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Allgemeine Zeitung. Nr. 123. Augsburg, 2. Mai 1840.

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v. Stanhope, eine Reihe von Resolutionen gegen den "Opium-Krieg" mit China, wiewohl nicht ohne einigen Widerspruch angenommen, und darauf gegründete Petitionen an beide Parlamentshäuser entworfen. Es war ein Vorspiel zu der im Hause der Gemeinen bevorstehenden Motion. Dem Globe zufolge war indeß das Meeting eine sehr unerhebliche Demonstration, indem, trotz der mehrere Tage hinter einander geschehenen öffentlichen Einladungen, kaum 300 Personen dabei erschienen seyen, und dieß großentheils Damen. Die dabei vorgeschobene Philanthropie und Christlichkeit bezeichnet das ministerielle Blatt als torystische Gleißnerei.

(United Service Journal.) Einem Gerücht zufolge, das wir jedoch nicht verbürgen können, wäre den in England stehenden Reserve-Compagnien (depot companies) der in Canada dienenden Regimenter die Ordre zugegangen, sich zur Einschiffung dahin bereit zu halten.

Der an den Hof von St. James neuernannte neapolitanische Gesandte, Se. Exc. Fürst Castelcicala, landete am 24 April, über Boulogne kommend, unter einer Salutation vom Hafencastell in Dover, und setzte sogleich seine Reise nach London fort.

(Courier.) Aus einer Quelle, die wir als zuverlässig betrachten dürfen, vernehmen wir folgende interessante Einzelheiten in Bezug auf die Vermittelung der französischen Regierung zwischen England und Neapel. Sobald Se. Exc. Hr. Guizot von dem eingetretenen Zerwürfniß Kunde erhielt, verfügte er sich aus eigenem Antrieb auf das auswärtige Amt, und bot Frankreichs Vermittelung zwischen dem König beider Sicilien und dem brittischen Cabinet an. Lord Palmerston soll diesen freundlichen Vorschlag in geziemender Stimmung (with becoming spirit) entgegengommen haben, und die Mittheilung der Sache nach Paris, fügt unser Berichterstatter hinzu, habe bei Hrn. Thiers und dessen Collegen den wärmsten Beifall gefunden. Doch wurde, wie wir zu glauben Grund haben, von Seite des französischen Ministeriums unter andern Bedingungen stipulirt, daß die ganze Unterhandlung in Bezug auf Neapel durch die französische Regierung allein geleitet werden solle; eben so hat sie die alsbaldige Einstellung der Feindseligkeiten verlangt. Die Dienstfertigkeit, womit Hr. Guizot in diesem Falle hervortrat, nimmt uns nicht Wunder. Seine Anhänglichkeit an England ist von der Art, daß er für dessen Wohlfahrt zu jedem Schritt bereit ist, der sich mit der Ehre und den Interessen Frankreichs verträgt, dessen Souverän er repräsentirt und dessen Vortheil zu wahren er vor Allem gehalten ist. Dem protestantischen Volke Großbritanniens kann es nur erfreulich seyn, zu wissen, daß Hr. Guizot Protestant ist - der einzige französische Protestant, der seit den Tagen des großen Sully als Gesandter nach England gekommen. Und dieser ausgezeichnete Staatsmann genießt zugleich in ganz Europa den Ruf eines redlichen und aufrichtigen Mannes. Wir betrachten es als ein Glück für England wie für Frankreich, daß ein Guizot in dieser kritischen Zeit den König der Franzosen am Hofe von St. James vertritt, denn wenn irgend ein Staatsmann, so ist er es, der unser gutes Einvernehmen und unser Bündniß mit Frankreich durch gebührende Berücksichtigung der beiderseitigen Ehre, Rechte und Interessen wahren und befestigen kann.

Man liest in dem Handelsblatte Price Current: "In den Dünen ist das Schiff Ann aus Dominica (Westindien) mit einer Fracht von 200 Tonnen Schwefel angekommen, welche ganz das Product dieser Insel ist. Wie wir hören, sind die dortigen Schwefelminen unerschöpflich, und können bei gehöriger Bearbeitung uns ganz unabhängig von fremder Zufuhr machen. Wir vernehmen ferner, daß unser westindischer Schwefel in den Vereinigten Staaten gesucht ist, daß bereits mehrere hundert Tonnen davon daselbst eingeführt wurden und Beifall fanden. Wozu daher all das Geschrei über das neapolitanische Monopol, da wir unsere eigenen zureichenden Hülfsquellen haben?"

(Globe.) Die Handelsconferenzen zwischen England und Frankreich sind in Paris mit jeder Aussicht auf ein befriedigendes Resultat wieder aufgenommen. Dr. Bowring, der in Paris angelangt ist, soll, heißt es, daran Theil nehmen. In der That deutet Alles auf den Wunsch der beiden Regierungen, die freundlichen Verhältnisse zwischen Frankreich und England enger und enger zu knüpfen. (Galign. Messenger bemerkt dazu, Dr. Bowring habe bei den erwähnten Conferenzen durchaus nichts zu thun, sondern es sey rein zufällig, daß er in der Gesellschaft Hrn. Porters, eines der englischen Commissarien, nach Paris gereist.)

Der Graf v. Eglintoun hat die Absicht, in der dießjährigen Saison die Turnierspiele zu erneuern, die im vorigen Jahre beim hohen brittischen Adel so großen Beifall fanden. Der dazu ausgesuchte Platz ist der Park neben seinem Landsitze Norwood.

Am 18 April endete der Bildhauer Pitts in London, ein Verwandter des berühmten Meisters in derselben Kunst, Sir F. Chantrey, 60 Jahr alt, sein Leben durch Selbstmord, indem er sich mit Laudanum vergiftete. Er hatte mit einer Zeichnung zu dem Nelson-Monument concurrirt, die aber verworfen wurde; dieß und ein ähnliches neueres Mißgeschick hatte ihn in Schwermuth versenkt, welche zu dem unglücklichen Entschluß führte.

Von der Lady Morgan ist, nach einem langen schriftstellerischen Stillstand, ein neuer Roman: "Woman and her Master (das Weib und ihr Herr)" erschienen, der alle glänzenden Eigenschaften ihrer früheren Werke besitzen soll. Das Thema ist ein bei den englischen Schriftstellerinnen des Tags beliebtes; gesellschaftliche Emancipation der Frauen, wenn auch nicht ganz in dem französisch saint-simonistischen Sinne des Worts.

Frankreich.

In der Sitzung der Pairskammer am 27 April verlas der Herzog von Broglie die Trauerrede auf Hrn. v. Sacy. Hierauf setzte die Kammer die Erörterung des Entwurfs über gerichtliche Immobiliarverkäufe fort.

[irrelevantes Material] In der Deputirtenkammer kam am 27 April die Erörterung des Credits von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben bei der Blokade von Buenos-Ayres zur Tagesordnung. Hr. Bechard erinnert an die Ursachen des Kriegs mit Buenos-Ayres. Die Forderungen der französischen Regierung hätten sich immer darauf beschränkt, für die Franzosen eine Gleichstellung mit den andern Fremden durchzusetzen. Die Engländer und Amerikaner genießen das Recht, für den Dienst in der Miliz nicht in Anspruch genommen zu werden. Sie können den Detailhandel ausüben. Die Franzosen seyen dieser Rechte beraubt, und mehrere derselben ermordet worden. Die Sache Frankreichs sey sonach eine gerechte; die Blokade sey aber seit 26 Monaten unwirksam geblieben. Man solle daher suchen, sie zum Ziele zu führen, um der Welt nicht länger das Schauspiel der Unmacht zu geben. Der Conseilpräsident fügt diesen Betrachtungen über die Gerechtigkeit der französischen Sache gegen Buenos-Ayres noch bei, daß die unerträglichste Forderung dieses Staats gewesen sey, die Franzosen, die sich in der Republik niedergelassen, nach einem dreijährigen Aufenthalte zu denationalisiren und sie dann allen Lasten des Landes zu unterwerfen. Man habe sogar diejenigen, die sich dessen

v. Stanhope, eine Reihe von Resolutionen gegen den „Opium-Krieg“ mit China, wiewohl nicht ohne einigen Widerspruch angenommen, und darauf gegründete Petitionen an beide Parlamentshäuser entworfen. Es war ein Vorspiel zu der im Hause der Gemeinen bevorstehenden Motion. Dem Globe zufolge war indeß das Meeting eine sehr unerhebliche Demonstration, indem, trotz der mehrere Tage hinter einander geschehenen öffentlichen Einladungen, kaum 300 Personen dabei erschienen seyen, und dieß großentheils Damen. Die dabei vorgeschobene Philanthropie und Christlichkeit bezeichnet das ministerielle Blatt als torystische Gleißnerei.

(United Service Journal.) Einem Gerücht zufolge, das wir jedoch nicht verbürgen können, wäre den in England stehenden Reserve-Compagnien (depot companies) der in Canada dienenden Regimenter die Ordre zugegangen, sich zur Einschiffung dahin bereit zu halten.

Der an den Hof von St. James neuernannte neapolitanische Gesandte, Se. Exc. Fürst Castelcicala, landete am 24 April, über Boulogne kommend, unter einer Salutation vom Hafencastell in Dover, und setzte sogleich seine Reise nach London fort.

(Courier.) Aus einer Quelle, die wir als zuverlässig betrachten dürfen, vernehmen wir folgende interessante Einzelheiten in Bezug auf die Vermittelung der französischen Regierung zwischen England und Neapel. Sobald Se. Exc. Hr. Guizot von dem eingetretenen Zerwürfniß Kunde erhielt, verfügte er sich aus eigenem Antrieb auf das auswärtige Amt, und bot Frankreichs Vermittelung zwischen dem König beider Sicilien und dem brittischen Cabinet an. Lord Palmerston soll diesen freundlichen Vorschlag in geziemender Stimmung (with becoming spirit) entgegengommen haben, und die Mittheilung der Sache nach Paris, fügt unser Berichterstatter hinzu, habe bei Hrn. Thiers und dessen Collegen den wärmsten Beifall gefunden. Doch wurde, wie wir zu glauben Grund haben, von Seite des französischen Ministeriums unter andern Bedingungen stipulirt, daß die ganze Unterhandlung in Bezug auf Neapel durch die französische Regierung allein geleitet werden solle; eben so hat sie die alsbaldige Einstellung der Feindseligkeiten verlangt. Die Dienstfertigkeit, womit Hr. Guizot in diesem Falle hervortrat, nimmt uns nicht Wunder. Seine Anhänglichkeit an England ist von der Art, daß er für dessen Wohlfahrt zu jedem Schritt bereit ist, der sich mit der Ehre und den Interessen Frankreichs verträgt, dessen Souverän er repräsentirt und dessen Vortheil zu wahren er vor Allem gehalten ist. Dem protestantischen Volke Großbritanniens kann es nur erfreulich seyn, zu wissen, daß Hr. Guizot Protestant ist – der einzige französische Protestant, der seit den Tagen des großen Sully als Gesandter nach England gekommen. Und dieser ausgezeichnete Staatsmann genießt zugleich in ganz Europa den Ruf eines redlichen und aufrichtigen Mannes. Wir betrachten es als ein Glück für England wie für Frankreich, daß ein Guizot in dieser kritischen Zeit den König der Franzosen am Hofe von St. James vertritt, denn wenn irgend ein Staatsmann, so ist er es, der unser gutes Einvernehmen und unser Bündniß mit Frankreich durch gebührende Berücksichtigung der beiderseitigen Ehre, Rechte und Interessen wahren und befestigen kann.

Man liest in dem Handelsblatte Price Current: „In den Dünen ist das Schiff Ann aus Dominica (Westindien) mit einer Fracht von 200 Tonnen Schwefel angekommen, welche ganz das Product dieser Insel ist. Wie wir hören, sind die dortigen Schwefelminen unerschöpflich, und können bei gehöriger Bearbeitung uns ganz unabhängig von fremder Zufuhr machen. Wir vernehmen ferner, daß unser westindischer Schwefel in den Vereinigten Staaten gesucht ist, daß bereits mehrere hundert Tonnen davon daselbst eingeführt wurden und Beifall fanden. Wozu daher all das Geschrei über das neapolitanische Monopol, da wir unsere eigenen zureichenden Hülfsquellen haben?“

(Globe.) Die Handelsconferenzen zwischen England und Frankreich sind in Paris mit jeder Aussicht auf ein befriedigendes Resultat wieder aufgenommen. Dr. Bowring, der in Paris angelangt ist, soll, heißt es, daran Theil nehmen. In der That deutet Alles auf den Wunsch der beiden Regierungen, die freundlichen Verhältnisse zwischen Frankreich und England enger und enger zu knüpfen. (Galign. Messenger bemerkt dazu, Dr. Bowring habe bei den erwähnten Conferenzen durchaus nichts zu thun, sondern es sey rein zufällig, daß er in der Gesellschaft Hrn. Porters, eines der englischen Commissarien, nach Paris gereist.)

Der Graf v. Eglintoun hat die Absicht, in der dießjährigen Saison die Turnierspiele zu erneuern, die im vorigen Jahre beim hohen brittischen Adel so großen Beifall fanden. Der dazu ausgesuchte Platz ist der Park neben seinem Landsitze Norwood.

Am 18 April endete der Bildhauer Pitts in London, ein Verwandter des berühmten Meisters in derselben Kunst, Sir F. Chantrey, 60 Jahr alt, sein Leben durch Selbstmord, indem er sich mit Laudanum vergiftete. Er hatte mit einer Zeichnung zu dem Nelson-Monument concurrirt, die aber verworfen wurde; dieß und ein ähnliches neueres Mißgeschick hatte ihn in Schwermuth versenkt, welche zu dem unglücklichen Entschluß führte.

Von der Lady Morgan ist, nach einem langen schriftstellerischen Stillstand, ein neuer Roman: „Woman and her Master (das Weib und ihr Herr)“ erschienen, der alle glänzenden Eigenschaften ihrer früheren Werke besitzen soll. Das Thema ist ein bei den englischen Schriftstellerinnen des Tags beliebtes; gesellschaftliche Emancipation der Frauen, wenn auch nicht ganz in dem französisch saint-simonistischen Sinne des Worts.

Frankreich.

In der Sitzung der Pairskammer am 27 April verlas der Herzog von Broglie die Trauerrede auf Hrn. v. Sacy. Hierauf setzte die Kammer die Erörterung des Entwurfs über gerichtliche Immobiliarverkäufe fort.

[irrelevantes Material] In der Deputirtenkammer kam am 27 April die Erörterung des Credits von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben bei der Blokade von Buenos-Ayres zur Tagesordnung. Hr. Béchard erinnert an die Ursachen des Kriegs mit Buenos-Ayres. Die Forderungen der französischen Regierung hätten sich immer darauf beschränkt, für die Franzosen eine Gleichstellung mit den andern Fremden durchzusetzen. Die Engländer und Amerikaner genießen das Recht, für den Dienst in der Miliz nicht in Anspruch genommen zu werden. Sie können den Detailhandel ausüben. Die Franzosen seyen dieser Rechte beraubt, und mehrere derselben ermordet worden. Die Sache Frankreichs sey sonach eine gerechte; die Blokade sey aber seit 26 Monaten unwirksam geblieben. Man solle daher suchen, sie zum Ziele zu führen, um der Welt nicht länger das Schauspiel der Unmacht zu geben. Der Conseilpräsident fügt diesen Betrachtungen über die Gerechtigkeit der französischen Sache gegen Buenos-Ayres noch bei, daß die unerträglichste Forderung dieses Staats gewesen sey, die Franzosen, die sich in der Republik niedergelassen, nach einem dreijährigen Aufenthalte zu denationalisiren und sie dann allen Lasten des Landes zu unterwerfen. Man habe sogar diejenigen, die sich dessen

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[0978/0002] v. Stanhope, eine Reihe von Resolutionen gegen den „Opium-Krieg“ mit China, wiewohl nicht ohne einigen Widerspruch angenommen, und darauf gegründete Petitionen an beide Parlamentshäuser entworfen. Es war ein Vorspiel zu der im Hause der Gemeinen bevorstehenden Motion. Dem Globe zufolge war indeß das Meeting eine sehr unerhebliche Demonstration, indem, trotz der mehrere Tage hinter einander geschehenen öffentlichen Einladungen, kaum 300 Personen dabei erschienen seyen, und dieß großentheils Damen. Die dabei vorgeschobene Philanthropie und Christlichkeit bezeichnet das ministerielle Blatt als torystische Gleißnerei. (United Service Journal.) Einem Gerücht zufolge, das wir jedoch nicht verbürgen können, wäre den in England stehenden Reserve-Compagnien (depot companies) der in Canada dienenden Regimenter die Ordre zugegangen, sich zur Einschiffung dahin bereit zu halten. Der an den Hof von St. James neuernannte neapolitanische Gesandte, Se. Exc. Fürst Castelcicala, landete am 24 April, über Boulogne kommend, unter einer Salutation vom Hafencastell in Dover, und setzte sogleich seine Reise nach London fort. (Courier.) Aus einer Quelle, die wir als zuverlässig betrachten dürfen, vernehmen wir folgende interessante Einzelheiten in Bezug auf die Vermittelung der französischen Regierung zwischen England und Neapel. Sobald Se. Exc. Hr. Guizot von dem eingetretenen Zerwürfniß Kunde erhielt, verfügte er sich aus eigenem Antrieb auf das auswärtige Amt, und bot Frankreichs Vermittelung zwischen dem König beider Sicilien und dem brittischen Cabinet an. Lord Palmerston soll diesen freundlichen Vorschlag in geziemender Stimmung (with becoming spirit) entgegengommen haben, und die Mittheilung der Sache nach Paris, fügt unser Berichterstatter hinzu, habe bei Hrn. Thiers und dessen Collegen den wärmsten Beifall gefunden. Doch wurde, wie wir zu glauben Grund haben, von Seite des französischen Ministeriums unter andern Bedingungen stipulirt, daß die ganze Unterhandlung in Bezug auf Neapel durch die französische Regierung allein geleitet werden solle; eben so hat sie die alsbaldige Einstellung der Feindseligkeiten verlangt. Die Dienstfertigkeit, womit Hr. Guizot in diesem Falle hervortrat, nimmt uns nicht Wunder. Seine Anhänglichkeit an England ist von der Art, daß er für dessen Wohlfahrt zu jedem Schritt bereit ist, der sich mit der Ehre und den Interessen Frankreichs verträgt, dessen Souverän er repräsentirt und dessen Vortheil zu wahren er vor Allem gehalten ist. Dem protestantischen Volke Großbritanniens kann es nur erfreulich seyn, zu wissen, daß Hr. Guizot Protestant ist – der einzige französische Protestant, der seit den Tagen des großen Sully als Gesandter nach England gekommen. Und dieser ausgezeichnete Staatsmann genießt zugleich in ganz Europa den Ruf eines redlichen und aufrichtigen Mannes. Wir betrachten es als ein Glück für England wie für Frankreich, daß ein Guizot in dieser kritischen Zeit den König der Franzosen am Hofe von St. James vertritt, denn wenn irgend ein Staatsmann, so ist er es, der unser gutes Einvernehmen und unser Bündniß mit Frankreich durch gebührende Berücksichtigung der beiderseitigen Ehre, Rechte und Interessen wahren und befestigen kann. Man liest in dem Handelsblatte Price Current: „In den Dünen ist das Schiff Ann aus Dominica (Westindien) mit einer Fracht von 200 Tonnen Schwefel angekommen, welche ganz das Product dieser Insel ist. Wie wir hören, sind die dortigen Schwefelminen unerschöpflich, und können bei gehöriger Bearbeitung uns ganz unabhängig von fremder Zufuhr machen. Wir vernehmen ferner, daß unser westindischer Schwefel in den Vereinigten Staaten gesucht ist, daß bereits mehrere hundert Tonnen davon daselbst eingeführt wurden und Beifall fanden. 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Am 18 April endete der Bildhauer Pitts in London, ein Verwandter des berühmten Meisters in derselben Kunst, Sir F. Chantrey, 60 Jahr alt, sein Leben durch Selbstmord, indem er sich mit Laudanum vergiftete. Er hatte mit einer Zeichnung zu dem Nelson-Monument concurrirt, die aber verworfen wurde; dieß und ein ähnliches neueres Mißgeschick hatte ihn in Schwermuth versenkt, welche zu dem unglücklichen Entschluß führte. Von der Lady Morgan ist, nach einem langen schriftstellerischen Stillstand, ein neuer Roman: „Woman and her Master (das Weib und ihr Herr)“ erschienen, der alle glänzenden Eigenschaften ihrer früheren Werke besitzen soll. Das Thema ist ein bei den englischen Schriftstellerinnen des Tags beliebtes; gesellschaftliche Emancipation der Frauen, wenn auch nicht ganz in dem französisch saint-simonistischen Sinne des Worts. Frankreich. _ Paris, 27 April. In der Sitzung der Pairskammer am 27 April verlas der Herzog von Broglie die Trauerrede auf Hrn. v. Sacy. Hierauf setzte die Kammer die Erörterung des Entwurfs über gerichtliche Immobiliarverkäufe fort. _ In der Deputirtenkammer kam am 27 April die Erörterung des Credits von 1,500,000 Fr. für unvorhergesehene Ausgaben bei der Blokade von Buenos-Ayres zur Tagesordnung. Hr. Béchard erinnert an die Ursachen des Kriegs mit Buenos-Ayres. Die Forderungen der französischen Regierung hätten sich immer darauf beschränkt, für die Franzosen eine Gleichstellung mit den andern Fremden durchzusetzen. Die Engländer und Amerikaner genießen das Recht, für den Dienst in der Miliz nicht in Anspruch genommen zu werden. Sie können den Detailhandel ausüben. Die Franzosen seyen dieser Rechte beraubt, und mehrere derselben ermordet worden. Die Sache Frankreichs sey sonach eine gerechte; die Blokade sey aber seit 26 Monaten unwirksam geblieben. Man solle daher suchen, sie zum Ziele zu führen, um der Welt nicht länger das Schauspiel der Unmacht zu geben. Der Conseilpräsident fügt diesen Betrachtungen über die Gerechtigkeit der französischen Sache gegen Buenos-Ayres noch bei, daß die unerträglichste Forderung dieses Staats gewesen sey, die Franzosen, die sich in der Republik niedergelassen, nach einem dreijährigen Aufenthalte zu denationalisiren und sie dann allen Lasten des Landes zu unterwerfen. Man habe sogar diejenigen, die sich dessen

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 123. Augsburg, 2. Mai 1840, S. 0978. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_123_18400502/2>, abgerufen am 28.04.2024.