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Allgemeine Zeitung. Nr. 128. Augsburg, 7. Mai 1840.

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der Aufnahme in dem Ort, wohin der Ueberzug geschehen soll, nichts im Wege stehe) erfüllen zu wollen. Als diese vor der Erfüllung der gesetzlichen conditio sine qua non von Nassau nicht ertheilt werden wollte und konnte, sendete der französische Geschäftsträger, in gänzlicher Mißkennung der in dem Herzogthum Nassau über die Entlassung von Unterthanen bestehenden gesetzlichen Vorschrift, welche er dem Visa eines Reisepasses gleich achtete, als Retorsionsmaaßregel, alle ihm zur Unterschrift zugesendeten für nassauische nach Frankreich reisende Unterthanen ausgefertigten Pässe, nachdem er dieselben vier Wochen liegen gelassen hatte, unvisirt auf eine Weise und in einem Tone zurück, daß sich das herzogliche Staatsministerium hierdurch in die unangenehme Lage versetzt sah, über das Verhalten des französischen Geschäftsträgers Beschwerde bei dem Conseilpräsidenten Thiers in Paris zu führen, und bis zu dem Moment, wo diese erfolgt seyn wird, allen Verkehr mit dem französischen Geschäftsträger in Darmstadt einzustellen. - Gestern ist die erste Curliste dahier ausgegeben worden. In der Wintersaison, d. h. vom 15 October 1839 bis 15 April 1840 verweilten 384 Curgäste dahier. Die Zahl der Curgäste in der Sommersaison vom 15 bis 30 April beträgt 116. Der Cursaal wird morgen eröffnet. - Der Urheber des in dem verflossenen Jahre in einem hiesigen Gasthause verübten nicht unbedeutenden Diebstahls, weßhalb der Professor Heise zu Bremen längere Zeit dahier schuldloser Weise inhaftirt war, der jedoch auf geführte Untersuchung und Vertheidigung von dieser Anschuldigung durch Erkenntniß des herzoglichen Hof- und Appellationsgerichts zu Usingen frei gesprochen wurde, soll, wie man sagt, entdeckt und dahier zur Haft gebracht worden seyn. - In Ems werden zur würdigen Aufnahme der Kaiserin von Rußland großartige Verwendungen gemacht. Die verwittwete Herzogin von Nassau ist selbst dahin gereist, und hat die mit wahrhaft königlicher Pracht eingerichteten Appartements, welche die Kaiserin bewohnen wird, in Augenschein genommen. Zwei Compagnien des dahier garnisonirenden Regiments sind zur Ehrenwache der Kaiserin während ihres Aufenthalts in Ems bestimmt.

Die zweite Kammer der Stände hat nach längerer Berathung auch das ganze Ausgabebudget angenommen. Die Kammer hat zuletzt noch eine von der Regierung dießmal nicht wieder angesonnene frühere Unterstützung von 600 Thlrn. zu Gunsten der homöopathischen Heilart neuerdings verwilligt. Dagegen hat sie den von einem Arzte begehrten Vorschuß aus der Staatscasse von 2000 Thlrn. zur Errichtung einer Wasserheilanstalt abgelehnt. (Leipz. A. Z.)

Rußland.

Die Nordische Biene enthält Nachstehendes: "Am 12 (24) April, Abends 8 Uhr 45 Minuten ging durch den Telegraphen des Winter-Palais von dem Telegraphen aus Warschau folgende Depesche ein: ""Von dem Statthalter des Königreichs Polen am 12 (24) April, 4 Uhr Nachmittags. Am 4 (16) April hat Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger sich mit der Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein verlobt. Se. kaiserl. Hoheit sind demnach als erklärter Bräutigam an der Seite der Prinzessin Marie öffentlich im Schauspiel erschienen. - Die Verlobung hat die lebhafteste Freude im ganzen großherzoglichen Lande verbreitet.""

Oesterreich.

Eben eingegangenen Berichten aus Preßburg zufolge hat Se. kais. Hoh. der Erzherzog Palatinus in der gestrigen Reichstagssitzung eine allerhöchste Entschließung vom 29 v. M. öffentlich verlesen, wodurch alle wegen politischer Vergehen verurtheilten oder noch in Untersuchung befindlichen Ungarn vollkommen amnestirt werden. Dieser neue Act der königlichen Milde wurde von den Magnaten und Ständen mit unbeschreiblicher Freude begrüßt. Wenige Minuten reichten hin, die frohe Kunde durch die Stadt zu verbreiten, und Alles zu allgemeinem Jubel zu begeistern. Dieser Jubel wird gewiß nach allen Richtungen des Königreichs wiederhallen, und das Band der Eintracht und Liebe zu dem angestammten Herrscherhause wo möglich noch fester knüpfen, obwohl die Zahl derer, die dadurch wieder in den Besitz ihrer Freiheit gelangen, bekanntlich sehr gering ist. So viel ich mich erinnere, gibt es nur vier Ungarn, die wegen politischer Vergehen abgeurtheilt sind, darunter Wesselenpi und Kossuth, und nur wenig beträchtlicher ist die Zahl derer, über welche aus gleichem Grunde noch Action verhängt ist. Der Schluß des Landtages soll nun bestimmt am 11 oder 12 Mai stattfinden. Se. Maj. der Kaiser werden diesen feierlichen Act in Person vornehmen, und zu diesem Ende künftige Woche schon die Reise nach Preßburg antreten. In den letzten Sitzungen sind nachträglich einige Beschlüsse des Landtages nach dem Wunsche der Regierung ergänzt und modificirt worden. So namentlich genehmigte der Landtag, daß nach dem Wunsche der Regierung die bewilligte Zahl von 38,000 Recruten, statt im Laufe von acht, im Laufe von zehn Jahren gestellt werde, beschloß ferner die Ergänzung der Contribution (nicht Budget) auf 4 Millionen Gulden etc. Vorgestern legte der neue Vicepräsident des Hofkriegsraths, Graf v. Mensdorf, welcher vor einigen Tagen hier eintraf, und heute der neue Gardecapitän der ungarischen Leibgarde, Graf v. Vecsey, den Diensteid in ihrer neuen Eigenschaft ab. - Aus Grätz ist der Graf v. Lucchesi, Gemahl der Frau Herzogin, auf Besuch hier eingetroffen, und im Gasthof zum goldenen Lamm abgestiegen. - Das am 1 Mai übliche Frühlingsfest der Wiener ist gestern durch ungünstige Witterung sehr beeinträchtigt worden; die Promenade im Angarten fiel ganz weg, und die Praterfahrt war weder so zahlreich noch so glänzend als die früherer Jahre.

der Aufnahme in dem Ort, wohin der Ueberzug geschehen soll, nichts im Wege stehe) erfüllen zu wollen. Als diese vor der Erfüllung der gesetzlichen conditio sine qua non von Nassau nicht ertheilt werden wollte und konnte, sendete der französische Geschäftsträger, in gänzlicher Mißkennung der in dem Herzogthum Nassau über die Entlassung von Unterthanen bestehenden gesetzlichen Vorschrift, welche er dem Visa eines Reisepasses gleich achtete, als Retorsionsmaaßregel, alle ihm zur Unterschrift zugesendeten für nassauische nach Frankreich reisende Unterthanen ausgefertigten Pässe, nachdem er dieselben vier Wochen liegen gelassen hatte, unvisirt auf eine Weise und in einem Tone zurück, daß sich das herzogliche Staatsministerium hierdurch in die unangenehme Lage versetzt sah, über das Verhalten des französischen Geschäftsträgers Beschwerde bei dem Conseilpräsidenten Thiers in Paris zu führen, und bis zu dem Moment, wo diese erfolgt seyn wird, allen Verkehr mit dem französischen Geschäftsträger in Darmstadt einzustellen. – Gestern ist die erste Curliste dahier ausgegeben worden. In der Wintersaison, d. h. vom 15 October 1839 bis 15 April 1840 verweilten 384 Curgäste dahier. Die Zahl der Curgäste in der Sommersaison vom 15 bis 30 April beträgt 116. Der Cursaal wird morgen eröffnet. – Der Urheber des in dem verflossenen Jahre in einem hiesigen Gasthause verübten nicht unbedeutenden Diebstahls, weßhalb der Professor Heise zu Bremen längere Zeit dahier schuldloser Weise inhaftirt war, der jedoch auf geführte Untersuchung und Vertheidigung von dieser Anschuldigung durch Erkenntniß des herzoglichen Hof- und Appellationsgerichts zu Usingen frei gesprochen wurde, soll, wie man sagt, entdeckt und dahier zur Haft gebracht worden seyn. – In Ems werden zur würdigen Aufnahme der Kaiserin von Rußland großartige Verwendungen gemacht. Die verwittwete Herzogin von Nassau ist selbst dahin gereist, und hat die mit wahrhaft königlicher Pracht eingerichteten Appartements, welche die Kaiserin bewohnen wird, in Augenschein genommen. Zwei Compagnien des dahier garnisonirenden Regiments sind zur Ehrenwache der Kaiserin während ihres Aufenthalts in Ems bestimmt.

Die zweite Kammer der Stände hat nach längerer Berathung auch das ganze Ausgabebudget angenommen. Die Kammer hat zuletzt noch eine von der Regierung dießmal nicht wieder angesonnene frühere Unterstützung von 600 Thlrn. zu Gunsten der homöopathischen Heilart neuerdings verwilligt. Dagegen hat sie den von einem Arzte begehrten Vorschuß aus der Staatscasse von 2000 Thlrn. zur Errichtung einer Wasserheilanstalt abgelehnt. (Leipz. A. Z.)

Rußland.

Die Nordische Biene enthält Nachstehendes: „Am 12 (24) April, Abends 8 Uhr 45 Minuten ging durch den Telegraphen des Winter-Palais von dem Telegraphen aus Warschau folgende Depesche ein: „„Von dem Statthalter des Königreichs Polen am 12 (24) April, 4 Uhr Nachmittags. Am 4 (16) April hat Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger sich mit der Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein verlobt. Se. kaiserl. Hoheit sind demnach als erklärter Bräutigam an der Seite der Prinzessin Marie öffentlich im Schauspiel erschienen. – Die Verlobung hat die lebhafteste Freude im ganzen großherzoglichen Lande verbreitet.““

Oesterreich.

Eben eingegangenen Berichten aus Preßburg zufolge hat Se. kais. Hoh. der Erzherzog Palatinus in der gestrigen Reichstagssitzung eine allerhöchste Entschließung vom 29 v. M. öffentlich verlesen, wodurch alle wegen politischer Vergehen verurtheilten oder noch in Untersuchung befindlichen Ungarn vollkommen amnestirt werden. Dieser neue Act der königlichen Milde wurde von den Magnaten und Ständen mit unbeschreiblicher Freude begrüßt. Wenige Minuten reichten hin, die frohe Kunde durch die Stadt zu verbreiten, und Alles zu allgemeinem Jubel zu begeistern. Dieser Jubel wird gewiß nach allen Richtungen des Königreichs wiederhallen, und das Band der Eintracht und Liebe zu dem angestammten Herrscherhause wo möglich noch fester knüpfen, obwohl die Zahl derer, die dadurch wieder in den Besitz ihrer Freiheit gelangen, bekanntlich sehr gering ist. So viel ich mich erinnere, gibt es nur vier Ungarn, die wegen politischer Vergehen abgeurtheilt sind, darunter Wesselénpi und Kossuth, und nur wenig beträchtlicher ist die Zahl derer, über welche aus gleichem Grunde noch Action verhängt ist. Der Schluß des Landtages soll nun bestimmt am 11 oder 12 Mai stattfinden. Se. Maj. der Kaiser werden diesen feierlichen Act in Person vornehmen, und zu diesem Ende künftige Woche schon die Reise nach Preßburg antreten. In den letzten Sitzungen sind nachträglich einige Beschlüsse des Landtages nach dem Wunsche der Regierung ergänzt und modificirt worden. So namentlich genehmigte der Landtag, daß nach dem Wunsche der Regierung die bewilligte Zahl von 38,000 Recruten, statt im Laufe von acht, im Laufe von zehn Jahren gestellt werde, beschloß ferner die Ergänzung der Contribution (nicht Budget) auf 4 Millionen Gulden etc. Vorgestern legte der neue Vicepräsident des Hofkriegsraths, Graf v. Mensdorf, welcher vor einigen Tagen hier eintraf, und heute der neue Gardecapitän der ungarischen Leibgarde, Graf v. Vecsey, den Diensteid in ihrer neuen Eigenschaft ab. – Aus Grätz ist der Graf v. Lucchesi, Gemahl der Frau Herzogin, auf Besuch hier eingetroffen, und im Gasthof zum goldenen Lamm abgestiegen. – Das am 1 Mai übliche Frühlingsfest der Wiener ist gestern durch ungünstige Witterung sehr beeinträchtigt worden; die Promenade im Angarten fiel ganz weg, und die Praterfahrt war weder so zahlreich noch so glänzend als die früherer Jahre.

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der Aufnahme in dem Ort, wohin der Ueberzug geschehen soll, nichts im Wege stehe) erfüllen zu wollen. Als diese vor der Erfüllung der gesetzlichen conditio sine qua non von Nassau nicht ertheilt werden wollte und konnte, sendete der französische Geschäftsträger, in gänzlicher Mißkennung der in dem Herzogthum Nassau über die Entlassung von Unterthanen bestehenden gesetzlichen Vorschrift, welche er dem Visa eines Reisepasses gleich achtete, als Retorsionsmaaßregel, alle ihm zur Unterschrift zugesendeten für nassauische nach Frankreich reisende Unterthanen ausgefertigten Pässe, nachdem er dieselben vier Wochen liegen gelassen hatte, unvisirt auf eine Weise und in einem Tone zurück, daß sich das herzogliche Staatsministerium hierdurch in die unangenehme Lage versetzt sah, über das Verhalten des französischen Geschäftsträgers Beschwerde bei dem Conseilpräsidenten Thiers in Paris zu führen, und bis zu dem Moment, wo diese erfolgt seyn wird, allen Verkehr mit dem französischen Geschäftsträger in Darmstadt einzustellen. &#x2013; Gestern ist die erste Curliste dahier ausgegeben worden. In der Wintersaison, d. h. vom 15 October 1839 bis 15 April 1840 verweilten 384 Curgäste dahier. Die Zahl der Curgäste in der Sommersaison vom 15 bis 30 April beträgt 116. Der Cursaal wird morgen eröffnet. &#x2013; Der Urheber des in dem verflossenen Jahre in einem hiesigen Gasthause verübten nicht unbedeutenden Diebstahls, weßhalb der Professor Heise zu Bremen längere Zeit dahier schuldloser Weise inhaftirt war, der jedoch auf geführte Untersuchung und Vertheidigung von dieser Anschuldigung durch Erkenntniß des herzoglichen Hof- und Appellationsgerichts zu Usingen frei gesprochen wurde, soll, wie man sagt, entdeckt und dahier zur Haft gebracht worden seyn. &#x2013; In Ems werden zur würdigen Aufnahme der Kaiserin von Rußland großartige Verwendungen gemacht. Die verwittwete Herzogin von Nassau ist selbst dahin gereist, und hat die mit wahrhaft königlicher Pracht eingerichteten Appartements, welche die Kaiserin bewohnen wird, in Augenschein genommen. Zwei Compagnien des dahier garnisonirenden Regiments sind zur Ehrenwache der Kaiserin während ihres Aufenthalts in Ems bestimmt.</p>
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[1024/0008] der Aufnahme in dem Ort, wohin der Ueberzug geschehen soll, nichts im Wege stehe) erfüllen zu wollen. Als diese vor der Erfüllung der gesetzlichen conditio sine qua non von Nassau nicht ertheilt werden wollte und konnte, sendete der französische Geschäftsträger, in gänzlicher Mißkennung der in dem Herzogthum Nassau über die Entlassung von Unterthanen bestehenden gesetzlichen Vorschrift, welche er dem Visa eines Reisepasses gleich achtete, als Retorsionsmaaßregel, alle ihm zur Unterschrift zugesendeten für nassauische nach Frankreich reisende Unterthanen ausgefertigten Pässe, nachdem er dieselben vier Wochen liegen gelassen hatte, unvisirt auf eine Weise und in einem Tone zurück, daß sich das herzogliche Staatsministerium hierdurch in die unangenehme Lage versetzt sah, über das Verhalten des französischen Geschäftsträgers Beschwerde bei dem Conseilpräsidenten Thiers in Paris zu führen, und bis zu dem Moment, wo diese erfolgt seyn wird, allen Verkehr mit dem französischen Geschäftsträger in Darmstadt einzustellen. – Gestern ist die erste Curliste dahier ausgegeben worden. In der Wintersaison, d. h. vom 15 October 1839 bis 15 April 1840 verweilten 384 Curgäste dahier. Die Zahl der Curgäste in der Sommersaison vom 15 bis 30 April beträgt 116. Der Cursaal wird morgen eröffnet. – Der Urheber des in dem verflossenen Jahre in einem hiesigen Gasthause verübten nicht unbedeutenden Diebstahls, weßhalb der Professor Heise zu Bremen längere Zeit dahier schuldloser Weise inhaftirt war, der jedoch auf geführte Untersuchung und Vertheidigung von dieser Anschuldigung durch Erkenntniß des herzoglichen Hof- und Appellationsgerichts zu Usingen frei gesprochen wurde, soll, wie man sagt, entdeckt und dahier zur Haft gebracht worden seyn. – In Ems werden zur würdigen Aufnahme der Kaiserin von Rußland großartige Verwendungen gemacht. Die verwittwete Herzogin von Nassau ist selbst dahin gereist, und hat die mit wahrhaft königlicher Pracht eingerichteten Appartements, welche die Kaiserin bewohnen wird, in Augenschein genommen. Zwei Compagnien des dahier garnisonirenden Regiments sind zur Ehrenwache der Kaiserin während ihres Aufenthalts in Ems bestimmt. _ Dresden, 29 April. Die zweite Kammer der Stände hat nach längerer Berathung auch das ganze Ausgabebudget angenommen. Die Kammer hat zuletzt noch eine von der Regierung dießmal nicht wieder angesonnene frühere Unterstützung von 600 Thlrn. zu Gunsten der homöopathischen Heilart neuerdings verwilligt. Dagegen hat sie den von einem Arzte begehrten Vorschuß aus der Staatscasse von 2000 Thlrn. zur Errichtung einer Wasserheilanstalt abgelehnt. (Leipz. A. Z.) Rußland. _ St. Petersburg, 25 April. Die Nordische Biene enthält Nachstehendes: „Am 12 (24) April, Abends 8 Uhr 45 Minuten ging durch den Telegraphen des Winter-Palais von dem Telegraphen aus Warschau folgende Depesche ein: „„Von dem Statthalter des Königreichs Polen am 12 (24) April, 4 Uhr Nachmittags. Am 4 (16) April hat Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger sich mit der Prinzessin Marie von Hessen und bei Rhein verlobt. Se. kaiserl. Hoheit sind demnach als erklärter Bräutigam an der Seite der Prinzessin Marie öffentlich im Schauspiel erschienen. – Die Verlobung hat die lebhafteste Freude im ganzen großherzoglichen Lande verbreitet.““ Oesterreich. _ Wien, 2 Mai. Eben eingegangenen Berichten aus Preßburg zufolge hat Se. kais. Hoh. der Erzherzog Palatinus in der gestrigen Reichstagssitzung eine allerhöchste Entschließung vom 29 v. M. öffentlich verlesen, wodurch alle wegen politischer Vergehen verurtheilten oder noch in Untersuchung befindlichen Ungarn vollkommen amnestirt werden. Dieser neue Act der königlichen Milde wurde von den Magnaten und Ständen mit unbeschreiblicher Freude begrüßt. Wenige Minuten reichten hin, die frohe Kunde durch die Stadt zu verbreiten, und Alles zu allgemeinem Jubel zu begeistern. Dieser Jubel wird gewiß nach allen Richtungen des Königreichs wiederhallen, und das Band der Eintracht und Liebe zu dem angestammten Herrscherhause wo möglich noch fester knüpfen, obwohl die Zahl derer, die dadurch wieder in den Besitz ihrer Freiheit gelangen, bekanntlich sehr gering ist. So viel ich mich erinnere, gibt es nur vier Ungarn, die wegen politischer Vergehen abgeurtheilt sind, darunter Wesselénpi und Kossuth, und nur wenig beträchtlicher ist die Zahl derer, über welche aus gleichem Grunde noch Action verhängt ist. Der Schluß des Landtages soll nun bestimmt am 11 oder 12 Mai stattfinden. Se. Maj. der Kaiser werden diesen feierlichen Act in Person vornehmen, und zu diesem Ende künftige Woche schon die Reise nach Preßburg antreten. In den letzten Sitzungen sind nachträglich einige Beschlüsse des Landtages nach dem Wunsche der Regierung ergänzt und modificirt worden. So namentlich genehmigte der Landtag, daß nach dem Wunsche der Regierung die bewilligte Zahl von 38,000 Recruten, statt im Laufe von acht, im Laufe von zehn Jahren gestellt werde, beschloß ferner die Ergänzung der Contribution (nicht Budget) auf 4 Millionen Gulden etc. Vorgestern legte der neue Vicepräsident des Hofkriegsraths, Graf v. Mensdorf, welcher vor einigen Tagen hier eintraf, und heute der neue Gardecapitän der ungarischen Leibgarde, Graf v. Vecsey, den Diensteid in ihrer neuen Eigenschaft ab. – Aus Grätz ist der Graf v. Lucchesi, Gemahl der Frau Herzogin, auf Besuch hier eingetroffen, und im Gasthof zum goldenen Lamm abgestiegen. – Das am 1 Mai übliche Frühlingsfest der Wiener ist gestern durch ungünstige Witterung sehr beeinträchtigt worden; die Promenade im Angarten fiel ganz weg, und die Praterfahrt war weder so zahlreich noch so glänzend als die früherer Jahre.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 128. Augsburg, 7. Mai 1840, S. 1024. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_128_18400507/8>, abgerufen am 30.04.2024.