Allgemeine Zeitung. Nr. 114. Augsburg, 23. April 1840.unser Augenmerk hieher gerichtet haben. Als Insel ist es, so lange wir uns in der Herrschaft des Meeres behaupten, gegen alle Angriffe von außen geschützt. Ferner ist hier der Boden sehr fruchtbar und ergiebig, aber noch nicht gehörig cultivirt; die Bevölkerung, weit entfernt daß sie so übermäßig sey, wie in China, ist nicht einmal hinreichend zur Cultivirung des Bodens. Formosa wäre daher der schicklichste Ort für die Gründung einer englischen Colonie, welche, bei solchen günstigen Umständen, ohne Zweifel bald blühend werden und den Besitz der Insel auf ewige Zeiten uns sichern würde. Die Chinesen, welche in Batavia wohnen, versichern mich, daß eine geringe Anzahl europäischer Truppen mit leichter Mühe Formosa's sich bemächtigen könnte, und einer meinte sogar, dreitausend Mann wären hinreichend. Sicherlich aber wären nicht mehr als fünftausend Mann nöthig, um diese Eroberung zu bewerkstelligen und um sie selbst in den schwierigsten Zeiten gegen alle Angriffe von außen zu behaupten. Die Holländer unterhielten in Friedenszeiten hier nur einige hundert Soldaten; als sie später den Versuch machten, die Insel wiederum zu erobern, hatten sie deren nicht mehr als zwölfhundert. Ein so geringes Corps ward also damals zur Eroberung der Insel für hinlänglich erachtet! Seit dieser Zeit hat zwar der Reichthum und die Bevölkerung der Insel bedeutend zugenommen, in Betreff der intensiven Stärke derselben ist dieß aber sicherlich nicht der Fall." Die Pescadores und Formosa bilden eigentlich nur eine einzige Gruppe, die in administrativer Beziehung von dem Kreise Fo kien abhängt. Von Pong hu aus, der größten Insel der Pescadores, welche dem ganzen, aus sechsunddreißig unfruchtbaren, sandigen Eilanden bestehenden Archipel den Namen gibt (23° 24' 48'' nördl. Br., 3° 1' 0'' östl. Länge von Peking), sieht man fern am Horizont Formosa liegen; ja, es wird berichtet, daß man hier es selbst unterscheiden könne, wenn zu Tschu lo hien (23° 27' 36'' nördl. Br., 3° 44' 0'' östl. Länge von Peking) auf Formosa der Rauch aufsteigt. Die Herren Formosa's werden deßhalb immer, wie dieß ehemals die Holländer gethan haben, sich bestreben, auch der Pong hu Meister zu werden. Die Holländer erbauten nämlich auf diesen Fischerinseln eine Festung, welche nach dem Verlust Formosa's freiwillig aufgegeben wurde. Der Ort ist heutigen Tags noch vorhanden, und heißt auf den chinesischen Karten Hong mao kieou tsching, d. h. die alte Stadt der Roth- oder Blondhaarigen, eine bekannte schimpfliche Benennung der Holländer, der Deutschen und Engländer im Reiche der Mitte. Diese Fischerinseln bilden übrigens einen Regierungsbezirk dritten Ranges, und auf der größten derselben befindet sich ein Fort mit einer starken Garnison versehen. Tai wan war den Chinesen seit den frühesten Zeiten ihrer Geschichte unter mancherlei Namen bekannt; erst in dem 15ten Jahrhundert erhielt die Insel ihren jetzigen Namen, welcher eine von Hügeln umgebene Bucht bedeutet. Die ursprünglichen Einwohner der Insel gehören zur malayischen Race; ihre Sprache ist mit dem Tagala der benachbarten Philippinen innig verwandt. Das männliche Geschlecht ist von ungewöhnlicher Größe, stark von Leib und Gliedmaßen und schwarzbrauner Farbe. Die Frauen hingegen sind klein von Gestalt, stark und fett und braungelben Teints. Es ist dieß ein treu- und gutherzig Volk, sagen unsere holländischen Berichterstatter, nicht geneigt zum Rauben und Stehlen, aber unversöhnlichen Sinnes, wenn eine Fehde ausgebrochen ist. Die Köpfe, Arme und Beine der erschlagenen Feinde werden wie Kostbarkeiten aufbewahrt und zum Ruhme der Ahnen von Geschlecht auf Geschlecht vererbt. Man findet unter diesen Autochthonen eine Art Gottesverehrung und eine Menge religiöser Ceremonien, ähnlich denen auf den Inseln der Südsee und der Tongagruppe. Sie nennen ihr Land Pakkang oder Pakkande - ein Wort ungewisser Bedeutung. Der Name Formosa, unter welchem, seit dem sechzehnten Jahrhundert, die ganze Gruppe in Europa bekannt ist, rührt von den Spaniern her. Als diese nämlich auf dem äußersten nördlichen Vorgebirge der Insel das Castell Ki long (25° 16' 48'' nördl. Br. 5° 9' 30'' östl. Länge von Peking) erbauten, gaben sie der ganzen Gruppe, wegen der Fruchtbarkeit ihrer Auen und der Anmuth des Landes, den Namen Hermosa. Es erstreckt sich diese Insel vom 25° 16' bis zum 21° 53' nördl. Br., und vom 120° 25' bis wahrscheinlich zum 122° 40' östl. Länge von Greenwich. Wir sagen wahrscheinlich, denn das östliche Ende der Gruppe ist niemals von europäischen Seefahrern untersucht und aufgenommen worden, weßhalb die Gränze gen Osten noch unsicher ist und nur nach alten Karten, aus den Zeiten der Herrschaft der Holländer stammend, angegeben werden kann. Die Insel wird vermittelst einer Gebirgskette, die sich in gerader Richtung von Norden nach Süden mitten durch das Land zieht, beinahe in zwei gleiche Theile getheilt, welche von den Chinesen das Land vor und hinter dem Gebirge, oder das östliche und westliche genannt werden. Obgleich die Chinesen schon seit dem Jahr 1683 sich hier festgesetzt haben, so konnten sie bis jetzt doch nicht des östlichen Theiles der Insel Meister werden. In den Gebirgen gen Osten, sagt der Schotte David Wright, welcher mehrere Jahre auf Formosa lebte, sind einige tausend selbstständige Herrschaften, die sich gegenseitig unaufhörlich bekriegen. Es ist dieß eine Folge der unglückseligen Klansregierung, welche allenthalben, wo sie stattfand und stattfindet auf Erden, unaufhörliche Fehden und Zerrüttungen zur Folge hatte. Hier in den Gebirgen und jenseits in der östlichen Ebene wohnen noch die Eingebornen in selbstständiger Weise unter mehreren angestammten oder durch Wahl bestimmten Fürsten, welche gegen die fremden Eindringlinge, die Chinesen, den bittersten Haß hegen. Obgleich sie unter sich, wie gesagt, in unaufhörlichen Fehden leben, so würden sich diese Fürsten doch sicherlich gern mit jeder auswärtigen Macht verbinden, um die Bewohner der Mitte von der Insel zu vertreiben. - Die Chinesen theilen ihre Besitzungen auf Tai wan in fünf Regierungsbezirke dritten Ranges (Hien), die sämmtlich von Tai wan fu, der Hauptstadt der Insel, abhängen. Diese ist, wie von einem neuern Reisenden berichtet wird, in der regelmäßigen Weise chinesischer Städte auf dem Continent erbaut, sehr volkreich, und betreibt einen bedeutenden Handel mit den südöstlichen Kreisen des chinesischen Reichs. Die fünf Bezirke sind: Tschu lo, aus einer Stadt, aus 5 chinesischen und 33 Dörfern der Eingebornen bestehend; Tan tschup, mit einer Stadt, 72 Dörfern und 132 Maierhöfen; dann Ki long tschai im nördlichen Theile; Tschang hoa im Mittelpunkte, und Tong schan auf der Südspitze der Insel. Es befanden sich im 17ten Jahrhundert, auf den verschiedenen Seiten der Insel, mehrere vortreffliche Häfen, welche aber nach den neuesten Nachrichten gänzlich versandet und nur für kleinere Schiffe zugänglich sind. Diesem Uebelstande würde aber, wenn Formosa unter die Herrschaft Englands käme, alsbald abgeholfen werden können. Diesseits und jenseits des an Gold und Silber reichen Gebirges, das aber niemals zu diesem Endzweck bearbeitet wurde, erstrecken sich blühende Thäler und fette, fruchtreiche Ebenen, wo alle Südfrüchte in üppiger Fülle glänzen: Orangen, Bananen, Melonen und Cocosnüsse. Man findet daselbst überdieß Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben, Feigen, Castanien und Granaten. Hier wird auch Tabak, Ingwer, Zucker, Weizen, Gerste und Reis in Masse gewonnen, und davon jährlich viele Schiffsladungen nach dem benachbarten, wenig fruchtbaren Kreis Fo kien verführt. Wie ehemals Sicilien die Kornkammer war für Rom, so ist es jetzt Tai wan für mehrere südliche Gegenden unser Augenmerk hieher gerichtet haben. Als Insel ist es, so lange wir uns in der Herrschaft des Meeres behaupten, gegen alle Angriffe von außen geschützt. Ferner ist hier der Boden sehr fruchtbar und ergiebig, aber noch nicht gehörig cultivirt; die Bevölkerung, weit entfernt daß sie so übermäßig sey, wie in China, ist nicht einmal hinreichend zur Cultivirung des Bodens. Formosa wäre daher der schicklichste Ort für die Gründung einer englischen Colonie, welche, bei solchen günstigen Umständen, ohne Zweifel bald blühend werden und den Besitz der Insel auf ewige Zeiten uns sichern würde. Die Chinesen, welche in Batavia wohnen, versichern mich, daß eine geringe Anzahl europäischer Truppen mit leichter Mühe Formosa's sich bemächtigen könnte, und einer meinte sogar, dreitausend Mann wären hinreichend. Sicherlich aber wären nicht mehr als fünftausend Mann nöthig, um diese Eroberung zu bewerkstelligen und um sie selbst in den schwierigsten Zeiten gegen alle Angriffe von außen zu behaupten. Die Holländer unterhielten in Friedenszeiten hier nur einige hundert Soldaten; als sie später den Versuch machten, die Insel wiederum zu erobern, hatten sie deren nicht mehr als zwölfhundert. Ein so geringes Corps ward also damals zur Eroberung der Insel für hinlänglich erachtet! Seit dieser Zeit hat zwar der Reichthum und die Bevölkerung der Insel bedeutend zugenommen, in Betreff der intensiven Stärke derselben ist dieß aber sicherlich nicht der Fall.“ Die Pescadores und Formosa bilden eigentlich nur eine einzige Gruppe, die in administrativer Beziehung von dem Kreise Fo kien abhängt. Von Pong hu aus, der größten Insel der Pescadores, welche dem ganzen, aus sechsunddreißig unfruchtbaren, sandigen Eilanden bestehenden Archipel den Namen gibt (23° 24' 48'' nördl. Br., 3° 1' 0'' östl. Länge von Peking), sieht man fern am Horizont Formosa liegen; ja, es wird berichtet, daß man hier es selbst unterscheiden könne, wenn zu Tschu lo hien (23° 27' 36'' nördl. Br., 3° 44' 0'' östl. Länge von Peking) auf Formosa der Rauch aufsteigt. Die Herren Formosa's werden deßhalb immer, wie dieß ehemals die Holländer gethan haben, sich bestreben, auch der Pong hu Meister zu werden. Die Holländer erbauten nämlich auf diesen Fischerinseln eine Festung, welche nach dem Verlust Formosa's freiwillig aufgegeben wurde. Der Ort ist heutigen Tags noch vorhanden, und heißt auf den chinesischen Karten Hong mao kieou tsching, d. h. die alte Stadt der Roth- oder Blondhaarigen, eine bekannte schimpfliche Benennung der Holländer, der Deutschen und Engländer im Reiche der Mitte. Diese Fischerinseln bilden übrigens einen Regierungsbezirk dritten Ranges, und auf der größten derselben befindet sich ein Fort mit einer starken Garnison versehen. Tai wan war den Chinesen seit den frühesten Zeiten ihrer Geschichte unter mancherlei Namen bekannt; erst in dem 15ten Jahrhundert erhielt die Insel ihren jetzigen Namen, welcher eine von Hügeln umgebene Bucht bedeutet. Die ursprünglichen Einwohner der Insel gehören zur malayischen Race; ihre Sprache ist mit dem Tagala der benachbarten Philippinen innig verwandt. Das männliche Geschlecht ist von ungewöhnlicher Größe, stark von Leib und Gliedmaßen und schwarzbrauner Farbe. Die Frauen hingegen sind klein von Gestalt, stark und fett und braungelben Teints. Es ist dieß ein treu- und gutherzig Volk, sagen unsere holländischen Berichterstatter, nicht geneigt zum Rauben und Stehlen, aber unversöhnlichen Sinnes, wenn eine Fehde ausgebrochen ist. Die Köpfe, Arme und Beine der erschlagenen Feinde werden wie Kostbarkeiten aufbewahrt und zum Ruhme der Ahnen von Geschlecht auf Geschlecht vererbt. Man findet unter diesen Autochthonen eine Art Gottesverehrung und eine Menge religiöser Ceremonien, ähnlich denen auf den Inseln der Südsee und der Tongagruppe. Sie nennen ihr Land Pakkang oder Pakkande – ein Wort ungewisser Bedeutung. Der Name Formosa, unter welchem, seit dem sechzehnten Jahrhundert, die ganze Gruppe in Europa bekannt ist, rührt von den Spaniern her. Als diese nämlich auf dem äußersten nördlichen Vorgebirge der Insel das Castell Ki long (25° 16' 48'' nördl. Br. 5° 9' 30'' östl. Länge von Peking) erbauten, gaben sie der ganzen Gruppe, wegen der Fruchtbarkeit ihrer Auen und der Anmuth des Landes, den Namen Hermosa. Es erstreckt sich diese Insel vom 25° 16' bis zum 21° 53' nördl. Br., und vom 120° 25' bis wahrscheinlich zum 122° 40' östl. Länge von Greenwich. Wir sagen wahrscheinlich, denn das östliche Ende der Gruppe ist niemals von europäischen Seefahrern untersucht und aufgenommen worden, weßhalb die Gränze gen Osten noch unsicher ist und nur nach alten Karten, aus den Zeiten der Herrschaft der Holländer stammend, angegeben werden kann. Die Insel wird vermittelst einer Gebirgskette, die sich in gerader Richtung von Norden nach Süden mitten durch das Land zieht, beinahe in zwei gleiche Theile getheilt, welche von den Chinesen das Land vor und hinter dem Gebirge, oder das östliche und westliche genannt werden. Obgleich die Chinesen schon seit dem Jahr 1683 sich hier festgesetzt haben, so konnten sie bis jetzt doch nicht des östlichen Theiles der Insel Meister werden. In den Gebirgen gen Osten, sagt der Schotte David Wright, welcher mehrere Jahre auf Formosa lebte, sind einige tausend selbstständige Herrschaften, die sich gegenseitig unaufhörlich bekriegen. Es ist dieß eine Folge der unglückseligen Klansregierung, welche allenthalben, wo sie stattfand und stattfindet auf Erden, unaufhörliche Fehden und Zerrüttungen zur Folge hatte. Hier in den Gebirgen und jenseits in der östlichen Ebene wohnen noch die Eingebornen in selbstständiger Weise unter mehreren angestammten oder durch Wahl bestimmten Fürsten, welche gegen die fremden Eindringlinge, die Chinesen, den bittersten Haß hegen. Obgleich sie unter sich, wie gesagt, in unaufhörlichen Fehden leben, so würden sich diese Fürsten doch sicherlich gern mit jeder auswärtigen Macht verbinden, um die Bewohner der Mitte von der Insel zu vertreiben. – Die Chinesen theilen ihre Besitzungen auf Tai wan in fünf Regierungsbezirke dritten Ranges (Hien), die sämmtlich von Tai wan fu, der Hauptstadt der Insel, abhängen. Diese ist, wie von einem neuern Reisenden berichtet wird, in der regelmäßigen Weise chinesischer Städte auf dem Continent erbaut, sehr volkreich, und betreibt einen bedeutenden Handel mit den südöstlichen Kreisen des chinesischen Reichs. Die fünf Bezirke sind: Tschu lo, aus einer Stadt, aus 5 chinesischen und 33 Dörfern der Eingebornen bestehend; Tan tschup, mit einer Stadt, 72 Dörfern und 132 Maierhöfen; dann Ki long tschai im nördlichen Theile; Tschang hoa im Mittelpunkte, und Tong schan auf der Südspitze der Insel. Es befanden sich im 17ten Jahrhundert, auf den verschiedenen Seiten der Insel, mehrere vortreffliche Häfen, welche aber nach den neuesten Nachrichten gänzlich versandet und nur für kleinere Schiffe zugänglich sind. Diesem Uebelstande würde aber, wenn Formosa unter die Herrschaft Englands käme, alsbald abgeholfen werden können. Diesseits und jenseits des an Gold und Silber reichen Gebirges, das aber niemals zu diesem Endzweck bearbeitet wurde, erstrecken sich blühende Thäler und fette, fruchtreiche Ebenen, wo alle Südfrüchte in üppiger Fülle glänzen: Orangen, Bananen, Melonen und Cocosnüsse. Man findet daselbst überdieß Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben, Feigen, Castanien und Granaten. Hier wird auch Tabak, Ingwer, Zucker, Weizen, Gerste und Reis in Masse gewonnen, und davon jährlich viele Schiffsladungen nach dem benachbarten, wenig fruchtbaren Kreis Fo kien verführt. Wie ehemals Sicilien die Kornkammer war für Rom, so ist es jetzt Tai wan für mehrere südliche Gegenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="0907"/> unser Augenmerk hieher gerichtet haben. Als Insel ist es, so lange wir uns in der Herrschaft des Meeres behaupten, gegen alle Angriffe von außen geschützt. Ferner ist hier der Boden sehr fruchtbar und ergiebig, aber noch nicht gehörig cultivirt; die Bevölkerung, weit entfernt daß sie so übermäßig sey, wie in China, ist nicht einmal hinreichend zur Cultivirung des Bodens. Formosa wäre daher der schicklichste Ort für die Gründung einer englischen Colonie, welche, bei solchen günstigen Umständen, ohne Zweifel bald blühend werden und den Besitz der Insel auf ewige Zeiten uns sichern würde. Die Chinesen, welche in Batavia wohnen, versichern mich, daß eine geringe Anzahl europäischer Truppen mit leichter Mühe Formosa's sich bemächtigen könnte, und einer meinte sogar, dreitausend Mann wären hinreichend. Sicherlich aber wären nicht mehr als fünftausend Mann nöthig, um diese Eroberung zu bewerkstelligen und um sie selbst in den schwierigsten Zeiten gegen alle Angriffe von außen zu behaupten. Die Holländer unterhielten in Friedenszeiten hier nur einige hundert Soldaten; als sie später den Versuch machten, die Insel wiederum zu erobern, hatten sie deren nicht mehr als zwölfhundert. Ein so geringes Corps ward also damals zur Eroberung der Insel für hinlänglich erachtet! Seit dieser Zeit hat zwar der Reichthum und die Bevölkerung der Insel bedeutend zugenommen, in Betreff der intensiven Stärke derselben ist dieß aber sicherlich nicht der Fall.“</p><lb/> <p>Die Pescadores und Formosa bilden eigentlich nur eine einzige Gruppe, die in administrativer Beziehung von dem Kreise Fo kien abhängt. Von Pong hu aus, der größten Insel der Pescadores, welche dem ganzen, aus sechsunddreißig unfruchtbaren, sandigen Eilanden bestehenden Archipel den Namen gibt (23° 24' 48'' nördl. Br., 3° 1' 0'' östl. Länge von Peking), sieht man fern am Horizont Formosa liegen; ja, es wird berichtet, daß man hier es selbst unterscheiden könne, wenn zu <hi rendition="#g">Tschu lo hien</hi> (23° 27' 36'' nördl. Br., 3° 44' 0'' östl. Länge von Peking) auf Formosa der Rauch aufsteigt. Die Herren Formosa's werden deßhalb immer, wie dieß ehemals die Holländer gethan haben, sich bestreben, auch der Pong hu Meister zu werden. 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unser Augenmerk hieher gerichtet haben. Als Insel ist es, so lange wir uns in der Herrschaft des Meeres behaupten, gegen alle Angriffe von außen geschützt. Ferner ist hier der Boden sehr fruchtbar und ergiebig, aber noch nicht gehörig cultivirt; die Bevölkerung, weit entfernt daß sie so übermäßig sey, wie in China, ist nicht einmal hinreichend zur Cultivirung des Bodens. Formosa wäre daher der schicklichste Ort für die Gründung einer englischen Colonie, welche, bei solchen günstigen Umständen, ohne Zweifel bald blühend werden und den Besitz der Insel auf ewige Zeiten uns sichern würde. Die Chinesen, welche in Batavia wohnen, versichern mich, daß eine geringe Anzahl europäischer Truppen mit leichter Mühe Formosa's sich bemächtigen könnte, und einer meinte sogar, dreitausend Mann wären hinreichend. Sicherlich aber wären nicht mehr als fünftausend Mann nöthig, um diese Eroberung zu bewerkstelligen und um sie selbst in den schwierigsten Zeiten gegen alle Angriffe von außen zu behaupten. Die Holländer unterhielten in Friedenszeiten hier nur einige hundert Soldaten; als sie später den Versuch machten, die Insel wiederum zu erobern, hatten sie deren nicht mehr als zwölfhundert. Ein so geringes Corps ward also damals zur Eroberung der Insel für hinlänglich erachtet! Seit dieser Zeit hat zwar der Reichthum und die Bevölkerung der Insel bedeutend zugenommen, in Betreff der intensiven Stärke derselben ist dieß aber sicherlich nicht der Fall.“
Die Pescadores und Formosa bilden eigentlich nur eine einzige Gruppe, die in administrativer Beziehung von dem Kreise Fo kien abhängt. Von Pong hu aus, der größten Insel der Pescadores, welche dem ganzen, aus sechsunddreißig unfruchtbaren, sandigen Eilanden bestehenden Archipel den Namen gibt (23° 24' 48'' nördl. Br., 3° 1' 0'' östl. Länge von Peking), sieht man fern am Horizont Formosa liegen; ja, es wird berichtet, daß man hier es selbst unterscheiden könne, wenn zu Tschu lo hien (23° 27' 36'' nördl. Br., 3° 44' 0'' östl. Länge von Peking) auf Formosa der Rauch aufsteigt. Die Herren Formosa's werden deßhalb immer, wie dieß ehemals die Holländer gethan haben, sich bestreben, auch der Pong hu Meister zu werden. Die Holländer erbauten nämlich auf diesen Fischerinseln eine Festung, welche nach dem Verlust Formosa's freiwillig aufgegeben wurde. Der Ort ist heutigen Tags noch vorhanden, und heißt auf den chinesischen Karten Hong mao kieou tsching, d. h. die alte Stadt der Roth- oder Blondhaarigen, eine bekannte schimpfliche Benennung der Holländer, der Deutschen und Engländer im Reiche der Mitte. Diese Fischerinseln bilden übrigens einen Regierungsbezirk dritten Ranges, und auf der größten derselben befindet sich ein Fort mit einer starken Garnison versehen.
Tai wan war den Chinesen seit den frühesten Zeiten ihrer Geschichte unter mancherlei Namen bekannt; erst in dem 15ten Jahrhundert erhielt die Insel ihren jetzigen Namen, welcher eine von Hügeln umgebene Bucht bedeutet. Die ursprünglichen Einwohner der Insel gehören zur malayischen Race; ihre Sprache ist mit dem Tagala der benachbarten Philippinen innig verwandt. Das männliche Geschlecht ist von ungewöhnlicher Größe, stark von Leib und Gliedmaßen und schwarzbrauner Farbe. Die Frauen hingegen sind klein von Gestalt, stark und fett und braungelben Teints. Es ist dieß ein treu- und gutherzig Volk, sagen unsere holländischen Berichterstatter, nicht geneigt zum Rauben und Stehlen, aber unversöhnlichen Sinnes, wenn eine Fehde ausgebrochen ist. Die Köpfe, Arme und Beine der erschlagenen Feinde werden wie Kostbarkeiten aufbewahrt und zum Ruhme der Ahnen von Geschlecht auf Geschlecht vererbt. Man findet unter diesen Autochthonen eine Art Gottesverehrung und eine Menge religiöser Ceremonien, ähnlich denen auf den Inseln der Südsee und der Tongagruppe. Sie nennen ihr Land Pakkang oder Pakkande – ein Wort ungewisser Bedeutung. Der Name Formosa, unter welchem, seit dem sechzehnten Jahrhundert, die ganze Gruppe in Europa bekannt ist, rührt von den Spaniern her. Als diese nämlich auf dem äußersten nördlichen Vorgebirge der Insel das Castell Ki long (25° 16' 48'' nördl. Br. 5° 9' 30'' östl. Länge von Peking) erbauten, gaben sie der ganzen Gruppe, wegen der Fruchtbarkeit ihrer Auen und der Anmuth des Landes, den Namen Hermosa. Es erstreckt sich diese Insel vom 25° 16' bis zum 21° 53' nördl. Br., und vom 120° 25' bis wahrscheinlich zum 122° 40' östl. Länge von Greenwich. Wir sagen wahrscheinlich, denn das östliche Ende der Gruppe ist niemals von europäischen Seefahrern untersucht und aufgenommen worden, weßhalb die Gränze gen Osten noch unsicher ist und nur nach alten Karten, aus den Zeiten der Herrschaft der Holländer stammend, angegeben werden kann.
Die Insel wird vermittelst einer Gebirgskette, die sich in gerader Richtung von Norden nach Süden mitten durch das Land zieht, beinahe in zwei gleiche Theile getheilt, welche von den Chinesen das Land vor und hinter dem Gebirge, oder das östliche und westliche genannt werden. Obgleich die Chinesen schon seit dem Jahr 1683 sich hier festgesetzt haben, so konnten sie bis jetzt doch nicht des östlichen Theiles der Insel Meister werden. In den Gebirgen gen Osten, sagt der Schotte David Wright, welcher mehrere Jahre auf Formosa lebte, sind einige tausend selbstständige Herrschaften, die sich gegenseitig unaufhörlich bekriegen. Es ist dieß eine Folge der unglückseligen Klansregierung, welche allenthalben, wo sie stattfand und stattfindet auf Erden, unaufhörliche Fehden und Zerrüttungen zur Folge hatte. Hier in den Gebirgen und jenseits in der östlichen Ebene wohnen noch die Eingebornen in selbstständiger Weise unter mehreren angestammten oder durch Wahl bestimmten Fürsten, welche gegen die fremden Eindringlinge, die Chinesen, den bittersten Haß hegen. Obgleich sie unter sich, wie gesagt, in unaufhörlichen Fehden leben, so würden sich diese Fürsten doch sicherlich gern mit jeder auswärtigen Macht verbinden, um die Bewohner der Mitte von der Insel zu vertreiben. – Die Chinesen theilen ihre Besitzungen auf Tai wan in fünf Regierungsbezirke dritten Ranges (Hien), die sämmtlich von Tai wan fu, der Hauptstadt der Insel, abhängen. Diese ist, wie von einem neuern Reisenden berichtet wird, in der regelmäßigen Weise chinesischer Städte auf dem Continent erbaut, sehr volkreich, und betreibt einen bedeutenden Handel mit den südöstlichen Kreisen des chinesischen Reichs. Die fünf Bezirke sind: Tschu lo, aus einer Stadt, aus 5 chinesischen und 33 Dörfern der Eingebornen bestehend; Tan tschup, mit einer Stadt, 72 Dörfern und 132 Maierhöfen; dann Ki long tschai im nördlichen Theile; Tschang hoa im Mittelpunkte, und Tong schan auf der Südspitze der Insel. Es befanden sich im 17ten Jahrhundert, auf den verschiedenen Seiten der Insel, mehrere vortreffliche Häfen, welche aber nach den neuesten Nachrichten gänzlich versandet und nur für kleinere Schiffe zugänglich sind. Diesem Uebelstande würde aber, wenn Formosa unter die Herrschaft Englands käme, alsbald abgeholfen werden können.
Diesseits und jenseits des an Gold und Silber reichen Gebirges, das aber niemals zu diesem Endzweck bearbeitet wurde, erstrecken sich blühende Thäler und fette, fruchtreiche Ebenen, wo alle Südfrüchte in üppiger Fülle glänzen: Orangen, Bananen, Melonen und Cocosnüsse. Man findet daselbst überdieß Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben, Feigen, Castanien und Granaten. Hier wird auch Tabak, Ingwer, Zucker, Weizen, Gerste und Reis in Masse gewonnen, und davon jährlich viele Schiffsladungen nach dem benachbarten, wenig fruchtbaren Kreis Fo kien verführt. Wie ehemals Sicilien die Kornkammer war für Rom, so ist es jetzt Tai wan für mehrere südliche Gegenden
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