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Allgemeine Zeitung. Nr. 102. Augsburg, 11. April 1840.

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Cabinetsrath wurde zur Ratification ein Vertrag vorgelegt, mittelst dessen der König von Neapel sich anheischig machte, die auf der Schwefelausfuhr lastenden Restrictionen aufzuheben und außerdem die Einfuhr mehrerer brittischen Colonialwaaren, namentlich neufundländischer Pöckelfische, in seinen Staaten unter sehr vortheilhaften Bedingungen zu gestatten. Für die Ratification dieses Vertrags erklärten sich Lord Clarendon, Lord J. Russell und Hr. Labouchere; dagegen Lord Palmerston, unterstützt vom Premier, Lord Lansdowne und einem oder zwei andern Ministern. So wurde die Frage natürlich verneinend entschieden. Diese Aufopferung unseres Handelsinteresses zu Gunsten einer Caprice einiger Unfähigen ist, wie wir hören, die Folge eines persönlichen Streites über einen Etiquettepunkt zwischen dem König von Neapel und dem brittischen Gesandten am dortigen Hof. Der Gesandte ist Lord Palmerstons Bruder. Dieser weise Diplomat hat eine geringfügige Altercation als eine Nationalbeleidigung dargestellt, und sofort ist an das brittische Geschwader in Malta der Befehl ergangen, nach der Bay von Neapel zu segeln und dort eine feindliche Haltung anzunehmen. Ob sogleich eine Blokade erklärt werden soll, haben wir nicht genau erfahren. Der Zwist im Cabinet soll von der ernstlichsten Art seyn, und wird wahrscheinlich zum Rücktritt des Handelsministers (Labouchere) führen, des besten Departementschefs unter allen diesen Whigs." (Es ist zu bemerken, daß der Standard das einzige Londoner Journal ist, das dieses angeblichen Zwistes erwähnt.)

Frankreich.

In der Sitzung der Pairskammer am 6 April verlas Hr. le Comte den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf zur gezwungenen Expropriation in Fällen öffentlichen Nutzens. Die Commission erkennt die Nothwendigkeit an, die Förmlichkeiten der Expropriation abzukürzen, verwirft aber die dem Gesetze von 1837 widerstrebenden Artikel. Der Präsident schlägt wegen der Wichtigkeit dieses Berichts vor, die Discussion nach der über die geheimen Fonds vorzunehmen.

Der Minister des Ackerbaues und des Handels, Hr. Gouin, ward am 5 April von dem Wahlcollegium von Tours mit 329 unter 342 Stimmen wieder zum Deputirten gewählt.

(Revue de Paris.) Man darf in der Kammer auf lange und lebhafte Debatten über Algerien gefaßt seyn. Die Commission der außerordentlichen Credite für Afrika soll mit einer Mehrheit von 8 gegen 1 Stimme beschlossen haben, daß sie eine beträchtliche Reduction in der von der Regierung verlangten Summe vorschlagen werde. Diese Majorität habe sich gegen den Plan einer ausgedehnten Eroberung und einer Colonisirung im Großen erklärt. Zwei oder drei von einigen Truppen besetzte Punkte schienen ihr zur völligen Aufrechthaltung des Interesses und der Ehre Frankreichs hinreichend. Diese Ansichten werden ohne Zweifel auf energischen Widerstand im Cabinette stoßen. Man kennt über diesen wichtigen Punkt die Ansichten des Hrn. Thiers, der sich aus dieser Frage ein besonderes Studium gemacht hat, dessen Resultate er auf der Tribune vortragen dürfte. Wir halten es nicht für möglich, daß Frankreich auf seine ersten Gedanken verzichte: es kann die Mittel der Vollziehung modificiren, das Mangelhafte derselben verbessern, Geduld dem Streben nach Abenteuern zur Seite stellen, Ausdauer mit Ungestüm paaren; dem Ehrgeiz aber entsagen, ein französisches Afrika zu schaffen, dieß scheint uns ein Uebermaaß von Vorsicht, das man dem Lande nicht wohl wird einleuchtend machen können, da die Gewalt der Dinge uns antreibt, im mittelländischen Meere mächtig zu seyn. Der Besitz von Algier, das Protectorat von Aegypten, eine feste Allianz mit Spanien, dieß sind die drei Elemente unserer Stellung im mittelländischen Meere und unserer Stärke zwischen Konstantinopel, Alexandrien und Toulon. Dieß ist die Antwort und das Gegengewicht gegen die Fortschritte Rußlands und Englands und gegen ihre Hoffnungen, die noch umfassender als ihre Fortschritte sind.

(Messager.) Die Commission der Credite von Afrika hat keine definitive Entschließung gefaßt, wie man behauptet hatte. Sie hat bloß in ihrer Sitzung am 3 April mit der Mehrheit von 8 gegen 1 Stimme beschlossen, daß sie das System der Eroberung, als den Interessen des Landes widerstrebend, mißbillige. In der Sitzung am 4, die bis Abends 6 Uhr dauerte, hat sie sich, nach Bestätigung ihrer Beschlüsse vom vorigen Tage, förmlich zu Gunsten der beschränkten Besetzung ausgesprochen. Sie hat überdieß beschlossen, daß sie in einem dem Berichte beigefügten Anhangsartikel das Verlangen stellen würde, die Regierung möchte mit dem nächsten Jahr die definitive Gränze unserer Besetzung in Afrika festsetzen. Die Ziffer der Credite hat die Commission einstimmig votirt, und nicht Ein Mitglied hat auch nur die geringste Reduction verlangt.

Der Moniteur bringt folgenden Bericht des Marschalls Valee an den Kriegsminister aus Algier vom 28 März. "Seit meinen letzten Mittheilungen haben sich in der Provinz Algier einige Ereignisse zugetragen, die zwar im Grund nicht bedeutend sind, über die ich aber gleichwohl der Regierung des Königs Bericht erstatten zu müssen glaube. Im Osten hat der Feind sich einigemal den Blockhäusern genähert, welche die Lager Fonduk und Uad-el-Kaddara vertheidigen. Es wurden beiderseits Flintenschüsse gewechselt. Auch unsere Patrouillen hatten mehrere Gefechte zu bestehen; eine derselben wurde unvermuthet überfallen, leistete aber den tapfersten Widerstand. Das Lager El-Arbah wurde gleichfalls beunruhigt. Mehrere Detaschements, welche Recognoscirungen vornahmen, wurden angegriffen, warfen aber den Feind jedesmal zurück. Wir verloren nur einen Mann, den tapfern Capitän Mialon vom 48sten Linienregiment, welcher an seiner Wunde gestorben. Bei Belida und Coleah hat sich der Feind seit der Expedition gegen Scherschel nicht mehr gezeigt. Die Arbeiten dauern dort fort, und täglich gehen neue Convois nach diesen Punkten ab. Ich habe Nachrichten aus Scherschel bis zum 27 März. Die Befestigungsarbeiten rückten vorwärts und der Feind hatte noch keinen ernstlichen Angriff gewagt. Die Nachrichten, welche mir aus dem Innern zugekommen, melden mir, daß Abd-El-Kader im Thale des Schetif zwischen Medeah und Miliana sich befindet. Die Hadschuten haben in Folge der Expedition gegen Scherschel die Metidscha verlassen, und scheinen entschlossen, sich jenseits der ersten Atlaskette niederzulassen. Einige Duars zaudern noch wegen der besäeten Felder; aller Wahrscheinlichkeit nach aber werden sie nicht wagen, sich aufs neue im Bereiche unserer Wohnsitze niederzulassen."

Ein Bericht des Generals Gueheneuc an den Marschall Valee gibt über das bereits erwähnte Gefecht bei Oran, wo ein französisches Infanteriebataillon ein Carre formiren mußte, um den Angriffen der arabischen Reiterschwärme zu widerstehen, ausführliche Details, aus denen wir zur Ergänzung der Berichte unsers Correspondenten noch Einiges nachtragen. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, welcher mit seinem größtentheils aus Reitern der Angad bestehenden Heer an den Ufern des Rio Salado lagerte, überfiel die Heerden der mit den Franzosen verbündeten Stämme der Duairs und Zmelas und schleppte etwa 2000 Stück Vieh mit fort. Obrist Yussuf, der das Lager von Messerghin commandirt, ließ seine Truppen sogleich

Cabinetsrath wurde zur Ratification ein Vertrag vorgelegt, mittelst dessen der König von Neapel sich anheischig machte, die auf der Schwefelausfuhr lastenden Restrictionen aufzuheben und außerdem die Einfuhr mehrerer brittischen Colonialwaaren, namentlich neufundländischer Pöckelfische, in seinen Staaten unter sehr vortheilhaften Bedingungen zu gestatten. Für die Ratification dieses Vertrags erklärten sich Lord Clarendon, Lord J. Russell und Hr. Labouchere; dagegen Lord Palmerston, unterstützt vom Premier, Lord Lansdowne und einem oder zwei andern Ministern. So wurde die Frage natürlich verneinend entschieden. Diese Aufopferung unseres Handelsinteresses zu Gunsten einer Caprice einiger Unfähigen ist, wie wir hören, die Folge eines persönlichen Streites über einen Etiquettepunkt zwischen dem König von Neapel und dem brittischen Gesandten am dortigen Hof. Der Gesandte ist Lord Palmerstons Bruder. Dieser weise Diplomat hat eine geringfügige Altercation als eine Nationalbeleidigung dargestellt, und sofort ist an das brittische Geschwader in Malta der Befehl ergangen, nach der Bay von Neapel zu segeln und dort eine feindliche Haltung anzunehmen. Ob sogleich eine Blokade erklärt werden soll, haben wir nicht genau erfahren. Der Zwist im Cabinet soll von der ernstlichsten Art seyn, und wird wahrscheinlich zum Rücktritt des Handelsministers (Labouchere) führen, des besten Departementschefs unter allen diesen Whigs.“ (Es ist zu bemerken, daß der Standard das einzige Londoner Journal ist, das dieses angeblichen Zwistes erwähnt.)

Frankreich.

In der Sitzung der Pairskammer am 6 April verlas Hr. le Comte den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf zur gezwungenen Expropriation in Fällen öffentlichen Nutzens. Die Commission erkennt die Nothwendigkeit an, die Förmlichkeiten der Expropriation abzukürzen, verwirft aber die dem Gesetze von 1837 widerstrebenden Artikel. Der Präsident schlägt wegen der Wichtigkeit dieses Berichts vor, die Discussion nach der über die geheimen Fonds vorzunehmen.

Der Minister des Ackerbaues und des Handels, Hr. Gouin, ward am 5 April von dem Wahlcollegium von Tours mit 329 unter 342 Stimmen wieder zum Deputirten gewählt.

(Revue de Paris.) Man darf in der Kammer auf lange und lebhafte Debatten über Algerien gefaßt seyn. Die Commission der außerordentlichen Credite für Afrika soll mit einer Mehrheit von 8 gegen 1 Stimme beschlossen haben, daß sie eine beträchtliche Reduction in der von der Regierung verlangten Summe vorschlagen werde. Diese Majorität habe sich gegen den Plan einer ausgedehnten Eroberung und einer Colonisirung im Großen erklärt. Zwei oder drei von einigen Truppen besetzte Punkte schienen ihr zur völligen Aufrechthaltung des Interesses und der Ehre Frankreichs hinreichend. Diese Ansichten werden ohne Zweifel auf energischen Widerstand im Cabinette stoßen. Man kennt über diesen wichtigen Punkt die Ansichten des Hrn. Thiers, der sich aus dieser Frage ein besonderes Studium gemacht hat, dessen Resultate er auf der Tribune vortragen dürfte. Wir halten es nicht für möglich, daß Frankreich auf seine ersten Gedanken verzichte: es kann die Mittel der Vollziehung modificiren, das Mangelhafte derselben verbessern, Geduld dem Streben nach Abenteuern zur Seite stellen, Ausdauer mit Ungestüm paaren; dem Ehrgeiz aber entsagen, ein französisches Afrika zu schaffen, dieß scheint uns ein Uebermaaß von Vorsicht, das man dem Lande nicht wohl wird einleuchtend machen können, da die Gewalt der Dinge uns antreibt, im mittelländischen Meere mächtig zu seyn. Der Besitz von Algier, das Protectorat von Aegypten, eine feste Allianz mit Spanien, dieß sind die drei Elemente unserer Stellung im mittelländischen Meere und unserer Stärke zwischen Konstantinopel, Alexandrien und Toulon. Dieß ist die Antwort und das Gegengewicht gegen die Fortschritte Rußlands und Englands und gegen ihre Hoffnungen, die noch umfassender als ihre Fortschritte sind.

(Messager.) Die Commission der Credite von Afrika hat keine definitive Entschließung gefaßt, wie man behauptet hatte. Sie hat bloß in ihrer Sitzung am 3 April mit der Mehrheit von 8 gegen 1 Stimme beschlossen, daß sie das System der Eroberung, als den Interessen des Landes widerstrebend, mißbillige. In der Sitzung am 4, die bis Abends 6 Uhr dauerte, hat sie sich, nach Bestätigung ihrer Beschlüsse vom vorigen Tage, förmlich zu Gunsten der beschränkten Besetzung ausgesprochen. Sie hat überdieß beschlossen, daß sie in einem dem Berichte beigefügten Anhangsartikel das Verlangen stellen würde, die Regierung möchte mit dem nächsten Jahr die definitive Gränze unserer Besetzung in Afrika festsetzen. Die Ziffer der Credite hat die Commission einstimmig votirt, und nicht Ein Mitglied hat auch nur die geringste Reduction verlangt.

Der Moniteur bringt folgenden Bericht des Marschalls Valée an den Kriegsminister aus Algier vom 28 März. „Seit meinen letzten Mittheilungen haben sich in der Provinz Algier einige Ereignisse zugetragen, die zwar im Grund nicht bedeutend sind, über die ich aber gleichwohl der Regierung des Königs Bericht erstatten zu müssen glaube. Im Osten hat der Feind sich einigemal den Blockhäusern genähert, welche die Lager Fonduk und Uad-el-Kaddara vertheidigen. Es wurden beiderseits Flintenschüsse gewechselt. Auch unsere Patrouillen hatten mehrere Gefechte zu bestehen; eine derselben wurde unvermuthet überfallen, leistete aber den tapfersten Widerstand. Das Lager El-Arbah wurde gleichfalls beunruhigt. Mehrere Detaschements, welche Recognoscirungen vornahmen, wurden angegriffen, warfen aber den Feind jedesmal zurück. Wir verloren nur einen Mann, den tapfern Capitän Mialon vom 48sten Linienregiment, welcher an seiner Wunde gestorben. Bei Belida und Coleah hat sich der Feind seit der Expedition gegen Scherschel nicht mehr gezeigt. Die Arbeiten dauern dort fort, und täglich gehen neue Convois nach diesen Punkten ab. Ich habe Nachrichten aus Scherschel bis zum 27 März. Die Befestigungsarbeiten rückten vorwärts und der Feind hatte noch keinen ernstlichen Angriff gewagt. Die Nachrichten, welche mir aus dem Innern zugekommen, melden mir, daß Abd-El-Kader im Thale des Schetif zwischen Medeah und Miliana sich befindet. Die Hadschuten haben in Folge der Expedition gegen Scherschel die Metidscha verlassen, und scheinen entschlossen, sich jenseits der ersten Atlaskette niederzulassen. Einige Duars zaudern noch wegen der besäeten Felder; aller Wahrscheinlichkeit nach aber werden sie nicht wagen, sich aufs neue im Bereiche unserer Wohnsitze niederzulassen.“

Ein Bericht des Generals Guéhéneuc an den Marschall Valée gibt über das bereits erwähnte Gefecht bei Oran, wo ein französisches Infanteriebataillon ein Carré formiren mußte, um den Angriffen der arabischen Reiterschwärme zu widerstehen, ausführliche Details, aus denen wir zur Ergänzung der Berichte unsers Correspondenten noch Einiges nachtragen. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, welcher mit seinem größtentheils aus Reitern der Angad bestehenden Heer an den Ufern des Rio Salado lagerte, überfiel die Heerden der mit den Franzosen verbündeten Stämme der Duairs und Zmelas und schleppte etwa 2000 Stück Vieh mit fort. Obrist Yussuf, der das Lager von Messerghin commandirt, ließ seine Truppen sogleich

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Cabinetsrath wurde zur Ratification ein Vertrag vorgelegt, mittelst dessen der König von Neapel sich anheischig machte, die auf der Schwefelausfuhr lastenden Restrictionen aufzuheben und außerdem die Einfuhr mehrerer brittischen Colonialwaaren, namentlich neufundländischer Pöckelfische, in seinen Staaten unter sehr vortheilhaften Bedingungen zu gestatten. <hi rendition="#g">Für</hi> die Ratification dieses Vertrags erklärten sich Lord Clarendon, Lord J. Russell und Hr. Labouchere; <hi rendition="#g">dagegen</hi> Lord Palmerston, unterstützt vom Premier, Lord Lansdowne und einem oder zwei andern Ministern. So wurde die Frage natürlich verneinend entschieden. Diese Aufopferung unseres Handelsinteresses zu Gunsten einer Caprice einiger Unfähigen ist, wie wir hören, die Folge eines persönlichen Streites über einen Etiquettepunkt zwischen dem König von Neapel und dem brittischen Gesandten am dortigen Hof. Der Gesandte ist Lord Palmerstons Bruder. Dieser weise Diplomat hat eine geringfügige Altercation als eine Nationalbeleidigung dargestellt, und sofort ist an das brittische Geschwader in Malta der Befehl ergangen, nach der Bay von Neapel zu segeln und dort eine feindliche Haltung anzunehmen. Ob sogleich eine Blokade erklärt werden soll, haben wir nicht genau erfahren. Der Zwist im Cabinet soll von der ernstlichsten Art seyn, und wird wahrscheinlich zum Rücktritt des Handelsministers (Labouchere) führen, des besten Departementschefs unter allen diesen Whigs.&#x201C; (Es ist zu bemerken, daß der Standard das einzige Londoner Journal ist, das dieses angeblichen Zwistes erwähnt.)</p><lb/>
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Dieser weise Diplomat hat eine geringfügige Altercation als eine Nationalbeleidigung dargestellt, und sofort ist an das brittische Geschwader in Malta der Befehl ergangen, nach der Bay von Neapel zu segeln und dort eine feindliche Haltung anzunehmen. Ob sogleich eine Blokade erklärt werden soll, haben wir nicht genau erfahren. Der Zwist im Cabinet soll von der ernstlichsten Art seyn, und wird wahrscheinlich zum Rücktritt des Handelsministers (Labouchere) führen, des besten Departementschefs unter allen diesen Whigs.“ (Es ist zu bemerken, daß der Standard das einzige Londoner Journal ist, das dieses angeblichen Zwistes erwähnt.) Frankreich. _ Paris, 7 April. In der Sitzung der Pairskammer am 6 April verlas Hr. le Comte den Commissionsbericht über den Gesetzesentwurf zur gezwungenen Expropriation in Fällen öffentlichen Nutzens. Die Commission erkennt die Nothwendigkeit an, die Förmlichkeiten der Expropriation abzukürzen, verwirft aber die dem Gesetze von 1837 widerstrebenden Artikel. Der Präsident schlägt wegen der Wichtigkeit dieses Berichts vor, die Discussion nach der über die geheimen Fonds vorzunehmen. Der Minister des Ackerbaues und des Handels, Hr. Gouin, ward am 5 April von dem Wahlcollegium von Tours mit 329 unter 342 Stimmen wieder zum Deputirten gewählt. (Revue de Paris.) Man darf in der Kammer auf lange und lebhafte Debatten über Algerien gefaßt seyn. Die Commission der außerordentlichen Credite für Afrika soll mit einer Mehrheit von 8 gegen 1 Stimme beschlossen haben, daß sie eine beträchtliche Reduction in der von der Regierung verlangten Summe vorschlagen werde. Diese Majorität habe sich gegen den Plan einer ausgedehnten Eroberung und einer Colonisirung im Großen erklärt. Zwei oder drei von einigen Truppen besetzte Punkte schienen ihr zur völligen Aufrechthaltung des Interesses und der Ehre Frankreichs hinreichend. Diese Ansichten werden ohne Zweifel auf energischen Widerstand im Cabinette stoßen. Man kennt über diesen wichtigen Punkt die Ansichten des Hrn. Thiers, der sich aus dieser Frage ein besonderes Studium gemacht hat, dessen Resultate er auf der Tribune vortragen dürfte. Wir halten es nicht für möglich, daß Frankreich auf seine ersten Gedanken verzichte: es kann die Mittel der Vollziehung modificiren, das Mangelhafte derselben verbessern, Geduld dem Streben nach Abenteuern zur Seite stellen, Ausdauer mit Ungestüm paaren; dem Ehrgeiz aber entsagen, ein französisches Afrika zu schaffen, dieß scheint uns ein Uebermaaß von Vorsicht, das man dem Lande nicht wohl wird einleuchtend machen können, da die Gewalt der Dinge uns antreibt, im mittelländischen Meere mächtig zu seyn. Der Besitz von Algier, das Protectorat von Aegypten, eine feste Allianz mit Spanien, dieß sind die drei Elemente unserer Stellung im mittelländischen Meere und unserer Stärke zwischen Konstantinopel, Alexandrien und Toulon. Dieß ist die Antwort und das Gegengewicht gegen die Fortschritte Rußlands und Englands und gegen ihre Hoffnungen, die noch umfassender als ihre Fortschritte sind. (Messager.) Die Commission der Credite von Afrika hat keine definitive Entschließung gefaßt, wie man behauptet hatte. Sie hat bloß in ihrer Sitzung am 3 April mit der Mehrheit von 8 gegen 1 Stimme beschlossen, daß sie das System der Eroberung, als den Interessen des Landes widerstrebend, mißbillige. In der Sitzung am 4, die bis Abends 6 Uhr dauerte, hat sie sich, nach Bestätigung ihrer Beschlüsse vom vorigen Tage, förmlich zu Gunsten der beschränkten Besetzung ausgesprochen. Sie hat überdieß beschlossen, daß sie in einem dem Berichte beigefügten Anhangsartikel das Verlangen stellen würde, die Regierung möchte mit dem nächsten Jahr die definitive Gränze unserer Besetzung in Afrika festsetzen. Die Ziffer der Credite hat die Commission einstimmig votirt, und nicht Ein Mitglied hat auch nur die geringste Reduction verlangt. Der Moniteur bringt folgenden Bericht des Marschalls Valée an den Kriegsminister aus Algier vom 28 März. „Seit meinen letzten Mittheilungen haben sich in der Provinz Algier einige Ereignisse zugetragen, die zwar im Grund nicht bedeutend sind, über die ich aber gleichwohl der Regierung des Königs Bericht erstatten zu müssen glaube. Im Osten hat der Feind sich einigemal den Blockhäusern genähert, welche die Lager Fonduk und Uad-el-Kaddara vertheidigen. Es wurden beiderseits Flintenschüsse gewechselt. Auch unsere Patrouillen hatten mehrere Gefechte zu bestehen; eine derselben wurde unvermuthet überfallen, leistete aber den tapfersten Widerstand. Das Lager El-Arbah wurde gleichfalls beunruhigt. Mehrere Detaschements, welche Recognoscirungen vornahmen, wurden angegriffen, warfen aber den Feind jedesmal zurück. Wir verloren nur einen Mann, den tapfern Capitän Mialon vom 48sten Linienregiment, welcher an seiner Wunde gestorben. Bei Belida und Coleah hat sich der Feind seit der Expedition gegen Scherschel nicht mehr gezeigt. Die Arbeiten dauern dort fort, und täglich gehen neue Convois nach diesen Punkten ab. Ich habe Nachrichten aus Scherschel bis zum 27 März. Die Befestigungsarbeiten rückten vorwärts und der Feind hatte noch keinen ernstlichen Angriff gewagt. Die Nachrichten, welche mir aus dem Innern zugekommen, melden mir, daß Abd-El-Kader im Thale des Schetif zwischen Medeah und Miliana sich befindet. Die Hadschuten haben in Folge der Expedition gegen Scherschel die Metidscha verlassen, und scheinen entschlossen, sich jenseits der ersten Atlaskette niederzulassen. Einige Duars zaudern noch wegen der besäeten Felder; aller Wahrscheinlichkeit nach aber werden sie nicht wagen, sich aufs neue im Bereiche unserer Wohnsitze niederzulassen.“ Ein Bericht des Generals Guéhéneuc an den Marschall Valée gibt über das bereits erwähnte Gefecht bei Oran, wo ein französisches Infanteriebataillon ein Carré formiren mußte, um den Angriffen der arabischen Reiterschwärme zu widerstehen, ausführliche Details, aus denen wir zur Ergänzung der Berichte unsers Correspondenten noch Einiges nachtragen. Buchamedi, der Chalifa von Tlemsan, welcher mit seinem größtentheils aus Reitern der Angad bestehenden Heer an den Ufern des Rio Salado lagerte, überfiel die Heerden der mit den Franzosen verbündeten Stämme der Duairs und Zmelas und schleppte etwa 2000 Stück Vieh mit fort. Obrist Yussuf, der das Lager von Messerghin commandirt, ließ seine Truppen sogleich

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 102. Augsburg, 11. April 1840, S. 0810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_102_18400411/2>, abgerufen am 21.11.2024.