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Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840.

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conferirte aber gestern über diese Gesetzesentwürfe mit dem interimistischen Finanzminister, Hrn. van Genney, und wahrscheinlich werden nun erst die neuen Bedenken der Kammer der Regierung vorgelegt. - Die Frequenz der Amsterdam-Haarlemer Eisenbahn zeigt sich in diesem Monat sehr lebhaft; über eine Fortsetzung der Bahn ist aber noch nichts Sicheres bekannt.

Italien.

Das Dampfboot Sully, welches gestern in Civita Vecchia einlief, brachte die Nachricht aus Neapel mit, daß am 25 d. bei seiner Abfahrt sieben englische Schiffe in jenem Hafen von der Regierung mit Beschlag belegt worden. Gleiches Loos stehe allen den Engländern zugehörigen Waaren im Zollgebäude bevor. Es sind dieß Repressalien, welche man nimmt für die von den Engländern aufgebrachten und nach Malta gesendeten neapolitanischen Schiffe, deren Zahl sehr verschieden angegeben wird. Die Feindseligkeiten haben also von beiden Seiten begonnen. Bei alle dem hofft man in Neapel, einer baldigen Uebereinkunft mit der englischen Regierung entgegen sehen zu dürfen. - Die Verbindung mit Sicilien zur See ist ganz gehemmt; die Depeschen der Regierung müssen den langen Landweg über den Faro machen.

Die letzten aus Neapel eingetroffenen Nachrichten melden aus authentischer Quelle, der König von Neapel habe die angebotene Vermittlung der französischen Regierung in dem Streit mit England angenommen, *)*) wozu letztere Macht sich vorher bereits geneigt erklärt hatte, so daß die Frage auf diplomatischem Wege gelöst werden wird. - In dem gestern vom heiligen Vater gehaltenen geheimen Consistorium richtete dieser eine Allocution an die dort versammelten Cardinäle, welche für die Kirchengeschichte von großem Interesse ist, indem darin die Bemühungen geschildert werden, um das Christenthum unter den Ungläubigen zu verbreiten, wobei gezeigt wird, wie viele Missionäre sich die Palmenkrone des Martertodes dadurch erworben. Sie erhalten zugleich mit diesem Schreiben die Rede in dem lateinischen Originaltext. (Wir werden morgen eine Uebersetzung davon liefern.) Die Erwartung, daß in diesem Consistorium über die kirchlichen Angelegenheiten in Preußen und Rußland etwas veröffentlicht werden sollte, hat sich nicht verwirklicht. Dagegen wurden vom Papst folgende 18 Erzbischöfe und Bischöfe als ernannt publicirt: Mons. L. de Bonald, Metropolitan von Lyon; Mons. A. Billiet, Metropolitan von Chambery; Mons. de la Croix, Metropolitan von Auch; Mons. G. E. Irisarri-y-Peralta, Erzbischof von Cäsarea, in partibus infidelium; Mons. Mario Mirone, Bischof von Valva und Sulmona; Mons. N. Sterlini, Bischof von Calvi und Teano; Mons. R. Biale, Bischof von Albenga; Mons. G. Salomoni, Bischof von Cunco; Mons. G. Godeassi, Bischof von Spalatro; Mons. F. Garcia Diego, Bischof für die neue vom Papst errichtete Diöcese Californien in Nordamerika; Mons. D. A. Elizondo, Bischof von Concepcion in Chili; Mons. L. Serasini, Bischof von Corico in partib. infid.; Mons. D. A. Assre, Bischof von Pompejopolis, in partib. infid.; Mons. G. Geritz, Bischof von Abdera in partib. infid.; Mons. C. Rajner, Bischof von Amoria in partib. infid., Weihbischof von Erlau; Mons. G. Iginio de. Madalengoytia-y-Sanz, Bischof von Antisello, in partib. infid.; Mons. G. M. Carion, Bischof von Botra, in partib. infid. und Mons. E. G. Pardio, Bischof von Germanikopolis in partib. infid. Mit dem heiligen Pallium wurden geschmückt: der Patriarch von Babylon, so wie die drei Metropolitane von Lyon, Chambery und Auch.

Deutschland.

Gestern Abend halb 10 Uhr sind Se. k. Hoh. der Großherzog von Baden hier angekommen, und im goldenen Hirsch abgetreten; in seinem Gefolge befanden sich der Generaladjutant Generallieutenant v. Freystedt und die Flügeladjutanten Obristlieutenant v. Seldeneck und Major v. Krieg. Der heutige Vormittag ward mit Besuchen hingebracht, Mittags ist am königlichen Hofe große Familientafel, und Abends werden Se. k. Hoh. dem Vernehmen nach der Oper beiwohnen.

In der Sitzung der zweiten Kammer vom 1 Mai ergreift der Präsident des Ministeriums des Innern, Staatsrath v. Rüdt, das Wort, um den Wunsch zu begründen, daß, nachdem die Discussion des Strafgesetzesentwurfes so weit vorgerückt sey, um nun auch an die Erledigung anderer Gegenstände denken zu können, die Kammer sofort an die Bearbeitung des vorgelegten Straßengesetzes gehen möge, dessen Wichtigkeit allerseits anerkannt werde, und mit dessen Vorlage die Regierung einem Wunsche der Kammer nachgekommen sey. Man habe von der Direction des Wasser- und Straßenbaues ein Straßennetz entwerfen lassen, verbunden mit einer Begutachtung, worin die Verhältnisse der eingelegten Straßenzüge gewürdigt seyen, inwiefern sie sich zu Staatsstraßen oder Districtsstraßen eigneten. Die Karten und Plane nebst der Begutachtung und allen sehr weitläuftigen Acten seyen von ihm der Kammer übergeben, und er spreche den dringenden Wunsch aus, daß die Commission diesen Gegenstand zunächst in Berathung nehmen möge. Der Aufwand für den Straßenbau nehme dermalen eine Summe von 600,000 fl. jährlich in Anspruch; dieser Aufwand sey allerdings ungleich vertheilt, die Gemeinden in Bezug auf Straßenbau höchst ungleich belastet. Die Zahl der Gesuche um Straßen und Aufnahme derselben in den allgemeinen Verband mehren sich täglich, und es sey dringend nöthig, um diese Gesuche abzuschneiden, daß allgemeine Normen, gesetzliche Bestimmungen vorhanden seyen, die bei künftigen Anlagen und zur definitiven Regulirung der bestehenden Verhältnisse als Richtschnur dienen müßten. Der Regierung müsse natürlich Alles daran liegen, die Ansicht der Kammer über diesen Gegenstand zu kennen, damit sie, wenn auch auf dem gegenwärtigen Landtage keine gesetzliche Vereinbarung über die zu befolgenden leitenden Grundsätze mehr zu Stande kommen könne, doch in den Stand gesetzt werde, auf dem nächsten einen umgearbeiteten Gesetzesentwurf vorzulegen, der, mit Rücksichtnahme auf die vorläufig vereinbarten Grundsätze ausgearbeitet, dann um so weniger Zeit bei der Discussion und definitiven Schlußfassung in Anspruch nehmen werde. Einmal müsse diese Sache doch erledigt werden; jedenfalls sey es besser, jetzt es zu thun, als später; die Schwierigkeiten würden sich häufen mit der Zeit. v. Itzstein richtet an den Regierungscommissär die Frage, wie weit in Betreff der Eisenbahn die Voruntersuchungen im Oberlande gediehen seyen, und wie es sich mit der Ausführung jenes zwischen dem Großherzogthum Hessen, dem Großherzogthum Baden und der Stadt Frankfurt abgeschlossenen Staatsvertrags, den Bau einer Eisenbahn zwischen Frankfurt und Mannheim betreffend, verhalte. Diese Bahn sey bekanntlich für die Mannheim-Baseler von höchstem Interesse, aber man habe von dem Stand der Sache seither nichts gehört. Staatsrath v. Rüdt beantwortet die erste Frage dahin, daß die Vorarbeiten über die Fortsetzung der Bahn bis auf wenige Punkte beendigt seyen; die Nachweisung über den Aufwand der Mannheim-Heidelberger Bahn werde im nachträglichen und außerordentlichen Budget erscheinen; in Betreff der zweiten Frage behalte er sich nähere Einsicht in die

*) Die Bestätigung findet sich unter der Rubrik Frankreich.

conferirte aber gestern über diese Gesetzesentwürfe mit dem interimistischen Finanzminister, Hrn. van Genney, und wahrscheinlich werden nun erst die neuen Bedenken der Kammer der Regierung vorgelegt. – Die Frequenz der Amsterdam-Haarlemer Eisenbahn zeigt sich in diesem Monat sehr lebhaft; über eine Fortsetzung der Bahn ist aber noch nichts Sicheres bekannt.

Italien.

Das Dampfboot Sully, welches gestern in Civita Vecchia einlief, brachte die Nachricht aus Neapel mit, daß am 25 d. bei seiner Abfahrt sieben englische Schiffe in jenem Hafen von der Regierung mit Beschlag belegt worden. Gleiches Loos stehe allen den Engländern zugehörigen Waaren im Zollgebäude bevor. Es sind dieß Repressalien, welche man nimmt für die von den Engländern aufgebrachten und nach Malta gesendeten neapolitanischen Schiffe, deren Zahl sehr verschieden angegeben wird. Die Feindseligkeiten haben also von beiden Seiten begonnen. Bei alle dem hofft man in Neapel, einer baldigen Uebereinkunft mit der englischen Regierung entgegen sehen zu dürfen. – Die Verbindung mit Sicilien zur See ist ganz gehemmt; die Depeschen der Regierung müssen den langen Landweg über den Faro machen.

Die letzten aus Neapel eingetroffenen Nachrichten melden aus authentischer Quelle, der König von Neapel habe die angebotene Vermittlung der französischen Regierung in dem Streit mit England angenommen, *)*) wozu letztere Macht sich vorher bereits geneigt erklärt hatte, so daß die Frage auf diplomatischem Wege gelöst werden wird. – In dem gestern vom heiligen Vater gehaltenen geheimen Consistorium richtete dieser eine Allocution an die dort versammelten Cardinäle, welche für die Kirchengeschichte von großem Interesse ist, indem darin die Bemühungen geschildert werden, um das Christenthum unter den Ungläubigen zu verbreiten, wobei gezeigt wird, wie viele Missionäre sich die Palmenkrone des Martertodes dadurch erworben. Sie erhalten zugleich mit diesem Schreiben die Rede in dem lateinischen Originaltext. (Wir werden morgen eine Uebersetzung davon liefern.) Die Erwartung, daß in diesem Consistorium über die kirchlichen Angelegenheiten in Preußen und Rußland etwas veröffentlicht werden sollte, hat sich nicht verwirklicht. Dagegen wurden vom Papst folgende 18 Erzbischöfe und Bischöfe als ernannt publicirt: Mons. L. de Bonald, Metropolitan von Lyon; Mons. A. Billiet, Metropolitan von Chambery; Mons. de la Croix, Metropolitan von Auch; Mons. G. E. Irisarri-y-Peralta, Erzbischof von Cäsarea, in partibus infidelium; Mons. Mario Mirone, Bischof von Valva und Sulmona; Mons. N. Sterlini, Bischof von Calvi und Teano; Mons. R. Biale, Bischof von Albenga; Mons. G. Salomoni, Bischof von Cunco; Mons. G. Godeassi, Bischof von Spalatro; Mons. F. Garcia Diego, Bischof für die neue vom Papst errichtete Diöcese Californien in Nordamerika; Mons. D. A. Elizondo, Bischof von Concepcion in Chili; Mons. L. Serasini, Bischof von Corico in partib. infid.; Mons. D. A. Assre, Bischof von Pompejopolis, in partib. infid.; Mons. G. Geritz, Bischof von Abdera in partib. infid.; Mons. C. Rajner, Bischof von Amoria in partib. infid., Weihbischof von Erlau; Mons. G. Iginio de. Madalengoytia-y-Sanz, Bischof von Antisello, in partib. infid.; Mons. G. M. Carion, Bischof von Botra, in partib. infid. und Mons. E. G. Pardio, Bischof von Germanikopolis in partib. infid. Mit dem heiligen Pallium wurden geschmückt: der Patriarch von Babylon, so wie die drei Metropolitane von Lyon, Chambery und Auch.

Deutschland.

Gestern Abend halb 10 Uhr sind Se. k. Hoh. der Großherzog von Baden hier angekommen, und im goldenen Hirsch abgetreten; in seinem Gefolge befanden sich der Generaladjutant Generallieutenant v. Freystedt und die Flügeladjutanten Obristlieutenant v. Seldeneck und Major v. Krieg. Der heutige Vormittag ward mit Besuchen hingebracht, Mittags ist am königlichen Hofe große Familientafel, und Abends werden Se. k. Hoh. dem Vernehmen nach der Oper beiwohnen.

In der Sitzung der zweiten Kammer vom 1 Mai ergreift der Präsident des Ministeriums des Innern, Staatsrath v. Rüdt, das Wort, um den Wunsch zu begründen, daß, nachdem die Discussion des Strafgesetzesentwurfes so weit vorgerückt sey, um nun auch an die Erledigung anderer Gegenstände denken zu können, die Kammer sofort an die Bearbeitung des vorgelegten Straßengesetzes gehen möge, dessen Wichtigkeit allerseits anerkannt werde, und mit dessen Vorlage die Regierung einem Wunsche der Kammer nachgekommen sey. Man habe von der Direction des Wasser- und Straßenbaues ein Straßennetz entwerfen lassen, verbunden mit einer Begutachtung, worin die Verhältnisse der eingelegten Straßenzüge gewürdigt seyen, inwiefern sie sich zu Staatsstraßen oder Districtsstraßen eigneten. Die Karten und Plane nebst der Begutachtung und allen sehr weitläuftigen Acten seyen von ihm der Kammer übergeben, und er spreche den dringenden Wunsch aus, daß die Commission diesen Gegenstand zunächst in Berathung nehmen möge. Der Aufwand für den Straßenbau nehme dermalen eine Summe von 600,000 fl. jährlich in Anspruch; dieser Aufwand sey allerdings ungleich vertheilt, die Gemeinden in Bezug auf Straßenbau höchst ungleich belastet. Die Zahl der Gesuche um Straßen und Aufnahme derselben in den allgemeinen Verband mehren sich täglich, und es sey dringend nöthig, um diese Gesuche abzuschneiden, daß allgemeine Normen, gesetzliche Bestimmungen vorhanden seyen, die bei künftigen Anlagen und zur definitiven Regulirung der bestehenden Verhältnisse als Richtschnur dienen müßten. Der Regierung müsse natürlich Alles daran liegen, die Ansicht der Kammer über diesen Gegenstand zu kennen, damit sie, wenn auch auf dem gegenwärtigen Landtage keine gesetzliche Vereinbarung über die zu befolgenden leitenden Grundsätze mehr zu Stande kommen könne, doch in den Stand gesetzt werde, auf dem nächsten einen umgearbeiteten Gesetzesentwurf vorzulegen, der, mit Rücksichtnahme auf die vorläufig vereinbarten Grundsätze ausgearbeitet, dann um so weniger Zeit bei der Discussion und definitiven Schlußfassung in Anspruch nehmen werde. Einmal müsse diese Sache doch erledigt werden; jedenfalls sey es besser, jetzt es zu thun, als später; die Schwierigkeiten würden sich häufen mit der Zeit. v. Itzstein richtet an den Regierungscommissär die Frage, wie weit in Betreff der Eisenbahn die Voruntersuchungen im Oberlande gediehen seyen, und wie es sich mit der Ausführung jenes zwischen dem Großherzogthum Hessen, dem Großherzogthum Baden und der Stadt Frankfurt abgeschlossenen Staatsvertrags, den Bau einer Eisenbahn zwischen Frankfurt und Mannheim betreffend, verhalte. Diese Bahn sey bekanntlich für die Mannheim-Baseler von höchstem Interesse, aber man habe von dem Stand der Sache seither nichts gehört. Staatsrath v. Rüdt beantwortet die erste Frage dahin, daß die Vorarbeiten über die Fortsetzung der Bahn bis auf wenige Punkte beendigt seyen; die Nachweisung über den Aufwand der Mannheim-Heidelberger Bahn werde im nachträglichen und außerordentlichen Budget erscheinen; in Betreff der zweiten Frage behalte er sich nähere Einsicht in die

*) Die Bestätigung findet sich unter der Rubrik Frankreich.
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[1013/0005] conferirte aber gestern über diese Gesetzesentwürfe mit dem interimistischen Finanzminister, Hrn. van Genney, und wahrscheinlich werden nun erst die neuen Bedenken der Kammer der Regierung vorgelegt. – Die Frequenz der Amsterdam-Haarlemer Eisenbahn zeigt sich in diesem Monat sehr lebhaft; über eine Fortsetzung der Bahn ist aber noch nichts Sicheres bekannt. Italien. _ Rom, 27 April. Das Dampfboot Sully, welches gestern in Civita Vecchia einlief, brachte die Nachricht aus Neapel mit, daß am 25 d. bei seiner Abfahrt sieben englische Schiffe in jenem Hafen von der Regierung mit Beschlag belegt worden. Gleiches Loos stehe allen den Engländern zugehörigen Waaren im Zollgebäude bevor. Es sind dieß Repressalien, welche man nimmt für die von den Engländern aufgebrachten und nach Malta gesendeten neapolitanischen Schiffe, deren Zahl sehr verschieden angegeben wird. Die Feindseligkeiten haben also von beiden Seiten begonnen. Bei alle dem hofft man in Neapel, einer baldigen Uebereinkunft mit der englischen Regierung entgegen sehen zu dürfen. – Die Verbindung mit Sicilien zur See ist ganz gehemmt; die Depeschen der Regierung müssen den langen Landweg über den Faro machen. _ Rom, 28 April. Die letzten aus Neapel eingetroffenen Nachrichten melden aus authentischer Quelle, der König von Neapel habe die angebotene Vermittlung der französischen Regierung in dem Streit mit England angenommen, *) *) wozu letztere Macht sich vorher bereits geneigt erklärt hatte, so daß die Frage auf diplomatischem Wege gelöst werden wird. – In dem gestern vom heiligen Vater gehaltenen geheimen Consistorium richtete dieser eine Allocution an die dort versammelten Cardinäle, welche für die Kirchengeschichte von großem Interesse ist, indem darin die Bemühungen geschildert werden, um das Christenthum unter den Ungläubigen zu verbreiten, wobei gezeigt wird, wie viele Missionäre sich die Palmenkrone des Martertodes dadurch erworben. Sie erhalten zugleich mit diesem Schreiben die Rede in dem lateinischen Originaltext. (Wir werden morgen eine Uebersetzung davon liefern.) Die Erwartung, daß in diesem Consistorium über die kirchlichen Angelegenheiten in Preußen und Rußland etwas veröffentlicht werden sollte, hat sich nicht verwirklicht. Dagegen wurden vom Papst folgende 18 Erzbischöfe und Bischöfe als ernannt publicirt: Mons. L. de Bonald, Metropolitan von Lyon; Mons. A. Billiet, Metropolitan von Chambery; Mons. de la Croix, Metropolitan von Auch; Mons. G. E. Irisarri-y-Peralta, Erzbischof von Cäsarea, in partibus infidelium; Mons. Mario Mirone, Bischof von Valva und Sulmona; Mons. N. Sterlini, Bischof von Calvi und Teano; Mons. R. Biale, Bischof von Albenga; Mons. G. Salomoni, Bischof von Cunco; Mons. G. Godeassi, Bischof von Spalatro; Mons. F. Garcia Diego, Bischof für die neue vom Papst errichtete Diöcese Californien in Nordamerika; Mons. D. A. Elizondo, Bischof von Concepcion in Chili; Mons. L. Serasini, Bischof von Corico in partib. infid.; Mons. D. A. Assre, Bischof von Pompejopolis, in partib. infid.; Mons. G. Geritz, Bischof von Abdera in partib. infid.; Mons. C. Rajner, Bischof von Amoria in partib. infid., Weihbischof von Erlau; Mons. G. Iginio de. Madalengoytia-y-Sanz, Bischof von Antisello, in partib. infid.; Mons. G. M. Carion, Bischof von Botra, in partib. infid. und Mons. E. G. Pardio, Bischof von Germanikopolis in partib. infid. Mit dem heiligen Pallium wurden geschmückt: der Patriarch von Babylon, so wie die drei Metropolitane von Lyon, Chambery und Auch. Deutschland. _ München, 4 Mai. Gestern Abend halb 10 Uhr sind Se. k. Hoh. der Großherzog von Baden hier angekommen, und im goldenen Hirsch abgetreten; in seinem Gefolge befanden sich der Generaladjutant Generallieutenant v. Freystedt und die Flügeladjutanten Obristlieutenant v. Seldeneck und Major v. Krieg. Der heutige Vormittag ward mit Besuchen hingebracht, Mittags ist am königlichen Hofe große Familientafel, und Abends werden Se. k. Hoh. dem Vernehmen nach der Oper beiwohnen. _ Karlsruhe. In der Sitzung der zweiten Kammer vom 1 Mai ergreift der Präsident des Ministeriums des Innern, Staatsrath v. Rüdt, das Wort, um den Wunsch zu begründen, daß, nachdem die Discussion des Strafgesetzesentwurfes so weit vorgerückt sey, um nun auch an die Erledigung anderer Gegenstände denken zu können, die Kammer sofort an die Bearbeitung des vorgelegten Straßengesetzes gehen möge, dessen Wichtigkeit allerseits anerkannt werde, und mit dessen Vorlage die Regierung einem Wunsche der Kammer nachgekommen sey. Man habe von der Direction des Wasser- und Straßenbaues ein Straßennetz entwerfen lassen, verbunden mit einer Begutachtung, worin die Verhältnisse der eingelegten Straßenzüge gewürdigt seyen, inwiefern sie sich zu Staatsstraßen oder Districtsstraßen eigneten. Die Karten und Plane nebst der Begutachtung und allen sehr weitläuftigen Acten seyen von ihm der Kammer übergeben, und er spreche den dringenden Wunsch aus, daß die Commission diesen Gegenstand zunächst in Berathung nehmen möge. Der Aufwand für den Straßenbau nehme dermalen eine Summe von 600,000 fl. jährlich in Anspruch; dieser Aufwand sey allerdings ungleich vertheilt, die Gemeinden in Bezug auf Straßenbau höchst ungleich belastet. Die Zahl der Gesuche um Straßen und Aufnahme derselben in den allgemeinen Verband mehren sich täglich, und es sey dringend nöthig, um diese Gesuche abzuschneiden, daß allgemeine Normen, gesetzliche Bestimmungen vorhanden seyen, die bei künftigen Anlagen und zur definitiven Regulirung der bestehenden Verhältnisse als Richtschnur dienen müßten. Der Regierung müsse natürlich Alles daran liegen, die Ansicht der Kammer über diesen Gegenstand zu kennen, damit sie, wenn auch auf dem gegenwärtigen Landtage keine gesetzliche Vereinbarung über die zu befolgenden leitenden Grundsätze mehr zu Stande kommen könne, doch in den Stand gesetzt werde, auf dem nächsten einen umgearbeiteten Gesetzesentwurf vorzulegen, der, mit Rücksichtnahme auf die vorläufig vereinbarten Grundsätze ausgearbeitet, dann um so weniger Zeit bei der Discussion und definitiven Schlußfassung in Anspruch nehmen werde. Einmal müsse diese Sache doch erledigt werden; jedenfalls sey es besser, jetzt es zu thun, als später; die Schwierigkeiten würden sich häufen mit der Zeit. v. Itzstein richtet an den Regierungscommissär die Frage, wie weit in Betreff der Eisenbahn die Voruntersuchungen im Oberlande gediehen seyen, und wie es sich mit der Ausführung jenes zwischen dem Großherzogthum Hessen, dem Großherzogthum Baden und der Stadt Frankfurt abgeschlossenen Staatsvertrags, den Bau einer Eisenbahn zwischen Frankfurt und Mannheim betreffend, verhalte. Diese Bahn sey bekanntlich für die Mannheim-Baseler von höchstem Interesse, aber man habe von dem Stand der Sache seither nichts gehört. Staatsrath v. Rüdt beantwortet die erste Frage dahin, daß die Vorarbeiten über die Fortsetzung der Bahn bis auf wenige Punkte beendigt seyen; die Nachweisung über den Aufwand der Mannheim-Heidelberger Bahn werde im nachträglichen und außerordentlichen Budget erscheinen; in Betreff der zweiten Frage behalte er sich nähere Einsicht in die *) Die Bestätigung findet sich unter der Rubrik Frankreich.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 127. Augsburg, 6. Mai 1840, S. 1013. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_127_18400506/5>, abgerufen am 21.11.2024.