Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840.(Sun.) Sir Robert Peels (früher erwähntem) Antrag zufolge ist auf den Tisch des Hauses der Gemeinen eine Rechnung niedergelegt worden: über die Zahl der an der spanischen Küste verwendeten brittischen Marinesoldaten, über den Werth des von England an Spanien gelieferten Kriegsmaterials und - der von Spanien dafür geleisteten Abschlagszahlungen. Die Zahl der auf der Küste verwendeten Marinesoldaten war 703, der an der Küste 50. Die von der Admiralität, der Stipulation des Quadrupelvertrags gemäß, gelieferten Kriegsvorräthe aller Art hatten einen Gesammtwerth von 6692 Pf. 14 Sh. Vom brittischen Heerpflegamt ward an chirurgischen Instrumenten, Arzneien u. s. w. ein Werth von 572 Pf. abgegeben; vom Feldzeugmeisteramt Waffen und Kriegsgeräth im Werthe von 567,239; - im Ganzen ein Betrag von 574,503 Pf. St. Die dafür geleisteten Abschlagszahlungen sind alle unter Einer Rubrik zusammengefaßt: unter der Rubrik Null. Die für die Zahlung geleistete Sicherheit beruht auf einer Note des Grafen Toreno an Hrn. Villiers d. d. 6 Aug. 1835, welche auf eine nach Befehl des Herzogs v. Wellington gestellte Anfrage besagte: "Sobald die Umstände es erlauben, wird die Königin von Spanien sich beeilen, der edlen und uneigennützigen Opfer, welche die großmuthige brittische Nation gebracht hat, würdig zu handeln." In der Sitzung des Hauses der Lords am 16 März übergab der Herzog v. Wellington, der sich von seiner letzten Krankheit vollkommen erholt zu haben scheint, eine Petition gegen jede Aenderung der Korngesetze. Graf v. Aberdeen brachte die Patronatsstreitigkeiten in der schottischen Kirche (s. Nr. 74 der Allgemeinen Zeitung) wieder zur Sprache, und äußerte die Hoffnung, der edle Viscount, der an der Spitze von Ihrer Majestät Regierung steht, werde die Idus des März nicht in griechische Kalenden verwandeln, sondern dem Hause bald eröffnen, welchen Gang die Regierung in dieser wichtigen Sache einzuhalten gesonnen sey. Lord Melbourne antwortete, die Regierung sey noch zu keinem Entschluß gekommen, doch hoffe er demnächst eine Anzeige darüber machen zu können. Der Marquis v. Londonderry bemerkte, im J. 1824 unter Cannings Administration sey eine ansehnliche Summe Geldes für spanische Flüchtlinge in England bewilligt worden, deren politische Meinungen, wie er glauben müsse, mit denen, die jetzt in Madrid an der Tagesordnung, conform seyen. Eine beträchtliche Anzahl dieser Leute halte sich annoch in England auf und einige derselben genössen englische Pensionen, so daß sie in der That ihr Brod in Müßiggang äßen, anstatt in ihr Vaterland zurückzukehren. Er wünsche die Vorlegung einer specificirten Rechnung über alle seit 1824 an spanische Flüchtlinge gezahlten Unterstützungsgelder und Pensionen. Deßgleichen ein Verzeichniß der in neuester Zeit an Spanien gemachten Geld- und Materialienlieferungen. Lord Melbourne fand gegen das ein und andere Begehren nichts einzuwenden. - Die Gemeinen hielten keine Sitzung, da die erforderliche Anzahl von 40 Mitgliedern nicht zusammengekommen war. Am 14 März starb, 68 Jahre alt, Graf v. Morley, ein Pair des Vereinigten Königreichs. Die Pairswürde erbt sein im Jahr 1810 geborner Sohn, Viscount Boringdon. Dem Hampshire Telegraph zufolge hat Contreadmiral Sir James Gordon das ihm zugedachte Commando des brittischen Geschwaders in den brasilischen Gewässern abgelehnt. (Globe.) Dem Parlament liegt jetzt eine Bill vor, welche die Errichtung einer Compagnie zum Zweck hat, um dem Meere gegen 150,000 Acres gutes Fruchtland abzugewinnen. Der Schauplatz der beabsichtigten Operationen ist das sogenannte "Wash" (d. h. die breite Meereseinbuchtung mit den weitläuftigen Sandbänken an der flachen, kaum über das Meer erhabenen Küste von Lincolnshire. Wirklich heißt ein Theil dieser aus Marschland bestehenden Grafschaft Holland.) Dieses große Nationalunternehmen wird viele tausend fleißige Hände beschäftigen, und kann einst vielen hundert Familien von Feldbauern Wohnung und Nahrung gewähren. - In Lincoln, dem alten Lindum Colonia, hat man neuerdings wieder interessante Reste römischer Festungswerke aufgefunden. Von "II. B." ist eine neue Caricatur erschienen, die viel Lachen erregt. Sie heißt "Ulysses und die Sirenen." Sir Robert Peel (Ulysses) ist in einem Schiff, dessen Vordertheil einen Gänsekopf darstellt; seine Gefährten: Sugden, die Recorders von London und Dublin nebst einigen andern Tories, binden ihn an den Mast, während Lord J. Russell, O'Connell und Wakley als Sirenen im Schilf am Ufer mit dem possierlichsten Ausdruck Flöte und Harfe spielen und singen. Frankreich. Paris, 18 März. Der neueste Moniteur enthält in seinem amtlichen Theil einen Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts an den König, welcher die Aussetzung von Preisen und Ehrenerwähnungen, die jährlich bei den Rechtsfacultäten des Königreichs vertheilt werden sollen, vorschlägt. Diesem Berichte folgt eine k. Ordonnanz, welche diesen Vorschlag sanctionirt. * In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 März kam die Tagesordnung an Erörterung des Getzesentwurfs zur Eröffnung von Crediten zur Ausstattung der Rücktrittscassen bei den Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen im Betrage von 5,500,000 Fr. Bei Abgang der Post waren mehrere Artikel angenommen. - Vor dieser Sitzung hatte sich die Deputirtenkammer in ihren Bureaux versammelt. Die Minister des Innern, der Justiz und der öffentlichen Arbeiten waren anwesend. Es waren drei Vorschläge an der Tagesordnung: 1) der Vorschlag zu Gunsten der Vertheidiger von Masagran. Dieser ward von allen Bureaux verworfen. Man war der Ansicht, daß die Initiative der Regierung überlassen werden müsse; 2) der Vorschlag des Hrn. Larabit in Betreff der rückständigen Gehalte der Legionäre ward in fünf Bureaux angenommen; 3) ein ebenfalls die Legionäre betreffender Vorschlag des Obristen l'Espinasse, der aber nur von dem dritten Bureau angenommen ward. - Man wiederholte in der Kammer, General Bugeaud sey zum Generalgouverneur von Afrika ernannt. Man bemerkte, daß Hr. Thiers sich in den Gängen der Kammer lange mit Hrn. Odilon Barrot unterhielt. (Revue de Paris.) Ein Journal sagt, das Cabinet vom 1 März sey das Ministerium Martignac der Revolution von 1830. Wir geben diese Analogie nicht zu, weil es vor dem Ministerium des Hrn. Thiers kein Ministerium des Hrn. v. Villele gegeben hat, so wie es nach ihm kein Ministerium des Fürsten Polignac geben wird. Man geht nicht einer Revolution entgegen, sondern man sucht nach den Bedingungen einer Transaction. Die wichtigste der französischen Monatsschriften, die Revue des deux Mondes, ist dem Beispiel der dynastischen Tagsblätter, die sämmtlich in Opposition gegen das Ministerium verfallen, nicht gefolgt, sondern tritt als dessen Vertheidigerin auf, ungeachtet sie immer als ein Organ Mole's gegolten hatte. Sie sagt in ihrer letzten politischen Uebersicht unter Anderm: "Das Ministerium des 1 März besteht noch keine vierzehn Tage, und hatte noch keine Gelegenheit, ein Wort von Bedeutung zu sagen; dennoch ist es schon von Feinden umgeben, mit (Sun.) Sir Robert Peels (früher erwähntem) Antrag zufolge ist auf den Tisch des Hauses der Gemeinen eine Rechnung niedergelegt worden: über die Zahl der an der spanischen Küste verwendeten brittischen Marinesoldaten, über den Werth des von England an Spanien gelieferten Kriegsmaterials und – der von Spanien dafür geleisteten Abschlagszahlungen. Die Zahl der auf der Küste verwendeten Marinesoldaten war 703, der an der Küste 50. Die von der Admiralität, der Stipulation des Quadrupelvertrags gemäß, gelieferten Kriegsvorräthe aller Art hatten einen Gesammtwerth von 6692 Pf. 14 Sh. Vom brittischen Heerpflegamt ward an chirurgischen Instrumenten, Arzneien u. s. w. ein Werth von 572 Pf. abgegeben; vom Feldzeugmeisteramt Waffen und Kriegsgeräth im Werthe von 567,239; – im Ganzen ein Betrag von 574,503 Pf. St. Die dafür geleisteten Abschlagszahlungen sind alle unter Einer Rubrik zusammengefaßt: unter der Rubrik Null. Die für die Zahlung geleistete Sicherheit beruht auf einer Note des Grafen Toreno an Hrn. Villiers d. d. 6 Aug. 1835, welche auf eine nach Befehl des Herzogs v. Wellington gestellte Anfrage besagte: „Sobald die Umstände es erlauben, wird die Königin von Spanien sich beeilen, der edlen und uneigennützigen Opfer, welche die großmuthige brittische Nation gebracht hat, würdig zu handeln.“ In der Sitzung des Hauses der Lords am 16 März übergab der Herzog v. Wellington, der sich von seiner letzten Krankheit vollkommen erholt zu haben scheint, eine Petition gegen jede Aenderung der Korngesetze. Graf v. Aberdeen brachte die Patronatsstreitigkeiten in der schottischen Kirche (s. Nr. 74 der Allgemeinen Zeitung) wieder zur Sprache, und äußerte die Hoffnung, der edle Viscount, der an der Spitze von Ihrer Majestät Regierung steht, werde die Idus des März nicht in griechische Kalenden verwandeln, sondern dem Hause bald eröffnen, welchen Gang die Regierung in dieser wichtigen Sache einzuhalten gesonnen sey. Lord Melbourne antwortete, die Regierung sey noch zu keinem Entschluß gekommen, doch hoffe er demnächst eine Anzeige darüber machen zu können. Der Marquis v. Londonderry bemerkte, im J. 1824 unter Cannings Administration sey eine ansehnliche Summe Geldes für spanische Flüchtlinge in England bewilligt worden, deren politische Meinungen, wie er glauben müsse, mit denen, die jetzt in Madrid an der Tagesordnung, conform seyen. Eine beträchtliche Anzahl dieser Leute halte sich annoch in England auf und einige derselben genössen englische Pensionen, so daß sie in der That ihr Brod in Müßiggang äßen, anstatt in ihr Vaterland zurückzukehren. Er wünsche die Vorlegung einer specificirten Rechnung über alle seit 1824 an spanische Flüchtlinge gezahlten Unterstützungsgelder und Pensionen. Deßgleichen ein Verzeichniß der in neuester Zeit an Spanien gemachten Geld- und Materialienlieferungen. Lord Melbourne fand gegen das ein und andere Begehren nichts einzuwenden. – Die Gemeinen hielten keine Sitzung, da die erforderliche Anzahl von 40 Mitgliedern nicht zusammengekommen war. Am 14 März starb, 68 Jahre alt, Graf v. Morley, ein Pair des Vereinigten Königreichs. Die Pairswürde erbt sein im Jahr 1810 geborner Sohn, Viscount Boringdon. Dem Hampshire Telegraph zufolge hat Contreadmiral Sir James Gordon das ihm zugedachte Commando des brittischen Geschwaders in den brasilischen Gewässern abgelehnt. (Globe.) Dem Parlament liegt jetzt eine Bill vor, welche die Errichtung einer Compagnie zum Zweck hat, um dem Meere gegen 150,000 Acres gutes Fruchtland abzugewinnen. Der Schauplatz der beabsichtigten Operationen ist das sogenannte „Wash“ (d. h. die breite Meereseinbuchtung mit den weitläuftigen Sandbänken an der flachen, kaum über das Meer erhabenen Küste von Lincolnshire. Wirklich heißt ein Theil dieser aus Marschland bestehenden Grafschaft Holland.) Dieses große Nationalunternehmen wird viele tausend fleißige Hände beschäftigen, und kann einst vielen hundert Familien von Feldbauern Wohnung und Nahrung gewähren. – In Lincoln, dem alten Lindum Colonia, hat man neuerdings wieder interessante Reste römischer Festungswerke aufgefunden. Von „II. B.“ ist eine neue Caricatur erschienen, die viel Lachen erregt. Sie heißt „Ulysses und die Sirenen.“ Sir Robert Peel (Ulysses) ist in einem Schiff, dessen Vordertheil einen Gänsekopf darstellt; seine Gefährten: Sugden, die Recorders von London und Dublin nebst einigen andern Tories, binden ihn an den Mast, während Lord J. Russell, O'Connell und Wakley als Sirenen im Schilf am Ufer mit dem possierlichsten Ausdruck Flöte und Harfe spielen und singen. Frankreich. Paris, 18 März. Der neueste Moniteur enthält in seinem amtlichen Theil einen Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts an den König, welcher die Aussetzung von Preisen und Ehrenerwähnungen, die jährlich bei den Rechtsfacultäten des Königreichs vertheilt werden sollen, vorschlägt. Diesem Berichte folgt eine k. Ordonnanz, welche diesen Vorschlag sanctionirt. * In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 März kam die Tagesordnung an Erörterung des Getzesentwurfs zur Eröffnung von Crediten zur Ausstattung der Rücktrittscassen bei den Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen im Betrage von 5,500,000 Fr. Bei Abgang der Post waren mehrere Artikel angenommen. – Vor dieser Sitzung hatte sich die Deputirtenkammer in ihren Bureaux versammelt. Die Minister des Innern, der Justiz und der öffentlichen Arbeiten waren anwesend. Es waren drei Vorschläge an der Tagesordnung: 1) der Vorschlag zu Gunsten der Vertheidiger von Masagran. Dieser ward von allen Bureaux verworfen. Man war der Ansicht, daß die Initiative der Regierung überlassen werden müsse; 2) der Vorschlag des Hrn. Larabit in Betreff der rückständigen Gehalte der Legionäre ward in fünf Bureaux angenommen; 3) ein ebenfalls die Legionäre betreffender Vorschlag des Obristen l'Espinasse, der aber nur von dem dritten Bureau angenommen ward. – Man wiederholte in der Kammer, General Bugeaud sey zum Generalgouverneur von Afrika ernannt. Man bemerkte, daß Hr. Thiers sich in den Gängen der Kammer lange mit Hrn. Odilon Barrot unterhielt. (Revue de Paris.) Ein Journal sagt, das Cabinet vom 1 März sey das Ministerium Martignac der Revolution von 1830. Wir geben diese Analogie nicht zu, weil es vor dem Ministerium des Hrn. Thiers kein Ministerium des Hrn. v. Villèle gegeben hat, so wie es nach ihm kein Ministerium des Fürsten Polignac geben wird. Man geht nicht einer Revolution entgegen, sondern man sucht nach den Bedingungen einer Transaction. Die wichtigste der französischen Monatsschriften, die Revue des deux Mondes, ist dem Beispiel der dynastischen Tagsblätter, die sämmtlich in Opposition gegen das Ministerium verfallen, nicht gefolgt, sondern tritt als dessen Vertheidigerin auf, ungeachtet sie immer als ein Organ Molé's gegolten hatte. Sie sagt in ihrer letzten politischen Uebersicht unter Anderm: „Das Ministerium des 1 März besteht noch keine vierzehn Tage, und hatte noch keine Gelegenheit, ein Wort von Bedeutung zu sagen; dennoch ist es schon von Feinden umgeben, mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="0658"/> <p>(<hi rendition="#g">Sun</hi>.) 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Die für die Zahlung geleistete Sicherheit beruht auf einer Note des Grafen Toreno an Hrn. Villiers d. d. 6 Aug. 1835, welche auf eine nach Befehl des Herzogs v. Wellington gestellte Anfrage besagte: „Sobald die Umstände es erlauben, wird die Königin von Spanien sich beeilen, der edlen und uneigennützigen Opfer, welche die großmuthige brittische Nation gebracht hat, würdig zu handeln.“</p><lb/> <p>In der Sitzung des <hi rendition="#g">Hauses der Lords</hi> am 16 März übergab der Herzog v. <hi rendition="#g">Wellington</hi>, der sich von seiner letzten Krankheit vollkommen erholt zu haben scheint, eine Petition <hi rendition="#g">gegen</hi> jede Aenderung der Korngesetze. Graf v. <hi rendition="#g">Aberdeen</hi> brachte die Patronatsstreitigkeiten in der schottischen Kirche (s. Nr. 74 der Allgemeinen Zeitung) wieder zur Sprache, und äußerte die Hoffnung, der edle Viscount, der an der Spitze von Ihrer Majestät Regierung steht, werde die Idus des März nicht in griechische Kalenden verwandeln, sondern dem Hause bald eröffnen, welchen Gang die Regierung in dieser wichtigen Sache einzuhalten gesonnen sey. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> antwortete, die Regierung sey noch zu keinem Entschluß gekommen, doch hoffe er demnächst eine Anzeige darüber machen zu können. Der Marquis v. <hi rendition="#g">Londonderry</hi> bemerkte, im J. 1824 unter Cannings Administration sey eine ansehnliche Summe Geldes für spanische Flüchtlinge in England bewilligt worden, deren politische Meinungen, wie er glauben müsse, mit denen, die jetzt in Madrid an der Tagesordnung, conform seyen. Eine beträchtliche Anzahl dieser Leute halte sich annoch in England auf und einige derselben genössen englische Pensionen, so daß sie in der That ihr Brod in Müßiggang äßen, anstatt in ihr Vaterland zurückzukehren. Er wünsche die Vorlegung einer specificirten Rechnung über alle seit 1824 an spanische Flüchtlinge gezahlten Unterstützungsgelder und Pensionen. Deßgleichen ein Verzeichniß der in neuester Zeit an Spanien gemachten Geld- und Materialienlieferungen. Lord <hi rendition="#g">Melbourne</hi> fand gegen das ein und andere Begehren nichts einzuwenden. – Die <hi rendition="#g">Gemeinen</hi> hielten keine Sitzung, da die erforderliche Anzahl von 40 Mitgliedern nicht zusammengekommen war.</p><lb/> <p>Am 14 März starb, 68 Jahre alt, Graf v. Morley, ein Pair des Vereinigten Königreichs. 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Larabit in Betreff der rückständigen Gehalte der Legionäre ward in fünf Bureaux angenommen; 3) ein ebenfalls die Legionäre betreffender Vorschlag des Obristen l'Espinasse, der aber nur von dem dritten Bureau angenommen ward. – Man wiederholte in der Kammer, General Bugeaud sey zum Generalgouverneur von Afrika ernannt. Man bemerkte, daß Hr. Thiers sich in den Gängen der Kammer lange mit Hrn. Odilon Barrot unterhielt.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Revue de Paris</hi>.) Ein Journal sagt, das Cabinet vom 1 März sey das Ministerium Martignac der Revolution von 1830. Wir geben diese Analogie nicht zu, weil es vor dem Ministerium des Hrn. Thiers kein Ministerium des Hrn. v. Villèle gegeben hat, so wie es nach ihm kein Ministerium des Fürsten Polignac geben wird. 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(Sun.) Sir Robert Peels (früher erwähntem) Antrag zufolge ist auf den Tisch des Hauses der Gemeinen eine Rechnung niedergelegt worden: über die Zahl der an der spanischen Küste verwendeten brittischen Marinesoldaten, über den Werth des von England an Spanien gelieferten Kriegsmaterials und – der von Spanien dafür geleisteten Abschlagszahlungen. Die Zahl der auf der Küste verwendeten Marinesoldaten war 703, der an der Küste 50. Die von der Admiralität, der Stipulation des Quadrupelvertrags gemäß, gelieferten Kriegsvorräthe aller Art hatten einen Gesammtwerth von 6692 Pf. 14 Sh. Vom brittischen Heerpflegamt ward an chirurgischen Instrumenten, Arzneien u. s. w. ein Werth von 572 Pf. abgegeben; vom Feldzeugmeisteramt Waffen und Kriegsgeräth im Werthe von 567,239; – im Ganzen ein Betrag von 574,503 Pf. St. Die dafür geleisteten Abschlagszahlungen sind alle unter Einer Rubrik zusammengefaßt: unter der Rubrik Null. Die für die Zahlung geleistete Sicherheit beruht auf einer Note des Grafen Toreno an Hrn. Villiers d. d. 6 Aug. 1835, welche auf eine nach Befehl des Herzogs v. Wellington gestellte Anfrage besagte: „Sobald die Umstände es erlauben, wird die Königin von Spanien sich beeilen, der edlen und uneigennützigen Opfer, welche die großmuthige brittische Nation gebracht hat, würdig zu handeln.“
In der Sitzung des Hauses der Lords am 16 März übergab der Herzog v. Wellington, der sich von seiner letzten Krankheit vollkommen erholt zu haben scheint, eine Petition gegen jede Aenderung der Korngesetze. Graf v. Aberdeen brachte die Patronatsstreitigkeiten in der schottischen Kirche (s. Nr. 74 der Allgemeinen Zeitung) wieder zur Sprache, und äußerte die Hoffnung, der edle Viscount, der an der Spitze von Ihrer Majestät Regierung steht, werde die Idus des März nicht in griechische Kalenden verwandeln, sondern dem Hause bald eröffnen, welchen Gang die Regierung in dieser wichtigen Sache einzuhalten gesonnen sey. Lord Melbourne antwortete, die Regierung sey noch zu keinem Entschluß gekommen, doch hoffe er demnächst eine Anzeige darüber machen zu können. Der Marquis v. Londonderry bemerkte, im J. 1824 unter Cannings Administration sey eine ansehnliche Summe Geldes für spanische Flüchtlinge in England bewilligt worden, deren politische Meinungen, wie er glauben müsse, mit denen, die jetzt in Madrid an der Tagesordnung, conform seyen. Eine beträchtliche Anzahl dieser Leute halte sich annoch in England auf und einige derselben genössen englische Pensionen, so daß sie in der That ihr Brod in Müßiggang äßen, anstatt in ihr Vaterland zurückzukehren. Er wünsche die Vorlegung einer specificirten Rechnung über alle seit 1824 an spanische Flüchtlinge gezahlten Unterstützungsgelder und Pensionen. Deßgleichen ein Verzeichniß der in neuester Zeit an Spanien gemachten Geld- und Materialienlieferungen. Lord Melbourne fand gegen das ein und andere Begehren nichts einzuwenden. – Die Gemeinen hielten keine Sitzung, da die erforderliche Anzahl von 40 Mitgliedern nicht zusammengekommen war.
Am 14 März starb, 68 Jahre alt, Graf v. Morley, ein Pair des Vereinigten Königreichs. Die Pairswürde erbt sein im Jahr 1810 geborner Sohn, Viscount Boringdon.
Dem Hampshire Telegraph zufolge hat Contreadmiral Sir James Gordon das ihm zugedachte Commando des brittischen Geschwaders in den brasilischen Gewässern abgelehnt.
(Globe.) Dem Parlament liegt jetzt eine Bill vor, welche die Errichtung einer Compagnie zum Zweck hat, um dem Meere gegen 150,000 Acres gutes Fruchtland abzugewinnen. Der Schauplatz der beabsichtigten Operationen ist das sogenannte „Wash“ (d. h. die breite Meereseinbuchtung mit den weitläuftigen Sandbänken an der flachen, kaum über das Meer erhabenen Küste von Lincolnshire. Wirklich heißt ein Theil dieser aus Marschland bestehenden Grafschaft Holland.) Dieses große Nationalunternehmen wird viele tausend fleißige Hände beschäftigen, und kann einst vielen hundert Familien von Feldbauern Wohnung und Nahrung gewähren. – In Lincoln, dem alten Lindum Colonia, hat man neuerdings wieder interessante Reste römischer Festungswerke aufgefunden.
Von „II. B.“ ist eine neue Caricatur erschienen, die viel Lachen erregt. Sie heißt „Ulysses und die Sirenen.“ Sir Robert Peel (Ulysses) ist in einem Schiff, dessen Vordertheil einen Gänsekopf darstellt; seine Gefährten: Sugden, die Recorders von London und Dublin nebst einigen andern Tories, binden ihn an den Mast, während Lord J. Russell, O'Connell und Wakley als Sirenen im Schilf am Ufer mit dem possierlichsten Ausdruck Flöte und Harfe spielen und singen.
Frankreich.
_ Paris, 18 März.
Der neueste Moniteur enthält in seinem amtlichen Theil einen Bericht des Ministers des öffentlichen Unterrichts an den König, welcher die Aussetzung von Preisen und Ehrenerwähnungen, die jährlich bei den Rechtsfacultäten des Königreichs vertheilt werden sollen, vorschlägt. Diesem Berichte folgt eine k. Ordonnanz, welche diesen Vorschlag sanctionirt.
* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 18 März kam die Tagesordnung an Erörterung des Getzesentwurfs zur Eröffnung von Crediten zur Ausstattung der Rücktrittscassen bei den Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen im Betrage von 5,500,000 Fr. Bei Abgang der Post waren mehrere Artikel angenommen. – Vor dieser Sitzung hatte sich die Deputirtenkammer in ihren Bureaux versammelt. Die Minister des Innern, der Justiz und der öffentlichen Arbeiten waren anwesend. Es waren drei Vorschläge an der Tagesordnung: 1) der Vorschlag zu Gunsten der Vertheidiger von Masagran. Dieser ward von allen Bureaux verworfen. Man war der Ansicht, daß die Initiative der Regierung überlassen werden müsse; 2) der Vorschlag des Hrn. Larabit in Betreff der rückständigen Gehalte der Legionäre ward in fünf Bureaux angenommen; 3) ein ebenfalls die Legionäre betreffender Vorschlag des Obristen l'Espinasse, der aber nur von dem dritten Bureau angenommen ward. – Man wiederholte in der Kammer, General Bugeaud sey zum Generalgouverneur von Afrika ernannt. Man bemerkte, daß Hr. Thiers sich in den Gängen der Kammer lange mit Hrn. Odilon Barrot unterhielt.
(Revue de Paris.) Ein Journal sagt, das Cabinet vom 1 März sey das Ministerium Martignac der Revolution von 1830. Wir geben diese Analogie nicht zu, weil es vor dem Ministerium des Hrn. Thiers kein Ministerium des Hrn. v. Villèle gegeben hat, so wie es nach ihm kein Ministerium des Fürsten Polignac geben wird. Man geht nicht einer Revolution entgegen, sondern man sucht nach den Bedingungen einer Transaction.
Die wichtigste der französischen Monatsschriften, die Revue des deux Mondes, ist dem Beispiel der dynastischen Tagsblätter, die sämmtlich in Opposition gegen das Ministerium verfallen, nicht gefolgt, sondern tritt als dessen Vertheidigerin auf, ungeachtet sie immer als ein Organ Molé's gegolten hatte. Sie sagt in ihrer letzten politischen Uebersicht unter Anderm: „Das Ministerium des 1 März besteht noch keine vierzehn Tage, und hatte noch keine Gelegenheit, ein Wort von Bedeutung zu sagen; dennoch ist es schon von Feinden umgeben, mit
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