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Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840.

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solcher durch die Verweigerung der Dotation persönlich verletzt, fiel beständig, wo nicht durch seine Aeußerungen, so doch durch sein ungestümes Gebärdenspiel auf. Was soll das Publicum denken, wenn es Hrn. v. Gerente, den Mann, der das ganze Vertrauen des Königs genießt, offen gegen das von dem Könige gewählte Ministerium conspiriren sieht? In gewissen Lagen ist die Zurückhaltung die erste Pflicht.

(Temps.) Man versichert, daß die Aufstellung der Kaiserstatue Napoleons auf der Säule von Boulogne auf den nächsten 15 Aug., den kaiserlichen Geburtstag, festgesetzt sey. Man sagt mit Bestimmtheit, daß, um diese Cerimonie dem Andenken des Helden ganz würdig zu machen, der König im Sinn habe, ihr mit einem Theil seiner Familie beizuwohnen.

Seit der Niederlage der ehemaligen 221 in der Abstimmung über die geheimen Fonds scheinen dieselben die Hoffnung aufgegeben zu haben, in der nächsten Zeit ihre Freunde an der Spitze eines Cabinets zu sehen, und aus deren Händen alle diejenigen Gunstbezeugun en zu empfangen, die ihnen unter ähnlichen Ministerien, insbesondere unter der Leitung der HH. Grafen Mole und Montalivet, zu Theil wurden. Durch diese Hoffnungslosigkeit allein erklärt sich ihr jetziges Benehmen: da sie nämlich keine Vortheile von diesem Cabinet erwarten, wollen sie auch ihre politischen Gegner der Mittel berauben, sich ihrer zu erfreuen. Seit dem Abend des 26 d. haben die noch übrigen 160 jedem, der es hören wollte, gesagt, sie würden jetzt in der Kammer den Vorschlag machen, daß kein Deputirter während der Ausübung dieses Amtes eine Anstellung oder Beförderung erhalten und annehmen dürfe: auch würden sie in der Frage der Wahlreform den Vorschlag der äußersten Linken unterstützen oder gar sich aneignen, wonach unter Anderm alle Mitglieder der Nationalgarde das Recht erhalten sollen, zur Wahl der Deputirten mitzuwirken. Den ersten Theil des angekündigten Plans haben die 160 bereits in der Sitzung von gestern ausgeführt: einer unter ihnen, Hr. v. Remilly, Maire von Versailles, hat den ersten Vorschlag auf den Tisch niedergelegt. Die Linke ist sehr erfreut über dieses Ereigniß; früherhin hatten mehrere Oppositionsmitglieder ohne Erfolg denselben Vorschlag aufs Tapet gebracht, unter andern Hr. v. Tocqueville in den Debatten über den ähnlichen Vorschlag des Hrn. Gauguier; jetzt wird die Linke ihn unterstützen, und er wird vermuthlich zum Gesetz erhoben werden. - Seit kurzem ist fortwährend die Rede von dem feindseligen Benehmen des Beherrschers von Marokko gegen Frankreich und von dessen Allianz mit Abd-El-Kader. Die Zeitungen sprachen sogar von einer Kriegserklärung desselben. Der Moniteur widerspricht diesen Nachrichten. Allein man ist keineswegs geneigt, diesem Widerspruch Glauben beizumessen, da alle Privatbriefe das Gegentheil besagen. - Die Nachricht der Mißhelligkeiten zwischen England und Neapel hat hier viel Aufsehen erregt: man glaubt hinter der hohen Sprache des Königs von Neapel den Beistand anderer Mächte zu sehen, und die Gegner der englischen Allianz können ihre Freude über diese neue Verlegenheit Englands nicht verbergen.

Der Kammerbeschluß vom 26 d. M., der dem Ministerium vom 1 März Bestand und Dauer verspricht, muß seinen Gegnern entsetzlich unerwartet gekommen seyn, einen ganz außerordentlichen Eindruck auf sie hervorgebracht haben. Wir schließen dieß aus den Folgen. Während dreier Tage schon nach dem Beschluß hüllt sich die Presse des Hrn. Emil Girardin in ein hartnäckiges Schweigen, und läßt dem Wasser seinen Lauf. Man bemerkt dieses Schweigen, während dem das Journal des Debats im Gegentheil seine Stellung begreift und sich als das Organ einer neuen Opposition betrachtet. Was aber will die Presse mit ihrem Verstummen, sie, die vor der Abstimmung die geschwätzigste von allen war, und ihrer löblichen Gewohnheit gemäß weder Wahrheit noch Schicklichkeit achtete, wo es sich darum handelte, dem neuen Ministerium zu schaden. Von ihr namentlich rührte die lächerliche Verleumdung her, das Ministerium vom 1 März habe, als ersten Act seiner Verwaltung, das Cabinet noir, das Spioniren der Briefe, wieder eingerichtet! Merkwürdig ist, daß die öffentliche Meinung mit ihrem instinctiven Gefühle der Wahrheit sich über dieses Schweigen im mindesten nicht den Kopf zerbricht, sondern ganz gelassen spricht: "Die alte Partie ist verloren, es lebe die neue!" Der Minister des öffentlichen Unterrichtes hat seinen Namen an eine neue Verfügung gesetzt, die ihm bereits den Dank der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften erworben hat, und die ihm den Dank aller aufgeklärten Männer in Frankreich erwerben wird. Bekanntlich hatte sich Napoleon, in Gefolge eines Consulatbeschlusses vom 13 Ventose X, von den vereinigten Akademien, die das Institut de France bilden, ein großes Gemälde des Zustandes und der Fortschritte der Wissenschaften seit 1789 vorlegen lassen. Diese merkwürdige Arbeit, die Cuvier, Delambre, Marie Chenier, Dacier und Lebreton zu Urhebern hatte, konnte erst im Jahr 1808 dem Kaiser überreicht werden. Bei ihrem Empfang sagte Napoleon: "Ich wollte Ihre Meinung über den Fortschritt des menschlichen Geistes vernehmen, und was sie mir zu sagen hatten, sollte zugleich zu den Ohren aller Völker dringen." In diesem Gemälde aber fehlte der Bericht der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, die bald nach dem erwähnten Consulatbeschluß war aufgehoben worden, so daß einer der interessantesten Zweige der menschlichen Forschungen, die Moral, die Gesetzgebungskunde, die Philosophie, die sociale und politische Wissenschaft nicht vertreten war. Um diesem fühlbaren Gebrechen abzuhelfen, hatte Cousin von dem König eine Ordonnanz erwirkt, welche verordnet, daß die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften das Mangelnde nachholen, und in ihrer Darstellung die ganze Periode von 1789 bis 1833 begreifen soll, eine Epoche, in welcher die Akademie hergestellt ward. Man erzählt, daß die Mittheilung dieser Ordonnanz und des ihr vorausgehenden Berichtes des Ministers in der Akademie einen wahren Enthusiasmus erregt haben. Und in der That, der Gegenstand gehört zu denen, die in allen Herzen Anklang finden müssen, und von denen man nicht recht begreift, daß sie nicht längst schon zur Sprache gekommen sind.

Italien.

Heute wurde allgemein versichert, daß die Angelegenheit wegen des Schwefelmonopols, Dank der vermittelnden Thätigkeit des Grafen v. Lebzeltern, k. k. österreichischen Gesandten, in Ordnung gekommen sey; wenigstens hat die Deputation, welche nach England geschickt werden sollte, Befehl erhalten, die Abreise bis auf weiteres zu verschieben. Einstweilen ist die Rente wieder auf 103 1/2 gewichen. - Se. Maj. hat die zuletzt verabschiedeten Soldaten, circa 6000 bis 8000 Mann, wieder einberufen; eben so halten die Truppenbewegungen noch an, und der General Filangieri, Fürst v. Sadriano, ist von Sr. Maj. ernannt mit der Vollmacht eines Alter Ego das Obercommando in Sicilien zu übernehmen. - Das gestrige Regierungsblatt enthält das k. Decret, worin dem Fürsten Cassaro seine Entlassung gewährt, und dem Fürsten Scilla-Ruffo das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zugetheilt ist. - Nach einem sommerähnlichen Winter stellte sich ein sehr winterliches Frühjahr ein; außer der Masse von Schnee, welcher auf den Bergen liegt, hat es auch den ganzen heutigen Tag über in der Stadt geschneit. Der Schnee blieb jedoch auf dem vulcanischen Pflaster nicht liegen.

solcher durch die Verweigerung der Dotation persönlich verletzt, fiel beständig, wo nicht durch seine Aeußerungen, so doch durch sein ungestümes Gebärdenspiel auf. Was soll das Publicum denken, wenn es Hrn. v. Gérente, den Mann, der das ganze Vertrauen des Königs genießt, offen gegen das von dem Könige gewählte Ministerium conspiriren sieht? In gewissen Lagen ist die Zurückhaltung die erste Pflicht.

(Temps.) Man versichert, daß die Aufstellung der Kaiserstatue Napoleons auf der Säule von Boulogne auf den nächsten 15 Aug., den kaiserlichen Geburtstag, festgesetzt sey. Man sagt mit Bestimmtheit, daß, um diese Cerimonie dem Andenken des Helden ganz würdig zu machen, der König im Sinn habe, ihr mit einem Theil seiner Familie beizuwohnen.

Seit der Niederlage der ehemaligen 221 in der Abstimmung über die geheimen Fonds scheinen dieselben die Hoffnung aufgegeben zu haben, in der nächsten Zeit ihre Freunde an der Spitze eines Cabinets zu sehen, und aus deren Händen alle diejenigen Gunstbezeugun en zu empfangen, die ihnen unter ähnlichen Ministerien, insbesondere unter der Leitung der HH. Grafen Molé und Montalivet, zu Theil wurden. Durch diese Hoffnungslosigkeit allein erklärt sich ihr jetziges Benehmen: da sie nämlich keine Vortheile von diesem Cabinet erwarten, wollen sie auch ihre politischen Gegner der Mittel berauben, sich ihrer zu erfreuen. Seit dem Abend des 26 d. haben die noch übrigen 160 jedem, der es hören wollte, gesagt, sie würden jetzt in der Kammer den Vorschlag machen, daß kein Deputirter während der Ausübung dieses Amtes eine Anstellung oder Beförderung erhalten und annehmen dürfe: auch würden sie in der Frage der Wahlreform den Vorschlag der äußersten Linken unterstützen oder gar sich aneignen, wonach unter Anderm alle Mitglieder der Nationalgarde das Recht erhalten sollen, zur Wahl der Deputirten mitzuwirken. Den ersten Theil des angekündigten Plans haben die 160 bereits in der Sitzung von gestern ausgeführt: einer unter ihnen, Hr. v. Remilly, Maire von Versailles, hat den ersten Vorschlag auf den Tisch niedergelegt. Die Linke ist sehr erfreut über dieses Ereigniß; früherhin hatten mehrere Oppositionsmitglieder ohne Erfolg denselben Vorschlag aufs Tapet gebracht, unter andern Hr. v. Tocqueville in den Debatten über den ähnlichen Vorschlag des Hrn. Gauguier; jetzt wird die Linke ihn unterstützen, und er wird vermuthlich zum Gesetz erhoben werden. – Seit kurzem ist fortwährend die Rede von dem feindseligen Benehmen des Beherrschers von Marokko gegen Frankreich und von dessen Allianz mit Abd-El-Kader. Die Zeitungen sprachen sogar von einer Kriegserklärung desselben. Der Moniteur widerspricht diesen Nachrichten. Allein man ist keineswegs geneigt, diesem Widerspruch Glauben beizumessen, da alle Privatbriefe das Gegentheil besagen. – Die Nachricht der Mißhelligkeiten zwischen England und Neapel hat hier viel Aufsehen erregt: man glaubt hinter der hohen Sprache des Königs von Neapel den Beistand anderer Mächte zu sehen, und die Gegner der englischen Allianz können ihre Freude über diese neue Verlegenheit Englands nicht verbergen.

Der Kammerbeschluß vom 26 d. M., der dem Ministerium vom 1 März Bestand und Dauer verspricht, muß seinen Gegnern entsetzlich unerwartet gekommen seyn, einen ganz außerordentlichen Eindruck auf sie hervorgebracht haben. Wir schließen dieß aus den Folgen. Während dreier Tage schon nach dem Beschluß hüllt sich die Presse des Hrn. Emil Girardin in ein hartnäckiges Schweigen, und läßt dem Wasser seinen Lauf. Man bemerkt dieses Schweigen, während dem das Journal des Débats im Gegentheil seine Stellung begreift und sich als das Organ einer neuen Opposition betrachtet. Was aber will die Presse mit ihrem Verstummen, sie, die vor der Abstimmung die geschwätzigste von allen war, und ihrer löblichen Gewohnheit gemäß weder Wahrheit noch Schicklichkeit achtete, wo es sich darum handelte, dem neuen Ministerium zu schaden. Von ihr namentlich rührte die lächerliche Verleumdung her, das Ministerium vom 1 März habe, als ersten Act seiner Verwaltung, das Cabinet noir, das Spioniren der Briefe, wieder eingerichtet! Merkwürdig ist, daß die öffentliche Meinung mit ihrem instinctiven Gefühle der Wahrheit sich über dieses Schweigen im mindesten nicht den Kopf zerbricht, sondern ganz gelassen spricht: „Die alte Partie ist verloren, es lebe die neue!“ Der Minister des öffentlichen Unterrichtes hat seinen Namen an eine neue Verfügung gesetzt, die ihm bereits den Dank der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften erworben hat, und die ihm den Dank aller aufgeklärten Männer in Frankreich erwerben wird. Bekanntlich hatte sich Napoleon, in Gefolge eines Consulatbeschlusses vom 13 Ventose X, von den vereinigten Akademien, die das Institut de France bilden, ein großes Gemälde des Zustandes und der Fortschritte der Wissenschaften seit 1789 vorlegen lassen. Diese merkwürdige Arbeit, die Cuvier, Delambre, Marie Chénier, Dacier und Lebreton zu Urhebern hatte, konnte erst im Jahr 1808 dem Kaiser überreicht werden. Bei ihrem Empfang sagte Napoleon: „Ich wollte Ihre Meinung über den Fortschritt des menschlichen Geistes vernehmen, und was sie mir zu sagen hatten, sollte zugleich zu den Ohren aller Völker dringen.“ In diesem Gemälde aber fehlte der Bericht der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, die bald nach dem erwähnten Consulatbeschluß war aufgehoben worden, so daß einer der interessantesten Zweige der menschlichen Forschungen, die Moral, die Gesetzgebungskunde, die Philosophie, die sociale und politische Wissenschaft nicht vertreten war. Um diesem fühlbaren Gebrechen abzuhelfen, hatte Cousin von dem König eine Ordonnanz erwirkt, welche verordnet, daß die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften das Mangelnde nachholen, und in ihrer Darstellung die ganze Periode von 1789 bis 1833 begreifen soll, eine Epoche, in welcher die Akademie hergestellt ward. Man erzählt, daß die Mittheilung dieser Ordonnanz und des ihr vorausgehenden Berichtes des Ministers in der Akademie einen wahren Enthusiasmus erregt haben. Und in der That, der Gegenstand gehört zu denen, die in allen Herzen Anklang finden müssen, und von denen man nicht recht begreift, daß sie nicht längst schon zur Sprache gekommen sind.

Italien.

Heute wurde allgemein versichert, daß die Angelegenheit wegen des Schwefelmonopols, Dank der vermittelnden Thätigkeit des Grafen v. Lebzeltern, k. k. österreichischen Gesandten, in Ordnung gekommen sey; wenigstens hat die Deputation, welche nach England geschickt werden sollte, Befehl erhalten, die Abreise bis auf weiteres zu verschieben. Einstweilen ist die Rente wieder auf 103 1/2 gewichen. – Se. Maj. hat die zuletzt verabschiedeten Soldaten, circa 6000 bis 8000 Mann, wieder einberufen; eben so halten die Truppenbewegungen noch an, und der General Filangieri, Fürst v. Sadriano, ist von Sr. Maj. ernannt mit der Vollmacht eines Alter Ego das Obercommando in Sicilien zu übernehmen. – Das gestrige Regierungsblatt enthält das k. Decret, worin dem Fürsten Cassaro seine Entlassung gewährt, und dem Fürsten Scilla-Ruffo das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zugetheilt ist. – Nach einem sommerähnlichen Winter stellte sich ein sehr winterliches Frühjahr ein; außer der Masse von Schnee, welcher auf den Bergen liegt, hat es auch den ganzen heutigen Tag über in der Stadt geschneit. Der Schnee blieb jedoch auf dem vulcanischen Pflaster nicht liegen.

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[0750/0006] solcher durch die Verweigerung der Dotation persönlich verletzt, fiel beständig, wo nicht durch seine Aeußerungen, so doch durch sein ungestümes Gebärdenspiel auf. Was soll das Publicum denken, wenn es Hrn. v. Gérente, den Mann, der das ganze Vertrauen des Königs genießt, offen gegen das von dem Könige gewählte Ministerium conspiriren sieht? In gewissen Lagen ist die Zurückhaltung die erste Pflicht. (Temps.) Man versichert, daß die Aufstellung der Kaiserstatue Napoleons auf der Säule von Boulogne auf den nächsten 15 Aug., den kaiserlichen Geburtstag, festgesetzt sey. Man sagt mit Bestimmtheit, daß, um diese Cerimonie dem Andenken des Helden ganz würdig zu machen, der König im Sinn habe, ihr mit einem Theil seiner Familie beizuwohnen. _ Paris, 29 März. Seit der Niederlage der ehemaligen 221 in der Abstimmung über die geheimen Fonds scheinen dieselben die Hoffnung aufgegeben zu haben, in der nächsten Zeit ihre Freunde an der Spitze eines Cabinets zu sehen, und aus deren Händen alle diejenigen Gunstbezeugun en zu empfangen, die ihnen unter ähnlichen Ministerien, insbesondere unter der Leitung der HH. Grafen Molé und Montalivet, zu Theil wurden. Durch diese Hoffnungslosigkeit allein erklärt sich ihr jetziges Benehmen: da sie nämlich keine Vortheile von diesem Cabinet erwarten, wollen sie auch ihre politischen Gegner der Mittel berauben, sich ihrer zu erfreuen. Seit dem Abend des 26 d. haben die noch übrigen 160 jedem, der es hören wollte, gesagt, sie würden jetzt in der Kammer den Vorschlag machen, daß kein Deputirter während der Ausübung dieses Amtes eine Anstellung oder Beförderung erhalten und annehmen dürfe: auch würden sie in der Frage der Wahlreform den Vorschlag der äußersten Linken unterstützen oder gar sich aneignen, wonach unter Anderm alle Mitglieder der Nationalgarde das Recht erhalten sollen, zur Wahl der Deputirten mitzuwirken. Den ersten Theil des angekündigten Plans haben die 160 bereits in der Sitzung von gestern ausgeführt: einer unter ihnen, Hr. v. Remilly, Maire von Versailles, hat den ersten Vorschlag auf den Tisch niedergelegt. Die Linke ist sehr erfreut über dieses Ereigniß; früherhin hatten mehrere Oppositionsmitglieder ohne Erfolg denselben Vorschlag aufs Tapet gebracht, unter andern Hr. v. Tocqueville in den Debatten über den ähnlichen Vorschlag des Hrn. Gauguier; jetzt wird die Linke ihn unterstützen, und er wird vermuthlich zum Gesetz erhoben werden. – Seit kurzem ist fortwährend die Rede von dem feindseligen Benehmen des Beherrschers von Marokko gegen Frankreich und von dessen Allianz mit Abd-El-Kader. Die Zeitungen sprachen sogar von einer Kriegserklärung desselben. Der Moniteur widerspricht diesen Nachrichten. Allein man ist keineswegs geneigt, diesem Widerspruch Glauben beizumessen, da alle Privatbriefe das Gegentheil besagen. – Die Nachricht der Mißhelligkeiten zwischen England und Neapel hat hier viel Aufsehen erregt: man glaubt hinter der hohen Sprache des Königs von Neapel den Beistand anderer Mächte zu sehen, und die Gegner der englischen Allianz können ihre Freude über diese neue Verlegenheit Englands nicht verbergen. _ Paris, 29 März. Der Kammerbeschluß vom 26 d. M., der dem Ministerium vom 1 März Bestand und Dauer verspricht, muß seinen Gegnern entsetzlich unerwartet gekommen seyn, einen ganz außerordentlichen Eindruck auf sie hervorgebracht haben. Wir schließen dieß aus den Folgen. Während dreier Tage schon nach dem Beschluß hüllt sich die Presse des Hrn. Emil Girardin in ein hartnäckiges Schweigen, und läßt dem Wasser seinen Lauf. Man bemerkt dieses Schweigen, während dem das Journal des Débats im Gegentheil seine Stellung begreift und sich als das Organ einer neuen Opposition betrachtet. Was aber will die Presse mit ihrem Verstummen, sie, die vor der Abstimmung die geschwätzigste von allen war, und ihrer löblichen Gewohnheit gemäß weder Wahrheit noch Schicklichkeit achtete, wo es sich darum handelte, dem neuen Ministerium zu schaden. Von ihr namentlich rührte die lächerliche Verleumdung her, das Ministerium vom 1 März habe, als ersten Act seiner Verwaltung, das Cabinet noir, das Spioniren der Briefe, wieder eingerichtet! Merkwürdig ist, daß die öffentliche Meinung mit ihrem instinctiven Gefühle der Wahrheit sich über dieses Schweigen im mindesten nicht den Kopf zerbricht, sondern ganz gelassen spricht: „Die alte Partie ist verloren, es lebe die neue!“ Der Minister des öffentlichen Unterrichtes hat seinen Namen an eine neue Verfügung gesetzt, die ihm bereits den Dank der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften erworben hat, und die ihm den Dank aller aufgeklärten Männer in Frankreich erwerben wird. Bekanntlich hatte sich Napoleon, in Gefolge eines Consulatbeschlusses vom 13 Ventose X, von den vereinigten Akademien, die das Institut de France bilden, ein großes Gemälde des Zustandes und der Fortschritte der Wissenschaften seit 1789 vorlegen lassen. Diese merkwürdige Arbeit, die Cuvier, Delambre, Marie Chénier, Dacier und Lebreton zu Urhebern hatte, konnte erst im Jahr 1808 dem Kaiser überreicht werden. Bei ihrem Empfang sagte Napoleon: „Ich wollte Ihre Meinung über den Fortschritt des menschlichen Geistes vernehmen, und was sie mir zu sagen hatten, sollte zugleich zu den Ohren aller Völker dringen.“ In diesem Gemälde aber fehlte der Bericht der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, die bald nach dem erwähnten Consulatbeschluß war aufgehoben worden, so daß einer der interessantesten Zweige der menschlichen Forschungen, die Moral, die Gesetzgebungskunde, die Philosophie, die sociale und politische Wissenschaft nicht vertreten war. Um diesem fühlbaren Gebrechen abzuhelfen, hatte Cousin von dem König eine Ordonnanz erwirkt, welche verordnet, daß die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften das Mangelnde nachholen, und in ihrer Darstellung die ganze Periode von 1789 bis 1833 begreifen soll, eine Epoche, in welcher die Akademie hergestellt ward. Man erzählt, daß die Mittheilung dieser Ordonnanz und des ihr vorausgehenden Berichtes des Ministers in der Akademie einen wahren Enthusiasmus erregt haben. Und in der That, der Gegenstand gehört zu denen, die in allen Herzen Anklang finden müssen, und von denen man nicht recht begreift, daß sie nicht längst schon zur Sprache gekommen sind. Italien. _ Neapel, 24 März. Heute wurde allgemein versichert, daß die Angelegenheit wegen des Schwefelmonopols, Dank der vermittelnden Thätigkeit des Grafen v. Lebzeltern, k. k. österreichischen Gesandten, in Ordnung gekommen sey; wenigstens hat die Deputation, welche nach England geschickt werden sollte, Befehl erhalten, die Abreise bis auf weiteres zu verschieben. Einstweilen ist die Rente wieder auf 103 1/2 gewichen. – Se. Maj. hat die zuletzt verabschiedeten Soldaten, circa 6000 bis 8000 Mann, wieder einberufen; eben so halten die Truppenbewegungen noch an, und der General Filangieri, Fürst v. Sadriano, ist von Sr. Maj. ernannt mit der Vollmacht eines Alter Ego das Obercommando in Sicilien zu übernehmen. – Das gestrige Regierungsblatt enthält das k. Decret, worin dem Fürsten Cassaro seine Entlassung gewährt, und dem Fürsten Scilla-Ruffo das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zugetheilt ist. – Nach einem sommerähnlichen Winter stellte sich ein sehr winterliches Frühjahr ein; außer der Masse von Schnee, welcher auf den Bergen liegt, hat es auch den ganzen heutigen Tag über in der Stadt geschneit. Der Schnee blieb jedoch auf dem vulcanischen Pflaster nicht liegen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 94. Augsburg, 3. April 1840, S. 0750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_094_18400403/6>, abgerufen am 23.11.2024.