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Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840.

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des Innern, antwortete, er wiederhole, daß das Ministerium auf jede Art von Besoldung der Journale verzichtet habe. Dasselbe bestätigte Hr. Thiers. Er gab zu, daß die Regierung zwei Journale acquirirt habe, aber nur um sie mit einem dritten zu vereinigen, welches bereits Eigenthum der Regierung gewesen. Dieß sey keine Bestechung, sondern im Einklang mit den von der Regierung gleich anfangs gegebenen Erklärungen. Was den Vorwurf betreffe, daß er einen Redacteur der Presse durch Bestechung gewonnen, so versichere er auf seine Ehre, daß dieser Vorwurf grundlos sey. Der Minister des öffentlichen Unterrichts habe ihm bloß von einem Mann gesprochen, der ihn (Thiers) früher lebhaft in den Journalen angegriffen, nun aber dem Journalismus entsagt habe und auf Reisen gehen wollte, wozu er um Pässe und Reisegeld gebeten. (Ironisches Lächeln auf mehreren Bänken.) Dieß habe er ihm bewilligt, aber erst nach seiner Erklärung, daß er der Journalschriftstellerei völlig entsagt habe. Auch dieß könne man billigerweise nicht als einen Act der Bestechung betrachten. Hr. Cousin bemerkte, er habe den Mann, auf den man angespielt, kaum dem Namen nach gekannt. Eines Tages sey derselbe zu ihm gekommen und habe erklärt, daß er seine Journalistenlaufbahn aufgegeben habe, und nun eine Reise in die Colonien vorhabe, er frage nun an, ob die Regierung geneigt sey, ihm die Ueberfahrt zu erleichtern. Dieß sey ihm gewährt worden, weiter nichts.*) Nach einigen Worten des Generals Bugeaud, welcher die Discussion verlängert wünschte, weil er, wie er spöttisch bemerkte, gar begierig sey, von Hrn. Arago zu hören, wie die Wahlreform dem Volke Brod und die Mittel geben könne, schönere und kräftigere Kinder zu erzeugen (Gelächter), erfolgte die gestern erwähnte Abstimmung.

[irrelevantes Material] Die Deputirtenkammer beschäftigte sich am 18 Mai mit einem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Verlängerung des Bankprivilegiums. Hr. Lanjuinais erhob sich gegen das der Bank bewilligte Recht, Papiergeld nach Willkür auszugeben. Der Gebrauch, den sie von diesem Recht mache, sey gefährlich. Man habe bemerkt, daß die mehr oder minder starke Emission von Bankbilleten stets auf den Börsencurs einwirke. Hr. v. Corcelles nahm die Bank in Schutz und meinte, die vielen Handels- und Finanzkrisen, denen sie die Stirne geboten, bewiesen hinreichend, daß sie den Zweck ihrer Gründung erfülle. Die Post ging ab, ehe es zu einer Abstimmung gekommen war.

Das Charivari sagt in seinem Carillon über die letzten Kammerverhandlungen und Tagesereignisse: "Der Deputirtenkammer zum Ruhme müssen wir gestehen, daß unsere Algierer Eroberung, das Interesse unserer Colonisten und die Nationalehre nicht mit halb so viel Eifer vertheidigt wurden, als die Runkelrüben. - Abd-El-Kader ließ sich, sagt man, bisher die Kammerdebatten übersetzen. Er kann sich jetzt die Mühe ersparen, denn die Reden der HH. Ducos, Piscatory und Consorten sind reines Arabisch. - Unser gegenwärtiger Botschafter in London war es, der beauftragt worden, die sterbliche Hülle Napoleons zu reclamiren. Um die Komödie vollständig zu machen, fehlte nichts, als daß Guizot sein Gesuch in eine alte Nummer seines Moniteur de Gand eingewickelt hätte."

Der National beklagt sich ironisch, daß er von Briefen überschwemmt werde, die alle die Asche Napoleons zum Gegenstande haben. Einer wolle den Obelisken von Luxor weggeschafft, und an derselben Stelle ein Grabmal Napoleons errichtet haben; ein anderer reclamire zu Gunsten des Triumphbogens; Hr. Pellassy de l'Ousle, Maireadjoint des 12ten Arrondissements, wolle weder etwas von den Invaliden, noch von dem Triumphbogen, noch von der Madeleine wissen, er halte dafür, daß die Asche Napoleons am besten im Pantheon untergebracht würde, dessen Bestimmung mit den Worten: "den großen Männern das dankbare Vaterland" angegeben sey; drei ehrenwerthe Bürger, die den Faubourg St. Antoine bewohnen, würden es gern sehen, wenn die Ueberreste Napoleons auf dem Bastilleplatz beigesetzt würden, der Juliussäule gegenüber und dem Genius der Freiheit. Der National fragt zu dem Allen: "Werden wir einen Bürgerkrieg bekommen?"

(Courrier.) Baron Menneval, vormaliger Secretär des Kaisers, hat im Spectateur militaire bisher noch unbekannte Urkunden über die Rückkehr des Generals Bonaparte von Aegypten drucken lassen.

Indem die Deputirtenkammer gestern sämmtliche Bittschriften über die Wahlreform durch den Uebergang zur Tagesordnung beseitigte, hat sie sich viel conservativer gezeigt, als ihre Commission; letztere verlangte den Uebergang zur Tagesordnung nur in Betreff des begehrten Wahlrechts für alle Bürger oder für alle Mitglieder der Nationalgarde, dann in Betreff der Abschaffung des politischen Eides; ihrem Gutachten gemäß sollten sämmtliche übrige Punkte an das Ministerium zur Prüfung und Berücksichtigung verwiesen werden. Der gestrige Beschluß läßt keinen günstigen Erfolg für die Motion des Hrn. v. Remilly erwarten. Man hörte anfänglich einer Rede des Hrn. Arago zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts ruhig zu, sobald aber Hr. Thiers einmal sich für den Uebergang zur Tagesordnung in Hinsicht aller Gesuche erklärt hatte, fand nur noch der sehr geistvolle und mit verschleierten Persönlichkeiten durchwirkte Vortrag von Garnier-Pages Gehör, so wie die Vertheidigung der HH. Minister Thiers und Cousin über die ihnen persönlich gemachten Vorwürfe. Später konnte bei dem Lärm des Centrums kein Redner mehr sich verständlich machen. Odilon-Barrot hatte seiner Partei, von der eigentlich der Bericht ausging (sie bildete die Mehrheit in der Commission), versprochen, zu dessen Unterstützung das Wort zu ergreifen; er machte aber nicht einmal einen Versuch dazu. So wurde dann der Beschluß gefaßt. Der undisciplinirte Theil der Linken ist deßwegen heute sehr übel auf Hrn. Barrot zu sprechen. - Die Thatsache, worauf Hr. Garnier-Pages angespielt hatte, und worüber die HH. Thiers und Cousin sich zu vertheidigen suchten, ist folgende. Ein Litterat, Hr. Capo de Feuillide, der nach der Revolution von 1830 zuerst bekannt und zum Unterpräfecten ernannt, aber beinahe unmittelbar darauf wegen seiner extravaganten Reden wieder beseitigt worden war, arbeitete seitdem nach und nach im "National", in der "Europe litteraire" (deren Untergang man hauptsächlich der Verschwendung der Directoren zuschreibt, unter denen Hr. Capo de Feuillide sich befand), in der "Presse" und zuletzt im "Journal de Paris". Hier sprach er sich stets zu Gunsten des Ministeriums vom 15 April und gegen das vom 12 Mai aus, eben so jetzt gegen Hrn. Thiers, bis er vor acht Tagen plötzlich nicht mehr in den Bureaux des Journal de Paris erschien. Es heißt nun, die HH. Thiers und Cousin hätten, um sich dieses lästigen Schriftstellers zu entledigen, ihm aus den geheimen Fonds 30,000 Fr. verabreichen lassen, und er sey mit einem Passe nach den Vereinigten Staaten abgereist.

Italien.

Sie wissen wohl bereits direct aus Neapel, daß am Sonntag, den 10 d., Abends spät, der König in Begleitung der Königin, ganz unerwartet, ohne daß Jemand es hätte ahnen können, auf einem Kriegsdampfboot nach Sicilien

*) Wir verweisen auf den unten folgenden Brief.

des Innern, antwortete, er wiederhole, daß das Ministerium auf jede Art von Besoldung der Journale verzichtet habe. Dasselbe bestätigte Hr. Thiers. Er gab zu, daß die Regierung zwei Journale acquirirt habe, aber nur um sie mit einem dritten zu vereinigen, welches bereits Eigenthum der Regierung gewesen. Dieß sey keine Bestechung, sondern im Einklang mit den von der Regierung gleich anfangs gegebenen Erklärungen. Was den Vorwurf betreffe, daß er einen Redacteur der Presse durch Bestechung gewonnen, so versichere er auf seine Ehre, daß dieser Vorwurf grundlos sey. Der Minister des öffentlichen Unterrichts habe ihm bloß von einem Mann gesprochen, der ihn (Thiers) früher lebhaft in den Journalen angegriffen, nun aber dem Journalismus entsagt habe und auf Reisen gehen wollte, wozu er um Pässe und Reisegeld gebeten. (Ironisches Lächeln auf mehreren Bänken.) Dieß habe er ihm bewilligt, aber erst nach seiner Erklärung, daß er der Journalschriftstellerei völlig entsagt habe. Auch dieß könne man billigerweise nicht als einen Act der Bestechung betrachten. Hr. Cousin bemerkte, er habe den Mann, auf den man angespielt, kaum dem Namen nach gekannt. Eines Tages sey derselbe zu ihm gekommen und habe erklärt, daß er seine Journalistenlaufbahn aufgegeben habe, und nun eine Reise in die Colonien vorhabe, er frage nun an, ob die Regierung geneigt sey, ihm die Ueberfahrt zu erleichtern. Dieß sey ihm gewährt worden, weiter nichts.*) Nach einigen Worten des Generals Bugeaud, welcher die Discussion verlängert wünschte, weil er, wie er spöttisch bemerkte, gar begierig sey, von Hrn. Arago zu hören, wie die Wahlreform dem Volke Brod und die Mittel geben könne, schönere und kräftigere Kinder zu erzeugen (Gelächter), erfolgte die gestern erwähnte Abstimmung.

[irrelevantes Material] Die Deputirtenkammer beschäftigte sich am 18 Mai mit einem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Verlängerung des Bankprivilegiums. Hr. Lanjuinais erhob sich gegen das der Bank bewilligte Recht, Papiergeld nach Willkür auszugeben. Der Gebrauch, den sie von diesem Recht mache, sey gefährlich. Man habe bemerkt, daß die mehr oder minder starke Emission von Bankbilleten stets auf den Börsencurs einwirke. Hr. v. Corcelles nahm die Bank in Schutz und meinte, die vielen Handels- und Finanzkrisen, denen sie die Stirne geboten, bewiesen hinreichend, daß sie den Zweck ihrer Gründung erfülle. Die Post ging ab, ehe es zu einer Abstimmung gekommen war.

Das Charivari sagt in seinem Carillon über die letzten Kammerverhandlungen und Tagesereignisse: „Der Deputirtenkammer zum Ruhme müssen wir gestehen, daß unsere Algierer Eroberung, das Interesse unserer Colonisten und die Nationalehre nicht mit halb so viel Eifer vertheidigt wurden, als die Runkelrüben. – Abd-El-Kader ließ sich, sagt man, bisher die Kammerdebatten übersetzen. Er kann sich jetzt die Mühe ersparen, denn die Reden der HH. Ducos, Piscatory und Consorten sind reines Arabisch. – Unser gegenwärtiger Botschafter in London war es, der beauftragt worden, die sterbliche Hülle Napoleons zu reclamiren. Um die Komödie vollständig zu machen, fehlte nichts, als daß Guizot sein Gesuch in eine alte Nummer seines Moniteur de Gand eingewickelt hätte.“

Der National beklagt sich ironisch, daß er von Briefen überschwemmt werde, die alle die Asche Napoleons zum Gegenstande haben. Einer wolle den Obelisken von Luxor weggeschafft, und an derselben Stelle ein Grabmal Napoleons errichtet haben; ein anderer reclamire zu Gunsten des Triumphbogens; Hr. Pellassy de l'Ousle, Maireadjoint des 12ten Arrondissements, wolle weder etwas von den Invaliden, noch von dem Triumphbogen, noch von der Madeleine wissen, er halte dafür, daß die Asche Napoleons am besten im Pantheon untergebracht würde, dessen Bestimmung mit den Worten: „den großen Männern das dankbare Vaterland“ angegeben sey; drei ehrenwerthe Bürger, die den Faubourg St. Antoine bewohnen, würden es gern sehen, wenn die Ueberreste Napoleons auf dem Bastilleplatz beigesetzt würden, der Juliussäule gegenüber und dem Genius der Freiheit. Der National fragt zu dem Allen: „Werden wir einen Bürgerkrieg bekommen?“

(Courrier.) Baron Menneval, vormaliger Secretär des Kaisers, hat im Spectateur militaire bisher noch unbekannte Urkunden über die Rückkehr des Generals Bonaparte von Aegypten drucken lassen.

Indem die Deputirtenkammer gestern sämmtliche Bittschriften über die Wahlreform durch den Uebergang zur Tagesordnung beseitigte, hat sie sich viel conservativer gezeigt, als ihre Commission; letztere verlangte den Uebergang zur Tagesordnung nur in Betreff des begehrten Wahlrechts für alle Bürger oder für alle Mitglieder der Nationalgarde, dann in Betreff der Abschaffung des politischen Eides; ihrem Gutachten gemäß sollten sämmtliche übrige Punkte an das Ministerium zur Prüfung und Berücksichtigung verwiesen werden. Der gestrige Beschluß läßt keinen günstigen Erfolg für die Motion des Hrn. v. Rémilly erwarten. Man hörte anfänglich einer Rede des Hrn. Arago zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts ruhig zu, sobald aber Hr. Thiers einmal sich für den Uebergang zur Tagesordnung in Hinsicht aller Gesuche erklärt hatte, fand nur noch der sehr geistvolle und mit verschleierten Persönlichkeiten durchwirkte Vortrag von Garnier-Pagès Gehör, so wie die Vertheidigung der HH. Minister Thiers und Cousin über die ihnen persönlich gemachten Vorwürfe. Später konnte bei dem Lärm des Centrums kein Redner mehr sich verständlich machen. Odilon-Barrot hatte seiner Partei, von der eigentlich der Bericht ausging (sie bildete die Mehrheit in der Commission), versprochen, zu dessen Unterstützung das Wort zu ergreifen; er machte aber nicht einmal einen Versuch dazu. So wurde dann der Beschluß gefaßt. Der undisciplinirte Theil der Linken ist deßwegen heute sehr übel auf Hrn. Barrot zu sprechen. – Die Thatsache, worauf Hr. Garnier-Pagès angespielt hatte, und worüber die HH. Thiers und Cousin sich zu vertheidigen suchten, ist folgende. Ein Litterat, Hr. Capo de Feuillide, der nach der Revolution von 1830 zuerst bekannt und zum Unterpräfecten ernannt, aber beinahe unmittelbar darauf wegen seiner extravaganten Reden wieder beseitigt worden war, arbeitete seitdem nach und nach im „National“, in der „Europe litteraire“ (deren Untergang man hauptsächlich der Verschwendung der Directoren zuschreibt, unter denen Hr. Capo de Feuillide sich befand), in der „Presse“ und zuletzt im „Journal de Paris“. Hier sprach er sich stets zu Gunsten des Ministeriums vom 15 April und gegen das vom 12 Mai aus, eben so jetzt gegen Hrn. Thiers, bis er vor acht Tagen plötzlich nicht mehr in den Bureaux des Journal de Paris erschien. Es heißt nun, die HH. Thiers und Cousin hätten, um sich dieses lästigen Schriftstellers zu entledigen, ihm aus den geheimen Fonds 30,000 Fr. verabreichen lassen, und er sey mit einem Passe nach den Vereinigten Staaten abgereist.

Italien.

Sie wissen wohl bereits direct aus Neapel, daß am Sonntag, den 10 d., Abends spät, der König in Begleitung der Königin, ganz unerwartet, ohne daß Jemand es hätte ahnen können, auf einem Kriegsdampfboot nach Sicilien

*) Wir verweisen auf den unten folgenden Brief.
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[1148/0004] des Innern, antwortete, er wiederhole, daß das Ministerium auf jede Art von Besoldung der Journale verzichtet habe. Dasselbe bestätigte Hr. Thiers. Er gab zu, daß die Regierung zwei Journale acquirirt habe, aber nur um sie mit einem dritten zu vereinigen, welches bereits Eigenthum der Regierung gewesen. Dieß sey keine Bestechung, sondern im Einklang mit den von der Regierung gleich anfangs gegebenen Erklärungen. Was den Vorwurf betreffe, daß er einen Redacteur der Presse durch Bestechung gewonnen, so versichere er auf seine Ehre, daß dieser Vorwurf grundlos sey. Der Minister des öffentlichen Unterrichts habe ihm bloß von einem Mann gesprochen, der ihn (Thiers) früher lebhaft in den Journalen angegriffen, nun aber dem Journalismus entsagt habe und auf Reisen gehen wollte, wozu er um Pässe und Reisegeld gebeten. (Ironisches Lächeln auf mehreren Bänken.) Dieß habe er ihm bewilligt, aber erst nach seiner Erklärung, daß er der Journalschriftstellerei völlig entsagt habe. Auch dieß könne man billigerweise nicht als einen Act der Bestechung betrachten. Hr. Cousin bemerkte, er habe den Mann, auf den man angespielt, kaum dem Namen nach gekannt. Eines Tages sey derselbe zu ihm gekommen und habe erklärt, daß er seine Journalistenlaufbahn aufgegeben habe, und nun eine Reise in die Colonien vorhabe, er frage nun an, ob die Regierung geneigt sey, ihm die Ueberfahrt zu erleichtern. Dieß sey ihm gewährt worden, weiter nichts. *) Nach einigen Worten des Generals Bugeaud, welcher die Discussion verlängert wünschte, weil er, wie er spöttisch bemerkte, gar begierig sey, von Hrn. Arago zu hören, wie die Wahlreform dem Volke Brod und die Mittel geben könne, schönere und kräftigere Kinder zu erzeugen (Gelächter), erfolgte die gestern erwähnte Abstimmung. _ Die Deputirtenkammer beschäftigte sich am 18 Mai mit einem Gesetzesentwurf, hinsichtlich der Verlängerung des Bankprivilegiums. Hr. Lanjuinais erhob sich gegen das der Bank bewilligte Recht, Papiergeld nach Willkür auszugeben. Der Gebrauch, den sie von diesem Recht mache, sey gefährlich. Man habe bemerkt, daß die mehr oder minder starke Emission von Bankbilleten stets auf den Börsencurs einwirke. Hr. v. Corcelles nahm die Bank in Schutz und meinte, die vielen Handels- und Finanzkrisen, denen sie die Stirne geboten, bewiesen hinreichend, daß sie den Zweck ihrer Gründung erfülle. Die Post ging ab, ehe es zu einer Abstimmung gekommen war. Das Charivari sagt in seinem Carillon über die letzten Kammerverhandlungen und Tagesereignisse: „Der Deputirtenkammer zum Ruhme müssen wir gestehen, daß unsere Algierer Eroberung, das Interesse unserer Colonisten und die Nationalehre nicht mit halb so viel Eifer vertheidigt wurden, als die Runkelrüben. – Abd-El-Kader ließ sich, sagt man, bisher die Kammerdebatten übersetzen. Er kann sich jetzt die Mühe ersparen, denn die Reden der HH. Ducos, Piscatory und Consorten sind reines Arabisch. – Unser gegenwärtiger Botschafter in London war es, der beauftragt worden, die sterbliche Hülle Napoleons zu reclamiren. Um die Komödie vollständig zu machen, fehlte nichts, als daß Guizot sein Gesuch in eine alte Nummer seines Moniteur de Gand eingewickelt hätte.“ Der National beklagt sich ironisch, daß er von Briefen überschwemmt werde, die alle die Asche Napoleons zum Gegenstande haben. Einer wolle den Obelisken von Luxor weggeschafft, und an derselben Stelle ein Grabmal Napoleons errichtet haben; ein anderer reclamire zu Gunsten des Triumphbogens; Hr. Pellassy de l'Ousle, Maireadjoint des 12ten Arrondissements, wolle weder etwas von den Invaliden, noch von dem Triumphbogen, noch von der Madeleine wissen, er halte dafür, daß die Asche Napoleons am besten im Pantheon untergebracht würde, dessen Bestimmung mit den Worten: „den großen Männern das dankbare Vaterland“ angegeben sey; drei ehrenwerthe Bürger, die den Faubourg St. Antoine bewohnen, würden es gern sehen, wenn die Ueberreste Napoleons auf dem Bastilleplatz beigesetzt würden, der Juliussäule gegenüber und dem Genius der Freiheit. Der National fragt zu dem Allen: „Werden wir einen Bürgerkrieg bekommen?“ (Courrier.) Baron Menneval, vormaliger Secretär des Kaisers, hat im Spectateur militaire bisher noch unbekannte Urkunden über die Rückkehr des Generals Bonaparte von Aegypten drucken lassen. _ Paris, 17 Mai. Indem die Deputirtenkammer gestern sämmtliche Bittschriften über die Wahlreform durch den Uebergang zur Tagesordnung beseitigte, hat sie sich viel conservativer gezeigt, als ihre Commission; letztere verlangte den Uebergang zur Tagesordnung nur in Betreff des begehrten Wahlrechts für alle Bürger oder für alle Mitglieder der Nationalgarde, dann in Betreff der Abschaffung des politischen Eides; ihrem Gutachten gemäß sollten sämmtliche übrige Punkte an das Ministerium zur Prüfung und Berücksichtigung verwiesen werden. Der gestrige Beschluß läßt keinen günstigen Erfolg für die Motion des Hrn. v. Rémilly erwarten. Man hörte anfänglich einer Rede des Hrn. Arago zu Gunsten des allgemeinen Wahlrechts ruhig zu, sobald aber Hr. Thiers einmal sich für den Uebergang zur Tagesordnung in Hinsicht aller Gesuche erklärt hatte, fand nur noch der sehr geistvolle und mit verschleierten Persönlichkeiten durchwirkte Vortrag von Garnier-Pagès Gehör, so wie die Vertheidigung der HH. Minister Thiers und Cousin über die ihnen persönlich gemachten Vorwürfe. Später konnte bei dem Lärm des Centrums kein Redner mehr sich verständlich machen. Odilon-Barrot hatte seiner Partei, von der eigentlich der Bericht ausging (sie bildete die Mehrheit in der Commission), versprochen, zu dessen Unterstützung das Wort zu ergreifen; er machte aber nicht einmal einen Versuch dazu. So wurde dann der Beschluß gefaßt. Der undisciplinirte Theil der Linken ist deßwegen heute sehr übel auf Hrn. Barrot zu sprechen. – Die Thatsache, worauf Hr. Garnier-Pagès angespielt hatte, und worüber die HH. Thiers und Cousin sich zu vertheidigen suchten, ist folgende. Ein Litterat, Hr. Capo de Feuillide, der nach der Revolution von 1830 zuerst bekannt und zum Unterpräfecten ernannt, aber beinahe unmittelbar darauf wegen seiner extravaganten Reden wieder beseitigt worden war, arbeitete seitdem nach und nach im „National“, in der „Europe litteraire“ (deren Untergang man hauptsächlich der Verschwendung der Directoren zuschreibt, unter denen Hr. Capo de Feuillide sich befand), in der „Presse“ und zuletzt im „Journal de Paris“. Hier sprach er sich stets zu Gunsten des Ministeriums vom 15 April und gegen das vom 12 Mai aus, eben so jetzt gegen Hrn. Thiers, bis er vor acht Tagen plötzlich nicht mehr in den Bureaux des Journal de Paris erschien. Es heißt nun, die HH. Thiers und Cousin hätten, um sich dieses lästigen Schriftstellers zu entledigen, ihm aus den geheimen Fonds 30,000 Fr. verabreichen lassen, und er sey mit einem Passe nach den Vereinigten Staaten abgereist. Italien. _ Rom, 13 Mai. Sie wissen wohl bereits direct aus Neapel, daß am Sonntag, den 10 d., Abends spät, der König in Begleitung der Königin, ganz unerwartet, ohne daß Jemand es hätte ahnen können, auf einem Kriegsdampfboot nach Sicilien *) Wir verweisen auf den unten folgenden Brief.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 144. Augsburg, 23. Mai 1840, S. 1148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_144_18400523/4>, abgerufen am 21.11.2024.