Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840.ein halber Schritt zum Ziel, man solle den Constitutionsausschuß angehen, baldmöglichst Vorschläge zu Veränderungen im Grundgesetz zu machen. Derselbe beschäftige sich jetzt hauptsächlich mit dem Durchlesen der Staatsrathsprotokolle, aber bei weitem minder wesentlich sey es, die Vergangenheit zu kennen, und zu wissen, wie schlecht es bisher ergangen, als dafür zu sorgen, daß es in Zukunft besser gehe. Dieser Vorschlag hängt augenscheinlich mit dem Graf Anckarswärds zusammen, aber er ist weit stärker, und sollte man auch ihn beseitigen oder umgehen können, so darf man sicher seyn, daß nöthigenfalls auch extralegale Schritte erfolgen, denn mit diesem Vorschlag stellt sich die Opposition bereits auf die Gränzscheide der Legalität. [980] Für meine Freunde! Verschiedene Zeitungen haben sich seit einigen Monaten die Mühe gegeben, mich der Welt bekannt zu machen. Nach ihnen bin ich schon oft in Criminal-Untersuchungen gewesen; habe gewisse Personen "auf das allerfürchterlichste mißhandelt;" spotte der Untersuchungen, denunciire diesen und jenen, erfreue mich hoher Protectionen, bin jetzt aber verurtheilt, bin meines Dienstes als Kirchen-Commissarius entlassen, habe hinterher um Abolition (!) der Sache nachgesucht etc. Ich war zuerst entschlossen, auf diese Artikel gar nicht zu antworten, sie zu verachten. Das Letztere thue ich auch gewiß. Da indessen mancher meiner Freunde aus meinem beharrlichen Stillschweigen ein Schuldbekenntniß befürchten dürfte, so schreibe ich, jedoch lediglich für sie, diese Nachricht. In Untersuchung bin ich (warum sollte ich es verhehlen?) nun dreimal gewesen. Das erstemal, 16 Jahre alt, im Jahre 1813. Meine selige Mutter, eines Hannover'schen Officiers Wittwe, hatte ihre vier Söhne dem Kampfe fürs Vaterland geweihet; sie mußte Vieles dafür erdulden! Ich wurde von dem westphälischen Tribunale zu Hannover "wegen Ueberganges zum Feinde" in contumaciam zur Vermögensconfiscation verurtheilt. Das Urtheil wurde von einem damaligen westphälischen Richter gefällt, welcher später in der Politik umsattelte, und jetzt auf das Märthyrerthum in derselben Ansprüche macht. (Zwei meiner Brüder traf ein gleiches Loos; ein dritter wurde in Kassel zum Tode verurtheilt. Armer Junge! Die französische Kugel traf ihn, den 18jährigen, bald nachher im Kampfe bei Leipzig.) - - Nachher bin ich in Ehrensachen zweimal denunciirt. So viel über meine Untersuchungen. Eine von mir "auf das allerfürchterlichste mißhandelte" Person ist hier nicht auszumitteln. Die Person, welche dabei genannt wird, befand sich zwei Stunden nach dem angeblichen Vorfalle in dem Singvereine; und dahin wäre doch wohl kein Ehrenmann in einer Lage, wie angegeben, gegangen, um den Abend fröhlich zu versingen. Unsere Zeit will Märtyrer. Wie mancher Mensch, sey er Laie oder Geistlicher, Patriot oder Pietist, oder beides zusammen, möchte doch so gerne, durch Erlangung dieses Titels, bei dem Mangel eines andern, die erste Stufe zum Ruhme ersteigen! Es hilft Alles etwas weiter, ertheilt einen Heiligenschein und den Namen eines frommen Dulders. Wenn ich vielleicht etwas dazu hätte beitragen können, daß die Wahl eines Deputirten des Calenberg'schen Bauernstandes im vorigen Jahre zu Stande kam, so sollte mich das in der That herzlich freuen. Ich habe es immer für Poltronerie gehalten, hinterm Ofen sitzend kämpfen zu wollen, und bin der Ansicht, daß ein Deputirter, so gut wie ein Soldat, welcher, anstatt auf demjenigen Platze zu streiten wohin ihn seine Pflicht ruft, fein zu Hause bleibt und sagt: was hälfe mir das? ich würde ja doch besiegt! - nichts weiter nütze, als ein Hasenfuß. Das ist so meine Ansicht, mit welcher ich übrigens Niemand zu nahe treten will. Der Zeitungsartikel ungeachtet, bin ich noch heute Kirchen-Commissarius; ich bin auch nicht verurtheilt; und um eine Abolition nachzusuchen, ist mir nicht eingefallen. Eines mächtigeren Schutzes als desjenigen, welchen jeder ruhige Unterthan genießt, erfreue ich mich leider nicht, ich würde es ja sonst jetzt, nach 27 Dienstjahren, wohl weiter gebracht haben als ich stehe. Mir scheint auch kein Schutz mächtig genug, um heimliche oder indirecte Kränkungen abzuwehren, wie ich deren schon oft und lange in meiner schwierigen dienstlichen Stellung habe erdulden müssen. In solchen Aufreizungen liegt oft mehr, als ein Mann von Ehre ertragen kann, während es der gesetzlichen Wege nicht immer genug gibt, um dagegen zu schützen. Dieß für meine Freunde. Meine anonymen Feinde dispensire ich von Repliken; ich schrieb ja nicht an sie. Für sie habe ich nichts als - Verachtung. Den betreffenden HH. Zeitungsschreibern aber, welche im Publicum doch gewiß gerne für wirklich unparteiisch angesehen werden wollen, gebe ich zu diesem Behufe gehorsamst anheim: sich zuverlässigere Correspondenten anzuschaffen, als die anonymen Einfaltspinsel aus Hannover und * aus dem Calenberg'schen sind, durch die sie sich und ihre Abonnenten mystificiren lassen. *)*) Neustadt a. R., am 12 März 1840. Dr. August Behne, Bürgermeister etc. [981-82] Todes-Anzeige. Noch tief erschüttert von dem erlittenen Verluste, widmen wir den verehrten Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Kunde, daß Gott unsere innigst geliebte Tochter, Gattin und Schwester, Fr. v. Hefner, königl. bayer. Staatsrath. Dr. Dan. Ernst Müller, königl. bayer. Forstmeister. J. v. Hefner, königl. bayer. Professor. Margaretha Freifrau v. Sensburg, geborne v. Hefner. [995] Dritte Generalversammlung der Leipziger Bank. Nach Beendigung des ersten Rechnungsjahres der Leipziger Bank, welches den Zeitraum vom Anfange September 1838 bis Ende Februar 1840 umfaßt, laden wir hiemit in Folge des §. 66 der Statuten sämmtliche Actionnäre der Leipziger Bank zu einer im Saale des hiesigen Kramerhauses *) Die Redaction der Allg. Zeitung weiß nicht, welcher Zeitung Correspondenten hier genannt sind; in der Allgemeinen Zeitung standen diese Artikel nicht.
ein halber Schritt zum Ziel, man solle den Constitutionsausschuß angehen, baldmöglichst Vorschläge zu Veränderungen im Grundgesetz zu machen. Derselbe beschäftige sich jetzt hauptsächlich mit dem Durchlesen der Staatsrathsprotokolle, aber bei weitem minder wesentlich sey es, die Vergangenheit zu kennen, und zu wissen, wie schlecht es bisher ergangen, als dafür zu sorgen, daß es in Zukunft besser gehe. Dieser Vorschlag hängt augenscheinlich mit dem Graf Anckarswärds zusammen, aber er ist weit stärker, und sollte man auch ihn beseitigen oder umgehen können, so darf man sicher seyn, daß nöthigenfalls auch extralegale Schritte erfolgen, denn mit diesem Vorschlag stellt sich die Opposition bereits auf die Gränzscheide der Legalität. [980] Für meine Freunde! Verschiedene Zeitungen haben sich seit einigen Monaten die Mühe gegeben, mich der Welt bekannt zu machen. Nach ihnen bin ich schon oft in Criminal-Untersuchungen gewesen; habe gewisse Personen „auf das allerfürchterlichste mißhandelt;“ spotte der Untersuchungen, denunciire diesen und jenen, erfreue mich hoher Protectionen, bin jetzt aber verurtheilt, bin meines Dienstes als Kirchen-Commissarius entlassen, habe hinterher um Abolition (!) der Sache nachgesucht etc. Ich war zuerst entschlossen, auf diese Artikel gar nicht zu antworten, sie zu verachten. Das Letztere thue ich auch gewiß. Da indessen mancher meiner Freunde aus meinem beharrlichen Stillschweigen ein Schuldbekenntniß befürchten dürfte, so schreibe ich, jedoch lediglich für sie, diese Nachricht. In Untersuchung bin ich (warum sollte ich es verhehlen?) nun dreimal gewesen. Das erstemal, 16 Jahre alt, im Jahre 1813. Meine selige Mutter, eines Hannover'schen Officiers Wittwe, hatte ihre vier Söhne dem Kampfe fürs Vaterland geweihet; sie mußte Vieles dafür erdulden! Ich wurde von dem westphälischen Tribunale zu Hannover „wegen Ueberganges zum Feinde“ in contumaciam zur Vermögensconfiscation verurtheilt. Das Urtheil wurde von einem damaligen westphälischen Richter gefällt, welcher später in der Politik umsattelte, und jetzt auf das Märthyrerthum in derselben Ansprüche macht. (Zwei meiner Brüder traf ein gleiches Loos; ein dritter wurde in Kassel zum Tode verurtheilt. Armer Junge! Die französische Kugel traf ihn, den 18jährigen, bald nachher im Kampfe bei Leipzig.) – – Nachher bin ich in Ehrensachen zweimal denunciirt. So viel über meine Untersuchungen. Eine von mir „auf das allerfürchterlichste mißhandelte“ Person ist hier nicht auszumitteln. Die Person, welche dabei genannt wird, befand sich zwei Stunden nach dem angeblichen Vorfalle in dem Singvereine; und dahin wäre doch wohl kein Ehrenmann in einer Lage, wie angegeben, gegangen, um den Abend fröhlich zu versingen. Unsere Zeit will Märtyrer. Wie mancher Mensch, sey er Laie oder Geistlicher, Patriot oder Pietist, oder beides zusammen, möchte doch so gerne, durch Erlangung dieses Titels, bei dem Mangel eines andern, die erste Stufe zum Ruhme ersteigen! Es hilft Alles etwas weiter, ertheilt einen Heiligenschein und den Namen eines frommen Dulders. Wenn ich vielleicht etwas dazu hätte beitragen können, daß die Wahl eines Deputirten des Calenberg'schen Bauernstandes im vorigen Jahre zu Stande kam, so sollte mich das in der That herzlich freuen. Ich habe es immer für Poltronerie gehalten, hinterm Ofen sitzend kämpfen zu wollen, und bin der Ansicht, daß ein Deputirter, so gut wie ein Soldat, welcher, anstatt auf demjenigen Platze zu streiten wohin ihn seine Pflicht ruft, fein zu Hause bleibt und sagt: was hälfe mir das? ich würde ja doch besiegt! – nichts weiter nütze, als ein Hasenfuß. Das ist so meine Ansicht, mit welcher ich übrigens Niemand zu nahe treten will. Der Zeitungsartikel ungeachtet, bin ich noch heute Kirchen-Commissarius; ich bin auch nicht verurtheilt; und um eine Abolition nachzusuchen, ist mir nicht eingefallen. Eines mächtigeren Schutzes als desjenigen, welchen jeder ruhige Unterthan genießt, erfreue ich mich leider nicht, ich würde es ja sonst jetzt, nach 27 Dienstjahren, wohl weiter gebracht haben als ich stehe. Mir scheint auch kein Schutz mächtig genug, um heimliche oder indirecte Kränkungen abzuwehren, wie ich deren schon oft und lange in meiner schwierigen dienstlichen Stellung habe erdulden müssen. In solchen Aufreizungen liegt oft mehr, als ein Mann von Ehre ertragen kann, während es der gesetzlichen Wege nicht immer genug gibt, um dagegen zu schützen. Dieß für meine Freunde. Meine anonymen Feinde dispensire ich von Repliken; ich schrieb ja nicht an sie. Für sie habe ich nichts als – Verachtung. Den betreffenden HH. Zeitungsschreibern aber, welche im Publicum doch gewiß gerne für wirklich unparteiisch angesehen werden wollen, gebe ich zu diesem Behufe gehorsamst anheim: sich zuverlässigere Correspondenten anzuschaffen, als die anonymen Einfaltspinsel ♂ aus Hannover und * aus dem Calenberg'schen sind, durch die sie sich und ihre Abonnenten mystificiren lassen. *)*) Neustadt a. R., am 12 März 1840. Dr. August Behne, Bürgermeister etc. [981-82] Todes-Anzeige. Noch tief erschüttert von dem erlittenen Verluste, widmen wir den verehrten Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Kunde, daß Gott unsere innigst geliebte Tochter, Gattin und Schwester, Fr. v. Hefner, königl. bayer. Staatsrath. Dr. Dan. Ernst Müller, königl. bayer. Forstmeister. J. v. Hefner, königl. bayer. Professor. Margaretha Freifrau v. Sensburg, geborne v. Hefner. [995] Dritte Generalversammlung der Leipziger Bank. Nach Beendigung des ersten Rechnungsjahres der Leipziger Bank, welches den Zeitraum vom Anfange September 1838 bis Ende Februar 1840 umfaßt, laden wir hiemit in Folge des §. 66 der Statuten sämmtliche Actionnäre der Leipziger Bank zu einer im Saale des hiesigen Kramerhauses *) Die Redaction der Allg. Zeitung weiß nicht, welcher Zeitung Correspondenten hier genannt sind; in der Allgemeinen Zeitung standen diese Artikel nicht.
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Ich wurde von dem westphälischen Tribunale zu Hannover „wegen Ueberganges zum Feinde“ in contumaciam zur Vermögensconfiscation verurtheilt. Das Urtheil wurde von einem damaligen westphälischen Richter gefällt, welcher später in der Politik umsattelte, und jetzt auf das Märthyrerthum in derselben Ansprüche macht. (Zwei meiner Brüder traf ein gleiches Loos; ein dritter wurde in Kassel zum Tode verurtheilt. Armer Junge! Die französische Kugel traf ihn, den 18jährigen, bald nachher im Kampfe bei Leipzig.) – – Nachher bin ich in Ehrensachen zweimal denunciirt. So viel über meine Untersuchungen.</p><lb/> <p>Eine von mir „auf das allerfürchterlichste mißhandelte“ Person ist hier nicht auszumitteln. Die Person, welche dabei genannt wird, befand sich zwei Stunden nach dem angeblichen Vorfalle in dem Singvereine; und dahin wäre doch wohl kein Ehrenmann in einer Lage, wie angegeben, gegangen, um den Abend fröhlich zu versingen.</p><lb/> <p>Unsere Zeit will Märtyrer. 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Für sie habe ich nichts als – Verachtung.</p><lb/> <p>Den betreffenden HH. Zeitungsschreibern aber, welche im Publicum doch gewiß gerne für wirklich unparteiisch angesehen werden wollen, gebe ich zu diesem Behufe gehorsamst anheim: sich zuverlässigere Correspondenten anzuschaffen, als die anonymen Einfaltspinsel ♂ aus Hannover und * aus dem Calenberg'schen sind, durch die sie sich und ihre Abonnenten mystificiren lassen. <hi rendition="#sup">*)</hi><note place="foot" n="*)"> Die Redaction der Allg. Zeitung weiß nicht, welcher Zeitung Correspondenten hier genannt sind; in der Allgemeinen Zeitung standen diese Artikel nicht.</note></p><lb/> <p>Neustadt a. 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[980]
Für meine Freunde!
Verschiedene Zeitungen haben sich seit einigen Monaten die Mühe gegeben, mich der Welt bekannt zu machen. Nach ihnen bin ich schon oft in Criminal-Untersuchungen gewesen; habe gewisse Personen „auf das allerfürchterlichste mißhandelt;“ spotte der Untersuchungen, denunciire diesen und jenen, erfreue mich hoher Protectionen, bin jetzt aber verurtheilt, bin meines Dienstes als Kirchen-Commissarius entlassen, habe hinterher um Abolition (!) der Sache nachgesucht etc.
Ich war zuerst entschlossen, auf diese Artikel gar nicht zu antworten, sie zu verachten. Das Letztere thue ich auch gewiß. Da indessen mancher meiner Freunde aus meinem beharrlichen Stillschweigen ein Schuldbekenntniß befürchten dürfte, so schreibe ich, jedoch lediglich für sie, diese Nachricht.
In Untersuchung bin ich (warum sollte ich es verhehlen?) nun dreimal gewesen. Das erstemal, 16 Jahre alt, im Jahre 1813. Meine selige Mutter, eines Hannover'schen Officiers Wittwe, hatte ihre vier Söhne dem Kampfe fürs Vaterland geweihet; sie mußte Vieles dafür erdulden! Ich wurde von dem westphälischen Tribunale zu Hannover „wegen Ueberganges zum Feinde“ in contumaciam zur Vermögensconfiscation verurtheilt. Das Urtheil wurde von einem damaligen westphälischen Richter gefällt, welcher später in der Politik umsattelte, und jetzt auf das Märthyrerthum in derselben Ansprüche macht. (Zwei meiner Brüder traf ein gleiches Loos; ein dritter wurde in Kassel zum Tode verurtheilt. Armer Junge! Die französische Kugel traf ihn, den 18jährigen, bald nachher im Kampfe bei Leipzig.) – – Nachher bin ich in Ehrensachen zweimal denunciirt. So viel über meine Untersuchungen.
Eine von mir „auf das allerfürchterlichste mißhandelte“ Person ist hier nicht auszumitteln. Die Person, welche dabei genannt wird, befand sich zwei Stunden nach dem angeblichen Vorfalle in dem Singvereine; und dahin wäre doch wohl kein Ehrenmann in einer Lage, wie angegeben, gegangen, um den Abend fröhlich zu versingen.
Unsere Zeit will Märtyrer. Wie mancher Mensch, sey er Laie oder Geistlicher, Patriot oder Pietist, oder beides zusammen, möchte doch so gerne, durch Erlangung dieses Titels, bei dem Mangel eines andern, die erste Stufe zum Ruhme ersteigen! Es hilft Alles etwas weiter, ertheilt einen Heiligenschein und den Namen eines frommen Dulders.
Wenn ich vielleicht etwas dazu hätte beitragen können, daß die Wahl eines Deputirten des Calenberg'schen Bauernstandes im vorigen Jahre zu Stande kam, so sollte mich das in der That herzlich freuen. Ich habe es immer für Poltronerie gehalten, hinterm Ofen sitzend kämpfen zu wollen, und bin der Ansicht, daß ein Deputirter, so gut wie ein Soldat, welcher, anstatt auf demjenigen Platze zu streiten wohin ihn seine Pflicht ruft, fein zu Hause bleibt und sagt: was hälfe mir das? ich würde ja doch besiegt! – nichts weiter nütze, als ein Hasenfuß. Das ist so meine Ansicht, mit welcher ich übrigens Niemand zu nahe treten will.
Der Zeitungsartikel ungeachtet, bin ich noch heute Kirchen-Commissarius; ich bin auch nicht verurtheilt; und um eine Abolition nachzusuchen, ist mir nicht eingefallen.
Eines mächtigeren Schutzes als desjenigen, welchen jeder ruhige Unterthan genießt, erfreue ich mich leider nicht, ich würde es ja sonst jetzt, nach 27 Dienstjahren, wohl weiter gebracht haben als ich stehe. Mir scheint auch kein Schutz mächtig genug, um heimliche oder indirecte Kränkungen abzuwehren, wie ich deren schon oft und lange in meiner schwierigen dienstlichen Stellung habe erdulden müssen. In solchen Aufreizungen liegt oft mehr, als ein Mann von Ehre ertragen kann, während es der gesetzlichen Wege nicht immer genug gibt, um dagegen zu schützen.
Dieß für meine Freunde. Meine anonymen Feinde dispensire ich von Repliken; ich schrieb ja nicht an sie. Für sie habe ich nichts als – Verachtung.
Den betreffenden HH. Zeitungsschreibern aber, welche im Publicum doch gewiß gerne für wirklich unparteiisch angesehen werden wollen, gebe ich zu diesem Behufe gehorsamst anheim: sich zuverlässigere Correspondenten anzuschaffen, als die anonymen Einfaltspinsel ♂ aus Hannover und * aus dem Calenberg'schen sind, durch die sie sich und ihre Abonnenten mystificiren lassen. *) *)
Neustadt a. R., am 12 März 1840.
Dr. August Behne, Bürgermeister etc.
[981-82]
Todes-Anzeige.
Noch tief erschüttert von dem erlittenen Verluste, widmen wir den verehrten Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Kunde, daß Gott unsere innigst geliebte Tochter, Gattin und Schwester,
Theresia Barbara Müller, geborne v. Hefner,
Mutter von drei unmündigen Kindern, am 4 März im 34sten Jahre ihres Lebens, im 7ten ihrer glücklichen Ehe, aus der Mitte der Ihrigen zu sich gerufen habe. Nur wer das stille, fromme, edle Wirken der Hingeschiedenen näher gekannt hat, wird die Größe unseres Schmerzes ermessen können. Indem wir die Verklärte dem frommen Andenken empfehlen, bitten wir für uns um Fortdauer des Wohlwollens und um stille Theilnahme. – Aschaffenburg, den 7 März 1840.
Fr. v. Hefner, königl. bayer. Staatsrath.
Dr. Dan. Ernst Müller, königl. bayer. Forstmeister.
J. v. Hefner, königl. bayer. Professor.
Margaretha Freifrau v. Sensburg, geborne v. Hefner.
[995]
Dritte Generalversammlung der Leipziger Bank.
Nach Beendigung des ersten Rechnungsjahres der Leipziger Bank, welches den Zeitraum vom Anfange September 1838 bis Ende Februar 1840 umfaßt, laden wir hiemit in Folge des §. 66 der Statuten sämmtliche Actionnäre der Leipziger Bank zu einer im Saale des hiesigen Kramerhauses
Donnerstag den 23 April 1840, Vormittags halb 9 Uhr,
zu haltenden Generalversammlung ein. Wir machen auf die Vorschriften der §. 73 u. 74 der Statuten aufmerksam, und haben darnach
*) Die Redaction der Allg. Zeitung weiß nicht, welcher Zeitung Correspondenten hier genannt sind; in der Allgemeinen Zeitung standen diese Artikel nicht.
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