Allgemeine Zeitung. Nr. 122. Augsburg, 1. Mai 1840.größern Corpsübungen stattfinden sollen, mit Zuversicht zu erwarten seyn, und es bleibt wenigstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die hiefür festgesetzten Termine so nahe aneinander gerückt werden, daß dadurch sehr große Kosten für das Land entstehen können. Dieser Kostenaufwand wird dann zugleich der Einwirkung der Stände insoweit entzogen seyn, als sich bekanntlich die Landstände der Verwilligung der Mittel zur Erfüllung der in den Bundesgesetzen ausgesprochenen Verpflichtungen des Großherzogs nicht entziehen können." Frhr. v. Breidenstein: "Es scheint mir hier ein Mißverständniß obzuwalten. Der Ausschuß beantragte keineswegs, einen förmlichen Schritt zu dem von ihm angedeuteten Zwecke zu thun, sondern bloß eine Ueberzeugung auszusprechen und diese dem Großherzog ans Herz zu legen." Frhr. v. Gagern: "Unstreitig gehört der Vortrag des Hrn. Frhrn. v. Breidenstein im Namen des Ausschusses zu den trefflichsten, die noch in deutschen Ständeversammlungen vernommen worden sind. Jene berühmten Zeilen des Alterthums: "Patriae carisque propinquis quantum elargiri deceat, quem te deus esse jussit - - disce" - zu deutsch: "Was Vaterland und die Deinigen von dir verlangen, daß du leistest, wie Gott will, daß du seyest, und in welche menschliche Verhältnisse gestellt, das erlerne;" diese drei Zeilen gelten den Völkern noch weit mehr als den Personen. Personen können oft ihre geselligen Zustände ändern oder wechseln, Nationen nicht; - sie können es nicht ändern, wenn sie von ungemein kriegerischen oder selbst kriegslustigen Nationen umgeben sind, und müssen danach verfahren und sich bei allen Wünschen, bei allen Segnungen des Friedens, bei allen föderalistischen Formen dennoch danach gestalten. Als im Jahr 1815 von dem Maaße der französischen Abtretungen die Rede war, trat die entscheidende Stimme des Herzogs v. Wellington gegen uns auf und versagte dem einstimmigen Verlangen der Deutschen Elsaß und Lothringen - weil er an französische Nationalgefühle glaubte - weil, wie er sich in seinen unter seiner Obhut herausgegebenen Depeschen oder Staatsschriften ausdrückt, solche größere Abtretungen "would afford all the means, which injured national pride could give - weil sie den Franzosen alle die Mittel geben würden, die beleidigter Nationalstolz nur verleihen kann." Hier ist der Ort nicht, das zu widerlegen. Aber hätte er nur so sagen können, wenn ihm ein beleidigter, ein zu beleidigender deutscher Nationalstolz so vorgeschwebt, wenn er ihn in den Geschichten unserer letzten Jahrhunderte so gefunden hätte? Ständische Versammlungen, besonders bei der Schweigsamkeit des Bundestags, sind der rechte und einzige Ort, solche Nationalgefühle in gehörigem Maaße zu unterhalten. Als vor etlichen Jahren noch so heftiger Mißmuth mich ergriff, fanden wir nur Anklang und starkes Mitgefühl in den sämmtlichen deutschen Heeren - die Fürstensöhne an ihrer Spitze! Bei meinem langen Aufenthalt in Frankreich kann ich wohl Zeugniß geben, daß die edelsten Gesinnungen dort in die Heere sich zurückgezogen hatten. Bei uns sind die Zustände anders. Aber gegebenen Falles würde es ganz eben so seyn. Man gestatte mir die allgemeine Mahnung, in allen Heeressachen den gerechten Maaßstab wohl zu suchen und nicht karg zu seyn. Wir sind Frankreich an Zahlen gleich und auch an sonstigem Bestande. Eben unser Föderalismus darf das nicht stören. Auf englische Subsidien haben wir vielleicht nicht mehr zu zählen, am wenigsten im vorigen Maaße. Die Hülfsmittel müssen wir in unserer Brust und in unserm Beutel suchen. Unsere Militärverfassung ist noch die schönste Seite unsers Bundeswesens geblieben. Der Militärcommission haben wir großen Dank zu zollen; es ist weder Nachlaß noch Erschlaffung - und irgend ein Feind kann weder auf unsere Spaltung, noch auf unsere Vernachlässigung, oder die tadelnswerthen Zustände der Neunziger Jahre zählen. Ich bin hier nicht ein Dilettant, sondern ein schwer Steuernder - zu solchen Zwecken werde ich jederzeit auf das bereitwilligste mitwirken. Es gereicht der andern Kammer zur großen Ehre, daß der Bericht des Ausschusses so abgefaßt und nicht ein Wort entgegnet worden ist." (Beschluß folgt.) Rußland. Von der russischen Gränze, 28 April. Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser Nicolaus am 22 Mai die russische Hauptstadt verlassen und allerhöchstihre Gemahlin bis nach Warschau begleiten werde. Der Kaiser soll dann wieder nach St. Petersburg zurückkehren und erst im Monat August nach Deutschland kommen. größern Corpsübungen stattfinden sollen, mit Zuversicht zu erwarten seyn, und es bleibt wenigstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die hiefür festgesetzten Termine so nahe aneinander gerückt werden, daß dadurch sehr große Kosten für das Land entstehen können. Dieser Kostenaufwand wird dann zugleich der Einwirkung der Stände insoweit entzogen seyn, als sich bekanntlich die Landstände der Verwilligung der Mittel zur Erfüllung der in den Bundesgesetzen ausgesprochenen Verpflichtungen des Großherzogs nicht entziehen können.“ Frhr. v. Breidenstein: „Es scheint mir hier ein Mißverständniß obzuwalten. Der Ausschuß beantragte keineswegs, einen förmlichen Schritt zu dem von ihm angedeuteten Zwecke zu thun, sondern bloß eine Ueberzeugung auszusprechen und diese dem Großherzog ans Herz zu legen.“ Frhr. v. Gagern: „Unstreitig gehört der Vortrag des Hrn. Frhrn. v. Breidenstein im Namen des Ausschusses zu den trefflichsten, die noch in deutschen Ständeversammlungen vernommen worden sind. Jene berühmten Zeilen des Alterthums: „Patriae carisque propinquis quantum elargiri deceat, quem te deus esse jussit – – disce“ – zu deutsch: „Was Vaterland und die Deinigen von dir verlangen, daß du leistest, wie Gott will, daß du seyest, und in welche menschliche Verhältnisse gestellt, das erlerne;“ diese drei Zeilen gelten den Völkern noch weit mehr als den Personen. Personen können oft ihre geselligen Zustände ändern oder wechseln, Nationen nicht; – sie können es nicht ändern, wenn sie von ungemein kriegerischen oder selbst kriegslustigen Nationen umgeben sind, und müssen danach verfahren und sich bei allen Wünschen, bei allen Segnungen des Friedens, bei allen föderalistischen Formen dennoch danach gestalten. Als im Jahr 1815 von dem Maaße der französischen Abtretungen die Rede war, trat die entscheidende Stimme des Herzogs v. Wellington gegen uns auf und versagte dem einstimmigen Verlangen der Deutschen Elsaß und Lothringen – weil er an französische Nationalgefühle glaubte – weil, wie er sich in seinen unter seiner Obhut herausgegebenen Depeschen oder Staatsschriften ausdrückt, solche größere Abtretungen „would afford all the means, which injured national pride could give – weil sie den Franzosen alle die Mittel geben würden, die beleidigter Nationalstolz nur verleihen kann.“ Hier ist der Ort nicht, das zu widerlegen. Aber hätte er nur so sagen können, wenn ihm ein beleidigter, ein zu beleidigender deutscher Nationalstolz so vorgeschwebt, wenn er ihn in den Geschichten unserer letzten Jahrhunderte so gefunden hätte? Ständische Versammlungen, besonders bei der Schweigsamkeit des Bundestags, sind der rechte und einzige Ort, solche Nationalgefühle in gehörigem Maaße zu unterhalten. Als vor etlichen Jahren noch so heftiger Mißmuth mich ergriff, fanden wir nur Anklang und starkes Mitgefühl in den sämmtlichen deutschen Heeren – die Fürstensöhne an ihrer Spitze! Bei meinem langen Aufenthalt in Frankreich kann ich wohl Zeugniß geben, daß die edelsten Gesinnungen dort in die Heere sich zurückgezogen hatten. Bei uns sind die Zustände anders. Aber gegebenen Falles würde es ganz eben so seyn. Man gestatte mir die allgemeine Mahnung, in allen Heeressachen den gerechten Maaßstab wohl zu suchen und nicht karg zu seyn. Wir sind Frankreich an Zahlen gleich und auch an sonstigem Bestande. Eben unser Föderalismus darf das nicht stören. Auf englische Subsidien haben wir vielleicht nicht mehr zu zählen, am wenigsten im vorigen Maaße. Die Hülfsmittel müssen wir in unserer Brust und in unserm Beutel suchen. Unsere Militärverfassung ist noch die schönste Seite unsers Bundeswesens geblieben. Der Militärcommission haben wir großen Dank zu zollen; es ist weder Nachlaß noch Erschlaffung – und irgend ein Feind kann weder auf unsere Spaltung, noch auf unsere Vernachlässigung, oder die tadelnswerthen Zustände der Neunziger Jahre zählen. Ich bin hier nicht ein Dilettant, sondern ein schwer Steuernder – zu solchen Zwecken werde ich jederzeit auf das bereitwilligste mitwirken. Es gereicht der andern Kammer zur großen Ehre, daß der Bericht des Ausschusses so abgefaßt und nicht ein Wort entgegnet worden ist.“ (Beschluß folgt.) Rußland. Von der russischen Gränze, 28 April. Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser Nicolaus am 22 Mai die russische Hauptstadt verlassen und allerhöchstihre Gemahlin bis nach Warschau begleiten werde. 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Personen können oft ihre geselligen Zustände ändern oder wechseln, Nationen nicht; – sie können es nicht ändern, wenn sie von ungemein kriegerischen oder selbst kriegslustigen Nationen umgeben sind, und müssen danach verfahren und sich bei allen Wünschen, bei allen Segnungen des Friedens, bei allen föderalistischen Formen dennoch danach gestalten. Als im Jahr 1815 von dem Maaße der französischen Abtretungen die Rede war, trat die entscheidende Stimme des Herzogs v. Wellington gegen uns auf und versagte dem einstimmigen Verlangen der Deutschen Elsaß und Lothringen – weil er an französische Nationalgefühle glaubte – weil, wie er sich in seinen unter seiner Obhut herausgegebenen Depeschen oder Staatsschriften ausdrückt, solche größere Abtretungen „would afford all the means, which injured national pride could give – weil sie den Franzosen alle die Mittel geben würden, die beleidigter Nationalstolz nur verleihen kann.“ Hier ist der Ort nicht, das zu widerlegen. 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Wir sind Frankreich an Zahlen gleich und auch an sonstigem Bestande. Eben unser Föderalismus darf das nicht stören. Auf englische Subsidien haben wir vielleicht nicht mehr zu zählen, am wenigsten im vorigen Maaße. Die Hülfsmittel müssen wir in unserer Brust und in unserm Beutel suchen. Unsere Militärverfassung ist noch die schönste Seite unsers Bundeswesens geblieben. Der Militärcommission haben wir großen Dank zu zollen; es ist weder Nachlaß noch Erschlaffung – und irgend ein Feind kann weder auf unsere Spaltung, noch auf unsere Vernachlässigung, oder die tadelnswerthen Zustände der Neunziger Jahre zählen. Ich bin hier nicht ein Dilettant, sondern ein schwer Steuernder – zu solchen Zwecken werde ich jederzeit auf das bereitwilligste mitwirken. 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größern Corpsübungen stattfinden sollen, mit Zuversicht zu erwarten seyn, und es bleibt wenigstens die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die hiefür festgesetzten Termine so nahe aneinander gerückt werden, daß dadurch sehr große Kosten für das Land entstehen können. Dieser Kostenaufwand wird dann zugleich der Einwirkung der Stände insoweit entzogen seyn, als sich bekanntlich die Landstände der Verwilligung der Mittel zur Erfüllung der in den Bundesgesetzen ausgesprochenen Verpflichtungen des Großherzogs nicht entziehen können.“
Frhr. v. Breidenstein: „Es scheint mir hier ein Mißverständniß obzuwalten. Der Ausschuß beantragte keineswegs, einen förmlichen Schritt zu dem von ihm angedeuteten Zwecke zu thun, sondern bloß eine Ueberzeugung auszusprechen und diese dem Großherzog ans Herz zu legen.“
Frhr. v. Gagern: „Unstreitig gehört der Vortrag des Hrn. Frhrn. v. Breidenstein im Namen des Ausschusses zu den trefflichsten, die noch in deutschen Ständeversammlungen vernommen worden sind. Jene berühmten Zeilen des Alterthums: „Patriae carisque propinquis quantum elargiri deceat, quem te deus esse jussit – – disce“ – zu deutsch: „Was Vaterland und die Deinigen von dir verlangen, daß du leistest, wie Gott will, daß du seyest, und in welche menschliche Verhältnisse gestellt, das erlerne;“ diese drei Zeilen gelten den Völkern noch weit mehr als den Personen. Personen können oft ihre geselligen Zustände ändern oder wechseln, Nationen nicht; – sie können es nicht ändern, wenn sie von ungemein kriegerischen oder selbst kriegslustigen Nationen umgeben sind, und müssen danach verfahren und sich bei allen Wünschen, bei allen Segnungen des Friedens, bei allen föderalistischen Formen dennoch danach gestalten. Als im Jahr 1815 von dem Maaße der französischen Abtretungen die Rede war, trat die entscheidende Stimme des Herzogs v. Wellington gegen uns auf und versagte dem einstimmigen Verlangen der Deutschen Elsaß und Lothringen – weil er an französische Nationalgefühle glaubte – weil, wie er sich in seinen unter seiner Obhut herausgegebenen Depeschen oder Staatsschriften ausdrückt, solche größere Abtretungen „would afford all the means, which injured national pride could give – weil sie den Franzosen alle die Mittel geben würden, die beleidigter Nationalstolz nur verleihen kann.“ Hier ist der Ort nicht, das zu widerlegen. Aber hätte er nur so sagen können, wenn ihm ein beleidigter, ein zu beleidigender deutscher Nationalstolz so vorgeschwebt, wenn er ihn in den Geschichten unserer letzten Jahrhunderte so gefunden hätte? Ständische Versammlungen, besonders bei der Schweigsamkeit des Bundestags, sind der rechte und einzige Ort, solche Nationalgefühle in gehörigem Maaße zu unterhalten. Als vor etlichen Jahren noch so heftiger Mißmuth mich ergriff, fanden wir nur Anklang und starkes Mitgefühl in den sämmtlichen deutschen Heeren – die Fürstensöhne an ihrer Spitze! Bei meinem langen Aufenthalt in Frankreich kann ich wohl Zeugniß geben, daß die edelsten Gesinnungen dort in die Heere sich zurückgezogen hatten. Bei uns sind die Zustände anders. Aber gegebenen Falles würde es ganz eben so seyn. Man gestatte mir die allgemeine Mahnung, in allen Heeressachen den gerechten Maaßstab wohl zu suchen und nicht karg zu seyn. Wir sind Frankreich an Zahlen gleich und auch an sonstigem Bestande. Eben unser Föderalismus darf das nicht stören. Auf englische Subsidien haben wir vielleicht nicht mehr zu zählen, am wenigsten im vorigen Maaße. Die Hülfsmittel müssen wir in unserer Brust und in unserm Beutel suchen. Unsere Militärverfassung ist noch die schönste Seite unsers Bundeswesens geblieben. Der Militärcommission haben wir großen Dank zu zollen; es ist weder Nachlaß noch Erschlaffung – und irgend ein Feind kann weder auf unsere Spaltung, noch auf unsere Vernachlässigung, oder die tadelnswerthen Zustände der Neunziger Jahre zählen. Ich bin hier nicht ein Dilettant, sondern ein schwer Steuernder – zu solchen Zwecken werde ich jederzeit auf das bereitwilligste mitwirken. Es gereicht der andern Kammer zur großen Ehre, daß der Bericht des Ausschusses so abgefaßt und nicht ein Wort entgegnet worden ist.“
(Beschluß folgt.)
Rußland.
_ Von der russischen Gränze, 28 April. Aus St. Petersburg wird geschrieben, daß Se. Maj. der Kaiser Nicolaus am 22 Mai die russische Hauptstadt verlassen und allerhöchstihre Gemahlin bis nach Warschau begleiten werde. Der Kaiser soll dann wieder nach St. Petersburg zurückkehren und erst im Monat August nach Deutschland kommen.
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