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Allgemeine Zeitung. Nr. 112. Augsburg, 21. April 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 112.
21 April 1840
Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 14 April. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 8 hat General Ayerbe das Fort von Villarluengo genommen, und am 9 hat sich Graf Belascoain Penarroya's bemächtigt, und 24 Gefangene gemacht. Es ist ihm dabei ein Artilleriestück und eine große Menge Munition in die Hände gefallen.

Großbritannien.

Beschluß der Unterhausverhandlungen über China.

Lord Palmerston fuhr fort: "Was die Einrichtung von Gerichtshöfen für brittische Unterthanen in China betrifft, hat Ihrer Maj. Regierung alles gethan, was Andere zu thun bloß vorschlugen, und in der That alles erreicht, was unter den gegebenen Umständen nur zu erwarten war. In Bezug auf den Handel habe ich unserm Oberaufseher Instructionen gegeben, aber ich werde getadelt, daß sie nicht lang genug gewesen. Herren, die lange Reden halten, meinen, ich sollte lange Briefe schreiben. Sie glauben, präcise Vorschriften in wenigen, aber bündigen Worten seyen der Länge des Wegs, den sie zu durchlaufen haben, nicht angemessen, ein Brief nach China müsse vielmehr so lang seyn wie die Meerfahrt dahin. Ich hingegen erachte es für die Pflicht eines Ministers, seine geschriebenen Instructionen deutlich, bestimmt, ohne Umschreibung und gerade lang genug einzurichten, um nicht mißverstanden zu werden, aber nicht länger. (Hört!) Hinsichtlich des Verlustes an Eigenthum, den die bei dem Schmuggelhandel im Opium betheiligten Individuen erlitten, was hätte ich da mehr thun können, als wirklich geschehen ist? - man müßte denn behaupten wollen, was doch keiner der Herren gegenüber zu behaupten gewagt, daß die gewaltsame Unterdrückung des Opiumhandels durch Willküracte ein geeignetes Verfahren auf Seite der brittischen Regierung gewesen seyn würde, während es doch in der That ebenso sehr dem allgemeinen Völkerrecht, als den brittischen Gesetzen insbesondere zuwiderlaufend, und verwerflich in jedem Betracht gewesen wäre. Jede Regierung würde höchlich zu tadeln seyn, welche, ohne vorher das Parlament darüber zu vernehmen, einen Handelsconsul in einem 15,000 Meilen entlegenen Lande mit so willkürlichen Gewalten bekleiden wollte. Und gewiß, hätte ich im Namen der Regierung einen solchen Vorschlag ans Parlament gebracht, so wäre er nicht genehmigt worden, und das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) wäre der Erste gewesen, der sich widersetzt hätte, und zwar mit Recht. (Hört!) Und gesetzt, das Parlament hätte den Antrag genehmigt, die Regierung sofort an den Oberaufseher die Instruction erlassen, den brittischen Unterthanen den Opiumhandel zu verbieten, und eine Proclamation in diesem Sinne wäre in Canton ergangen - würde das Verbot befolgt worden seyn? Nein! zwei Drittel des dortigen englischen Handelsstandes würden es übertreten haben; denn man bedenke, unter den fünf Millionen Pf. St. Waarenwerth, die in den letzten Jahren aus englischen Häfen nach China gingen, waren zwei Millionen Opium. (Hört!) Der Oberaufseher hätte also das Verbot nur durch Zwangs- und Strafmaaßregeln in Kraft setzen können, dazu hätte er physischer Gewaltmittel bedurft; die Idee aber, eine Anzahl brittischer Kriegsschiffe zur Verfügung unseres Agenten in Canton zu stellen, würde schwerlich sehr nach dem Geschmack der Chinesen gewesen seyn. Mit einer brittischen Flotte an, und brittischen Truppen auf ihrer Küste würden sie sich an eine der indischen Geschichten erinnert haben, die im Umfange des asiatischen Continents wohl bekannt sind. Und vermuthlich würden sie den englischen Residenten gesagt haben, daß sie ihre gänzliche Entfernung ihrer Anwesenheit mit einer Land- und Seemacht vorzögen. Aber angenommen, dem Capitän Elliot wär' es auf solche Weise gelungen, den Opiumhandel aus der Bocca Tigris zu vertreiben, was wäre die Folge gewesen? Der aus Canton verjagte Handel würde - wie es jetzt actenmäßig bereits die Erfahrung lehrt - längs der ganzen mit Inseln dichtbesetzten, zu zahlreichen Häfen eingebuchteten, mit größeren und kleineren Städten besäumten Küste von China sich ausgedehnt, sich in alle diese einzelnen Küstenpunkte geflüchtet haben, die nach Handel und Wandel in Waaren aller Art, besonders aber in dieser, begierig sind. Die Verallgemeinerung eines bisher auf einen Einzelpunkt concentrirten Handels würde der ganze Gewinn gewesen seyn. (Hört!) Man sagt uns, die chinesische Regierung bezwecke die Unterdrückung des Opiumhandels aus Rücksichten für die Moralität ihrer Unterthanen. Ich bin am wenigsten der Mann dazu, einen Handel zu vertheidigen, der die Municipalgesetze der Chinesen verletzt und einer überaus dichtgedrängten Bevölkerung ein Mittel zur Entsittlichung liefert; aber wer von den Herren gegenüber mag uns wohl mit ernsthaftem Gesicht versichern, daß er wirklich daran glaubt, der Beweggrund der chinesischen Regierung sey die Hebung der Volkssittlichkeit gewesen? (Hört!) Wäre dieß der Fall, wie kommt es dann, daß sie den Mohnbau im eigenen Lande nicht verbietet? Die Wahrheit ist,


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 112.
21 April 1840
Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 14 April. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 8 hat General Ayerbe das Fort von Villarluengo genommen, und am 9 hat sich Graf Belascoain Penarroya's bemächtigt, und 24 Gefangene gemacht. Es ist ihm dabei ein Artilleriestück und eine große Menge Munition in die Hände gefallen.

Großbritannien.

Beschluß der Unterhausverhandlungen über China.

Lord Palmerston fuhr fort: „Was die Einrichtung von Gerichtshöfen für brittische Unterthanen in China betrifft, hat Ihrer Maj. Regierung alles gethan, was Andere zu thun bloß vorschlugen, und in der That alles erreicht, was unter den gegebenen Umständen nur zu erwarten war. In Bezug auf den Handel habe ich unserm Oberaufseher Instructionen gegeben, aber ich werde getadelt, daß sie nicht lang genug gewesen. Herren, die lange Reden halten, meinen, ich sollte lange Briefe schreiben. Sie glauben, präcise Vorschriften in wenigen, aber bündigen Worten seyen der Länge des Wegs, den sie zu durchlaufen haben, nicht angemessen, ein Brief nach China müsse vielmehr so lang seyn wie die Meerfahrt dahin. Ich hingegen erachte es für die Pflicht eines Ministers, seine geschriebenen Instructionen deutlich, bestimmt, ohne Umschreibung und gerade lang genug einzurichten, um nicht mißverstanden zu werden, aber nicht länger. (Hört!) Hinsichtlich des Verlustes an Eigenthum, den die bei dem Schmuggelhandel im Opium betheiligten Individuen erlitten, was hätte ich da mehr thun können, als wirklich geschehen ist? – man müßte denn behaupten wollen, was doch keiner der Herren gegenüber zu behaupten gewagt, daß die gewaltsame Unterdrückung des Opiumhandels durch Willküracte ein geeignetes Verfahren auf Seite der brittischen Regierung gewesen seyn würde, während es doch in der That ebenso sehr dem allgemeinen Völkerrecht, als den brittischen Gesetzen insbesondere zuwiderlaufend, und verwerflich in jedem Betracht gewesen wäre. Jede Regierung würde höchlich zu tadeln seyn, welche, ohne vorher das Parlament darüber zu vernehmen, einen Handelsconsul in einem 15,000 Meilen entlegenen Lande mit so willkürlichen Gewalten bekleiden wollte. Und gewiß, hätte ich im Namen der Regierung einen solchen Vorschlag ans Parlament gebracht, so wäre er nicht genehmigt worden, und das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) wäre der Erste gewesen, der sich widersetzt hätte, und zwar mit Recht. (Hört!) Und gesetzt, das Parlament hätte den Antrag genehmigt, die Regierung sofort an den Oberaufseher die Instruction erlassen, den brittischen Unterthanen den Opiumhandel zu verbieten, und eine Proclamation in diesem Sinne wäre in Canton ergangen – würde das Verbot befolgt worden seyn? Nein! zwei Drittel des dortigen englischen Handelsstandes würden es übertreten haben; denn man bedenke, unter den fünf Millionen Pf. St. Waarenwerth, die in den letzten Jahren aus englischen Häfen nach China gingen, waren zwei Millionen Opium. (Hört!) Der Oberaufseher hätte also das Verbot nur durch Zwangs- und Strafmaaßregeln in Kraft setzen können, dazu hätte er physischer Gewaltmittel bedurft; die Idee aber, eine Anzahl brittischer Kriegsschiffe zur Verfügung unseres Agenten in Canton zu stellen, würde schwerlich sehr nach dem Geschmack der Chinesen gewesen seyn. Mit einer brittischen Flotte an, und brittischen Truppen auf ihrer Küste würden sie sich an eine der indischen Geschichten erinnert haben, die im Umfange des asiatischen Continents wohl bekannt sind. Und vermuthlich würden sie den englischen Residenten gesagt haben, daß sie ihre gänzliche Entfernung ihrer Anwesenheit mit einer Land- und Seemacht vorzögen. Aber angenommen, dem Capitän Elliot wär' es auf solche Weise gelungen, den Opiumhandel aus der Bocca Tigris zu vertreiben, was wäre die Folge gewesen? Der aus Canton verjagte Handel würde – wie es jetzt actenmäßig bereits die Erfahrung lehrt – längs der ganzen mit Inseln dichtbesetzten, zu zahlreichen Häfen eingebuchteten, mit größeren und kleineren Städten besäumten Küste von China sich ausgedehnt, sich in alle diese einzelnen Küstenpunkte geflüchtet haben, die nach Handel und Wandel in Waaren aller Art, besonders aber in dieser, begierig sind. Die Verallgemeinerung eines bisher auf einen Einzelpunkt concentrirten Handels würde der ganze Gewinn gewesen seyn. (Hört!) Man sagt uns, die chinesische Regierung bezwecke die Unterdrückung des Opiumhandels aus Rücksichten für die Moralität ihrer Unterthanen. Ich bin am wenigsten der Mann dazu, einen Handel zu vertheidigen, der die Municipalgesetze der Chinesen verletzt und einer überaus dichtgedrängten Bevölkerung ein Mittel zur Entsittlichung liefert; aber wer von den Herren gegenüber mag uns wohl mit ernsthaftem Gesicht versichern, daß er wirklich daran glaubt, der Beweggrund der chinesischen Regierung sey die Hebung der Volkssittlichkeit gewesen? (Hört!) Wäre dieß der Fall, wie kommt es dann, daß sie den Mohnbau im eigenen Lande nicht verbietet? Die Wahrheit ist,

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[0889/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Dienstag Nr. 112. 21 April 1840 Spanien. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 14 April. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 8 hat General Ayerbe das Fort von Villarluengo genommen, und am 9 hat sich Graf Belascoain Penarroya's bemächtigt, und 24 Gefangene gemacht. Es ist ihm dabei ein Artilleriestück und eine große Menge Munition in die Hände gefallen. Großbritannien. _ London, 14 April. Beschluß der Unterhausverhandlungen über China. Lord Palmerston fuhr fort: „Was die Einrichtung von Gerichtshöfen für brittische Unterthanen in China betrifft, hat Ihrer Maj. Regierung alles gethan, was Andere zu thun bloß vorschlugen, und in der That alles erreicht, was unter den gegebenen Umständen nur zu erwarten war. In Bezug auf den Handel habe ich unserm Oberaufseher Instructionen gegeben, aber ich werde getadelt, daß sie nicht lang genug gewesen. Herren, die lange Reden halten, meinen, ich sollte lange Briefe schreiben. Sie glauben, präcise Vorschriften in wenigen, aber bündigen Worten seyen der Länge des Wegs, den sie zu durchlaufen haben, nicht angemessen, ein Brief nach China müsse vielmehr so lang seyn wie die Meerfahrt dahin. Ich hingegen erachte es für die Pflicht eines Ministers, seine geschriebenen Instructionen deutlich, bestimmt, ohne Umschreibung und gerade lang genug einzurichten, um nicht mißverstanden zu werden, aber nicht länger. (Hört!) Hinsichtlich des Verlustes an Eigenthum, den die bei dem Schmuggelhandel im Opium betheiligten Individuen erlitten, was hätte ich da mehr thun können, als wirklich geschehen ist? – man müßte denn behaupten wollen, was doch keiner der Herren gegenüber zu behaupten gewagt, daß die gewaltsame Unterdrückung des Opiumhandels durch Willküracte ein geeignetes Verfahren auf Seite der brittischen Regierung gewesen seyn würde, während es doch in der That ebenso sehr dem allgemeinen Völkerrecht, als den brittischen Gesetzen insbesondere zuwiderlaufend, und verwerflich in jedem Betracht gewesen wäre. Jede Regierung würde höchlich zu tadeln seyn, welche, ohne vorher das Parlament darüber zu vernehmen, einen Handelsconsul in einem 15,000 Meilen entlegenen Lande mit so willkürlichen Gewalten bekleiden wollte. Und gewiß, hätte ich im Namen der Regierung einen solchen Vorschlag ans Parlament gebracht, so wäre er nicht genehmigt worden, und das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) wäre der Erste gewesen, der sich widersetzt hätte, und zwar mit Recht. (Hört!) Und gesetzt, das Parlament hätte den Antrag genehmigt, die Regierung sofort an den Oberaufseher die Instruction erlassen, den brittischen Unterthanen den Opiumhandel zu verbieten, und eine Proclamation in diesem Sinne wäre in Canton ergangen – würde das Verbot befolgt worden seyn? Nein! zwei Drittel des dortigen englischen Handelsstandes würden es übertreten haben; denn man bedenke, unter den fünf Millionen Pf. St. Waarenwerth, die in den letzten Jahren aus englischen Häfen nach China gingen, waren zwei Millionen Opium. (Hört!) Der Oberaufseher hätte also das Verbot nur durch Zwangs- und Strafmaaßregeln in Kraft setzen können, dazu hätte er physischer Gewaltmittel bedurft; die Idee aber, eine Anzahl brittischer Kriegsschiffe zur Verfügung unseres Agenten in Canton zu stellen, würde schwerlich sehr nach dem Geschmack der Chinesen gewesen seyn. Mit einer brittischen Flotte an, und brittischen Truppen auf ihrer Küste würden sie sich an eine der indischen Geschichten erinnert haben, die im Umfange des asiatischen Continents wohl bekannt sind. Und vermuthlich würden sie den englischen Residenten gesagt haben, daß sie ihre gänzliche Entfernung ihrer Anwesenheit mit einer Land- und Seemacht vorzögen. Aber angenommen, dem Capitän Elliot wär' es auf solche Weise gelungen, den Opiumhandel aus der Bocca Tigris zu vertreiben, was wäre die Folge gewesen? Der aus Canton verjagte Handel würde – wie es jetzt actenmäßig bereits die Erfahrung lehrt – längs der ganzen mit Inseln dichtbesetzten, zu zahlreichen Häfen eingebuchteten, mit größeren und kleineren Städten besäumten Küste von China sich ausgedehnt, sich in alle diese einzelnen Küstenpunkte geflüchtet haben, die nach Handel und Wandel in Waaren aller Art, besonders aber in dieser, begierig sind. Die Verallgemeinerung eines bisher auf einen Einzelpunkt concentrirten Handels würde der ganze Gewinn gewesen seyn. (Hört!) Man sagt uns, die chinesische Regierung bezwecke die Unterdrückung des Opiumhandels aus Rücksichten für die Moralität ihrer Unterthanen. Ich bin am wenigsten der Mann dazu, einen Handel zu vertheidigen, der die Municipalgesetze der Chinesen verletzt und einer überaus dichtgedrängten Bevölkerung ein Mittel zur Entsittlichung liefert; aber wer von den Herren gegenüber mag uns wohl mit ernsthaftem Gesicht versichern, daß er wirklich daran glaubt, der Beweggrund der chinesischen Regierung sey die Hebung der Volkssittlichkeit gewesen? (Hört!) Wäre dieß der Fall, wie kommt es dann, daß sie den Mohnbau im eigenen Lande nicht verbietet? Die Wahrheit ist,

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 112. Augsburg, 21. April 1840, S. 0889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_112_18400421/1>, abgerufen am 21.11.2024.