Allgemeine Zeitung. Nr. 123. Augsburg, 2. Mai 1840.22 d. melden, das französische Geschwader unter Admiral Rosamel sey auf hoher See gesehen worden, und habe der Richtung nach seinen Lauf gegen Neapel genommen. Die Blokade von Neapel hat schon am 17 d. begonnen; denn von diesem Tage an wurden bereits mehrere Schiffe, welche in der Bucht jener Stadt einlaufen wollten, von den englischen Kriegsschiffen zurückgewiesen. Das neapolitanische Dampfboot Maria Antonietta ist mit vielen Passagieren an Bord auf seiner Fahrt von Neapel in Civita Vecchia angelaufen. Es wurde bis dahin zweimal von den Engländern angehalten, welche es, nachdem sie es durchsucht, weiter fahren ließen. Zwei im Hafen von Civita Vecchia liegende neapolitanische Schiffe, auf Rechnung der französischen Regierung nach Algier befrachtet, waren zum Auslaufen fertig und hatten englische Pässe zur Reise dahin erhalten. Sonst will man nirgends mehr für neapolitanische Schiffe bei den Assecuranzcompagnien zeichnen. Rom, 21 April. Die aus Rußland eingetroffenen Mittheilungen hinsichtlich der katholischen Kirche in Rußland und Polen haben hier einen günstigen Eindruck hervorgebracht. *) Vielleicht hören wir in der nächsten Woche, wo ein Consistorium zusammen berufen wird, etwas Näheres über diese wichtige Angelegenheit. Man sagt, daß in demselben Consistorium auch die Angelegenheit der niederrheinischen Diöcesen zur Sprache kommen werde. - Die Charwoche und das Osterfest sind vorüber. Sie wurden mit den hergebrachten Ceremonien gefeiert. Mehrere Functionen wurden in St. Peter, statt wie sonst in den engern Räumern des Vaticans abgehalten, was bei dem Zudrang der vielen Fremden auch dieses Jahr sehr zweckmäßig befunden wurde. Der heilige Vater, in seinem fast fünfundsiebzigsten Lebensjahr, verrichtete die ihm zukommenden Functionen selbst, wobei die kräftige Constitution, deren er sich erfreut, nicht wenig beiträgt, den Festen eine noch höhere Feierlichkeit zu geben, als sie an sich schon haben. Eine der großartigsten Ceremonien bleibt doch, wenn der Pontifex maximus, nach Beendigung der Messe am Hauptaltar in der St. Peterskirche, an welchem nur er die Messe celebriren darf, auf der großen Loggia über dem Eingang dieses Tempels erscheint und seinen Segen über die versammelte unzählige Menge austheilt - Urbi et Orbi. In demselben Augenblick, wo Alles schweigend kniet, ertönen alle Glocken, vermischt mit dem Donner der Kanonen von der nahen Engelsburg. Das schönste Wetter begünstigte das Osterfest, welches am Abend durch die Beleuchtung der Kuppel, so wie der Facade und der Arcaden von St. Peter beschlossen wurde. Gestern Abend brannte zur Verherrlichung des Festes das Feuerwerk (la girandola) von der Engelsburg ab, hat aber, obgleich sehr reichhaltig, wenig Wirkung hervorgebracht. Die sonst so bewunderte Pünktlichkeit bei diesem Feuerwerk fehlte gänzlich, und so hat es, wie der Italiener sich ausdrückt, fiasco gemacht. - Der heutige Jahrstag der Gründung Roms, nach dem römischen Kalender das 2589ste Jahr, wird durch manche frohe Gesellschaft gefeiert. Deutschland. München, 30 April. Se. Maj. der König hat vermöge diesen Morgen bekannt gewordener allerhöchster Entschließung geruht, den bisherigen Präsidenten der Regierung von Oberbayern, Staatsrath Grafen v. Seinsheim zum Finanzminister zu ernennen. - Ueber die Zeit der Abreise JJ. k. k. HH. des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg von St. Petersburg ist bis heute nichts Gewisses. München, 30 April. Der k. Staatsrath und Regierungspräsident Graf v. Seinsheim, der heute zum Finanzminister ernannt worden, wird morgen bereits seine neue Stelle antreten. Wer sein Nachfolger bei der Regierung von Oberbayern seyn wird, ist noch nicht bekannt. Darmstadt. (Beschluß der Verhandlungen der ersten Kammer über das Bundesheerwesen.) Der erste Präsident, Prinz Emil von Hessen, ergriff hierauf das Wort und äußerte unter Anderm: "Zuvörderst erkläre ich mich mit der Absicht und dem Sinne, die dem Antrag zu Grunde liegen, mit dem Wunsche, daß die beabsichtigten Manöuvres des achten Armeecorps von Zeit zu Zeit wiederholt stattfinden, und daß dieses Beispiel von den andern zusammengesetzten Corps nachgeahmt werden möge, auf das vollkommenste einverstanden. Die Würde, Größe, Selbstständigkeit und Sicherung Deutschlands rechtfertigen diesen Wunsch auf das vollkommenste. Den Wunsch aber, daß die Kosten der gemeinschaftlichen Uebungen als Bundeslast betrachtet und bestritten werden möchten, halte ich dieß dem financiellen Interesse des Großherzogthums nicht entsprechend. Im ganzen Bundessysteme herrscht der Grundsatz vor: für Alle gleiche Rechte und gleiche Verbindlichkeiten. Wie wichtig dieser Grundsatz namentlich für die Mindermächtigen ist, und wie besorgt sie für dessen Erhaltung seyn müssen, unterliegt keinem Zweifel; er würde aber eine bedeutende Bresche erleiden, wenn der Fall eintreten sollte, daß die Staaten, welche geschlossene Armeecorps zum Bundesheere stellen, zu den Uebungskosten der zusammengesetzten Corps beizutragen hätten, und die Staaten dieser letztern nicht eine Reciprocität eintreten lassen wollten. Daß aber dieß eine höchst kostspielige Reciprocität werden würde, und so, durch die Erfüllung des vom Ausschusse gestellten Desideriums, mehr Lasten als Vortheile herbeigeführt würden, leuchtet von selbst ein. Weiter und vorzüglich kann ich dem letzten Theile des Ausschußantrags aus der Rücksicht nicht beitreten, weil derselbe mittelbar auf Hervorrufung eines Bundesbeschlusses hinaus geht, denn nur durch einen solchen könnte die gewünschte Bestimmung angeordnet werden. Sr. königl. Hoh. dem Großherzog aber Wünsche und Bitten vorzutragen, die sich irgend auf allgemeine Bundesangelegenheiten beziehen, halte ich für ungeeignet, weil darin ein Versuch der Einwirkung auf allerhöchstdessen Handlungsweise im Bunde liegt, eine Einwirkung, die den ständischen Wirkungskreis überschreitet. Wenn ich in einer Frage, wie die vorliegende, wo es sich um einen Wunsch handelt, dem die allgemeine Zustimmung zu Theil zu werden verdient, und dessen Sinn keine ungünstige Deutung zuläßt, mich auf den so eben von mir angeführten Grundsatz beziehe, so leitet mich hierin die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, Consequenzen zu vermeiden, die man unbezweifelt versuchen würde, aus diesem Vorgange für andere Fälle und in Fragen politischer Natur über ständische Einwirkung auf Bundesbeschlüsse abzuleiten. Ich wünsche übrigens so sehr, mich dem Antrage des Ausschusses anzuschließen, daß ich es mit Freuden thun werde, wenn er sich, worauf ich antrage, auf die zwei ersten Punkte beschränkt, nämlich darauf, daß die Uebungen des achten Corps von Zeit zu Zeit sich wiederholen, und daß eine solche Einrichtung auch bei dem neunten und zehnten Corps eingeführt werde." Der Kanzler Dr. v. Linde: "Bei Veranlassung der sogenannten hannover'schen Frage nicht nur, sondern auch bei der zur Sprache gebrachten Art der Bildung des achten Armeecorps und bei andern Gelegenheiten habe ich durch die Darlegung meiner Grundsätze mich wohl zureichend gegen den möglichen Zweifel über meine Betrachtungsweise des Verhältnisses einer *) Wir verweisen übrigens auf den heute unter Rußland gelieferten Artikel.
22 d. melden, das französische Geschwader unter Admiral Rosamel sey auf hoher See gesehen worden, und habe der Richtung nach seinen Lauf gegen Neapel genommen. Die Blokade von Neapel hat schon am 17 d. begonnen; denn von diesem Tage an wurden bereits mehrere Schiffe, welche in der Bucht jener Stadt einlaufen wollten, von den englischen Kriegsschiffen zurückgewiesen. Das neapolitanische Dampfboot Maria Antonietta ist mit vielen Passagieren an Bord auf seiner Fahrt von Neapel in Cività Vecchia angelaufen. Es wurde bis dahin zweimal von den Engländern angehalten, welche es, nachdem sie es durchsucht, weiter fahren ließen. Zwei im Hafen von Cività Vecchia liegende neapolitanische Schiffe, auf Rechnung der französischen Regierung nach Algier befrachtet, waren zum Auslaufen fertig und hatten englische Pässe zur Reise dahin erhalten. Sonst will man nirgends mehr für neapolitanische Schiffe bei den Assecuranzcompagnien zeichnen. Rom, 21 April. Die aus Rußland eingetroffenen Mittheilungen hinsichtlich der katholischen Kirche in Rußland und Polen haben hier einen günstigen Eindruck hervorgebracht. *) Vielleicht hören wir in der nächsten Woche, wo ein Consistorium zusammen berufen wird, etwas Näheres über diese wichtige Angelegenheit. Man sagt, daß in demselben Consistorium auch die Angelegenheit der niederrheinischen Diöcesen zur Sprache kommen werde. – Die Charwoche und das Osterfest sind vorüber. Sie wurden mit den hergebrachten Ceremonien gefeiert. Mehrere Functionen wurden in St. Peter, statt wie sonst in den engern Räumern des Vaticans abgehalten, was bei dem Zudrang der vielen Fremden auch dieses Jahr sehr zweckmäßig befunden wurde. Der heilige Vater, in seinem fast fünfundsiebzigsten Lebensjahr, verrichtete die ihm zukommenden Functionen selbst, wobei die kräftige Constitution, deren er sich erfreut, nicht wenig beiträgt, den Festen eine noch höhere Feierlichkeit zu geben, als sie an sich schon haben. Eine der großartigsten Ceremonien bleibt doch, wenn der Pontifex maximus, nach Beendigung der Messe am Hauptaltar in der St. Peterskirche, an welchem nur er die Messe celebriren darf, auf der großen Loggia über dem Eingang dieses Tempels erscheint und seinen Segen über die versammelte unzählige Menge austheilt – Urbi et Orbi. In demselben Augenblick, wo Alles schweigend kniet, ertönen alle Glocken, vermischt mit dem Donner der Kanonen von der nahen Engelsburg. Das schönste Wetter begünstigte das Osterfest, welches am Abend durch die Beleuchtung der Kuppel, so wie der Façade und der Arcaden von St. Peter beschlossen wurde. Gestern Abend brannte zur Verherrlichung des Festes das Feuerwerk (la girandola) von der Engelsburg ab, hat aber, obgleich sehr reichhaltig, wenig Wirkung hervorgebracht. Die sonst so bewunderte Pünktlichkeit bei diesem Feuerwerk fehlte gänzlich, und so hat es, wie der Italiener sich ausdrückt, fiasco gemacht. – Der heutige Jahrstag der Gründung Roms, nach dem römischen Kalender das 2589ste Jahr, wird durch manche frohe Gesellschaft gefeiert. Deutschland. München, 30 April. Se. Maj. der König hat vermöge diesen Morgen bekannt gewordener allerhöchster Entschließung geruht, den bisherigen Präsidenten der Regierung von Oberbayern, Staatsrath Grafen v. Seinsheim zum Finanzminister zu ernennen. – Ueber die Zeit der Abreise JJ. k. k. HH. des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg von St. Petersburg ist bis heute nichts Gewisses. München, 30 April. Der k. Staatsrath und Regierungspräsident Graf v. Seinsheim, der heute zum Finanzminister ernannt worden, wird morgen bereits seine neue Stelle antreten. Wer sein Nachfolger bei der Regierung von Oberbayern seyn wird, ist noch nicht bekannt. Darmstadt. (Beschluß der Verhandlungen der ersten Kammer über das Bundesheerwesen.) Der erste Präsident, Prinz Emil von Hessen, ergriff hierauf das Wort und äußerte unter Anderm: „Zuvörderst erkläre ich mich mit der Absicht und dem Sinne, die dem Antrag zu Grunde liegen, mit dem Wunsche, daß die beabsichtigten Manöuvres des achten Armeecorps von Zeit zu Zeit wiederholt stattfinden, und daß dieses Beispiel von den andern zusammengesetzten Corps nachgeahmt werden möge, auf das vollkommenste einverstanden. Die Würde, Größe, Selbstständigkeit und Sicherung Deutschlands rechtfertigen diesen Wunsch auf das vollkommenste. Den Wunsch aber, daß die Kosten der gemeinschaftlichen Uebungen als Bundeslast betrachtet und bestritten werden möchten, halte ich dieß dem financiellen Interesse des Großherzogthums nicht entsprechend. Im ganzen Bundessysteme herrscht der Grundsatz vor: für Alle gleiche Rechte und gleiche Verbindlichkeiten. Wie wichtig dieser Grundsatz namentlich für die Mindermächtigen ist, und wie besorgt sie für dessen Erhaltung seyn müssen, unterliegt keinem Zweifel; er würde aber eine bedeutende Bresche erleiden, wenn der Fall eintreten sollte, daß die Staaten, welche geschlossene Armeecorps zum Bundesheere stellen, zu den Uebungskosten der zusammengesetzten Corps beizutragen hätten, und die Staaten dieser letztern nicht eine Reciprocität eintreten lassen wollten. Daß aber dieß eine höchst kostspielige Reciprocität werden würde, und so, durch die Erfüllung des vom Ausschusse gestellten Desideriums, mehr Lasten als Vortheile herbeigeführt würden, leuchtet von selbst ein. Weiter und vorzüglich kann ich dem letzten Theile des Ausschußantrags aus der Rücksicht nicht beitreten, weil derselbe mittelbar auf Hervorrufung eines Bundesbeschlusses hinaus geht, denn nur durch einen solchen könnte die gewünschte Bestimmung angeordnet werden. Sr. königl. Hoh. dem Großherzog aber Wünsche und Bitten vorzutragen, die sich irgend auf allgemeine Bundesangelegenheiten beziehen, halte ich für ungeeignet, weil darin ein Versuch der Einwirkung auf allerhöchstdessen Handlungsweise im Bunde liegt, eine Einwirkung, die den ständischen Wirkungskreis überschreitet. Wenn ich in einer Frage, wie die vorliegende, wo es sich um einen Wunsch handelt, dem die allgemeine Zustimmung zu Theil zu werden verdient, und dessen Sinn keine ungünstige Deutung zuläßt, mich auf den so eben von mir angeführten Grundsatz beziehe, so leitet mich hierin die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, Consequenzen zu vermeiden, die man unbezweifelt versuchen würde, aus diesem Vorgange für andere Fälle und in Fragen politischer Natur über ständische Einwirkung auf Bundesbeschlüsse abzuleiten. Ich wünsche übrigens so sehr, mich dem Antrage des Ausschusses anzuschließen, daß ich es mit Freuden thun werde, wenn er sich, worauf ich antrage, auf die zwei ersten Punkte beschränkt, nämlich darauf, daß die Uebungen des achten Corps von Zeit zu Zeit sich wiederholen, und daß eine solche Einrichtung auch bei dem neunten und zehnten Corps eingeführt werde.“ Der Kanzler Dr. v. Linde: „Bei Veranlassung der sogenannten hannover'schen Frage nicht nur, sondern auch bei der zur Sprache gebrachten Art der Bildung des achten Armeecorps und bei andern Gelegenheiten habe ich durch die Darlegung meiner Grundsätze mich wohl zureichend gegen den möglichen Zweifel über meine Betrachtungsweise des Verhältnisses einer *) Wir verweisen übrigens auf den heute unter Rußland gelieferten Artikel.
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Mehrere Functionen wurden in St. Peter, statt wie sonst in den engern Räumern des Vaticans abgehalten, was bei dem Zudrang der vielen Fremden auch dieses Jahr sehr zweckmäßig befunden wurde. Der heilige Vater, in seinem fast fünfundsiebzigsten Lebensjahr, verrichtete die ihm zukommenden Functionen selbst, wobei die kräftige Constitution, deren er sich erfreut, nicht wenig beiträgt, den Festen eine noch höhere Feierlichkeit zu geben, als sie an sich schon haben. Eine der großartigsten Ceremonien bleibt doch, wenn der Pontifex maximus, nach Beendigung der Messe am Hauptaltar in der St. Peterskirche, an welchem nur er die Messe celebriren darf, auf der großen Loggia über dem Eingang dieses Tempels erscheint und seinen Segen über die versammelte unzählige Menge austheilt – Urbi et Orbi. In demselben Augenblick, wo Alles schweigend kniet, ertönen alle Glocken, vermischt mit dem Donner der Kanonen von der nahen Engelsburg. Das schönste Wetter begünstigte das Osterfest, welches am Abend durch die Beleuchtung der Kuppel, so wie der Façade und der Arcaden von St. Peter beschlossen wurde. Gestern Abend brannte zur Verherrlichung des Festes das Feuerwerk (la girandola) von der Engelsburg ab, hat aber, obgleich sehr reichhaltig, wenig Wirkung hervorgebracht. Die sonst so bewunderte Pünktlichkeit bei diesem Feuerwerk fehlte gänzlich, und so hat es, wie der Italiener sich ausdrückt, fiasco gemacht. – Der heutige Jahrstag der Gründung Roms, nach dem römischen Kalender das 2589ste Jahr, wird durch manche frohe Gesellschaft gefeiert.</p><lb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Deutschland.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 30 April.</dateline> <p> Se. 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Den Wunsch aber, daß die Kosten der gemeinschaftlichen Uebungen als Bundeslast betrachtet und bestritten werden möchten, halte ich dieß dem financiellen Interesse des Großherzogthums nicht entsprechend. Im ganzen Bundessysteme herrscht der Grundsatz vor: für Alle gleiche Rechte und gleiche Verbindlichkeiten. Wie wichtig dieser Grundsatz namentlich für die Mindermächtigen ist, und wie besorgt sie für dessen Erhaltung seyn müssen, unterliegt keinem Zweifel; er würde aber eine bedeutende Bresche erleiden, wenn der Fall eintreten sollte, daß die Staaten, welche geschlossene Armeecorps zum Bundesheere stellen, zu den Uebungskosten der zusammengesetzten Corps beizutragen hätten, und die Staaten dieser letztern nicht eine Reciprocität eintreten lassen wollten. Daß aber dieß eine höchst kostspielige Reciprocität werden würde, und so, durch die Erfüllung des vom Ausschusse gestellten Desideriums, mehr Lasten als Vortheile herbeigeführt würden, leuchtet von selbst ein. Weiter und vorzüglich kann ich dem letzten Theile des Ausschußantrags aus der Rücksicht nicht beitreten, weil derselbe mittelbar auf Hervorrufung eines Bundesbeschlusses hinaus geht, denn nur durch einen solchen könnte die gewünschte Bestimmung angeordnet werden. Sr. königl. Hoh. dem Großherzog aber Wünsche und Bitten vorzutragen, die sich irgend auf allgemeine Bundesangelegenheiten beziehen, halte ich für ungeeignet, weil darin ein Versuch der Einwirkung auf allerhöchstdessen Handlungsweise im Bunde liegt, eine Einwirkung, die den ständischen Wirkungskreis überschreitet. Wenn ich in einer Frage, wie die vorliegende, wo es sich um einen Wunsch handelt, dem die allgemeine Zustimmung zu Theil zu werden verdient, und dessen Sinn keine ungünstige Deutung zuläßt, mich auf den so eben von mir angeführten Grundsatz beziehe, so leitet mich hierin die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, Consequenzen zu vermeiden, die man unbezweifelt versuchen würde, aus diesem Vorgange für andere Fälle und in Fragen politischer Natur über ständische Einwirkung auf Bundesbeschlüsse abzuleiten. Ich wünsche übrigens so sehr, mich dem Antrage des Ausschusses anzuschließen, daß ich es mit Freuden thun werde, wenn er sich, worauf ich antrage, auf die zwei ersten Punkte beschränkt, nämlich darauf, daß die Uebungen des achten Corps von Zeit zu Zeit sich wiederholen, und daß eine solche Einrichtung auch bei dem neunten und zehnten Corps eingeführt werde.“</p><lb/> <p>Der Kanzler Dr. v. <hi rendition="#g">Linde</hi>: „Bei Veranlassung der sogenannten hannover'schen Frage nicht nur, sondern auch bei der zur Sprache gebrachten Art der Bildung des achten Armeecorps und bei andern Gelegenheiten habe ich durch die Darlegung meiner Grundsätze mich wohl zureichend gegen den möglichen Zweifel über meine Betrachtungsweise des Verhältnisses einer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0981/0005]
22 d. melden, das französische Geschwader unter Admiral Rosamel sey auf hoher See gesehen worden, und habe der Richtung nach seinen Lauf gegen Neapel genommen. Die Blokade von Neapel hat schon am 17 d. begonnen; denn von diesem Tage an wurden bereits mehrere Schiffe, welche in der Bucht jener Stadt einlaufen wollten, von den englischen Kriegsschiffen zurückgewiesen. Das neapolitanische Dampfboot Maria Antonietta ist mit vielen Passagieren an Bord auf seiner Fahrt von Neapel in Cività Vecchia angelaufen. Es wurde bis dahin zweimal von den Engländern angehalten, welche es, nachdem sie es durchsucht, weiter fahren ließen. Zwei im Hafen von Cività Vecchia liegende neapolitanische Schiffe, auf Rechnung der französischen Regierung nach Algier befrachtet, waren zum Auslaufen fertig und hatten englische Pässe zur Reise dahin erhalten. Sonst will man nirgends mehr für neapolitanische Schiffe bei den Assecuranzcompagnien zeichnen.
_ Rom, 21 April. Die aus Rußland eingetroffenen Mittheilungen hinsichtlich der katholischen Kirche in Rußland und Polen haben hier einen günstigen Eindruck hervorgebracht. *) Vielleicht hören wir in der nächsten Woche, wo ein Consistorium zusammen berufen wird, etwas Näheres über diese wichtige Angelegenheit. Man sagt, daß in demselben Consistorium auch die Angelegenheit der niederrheinischen Diöcesen zur Sprache kommen werde. – Die Charwoche und das Osterfest sind vorüber. Sie wurden mit den hergebrachten Ceremonien gefeiert. Mehrere Functionen wurden in St. Peter, statt wie sonst in den engern Räumern des Vaticans abgehalten, was bei dem Zudrang der vielen Fremden auch dieses Jahr sehr zweckmäßig befunden wurde. Der heilige Vater, in seinem fast fünfundsiebzigsten Lebensjahr, verrichtete die ihm zukommenden Functionen selbst, wobei die kräftige Constitution, deren er sich erfreut, nicht wenig beiträgt, den Festen eine noch höhere Feierlichkeit zu geben, als sie an sich schon haben. Eine der großartigsten Ceremonien bleibt doch, wenn der Pontifex maximus, nach Beendigung der Messe am Hauptaltar in der St. Peterskirche, an welchem nur er die Messe celebriren darf, auf der großen Loggia über dem Eingang dieses Tempels erscheint und seinen Segen über die versammelte unzählige Menge austheilt – Urbi et Orbi. In demselben Augenblick, wo Alles schweigend kniet, ertönen alle Glocken, vermischt mit dem Donner der Kanonen von der nahen Engelsburg. Das schönste Wetter begünstigte das Osterfest, welches am Abend durch die Beleuchtung der Kuppel, so wie der Façade und der Arcaden von St. Peter beschlossen wurde. Gestern Abend brannte zur Verherrlichung des Festes das Feuerwerk (la girandola) von der Engelsburg ab, hat aber, obgleich sehr reichhaltig, wenig Wirkung hervorgebracht. Die sonst so bewunderte Pünktlichkeit bei diesem Feuerwerk fehlte gänzlich, und so hat es, wie der Italiener sich ausdrückt, fiasco gemacht. – Der heutige Jahrstag der Gründung Roms, nach dem römischen Kalender das 2589ste Jahr, wird durch manche frohe Gesellschaft gefeiert.
Deutschland.
_ München, 30 April. Se. Maj. der König hat vermöge diesen Morgen bekannt gewordener allerhöchster Entschließung geruht, den bisherigen Präsidenten der Regierung von Oberbayern, Staatsrath Grafen v. Seinsheim zum Finanzminister zu ernennen. – Ueber die Zeit der Abreise JJ. k. k. HH. des Herzogs und der Herzogin von Leuchtenberg von St. Petersburg ist bis heute nichts Gewisses.
_ München, 30 April. Der k. Staatsrath und Regierungspräsident Graf v. Seinsheim, der heute zum Finanzminister ernannt worden, wird morgen bereits seine neue Stelle antreten. Wer sein Nachfolger bei der Regierung von Oberbayern seyn wird, ist noch nicht bekannt.
_ Darmstadt. (Beschluß der Verhandlungen der ersten Kammer über das Bundesheerwesen.)
Der erste Präsident, Prinz Emil von Hessen, ergriff hierauf das Wort und äußerte unter Anderm: „Zuvörderst erkläre ich mich mit der Absicht und dem Sinne, die dem Antrag zu Grunde liegen, mit dem Wunsche, daß die beabsichtigten Manöuvres des achten Armeecorps von Zeit zu Zeit wiederholt stattfinden, und daß dieses Beispiel von den andern zusammengesetzten Corps nachgeahmt werden möge, auf das vollkommenste einverstanden. Die Würde, Größe, Selbstständigkeit und Sicherung Deutschlands rechtfertigen diesen Wunsch auf das vollkommenste. Den Wunsch aber, daß die Kosten der gemeinschaftlichen Uebungen als Bundeslast betrachtet und bestritten werden möchten, halte ich dieß dem financiellen Interesse des Großherzogthums nicht entsprechend. Im ganzen Bundessysteme herrscht der Grundsatz vor: für Alle gleiche Rechte und gleiche Verbindlichkeiten. Wie wichtig dieser Grundsatz namentlich für die Mindermächtigen ist, und wie besorgt sie für dessen Erhaltung seyn müssen, unterliegt keinem Zweifel; er würde aber eine bedeutende Bresche erleiden, wenn der Fall eintreten sollte, daß die Staaten, welche geschlossene Armeecorps zum Bundesheere stellen, zu den Uebungskosten der zusammengesetzten Corps beizutragen hätten, und die Staaten dieser letztern nicht eine Reciprocität eintreten lassen wollten. Daß aber dieß eine höchst kostspielige Reciprocität werden würde, und so, durch die Erfüllung des vom Ausschusse gestellten Desideriums, mehr Lasten als Vortheile herbeigeführt würden, leuchtet von selbst ein. Weiter und vorzüglich kann ich dem letzten Theile des Ausschußantrags aus der Rücksicht nicht beitreten, weil derselbe mittelbar auf Hervorrufung eines Bundesbeschlusses hinaus geht, denn nur durch einen solchen könnte die gewünschte Bestimmung angeordnet werden. Sr. königl. Hoh. dem Großherzog aber Wünsche und Bitten vorzutragen, die sich irgend auf allgemeine Bundesangelegenheiten beziehen, halte ich für ungeeignet, weil darin ein Versuch der Einwirkung auf allerhöchstdessen Handlungsweise im Bunde liegt, eine Einwirkung, die den ständischen Wirkungskreis überschreitet. Wenn ich in einer Frage, wie die vorliegende, wo es sich um einen Wunsch handelt, dem die allgemeine Zustimmung zu Theil zu werden verdient, und dessen Sinn keine ungünstige Deutung zuläßt, mich auf den so eben von mir angeführten Grundsatz beziehe, so leitet mich hierin die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, Consequenzen zu vermeiden, die man unbezweifelt versuchen würde, aus diesem Vorgange für andere Fälle und in Fragen politischer Natur über ständische Einwirkung auf Bundesbeschlüsse abzuleiten. Ich wünsche übrigens so sehr, mich dem Antrage des Ausschusses anzuschließen, daß ich es mit Freuden thun werde, wenn er sich, worauf ich antrage, auf die zwei ersten Punkte beschränkt, nämlich darauf, daß die Uebungen des achten Corps von Zeit zu Zeit sich wiederholen, und daß eine solche Einrichtung auch bei dem neunten und zehnten Corps eingeführt werde.“
Der Kanzler Dr. v. Linde: „Bei Veranlassung der sogenannten hannover'schen Frage nicht nur, sondern auch bei der zur Sprache gebrachten Art der Bildung des achten Armeecorps und bei andern Gelegenheiten habe ich durch die Darlegung meiner Grundsätze mich wohl zureichend gegen den möglichen Zweifel über meine Betrachtungsweise des Verhältnisses einer
*) Wir verweisen übrigens auf den heute unter Rußland gelieferten Artikel.
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(2016-06-28T11:37:15Z)
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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
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