Allgemeine Zeitung. Nr. 111. Augsburg, 20. April 1840.am Fuße höherer Bergketten hervor, welche der allgemeinen Richtung der vulcanischen Linie parallel laufen. Der auffallendste und großartigste Beleg für jenen Satz ist der Kranz von Vulcanen, der auf den Sunda-Inseln, den Molukken und Philippinen den Continent von Hinterindien und China, und weiterhin über Japan, Jesso, die Kurilen und Kamtschatka den ganzen Ostrand von Asien umsäumt. Er setzt durch die vulcanischen Aleuten nach Amerika über, und hier ist die ganze, der großen Südsee zugekehrte Küste des ungeheuern Continents, von Unalaschka bis Feuerland, von einer Reihe großentheils noch thätiger Vulcane eingefaßt. Ebenso deutlich ist an vielen Punkten der Erde der Parallelismus zwischen höhern Gebirgen und den Ketten der Vulcane: als Beispiele können die alten Vulcane im griechischen Archipelagus und das ganze Land Italien gelten. Es lag nun nahe, aus diesem großen Phänomen den Schluß zu ziehen, daß auch die großen Continente und auf ihnen die Bergketten nur durch Zerreißung und Emportreibung des Meeresbodens ihr jetziges Profil über dem Wasser erhalten haben. Die Küstencontouren des Continents bezeichnen die Richtung des Risses im Seeboden, von welchem rückwärts ein ungeheures Stück der Erdrinde emporgeschoben worden. Nur durch diese Spalten an den Rändern konnten die der Masse des emporgehobenen Landes proportionalen unterirdischen Gewalten, namentlich die gepreßten Dämpfe, entweichen, und so entstanden auf diesen Spalten die Ketten feuerspeiender Berge, als Schlote des großen vulcanischen Herds. Im Becken der Südsee aber waren zahllose Risse und Spalten entstanden, und unter diesen Umständen konnten nur verhältnißmäßig kleine Stücke, als Inseln, aber kein zusammenhängender Continent emporgerissen werden. Mit diesen Vorstellungen wendete sich L. v. Buch zum sorgfältigen Studium des Alpgebirgs, und indem er diesen vielgegliederten gigantischen Damm als eine selbstständige, zusammenhängende Masse faßte, prüfte er die ganze Structur desselben nach dem Begriff der Erhebung, der allermittelst durch eine lange Reihe der scharfsinnigsten Gebirgsforschungen außer Zweifel gesetzt worden war. Hier bestätigte sich ihm nun sogleich die zuerst von Saussure gemachte wichtige Beobachtung, daß nicht nur die Centralkette der Alpen in einer gewissen herrschenden Längenrichtung fortstreiche, sondern daß derselben auch alle Secundärketten parallel laufen, wobei diese beständig ihre steilern Ränder der Hauptkette, die sanfteren den Gränzen der ganzen Gebirgsmasse zukehren. Und dieses Verhältniß wiederholt sich bei allen nur einigermaßen scharf hervortretenden Gebirgszügen über die ganze Erde. - Die Analogie mit den auf Längespalten der Erdrinde hervorgetretenen Vulcanen lag nun aber auf der Hand. Es war ermittelt, daß die Centralketten fast immer aus ungeschichtetem, plutonischem Gestein, vorherrschend aus Granit, bestehen, und daß diese bei ihrem Aufsteigen die ursprünglich horizontalen Flötze zersprengt, auseinandergerissen und sich in die Spalten derselben eingedrängt haben. Die Längenrichtung des Gebirgs entspricht offenbar der Spalte, aus der jene Gesteine bei Erhebung des Gebirgs hervorgebrochen, und die beiderseits der Centralkette steil und widersinnig zugekehrten Abhänge der Secundärketten können nichts Anderes seyn, als die gewaltsam auseinandergedrängten, weit klaffenden Ränder des Risses, aus dem die Centralkette sich erhoben. Als nun aber diese Ränder von der sich auftreibenden geschmolzenen Masse auseinandergedrängt wurden, mußte nothwendig der seitliche Druck, den die aufgerichteten und seitwärts zurückgeschobenen Schichten der Secundärketten auf die mit ihnen zusammenhängenden Schichtenmassen ausübten, zahlreiche, der Hauptspalte parallel laufende Secundärspalten erzeugen. Dort wiederholten sich im kleinern Maaßstab dieselben Erscheinungen wie an der ersten Secundärkette. Durch die heftigen Bewegungen des Bodens beim Aufsteigen der Gebirgsmasse, und den ungleichen Druck derselben auf die Spaltenränder mußten diese vielfältig quer auf die Längenachse eingerissen und ihre Schichten wirr durcheinander geschoben werden. Waren aber die Schichten nachgiebig, so daß sich keine secundären Spalten bildeten, so hoben sie sich in Gestalt von Domen, Wulsten und Sätteln auf. Es war nach mechanischen Gesetzen ganz der Natur des Vorgangs gemäß, daß überall, wo eine vulcanische Masse zu einer scharfen Bergkette sich auftrieb, ein weiter Landstrich links und rechts von der Längenachse sich mit parallelen, an Höhe von der Centralkette abwärts abnehmenden Gebirgszügen mit Längen- und Seitenthälern bildete, die im Großen und Ganzen eine gewisse Regelmäßigkeit, im Detail aber die verschiedenste Gestaltung zeigen. - Dieses zuerst von L. v. Buch aufgestellte allgemeine Schema der Gebirgsbildung hat sich nun aber allerorten aufs merkwürdigste durchgreifend bestätigt: alle Gebirgszüge der Erde streichen bei relativ geringer Breite nach einer bestimmten Längenrichtung, und alle sind nebst den sie begleitenden und von ihnen abhängigen Höhenzügen mehr oder weniger deutlich nach dem eben beschriebenen Modell gebildet. Dieser Begriff von Längenspalten, auf denen sich durchgehends die Gebirge der Erde gebildet, und von den bestimmten Richtungen derselben ist bei weitem der größte Fortschritt, den die Geologie in diesem Jahrhundert gemacht. Die ganze Constitution der Erdoberfläche im Großen und in einer Menge von Details wird daraus mechanisch begreiflich, während man bei jeder andern Voraussetzung auf unzählige Widersprüche stößt. Mögen auch, ganz abgesehen von den ersten Ursachen, viele mechanische und chemische Momente sich bis jetzt und wohl noch lange der Deutung entziehen, so viel bleibt gewiß: mit der Erhebungstheorie ist gleichsam der Handgriff der Natur bei aller Gebirgsbildung ermittelt und damit für immer eine feste Grundlage der geologischen Forschung gewonnen. (Fortsetzung folgt.) Südaustralien. Die deutsche Colonie. London, 10 April. Die Nachrichten, welche man hier von der deutschen Colonie in Südaustralien hat, lauten vortrefflich. Sie besteht aus 70 Familien, und etwa 600 Individuen, schlesischen Lutheranern, welche im Jahr 1836 sich zur Auswanderung entschlossen. Sie hatten das Jahr zuvor schon einen Contract mit der südaustralischen Compagnie gemacht, in Folge dessen diese ein Schiff nach Hamburg schickte, allein die Verweigerung preußischer Pässe hatte ihnen unmöglich gemacht, sich einzufinden. Als sie später Hamburg erreichten, hätten sie keine Mittel gehabt ihre Ueberfahrt zu bezahlen, wenn nicht der Präsident der südaustralischen Gesellschaft, Angas, ein Schiff auf eigene Kosten ausgerüstet und sie nach Adelaide geschickt hätte. Ihr Betragen in der Colonie war der Art, daß ihre Ankunft bald von allen Parteien für ein wahres Glück anerkannt wurde. Sie hatten unglücklicherweise kein Geld selbst Ländereien zu kaufen, und mietheten daher zwei Sectionen (640 Morgen) in dem District von Mount Barker, wo sie unter Leitung ihrer Prediger, Schurmann, Kavel und Teichelmann, ein hübsches Dorf gebaut, und sogleich nach deutscher Sitte Gärten um die Häuser angelegt haben. Der größere Theil der englischen Colonisten, welche Capital besitzen, hält sich in Adelaide auf, wo sie ein furchtbares Börsenspiel am Fuße höherer Bergketten hervor, welche der allgemeinen Richtung der vulcanischen Linie parallel laufen. Der auffallendste und großartigste Beleg für jenen Satz ist der Kranz von Vulcanen, der auf den Sunda-Inseln, den Molukken und Philippinen den Continent von Hinterindien und China, und weiterhin über Japan, Jesso, die Kurilen und Kamtschatka den ganzen Ostrand von Asien umsäumt. 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Nur durch diese Spalten an den Rändern konnten die der Masse des emporgehobenen Landes proportionalen unterirdischen Gewalten, namentlich die gepreßten Dämpfe, entweichen, und so entstanden auf diesen Spalten die Ketten feuerspeiender Berge, als Schlote des großen vulcanischen Herds. Im Becken der Südsee aber waren zahllose Risse und Spalten entstanden, und unter diesen Umständen konnten nur verhältnißmäßig kleine Stücke, als Inseln, aber kein zusammenhängender Continent emporgerissen werden. Mit diesen Vorstellungen wendete sich L. v. Buch zum sorgfältigen Studium des Alpgebirgs, und indem er diesen vielgegliederten gigantischen Damm als eine selbstständige, zusammenhängende Masse faßte, prüfte er die ganze Structur desselben nach dem Begriff der Erhebung, der allermittelst durch eine lange Reihe der scharfsinnigsten Gebirgsforschungen außer Zweifel gesetzt worden war. Hier bestätigte sich ihm nun sogleich die zuerst von Saussure gemachte wichtige Beobachtung, daß nicht nur die Centralkette der Alpen in einer gewissen herrschenden Längenrichtung fortstreiche, sondern daß derselben auch alle Secundärketten parallel laufen, wobei diese beständig ihre steilern Ränder der Hauptkette, die sanfteren den Gränzen der ganzen Gebirgsmasse zukehren. Und dieses Verhältniß wiederholt sich bei allen nur einigermaßen scharf hervortretenden Gebirgszügen über die ganze Erde. – Die Analogie mit den auf Längespalten der Erdrinde hervorgetretenen Vulcanen lag nun aber auf der Hand. Es war ermittelt, daß die Centralketten fast immer aus ungeschichtetem, plutonischem Gestein, vorherrschend aus Granit, bestehen, und daß diese bei ihrem Aufsteigen die ursprünglich horizontalen Flötze zersprengt, auseinandergerissen und sich in die Spalten derselben eingedrängt haben. Die Längenrichtung des Gebirgs entspricht offenbar der Spalte, aus der jene Gesteine bei Erhebung des Gebirgs hervorgebrochen, und die beiderseits der Centralkette steil und widersinnig zugekehrten Abhänge der Secundärketten können nichts Anderes seyn, als die gewaltsam auseinandergedrängten, weit klaffenden Ränder des Risses, aus dem die Centralkette sich erhoben. Als nun aber diese Ränder von der sich auftreibenden geschmolzenen Masse auseinandergedrängt wurden, mußte nothwendig der seitliche Druck, den die aufgerichteten und seitwärts zurückgeschobenen Schichten der Secundärketten auf die mit ihnen zusammenhängenden Schichtenmassen ausübten, zahlreiche, der Hauptspalte parallel laufende Secundärspalten erzeugen. Dort wiederholten sich im kleinern Maaßstab dieselben Erscheinungen wie an der ersten Secundärkette. Durch die heftigen Bewegungen des Bodens beim Aufsteigen der Gebirgsmasse, und den ungleichen Druck derselben auf die Spaltenränder mußten diese vielfältig quer auf die Längenachse eingerissen und ihre Schichten wirr durcheinander geschoben werden. Waren aber die Schichten nachgiebig, so daß sich keine secundären Spalten bildeten, so hoben sie sich in Gestalt von Domen, Wulsten und Sätteln auf. Es war nach mechanischen Gesetzen ganz der Natur des Vorgangs gemäß, daß überall, wo eine vulcanische Masse zu einer scharfen Bergkette sich auftrieb, ein weiter Landstrich links und rechts von der Längenachse sich mit parallelen, an Höhe von der Centralkette abwärts abnehmenden Gebirgszügen mit Längen- und Seitenthälern bildete, die im Großen und Ganzen eine gewisse Regelmäßigkeit, im Detail aber die verschiedenste Gestaltung zeigen. – Dieses zuerst von L. v. Buch aufgestellte allgemeine Schema der Gebirgsbildung hat sich nun aber allerorten aufs merkwürdigste durchgreifend bestätigt: alle Gebirgszüge der Erde streichen bei relativ geringer Breite nach einer bestimmten Längenrichtung, und alle sind nebst den sie begleitenden und von ihnen abhängigen Höhenzügen mehr oder weniger deutlich nach dem eben beschriebenen Modell gebildet. Dieser Begriff von Längenspalten, auf denen sich durchgehends die Gebirge der Erde gebildet, und von den bestimmten Richtungen derselben ist bei weitem der größte Fortschritt, den die Geologie in diesem Jahrhundert gemacht. Die ganze Constitution der Erdoberfläche im Großen und in einer Menge von Details wird daraus mechanisch begreiflich, während man bei jeder andern Voraussetzung auf unzählige Widersprüche stößt. Mögen auch, ganz abgesehen von den ersten Ursachen, viele mechanische und chemische Momente sich bis jetzt und wohl noch lange der Deutung entziehen, so viel bleibt gewiß: mit der Erhebungstheorie ist gleichsam der Handgriff der Natur bei aller Gebirgsbildung ermittelt und damit für immer eine feste Grundlage der geologischen Forschung gewonnen. (Fortsetzung folgt.) Südaustralien. Die deutsche Colonie. London, 10 April. Die Nachrichten, welche man hier von der deutschen Colonie in Südaustralien hat, lauten vortrefflich. Sie besteht aus 70 Familien, und etwa 600 Individuen, schlesischen Lutheranern, welche im Jahr 1836 sich zur Auswanderung entschlossen. Sie hatten das Jahr zuvor schon einen Contract mit der südaustralischen Compagnie gemacht, in Folge dessen diese ein Schiff nach Hamburg schickte, allein die Verweigerung preußischer Pässe hatte ihnen unmöglich gemacht, sich einzufinden. Als sie später Hamburg erreichten, hätten sie keine Mittel gehabt ihre Ueberfahrt zu bezahlen, wenn nicht der Präsident der südaustralischen Gesellschaft, Angas, ein Schiff auf eigene Kosten ausgerüstet und sie nach Adelaide geschickt hätte. Ihr Betragen in der Colonie war der Art, daß ihre Ankunft bald von allen Parteien für ein wahres Glück anerkannt wurde. Sie hatten unglücklicherweise kein Geld selbst Ländereien zu kaufen, und mietheten daher zwei Sectionen (640 Morgen) in dem District von Mount Barker, wo sie unter Leitung ihrer Prediger, Schurmann, Kavel und Teichelmann, ein hübsches Dorf gebaut, und sogleich nach deutscher Sitte Gärten um die Häuser angelegt haben. Der größere Theil der englischen Colonisten, welche Capital besitzen, hält sich in Adelaide auf, wo sie ein furchtbares Börsenspiel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="0882"/> am Fuße höherer Bergketten hervor, welche der allgemeinen Richtung der vulcanischen Linie parallel laufen. 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Die Küstencontouren des Continents bezeichnen die Richtung des Risses im Seeboden, von welchem rückwärts ein ungeheures Stück der Erdrinde emporgeschoben worden. Nur durch diese Spalten an den Rändern konnten die der Masse des emporgehobenen Landes proportionalen unterirdischen Gewalten, namentlich die gepreßten Dämpfe, entweichen, und so entstanden auf diesen Spalten die Ketten feuerspeiender Berge, als Schlote des großen vulcanischen Herds. Im Becken der Südsee aber waren zahllose Risse und Spalten entstanden, und unter diesen Umständen konnten nur verhältnißmäßig kleine Stücke, als Inseln, aber kein zusammenhängender Continent emporgerissen werden.</p><lb/> <p>Mit diesen Vorstellungen wendete sich L. v. 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Es war ermittelt, daß die Centralketten fast immer aus ungeschichtetem, plutonischem Gestein, vorherrschend aus Granit, bestehen, und daß diese bei ihrem Aufsteigen die ursprünglich horizontalen Flötze zersprengt, auseinandergerissen und sich in die Spalten derselben eingedrängt haben. Die Längenrichtung des Gebirgs entspricht offenbar der Spalte, aus der jene Gesteine bei Erhebung des Gebirgs hervorgebrochen, und die beiderseits der Centralkette steil und widersinnig zugekehrten Abhänge der Secundärketten können nichts Anderes seyn, als die gewaltsam auseinandergedrängten, weit klaffenden Ränder des Risses, aus dem die Centralkette sich erhoben. Als nun aber diese Ränder von der sich auftreibenden geschmolzenen Masse auseinandergedrängt wurden, mußte nothwendig der seitliche Druck, den die aufgerichteten und seitwärts zurückgeschobenen Schichten der Secundärketten auf die mit ihnen zusammenhängenden Schichtenmassen ausübten, zahlreiche, der Hauptspalte parallel laufende Secundärspalten erzeugen. Dort wiederholten sich im kleinern Maaßstab dieselben Erscheinungen wie an der ersten Secundärkette. Durch die heftigen Bewegungen des Bodens beim Aufsteigen der Gebirgsmasse, und den ungleichen Druck derselben auf die Spaltenränder mußten diese vielfältig quer auf die Längenachse eingerissen und ihre Schichten wirr durcheinander geschoben werden. Waren aber die Schichten nachgiebig, so daß sich keine secundären Spalten bildeten, so hoben sie sich in Gestalt von Domen, Wulsten und Sätteln auf. Es war nach mechanischen Gesetzen ganz der Natur des Vorgangs gemäß, daß überall, wo eine vulcanische Masse zu einer scharfen Bergkette sich auftrieb, ein weiter Landstrich links und rechts von der Längenachse sich mit parallelen, an Höhe von der Centralkette abwärts abnehmenden Gebirgszügen mit Längen- und Seitenthälern bildete, die im Großen und Ganzen eine gewisse Regelmäßigkeit, im Detail aber die verschiedenste Gestaltung zeigen. – Dieses zuerst von L. v. Buch aufgestellte allgemeine Schema der Gebirgsbildung hat sich nun aber allerorten aufs merkwürdigste durchgreifend bestätigt: alle Gebirgszüge der Erde streichen bei relativ geringer Breite nach einer bestimmten Längenrichtung, und alle sind nebst den sie begleitenden und von ihnen abhängigen Höhenzügen mehr oder weniger deutlich nach dem eben beschriebenen Modell gebildet.</p><lb/> <p>Dieser Begriff von Längenspalten, auf denen sich durchgehends die Gebirge der Erde gebildet, und von den bestimmten Richtungen derselben ist bei weitem der größte Fortschritt, den die Geologie in diesem Jahrhundert gemacht. Die ganze Constitution der Erdoberfläche im Großen und in einer Menge von Details wird daraus mechanisch begreiflich, während man bei jeder andern Voraussetzung auf unzählige Widersprüche stößt. 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Mit diesen Vorstellungen wendete sich L. v. Buch zum sorgfältigen Studium des Alpgebirgs, und indem er diesen vielgegliederten gigantischen Damm als eine selbstständige, zusammenhängende Masse faßte, prüfte er die ganze Structur desselben nach dem Begriff der Erhebung, der allermittelst durch eine lange Reihe der scharfsinnigsten Gebirgsforschungen außer Zweifel gesetzt worden war. Hier bestätigte sich ihm nun sogleich die zuerst von Saussure gemachte wichtige Beobachtung, daß nicht nur die Centralkette der Alpen in einer gewissen herrschenden Längenrichtung fortstreiche, sondern daß derselben auch alle Secundärketten parallel laufen, wobei diese beständig ihre steilern Ränder der Hauptkette, die sanfteren den Gränzen der ganzen Gebirgsmasse zukehren. Und dieses Verhältniß wiederholt sich bei allen nur einigermaßen scharf hervortretenden Gebirgszügen über die ganze Erde. – Die Analogie mit den auf Längespalten der Erdrinde hervorgetretenen Vulcanen lag nun aber auf der Hand. Es war ermittelt, daß die Centralketten fast immer aus ungeschichtetem, plutonischem Gestein, vorherrschend aus Granit, bestehen, und daß diese bei ihrem Aufsteigen die ursprünglich horizontalen Flötze zersprengt, auseinandergerissen und sich in die Spalten derselben eingedrängt haben. Die Längenrichtung des Gebirgs entspricht offenbar der Spalte, aus der jene Gesteine bei Erhebung des Gebirgs hervorgebrochen, und die beiderseits der Centralkette steil und widersinnig zugekehrten Abhänge der Secundärketten können nichts Anderes seyn, als die gewaltsam auseinandergedrängten, weit klaffenden Ränder des Risses, aus dem die Centralkette sich erhoben. Als nun aber diese Ränder von der sich auftreibenden geschmolzenen Masse auseinandergedrängt wurden, mußte nothwendig der seitliche Druck, den die aufgerichteten und seitwärts zurückgeschobenen Schichten der Secundärketten auf die mit ihnen zusammenhängenden Schichtenmassen ausübten, zahlreiche, der Hauptspalte parallel laufende Secundärspalten erzeugen. Dort wiederholten sich im kleinern Maaßstab dieselben Erscheinungen wie an der ersten Secundärkette. Durch die heftigen Bewegungen des Bodens beim Aufsteigen der Gebirgsmasse, und den ungleichen Druck derselben auf die Spaltenränder mußten diese vielfältig quer auf die Längenachse eingerissen und ihre Schichten wirr durcheinander geschoben werden. Waren aber die Schichten nachgiebig, so daß sich keine secundären Spalten bildeten, so hoben sie sich in Gestalt von Domen, Wulsten und Sätteln auf. Es war nach mechanischen Gesetzen ganz der Natur des Vorgangs gemäß, daß überall, wo eine vulcanische Masse zu einer scharfen Bergkette sich auftrieb, ein weiter Landstrich links und rechts von der Längenachse sich mit parallelen, an Höhe von der Centralkette abwärts abnehmenden Gebirgszügen mit Längen- und Seitenthälern bildete, die im Großen und Ganzen eine gewisse Regelmäßigkeit, im Detail aber die verschiedenste Gestaltung zeigen. – Dieses zuerst von L. v. Buch aufgestellte allgemeine Schema der Gebirgsbildung hat sich nun aber allerorten aufs merkwürdigste durchgreifend bestätigt: alle Gebirgszüge der Erde streichen bei relativ geringer Breite nach einer bestimmten Längenrichtung, und alle sind nebst den sie begleitenden und von ihnen abhängigen Höhenzügen mehr oder weniger deutlich nach dem eben beschriebenen Modell gebildet.
Dieser Begriff von Längenspalten, auf denen sich durchgehends die Gebirge der Erde gebildet, und von den bestimmten Richtungen derselben ist bei weitem der größte Fortschritt, den die Geologie in diesem Jahrhundert gemacht. Die ganze Constitution der Erdoberfläche im Großen und in einer Menge von Details wird daraus mechanisch begreiflich, während man bei jeder andern Voraussetzung auf unzählige Widersprüche stößt. Mögen auch, ganz abgesehen von den ersten Ursachen, viele mechanische und chemische Momente sich bis jetzt und wohl noch lange der Deutung entziehen, so viel bleibt gewiß: mit der Erhebungstheorie ist gleichsam der Handgriff der Natur bei aller Gebirgsbildung ermittelt und damit für immer eine feste Grundlage der geologischen Forschung gewonnen.
(Fortsetzung folgt.)
Südaustralien.
Die deutsche Colonie.
_ London, 10 April. Die Nachrichten, welche man hier von der deutschen Colonie in Südaustralien hat, lauten vortrefflich. Sie besteht aus 70 Familien, und etwa 600 Individuen, schlesischen Lutheranern, welche im Jahr 1836 sich zur Auswanderung entschlossen. Sie hatten das Jahr zuvor schon einen Contract mit der südaustralischen Compagnie gemacht, in Folge dessen diese ein Schiff nach Hamburg schickte, allein die Verweigerung preußischer Pässe hatte ihnen unmöglich gemacht, sich einzufinden. Als sie später Hamburg erreichten, hätten sie keine Mittel gehabt ihre Ueberfahrt zu bezahlen, wenn nicht der Präsident der südaustralischen Gesellschaft, Angas, ein Schiff auf eigene Kosten ausgerüstet und sie nach Adelaide geschickt hätte. Ihr Betragen in der Colonie war der Art, daß ihre Ankunft bald von allen Parteien für ein wahres Glück anerkannt wurde. Sie hatten unglücklicherweise kein Geld selbst Ländereien zu kaufen, und mietheten daher zwei Sectionen (640 Morgen) in dem District von Mount Barker, wo sie unter Leitung ihrer Prediger, Schurmann, Kavel und Teichelmann, ein hübsches Dorf gebaut, und sogleich nach deutscher Sitte Gärten um die Häuser angelegt haben. Der größere Theil der englischen Colonisten, welche Capital besitzen, hält sich in Adelaide auf, wo sie ein furchtbares Börsenspiel
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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