Allgemeine Zeitung. Nr. 84. Augsburg, 24. März 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 84. 24 März 1840Spanien. Französische Gränzblätter schreiben aus Alcoriza, dem Hauptquartier Espartero's vom 11 März: "Wir sind nur noch vier Marschstunden von Castellote entfernt, wo wir wahrscheinlich morgen mit O'Donnell, welcher vor Aliaga stehen wird, ankommen werden. Beide Positionen sind sehr wichtig, denn sie haben uns bis jetzt genöthigt, eine sehr ausgedehnte Linie besetzt zu halten, und unterbrachen unsere directe Communication mit O'Donnell's Armee gänzlich. In vier Tagen werden wir Meister dieser Plätze seyn, und den Feind sehr in die Enge getrieben haben." Großbritannien. London, 17 März. Fortwährend gehen an die Königin, an Prinz Albert und die Herzogin von Kent Gratulationsadressen ein; unter den zuletzt überreichten befand sich die der Corporation von Dublin. Der York Herald erzählt, in einer neulichen Versammlung zu Gainsborough, in Yorkshire, habe der Vorsitzende, Henry Clarke Esq., bei dem Toast auf die Königin den Umstand erwähnt, der Loyalität zweier Edelleute dieser Grafschaft habe England es zu verdanken, daß Victoria auf brittischem Boden geboren worden. Die Herzogin von Kent befand sich nämlich in der kritischen Zeit auf dem Continent, und die Vermögensumstände ihres erlauchten Gemahls waren damals so zerrüttet, daß er seine Gemahlin nicht nach England herüberholen konnte, wenn nicht Graf Fitzwilliam und ein anderer edler Lord je 6000 Pf. St. dem edlen Herzog angeboten hätten. Ihre Maj. zahlte diese Darlehen gleich in der ersten Zeit ihrer Regierung zurück. In der Oberhaussitzung vom 16 März schlug Lord Ellenborough vor, über seine Vaccinationsbill in Committee zu gehen. Lord Normanby erinnerte, der edle Lord möge, wenigstens für jetzt, die Bill noch nicht auf Irland ausdehnen, weil daselbst die Armengesetzbill noch nicht in Wirksamkeit getreten. Lord Ellenborough entgegnete, die Bill werde wohl an einem andern Ort (im Unterhaus) desto günstiger aufgenommen werden, wenn sie auch Irland umfasse; dadurch sey die Imputation ausgeschlossen, die man nur zu gern mache, daß Irland vernachlässigt werde. Allerdings werde die Bill in solchen Gegenden, wo die Pfarreien sich noch nicht in Armenpflegschafts-Unionen gebildet, fürs erste wirkungslos seyn, dieser Mangel hebe sich aber allmählich. Lord Normanby bemerkte ferner, er habe mit dem Präsidenten des ärztlichen Collegiums und andern Leuten vom Fach Rücksprache gepflogen, und sie alle seyen der Ansicht, daß diese Bill ihren Zweck nur halb erreichen könne, wenn nicht ärztlichen Pfuschern das Impfen bei Strafe untersagt werde, indem diese unwissenden Empiriker das Blatterngift häufig durch ihre Inoculationen verbreiteten. Ob es hiernach nicht gut sey, eine dießfallsige Clausel in die Bill einzurücken? Lord Lansdowne und der Bischof von London unterstützten die Ansicht des Ministers des Innern, wobei letzterer anführte, das unwissende Landvolk vertraue sich in vielen Gegenden Englands, wie in andern Fällen, so auch in diesem weit lieber den Quacksalbern, als geprüften Aerzten. Lord Ellenborough wollte Anfangs nicht darauf eingehen, seiner Bill, welche bloß die Vaccination allgemein zugänglicher zu machen bezwecke, eine solche Strafandrohung einzufügen, der Rath des Bischofs aber schlug bei ihm durch, und die Bill ging sofort mit diesem Amendement durch die Committee. Nachdem schließlich die Lancaster-Prestoner Verbindungs-Eisenbahn-Bill angenommen worden war, vertagte sich das Haus. Wir haben die Parlamentsverhandlungen vom 17 März ganz vor uns liegen; sie waren in beiden Häusern von geringem Belang. Im Oberhaus brachten die Lords Aberdeen und Galloway die immer größer werdende Aufregung in Schottland über das Kirchenpatronat abermals zur Sprache, wobei Lord Galloway äußerte, es sey bedauerlich zu sehen, daß ein Theil der presbyterischen Geistlichkeit zu denselben unwürdigen Mitteln der Agitation greife, wodurch die römisch-katholische Priesterschaft von Irland sich so bemerkbar und wichtig gemacht habe. Der Conseilspräsident Lord Lansdowne erklärte, diese Sache werde von der Regierung keineswegs vernachlässigt, aber eben weil sie wichtig sey, wolle die Regierung sich dabei lieber dem Vorwurf des Zauderns, als der Uebereilung aussetzen. Lord Galloway's Hindeutung auf die katholische Geistlichkeit, gab der Minister zu verstehen, würde besser unterblieben seyn, da der eine Vergleich zu noch weiteren Vergleichen auffordere. Graf Aberdeen: "So möge die Regierung wenigstens dafür sorgen, daß noch vor dem Mai, in welchem Monat die General-Assembly der schottischen Kirche zusammenzutreten pflegt, eine Maaßregel vors Parlament komme." Lord Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. DienstagNr. 84. 24 März 1840Spanien. Französische Gränzblätter schreiben aus Alcoriza, dem Hauptquartier Espartero's vom 11 März: „Wir sind nur noch vier Marschstunden von Castellote entfernt, wo wir wahrscheinlich morgen mit O'Donnell, welcher vor Aliaga stehen wird, ankommen werden. Beide Positionen sind sehr wichtig, denn sie haben uns bis jetzt genöthigt, eine sehr ausgedehnte Linie besetzt zu halten, und unterbrachen unsere directe Communication mit O'Donnell's Armee gänzlich. In vier Tagen werden wir Meister dieser Plätze seyn, und den Feind sehr in die Enge getrieben haben.“ Großbritannien. London, 17 März. Fortwährend gehen an die Königin, an Prinz Albert und die Herzogin von Kent Gratulationsadressen ein; unter den zuletzt überreichten befand sich die der Corporation von Dublin. Der York Herald erzählt, in einer neulichen Versammlung zu Gainsborough, in Yorkshire, habe der Vorsitzende, Henry Clarke Esq., bei dem Toast auf die Königin den Umstand erwähnt, der Loyalität zweier Edelleute dieser Grafschaft habe England es zu verdanken, daß Victoria auf brittischem Boden geboren worden. Die Herzogin von Kent befand sich nämlich in der kritischen Zeit auf dem Continent, und die Vermögensumstände ihres erlauchten Gemahls waren damals so zerrüttet, daß er seine Gemahlin nicht nach England herüberholen konnte, wenn nicht Graf Fitzwilliam und ein anderer edler Lord je 6000 Pf. St. dem edlen Herzog angeboten hätten. Ihre Maj. zahlte diese Darlehen gleich in der ersten Zeit ihrer Regierung zurück. In der Oberhaussitzung vom 16 März schlug Lord Ellenborough vor, über seine Vaccinationsbill in Committee zu gehen. Lord Normanby erinnerte, der edle Lord möge, wenigstens für jetzt, die Bill noch nicht auf Irland ausdehnen, weil daselbst die Armengesetzbill noch nicht in Wirksamkeit getreten. Lord Ellenborough entgegnete, die Bill werde wohl an einem andern Ort (im Unterhaus) desto günstiger aufgenommen werden, wenn sie auch Irland umfasse; dadurch sey die Imputation ausgeschlossen, die man nur zu gern mache, daß Irland vernachlässigt werde. Allerdings werde die Bill in solchen Gegenden, wo die Pfarreien sich noch nicht in Armenpflegschafts-Unionen gebildet, fürs erste wirkungslos seyn, dieser Mangel hebe sich aber allmählich. Lord Normanby bemerkte ferner, er habe mit dem Präsidenten des ärztlichen Collegiums und andern Leuten vom Fach Rücksprache gepflogen, und sie alle seyen der Ansicht, daß diese Bill ihren Zweck nur halb erreichen könne, wenn nicht ärztlichen Pfuschern das Impfen bei Strafe untersagt werde, indem diese unwissenden Empiriker das Blatterngift häufig durch ihre Inoculationen verbreiteten. Ob es hiernach nicht gut sey, eine dießfallsige Clausel in die Bill einzurücken? Lord Lansdowne und der Bischof von London unterstützten die Ansicht des Ministers des Innern, wobei letzterer anführte, das unwissende Landvolk vertraue sich in vielen Gegenden Englands, wie in andern Fällen, so auch in diesem weit lieber den Quacksalbern, als geprüften Aerzten. Lord Ellenborough wollte Anfangs nicht darauf eingehen, seiner Bill, welche bloß die Vaccination allgemein zugänglicher zu machen bezwecke, eine solche Strafandrohung einzufügen, der Rath des Bischofs aber schlug bei ihm durch, und die Bill ging sofort mit diesem Amendement durch die Committee. Nachdem schließlich die Lancaster-Prestoner Verbindungs-Eisenbahn-Bill angenommen worden war, vertagte sich das Haus. Wir haben die Parlamentsverhandlungen vom 17 März ganz vor uns liegen; sie waren in beiden Häusern von geringem Belang. Im Oberhaus brachten die Lords Aberdeen und Galloway die immer größer werdende Aufregung in Schottland über das Kirchenpatronat abermals zur Sprache, wobei Lord Galloway äußerte, es sey bedauerlich zu sehen, daß ein Theil der presbyterischen Geistlichkeit zu denselben unwürdigen Mitteln der Agitation greife, wodurch die römisch-katholische Priesterschaft von Irland sich so bemerkbar und wichtig gemacht habe. Der Conseilspräsident Lord Lansdowne erklärte, diese Sache werde von der Regierung keineswegs vernachlässigt, aber eben weil sie wichtig sey, wolle die Regierung sich dabei lieber dem Vorwurf des Zauderns, als der Uebereilung aussetzen. Lord Galloway's Hindeutung auf die katholische Geistlichkeit, gab der Minister zu verstehen, würde besser unterblieben seyn, da der eine Vergleich zu noch weiteren Vergleichen auffordere. 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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 84.
24 März 1840
Spanien.
Französische Gränzblätter schreiben aus Alcoriza, dem Hauptquartier Espartero's vom 11 März: „Wir sind nur noch vier Marschstunden von Castellote entfernt, wo wir wahrscheinlich morgen mit O'Donnell, welcher vor Aliaga stehen wird, ankommen werden. Beide Positionen sind sehr wichtig, denn sie haben uns bis jetzt genöthigt, eine sehr ausgedehnte Linie besetzt zu halten, und unterbrachen unsere directe Communication mit O'Donnell's Armee gänzlich. In vier Tagen werden wir Meister dieser Plätze seyn, und den Feind sehr in die Enge getrieben haben.“
Großbritannien.
_ London, 17 März.
Fortwährend gehen an die Königin, an Prinz Albert und die Herzogin von Kent Gratulationsadressen ein; unter den zuletzt überreichten befand sich die der Corporation von Dublin. Der York Herald erzählt, in einer neulichen Versammlung zu Gainsborough, in Yorkshire, habe der Vorsitzende, Henry Clarke Esq., bei dem Toast auf die Königin den Umstand erwähnt, der Loyalität zweier Edelleute dieser Grafschaft habe England es zu verdanken, daß Victoria auf brittischem Boden geboren worden. Die Herzogin von Kent befand sich nämlich in der kritischen Zeit auf dem Continent, und die Vermögensumstände ihres erlauchten Gemahls waren damals so zerrüttet, daß er seine Gemahlin nicht nach England herüberholen konnte, wenn nicht Graf Fitzwilliam und ein anderer edler Lord je 6000 Pf. St. dem edlen Herzog angeboten hätten. Ihre Maj. zahlte diese Darlehen gleich in der ersten Zeit ihrer Regierung zurück.
In der Oberhaussitzung vom 16 März schlug Lord Ellenborough vor, über seine Vaccinationsbill in Committee zu gehen. Lord Normanby erinnerte, der edle Lord möge, wenigstens für jetzt, die Bill noch nicht auf Irland ausdehnen, weil daselbst die Armengesetzbill noch nicht in Wirksamkeit getreten. Lord Ellenborough entgegnete, die Bill werde wohl an einem andern Ort (im Unterhaus) desto günstiger aufgenommen werden, wenn sie auch Irland umfasse; dadurch sey die Imputation ausgeschlossen, die man nur zu gern mache, daß Irland vernachlässigt werde. Allerdings werde die Bill in solchen Gegenden, wo die Pfarreien sich noch nicht in Armenpflegschafts-Unionen gebildet, fürs erste wirkungslos seyn, dieser Mangel hebe sich aber allmählich. Lord Normanby bemerkte ferner, er habe mit dem Präsidenten des ärztlichen Collegiums und andern Leuten vom Fach Rücksprache gepflogen, und sie alle seyen der Ansicht, daß diese Bill ihren Zweck nur halb erreichen könne, wenn nicht ärztlichen Pfuschern das Impfen bei Strafe untersagt werde, indem diese unwissenden Empiriker das Blatterngift häufig durch ihre Inoculationen verbreiteten. Ob es hiernach nicht gut sey, eine dießfallsige Clausel in die Bill einzurücken? Lord Lansdowne und der Bischof von London unterstützten die Ansicht des Ministers des Innern, wobei letzterer anführte, das unwissende Landvolk vertraue sich in vielen Gegenden Englands, wie in andern Fällen, so auch in diesem weit lieber den Quacksalbern, als geprüften Aerzten. Lord Ellenborough wollte Anfangs nicht darauf eingehen, seiner Bill, welche bloß die Vaccination allgemein zugänglicher zu machen bezwecke, eine solche Strafandrohung einzufügen, der Rath des Bischofs aber schlug bei ihm durch, und die Bill ging sofort mit diesem Amendement durch die Committee. Nachdem schließlich die Lancaster-Prestoner Verbindungs-Eisenbahn-Bill angenommen worden war, vertagte sich das Haus.
Wir haben die Parlamentsverhandlungen vom 17 März ganz vor uns liegen; sie waren in beiden Häusern von geringem Belang. Im Oberhaus brachten die Lords Aberdeen und Galloway die immer größer werdende Aufregung in Schottland über das Kirchenpatronat abermals zur Sprache, wobei Lord Galloway äußerte, es sey bedauerlich zu sehen, daß ein Theil der presbyterischen Geistlichkeit zu denselben unwürdigen Mitteln der Agitation greife, wodurch die römisch-katholische Priesterschaft von Irland sich so bemerkbar und wichtig gemacht habe. Der Conseilspräsident Lord Lansdowne erklärte, diese Sache werde von der Regierung keineswegs vernachlässigt, aber eben weil sie wichtig sey, wolle die Regierung sich dabei lieber dem Vorwurf des Zauderns, als der Uebereilung aussetzen. Lord Galloway's Hindeutung auf die katholische Geistlichkeit, gab der Minister zu verstehen, würde besser unterblieben seyn, da der eine Vergleich zu noch weiteren Vergleichen auffordere. Graf Aberdeen: „So möge die Regierung wenigstens dafür sorgen, daß noch vor dem Mai, in welchem Monat die General-Assembly der schottischen Kirche zusammenzutreten pflegt, eine Maaßregel vors Parlament komme.“ Lord
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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