Allgemeine Zeitung. Nr. 106. Augsburg, 15. April 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 106 15 April 1840Südamerika. Das in Rio-Janeiro erscheinende Handelsblatt bringt unterm 25 Januar Nachrichten aus Montevideo vom 5 Januar über die Niederlage, welche die Armee Echague's bei Cagancha am 29 Dec. 1839 erlitten. Das Gepäck, die Artillerie, eine Fahne und eine große Anzahl Gefangener sind in Riveira's Hände gefallen. Die Armee Echague's hatte eine große Zahl Todter und Verwundeter. Die Berichte sprechen von 800 Mann, die auf dem Schlachtfeld geblieben seyen; Riveira zählte nur etwa 200 Todte und Verwundete. Mit dem sardinischen Schiff Lerca sind Nachrichten aus Montevideo bis zum 7 Jan. eingegangen. Die Reste der Armee Echague's setzten ihren Rückzug fort, verfolgt von den Truppen Riveira's. Man glaubte in Montevideo allgemein, die Entre-Rianos könnten keine hinreichenden Streitkräfte zusammenbringen, um den Truppen Riveira's zu widerstehen. Admiral Dupotet befand sich fortwährend auf dem Land. Der Sieg Riveira's wird durch directe Nachrichten, welche aus Montevideo in Bordeaux eingelaufen sind, bestätigt. Ein Bordeauxer Blatt schreibt aus Montevideo vom 14 Jan. "Die Blokade von Buenos-Ayres dauert fort. Man hofft aber, der Handel werde wieder einen günstigen Aufschwung nehmen in Folge des Siegs, welchen die Truppen Riveira's über die des Dictators Rosas, welche der General Echague commandirte, erfochten haben. Man versichert, letzterer sey am 29 Dec. auf dem Gebiet von Montevideo völlig geschlagen worden. Man betrachtet dieses Ereigniß als das Ende des Kriegs für den Staat Uruguay." Spanien. Madrid, 4 April. Gestern Abend ist der englische Gesandte, Hr. Aston, begleitet von dem Attache Hrn. Scott und dessen Familie, hier eingetroffen. Auf seiner Durchreise durch die spanischen Nordprovinzen wurde er überall von den Behörden feierlich empfangen, und bei seiner Ankunft hier in Madrid erscholl eine rauschende Musik vor seinem Hotel. Diesen Nachmittag stattete der Gesandte dem Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei einen Besuch ab. Hr. Aston hat sich persönlich von den Vorsichtsmaaßregeln, welche die französische Regierung gegen die ausgewanderten Carlisten an der Pyrenäengränze getroffen hat, zugleich aber auch von der traurigen Lage überzeugen können, welcher die Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee, die sich dem Vertrage von Vergara anschlossen, preisgegeben sind. Die Regierung hat sich außer Stand befunden, ihnen die gemachte Zusicherung der sofortigen Anstellung oder Auszahlung ihres Soldes zu halten, und ihnen in den verflossenen sechs Monaten nur ein Viertel eines monatlichen Betrages auszahlen lassen. Der französische Botschafter hat in Verbindung mit dem englischen Geschäftsträger die dringendsten Vorstellungen in Betreff der Nothwendigkeit, jene Unglücklichen zu befriedigen, an die hiesige Regierung gerichtet, allein die öffentlichen Cassen sind zu erschöpft, um schleunige Abhülfe gewähren zu können. Die Officiere von Navarra und die von Guipuzcoa, Biscaya und Alava haben nun endlich Vorstellungen, die im Tone der Verzweiflung abgefaßt sind, an den General Maroto gerichtet, um seine Verwendung für die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen zu erlangen, und der General hat sowohl diese an ihn gerichteten Vorstellungen, als auch seine deßhalb an den Kriegsminister erlassenen Schreiben in mehreren der heute erschienenen Blätter abdrucken lassen. Maroto sagte dem Kriegsminister in einer Eingabe vom 26 v. M. unter Anderm: "Meine früheren Untergebenen beklagen sich, daß man ihnen das Bedungene nicht erfüllt, und ich würde mich nicht wundern, daß, wenn irgend eine Erschütterung gegen ihren Willen vorfallen sollte, sie selbst zur Vergrößerung der Leiden dieses unglücklichen, stets durch seine eigenen Kinder erschütterten Landes beitragen würden." Die Officiere selbst richten durch ihre Bevollmächtigten unter dem 19 v. M. unter andern folgende Worte an Maroto: "Die Lage (der Officiere) ist kritisch, denn je mehr Zeit verfließt, um so mehr steigt auch der Mangel; es ist unmöglich, den Hunger länger auszuhalten, und es würde kein Wunder seyn, wenn diese Officiere, getrieben durch ihr Elend, sich gezwungen sehen sollten, Excesse zu begehen, die sie einem traurigen Ende entgegenführen müßten." Diese Aeußerungen sind um so bedenklicher, wenn man berücksichtigt, daß gerade jetzt vom Auslande her Versuche gemacht werden, die Unzufriedenheit jener Officiere zur Anfachung eines neuen Bürgerkrieges, der nunmehr Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. MittwochNr. 106 15 April 1840Südamerika. Das in Rio-Janeiro erscheinende Handelsblatt bringt unterm 25 Januar Nachrichten aus Montevideo vom 5 Januar über die Niederlage, welche die Armee Echague's bei Cagancha am 29 Dec. 1839 erlitten. Das Gepäck, die Artillerie, eine Fahne und eine große Anzahl Gefangener sind in Riveira's Hände gefallen. Die Armee Echague's hatte eine große Zahl Todter und Verwundeter. Die Berichte sprechen von 800 Mann, die auf dem Schlachtfeld geblieben seyen; Riveira zählte nur etwa 200 Todte und Verwundete. Mit dem sardinischen Schiff Lerca sind Nachrichten aus Montevideo bis zum 7 Jan. eingegangen. Die Reste der Armee Echague's setzten ihren Rückzug fort, verfolgt von den Truppen Riveira's. Man glaubte in Montevideo allgemein, die Entre-Rianos könnten keine hinreichenden Streitkräfte zusammenbringen, um den Truppen Riveira's zu widerstehen. Admiral Dupotet befand sich fortwährend auf dem Land. Der Sieg Riveira's wird durch directe Nachrichten, welche aus Montevideo in Bordeaux eingelaufen sind, bestätigt. Ein Bordeauxer Blatt schreibt aus Montevideo vom 14 Jan. „Die Blokade von Buenos-Ayres dauert fort. Man hofft aber, der Handel werde wieder einen günstigen Aufschwung nehmen in Folge des Siegs, welchen die Truppen Riveira's über die des Dictators Rosas, welche der General Echague commandirte, erfochten haben. Man versichert, letzterer sey am 29 Dec. auf dem Gebiet von Montevideo völlig geschlagen worden. Man betrachtet dieses Ereigniß als das Ende des Kriegs für den Staat Uruguay.“ Spanien. Madrid, 4 April. Gestern Abend ist der englische Gesandte, Hr. Aston, begleitet von dem Attaché Hrn. Scott und dessen Familie, hier eingetroffen. Auf seiner Durchreise durch die spanischen Nordprovinzen wurde er überall von den Behörden feierlich empfangen, und bei seiner Ankunft hier in Madrid erscholl eine rauschende Musik vor seinem Hotel. Diesen Nachmittag stattete der Gesandte dem Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei einen Besuch ab. Hr. Aston hat sich persönlich von den Vorsichtsmaaßregeln, welche die französische Regierung gegen die ausgewanderten Carlisten an der Pyrenäengränze getroffen hat, zugleich aber auch von der traurigen Lage überzeugen können, welcher die Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee, die sich dem Vertrage von Vergara anschlossen, preisgegeben sind. Die Regierung hat sich außer Stand befunden, ihnen die gemachte Zusicherung der sofortigen Anstellung oder Auszahlung ihres Soldes zu halten, und ihnen in den verflossenen sechs Monaten nur ein Viertel eines monatlichen Betrages auszahlen lassen. Der französische Botschafter hat in Verbindung mit dem englischen Geschäftsträger die dringendsten Vorstellungen in Betreff der Nothwendigkeit, jene Unglücklichen zu befriedigen, an die hiesige Regierung gerichtet, allein die öffentlichen Cassen sind zu erschöpft, um schleunige Abhülfe gewähren zu können. Die Officiere von Navarra und die von Guipuzcoa, Biscaya und Alava haben nun endlich Vorstellungen, die im Tone der Verzweiflung abgefaßt sind, an den General Maroto gerichtet, um seine Verwendung für die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen zu erlangen, und der General hat sowohl diese an ihn gerichteten Vorstellungen, als auch seine deßhalb an den Kriegsminister erlassenen Schreiben in mehreren der heute erschienenen Blätter abdrucken lassen. Maroto sagte dem Kriegsminister in einer Eingabe vom 26 v. M. unter Anderm: „Meine früheren Untergebenen beklagen sich, daß man ihnen das Bedungene nicht erfüllt, und ich würde mich nicht wundern, daß, wenn irgend eine Erschütterung gegen ihren Willen vorfallen sollte, sie selbst zur Vergrößerung der Leiden dieses unglücklichen, stets durch seine eigenen Kinder erschütterten Landes beitragen würden.“ Die Officiere selbst richten durch ihre Bevollmächtigten unter dem 19 v. M. unter andern folgende Worte an Maroto: „Die Lage (der Officiere) ist kritisch, denn je mehr Zeit verfließt, um so mehr steigt auch der Mangel; es ist unmöglich, den Hunger länger auszuhalten, und es würde kein Wunder seyn, wenn diese Officiere, getrieben durch ihr Elend, sich gezwungen sehen sollten, Excesse zu begehen, die sie einem traurigen Ende entgegenführen müßten.“ Diese Aeußerungen sind um so bedenklicher, wenn man berücksichtigt, daß gerade jetzt vom Auslande her Versuche gemacht werden, die Unzufriedenheit jener Officiere zur Anfachung eines neuen Bürgerkrieges, der nunmehr <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="0841"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Mittwoch</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 106</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>15 April 1840</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Südamerika.</hi> </head><lb/> <p>Das in Rio-Janeiro erscheinende Handelsblatt bringt unterm 25 Januar Nachrichten aus <hi rendition="#b">Montevideo</hi> vom 5 Januar über die Niederlage, welche die Armee Echague's bei Cagancha am 29 Dec. 1839 erlitten. 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Diesen Nachmittag stattete der Gesandte dem Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei einen Besuch ab. Hr. Aston hat sich persönlich von den Vorsichtsmaaßregeln, welche die französische Regierung gegen die ausgewanderten Carlisten an der Pyrenäengränze getroffen hat, zugleich aber auch von der traurigen Lage überzeugen können, welcher die Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee, die sich dem Vertrage von Vergara anschlossen, preisgegeben sind. Die Regierung hat sich außer Stand befunden, ihnen die gemachte Zusicherung der sofortigen Anstellung oder Auszahlung ihres Soldes zu halten, und ihnen in den verflossenen sechs Monaten nur ein Viertel eines monatlichen Betrages auszahlen lassen. Der französische Botschafter hat in Verbindung mit dem englischen Geschäftsträger die dringendsten Vorstellungen in Betreff der Nothwendigkeit, jene Unglücklichen zu befriedigen, an die hiesige Regierung gerichtet, allein die öffentlichen Cassen sind zu erschöpft, um schleunige Abhülfe gewähren zu können. Die Officiere von Navarra und die von Guipuzcoa, Biscaya und Alava haben nun endlich Vorstellungen, die im Tone der Verzweiflung abgefaßt sind, an den General Maroto gerichtet, um seine Verwendung für die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen zu erlangen, und der General hat sowohl diese an ihn gerichteten Vorstellungen, als auch seine deßhalb an den Kriegsminister erlassenen Schreiben in mehreren der heute erschienenen Blätter abdrucken lassen. Maroto sagte dem Kriegsminister in einer Eingabe vom 26 v. M. unter Anderm: „Meine früheren Untergebenen beklagen sich, daß man ihnen das Bedungene nicht erfüllt, und ich würde mich nicht wundern, daß, wenn irgend eine Erschütterung gegen ihren Willen vorfallen sollte, sie selbst zur Vergrößerung der Leiden dieses unglücklichen, stets durch seine eigenen Kinder erschütterten Landes beitragen würden.“ Die Officiere selbst richten durch ihre Bevollmächtigten unter dem 19 v. M. unter andern folgende Worte an Maroto: „Die Lage (der Officiere) ist kritisch, denn je mehr Zeit verfließt, um so mehr steigt auch der Mangel; es ist unmöglich, den Hunger länger auszuhalten, und es würde kein Wunder seyn, wenn diese Officiere, getrieben durch ihr Elend, sich gezwungen sehen sollten, Excesse zu begehen, die sie einem traurigen Ende entgegenführen müßten.“ Diese Aeußerungen sind um so bedenklicher, wenn man berücksichtigt, daß gerade jetzt vom Auslande her Versuche gemacht werden, die Unzufriedenheit jener Officiere zur Anfachung eines neuen Bürgerkrieges, der nunmehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0841/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 106
15 April 1840 Südamerika.
Das in Rio-Janeiro erscheinende Handelsblatt bringt unterm 25 Januar Nachrichten aus Montevideo vom 5 Januar über die Niederlage, welche die Armee Echague's bei Cagancha am 29 Dec. 1839 erlitten. Das Gepäck, die Artillerie, eine Fahne und eine große Anzahl Gefangener sind in Riveira's Hände gefallen. Die Armee Echague's hatte eine große Zahl Todter und Verwundeter. Die Berichte sprechen von 800 Mann, die auf dem Schlachtfeld geblieben seyen; Riveira zählte nur etwa 200 Todte und Verwundete.
Mit dem sardinischen Schiff Lerca sind Nachrichten aus Montevideo bis zum 7 Jan. eingegangen. Die Reste der Armee Echague's setzten ihren Rückzug fort, verfolgt von den Truppen Riveira's. Man glaubte in Montevideo allgemein, die Entre-Rianos könnten keine hinreichenden Streitkräfte zusammenbringen, um den Truppen Riveira's zu widerstehen. Admiral Dupotet befand sich fortwährend auf dem Land.
Der Sieg Riveira's wird durch directe Nachrichten, welche aus Montevideo in Bordeaux eingelaufen sind, bestätigt. Ein Bordeauxer Blatt schreibt aus Montevideo vom 14 Jan. „Die Blokade von Buenos-Ayres dauert fort. Man hofft aber, der Handel werde wieder einen günstigen Aufschwung nehmen in Folge des Siegs, welchen die Truppen Riveira's über die des Dictators Rosas, welche der General Echague commandirte, erfochten haben. Man versichert, letzterer sey am 29 Dec. auf dem Gebiet von Montevideo völlig geschlagen worden. Man betrachtet dieses Ereigniß als das Ende des Kriegs für den Staat Uruguay.“
Spanien.
_ Madrid, 4 April. Gestern Abend ist der englische Gesandte, Hr. Aston, begleitet von dem Attaché Hrn. Scott und dessen Familie, hier eingetroffen. Auf seiner Durchreise durch die spanischen Nordprovinzen wurde er überall von den Behörden feierlich empfangen, und bei seiner Ankunft hier in Madrid erscholl eine rauschende Musik vor seinem Hotel. Diesen Nachmittag stattete der Gesandte dem Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei einen Besuch ab. Hr. Aston hat sich persönlich von den Vorsichtsmaaßregeln, welche die französische Regierung gegen die ausgewanderten Carlisten an der Pyrenäengränze getroffen hat, zugleich aber auch von der traurigen Lage überzeugen können, welcher die Officiere der aufgelösten Carlistischen Armee, die sich dem Vertrage von Vergara anschlossen, preisgegeben sind. Die Regierung hat sich außer Stand befunden, ihnen die gemachte Zusicherung der sofortigen Anstellung oder Auszahlung ihres Soldes zu halten, und ihnen in den verflossenen sechs Monaten nur ein Viertel eines monatlichen Betrages auszahlen lassen. Der französische Botschafter hat in Verbindung mit dem englischen Geschäftsträger die dringendsten Vorstellungen in Betreff der Nothwendigkeit, jene Unglücklichen zu befriedigen, an die hiesige Regierung gerichtet, allein die öffentlichen Cassen sind zu erschöpft, um schleunige Abhülfe gewähren zu können. Die Officiere von Navarra und die von Guipuzcoa, Biscaya und Alava haben nun endlich Vorstellungen, die im Tone der Verzweiflung abgefaßt sind, an den General Maroto gerichtet, um seine Verwendung für die Erfüllung der eingegangenen Verpflichtungen zu erlangen, und der General hat sowohl diese an ihn gerichteten Vorstellungen, als auch seine deßhalb an den Kriegsminister erlassenen Schreiben in mehreren der heute erschienenen Blätter abdrucken lassen. Maroto sagte dem Kriegsminister in einer Eingabe vom 26 v. M. unter Anderm: „Meine früheren Untergebenen beklagen sich, daß man ihnen das Bedungene nicht erfüllt, und ich würde mich nicht wundern, daß, wenn irgend eine Erschütterung gegen ihren Willen vorfallen sollte, sie selbst zur Vergrößerung der Leiden dieses unglücklichen, stets durch seine eigenen Kinder erschütterten Landes beitragen würden.“ Die Officiere selbst richten durch ihre Bevollmächtigten unter dem 19 v. M. unter andern folgende Worte an Maroto: „Die Lage (der Officiere) ist kritisch, denn je mehr Zeit verfließt, um so mehr steigt auch der Mangel; es ist unmöglich, den Hunger länger auszuhalten, und es würde kein Wunder seyn, wenn diese Officiere, getrieben durch ihr Elend, sich gezwungen sehen sollten, Excesse zu begehen, die sie einem traurigen Ende entgegenführen müßten.“ Diese Aeußerungen sind um so bedenklicher, wenn man berücksichtigt, daß gerade jetzt vom Auslande her Versuche gemacht werden, die Unzufriedenheit jener Officiere zur Anfachung eines neuen Bürgerkrieges, der nunmehr
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