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Allgemeine Zeitung. Nr. 136. Augsburg, 15. Mai 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 136.
15 Mai 1840.

Portugal.

Die Nachrichten aus Loanda in Angola, welche mit der Brigg Boaventura ankamen, gehen bis zum 30 Jan., und geben nicht die erfreulichsten Ansichten über den dortigen Zustand der Dinge. Der Hafen und die ganze Küste wird von englischen Kriegsschiffen blokirt. Ein Bericht sagt: Die Engländer lassen nicht ein einziges Schiff in den Hafen ohne die strengste Visitation. Schiffe, die von Brasilien kommen, halten sie durchaus für des Sklavenhandels verdächtig, sobald sie Gegenstände an Bord haben, die an verschiedene Personen consignirt sind; sie werden daher auch ohne weiteres als gute Prise erklärt und nach Sierra Leone gebracht, die Schiffsmannschaft aber an der ersten besten Stelle der Küste ans Land gesetzt, wobei man sie noch ihrer wenigen Habseligkeiten beraubt, so daß diese Blokade in eine wahre priviligirte Piraterie übergegangen ist. Vor einigen Wochen ging ihre Grausamkeit sogar so weit, daß sie die Mannschaft eines Schiffs ohne Lebensmittel am Cap Negro an das Land setzen wollten, wo dieselbe dem Appetit eines wilden Anthropophagen-Stammes ausgesetzt gewesen seyn würde; zu ihrem Glücke erschien gerade ein Küstenfahrzeug, welches die Mannschaft an Bord nahm. Selbst Gouvernements-Fahrzeuge, die von Loanda nach Dande schiffen, werden von ihnen untersucht, man verlangt von ihnen, daß sie mit Pässen versehen seyn sollen. Alle frischen Lebensmittel, Hühner und dergleichen, werden noch von diesen englischen Piraten requirirt; beklagt man sich über ein solches Betragen, so erfolgt die Antwort, daß man noch froh seyn solle, so gelinde davon zu kommen und nicht in den Grund geschossen zu werden. Auf diese Art (sagt der - wohl nicht sehr unparteiische - Correspondent) ist hier aller Handel vernichtet; unter dem Vorwande die Afrikaner von der Sklaverei zu befreien, gehen wir zu Grunde, und um so schneller, da wir der brittischen Insolenz eine völlige Apathie entgegensetzen. Die Staatseinkünfte sind durch die allgemeine Stockung des Handels ganz und gar vernichtet, der Ueberschuß, der in den Cassen existirte, ist bereits verschwunden, das Elend ist vor der Thüre, und was wird die Folge davon seyn? Der jährliche Ueberschuß, der aus den Staatscassen nach Portugal ging, ist wie gesagt vernichtet, und ohne daß neue Fonds von Portugal geschickt werden, kann kein Staatsdiener, kein Militär hier mehr bezahlt werden. Der Gouverneur Noronha, der durch die strenge Befolgung der Befehle aus Portugal das Unglück Angola's bereitete (was ihm wohl nicht zum Verbrechen angerechnet werden kann, indem er nur seine Schuldigkeit that), hat das dadurch entstehende Unglück nicht abwarten wollen und schiffte sich alsbald wieder ein, um in einem kleinen Schiffe nach Portugal zurückzukehren; allein viele Monate sind nun schon seit jener Abreise verflossen, ohne daß man von diesem Schiffe etwas erfahren hätte, wahrscheinlich ist es verloren gegangen." - Der deutsche Naturforscher Lang, der mit jenem Gouverneur nach Angola ging, wurde schon einigemal todt gesagt, was sich indessen nicht bestätigt. Nur so viel weiß man nun, daß er gefährlich krank gewesen, sich aber wieder erholt und seine Reise in das Innere des Landes angetreten hat. Die 300 portugiesischen Colonisten, die man unter dem Versprechen goldener Berge nach Angola zog, und die man bei dem dort herrschenden absoluten Mangel an Mitteln der Staatscasse nicht mehr unterstützen konnte, sollen größtentheils im Elende umgekommen seyn. - Eine andere Nachricht, die mit demselben Schiffe aus Angola gekommen, besagt, daß das Decret vom 10 Dec. 1836 wegen Verbot des Sklavenhandels mit der größten Strenge von Seite der Behörden gehandhabt werde, daß die portugiesische Kriegscorvette Urania am 20 Jan. abermals ein Sklavenschiff, den portugiesischen Schooner Nympha, nach Rio de Janeiro bestimmt, aufgebracht mit 268 Sklaven, die man einstweilen in dem Fort S. Miguel einlogirt. Die ganze Zahl der aufgebrachten Sklaven beläuft sich schon auf 932. Was wird man mit diesen Leuten beginnen? Die Processe gegen die Sklavenhändler werden nun erst eingeleitet, manche Monate möchten darüber vergehen, bevor die Sentenz erfolgt, und bevor diese nicht erfolgt, kann auch das Schicksal der armen Neger nicht entschieden werden (?); diese wollen aber ernährt seyn auf Staatskosten, und wovon soll man sie ernähren, da man selbst nichts mehr hat? Sie werden verhungern.

Spanien.

Am 27 v. M. nahm der General Ayerve mit der 3ten Division das auf einem fast unzugänglichen Felsen gelegene Fort Ares ein, welches den Schlüssel der Verbindungen der Carlisten zwischen Morella und der Ebene von Castellon de la Plana bildet. Seine Truppen, von Artillerie unterstützt, drangen mit gefälltem Bajonnett in das Fort ein, und machten die Besatzung zu Gefangenen. Der Herzog de la Victoria hatte noch am 29 sein Hauptquartier in Monroyo, während der Graf von Belascoain und Zurbano bereits Gandesa besetzt hatten, und sich zwei Meilen von Mora

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 136.
15 Mai 1840.

Portugal.

Die Nachrichten aus Loanda in Angola, welche mit der Brigg Boaventura ankamen, gehen bis zum 30 Jan., und geben nicht die erfreulichsten Ansichten über den dortigen Zustand der Dinge. Der Hafen und die ganze Küste wird von englischen Kriegsschiffen blokirt. Ein Bericht sagt: Die Engländer lassen nicht ein einziges Schiff in den Hafen ohne die strengste Visitation. Schiffe, die von Brasilien kommen, halten sie durchaus für des Sklavenhandels verdächtig, sobald sie Gegenstände an Bord haben, die an verschiedene Personen consignirt sind; sie werden daher auch ohne weiteres als gute Prise erklärt und nach Sierra Leone gebracht, die Schiffsmannschaft aber an der ersten besten Stelle der Küste ans Land gesetzt, wobei man sie noch ihrer wenigen Habseligkeiten beraubt, so daß diese Blokade in eine wahre priviligirte Piraterie übergegangen ist. Vor einigen Wochen ging ihre Grausamkeit sogar so weit, daß sie die Mannschaft eines Schiffs ohne Lebensmittel am Cap Negro an das Land setzen wollten, wo dieselbe dem Appetit eines wilden Anthropophagen-Stammes ausgesetzt gewesen seyn würde; zu ihrem Glücke erschien gerade ein Küstenfahrzeug, welches die Mannschaft an Bord nahm. Selbst Gouvernements-Fahrzeuge, die von Loanda nach Dande schiffen, werden von ihnen untersucht, man verlangt von ihnen, daß sie mit Pässen versehen seyn sollen. Alle frischen Lebensmittel, Hühner und dergleichen, werden noch von diesen englischen Piraten requirirt; beklagt man sich über ein solches Betragen, so erfolgt die Antwort, daß man noch froh seyn solle, so gelinde davon zu kommen und nicht in den Grund geschossen zu werden. Auf diese Art (sagt der – wohl nicht sehr unparteiische – Correspondent) ist hier aller Handel vernichtet; unter dem Vorwande die Afrikaner von der Sklaverei zu befreien, gehen wir zu Grunde, und um so schneller, da wir der brittischen Insolenz eine völlige Apathie entgegensetzen. Die Staatseinkünfte sind durch die allgemeine Stockung des Handels ganz und gar vernichtet, der Ueberschuß, der in den Cassen existirte, ist bereits verschwunden, das Elend ist vor der Thüre, und was wird die Folge davon seyn? Der jährliche Ueberschuß, der aus den Staatscassen nach Portugal ging, ist wie gesagt vernichtet, und ohne daß neue Fonds von Portugal geschickt werden, kann kein Staatsdiener, kein Militär hier mehr bezahlt werden. Der Gouverneur Noronha, der durch die strenge Befolgung der Befehle aus Portugal das Unglück Angola's bereitete (was ihm wohl nicht zum Verbrechen angerechnet werden kann, indem er nur seine Schuldigkeit that), hat das dadurch entstehende Unglück nicht abwarten wollen und schiffte sich alsbald wieder ein, um in einem kleinen Schiffe nach Portugal zurückzukehren; allein viele Monate sind nun schon seit jener Abreise verflossen, ohne daß man von diesem Schiffe etwas erfahren hätte, wahrscheinlich ist es verloren gegangen.“ – Der deutsche Naturforscher Lang, der mit jenem Gouverneur nach Angola ging, wurde schon einigemal todt gesagt, was sich indessen nicht bestätigt. Nur so viel weiß man nun, daß er gefährlich krank gewesen, sich aber wieder erholt und seine Reise in das Innere des Landes angetreten hat. Die 300 portugiesischen Colonisten, die man unter dem Versprechen goldener Berge nach Angola zog, und die man bei dem dort herrschenden absoluten Mangel an Mitteln der Staatscasse nicht mehr unterstützen konnte, sollen größtentheils im Elende umgekommen seyn. – Eine andere Nachricht, die mit demselben Schiffe aus Angola gekommen, besagt, daß das Decret vom 10 Dec. 1836 wegen Verbot des Sklavenhandels mit der größten Strenge von Seite der Behörden gehandhabt werde, daß die portugiesische Kriegscorvette Urania am 20 Jan. abermals ein Sklavenschiff, den portugiesischen Schooner Nympha, nach Rio de Janeiro bestimmt, aufgebracht mit 268 Sklaven, die man einstweilen in dem Fort S. Miguel einlogirt. Die ganze Zahl der aufgebrachten Sklaven beläuft sich schon auf 932. Was wird man mit diesen Leuten beginnen? Die Processe gegen die Sklavenhändler werden nun erst eingeleitet, manche Monate möchten darüber vergehen, bevor die Sentenz erfolgt, und bevor diese nicht erfolgt, kann auch das Schicksal der armen Neger nicht entschieden werden (?); diese wollen aber ernährt seyn auf Staatskosten, und wovon soll man sie ernähren, da man selbst nichts mehr hat? Sie werden verhungern.

Spanien.

Am 27 v. M. nahm der General Ayerve mit der 3ten Division das auf einem fast unzugänglichen Felsen gelegene Fort Ares ein, welches den Schlüssel der Verbindungen der Carlisten zwischen Morella und der Ebene von Castellon de la Plana bildet. Seine Truppen, von Artillerie unterstützt, drangen mit gefälltem Bajonnett in das Fort ein, und machten die Besatzung zu Gefangenen. Der Herzog de la Victoria hatte noch am 29 sein Hauptquartier in Monroyo, während der Graf von Belascoain und Zurbano bereits Gandesa besetzt hatten, und sich zwei Meilen von Mora

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[1081/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Freitag Nr. 136. 15 Mai 1840. Portugal. _ Lissabon, 27 April. Die Nachrichten aus Loanda in Angola, welche mit der Brigg Boaventura ankamen, gehen bis zum 30 Jan., und geben nicht die erfreulichsten Ansichten über den dortigen Zustand der Dinge. Der Hafen und die ganze Küste wird von englischen Kriegsschiffen blokirt. Ein Bericht sagt: Die Engländer lassen nicht ein einziges Schiff in den Hafen ohne die strengste Visitation. Schiffe, die von Brasilien kommen, halten sie durchaus für des Sklavenhandels verdächtig, sobald sie Gegenstände an Bord haben, die an verschiedene Personen consignirt sind; sie werden daher auch ohne weiteres als gute Prise erklärt und nach Sierra Leone gebracht, die Schiffsmannschaft aber an der ersten besten Stelle der Küste ans Land gesetzt, wobei man sie noch ihrer wenigen Habseligkeiten beraubt, so daß diese Blokade in eine wahre priviligirte Piraterie übergegangen ist. Vor einigen Wochen ging ihre Grausamkeit sogar so weit, daß sie die Mannschaft eines Schiffs ohne Lebensmittel am Cap Negro an das Land setzen wollten, wo dieselbe dem Appetit eines wilden Anthropophagen-Stammes ausgesetzt gewesen seyn würde; zu ihrem Glücke erschien gerade ein Küstenfahrzeug, welches die Mannschaft an Bord nahm. Selbst Gouvernements-Fahrzeuge, die von Loanda nach Dande schiffen, werden von ihnen untersucht, man verlangt von ihnen, daß sie mit Pässen versehen seyn sollen. Alle frischen Lebensmittel, Hühner und dergleichen, werden noch von diesen englischen Piraten requirirt; beklagt man sich über ein solches Betragen, so erfolgt die Antwort, daß man noch froh seyn solle, so gelinde davon zu kommen und nicht in den Grund geschossen zu werden. Auf diese Art (sagt der – wohl nicht sehr unparteiische – Correspondent) ist hier aller Handel vernichtet; unter dem Vorwande die Afrikaner von der Sklaverei zu befreien, gehen wir zu Grunde, und um so schneller, da wir der brittischen Insolenz eine völlige Apathie entgegensetzen. Die Staatseinkünfte sind durch die allgemeine Stockung des Handels ganz und gar vernichtet, der Ueberschuß, der in den Cassen existirte, ist bereits verschwunden, das Elend ist vor der Thüre, und was wird die Folge davon seyn? Der jährliche Ueberschuß, der aus den Staatscassen nach Portugal ging, ist wie gesagt vernichtet, und ohne daß neue Fonds von Portugal geschickt werden, kann kein Staatsdiener, kein Militär hier mehr bezahlt werden. Der Gouverneur Noronha, der durch die strenge Befolgung der Befehle aus Portugal das Unglück Angola's bereitete (was ihm wohl nicht zum Verbrechen angerechnet werden kann, indem er nur seine Schuldigkeit that), hat das dadurch entstehende Unglück nicht abwarten wollen und schiffte sich alsbald wieder ein, um in einem kleinen Schiffe nach Portugal zurückzukehren; allein viele Monate sind nun schon seit jener Abreise verflossen, ohne daß man von diesem Schiffe etwas erfahren hätte, wahrscheinlich ist es verloren gegangen.“ – Der deutsche Naturforscher Lang, der mit jenem Gouverneur nach Angola ging, wurde schon einigemal todt gesagt, was sich indessen nicht bestätigt. Nur so viel weiß man nun, daß er gefährlich krank gewesen, sich aber wieder erholt und seine Reise in das Innere des Landes angetreten hat. Die 300 portugiesischen Colonisten, die man unter dem Versprechen goldener Berge nach Angola zog, und die man bei dem dort herrschenden absoluten Mangel an Mitteln der Staatscasse nicht mehr unterstützen konnte, sollen größtentheils im Elende umgekommen seyn. – Eine andere Nachricht, die mit demselben Schiffe aus Angola gekommen, besagt, daß das Decret vom 10 Dec. 1836 wegen Verbot des Sklavenhandels mit der größten Strenge von Seite der Behörden gehandhabt werde, daß die portugiesische Kriegscorvette Urania am 20 Jan. abermals ein Sklavenschiff, den portugiesischen Schooner Nympha, nach Rio de Janeiro bestimmt, aufgebracht mit 268 Sklaven, die man einstweilen in dem Fort S. Miguel einlogirt. Die ganze Zahl der aufgebrachten Sklaven beläuft sich schon auf 932. Was wird man mit diesen Leuten beginnen? Die Processe gegen die Sklavenhändler werden nun erst eingeleitet, manche Monate möchten darüber vergehen, bevor die Sentenz erfolgt, und bevor diese nicht erfolgt, kann auch das Schicksal der armen Neger nicht entschieden werden (?); diese wollen aber ernährt seyn auf Staatskosten, und wovon soll man sie ernähren, da man selbst nichts mehr hat? Sie werden verhungern. Spanien. _ Madrid, 3 Mai. Am 27 v. M. nahm der General Ayerve mit der 3ten Division das auf einem fast unzugänglichen Felsen gelegene Fort Ares ein, welches den Schlüssel der Verbindungen der Carlisten zwischen Morella und der Ebene von Castellon de la Plana bildet. Seine Truppen, von Artillerie unterstützt, drangen mit gefälltem Bajonnett in das Fort ein, und machten die Besatzung zu Gefangenen. Der Herzog de la Victoria hatte noch am 29 sein Hauptquartier in Monroyo, während der Graf von Belascoain und Zurbano bereits Gandesa besetzt hatten, und sich zwei Meilen von Mora

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 136. Augsburg, 15. Mai 1840, S. 1081. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_136_18400515/1>, abgerufen am 21.11.2024.