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Allgemeine Zeitung. Nr. 131. Augsburg, 10. Mai 1840.

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Stellungen zwischen Paratamps bis jenseits von Boix geworfen hat. Alle von den Insurgenten vertheidigten Häuser wurden dabei völlig zerstört. Der Verlust war auf beiden Seiten bedeutend. Die Königlichen bedauern den Verlust des Generals Antonio Aspiroz. Der Aussage eines Ueberläufers vom Regiment Zamora zufolge wäre Segarra tödtlich verwundet worden. - Der Rebellenhäuptling Balmaseda war den 19 April auf einem Streifzuge bis Albalete de los Nogueras vorgedrungen; 200 Mann vom 3ten leichten Reiterregiment und das Infanterieregiment Plasencia waren zur Verfolgung Cabecilla's beordert. - Aus Aragonien lauten die Nachrichten günstig, und lassen dort ein baldiges Ende des Bürgerkriegs hoffen.

Der Moniteur bringt folgende telegraphische Depeschen: I. Bayonne, 3 Mai. "Am 27 April wurde das 5te (Carlistische) Bataillon von Valencia vom General Ayerbe bei Muela gänzlich geschlagen. Am 28 bemächtigte sich der General Leon des Forts Mora de Ebro; Tags zuvor hatte Cabrera von dort die Flucht ergriffen. Die letzten Nachrichten aus den Provinzen lauten sehr befriedigend." II. Bayonne, 4 Mai. "Ich habe die günstigsten Nachrichten aus den Provinzen. Einige Banden wurden von den Truppen eingeholt und zum Theil vernichtet. Die Haltung der Bevölkerung ist vortrefflich. Gegen zwanzig Factiosen wurden auf französischen Boden getrieben, verhaftet und nach Bayonne geführt."

Frankreich.

Der Herzog v. Montebello, französischer Gesandter am Hofe von Neapel, ist am 1 Mai in Thoulon angekommen, und wollte Tags darauf seine Reise nach Neapel fortsetzen.

(Temps.) Der Namenstag des Königs ward in Versailles erst am Sonntag, dem 3 Mai, gefeiert. Die Anwesenheit der k. Familie und die in den Journalen erfolgte Ankündigung, daß die großen Wasser spielen werden, zogen schon von Morgens 6 Uhr an ungeheure Menschenmassen an die Bureaux der Eisenbahn von Versailles. Es wurden 20,000 Personen dahin und fast eben so viele zurück gefahren, so daß die ganze an diesem Tage transportirte Menschenmasse von Paris nach Versailles und zurück nahe an 40,000 ausmacht. Das letzte, um Mitternacht von Versailles abgegangene Convoi transportirte allein 3000 Personen. Drei Locomotive, zwei vorn und eines hinten, schleppten eine Wagenreihe von ungeheurer Ausdehnung.

In der Depurtirtenkammersitzung vom 4 Mai wurde ein Schreiben des Hrn. Boncet, Deputirten von Vaucluse, vorgelesen, welcher seine Dimission gab. Ein eingelaufnes Gesuch, den Depurtirten Hrn. Lestiboudois vor der Zuchtpolizei belangen zu dürfen, wurde auf das ausdrückliche Verlangen dieses Depurtirten zugestanden. Die Kammer schritt hierauf zur Berathung über einen Gesetzesentwurf hinsichtlich der definitiven Regulirung des Budgets von 1837. Hr. Estancelin bemerkte bei dem Paragraphen hinsichtlich des Pulververkaufs, es sey Thatsache, daß man bei der regulären Infanterie Abd-El-Kaders außer den englischen Gewehren auch Jagdpulver aus französischen Manufacturen gefunden habe. Der königliche Rechnungscommissär antwortete, der Handel mit Pulver sey mit neutralen Mächten erlaubt; seitdem aber der französische Consul den Mißbrauch, der mit der Pulverausfuhr getrieben worden, angezeigt habe, übe die französische Marine strenge Wachsamkeit. Der Gesetzesentwurf wurde mit großer Mehrheit angenommen.

* Die Depurtirtenkammer war am 5 Mai in großer Vollständigkeit versammelt, da die Erörterung über das Zuckergesetz an der Tagesordnung war. Sie schenkte allen Rednern große Aufmerksamkeit. Zuerst sprach Hr. Wüstemberg gegen den Entwurf. Er bemerkte, daß seit der Zollherabsetzungsordonnanz die Preise höher gegangen seyen, daß man dieß aber nicht ferner hoffen könne, wenn man zu der Gesetzgebung von 1837 zurückkehre. Dadurch würde vielmehr nur die Krise wieder eintreten, welche die Gouverneure von Martinique und Guadeloupe in die Nothwendigkeit versetzt habe, zu äußersten Maaßregeln zu schreiten. Es sey eine constatirte Thatsache, daß die Ziffer eines Zolls von 15 Fr. auf den einheimischen Zucker, wenn der Colonialzucker 49 Fr. bezahlen müsse, unzureichend sey. Wenn der einheimische Zucker auch nur den geringsten Vortheil vor dem Colonialzucker behalte, so werde letzterer von dem Markte verdrängt, der Handel und die Schifffahrt zu Grunde gerichtet werden. Selbst die Militärmarine würde darunter leiden. Die zur Wiederausführung beträchtlicher Zuckerquantitäten gezwungenen Colonien würden dem Staate in seinem Einkommen einen Verlust von 8 Millionen zuziehen. Ueber die Finanzfrage, über die Opfer, welche der einheimische Zucker dem Schatze und den französischen Fabriken auflegen möchte, gehe aber die Frage der Würde und der Ehre der Nation. Er für seinen Theil glaube an die Macht und an die Zukunft der französischen Marine, die man der Entwicklung der Seemacht Englands und der Vereinigten Staaten gegenüber nicht sinken dürfe. Niemand werde Frankreich auf eine bloße Continentalmacht reduciren, die Flotten ohne Matrosen und die Kriegsschiffe in den Häfen verfaulen lassen wollen! Vom agricolen Gesichtspunkte betrachtet, habe die Runkelrübe die erwarteten Dienste nicht geleistet. Sie unterliege nothwendig mehr einem fabrikartigen als einem agricolen Betrieb. Diese Cultur sauge die Erde aus, die Insecten vermehren sich im Boden, weßwegen Wechselwirthschaft nothwendig sey. Als Viehfutter habe die Runkelrübe unter dem Fabricationsbetriebe der Erfahrung zufolge die agricolen Hoffnungen getäuscht. Es finde keine Ausgleichung zwischen den Vortheilen der einheimischen Fabrication und den dadurch aufgelegten Opfern statt. Der Gesetzesentwurf des Ministeriums vom 12 Mai sey zwar mangelhaft, habe aber doch das Verdienst, die Schwierigkeiten fest ins Auge zu fassen. Er habe Gleichheit der Rechte und Entschädigung aufgestellt. Dieß seyen die wahren Grundsätze. Man mache sich aber Illusionen, wenn man an die Möglichkeit glaube, zwei Industrien, die sich gegenseitig zurückstoßen, könnten friedlich neben einander leben. Die Regierung dürfe nicht etwas versprechen, was sie nicht halten könne, die Fabrication nicht eitlen Versprechungen vertrauen. Hr. Marion sprach für den Entwurf der Commission. Man verlange kein Hinopfern des Colonialzuckers, aber man wünsche, daß bei der Ausschließung des ausländischen Zuckers der einheimische an dessen Stelle auf den Markt trete. So lange er zu der gegenwärtigen untergeordneten Rolle verurtheilt sey, könne er auch dem Ackerbau die erwarteten wichtigen Dienste nicht leisten. Man müsse in die Zukunft blicken. Die Sklavenfrage laste auf den Colonien, ein Seekrieg könnte Frankreich überraschen, dann würde man die Unterdrückung einer so köstlichen Industrie höchlich bedauern. Der Handelsminister erinnert, daß der Kampf zwischen den beiden Zuckern schon vielfache Debatten hervorgerufen habe. Das Ministerium sey der Redaction des Gesetzesentwurfs fremd gewesen, und habe deßwegen prüfen müssen, ob es ihn ganz oder mit Modificationen annehmen könnte. Deßwegen habe sich der Handelsminister in die Commissionsversammlung begeben. Ohne in allen Punkten mit ihr einig werden zu können, habe er sich doch mit ihr über die Grundlagen verständigt. Die Zurücknahme des Entwurfs würde eine von allen Seiten dringend verlangte Erörterung

Stellungen zwischen Paratamps bis jenseits von Boix geworfen hat. Alle von den Insurgenten vertheidigten Häuser wurden dabei völlig zerstört. Der Verlust war auf beiden Seiten bedeutend. Die Königlichen bedauern den Verlust des Generals Antonio Aspiroz. Der Aussage eines Ueberläufers vom Regiment Zamora zufolge wäre Segarra tödtlich verwundet worden. – Der Rebellenhäuptling Balmaseda war den 19 April auf einem Streifzuge bis Albalete de los Nogueras vorgedrungen; 200 Mann vom 3ten leichten Reiterregiment und das Infanterieregiment Plasencia waren zur Verfolgung Cabecilla's beordert. – Aus Aragonien lauten die Nachrichten günstig, und lassen dort ein baldiges Ende des Bürgerkriegs hoffen.

Der Moniteur bringt folgende telegraphische Depeschen: I. Bayonne, 3 Mai. „Am 27 April wurde das 5te (Carlistische) Bataillon von Valencia vom General Ayerbe bei Muela gänzlich geschlagen. Am 28 bemächtigte sich der General Leon des Forts Mora de Ebro; Tags zuvor hatte Cabrera von dort die Flucht ergriffen. Die letzten Nachrichten aus den Provinzen lauten sehr befriedigend.“ II. Bayonne, 4 Mai. „Ich habe die günstigsten Nachrichten aus den Provinzen. Einige Banden wurden von den Truppen eingeholt und zum Theil vernichtet. Die Haltung der Bevölkerung ist vortrefflich. Gegen zwanzig Factiosen wurden auf französischen Boden getrieben, verhaftet und nach Bayonne geführt.“

Frankreich.

Der Herzog v. Montebello, französischer Gesandter am Hofe von Neapel, ist am 1 Mai in Thoulon angekommen, und wollte Tags darauf seine Reise nach Neapel fortsetzen.

(Temps.) Der Namenstag des Königs ward in Versailles erst am Sonntag, dem 3 Mai, gefeiert. Die Anwesenheit der k. Familie und die in den Journalen erfolgte Ankündigung, daß die großen Wasser spielen werden, zogen schon von Morgens 6 Uhr an ungeheure Menschenmassen an die Bureaux der Eisenbahn von Versailles. Es wurden 20,000 Personen dahin und fast eben so viele zurück gefahren, so daß die ganze an diesem Tage transportirte Menschenmasse von Paris nach Versailles und zurück nahe an 40,000 ausmacht. Das letzte, um Mitternacht von Versailles abgegangene Convoi transportirte allein 3000 Personen. Drei Locomotive, zwei vorn und eines hinten, schleppten eine Wagenreihe von ungeheurer Ausdehnung.

In der Depurtirtenkammersitzung vom 4 Mai wurde ein Schreiben des Hrn. Boncet, Deputirten von Vaucluse, vorgelesen, welcher seine Dimission gab. Ein eingelaufnes Gesuch, den Depurtirten Hrn. Lestiboudois vor der Zuchtpolizei belangen zu dürfen, wurde auf das ausdrückliche Verlangen dieses Depurtirten zugestanden. Die Kammer schritt hierauf zur Berathung über einen Gesetzesentwurf hinsichtlich der definitiven Regulirung des Budgets von 1837. Hr. Estancelin bemerkte bei dem Paragraphen hinsichtlich des Pulververkaufs, es sey Thatsache, daß man bei der regulären Infanterie Abd-El-Kaders außer den englischen Gewehren auch Jagdpulver aus französischen Manufacturen gefunden habe. Der königliche Rechnungscommissär antwortete, der Handel mit Pulver sey mit neutralen Mächten erlaubt; seitdem aber der französische Consul den Mißbrauch, der mit der Pulverausfuhr getrieben worden, angezeigt habe, übe die französische Marine strenge Wachsamkeit. Der Gesetzesentwurf wurde mit großer Mehrheit angenommen.

* Die Depurtirtenkammer war am 5 Mai in großer Vollständigkeit versammelt, da die Erörterung über das Zuckergesetz an der Tagesordnung war. Sie schenkte allen Rednern große Aufmerksamkeit. Zuerst sprach Hr. Wüstemberg gegen den Entwurf. Er bemerkte, daß seit der Zollherabsetzungsordonnanz die Preise höher gegangen seyen, daß man dieß aber nicht ferner hoffen könne, wenn man zu der Gesetzgebung von 1837 zurückkehre. Dadurch würde vielmehr nur die Krise wieder eintreten, welche die Gouverneure von Martinique und Guadeloupe in die Nothwendigkeit versetzt habe, zu äußersten Maaßregeln zu schreiten. Es sey eine constatirte Thatsache, daß die Ziffer eines Zolls von 15 Fr. auf den einheimischen Zucker, wenn der Colonialzucker 49 Fr. bezahlen müsse, unzureichend sey. Wenn der einheimische Zucker auch nur den geringsten Vortheil vor dem Colonialzucker behalte, so werde letzterer von dem Markte verdrängt, der Handel und die Schifffahrt zu Grunde gerichtet werden. Selbst die Militärmarine würde darunter leiden. Die zur Wiederausführung beträchtlicher Zuckerquantitäten gezwungenen Colonien würden dem Staate in seinem Einkommen einen Verlust von 8 Millionen zuziehen. Ueber die Finanzfrage, über die Opfer, welche der einheimische Zucker dem Schatze und den französischen Fabriken auflegen möchte, gehe aber die Frage der Würde und der Ehre der Nation. Er für seinen Theil glaube an die Macht und an die Zukunft der französischen Marine, die man der Entwicklung der Seemacht Englands und der Vereinigten Staaten gegenüber nicht sinken dürfe. Niemand werde Frankreich auf eine bloße Continentalmacht reduciren, die Flotten ohne Matrosen und die Kriegsschiffe in den Häfen verfaulen lassen wollen! Vom agricolen Gesichtspunkte betrachtet, habe die Runkelrübe die erwarteten Dienste nicht geleistet. Sie unterliege nothwendig mehr einem fabrikartigen als einem agricolen Betrieb. Diese Cultur sauge die Erde aus, die Insecten vermehren sich im Boden, weßwegen Wechselwirthschaft nothwendig sey. Als Viehfutter habe die Runkelrübe unter dem Fabricationsbetriebe der Erfahrung zufolge die agricolen Hoffnungen getäuscht. Es finde keine Ausgleichung zwischen den Vortheilen der einheimischen Fabrication und den dadurch aufgelegten Opfern statt. Der Gesetzesentwurf des Ministeriums vom 12 Mai sey zwar mangelhaft, habe aber doch das Verdienst, die Schwierigkeiten fest ins Auge zu fassen. Er habe Gleichheit der Rechte und Entschädigung aufgestellt. Dieß seyen die wahren Grundsätze. Man mache sich aber Illusionen, wenn man an die Möglichkeit glaube, zwei Industrien, die sich gegenseitig zurückstoßen, könnten friedlich neben einander leben. Die Regierung dürfe nicht etwas versprechen, was sie nicht halten könne, die Fabrication nicht eitlen Versprechungen vertrauen. Hr. Marion sprach für den Entwurf der Commission. Man verlange kein Hinopfern des Colonialzuckers, aber man wünsche, daß bei der Ausschließung des ausländischen Zuckers der einheimische an dessen Stelle auf den Markt trete. So lange er zu der gegenwärtigen untergeordneten Rolle verurtheilt sey, könne er auch dem Ackerbau die erwarteten wichtigen Dienste nicht leisten. Man müsse in die Zukunft blicken. Die Sklavenfrage laste auf den Colonien, ein Seekrieg könnte Frankreich überraschen, dann würde man die Unterdrückung einer so köstlichen Industrie höchlich bedauern. Der Handelsminister erinnert, daß der Kampf zwischen den beiden Zuckern schon vielfache Debatten hervorgerufen habe. Das Ministerium sey der Redaction des Gesetzesentwurfs fremd gewesen, und habe deßwegen prüfen müssen, ob es ihn ganz oder mit Modificationen annehmen könnte. Deßwegen habe sich der Handelsminister in die Commissionsversammlung begeben. Ohne in allen Punkten mit ihr einig werden zu können, habe er sich doch mit ihr über die Grundlagen verständigt. Die Zurücknahme des Entwurfs würde eine von allen Seiten dringend verlangte Erörterung

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[1042/0002] Stellungen zwischen Paratamps bis jenseits von Boix geworfen hat. Alle von den Insurgenten vertheidigten Häuser wurden dabei völlig zerstört. Der Verlust war auf beiden Seiten bedeutend. Die Königlichen bedauern den Verlust des Generals Antonio Aspiroz. Der Aussage eines Ueberläufers vom Regiment Zamora zufolge wäre Segarra tödtlich verwundet worden. – Der Rebellenhäuptling Balmaseda war den 19 April auf einem Streifzuge bis Albalete de los Nogueras vorgedrungen; 200 Mann vom 3ten leichten Reiterregiment und das Infanterieregiment Plasencia waren zur Verfolgung Cabecilla's beordert. – Aus Aragonien lauten die Nachrichten günstig, und lassen dort ein baldiges Ende des Bürgerkriegs hoffen. Der Moniteur bringt folgende telegraphische Depeschen: I. Bayonne, 3 Mai. „Am 27 April wurde das 5te (Carlistische) Bataillon von Valencia vom General Ayerbe bei Muela gänzlich geschlagen. Am 28 bemächtigte sich der General Leon des Forts Mora de Ebro; Tags zuvor hatte Cabrera von dort die Flucht ergriffen. Die letzten Nachrichten aus den Provinzen lauten sehr befriedigend.“ II. Bayonne, 4 Mai. „Ich habe die günstigsten Nachrichten aus den Provinzen. Einige Banden wurden von den Truppen eingeholt und zum Theil vernichtet. Die Haltung der Bevölkerung ist vortrefflich. Gegen zwanzig Factiosen wurden auf französischen Boden getrieben, verhaftet und nach Bayonne geführt.“ Frankreich. _ Paris, 5 Mai. Der Herzog v. Montebello, französischer Gesandter am Hofe von Neapel, ist am 1 Mai in Thoulon angekommen, und wollte Tags darauf seine Reise nach Neapel fortsetzen. (Temps.) Der Namenstag des Königs ward in Versailles erst am Sonntag, dem 3 Mai, gefeiert. Die Anwesenheit der k. Familie und die in den Journalen erfolgte Ankündigung, daß die großen Wasser spielen werden, zogen schon von Morgens 6 Uhr an ungeheure Menschenmassen an die Bureaux der Eisenbahn von Versailles. Es wurden 20,000 Personen dahin und fast eben so viele zurück gefahren, so daß die ganze an diesem Tage transportirte Menschenmasse von Paris nach Versailles und zurück nahe an 40,000 ausmacht. Das letzte, um Mitternacht von Versailles abgegangene Convoi transportirte allein 3000 Personen. Drei Locomotive, zwei vorn und eines hinten, schleppten eine Wagenreihe von ungeheurer Ausdehnung. In der Depurtirtenkammersitzung vom 4 Mai wurde ein Schreiben des Hrn. Boncet, Deputirten von Vaucluse, vorgelesen, welcher seine Dimission gab. Ein eingelaufnes Gesuch, den Depurtirten Hrn. Lestiboudois vor der Zuchtpolizei belangen zu dürfen, wurde auf das ausdrückliche Verlangen dieses Depurtirten zugestanden. Die Kammer schritt hierauf zur Berathung über einen Gesetzesentwurf hinsichtlich der definitiven Regulirung des Budgets von 1837. Hr. Estancelin bemerkte bei dem Paragraphen hinsichtlich des Pulververkaufs, es sey Thatsache, daß man bei der regulären Infanterie Abd-El-Kaders außer den englischen Gewehren auch Jagdpulver aus französischen Manufacturen gefunden habe. Der königliche Rechnungscommissär antwortete, der Handel mit Pulver sey mit neutralen Mächten erlaubt; seitdem aber der französische Consul den Mißbrauch, der mit der Pulverausfuhr getrieben worden, angezeigt habe, übe die französische Marine strenge Wachsamkeit. Der Gesetzesentwurf wurde mit großer Mehrheit angenommen. * Die Depurtirtenkammer war am 5 Mai in großer Vollständigkeit versammelt, da die Erörterung über das Zuckergesetz an der Tagesordnung war. Sie schenkte allen Rednern große Aufmerksamkeit. Zuerst sprach Hr. Wüstemberg gegen den Entwurf. Er bemerkte, daß seit der Zollherabsetzungsordonnanz die Preise höher gegangen seyen, daß man dieß aber nicht ferner hoffen könne, wenn man zu der Gesetzgebung von 1837 zurückkehre. Dadurch würde vielmehr nur die Krise wieder eintreten, welche die Gouverneure von Martinique und Guadeloupe in die Nothwendigkeit versetzt habe, zu äußersten Maaßregeln zu schreiten. Es sey eine constatirte Thatsache, daß die Ziffer eines Zolls von 15 Fr. auf den einheimischen Zucker, wenn der Colonialzucker 49 Fr. bezahlen müsse, unzureichend sey. Wenn der einheimische Zucker auch nur den geringsten Vortheil vor dem Colonialzucker behalte, so werde letzterer von dem Markte verdrängt, der Handel und die Schifffahrt zu Grunde gerichtet werden. Selbst die Militärmarine würde darunter leiden. Die zur Wiederausführung beträchtlicher Zuckerquantitäten gezwungenen Colonien würden dem Staate in seinem Einkommen einen Verlust von 8 Millionen zuziehen. Ueber die Finanzfrage, über die Opfer, welche der einheimische Zucker dem Schatze und den französischen Fabriken auflegen möchte, gehe aber die Frage der Würde und der Ehre der Nation. Er für seinen Theil glaube an die Macht und an die Zukunft der französischen Marine, die man der Entwicklung der Seemacht Englands und der Vereinigten Staaten gegenüber nicht sinken dürfe. Niemand werde Frankreich auf eine bloße Continentalmacht reduciren, die Flotten ohne Matrosen und die Kriegsschiffe in den Häfen verfaulen lassen wollen! Vom agricolen Gesichtspunkte betrachtet, habe die Runkelrübe die erwarteten Dienste nicht geleistet. Sie unterliege nothwendig mehr einem fabrikartigen als einem agricolen Betrieb. Diese Cultur sauge die Erde aus, die Insecten vermehren sich im Boden, weßwegen Wechselwirthschaft nothwendig sey. Als Viehfutter habe die Runkelrübe unter dem Fabricationsbetriebe der Erfahrung zufolge die agricolen Hoffnungen getäuscht. Es finde keine Ausgleichung zwischen den Vortheilen der einheimischen Fabrication und den dadurch aufgelegten Opfern statt. Der Gesetzesentwurf des Ministeriums vom 12 Mai sey zwar mangelhaft, habe aber doch das Verdienst, die Schwierigkeiten fest ins Auge zu fassen. Er habe Gleichheit der Rechte und Entschädigung aufgestellt. Dieß seyen die wahren Grundsätze. Man mache sich aber Illusionen, wenn man an die Möglichkeit glaube, zwei Industrien, die sich gegenseitig zurückstoßen, könnten friedlich neben einander leben. Die Regierung dürfe nicht etwas versprechen, was sie nicht halten könne, die Fabrication nicht eitlen Versprechungen vertrauen. Hr. Marion sprach für den Entwurf der Commission. Man verlange kein Hinopfern des Colonialzuckers, aber man wünsche, daß bei der Ausschließung des ausländischen Zuckers der einheimische an dessen Stelle auf den Markt trete. So lange er zu der gegenwärtigen untergeordneten Rolle verurtheilt sey, könne er auch dem Ackerbau die erwarteten wichtigen Dienste nicht leisten. Man müsse in die Zukunft blicken. Die Sklavenfrage laste auf den Colonien, ein Seekrieg könnte Frankreich überraschen, dann würde man die Unterdrückung einer so köstlichen Industrie höchlich bedauern. Der Handelsminister erinnert, daß der Kampf zwischen den beiden Zuckern schon vielfache Debatten hervorgerufen habe. Das Ministerium sey der Redaction des Gesetzesentwurfs fremd gewesen, und habe deßwegen prüfen müssen, ob es ihn ganz oder mit Modificationen annehmen könnte. Deßwegen habe sich der Handelsminister in die Commissionsversammlung begeben. Ohne in allen Punkten mit ihr einig werden zu können, habe er sich doch mit ihr über die Grundlagen verständigt. Die Zurücknahme des Entwurfs würde eine von allen Seiten dringend verlangte Erörterung

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 131. Augsburg, 10. Mai 1840, S. 1042. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_131_18400510/2>, abgerufen am 21.11.2024.