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Allgemeine Zeitung. Nr. 131. Augsburg, 10. Mai 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 131.
10 Mai 1840.

Spanien.

Die Operationen in Aragonien nehmen rasch und ununterbrochen ihren Fortgang. Die Truppen des Generals O'Donnell sollen zuerst das Fort von Alcala de la Selva, dann Cantavieja nehmen. Zu diesem Behufe marschirte der Brigadier Amarillas am 23 mit fünf Bataillonen, zwei Schwadronen und einer Batterie von Camarillas nach Fortanete, wo die Magazine angelegt worden. Das Hauptquartier der Armee des Centrums sollte an demselben Tage nach Monteagudo aufbrechen. Die einzigen festen Punkte, welche die Carlisten noch in Aragonien inne haben, sind Alcala de la Selva, Cantavieja und Castellfallit. Espartero hatte am 23 sein Hauptquartier in Aguaviva, und ließ den Weg von Alcanniz nach Morella zur Transportirung der Artillerie herrichten. Man vermuthet indessen, daß die Einnahme des letztgenannten Platzes keinen großen Aufwand von Pulver verursachen wird. Die dortigen Einwohner sollen der Besatzung eine große Geldsumme für den Fall, daß sie abziehen wolle, geboten haben, und die Carlistische Junta von Aragonien, Valencia und Murcia, und mit ihr der apostolische Subdelegirte, ist von dort nach Corbera, zwei Stunden von Gandesa, in der Nähe von Mora de Ebro entflohen. Gegen letztern Platz, den Cabrera verlassen haben soll, operiren der Graf v. Belascoain und Zurbano. Dieser berichtet, daß sich drei Carlistische Bataillone mit dem Geschrei: "nach Hause! nach Hause! " aufgelöst, und ihre Officiere sich nach Mora geflüchtet hätten. Bedenklicher scheint die Lage der Armee der Königin in Catalonien zu seyn. Der General Van Halen hatte 18 Bataillone, 600 Mann Cavallerie und 22 Kanonen zusammengezogen, um einen Transport nach Solsona zu führen. Seit dem 16 hatte er sein Hauptquartier in Cervera; die Carlisten unter Sagarra standen ihm mit 10,000 Mann Infanterie, 700 Pferden und 11 Kanonen gegenüber, und hatten ihm durch Verhacke und befestigte Werke den Weg nach Solsona verlegt. Man wünscht hier, daß der dort unvermeidlich gewordene Kampf mit besserem Erfolg gekrönt werden möge, als die frühern Operationen des Generals van Halen.

Alle in den letzten Tagen über die erneuerten Empörungsversuche in den baskischen Provinzen verbreiteten Gerüchte tragen das Gepräge arger Uebertreibung. Die Wahrheit ist, daß bisher auch nicht ein einziger ernsthafter Versuch stattgefunden, wenn gleich der Wille dazu bei vielen der ehemaligen Chefs nicht fehlen mag. Eine bewaffnete Bande beraubte vor einigen Tagen in der Nähe von Urnieta (im Gebirge zwischen Oyarzun und der Navarreser Gränze) den Provincial-Steuereinnehmer; zwei davon wurden am 29 April verhaftet und sagten aus, daß ihre ganze Bande aus sieben Mann bestehe, und ihre Absicht gewesen sey, sich in das Gebirge von Usurbil zu werfen, um die dortige Bevölkerung zum Aufstande zu bewegen. Die bezeichnete Gegend wird seitdem genau durchstreift, um namentlich den Chef der Bande, den Excapitän Lecumberry von Urnieta, den man daselbst verborgen glaubt, aufzufangen. Die beiden Verhafteten (der eine ist ein ehemaliger Carlistischer Officier, Namens Zabala, von St. Sebastian) sind sofort vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurtheilt und erschossen worden. Am 30 April früh wurde ein anderer Carlistischer Officier, Vicunda, der sich unweit Verasteguy versteckt gehalten - man weiß nicht, ob als schuldig oder bloß verdächtig - in Tolosa eingebracht. Die Bevölkerung hält sich durchaus ruhig, und zeigt nirgends Sympathie für die Empörer. In der Provinz Guipuzcoa durchziehen die bewaffneten Gemeinden, ihre Alcalden an der Spitze, das Land, um jeden Versuch zu neuen Unruhen im Keime zu ersticken. Im Bastanthale hat man Waffen unter die Bauern vertheilt, und läßt sie das benachbarte Gebirge durchstöbern. In der Provinz Alava ist die Ruhe bis jetzt nicht einen Augenblick gestört worden. Seit dem 30 April sind die an der Gränze cantonnirenden Abtheilungen der Christinos in Bewegung. Thun Civil-und Militärbehörden in den baskischen Provinzen ihre Pflicht, so ist durchaus keine Gefahr vorhanden. Alle Welt weiß nun, was sie von den Verheißungen einiger Ehrgeizigen zu erwarten hat, und sechs Jahre Bürgerkrieg, Raub und Erpressung sind eine furchtbare Lehre. - Vom Kriegsschauplatz in Catalonien erfährt man, daß der Generalcapitän Antonio Van Halen (seinem officiellen Bericht aus Paratamps zufolge) den 24 April die gesammte aus 21 Bataillonen bestehende und durch 400 Mann Cavallerie aus Nieder-Aragonien verstärkte Streitmacht der catalonischen Insurgenten angegriffen und trotz eines verzweifelten Widerstandes, nach einem achtstündigen Feuer aus allen ihren, durch Schanzen und eine bedeutende Zahl befestigter Gebäude, verstärkten

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 131.
10 Mai 1840.

Spanien.

Die Operationen in Aragonien nehmen rasch und ununterbrochen ihren Fortgang. Die Truppen des Generals O'Donnell sollen zuerst das Fort von Alcala de la Selva, dann Cantavieja nehmen. Zu diesem Behufe marschirte der Brigadier Amarillas am 23 mit fünf Bataillonen, zwei Schwadronen und einer Batterie von Camarillas nach Fortanete, wo die Magazine angelegt worden. Das Hauptquartier der Armee des Centrums sollte an demselben Tage nach Monteagudo aufbrechen. Die einzigen festen Punkte, welche die Carlisten noch in Aragonien inne haben, sind Alcala de la Selva, Cantavieja und Castellfallit. Espartero hatte am 23 sein Hauptquartier in Aguaviva, und ließ den Weg von Alcañiz nach Morella zur Transportirung der Artillerie herrichten. Man vermuthet indessen, daß die Einnahme des letztgenannten Platzes keinen großen Aufwand von Pulver verursachen wird. Die dortigen Einwohner sollen der Besatzung eine große Geldsumme für den Fall, daß sie abziehen wolle, geboten haben, und die Carlistische Junta von Aragonien, Valencia und Murcia, und mit ihr der apostolische Subdelegirte, ist von dort nach Corbera, zwei Stunden von Gandesa, in der Nähe von Mora de Ebro entflohen. Gegen letztern Platz, den Cabrera verlassen haben soll, operiren der Graf v. Belascoain und Zurbano. Dieser berichtet, daß sich drei Carlistische Bataillone mit dem Geschrei: „nach Hause! nach Hause! “ aufgelöst, und ihre Officiere sich nach Mora geflüchtet hätten. Bedenklicher scheint die Lage der Armee der Königin in Catalonien zu seyn. Der General Van Halen hatte 18 Bataillone, 600 Mann Cavallerie und 22 Kanonen zusammengezogen, um einen Transport nach Solsona zu führen. Seit dem 16 hatte er sein Hauptquartier in Cervera; die Carlisten unter Sagarra standen ihm mit 10,000 Mann Infanterie, 700 Pferden und 11 Kanonen gegenüber, und hatten ihm durch Verhacke und befestigte Werke den Weg nach Solsona verlegt. Man wünscht hier, daß der dort unvermeidlich gewordene Kampf mit besserem Erfolg gekrönt werden möge, als die frühern Operationen des Generals van Halen.

Alle in den letzten Tagen über die erneuerten Empörungsversuche in den baskischen Provinzen verbreiteten Gerüchte tragen das Gepräge arger Uebertreibung. Die Wahrheit ist, daß bisher auch nicht ein einziger ernsthafter Versuch stattgefunden, wenn gleich der Wille dazu bei vielen der ehemaligen Chefs nicht fehlen mag. Eine bewaffnete Bande beraubte vor einigen Tagen in der Nähe von Urnieta (im Gebirge zwischen Oyarzun und der Navarreser Gränze) den Provincial-Steuereinnehmer; zwei davon wurden am 29 April verhaftet und sagten aus, daß ihre ganze Bande aus sieben Mann bestehe, und ihre Absicht gewesen sey, sich in das Gebirge von Usurbil zu werfen, um die dortige Bevölkerung zum Aufstande zu bewegen. Die bezeichnete Gegend wird seitdem genau durchstreift, um namentlich den Chef der Bande, den Excapitän Lecumberry von Urnieta, den man daselbst verborgen glaubt, aufzufangen. Die beiden Verhafteten (der eine ist ein ehemaliger Carlistischer Officier, Namens Zabala, von St. Sebastian) sind sofort vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurtheilt und erschossen worden. Am 30 April früh wurde ein anderer Carlistischer Officier, Vicuña, der sich unweit Verasteguy versteckt gehalten – man weiß nicht, ob als schuldig oder bloß verdächtig – in Tolosa eingebracht. Die Bevölkerung hält sich durchaus ruhig, und zeigt nirgends Sympathie für die Empörer. In der Provinz Guipuzcoa durchziehen die bewaffneten Gemeinden, ihre Alcalden an der Spitze, das Land, um jeden Versuch zu neuen Unruhen im Keime zu ersticken. Im Bastanthale hat man Waffen unter die Bauern vertheilt, und läßt sie das benachbarte Gebirge durchstöbern. In der Provinz Alava ist die Ruhe bis jetzt nicht einen Augenblick gestört worden. Seit dem 30 April sind die an der Gränze cantonnirenden Abtheilungen der Christinos in Bewegung. Thun Civil-und Militärbehörden in den baskischen Provinzen ihre Pflicht, so ist durchaus keine Gefahr vorhanden. Alle Welt weiß nun, was sie von den Verheißungen einiger Ehrgeizigen zu erwarten hat, und sechs Jahre Bürgerkrieg, Raub und Erpressung sind eine furchtbare Lehre. – Vom Kriegsschauplatz in Catalonien erfährt man, daß der Generalcapitän Antonio Van Halen (seinem officiellen Bericht aus Paratamps zufolge) den 24 April die gesammte aus 21 Bataillonen bestehende und durch 400 Mann Cavallerie aus Nieder-Aragonien verstärkte Streitmacht der catalonischen Insurgenten angegriffen und trotz eines verzweifelten Widerstandes, nach einem achtstündigen Feuer aus allen ihren, durch Schanzen und eine bedeutende Zahl befestigter Gebäude, verstärkten

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[1041/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonntag Nr. 131. 10 Mai 1840. Spanien. _ Madrid, 27 April. Die Operationen in Aragonien nehmen rasch und ununterbrochen ihren Fortgang. Die Truppen des Generals O'Donnell sollen zuerst das Fort von Alcala de la Selva, dann Cantavieja nehmen. Zu diesem Behufe marschirte der Brigadier Amarillas am 23 mit fünf Bataillonen, zwei Schwadronen und einer Batterie von Camarillas nach Fortanete, wo die Magazine angelegt worden. Das Hauptquartier der Armee des Centrums sollte an demselben Tage nach Monteagudo aufbrechen. Die einzigen festen Punkte, welche die Carlisten noch in Aragonien inne haben, sind Alcala de la Selva, Cantavieja und Castellfallit. Espartero hatte am 23 sein Hauptquartier in Aguaviva, und ließ den Weg von Alcañiz nach Morella zur Transportirung der Artillerie herrichten. Man vermuthet indessen, daß die Einnahme des letztgenannten Platzes keinen großen Aufwand von Pulver verursachen wird. Die dortigen Einwohner sollen der Besatzung eine große Geldsumme für den Fall, daß sie abziehen wolle, geboten haben, und die Carlistische Junta von Aragonien, Valencia und Murcia, und mit ihr der apostolische Subdelegirte, ist von dort nach Corbera, zwei Stunden von Gandesa, in der Nähe von Mora de Ebro entflohen. Gegen letztern Platz, den Cabrera verlassen haben soll, operiren der Graf v. Belascoain und Zurbano. Dieser berichtet, daß sich drei Carlistische Bataillone mit dem Geschrei: „nach Hause! nach Hause! “ aufgelöst, und ihre Officiere sich nach Mora geflüchtet hätten. Bedenklicher scheint die Lage der Armee der Königin in Catalonien zu seyn. Der General Van Halen hatte 18 Bataillone, 600 Mann Cavallerie und 22 Kanonen zusammengezogen, um einen Transport nach Solsona zu führen. Seit dem 16 hatte er sein Hauptquartier in Cervera; die Carlisten unter Sagarra standen ihm mit 10,000 Mann Infanterie, 700 Pferden und 11 Kanonen gegenüber, und hatten ihm durch Verhacke und befestigte Werke den Weg nach Solsona verlegt. Man wünscht hier, daß der dort unvermeidlich gewordene Kampf mit besserem Erfolg gekrönt werden möge, als die frühern Operationen des Generals van Halen. _ Bordeaux, 3 Mai. Alle in den letzten Tagen über die erneuerten Empörungsversuche in den baskischen Provinzen verbreiteten Gerüchte tragen das Gepräge arger Uebertreibung. Die Wahrheit ist, daß bisher auch nicht ein einziger ernsthafter Versuch stattgefunden, wenn gleich der Wille dazu bei vielen der ehemaligen Chefs nicht fehlen mag. Eine bewaffnete Bande beraubte vor einigen Tagen in der Nähe von Urnieta (im Gebirge zwischen Oyarzun und der Navarreser Gränze) den Provincial-Steuereinnehmer; zwei davon wurden am 29 April verhaftet und sagten aus, daß ihre ganze Bande aus sieben Mann bestehe, und ihre Absicht gewesen sey, sich in das Gebirge von Usurbil zu werfen, um die dortige Bevölkerung zum Aufstande zu bewegen. Die bezeichnete Gegend wird seitdem genau durchstreift, um namentlich den Chef der Bande, den Excapitän Lecumberry von Urnieta, den man daselbst verborgen glaubt, aufzufangen. Die beiden Verhafteten (der eine ist ein ehemaliger Carlistischer Officier, Namens Zabala, von St. Sebastian) sind sofort vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurtheilt und erschossen worden. Am 30 April früh wurde ein anderer Carlistischer Officier, Vicuña, der sich unweit Verasteguy versteckt gehalten – man weiß nicht, ob als schuldig oder bloß verdächtig – in Tolosa eingebracht. Die Bevölkerung hält sich durchaus ruhig, und zeigt nirgends Sympathie für die Empörer. In der Provinz Guipuzcoa durchziehen die bewaffneten Gemeinden, ihre Alcalden an der Spitze, das Land, um jeden Versuch zu neuen Unruhen im Keime zu ersticken. Im Bastanthale hat man Waffen unter die Bauern vertheilt, und läßt sie das benachbarte Gebirge durchstöbern. In der Provinz Alava ist die Ruhe bis jetzt nicht einen Augenblick gestört worden. Seit dem 30 April sind die an der Gränze cantonnirenden Abtheilungen der Christinos in Bewegung. Thun Civil-und Militärbehörden in den baskischen Provinzen ihre Pflicht, so ist durchaus keine Gefahr vorhanden. Alle Welt weiß nun, was sie von den Verheißungen einiger Ehrgeizigen zu erwarten hat, und sechs Jahre Bürgerkrieg, Raub und Erpressung sind eine furchtbare Lehre. – Vom Kriegsschauplatz in Catalonien erfährt man, daß der Generalcapitän Antonio Van Halen (seinem officiellen Bericht aus Paratamps zufolge) den 24 April die gesammte aus 21 Bataillonen bestehende und durch 400 Mann Cavallerie aus Nieder-Aragonien verstärkte Streitmacht der catalonischen Insurgenten angegriffen und trotz eines verzweifelten Widerstandes, nach einem achtstündigen Feuer aus allen ihren, durch Schanzen und eine bedeutende Zahl befestigter Gebäude, verstärkten

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 131. Augsburg, 10. Mai 1840, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_131_18400510/1>, abgerufen am 21.11.2024.