Allgemeine Zeitung. Nr. 112. Augsburg, 21. April 1840.es handelt sich bei dieser Frage um die Ausfuhr des kostbaren Metalls, und zugleich um den Schutz eines landwirthschaftlichen Interesses; - es ist eine Art chinesische Korngesetzfrage. (Beifall der Ministeriellen.) Das Interesse des chinesischen Mohnbauers und die Staatsökonomie, welche die Silberbarren nicht aus dem Lande gehen lassen will - das allein hat die chinesische Regierung veranlaßt den Opiumschmuggel zu verbieten. Ich möchte wohl wissen, was das Parlament gesagt haben würde, wenn Ihrer Maj. Minister vor dasselbe getreten wären mit der Zumuthung eines beträchtlichen Credits im Marinebudget für eine Anzahl Schiffe, die von Canton bis ins gelbe Meer kreuzen und so die Sitten des chinesischen Volks rein bewahren sollten, welches das zu kaufen Lust hat, was andere Leute ihm zu verkaufen geneigt sind. Nun, das Haus würde, tauben Ohrs, uns nicht einen Farthing bewilligt haben. Ja, ich glaube in der That, hätten wir einen solchen Versuch gemacht, die Gesetze China's für die chinesische Regierung zu vollziehen und eine wachsame Polizei zu organisiren, welche das in China verhindern sollte, was wir doch im eigenen Lande nicht verhindern können - nämlich das Schmuggeln - so würde das Parlament unsere Vorschläge kaum mit ernstlicher Geringschätzung behandelt, sondern uns geradezu ins Gesicht gelacht haben. Gleichwohl ohne eine solche Polizei, ohne solche präventive Gewaltmittel wären die Instructionen, wegen deren Nichtertheilung an unsere Oberaufseher in China die Minister getadelt worden, ein unnütz beschriebenes Papier gewesen. Doch ich will noch weiter gehen und annehmen, das neuerlich in Ihrer Maj. Regierung ausgedrückte Vertrauen dieses Hauses (Beifall der Ministeriellen, ironischer Zuruf der Tories) wäre so groß, daß es der Regierung die Mittel zur Einrichtung einer solchen Zollschutzlinie an der Küste von China an die Hand gegeben hätte, was wäre die Folge gewesen? Unsere Kaufleute würden den Handel unter der amerikanischen Flagge forttreiben, unter dieser Flagge würden sie unsern Kreuzern ein Schnippchen schlagen, und der Opiumhandel florirte nach wie vor. Weit entfernt daher, eine Rüge des Hauses verdient zu haben, rechne ich es mir vielmehr als ein Verdienst an, daß ich dem Oberaufseher in Canton solche Vollmachten und Instructionen, wie sie das ehrenwerthe Mitglied für Pembroke anempfiehlt, nicht zugefertigt habe. Aber, sagt man, ihr hättet eine Gesandtschaft nach Peking senden sollen. Das ist ein Punkt, nicht unwerth der Beachtung. Aber in der Erinnerung an das Schicksal früherer Gesandtschaften, bei der bekannten Abneigung der Chinesen gegen diplomatische Verbindungen mit fremden Staaten, in Anbetracht, daß wir der chinesischen Regierung keine praktische Maaßregel zur Befestigung der Freundschaft oder eines Bündnisses vorzuschlagen hatten, erschien es uns als eine unweise Politik, einen Botschafter nach China zu schicken, derselbe hätte denn etwa mit der chinesischen Regierung gemeinsame Maaßnahmen zur Unterdrückung des Opiumhandels berathen müssen. Da stand aber zu bedenken, daß unsere Mission, unsere Kreuzer und Küstenwachen bei ihrer Ankunft in China vielleicht den Opiumhandel von der chinesischen Regierung für gesetzlich erklärt gefunden haben würden. Ist diese meine Vermuthung ungegründet? Gewiß nicht. Selbst nach schon erfolgter Beschlagnahme des Opiums gesteht Capitän Elliot in einer Depesche vom April 1839, er hege den Verdacht, daß diese confiscatorischen Maaßregeln auf eine Legalisirung des Opiumhandels durch Errichtung eines Monopols in den Händen der chinesischen Regierung hinauslaufen werden. (Hört!) Ich glaube nun alle Punkte der gegen mich erhobenen Anklage der Reihe nach beantwortet zu haben. Ich habe gezeigt, daß ich Instructionen über alle Punkte gegeben, die solche zu erheischen scheinen; daß ich Anordnungen getroffen zum Schutze des rechtmäßigen Handels; daß ich den Oberaufseher angewiesen, den unerlaubten Handel nicht zu schützen; daß ich dem Oberaufseher die Befugniß zum directen Verkehr mit den Behörden in Canton erwirkt habe, der im Interesse der brittischen Residenten als unerläßlich nöthig erschien. Eines in dieser Debatte hat mich gefreut: die Erklärung des sehr ehrenwerthen Mitglieds für Tamworth (Peel), daß Maaßregeln zur Vindication der Ehre der brittischen Flagge und der Würde der brittischen Krone allerdings nöthig seyen. Es ist dieß wohl die allgemeine Ansicht des Parlaments und aller im Lande bei dieser Frage zunächst Betheiligten. Man hat auf die Ungewißheit des Ausgangs der zu beginnenden Unternehmungen hingewiesen. Der Ausgang jedes Unternehmens ist ungewiß, unvorgesehene Ereignisse können die zuversichtlichsten Vorausberechnungen Lügen strafen. In die von dem Hrn. Baronet ausgedrückte Hoffnung, daß die von den chinesischen Behörden provocirten feindseligen Maaßregeln nicht den Geist der Rachsucht athmen, und so wenig Verheerung und Unheil, als nur immer möglich, in ihrem Gefolge haben mögen, stimmt wohl jeder hier Anwesende mit ein. Doch mein sehr ehrenwerther Freund wird einsehen, daß es eigentlich unnütz ist hier darüber zu discutiren, ob die Chinesen ein grausames oder mildgesinntes Volk sind. Ich glaube, wie in allen Ländern gibt es auch in China hartherzige und freundliche Menschen. Eine sehr barbarische Handlung war z. B. die Verbrennung eines spanischen Schiffs, das die Chinesen für ein englisches angesehen hatten; deßgleichen der Angriff auf ein Boot, worin sich einige unglückliche Lascars befanden, die von ihnen grausam gemordet wurden. In andern Fällen haben sich Chinesen mild und menschenfreundlich erwiesen, und überhaupt haben sie eine Abneigung gegen schwere Züchtigungen und Todesstrafen. Aber das gehört nicht zur vorliegenden Frage. Uebrigens gebieten uns nicht nur Rücksichten der Menschlichkeit, sondern auch unser eigener Vortheil, unsere Maaßregeln gegen China so gelind als nur immer möglich in Vollzug zu setzen, eben nur in so weit, als zur Erreichung unsers Zwecks unerläßlich ist. Man hat bemerkt, durch die Verfolgung unserer gerechten Forderungen an China könnten wir uns in Händel mit andern Staaten verwickeln. Ereignet sich dieses Unglück, so müssen wir ihm begegnen, wie wir können. (Hört! von den Oppositionsbänken.) England, wie jedes Land, das auf seine Ehre hält, darf sich von dem einmal als recht Erkannten durch solche Rücksichten nicht abschrecken lassen. Von der angezogenen Protestation amerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton weiß ich bloß aus den Zeitungen, Capitän Elliot hat uns keine Abschrift davon übermacht. Hingegen haben Sie hier ein Memorial, das mit China handelnde amerikanische Kaufleute an den Congreß in Washington gerichtet haben, und worin sie, unter Auseinandersetzung der jüngsten Vorgänge in Canton, ausdrücklich anempfehlen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit Großbritannien zusammenwirken möge, um die Handelsverhältnisse zu China auf einen sichern und ehrenhaften Fuß zu stellen. Die Unterzeichner des Memorials erklären das Benehmen der chinesischen Behörden gegen die englischen Kaufleute für wenig besser als Raub, und sprechen die Ansicht aus, daß das Erscheinen einer brittisch-amerikanisch-französischen Flotte an der Küste von China das beste Mittel seyn würde, den Chinesen einige Begriffe des Völkerrechts beizubringen. (Hört, hört!) Die öffentliche Meinung in England, noch einmal sey es gesagt, billigt das Verfahren der Regierung gegenüber von China. Ich habe dafür die beste Autorität es handelt sich bei dieser Frage um die Ausfuhr des kostbaren Metalls, und zugleich um den Schutz eines landwirthschaftlichen Interesses; – es ist eine Art chinesische Korngesetzfrage. (Beifall der Ministeriellen.) Das Interesse des chinesischen Mohnbauers und die Staatsökonomie, welche die Silberbarren nicht aus dem Lande gehen lassen will – das allein hat die chinesische Regierung veranlaßt den Opiumschmuggel zu verbieten. Ich möchte wohl wissen, was das Parlament gesagt haben würde, wenn Ihrer Maj. Minister vor dasselbe getreten wären mit der Zumuthung eines beträchtlichen Credits im Marinebudget für eine Anzahl Schiffe, die von Canton bis ins gelbe Meer kreuzen und so die Sitten des chinesischen Volks rein bewahren sollten, welches das zu kaufen Lust hat, was andere Leute ihm zu verkaufen geneigt sind. Nun, das Haus würde, tauben Ohrs, uns nicht einen Farthing bewilligt haben. Ja, ich glaube in der That, hätten wir einen solchen Versuch gemacht, die Gesetze China's für die chinesische Regierung zu vollziehen und eine wachsame Polizei zu organisiren, welche das in China verhindern sollte, was wir doch im eigenen Lande nicht verhindern können – nämlich das Schmuggeln – so würde das Parlament unsere Vorschläge kaum mit ernstlicher Geringschätzung behandelt, sondern uns geradezu ins Gesicht gelacht haben. Gleichwohl ohne eine solche Polizei, ohne solche präventive Gewaltmittel wären die Instructionen, wegen deren Nichtertheilung an unsere Oberaufseher in China die Minister getadelt worden, ein unnütz beschriebenes Papier gewesen. Doch ich will noch weiter gehen und annehmen, das neuerlich in Ihrer Maj. Regierung ausgedrückte Vertrauen dieses Hauses (Beifall der Ministeriellen, ironischer Zuruf der Tories) wäre so groß, daß es der Regierung die Mittel zur Einrichtung einer solchen Zollschutzlinie an der Küste von China an die Hand gegeben hätte, was wäre die Folge gewesen? Unsere Kaufleute würden den Handel unter der amerikanischen Flagge forttreiben, unter dieser Flagge würden sie unsern Kreuzern ein Schnippchen schlagen, und der Opiumhandel florirte nach wie vor. Weit entfernt daher, eine Rüge des Hauses verdient zu haben, rechne ich es mir vielmehr als ein Verdienst an, daß ich dem Oberaufseher in Canton solche Vollmachten und Instructionen, wie sie das ehrenwerthe Mitglied für Pembroke anempfiehlt, nicht zugefertigt habe. Aber, sagt man, ihr hättet eine Gesandtschaft nach Peking senden sollen. Das ist ein Punkt, nicht unwerth der Beachtung. Aber in der Erinnerung an das Schicksal früherer Gesandtschaften, bei der bekannten Abneigung der Chinesen gegen diplomatische Verbindungen mit fremden Staaten, in Anbetracht, daß wir der chinesischen Regierung keine praktische Maaßregel zur Befestigung der Freundschaft oder eines Bündnisses vorzuschlagen hatten, erschien es uns als eine unweise Politik, einen Botschafter nach China zu schicken, derselbe hätte denn etwa mit der chinesischen Regierung gemeinsame Maaßnahmen zur Unterdrückung des Opiumhandels berathen müssen. Da stand aber zu bedenken, daß unsere Mission, unsere Kreuzer und Küstenwachen bei ihrer Ankunft in China vielleicht den Opiumhandel von der chinesischen Regierung für gesetzlich erklärt gefunden haben würden. Ist diese meine Vermuthung ungegründet? Gewiß nicht. Selbst nach schon erfolgter Beschlagnahme des Opiums gesteht Capitän Elliot in einer Depesche vom April 1839, er hege den Verdacht, daß diese confiscatorischen Maaßregeln auf eine Legalisirung des Opiumhandels durch Errichtung eines Monopols in den Händen der chinesischen Regierung hinauslaufen werden. (Hört!) Ich glaube nun alle Punkte der gegen mich erhobenen Anklage der Reihe nach beantwortet zu haben. Ich habe gezeigt, daß ich Instructionen über alle Punkte gegeben, die solche zu erheischen scheinen; daß ich Anordnungen getroffen zum Schutze des rechtmäßigen Handels; daß ich den Oberaufseher angewiesen, den unerlaubten Handel nicht zu schützen; daß ich dem Oberaufseher die Befugniß zum directen Verkehr mit den Behörden in Canton erwirkt habe, der im Interesse der brittischen Residenten als unerläßlich nöthig erschien. Eines in dieser Debatte hat mich gefreut: die Erklärung des sehr ehrenwerthen Mitglieds für Tamworth (Peel), daß Maaßregeln zur Vindication der Ehre der brittischen Flagge und der Würde der brittischen Krone allerdings nöthig seyen. Es ist dieß wohl die allgemeine Ansicht des Parlaments und aller im Lande bei dieser Frage zunächst Betheiligten. Man hat auf die Ungewißheit des Ausgangs der zu beginnenden Unternehmungen hingewiesen. Der Ausgang jedes Unternehmens ist ungewiß, unvorgesehene Ereignisse können die zuversichtlichsten Vorausberechnungen Lügen strafen. In die von dem Hrn. Baronet ausgedrückte Hoffnung, daß die von den chinesischen Behörden provocirten feindseligen Maaßregeln nicht den Geist der Rachsucht athmen, und so wenig Verheerung und Unheil, als nur immer möglich, in ihrem Gefolge haben mögen, stimmt wohl jeder hier Anwesende mit ein. Doch mein sehr ehrenwerther Freund wird einsehen, daß es eigentlich unnütz ist hier darüber zu discutiren, ob die Chinesen ein grausames oder mildgesinntes Volk sind. Ich glaube, wie in allen Ländern gibt es auch in China hartherzige und freundliche Menschen. Eine sehr barbarische Handlung war z. B. die Verbrennung eines spanischen Schiffs, das die Chinesen für ein englisches angesehen hatten; deßgleichen der Angriff auf ein Boot, worin sich einige unglückliche Lascars befanden, die von ihnen grausam gemordet wurden. In andern Fällen haben sich Chinesen mild und menschenfreundlich erwiesen, und überhaupt haben sie eine Abneigung gegen schwere Züchtigungen und Todesstrafen. Aber das gehört nicht zur vorliegenden Frage. Uebrigens gebieten uns nicht nur Rücksichten der Menschlichkeit, sondern auch unser eigener Vortheil, unsere Maaßregeln gegen China so gelind als nur immer möglich in Vollzug zu setzen, eben nur in so weit, als zur Erreichung unsers Zwecks unerläßlich ist. Man hat bemerkt, durch die Verfolgung unserer gerechten Forderungen an China könnten wir uns in Händel mit andern Staaten verwickeln. Ereignet sich dieses Unglück, so müssen wir ihm begegnen, wie wir können. (Hört! von den Oppositionsbänken.) England, wie jedes Land, das auf seine Ehre hält, darf sich von dem einmal als recht Erkannten durch solche Rücksichten nicht abschrecken lassen. Von der angezogenen Protestation amerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton weiß ich bloß aus den Zeitungen, Capitän Elliot hat uns keine Abschrift davon übermacht. Hingegen haben Sie hier ein Memorial, das mit China handelnde amerikanische Kaufleute an den Congreß in Washington gerichtet haben, und worin sie, unter Auseinandersetzung der jüngsten Vorgänge in Canton, ausdrücklich anempfehlen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit Großbritannien zusammenwirken möge, um die Handelsverhältnisse zu China auf einen sichern und ehrenhaften Fuß zu stellen. Die Unterzeichner des Memorials erklären das Benehmen der chinesischen Behörden gegen die englischen Kaufleute für wenig besser als Raub, und sprechen die Ansicht aus, daß das Erscheinen einer brittisch-amerikanisch-französischen Flotte an der Küste von China das beste Mittel seyn würde, den Chinesen einige Begriffe des Völkerrechts beizubringen. (Hört, hört!) Die öffentliche Meinung in England, noch einmal sey es gesagt, billigt das Verfahren der Regierung gegenüber von China. 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Nun, das Haus würde, tauben Ohrs, uns nicht einen Farthing bewilligt haben. Ja, ich glaube in der That, hätten wir einen solchen Versuch gemacht, die Gesetze China's für die chinesische Regierung zu vollziehen und eine wachsame Polizei zu organisiren, welche das in China verhindern sollte, was wir doch im eigenen Lande nicht verhindern können – nämlich das Schmuggeln – so würde das Parlament unsere Vorschläge kaum mit ernstlicher Geringschätzung behandelt, sondern uns geradezu ins Gesicht gelacht haben. Gleichwohl ohne eine solche Polizei, ohne solche präventive Gewaltmittel wären die Instructionen, wegen deren Nichtertheilung an unsere Oberaufseher in China die Minister getadelt worden, ein unnütz beschriebenes Papier gewesen. Doch ich will noch weiter gehen und annehmen, das neuerlich in Ihrer Maj. Regierung ausgedrückte Vertrauen dieses Hauses (Beifall der Ministeriellen, ironischer Zuruf der Tories) wäre so groß, daß es der Regierung die Mittel zur Einrichtung einer solchen Zollschutzlinie an der Küste von China an die Hand gegeben hätte, was wäre die Folge gewesen? Unsere Kaufleute würden den Handel unter der amerikanischen Flagge forttreiben, unter dieser Flagge würden sie unsern Kreuzern ein Schnippchen schlagen, und der Opiumhandel florirte nach wie vor. Weit entfernt daher, eine Rüge des Hauses verdient zu haben, rechne ich es mir vielmehr als ein Verdienst an, daß ich dem Oberaufseher in Canton solche Vollmachten und Instructionen, wie sie das ehrenwerthe Mitglied für Pembroke anempfiehlt, <hi rendition="#g">nicht</hi> zugefertigt habe. Aber, sagt man, ihr hättet eine Gesandtschaft nach Peking senden sollen. Das ist ein Punkt, nicht unwerth der Beachtung. Aber in der Erinnerung an das Schicksal früherer Gesandtschaften, bei der bekannten Abneigung der Chinesen gegen diplomatische Verbindungen mit fremden Staaten, in Anbetracht, daß wir der chinesischen Regierung keine praktische Maaßregel zur Befestigung der Freundschaft oder eines Bündnisses vorzuschlagen hatten, erschien es uns als eine unweise Politik, einen Botschafter nach China zu schicken, derselbe hätte denn etwa mit der chinesischen Regierung gemeinsame Maaßnahmen zur Unterdrückung des Opiumhandels berathen müssen. Da stand aber zu bedenken, daß unsere Mission, unsere Kreuzer und Küstenwachen bei ihrer Ankunft in China vielleicht den Opiumhandel von der chinesischen Regierung für gesetzlich erklärt gefunden haben würden. Ist diese meine Vermuthung ungegründet? Gewiß nicht. Selbst nach schon erfolgter Beschlagnahme des Opiums gesteht Capitän Elliot in einer Depesche vom April 1839, er hege den Verdacht, daß diese confiscatorischen Maaßregeln auf eine Legalisirung des Opiumhandels durch Errichtung eines Monopols in den Händen der chinesischen Regierung hinauslaufen werden. (Hört!) Ich glaube nun alle Punkte der gegen mich erhobenen Anklage der Reihe nach beantwortet zu haben. Ich habe gezeigt, daß ich Instructionen über alle Punkte gegeben, die solche zu erheischen scheinen; daß ich Anordnungen getroffen zum Schutze des rechtmäßigen Handels; daß ich den Oberaufseher angewiesen, den unerlaubten Handel nicht zu schützen; daß ich dem Oberaufseher die Befugniß zum directen Verkehr mit den Behörden in Canton erwirkt habe, der im Interesse der brittischen Residenten als unerläßlich nöthig erschien. Eines in dieser Debatte hat mich gefreut: die Erklärung des sehr ehrenwerthen Mitglieds für Tamworth (Peel), daß Maaßregeln zur Vindication der Ehre der brittischen Flagge und der Würde der brittischen Krone allerdings nöthig seyen. Es ist dieß wohl die allgemeine Ansicht des Parlaments und aller im Lande bei dieser Frage zunächst Betheiligten. Man hat auf die Ungewißheit des Ausgangs der zu beginnenden Unternehmungen hingewiesen. Der Ausgang jedes Unternehmens ist ungewiß, unvorgesehene Ereignisse können die zuversichtlichsten Vorausberechnungen Lügen strafen. In die von dem Hrn. Baronet ausgedrückte Hoffnung, daß die von den chinesischen Behörden provocirten feindseligen Maaßregeln nicht den Geist der Rachsucht athmen, und so wenig Verheerung und Unheil, als nur immer möglich, in ihrem Gefolge haben mögen, stimmt wohl jeder hier Anwesende mit ein. Doch mein sehr ehrenwerther Freund wird einsehen, daß es eigentlich unnütz ist hier darüber zu discutiren, ob die Chinesen ein grausames oder mildgesinntes Volk sind. Ich glaube, wie in allen Ländern gibt es auch in China hartherzige und freundliche Menschen. Eine sehr barbarische Handlung war z. B. die Verbrennung eines spanischen Schiffs, das die Chinesen für ein englisches angesehen hatten; deßgleichen der Angriff auf ein Boot, worin sich einige unglückliche Lascars befanden, die von ihnen grausam gemordet wurden. In andern Fällen haben sich Chinesen mild und menschenfreundlich erwiesen, und überhaupt haben sie eine Abneigung gegen schwere Züchtigungen und Todesstrafen. Aber das gehört nicht zur vorliegenden Frage. Uebrigens gebieten uns nicht nur Rücksichten der Menschlichkeit, sondern auch unser eigener Vortheil, unsere Maaßregeln gegen China so gelind als nur immer möglich in Vollzug zu setzen, eben nur in so weit, als zur Erreichung unsers Zwecks unerläßlich ist. Man hat bemerkt, durch die Verfolgung unserer gerechten Forderungen an China könnten wir uns in Händel mit andern Staaten verwickeln. Ereignet sich dieses Unglück, so müssen wir ihm begegnen, wie wir können. (Hört! von den Oppositionsbänken.) England, wie jedes Land, das auf seine Ehre hält, darf sich von dem einmal als recht Erkannten durch solche Rücksichten nicht abschrecken lassen. Von der angezogenen Protestation amerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton weiß ich bloß aus den Zeitungen, Capitän Elliot hat uns keine Abschrift davon übermacht. Hingegen haben Sie hier ein Memorial, das mit China handelnde amerikanische Kaufleute an den Congreß in Washington gerichtet haben, und worin sie, unter Auseinandersetzung der jüngsten Vorgänge in Canton, ausdrücklich anempfehlen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit Großbritannien zusammenwirken möge, um die Handelsverhältnisse zu China auf einen sichern und ehrenhaften Fuß zu stellen. Die Unterzeichner des Memorials erklären das Benehmen der chinesischen Behörden gegen die englischen Kaufleute für wenig besser als Raub, und sprechen die Ansicht aus, daß das Erscheinen einer brittisch-amerikanisch-französischen Flotte an der Küste von China das beste Mittel seyn würde, den Chinesen einige Begriffe des Völkerrechts beizubringen. (Hört, hört!) Die öffentliche Meinung in England, noch einmal sey es gesagt, billigt das Verfahren der Regierung gegenüber von China. Ich habe dafür die beste Autorität<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0890/0002]
es handelt sich bei dieser Frage um die Ausfuhr des kostbaren Metalls, und zugleich um den Schutz eines landwirthschaftlichen Interesses; – es ist eine Art chinesische Korngesetzfrage. (Beifall der Ministeriellen.) Das Interesse des chinesischen Mohnbauers und die Staatsökonomie, welche die Silberbarren nicht aus dem Lande gehen lassen will – das allein hat die chinesische Regierung veranlaßt den Opiumschmuggel zu verbieten. Ich möchte wohl wissen, was das Parlament gesagt haben würde, wenn Ihrer Maj. Minister vor dasselbe getreten wären mit der Zumuthung eines beträchtlichen Credits im Marinebudget für eine Anzahl Schiffe, die von Canton bis ins gelbe Meer kreuzen und so die Sitten des chinesischen Volks rein bewahren sollten, welches das zu kaufen Lust hat, was andere Leute ihm zu verkaufen geneigt sind. Nun, das Haus würde, tauben Ohrs, uns nicht einen Farthing bewilligt haben. Ja, ich glaube in der That, hätten wir einen solchen Versuch gemacht, die Gesetze China's für die chinesische Regierung zu vollziehen und eine wachsame Polizei zu organisiren, welche das in China verhindern sollte, was wir doch im eigenen Lande nicht verhindern können – nämlich das Schmuggeln – so würde das Parlament unsere Vorschläge kaum mit ernstlicher Geringschätzung behandelt, sondern uns geradezu ins Gesicht gelacht haben. Gleichwohl ohne eine solche Polizei, ohne solche präventive Gewaltmittel wären die Instructionen, wegen deren Nichtertheilung an unsere Oberaufseher in China die Minister getadelt worden, ein unnütz beschriebenes Papier gewesen. Doch ich will noch weiter gehen und annehmen, das neuerlich in Ihrer Maj. Regierung ausgedrückte Vertrauen dieses Hauses (Beifall der Ministeriellen, ironischer Zuruf der Tories) wäre so groß, daß es der Regierung die Mittel zur Einrichtung einer solchen Zollschutzlinie an der Küste von China an die Hand gegeben hätte, was wäre die Folge gewesen? Unsere Kaufleute würden den Handel unter der amerikanischen Flagge forttreiben, unter dieser Flagge würden sie unsern Kreuzern ein Schnippchen schlagen, und der Opiumhandel florirte nach wie vor. Weit entfernt daher, eine Rüge des Hauses verdient zu haben, rechne ich es mir vielmehr als ein Verdienst an, daß ich dem Oberaufseher in Canton solche Vollmachten und Instructionen, wie sie das ehrenwerthe Mitglied für Pembroke anempfiehlt, nicht zugefertigt habe. Aber, sagt man, ihr hättet eine Gesandtschaft nach Peking senden sollen. Das ist ein Punkt, nicht unwerth der Beachtung. Aber in der Erinnerung an das Schicksal früherer Gesandtschaften, bei der bekannten Abneigung der Chinesen gegen diplomatische Verbindungen mit fremden Staaten, in Anbetracht, daß wir der chinesischen Regierung keine praktische Maaßregel zur Befestigung der Freundschaft oder eines Bündnisses vorzuschlagen hatten, erschien es uns als eine unweise Politik, einen Botschafter nach China zu schicken, derselbe hätte denn etwa mit der chinesischen Regierung gemeinsame Maaßnahmen zur Unterdrückung des Opiumhandels berathen müssen. Da stand aber zu bedenken, daß unsere Mission, unsere Kreuzer und Küstenwachen bei ihrer Ankunft in China vielleicht den Opiumhandel von der chinesischen Regierung für gesetzlich erklärt gefunden haben würden. Ist diese meine Vermuthung ungegründet? Gewiß nicht. Selbst nach schon erfolgter Beschlagnahme des Opiums gesteht Capitän Elliot in einer Depesche vom April 1839, er hege den Verdacht, daß diese confiscatorischen Maaßregeln auf eine Legalisirung des Opiumhandels durch Errichtung eines Monopols in den Händen der chinesischen Regierung hinauslaufen werden. (Hört!) Ich glaube nun alle Punkte der gegen mich erhobenen Anklage der Reihe nach beantwortet zu haben. Ich habe gezeigt, daß ich Instructionen über alle Punkte gegeben, die solche zu erheischen scheinen; daß ich Anordnungen getroffen zum Schutze des rechtmäßigen Handels; daß ich den Oberaufseher angewiesen, den unerlaubten Handel nicht zu schützen; daß ich dem Oberaufseher die Befugniß zum directen Verkehr mit den Behörden in Canton erwirkt habe, der im Interesse der brittischen Residenten als unerläßlich nöthig erschien. Eines in dieser Debatte hat mich gefreut: die Erklärung des sehr ehrenwerthen Mitglieds für Tamworth (Peel), daß Maaßregeln zur Vindication der Ehre der brittischen Flagge und der Würde der brittischen Krone allerdings nöthig seyen. Es ist dieß wohl die allgemeine Ansicht des Parlaments und aller im Lande bei dieser Frage zunächst Betheiligten. Man hat auf die Ungewißheit des Ausgangs der zu beginnenden Unternehmungen hingewiesen. Der Ausgang jedes Unternehmens ist ungewiß, unvorgesehene Ereignisse können die zuversichtlichsten Vorausberechnungen Lügen strafen. In die von dem Hrn. Baronet ausgedrückte Hoffnung, daß die von den chinesischen Behörden provocirten feindseligen Maaßregeln nicht den Geist der Rachsucht athmen, und so wenig Verheerung und Unheil, als nur immer möglich, in ihrem Gefolge haben mögen, stimmt wohl jeder hier Anwesende mit ein. Doch mein sehr ehrenwerther Freund wird einsehen, daß es eigentlich unnütz ist hier darüber zu discutiren, ob die Chinesen ein grausames oder mildgesinntes Volk sind. Ich glaube, wie in allen Ländern gibt es auch in China hartherzige und freundliche Menschen. Eine sehr barbarische Handlung war z. B. die Verbrennung eines spanischen Schiffs, das die Chinesen für ein englisches angesehen hatten; deßgleichen der Angriff auf ein Boot, worin sich einige unglückliche Lascars befanden, die von ihnen grausam gemordet wurden. In andern Fällen haben sich Chinesen mild und menschenfreundlich erwiesen, und überhaupt haben sie eine Abneigung gegen schwere Züchtigungen und Todesstrafen. Aber das gehört nicht zur vorliegenden Frage. Uebrigens gebieten uns nicht nur Rücksichten der Menschlichkeit, sondern auch unser eigener Vortheil, unsere Maaßregeln gegen China so gelind als nur immer möglich in Vollzug zu setzen, eben nur in so weit, als zur Erreichung unsers Zwecks unerläßlich ist. Man hat bemerkt, durch die Verfolgung unserer gerechten Forderungen an China könnten wir uns in Händel mit andern Staaten verwickeln. Ereignet sich dieses Unglück, so müssen wir ihm begegnen, wie wir können. (Hört! von den Oppositionsbänken.) England, wie jedes Land, das auf seine Ehre hält, darf sich von dem einmal als recht Erkannten durch solche Rücksichten nicht abschrecken lassen. Von der angezogenen Protestation amerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton weiß ich bloß aus den Zeitungen, Capitän Elliot hat uns keine Abschrift davon übermacht. Hingegen haben Sie hier ein Memorial, das mit China handelnde amerikanische Kaufleute an den Congreß in Washington gerichtet haben, und worin sie, unter Auseinandersetzung der jüngsten Vorgänge in Canton, ausdrücklich anempfehlen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit Großbritannien zusammenwirken möge, um die Handelsverhältnisse zu China auf einen sichern und ehrenhaften Fuß zu stellen. Die Unterzeichner des Memorials erklären das Benehmen der chinesischen Behörden gegen die englischen Kaufleute für wenig besser als Raub, und sprechen die Ansicht aus, daß das Erscheinen einer brittisch-amerikanisch-französischen Flotte an der Küste von China das beste Mittel seyn würde, den Chinesen einige Begriffe des Völkerrechts beizubringen. (Hört, hört!) Die öffentliche Meinung in England, noch einmal sey es gesagt, billigt das Verfahren der Regierung gegenüber von China. Ich habe dafür die beste Autorität
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