnete, das Project angekündigt, die Fundy-Bay mit dem St. Lorenz durch einen Canal zu verbinden. In Bezug auf den Gränzstreit erwähnte Sir John, daß er es für seine Pflicht erachtet habe, im vorigen Sommer mehrere Gränzbataillone der Miliz Waffenübungen vornehmen zu lassen, fügte jedoch bei: „Ich hege die zuversichtliche Hoffnung, daß das Resultat der Erforschung gewisser Theile des streitigen Gebiets, welche unlängst von brittischen Commissarien vorgenommen wurde, Ihrer Maj. Regierung in den Stand setzen werde, der Regierung der Vereinigten Staaten als Basis der Unterhandlungen Vorschläge zu machen, die eine baldige gütliche und definitive Beilegung dieser wichtigen Frage in Aussicht stellen werden. Mittlerweile wünsch' und hoffe ich, daß beiderseits Gesinnungen der Mäßigung und Nachsicht vorwalten werden.“ – Der Befehl der auf dem streitigen Gebiet stationirten brittischen Truppen ist dem Obristen Goldin übertragen. Die Abtheilung wurde neuerlich mit 250 Mann verstärkt, und ein Blockhaus errichtet. Ein neues starkes Fort wird am St. Lorenz erbaut.
Wie der Argus wissen will, hätte der bekannte, in seinen politischen und commerciellen Forschungen über den Orient unermüdliche David Urquhart Esq. merkwürdige Briefe ans Licht gezogen über die Umtriebe der Chartisten. .... In diesen Briefen sollen gewisse Polen und andere Leute genannt seyn, die man schon lange als Agenten in Verdacht gehabt. Der Argus fügt bei: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß ein furchtbarer Ausbruch in England für gewisse Absichten im Orient eine sehr willkommene Diversion seyn würde.“
Am 28 Febr. feierte eine zahlreiche Versammlung polnischer Flüchtlinge im Schützenhaus (Archery Room) in London das Andenken des im vorigen Jahr an diesem Tage zu Wilna erschossenen Koinarski. Auch politische Flüchtlinge anderer Nationen, darunter Cavaignac und Mazzini, der Gründer des „jungen Italiens,“ wohnten der Feier bei. In polnischer, deutscher und französischer Sprache wurden Reden gehalten.
Dem M. Chronicle zufolge ist es im Werk, den jetzt sehr mangelhaften, langsamen und theuern Postenlauf zwischen England und Belgien zu verbessern. „Brüssel,“ bemerkt dieses Blatt, „ist auf der Eisenbahn von Ostende fünf Stunden entfernt, von Ostende gelangt man zur See in 14 Stunden nach London; dennoch braucht die Post zwischen London und Brüssel zwei Tage. Die Brieftaxe ist dabei enorm: 2 Sch. 3 Pence (1 fl. 21 kr.) für den einfachen Brief, der von London nach Paris (50 englische Meilen weiter) seit vielen Jahren nur 1 Sch. 8 Pence (1 fl.) kostet.“ Das Chronicle räth, bis ein neuer Postvertrag mit Belgien unterhandelt sey, wenigstens den englischen Theil der Taxe zu ermäßigen; das werde dann für die aufgeklärten Länder Frankreich, Deutschland, Belgien und Holland ein gutes Beispiel seyn. Im Uebrigen ist der Plan, zwischen Ostende und Dover, oder noch besser: London, einen regelmäßigen Postdienst, fünfmal wöchentlich, mit englischen Regierungsdampfbooten einzurichten, die den Weg in 12 Stunden machen könnten. (Möchte dann nur auch die deutsche Postverbindung nach Belgien und Niederland hin eine bessere und schnellere werden!)
Frankreich.
_ Paris, 17 März.
Ein Journal will wissen, der König der Belgier und die Herzogin von Kent, Mutter der Königin Victoria, seyen gesonnen, der Vermählung des Herzogs von Nemours in Paris beizuwohnen.
Vor fünfzehn Jahren wurde in Frankreich ein hoher Zoll auf die Einfuhr von fremdem Vieh gelegt, um die großen Grundbesitzer in Frankreich in den Stand zu setzen, ihr Vieh desto theurer zu verkaufen. Noch sind kaum 15 Jahre verflossen, und jetzt ertönen aus Frankreich selbst die heftigsten Klagen über diese hohen Zölle, und die Kammer der Deputirten wurde so eben darüber zur Entscheidung aufgefordert: denn nicht nur hat sich aus den Deputirten der betreffenden Departements ein Comité gebildet, um die Sache in Erwägung zu ziehen, sondern die Fleischer in Paris haben auch eine Petition an die Deputirtenkammer gerichtet, worin sie die Folgen jener hohen Zölle aufzählen. Wir entlehnen dem Courrier français eine Stelle, worin die wichtigsten Thatsachen hervorgehoben sind. „Die Viehproduction in Frankreich steht unter dem Bedürfniß: hier regelt nicht der Verbrauch die Production, wie bei jeder andern Industrie, sondern der Verbrauch muß sich nach der Production richten. Die Petition der Fleischer erklärt, daß in Paris allein wöchentlich ein Deficit von 4 Mill. Kilogr. (8 Mill. Pfund) oder 220 Ochsen stattfinde. Während die Zahl sich vermindert, scheint sich auch die Gattung zu verschlechtern: seit mehreren Jahren geben die Ochsen ein Fünftheil weniger an Fleisch und an Seife. Der Preis des Fleisches steigt in einem viel stärkeren Verhältniß. Die Ankäufe der Hospitäler bezeugen, daß das Pfund Fleisch vor fünfzehn Jahren 35 Centimen kostete, jetzt 52. Der Detailverkauf ergibt die Preise der geringen
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
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