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Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840.

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London angelangt. Se. Exc., der nur auf kurze Zeit mit einer die ernsten Zerwürfnisse zwischen England und Neapel betreffenden Mission zu uns gekommen, ist der Sohn des Fürsten dieses Namens, der langjähriger Gesandter Neapels bei dem Hofe von St James war. Der gegenwärtige Gesandte, Adjutant des Königs von Neapel und General in dessen Armee, diente vormals in einem englischen Garderegiment, und von der Beliebtheit, deren sein Vater und seine schöne und gebildete Schwester sich vormals am brittischen Hof erfreuten, ist ein voller Antheil auf ihn übergegangen. (Mehrere Journale legen Gewicht darauf, daß der Prinz von Capua in letzter Zeit einige Unterredungen mit Lord Palmerston hatte.)

(M. Herald.) Der französische Gesandte Hr. Guizot hat Einladungen zu dem Namensfest (1 Mai) seines Monarchen erlassen, das dießmal mit ungewöhnlichem Glanze gefeiert werden soll. Die Geladenen - sämmtliche Cabinetsminister, Gesandte u. s. w. - werden, wie die Einladung es vorschreibt - in Hofkleidung oder Uniform erscheinen.

Feargus O'Connor, der Herausgeber des Chartistenblattes the Northern Star, der, wie erwähnt, vor den letzten Assisen in York eines "seditious libel" schuldig befunden wurde, stand dieser Tage wegen ähnlicher Anklage auch vor der Queensbench, doch wurde sein Proceß vertagt, weil seine Gesundheit in Folge des langen Gefängnisses äußerst leidend ist. - Ein Verkäufer des "Paul Pry," eines Blattes voll verleumderischer Persönlichkeiten gegen angesehene Personen, das auf der Insel Wight erschien, ist auf drei Monate zur Tretmühle verurtheilt. - Der Chartismus ist übrigens in England wie verschollen; man findet in den Zeitungen das Wort kaum mehr erwähnt.

Man erinnert sich des mehrerwähnten Raufhandels zwischen englischen Matrosen und Chinesen in einem chinesischen Dorf an der Hong-Kong-Bay, in welchem ein Chinese getödtet wurde, und welcher, weil die von den Chinesen geforderte Auslieferung des Schuldigen englischerseits verweigert ward, nächst dem Schmuggehandel mit Opium der Anlaß zur Einstellung des englisch-chinesischen Handels wurde. Fünf dabei betheiligte Matrosen, welche dieser Tage an Bord der von Singapore kommenden Diana in die Themse einliefen, wurden, nachdem sie unterwegs mehrfachen Schiffsarrest erstanden, auf einen Befehl vom Ministerium des Innern vor ein Polizeigericht gestellt, aber freigesprochen. Wie es scheint, benahmen sie sich in jenem Raufhandel nur vertheidigungsweise, indem sie von den Einwohnern des chinesischen Dorfs in der irrigen Meinung angegriffen wurden, daß sie die Amerikaner seyen, welche sich früher in demselben Dorf einen Unfug erlaubt hatten.

(Sun.) Die Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung reichen bis zum 28 Febr. Die nach Port Natal ausgewanderten Boers besitzen zwar nicht die anerkannte, scheinen aber die factische Souveränetät dieser neuen Niederlassung zu besitzen, da die englischen Truppen bekanntlich von dort abgezogen sind, nun aber die Boers ein Mauthhaus errichtet haben und verschiedene Einfuhrartikel aus der alten Colonie mit Zoll belegen. Weizenmehl indeß, Feuerwaffen u. dgl. lassen sie ganz zollfrei ein. Wenig günstig über den Zustand der neuen Colonie lautet der Bericht eines Boers, Namens de Vos, der aus zweiter Hand in eine Zeitung der Capstadt gelangt ist. Im Lager der Boers am Modder-River leben gegen 400 Familien in großem Elend und beständiger Uneinigkeit, da sie kein Oberhaupt haben. Es fehlt an Lebensmitteln für Menschen und Vieh. Viele Boers würden in solcher Lage gern in die alte Colonie zurückkehren, wenn sie die Mittel dazu hätten, oder das Gouvernement die Rückkehr gestattete. Im Lager oberhalb des Slinkhout-Rant stehen 600 Boers, von denen 400 in Verbindung mit Panda sich zu einem Zuge gegen Dingaan rüsteten. Ihr Vieh müssen sie, der Unsicherheit wegen, diesseits des Vaal-Flusses auf der Weide lassen u. s. w.

Die Regierung scheint jetzt entschlossen, behufs der Beförderung der indischen Post eine directe regelmäßige Verbindung zwischen England und Alexandrien einzurichten, so daß dann die Felleisen nicht mehr über Frankreich zu laufen haben.

Frankreich.

(Festtag.)

(Moniteur.) Eine telegraphische Depesche aus Neapel vom 26 April meldet, daß der König die Vermittlung Frankreichs officiell angenommen habe. Der von dem König von Neapel auf die englischen Schiffe gelegte Beschlag hatte Hrn. Temple verhindert, die alsbaldige Suspension der Feindseligkeiten auszusprechen. Es sollen schon mehrere sicilische Schiffe gekapert worden seyn.

(Galign. Messenger.) Die officielle Anzeige, daß Frankreichs Vermittelung in der Schwefelfrage vom König von Neapel angenommen ist, hat wenig Besprechung in den Journalen veranlaßt, wahrscheinlich weil das Raisonnement über den Gegenstand erschöpft ist. Das Capitole jedoch begnügt sich nicht, wie die meisten andern Blätter, mit dem einfachen Abdruck der telegraphischen Depesche, sondern eifert in starken Ausdrücken gegen das Verfahren Englands, nachdem es die Vermittelung angenommen, doch noch Repressalien gegen neapolitanische Schiffe ausgeübt habe. Hr. Temple, meint das Blatt, habe geringe Achtung vor Frankreichs freundschaftlicher Gefälligkeit gezeigt, indem er auf die Nachricht von der Wendung, welche die Sache genommen, nicht augenblicklich die Feindseligkeiten eingestellt; denn das angeblich vom König von Neapel auf brittisches Eigenthum gelegte Embargo sey nur eine temporäre Vorsichtsmaaßregel gewesen, welche den "gehässigen Seeraub, welchen englische Schiffe zum Aergerniß Europa's verübt", keineswegs entschuldige. Der Courrier francais betrachtet die Annahme der französischen Vermittelung als conclusiv für die Schwefelfrage selbst, wornach nur noch die Frage der Entschädigung der Compagnie, die ihr Monopol verliere, und der englischen und französischen Kaufleute, die unter diesem Monopol gelitten, zu erwägen bleibe.

Die alte Armee hat wieder eines ihrer glorreichsten Mitglieder in der Person des Generals Christiani verloren.

Hr. Emanuel de las Cazes, welcher im Jahre 1838 als Bevollmächtigter Frankreichs nach Hayti geschickt worden, gab in der Deputirtenkammersitzung vom 30 April Aufschlüsse über den Zustand Hayti's. Es sey, sagte er, nicht möglich gewesen, günstigere Bedingungen für die französischen Gläubiger zu erzielen. Die Republik schulde auswärtigen Gläubigern 80 Millionen oder nach mäßigern Schätzungen 40 Millionen Fr. Dieß sey für Hayti so viel, als für Frankreich 2000 Millionen. "Auch die Privatleute dort - erzählte der Redner - leben keineswegs im Wohlstand; denn die Frauen, die im Allgemeinen hübsch sind (Gelächter), geben für Putz mehr aus, als ihre Männer erschwingen können. In Folge der Abschaffung der Sklaverei ist die Cultur des Bodens äußerst vernachlässigt. Nur solche Industriezweige haben Ausdehnung gewonnen, welche wenig Sorge und wenig Arbeit erfordern z. B. das Fällen von Bäumen, deren Holz zum Bau oder zu Tischlerbeiten verwendet wird. Es ist dieß aber eine schlechte Industrie, weil dadurch viele Arme dem Ackerbau entzogen werden. Die bedeutendsten Producte der ehemaligen Colonie, der Zucker und sogar der Kaffee sind fast ganz von der Insel verschwunden. Eine der

London angelangt. Se. Exc., der nur auf kurze Zeit mit einer die ernsten Zerwürfnisse zwischen England und Neapel betreffenden Mission zu uns gekommen, ist der Sohn des Fürsten dieses Namens, der langjähriger Gesandter Neapels bei dem Hofe von St James war. Der gegenwärtige Gesandte, Adjutant des Königs von Neapel und General in dessen Armee, diente vormals in einem englischen Garderegiment, und von der Beliebtheit, deren sein Vater und seine schöne und gebildete Schwester sich vormals am brittischen Hof erfreuten, ist ein voller Antheil auf ihn übergegangen. (Mehrere Journale legen Gewicht darauf, daß der Prinz von Capua in letzter Zeit einige Unterredungen mit Lord Palmerston hatte.)

(M. Herald.) Der französische Gesandte Hr. Guizot hat Einladungen zu dem Namensfest (1 Mai) seines Monarchen erlassen, das dießmal mit ungewöhnlichem Glanze gefeiert werden soll. Die Geladenen – sämmtliche Cabinetsminister, Gesandte u. s. w. – werden, wie die Einladung es vorschreibt – in Hofkleidung oder Uniform erscheinen.

Feargus O'Connor, der Herausgeber des Chartistenblattes the Northern Star, der, wie erwähnt, vor den letzten Assisen in York eines „seditious libel“ schuldig befunden wurde, stand dieser Tage wegen ähnlicher Anklage auch vor der Queensbench, doch wurde sein Proceß vertagt, weil seine Gesundheit in Folge des langen Gefängnisses äußerst leidend ist. – Ein Verkäufer des „Paul Pry,“ eines Blattes voll verleumderischer Persönlichkeiten gegen angesehene Personen, das auf der Insel Wight erschien, ist auf drei Monate zur Tretmühle verurtheilt. – Der Chartismus ist übrigens in England wie verschollen; man findet in den Zeitungen das Wort kaum mehr erwähnt.

Man erinnert sich des mehrerwähnten Raufhandels zwischen englischen Matrosen und Chinesen in einem chinesischen Dorf an der Hong-Kong-Bay, in welchem ein Chinese getödtet wurde, und welcher, weil die von den Chinesen geforderte Auslieferung des Schuldigen englischerseits verweigert ward, nächst dem Schmuggehandel mit Opium der Anlaß zur Einstellung des englisch-chinesischen Handels wurde. Fünf dabei betheiligte Matrosen, welche dieser Tage an Bord der von Singapore kommenden Diana in die Themse einliefen, wurden, nachdem sie unterwegs mehrfachen Schiffsarrest erstanden, auf einen Befehl vom Ministerium des Innern vor ein Polizeigericht gestellt, aber freigesprochen. Wie es scheint, benahmen sie sich in jenem Raufhandel nur vertheidigungsweise, indem sie von den Einwohnern des chinesischen Dorfs in der irrigen Meinung angegriffen wurden, daß sie die Amerikaner seyen, welche sich früher in demselben Dorf einen Unfug erlaubt hatten.

(Sun.) Die Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung reichen bis zum 28 Febr. Die nach Port Natal ausgewanderten Boers besitzen zwar nicht die anerkannte, scheinen aber die factische Souveränetät dieser neuen Niederlassung zu besitzen, da die englischen Truppen bekanntlich von dort abgezogen sind, nun aber die Boers ein Mauthhaus errichtet haben und verschiedene Einfuhrartikel aus der alten Colonie mit Zoll belegen. Weizenmehl indeß, Feuerwaffen u. dgl. lassen sie ganz zollfrei ein. Wenig günstig über den Zustand der neuen Colonie lautet der Bericht eines Boers, Namens de Vos, der aus zweiter Hand in eine Zeitung der Capstadt gelangt ist. Im Lager der Boers am Modder-River leben gegen 400 Familien in großem Elend und beständiger Uneinigkeit, da sie kein Oberhaupt haben. Es fehlt an Lebensmitteln für Menschen und Vieh. Viele Boers würden in solcher Lage gern in die alte Colonie zurückkehren, wenn sie die Mittel dazu hätten, oder das Gouvernement die Rückkehr gestattete. Im Lager oberhalb des Slinkhout-Rant stehen 600 Boers, von denen 400 in Verbindung mit Panda sich zu einem Zuge gegen Dingaan rüsteten. Ihr Vieh müssen sie, der Unsicherheit wegen, diesseits des Vaal-Flusses auf der Weide lassen u. s. w.

Die Regierung scheint jetzt entschlossen, behufs der Beförderung der indischen Post eine directe regelmäßige Verbindung zwischen England und Alexandrien einzurichten, so daß dann die Felleisen nicht mehr über Frankreich zu laufen haben.

Frankreich.

(Festtag.)

(Moniteur.) Eine telegraphische Depesche aus Neapel vom 26 April meldet, daß der König die Vermittlung Frankreichs officiell angenommen habe. Der von dem König von Neapel auf die englischen Schiffe gelegte Beschlag hatte Hrn. Temple verhindert, die alsbaldige Suspension der Feindseligkeiten auszusprechen. Es sollen schon mehrere sicilische Schiffe gekapert worden seyn.

(Galign. Messenger.) Die officielle Anzeige, daß Frankreichs Vermittelung in der Schwefelfrage vom König von Neapel angenommen ist, hat wenig Besprechung in den Journalen veranlaßt, wahrscheinlich weil das Raisonnement über den Gegenstand erschöpft ist. Das Capitole jedoch begnügt sich nicht, wie die meisten andern Blätter, mit dem einfachen Abdruck der telegraphischen Depesche, sondern eifert in starken Ausdrücken gegen das Verfahren Englands, nachdem es die Vermittelung angenommen, doch noch Repressalien gegen neapolitanische Schiffe ausgeübt habe. Hr. Temple, meint das Blatt, habe geringe Achtung vor Frankreichs freundschaftlicher Gefälligkeit gezeigt, indem er auf die Nachricht von der Wendung, welche die Sache genommen, nicht augenblicklich die Feindseligkeiten eingestellt; denn das angeblich vom König von Neapel auf brittisches Eigenthum gelegte Embargo sey nur eine temporäre Vorsichtsmaaßregel gewesen, welche den „gehässigen Seeraub, welchen englische Schiffe zum Aergerniß Europa's verübt“, keineswegs entschuldige. Der Courrier français betrachtet die Annahme der französischen Vermittelung als conclusiv für die Schwefelfrage selbst, wornach nur noch die Frage der Entschädigung der Compagnie, die ihr Monopol verliere, und der englischen und französischen Kaufleute, die unter diesem Monopol gelitten, zu erwägen bleibe.

Die alte Armee hat wieder eines ihrer glorreichsten Mitglieder in der Person des Generals Christiani verloren.

Hr. Emanuel de las Cazes, welcher im Jahre 1838 als Bevollmächtigter Frankreichs nach Hayti geschickt worden, gab in der Deputirtenkammersitzung vom 30 April Aufschlüsse über den Zustand Hayti's. Es sey, sagte er, nicht möglich gewesen, günstigere Bedingungen für die französischen Gläubiger zu erzielen. Die Republik schulde auswärtigen Gläubigern 80 Millionen oder nach mäßigern Schätzungen 40 Millionen Fr. Dieß sey für Hayti so viel, als für Frankreich 2000 Millionen. „Auch die Privatleute dort – erzählte der Redner – leben keineswegs im Wohlstand; denn die Frauen, die im Allgemeinen hübsch sind (Gelächter), geben für Putz mehr aus, als ihre Männer erschwingen können. In Folge der Abschaffung der Sklaverei ist die Cultur des Bodens äußerst vernachlässigt. Nur solche Industriezweige haben Ausdehnung gewonnen, welche wenig Sorge und wenig Arbeit erfordern z. B. das Fällen von Bäumen, deren Holz zum Bau oder zu Tischlerbeiten verwendet wird. Es ist dieß aber eine schlechte Industrie, weil dadurch viele Arme dem Ackerbau entzogen werden. Die bedeutendsten Producte der ehemaligen Colonie, der Zucker und sogar der Kaffee sind fast ganz von der Insel verschwunden. Eine der

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London angelangt. Se. Exc., der nur auf kurze Zeit mit einer die ernsten Zerwürfnisse zwischen England und Neapel betreffenden Mission zu uns gekommen, ist der Sohn des Fürsten dieses Namens, der langjähriger Gesandter Neapels bei dem Hofe von St James war. Der gegenwärtige Gesandte, Adjutant des Königs von Neapel und General in dessen Armee, diente vormals in einem englischen Garderegiment, und von der Beliebtheit, deren sein Vater und seine schöne und gebildete Schwester sich vormals am brittischen Hof erfreuten, ist ein voller Antheil auf ihn übergegangen. (Mehrere Journale legen Gewicht darauf, daß der Prinz von Capua in letzter Zeit einige Unterredungen mit Lord Palmerston hatte.)</p><lb/>
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[1010/0002] London angelangt. Se. Exc., der nur auf kurze Zeit mit einer die ernsten Zerwürfnisse zwischen England und Neapel betreffenden Mission zu uns gekommen, ist der Sohn des Fürsten dieses Namens, der langjähriger Gesandter Neapels bei dem Hofe von St James war. Der gegenwärtige Gesandte, Adjutant des Königs von Neapel und General in dessen Armee, diente vormals in einem englischen Garderegiment, und von der Beliebtheit, deren sein Vater und seine schöne und gebildete Schwester sich vormals am brittischen Hof erfreuten, ist ein voller Antheil auf ihn übergegangen. (Mehrere Journale legen Gewicht darauf, daß der Prinz von Capua in letzter Zeit einige Unterredungen mit Lord Palmerston hatte.) (M. Herald.) Der französische Gesandte Hr. Guizot hat Einladungen zu dem Namensfest (1 Mai) seines Monarchen erlassen, das dießmal mit ungewöhnlichem Glanze gefeiert werden soll. Die Geladenen – sämmtliche Cabinetsminister, Gesandte u. s. w. – werden, wie die Einladung es vorschreibt – in Hofkleidung oder Uniform erscheinen. Feargus O'Connor, der Herausgeber des Chartistenblattes the Northern Star, der, wie erwähnt, vor den letzten Assisen in York eines „seditious libel“ schuldig befunden wurde, stand dieser Tage wegen ähnlicher Anklage auch vor der Queensbench, doch wurde sein Proceß vertagt, weil seine Gesundheit in Folge des langen Gefängnisses äußerst leidend ist. – Ein Verkäufer des „Paul Pry,“ eines Blattes voll verleumderischer Persönlichkeiten gegen angesehene Personen, das auf der Insel Wight erschien, ist auf drei Monate zur Tretmühle verurtheilt. – Der Chartismus ist übrigens in England wie verschollen; man findet in den Zeitungen das Wort kaum mehr erwähnt. Man erinnert sich des mehrerwähnten Raufhandels zwischen englischen Matrosen und Chinesen in einem chinesischen Dorf an der Hong-Kong-Bay, in welchem ein Chinese getödtet wurde, und welcher, weil die von den Chinesen geforderte Auslieferung des Schuldigen englischerseits verweigert ward, nächst dem Schmuggehandel mit Opium der Anlaß zur Einstellung des englisch-chinesischen Handels wurde. Fünf dabei betheiligte Matrosen, welche dieser Tage an Bord der von Singapore kommenden Diana in die Themse einliefen, wurden, nachdem sie unterwegs mehrfachen Schiffsarrest erstanden, auf einen Befehl vom Ministerium des Innern vor ein Polizeigericht gestellt, aber freigesprochen. Wie es scheint, benahmen sie sich in jenem Raufhandel nur vertheidigungsweise, indem sie von den Einwohnern des chinesischen Dorfs in der irrigen Meinung angegriffen wurden, daß sie die Amerikaner seyen, welche sich früher in demselben Dorf einen Unfug erlaubt hatten. (Sun.) Die Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung reichen bis zum 28 Febr. Die nach Port Natal ausgewanderten Boers besitzen zwar nicht die anerkannte, scheinen aber die factische Souveränetät dieser neuen Niederlassung zu besitzen, da die englischen Truppen bekanntlich von dort abgezogen sind, nun aber die Boers ein Mauthhaus errichtet haben und verschiedene Einfuhrartikel aus der alten Colonie mit Zoll belegen. Weizenmehl indeß, Feuerwaffen u. dgl. lassen sie ganz zollfrei ein. Wenig günstig über den Zustand der neuen Colonie lautet der Bericht eines Boers, Namens de Vos, der aus zweiter Hand in eine Zeitung der Capstadt gelangt ist. Im Lager der Boers am Modder-River leben gegen 400 Familien in großem Elend und beständiger Uneinigkeit, da sie kein Oberhaupt haben. Es fehlt an Lebensmitteln für Menschen und Vieh. Viele Boers würden in solcher Lage gern in die alte Colonie zurückkehren, wenn sie die Mittel dazu hätten, oder das Gouvernement die Rückkehr gestattete. Im Lager oberhalb des Slinkhout-Rant stehen 600 Boers, von denen 400 in Verbindung mit Panda sich zu einem Zuge gegen Dingaan rüsteten. Ihr Vieh müssen sie, der Unsicherheit wegen, diesseits des Vaal-Flusses auf der Weide lassen u. s. w. Die Regierung scheint jetzt entschlossen, behufs der Beförderung der indischen Post eine directe regelmäßige Verbindung zwischen England und Alexandrien einzurichten, so daß dann die Felleisen nicht mehr über Frankreich zu laufen haben. Frankreich. _ Paris, 1 Mai. (Festtag.) (Moniteur.) Eine telegraphische Depesche aus Neapel vom 26 April meldet, daß der König die Vermittlung Frankreichs officiell angenommen habe. Der von dem König von Neapel auf die englischen Schiffe gelegte Beschlag hatte Hrn. Temple verhindert, die alsbaldige Suspension der Feindseligkeiten auszusprechen. Es sollen schon mehrere sicilische Schiffe gekapert worden seyn. (Galign. Messenger.) Die officielle Anzeige, daß Frankreichs Vermittelung in der Schwefelfrage vom König von Neapel angenommen ist, hat wenig Besprechung in den Journalen veranlaßt, wahrscheinlich weil das Raisonnement über den Gegenstand erschöpft ist. Das Capitole jedoch begnügt sich nicht, wie die meisten andern Blätter, mit dem einfachen Abdruck der telegraphischen Depesche, sondern eifert in starken Ausdrücken gegen das Verfahren Englands, nachdem es die Vermittelung angenommen, doch noch Repressalien gegen neapolitanische Schiffe ausgeübt habe. Hr. Temple, meint das Blatt, habe geringe Achtung vor Frankreichs freundschaftlicher Gefälligkeit gezeigt, indem er auf die Nachricht von der Wendung, welche die Sache genommen, nicht augenblicklich die Feindseligkeiten eingestellt; denn das angeblich vom König von Neapel auf brittisches Eigenthum gelegte Embargo sey nur eine temporäre Vorsichtsmaaßregel gewesen, welche den „gehässigen Seeraub, welchen englische Schiffe zum Aergerniß Europa's verübt“, keineswegs entschuldige. Der Courrier français betrachtet die Annahme der französischen Vermittelung als conclusiv für die Schwefelfrage selbst, wornach nur noch die Frage der Entschädigung der Compagnie, die ihr Monopol verliere, und der englischen und französischen Kaufleute, die unter diesem Monopol gelitten, zu erwägen bleibe. Die alte Armee hat wieder eines ihrer glorreichsten Mitglieder in der Person des Generals Christiani verloren. Hr. Emanuel de las Cazes, welcher im Jahre 1838 als Bevollmächtigter Frankreichs nach Hayti geschickt worden, gab in der Deputirtenkammersitzung vom 30 April Aufschlüsse über den Zustand Hayti's. Es sey, sagte er, nicht möglich gewesen, günstigere Bedingungen für die französischen Gläubiger zu erzielen. Die Republik schulde auswärtigen Gläubigern 80 Millionen oder nach mäßigern Schätzungen 40 Millionen Fr. Dieß sey für Hayti so viel, als für Frankreich 2000 Millionen. „Auch die Privatleute dort – erzählte der Redner – leben keineswegs im Wohlstand; denn die Frauen, die im Allgemeinen hübsch sind (Gelächter), geben für Putz mehr aus, als ihre Männer erschwingen können. In Folge der Abschaffung der Sklaverei ist die Cultur des Bodens äußerst vernachlässigt. Nur solche Industriezweige haben Ausdehnung gewonnen, welche wenig Sorge und wenig Arbeit erfordern z. B. das Fällen von Bäumen, deren Holz zum Bau oder zu Tischlerbeiten verwendet wird. Es ist dieß aber eine schlechte Industrie, weil dadurch viele Arme dem Ackerbau entzogen werden. Die bedeutendsten Producte der ehemaligen Colonie, der Zucker und sogar der Kaffee sind fast ganz von der Insel verschwunden. Eine der

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840, S. 1010. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_127_18400506/2>, abgerufen am 21.11.2024.