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Allgemeine Zeitung. Nr. 114. Augsburg, 23. April 1840.

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es bildet sich hier ein neues, zahlreiches, intelligentes Geschlecht, welches von der Vorsehung dazu bestimmt scheint, einst dieselbe Rolle in Asien zu spielen, welche den Nordamerikanern in der neuen Welt zugetheilt ward. Die an edeln Metallen und Früchten aller Art so reichen Inseln des östlichen Archipelagus sind theilweise, wie Java, Bali und die Molucken, schon ganz unter der Botmäßigkeit der Europäer, und auch die andern, welche wie Sumatra, Borneo und Celebes bis jetzt ihre Freiheit erretteten, werden in der nächsten Zukunft der Herrschaft der Holländer oder Engländer, der zwei rivalisirenden, mit dem bittersten Hasse gegenseitig sich verfolgenden Mächte, in diesen Meeren sich fügen müssen. Die Bedeutung der südöstlich von China und Japan gelegenen Inseln und Inselgruppen steigt demnach mit jedem Jahr, und auch die Wallfischfänger, welche in diesen verhältnißmäßig noch wenig besuchten Breiten, wie an den Küsten Japans, gute Beute machen, werden immer zahlreicher in diesen Gegenden der Erde. China und Japan, bereits im Norden und Nordwesten von den europäischen Besitzungen umgeben, sollen nun auch in den nächsten Jahrzehnten im Süden und Südosten von der abendländischen Herrschaft umschlossen werden. Diese in Hochmuth und Aberwitz versunkenen Staaten scheinen aber hievon auch nicht die leiseste Ahnung zu haben. Während Alles um sie herum sich regt, bewegt und anders gestaltet, bleiben sie festgewurzelt stehen in der alten beschränkten Art und glauben so thörichterweise, weil sie nicht vorwärts schreiten, der Weltbewegung einen Hemmschuh anzulegen. Es wird aber die Zeit nicht lange auf sich warten lassen, wo man von Nord und Süd, von Ost und West über diese Exclusiven, im strengsten Sinne des Worts, herstürzen und die Widerstrebenden schonungslos erdrücken wird. Es will die Gottheit eine freie Bewegung, eine gegenseitig ungehinderte Verbindung der Menschen untereinander; deßhalb die Mannichfaltigkeit der Gaben des Geistes und der natürlichen Erzeugnisse der verschiedenen Erdgegenden. Es soll immer Einer des Andern bedürfen, es theile ein jeder seinen Ueberfluß mit dem darbenden Nachbar. Deßhalb werden alle diejenigen Staaten, welche es wagen diesem Naturgesetze in jeglicher Weise zu widerstreben und einen größern oder kleinern Theil der Menschheit ganz von seinen Brüdern entfernt zu halten: sie alle werden früher oder später zu Grunde gehen. Die gewaltsam zurückgehaltenen Wellen werden sich schäumend und brausend in das Meer der Weltgeschichte stürzen.

Das Reich Japan besteht aus drei großen Inseln, Nipon, Kiu siu und Sikok oder Sonnenaufgang, neun Provinzen und vier Reiche genannt, überdieß aus einer Menge kleiner Eilande und Felsen, deren Anzahl nach japanischen Angaben dreitausendachthundertundfünfzig beträgt. Es werden von diesen gewöhnlich aber nur zwölf, ihrer Wichtigkeit wegen, namentlich aufgeführt. Es gehören überdieß zu diesem Reiche noch mehrere auswärtige Besitzungen, die theils wirklich den Japanern unterworfen sind, wie der südlichste Theil von Jeso, die südlichsten Kurilen, Kunasiri (Kunaschir), Tschikotan, Jetorop und Urup, theils auch bloß von dem japanischen Stolze zu der Herrschaft der Dairi gerechnet werden. Es sind dieß die östlich von Nipon gelegenen Mo nin Inseln, der südliche Theil der Insel Tarakai oder Krafto, von den Japanern auch Kita oder das nördliche Jeso genannt, Tai wan und die Lieou kieou, welche letztere Inseln aber seit dem Jahr 1637, wo allen Fremden, Holländer und Chinesen allein ausgenommen, der Zutritt in Japan untersagt wurde, freiwillig aufgegeben wurden. Die ganze Inselgruppe der Lieou kieou und der größere Theil von Tai wan erkennt jetzt die Oberherrlichkeit der Chinesen. Die Mo nin sind bereits im Jahr 1828 von den Engländern, welche von den Sandwichsinseln dahin kamen, in Besitz genommen worden. Es befanden sich im Jahr 1834 sechsundzwanzig Engländer und Portugiesen daselbst, nebst mehreren Einwohnern der Sandwichsgruppe, deren Niederlassung, Port St. Georg oder Lloyd genannt, nach den Beobachtungen des englischen Seefahrers Beechey, 27° 6' 30'' nördlicher Breite und 142° 16' östlicher Länge von Greenwich liegt. Die Wallfischfänger der benachbarten Meere, die früher gewöhnlich, wenn ihre günstige Jahreszeit vorüber war, nach einer Insel der Ladronen oder einer der zahlreichen Gruppen der Südsee gingen, segeln jetzt großentheils nach dem trefflichen Hafen St. Georg, wo sie Nahrungsmittel in Fülle und um sehr billigen Preis erhalten können. Diese jetzt mit Unrecht sogenannten unbewohnten Inseln werden bald ein wichtiger Punkt werden für den Fischfang, wie für die Marine Großbritanniens. Die bei dem Handel des östlichen Asiens betheiligten Kaufherren Englands wünschen überdieß schon seit langerer Zeit den Besitz der Lieou kieou und Formosas, um von hier aus ihren Verkehr mit China ungestörter betreiben, und bei einer passenden Gelegenheit vielleicht auch den Zutritt in Japan erzwingen zu können. Der Krieg zwischen England und China hat neuerdings die Aufmerksamkeit der Seefahrer anf diese herrlichen Inseln gelenkt, und wir zweifeln nicht, daß sie nächstens hier landen und im Namen der Königin der Meere davon Besitz nehmen werden. Eine Gruppe Tscheou schan oder Tschusan, fälschlich Tschunan genannt, hat ja der englische Courier schon ausdrücklich bezeichnet.

Die Eroberung Formosa's, wo Holländer und Engländer im siebzehnten Jahrhundert bekanntlich mehrere Factoreien und Castelle errichtet hatten, kam bereits zur Zeit, als Java unter der Herrschaft Großbritanniens stand, ernstlich zur Sprache. Gegen dieses fruchtbare Land werden wohl auch die ersten Unternehmungen der englischen Marine gerichtet seyn. "Der Besitz Formosa's und der Pescadoren oder Fischerinseln," hieß es in der Eingabe an die ostindische Compagnie, von einem ihrer Beamten auf Java, "der Besitz dieser Inselgruppen würde den ganzen Handel mit China in unsere Hände bringen. Haben wir uns einmal hier festgesetzt, so würden wir trotz aller Anstrengungen China's uns behaupten können, da Formosa, als Insel, vor allen feindlichen Versuchen leicht gesichert werden kann. Der Besitz dieser Insel ist uns um so wünschenswerther und wichtiger, als für China der Handel und Verkehr mit ihr unumgänglich nothwendig ist; denn zweien Provinzen dieses Reiches liefert sie den größten Theil ihrer Lebensmittel. Ueberdieß liegt sie nur dreißig Meilen entfernt von der Küste des Kreises Fo kien, von wo aus der ganze Handel China's mit den fremden Völkern, der mit den Europäern allein ausgenommen, so wie der größte Theil der Küstenschifffahrt dieses Reiches betrieben wird. Als Herren von Formosa würden wir daher, entweder unmittelbar oder mittelbar, auch einen großen Theil des Handels mit Japan, Korea, Tongking, Cochinchina, Siam und den Inseln des indischen Archipels in unsere Hände bekommen; und da die entschieden günstige Lage der Insel für den Handel mit China uns in den Stand setzen würde, unsere Waaren billiger verkaufen zu können, so würden wir folglich für dieselben einen größern Absatz uns eröffnen, und auf gleiche Weise um niedrigern Preis den Thee und alle andern, aus China bezogenen Waaren ankaufen können. Daß es keineswegs übertrieben sey, solche Hoffnungen für die Zukunft zu hegen, dieß zeigt schon das glückliche Resultat, welches der Handel der Holländer auf dieser Insel lieferte, wiewohl er durch ein strenges Monopol gelähmt war und im Ganzen nur eine Dauer von dreißig Jahren hatte. Denn gewiß gibt es auf der ganzen Welt keinen Ort, der denen, die ihn besitzen, ein so weites, so wichtiges Feld für Handelsunternehmungen eröffnete. Außerdem hat Formosa aber noch so viele andere Vorzüge, daß es kaum begreiflich ist, wie es kommen konnte, daß wir bisher noch nicht

es bildet sich hier ein neues, zahlreiches, intelligentes Geschlecht, welches von der Vorsehung dazu bestimmt scheint, einst dieselbe Rolle in Asien zu spielen, welche den Nordamerikanern in der neuen Welt zugetheilt ward. Die an edeln Metallen und Früchten aller Art so reichen Inseln des östlichen Archipelagus sind theilweise, wie Java, Bali und die Molucken, schon ganz unter der Botmäßigkeit der Europäer, und auch die andern, welche wie Sumatra, Borneo und Celebes bis jetzt ihre Freiheit erretteten, werden in der nächsten Zukunft der Herrschaft der Holländer oder Engländer, der zwei rivalisirenden, mit dem bittersten Hasse gegenseitig sich verfolgenden Mächte, in diesen Meeren sich fügen müssen. Die Bedeutung der südöstlich von China und Japan gelegenen Inseln und Inselgruppen steigt demnach mit jedem Jahr, und auch die Wallfischfänger, welche in diesen verhältnißmäßig noch wenig besuchten Breiten, wie an den Küsten Japans, gute Beute machen, werden immer zahlreicher in diesen Gegenden der Erde. China und Japan, bereits im Norden und Nordwesten von den europäischen Besitzungen umgeben, sollen nun auch in den nächsten Jahrzehnten im Süden und Südosten von der abendländischen Herrschaft umschlossen werden. Diese in Hochmuth und Aberwitz versunkenen Staaten scheinen aber hievon auch nicht die leiseste Ahnung zu haben. Während Alles um sie herum sich regt, bewegt und anders gestaltet, bleiben sie festgewurzelt stehen in der alten beschränkten Art und glauben so thörichterweise, weil sie nicht vorwärts schreiten, der Weltbewegung einen Hemmschuh anzulegen. Es wird aber die Zeit nicht lange auf sich warten lassen, wo man von Nord und Süd, von Ost und West über diese Exclusiven, im strengsten Sinne des Worts, herstürzen und die Widerstrebenden schonungslos erdrücken wird. Es will die Gottheit eine freie Bewegung, eine gegenseitig ungehinderte Verbindung der Menschen untereinander; deßhalb die Mannichfaltigkeit der Gaben des Geistes und der natürlichen Erzeugnisse der verschiedenen Erdgegenden. Es soll immer Einer des Andern bedürfen, es theile ein jeder seinen Ueberfluß mit dem darbenden Nachbar. Deßhalb werden alle diejenigen Staaten, welche es wagen diesem Naturgesetze in jeglicher Weise zu widerstreben und einen größern oder kleinern Theil der Menschheit ganz von seinen Brüdern entfernt zu halten: sie alle werden früher oder später zu Grunde gehen. Die gewaltsam zurückgehaltenen Wellen werden sich schäumend und brausend in das Meer der Weltgeschichte stürzen.

Das Reich Japan besteht aus drei großen Inseln, Nipon, Kiu siu und Sikok oder Sonnenaufgang, neun Provinzen und vier Reiche genannt, überdieß aus einer Menge kleiner Eilande und Felsen, deren Anzahl nach japanischen Angaben dreitausendachthundertundfünfzig beträgt. Es werden von diesen gewöhnlich aber nur zwölf, ihrer Wichtigkeit wegen, namentlich aufgeführt. Es gehören überdieß zu diesem Reiche noch mehrere auswärtige Besitzungen, die theils wirklich den Japanern unterworfen sind, wie der südlichste Theil von Jeso, die südlichsten Kurilen, Kunasiri (Kunaschir), Tschikotan, Jetorop und Urup, theils auch bloß von dem japanischen Stolze zu der Herrschaft der Dairi gerechnet werden. Es sind dieß die östlich von Nipon gelegenen Mo nin Inseln, der südliche Theil der Insel Tarakai oder Krafto, von den Japanern auch Kita oder das nördliche Jeso genannt, Tai wan und die Lieou kieou, welche letztere Inseln aber seit dem Jahr 1637, wo allen Fremden, Holländer und Chinesen allein ausgenommen, der Zutritt in Japan untersagt wurde, freiwillig aufgegeben wurden. Die ganze Inselgruppe der Lieou kieou und der größere Theil von Tai wan erkennt jetzt die Oberherrlichkeit der Chinesen. Die Mo nin sind bereits im Jahr 1828 von den Engländern, welche von den Sandwichsinseln dahin kamen, in Besitz genommen worden. Es befanden sich im Jahr 1834 sechsundzwanzig Engländer und Portugiesen daselbst, nebst mehreren Einwohnern der Sandwichsgruppe, deren Niederlassung, Port St. Georg oder Lloyd genannt, nach den Beobachtungen des englischen Seefahrers Beechey, 27° 6' 30'' nördlicher Breite und 142° 16' östlicher Länge von Greenwich liegt. Die Wallfischfänger der benachbarten Meere, die früher gewöhnlich, wenn ihre günstige Jahreszeit vorüber war, nach einer Insel der Ladronen oder einer der zahlreichen Gruppen der Südsee gingen, segeln jetzt großentheils nach dem trefflichen Hafen St. Georg, wo sie Nahrungsmittel in Fülle und um sehr billigen Preis erhalten können. Diese jetzt mit Unrecht sogenannten unbewohnten Inseln werden bald ein wichtiger Punkt werden für den Fischfang, wie für die Marine Großbritanniens. Die bei dem Handel des östlichen Asiens betheiligten Kaufherren Englands wünschen überdieß schon seit langerer Zeit den Besitz der Lieou kieou und Formosas, um von hier aus ihren Verkehr mit China ungestörter betreiben, und bei einer passenden Gelegenheit vielleicht auch den Zutritt in Japan erzwingen zu können. Der Krieg zwischen England und China hat neuerdings die Aufmerksamkeit der Seefahrer anf diese herrlichen Inseln gelenkt, und wir zweifeln nicht, daß sie nächstens hier landen und im Namen der Königin der Meere davon Besitz nehmen werden. Eine Gruppe Tscheou schan oder Tschusan, fälschlich Tschunan genannt, hat ja der englische Courier schon ausdrücklich bezeichnet.

Die Eroberung Formosa's, wo Holländer und Engländer im siebzehnten Jahrhundert bekanntlich mehrere Factoreien und Castelle errichtet hatten, kam bereits zur Zeit, als Java unter der Herrschaft Großbritanniens stand, ernstlich zur Sprache. Gegen dieses fruchtbare Land werden wohl auch die ersten Unternehmungen der englischen Marine gerichtet seyn. „Der Besitz Formosa's und der Pescadoren oder Fischerinseln,“ hieß es in der Eingabe an die ostindische Compagnie, von einem ihrer Beamten auf Java, „der Besitz dieser Inselgruppen würde den ganzen Handel mit China in unsere Hände bringen. Haben wir uns einmal hier festgesetzt, so würden wir trotz aller Anstrengungen China's uns behaupten können, da Formosa, als Insel, vor allen feindlichen Versuchen leicht gesichert werden kann. Der Besitz dieser Insel ist uns um so wünschenswerther und wichtiger, als für China der Handel und Verkehr mit ihr unumgänglich nothwendig ist; denn zweien Provinzen dieses Reiches liefert sie den größten Theil ihrer Lebensmittel. Ueberdieß liegt sie nur dreißig Meilen entfernt von der Küste des Kreises Fo kien, von wo aus der ganze Handel China's mit den fremden Völkern, der mit den Europäern allein ausgenommen, so wie der größte Theil der Küstenschifffahrt dieses Reiches betrieben wird. Als Herren von Formosa würden wir daher, entweder unmittelbar oder mittelbar, auch einen großen Theil des Handels mit Japan, Korea, Tongking, Cochinchina, Siam und den Inseln des indischen Archipels in unsere Hände bekommen; und da die entschieden günstige Lage der Insel für den Handel mit China uns in den Stand setzen würde, unsere Waaren billiger verkaufen zu können, so würden wir folglich für dieselben einen größern Absatz uns eröffnen, und auf gleiche Weise um niedrigern Preis den Thee und alle andern, aus China bezogenen Waaren ankaufen können. Daß es keineswegs übertrieben sey, solche Hoffnungen für die Zukunft zu hegen, dieß zeigt schon das glückliche Resultat, welches der Handel der Holländer auf dieser Insel lieferte, wiewohl er durch ein strenges Monopol gelähmt war und im Ganzen nur eine Dauer von dreißig Jahren hatte. Denn gewiß gibt es auf der ganzen Welt keinen Ort, der denen, die ihn besitzen, ein so weites, so wichtiges Feld für Handelsunternehmungen eröffnete. Außerdem hat Formosa aber noch so viele andere Vorzüge, daß es kaum begreiflich ist, wie es kommen konnte, daß wir bisher noch nicht

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[0906/0010] es bildet sich hier ein neues, zahlreiches, intelligentes Geschlecht, welches von der Vorsehung dazu bestimmt scheint, einst dieselbe Rolle in Asien zu spielen, welche den Nordamerikanern in der neuen Welt zugetheilt ward. Die an edeln Metallen und Früchten aller Art so reichen Inseln des östlichen Archipelagus sind theilweise, wie Java, Bali und die Molucken, schon ganz unter der Botmäßigkeit der Europäer, und auch die andern, welche wie Sumatra, Borneo und Celebes bis jetzt ihre Freiheit erretteten, werden in der nächsten Zukunft der Herrschaft der Holländer oder Engländer, der zwei rivalisirenden, mit dem bittersten Hasse gegenseitig sich verfolgenden Mächte, in diesen Meeren sich fügen müssen. Die Bedeutung der südöstlich von China und Japan gelegenen Inseln und Inselgruppen steigt demnach mit jedem Jahr, und auch die Wallfischfänger, welche in diesen verhältnißmäßig noch wenig besuchten Breiten, wie an den Küsten Japans, gute Beute machen, werden immer zahlreicher in diesen Gegenden der Erde. China und Japan, bereits im Norden und Nordwesten von den europäischen Besitzungen umgeben, sollen nun auch in den nächsten Jahrzehnten im Süden und Südosten von der abendländischen Herrschaft umschlossen werden. Diese in Hochmuth und Aberwitz versunkenen Staaten scheinen aber hievon auch nicht die leiseste Ahnung zu haben. Während Alles um sie herum sich regt, bewegt und anders gestaltet, bleiben sie festgewurzelt stehen in der alten beschränkten Art und glauben so thörichterweise, weil sie nicht vorwärts schreiten, der Weltbewegung einen Hemmschuh anzulegen. Es wird aber die Zeit nicht lange auf sich warten lassen, wo man von Nord und Süd, von Ost und West über diese Exclusiven, im strengsten Sinne des Worts, herstürzen und die Widerstrebenden schonungslos erdrücken wird. Es will die Gottheit eine freie Bewegung, eine gegenseitig ungehinderte Verbindung der Menschen untereinander; deßhalb die Mannichfaltigkeit der Gaben des Geistes und der natürlichen Erzeugnisse der verschiedenen Erdgegenden. Es soll immer Einer des Andern bedürfen, es theile ein jeder seinen Ueberfluß mit dem darbenden Nachbar. Deßhalb werden alle diejenigen Staaten, welche es wagen diesem Naturgesetze in jeglicher Weise zu widerstreben und einen größern oder kleinern Theil der Menschheit ganz von seinen Brüdern entfernt zu halten: sie alle werden früher oder später zu Grunde gehen. Die gewaltsam zurückgehaltenen Wellen werden sich schäumend und brausend in das Meer der Weltgeschichte stürzen. Das Reich Japan besteht aus drei großen Inseln, Nipon, Kiu siu und Sikok oder Sonnenaufgang, neun Provinzen und vier Reiche genannt, überdieß aus einer Menge kleiner Eilande und Felsen, deren Anzahl nach japanischen Angaben dreitausendachthundertundfünfzig beträgt. Es werden von diesen gewöhnlich aber nur zwölf, ihrer Wichtigkeit wegen, namentlich aufgeführt. Es gehören überdieß zu diesem Reiche noch mehrere auswärtige Besitzungen, die theils wirklich den Japanern unterworfen sind, wie der südlichste Theil von Jeso, die südlichsten Kurilen, Kunasiri (Kunaschir), Tschikotan, Jetorop und Urup, theils auch bloß von dem japanischen Stolze zu der Herrschaft der Dairi gerechnet werden. Es sind dieß die östlich von Nipon gelegenen Mo nin Inseln, der südliche Theil der Insel Tarakai oder Krafto, von den Japanern auch Kita oder das nördliche Jeso genannt, Tai wan und die Lieou kieou, welche letztere Inseln aber seit dem Jahr 1637, wo allen Fremden, Holländer und Chinesen allein ausgenommen, der Zutritt in Japan untersagt wurde, freiwillig aufgegeben wurden. Die ganze Inselgruppe der Lieou kieou und der größere Theil von Tai wan erkennt jetzt die Oberherrlichkeit der Chinesen. Die Mo nin sind bereits im Jahr 1828 von den Engländern, welche von den Sandwichsinseln dahin kamen, in Besitz genommen worden. Es befanden sich im Jahr 1834 sechsundzwanzig Engländer und Portugiesen daselbst, nebst mehreren Einwohnern der Sandwichsgruppe, deren Niederlassung, Port St. Georg oder Lloyd genannt, nach den Beobachtungen des englischen Seefahrers Beechey, 27° 6' 30'' nördlicher Breite und 142° 16' östlicher Länge von Greenwich liegt. Die Wallfischfänger der benachbarten Meere, die früher gewöhnlich, wenn ihre günstige Jahreszeit vorüber war, nach einer Insel der Ladronen oder einer der zahlreichen Gruppen der Südsee gingen, segeln jetzt großentheils nach dem trefflichen Hafen St. Georg, wo sie Nahrungsmittel in Fülle und um sehr billigen Preis erhalten können. Diese jetzt mit Unrecht sogenannten unbewohnten Inseln werden bald ein wichtiger Punkt werden für den Fischfang, wie für die Marine Großbritanniens. Die bei dem Handel des östlichen Asiens betheiligten Kaufherren Englands wünschen überdieß schon seit langerer Zeit den Besitz der Lieou kieou und Formosas, um von hier aus ihren Verkehr mit China ungestörter betreiben, und bei einer passenden Gelegenheit vielleicht auch den Zutritt in Japan erzwingen zu können. Der Krieg zwischen England und China hat neuerdings die Aufmerksamkeit der Seefahrer anf diese herrlichen Inseln gelenkt, und wir zweifeln nicht, daß sie nächstens hier landen und im Namen der Königin der Meere davon Besitz nehmen werden. Eine Gruppe Tscheou schan oder Tschusan, fälschlich Tschunan genannt, hat ja der englische Courier schon ausdrücklich bezeichnet. Die Eroberung Formosa's, wo Holländer und Engländer im siebzehnten Jahrhundert bekanntlich mehrere Factoreien und Castelle errichtet hatten, kam bereits zur Zeit, als Java unter der Herrschaft Großbritanniens stand, ernstlich zur Sprache. Gegen dieses fruchtbare Land werden wohl auch die ersten Unternehmungen der englischen Marine gerichtet seyn. „Der Besitz Formosa's und der Pescadoren oder Fischerinseln,“ hieß es in der Eingabe an die ostindische Compagnie, von einem ihrer Beamten auf Java, „der Besitz dieser Inselgruppen würde den ganzen Handel mit China in unsere Hände bringen. Haben wir uns einmal hier festgesetzt, so würden wir trotz aller Anstrengungen China's uns behaupten können, da Formosa, als Insel, vor allen feindlichen Versuchen leicht gesichert werden kann. Der Besitz dieser Insel ist uns um so wünschenswerther und wichtiger, als für China der Handel und Verkehr mit ihr unumgänglich nothwendig ist; denn zweien Provinzen dieses Reiches liefert sie den größten Theil ihrer Lebensmittel. Ueberdieß liegt sie nur dreißig Meilen entfernt von der Küste des Kreises Fo kien, von wo aus der ganze Handel China's mit den fremden Völkern, der mit den Europäern allein ausgenommen, so wie der größte Theil der Küstenschifffahrt dieses Reiches betrieben wird. Als Herren von Formosa würden wir daher, entweder unmittelbar oder mittelbar, auch einen großen Theil des Handels mit Japan, Korea, Tongking, Cochinchina, Siam und den Inseln des indischen Archipels in unsere Hände bekommen; und da die entschieden günstige Lage der Insel für den Handel mit China uns in den Stand setzen würde, unsere Waaren billiger verkaufen zu können, so würden wir folglich für dieselben einen größern Absatz uns eröffnen, und auf gleiche Weise um niedrigern Preis den Thee und alle andern, aus China bezogenen Waaren ankaufen können. Daß es keineswegs übertrieben sey, solche Hoffnungen für die Zukunft zu hegen, dieß zeigt schon das glückliche Resultat, welches der Handel der Holländer auf dieser Insel lieferte, wiewohl er durch ein strenges Monopol gelähmt war und im Ganzen nur eine Dauer von dreißig Jahren hatte. Denn gewiß gibt es auf der ganzen Welt keinen Ort, der denen, die ihn besitzen, ein so weites, so wichtiges Feld für Handelsunternehmungen eröffnete. Außerdem hat Formosa aber noch so viele andere Vorzüge, daß es kaum begreiflich ist, wie es kommen konnte, daß wir bisher noch nicht

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 114. Augsburg, 23. April 1840, S. 0906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_114_18400423/10>, abgerufen am 03.12.2024.