Allgemeine Zeitung. Nr. 145. Augsburg, 24. Mai 1840.Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 145. 24 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 17 Mai. Cabrera war vor kurzem in Morella; so wird wenigstens von Sarragossa und von Alcanniz aus versichert. Er war in großer Uniform, hielt eine energische Anrede an die Besatzung, versprach jedem Soldaten täglich eine Peseta Sold und verkündigte ihnen die nahe Ankunft von 100,000 Russen und Oesterreichern, denen er, wie er weislich hinzusetzte, in Person entgegeneile, um den Plan zum bevorstehenden Feldzuge mit ihnen zu verabreden. Diese schamlose Lüge scheint - sollte man es glauben - ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn was noch an Garnison in Morella ist (man sagt 1500 Mann), soll nun zum Widerstand entschlossen seyn. Einer ihrer vornehmsten Officiere, der von Sarragossa gebürtig ist, übersandte vor einigen Tagen seiner alten dort lebenden Mutter sein Testament, was zu beweisen scheint, daß man sich aufs Aeußerste gefaßt macht. Auch kamen seitdem nur wenig Deserteurs mehr aus der Festung. Cabrera soll Morella nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen haben, und man glaubte noch immer, daß er die Absicht habe, sich über Meer zu retten, und die Trümmer seiner Armee ihrem Schicksale zu überlassen. Eine lange Erfahrung lehrt uns jedoch, wie unsicher alle Nachrichten über Cabrera sind; denn ist sein Auftreten zu Morella in der gemeldeten Weise wahr, so ist seine Gesundheit nothwendig besser, als man sie uns seit Monaten von allen Seiten her schildert. Espartero fährt in seinen Belagerungsanstalten fort. Den 11 Mai sollten 41 Stück Geschütz von Alcanniz und 12 von Hijar nebst einer großen Menge von Wurfgeschütz, Munition und Lebensmitteln zur Armee abgehen; in Summe soll der Belagerungspark 82 Kanonen zählen. Zu Saragossa hielt man 500 Karren und eine Zahl Maulthiere bereit, die gleichfalls den 12 oder 13 mit Lebensmitteln nach Monroyo abgehen sollten. General Ayerbe stand am 10 mit seiner Division zu Villafranca; O'Donnell hatte an diesem Tage wahrscheinlich die Belagerung von Cantevieja begonnen. Der brave Brigadier Zurbano liegt am Typhus darnieder, und soll wie es heißt nach Alcaniz, wo nicht nach Saragossa gebracht werden. Die ganze Armee bedauert diesen Unfall, der sie eines ihrer tüchtigsten Führer beraubt. Dasselbe Uebel hatte in den letzten Tagen mehrere Soldaten weggerafft, und man fürchtete sein weiteres Umsichgreifen. - Die Scheußlichkeiten des spanischen Bürgerkriegs sind zahl- und maßlos. So ließ das Ungeheuer Balmaseda am 25 März dem Aide-de-Camp Maroto's, Obersten Lapetre, zu Beteta in Gegenwart der versammelten Garnison und Einwohner durch zwei Bauern den Kopf abschneiden und vor dem Thore von Balsalobre aufpflanzen. Dabei jubelten Soldaten und Volk: "Es lebe die Religion! der absolute König, der Graf v. Morella, unser tapferer Commandant Balmaseda und Tod den Verräthern!" - Nach Briefen aus Perthus vom 13 schien die Hauptmasse der Insurgenten sich bei Castell Tersol zu concentriren: sie hatte am 7 die Richtung von Colls en Pina eingeschlagen, ohne Zweifel, um die Dörfer in der Ebene von Viez zu plündern, wo der constitutionelle General Carbo mit nur 1000 Mann Fußvolk und 150 Reitern stand, und mit Ungeduld Verstärkung von Salcedo erwartete. Die bei Campredon gestandenen Carlisten waren den 10 von St. Pau gegen Buima aufgebrochen. Sie geleiten zwei Domherren bis an die Gränze; aller Orten schlagen sie die Glocken in Stücken, um sie mit sich nach Berga zu transportiren. Die Bande des Eroles war noch zu Oliana mit Ausnahme von zwei Bataillonen, die vorwärts bei Organna standen. - Segarra, der am 1 Mai in Berga zurück war, soll, einem Gerüchte nach, seine Entlassung angeboten haben. - Die Gefangenen von Alpuente liefen neulich bei ihrer Ankunft zu Valencia große Gefahr, von der rasenden Menge erwürgt zu werden. Ein durch seine Schändlichkeiten berüchtigter Hauptmann, Namens Blanco, entging nur mit Noth der Wuth des Pöbels. - Seit 14 Tagen kommt die Post von Saragossa nur noch dreimal die Woche, was die schnelle Mittheilung der Nachrichten von Nieder-Aragonien wesentlich verzögert. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 18 Mai. Die Truppen der Königin unter dem Befehle des Generals O'Donnell haben am 11 Cantavieja ohne Schwertstreich besetzt, da die Factiosen diese Stadt, nachdem sie sie angezündet, verlassen hatten. Großbritannien. Wir geben hier noch einige Nachträge aus des Lord-Schatzkanzlers Vortrag über das Budget. Ueber die aus dem Briefpostgeld zu erwartende Einnahme bemerkte derselbe, daß die Wirkungen, die er von der Reduction des Portos vorausgesehen, Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. SonntagNr. 145. 24 Mai 1840.Spanien. Bordeaux, 17 Mai. Cabrera war vor kurzem in Morella; so wird wenigstens von Sarragossa und von Alcañiz aus versichert. Er war in großer Uniform, hielt eine energische Anrede an die Besatzung, versprach jedem Soldaten täglich eine Peseta Sold und verkündigte ihnen die nahe Ankunft von 100,000 Russen und Oesterreichern, denen er, wie er weislich hinzusetzte, in Person entgegeneile, um den Plan zum bevorstehenden Feldzuge mit ihnen zu verabreden. Diese schamlose Lüge scheint – sollte man es glauben – ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn was noch an Garnison in Morella ist (man sagt 1500 Mann), soll nun zum Widerstand entschlossen seyn. Einer ihrer vornehmsten Officiere, der von Sarragossa gebürtig ist, übersandte vor einigen Tagen seiner alten dort lebenden Mutter sein Testament, was zu beweisen scheint, daß man sich aufs Aeußerste gefaßt macht. Auch kamen seitdem nur wenig Deserteurs mehr aus der Festung. Cabrera soll Morella nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen haben, und man glaubte noch immer, daß er die Absicht habe, sich über Meer zu retten, und die Trümmer seiner Armee ihrem Schicksale zu überlassen. Eine lange Erfahrung lehrt uns jedoch, wie unsicher alle Nachrichten über Cabrera sind; denn ist sein Auftreten zu Morella in der gemeldeten Weise wahr, so ist seine Gesundheit nothwendig besser, als man sie uns seit Monaten von allen Seiten her schildert. Espartero fährt in seinen Belagerungsanstalten fort. Den 11 Mai sollten 41 Stück Geschütz von Alcañiz und 12 von Hijar nebst einer großen Menge von Wurfgeschütz, Munition und Lebensmitteln zur Armee abgehen; in Summe soll der Belagerungspark 82 Kanonen zählen. Zu Saragossa hielt man 500 Karren und eine Zahl Maulthiere bereit, die gleichfalls den 12 oder 13 mit Lebensmitteln nach Monroyo abgehen sollten. General Ayerbe stand am 10 mit seiner Division zu Villafranca; O'Donnell hatte an diesem Tage wahrscheinlich die Belagerung von Cantevieja begonnen. Der brave Brigadier Zurbano liegt am Typhus darnieder, und soll wie es heißt nach Alcaniz, wo nicht nach Saragossa gebracht werden. Die ganze Armee bedauert diesen Unfall, der sie eines ihrer tüchtigsten Führer beraubt. Dasselbe Uebel hatte in den letzten Tagen mehrere Soldaten weggerafft, und man fürchtete sein weiteres Umsichgreifen. – Die Scheußlichkeiten des spanischen Bürgerkriegs sind zahl- und maßlos. So ließ das Ungeheuer Balmaseda am 25 März dem Aide-de-Camp Maroto's, Obersten Lapètre, zu Beteta in Gegenwart der versammelten Garnison und Einwohner durch zwei Bauern den Kopf abschneiden und vor dem Thore von Balsalobre aufpflanzen. Dabei jubelten Soldaten und Volk: „Es lebe die Religion! der absolute König, der Graf v. Morella, unser tapferer Commandant Balmaseda und Tod den Verräthern!“ – Nach Briefen aus Perthus vom 13 schien die Hauptmasse der Insurgenten sich bei Castell Tersol zu concentriren: sie hatte am 7 die Richtung von Colls en Pina eingeschlagen, ohne Zweifel, um die Dörfer in der Ebene von Viez zu plündern, wo der constitutionelle General Carbo mit nur 1000 Mann Fußvolk und 150 Reitern stand, und mit Ungeduld Verstärkung von Salcedo erwartete. Die bei Campredon gestandenen Carlisten waren den 10 von St. Pau gegen Buima aufgebrochen. Sie geleiten zwei Domherren bis an die Gränze; aller Orten schlagen sie die Glocken in Stücken, um sie mit sich nach Berga zu transportiren. Die Bande des Eroles war noch zu Oliana mit Ausnahme von zwei Bataillonen, die vorwärts bei Orgaña standen. – Segarra, der am 1 Mai in Berga zurück war, soll, einem Gerüchte nach, seine Entlassung angeboten haben. – Die Gefangenen von Alpuente liefen neulich bei ihrer Ankunft zu Valencia große Gefahr, von der rasenden Menge erwürgt zu werden. Ein durch seine Schändlichkeiten berüchtigter Hauptmann, Namens Blanco, entging nur mit Noth der Wuth des Pöbels. – Seit 14 Tagen kommt die Post von Saragossa nur noch dreimal die Woche, was die schnelle Mittheilung der Nachrichten von Nieder-Aragonien wesentlich verzögert. (Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 18 Mai. Die Truppen der Königin unter dem Befehle des Generals O'Donnell haben am 11 Cantavieja ohne Schwertstreich besetzt, da die Factiosen diese Stadt, nachdem sie sie angezündet, verlassen hatten. Großbritannien. Wir geben hier noch einige Nachträge aus des Lord-Schatzkanzlers Vortrag über das Budget. Ueber die aus dem Briefpostgeld zu erwartende Einnahme bemerkte derselbe, daß die Wirkungen, die er von der Reduction des Portos vorausgesehen, <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1153"/> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/> <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart> </docTitle><lb/> <docImprint> <docDate>Sonntag</docDate> </docImprint><lb/> <titlePart type="volume">Nr. 145.</titlePart><lb/> <docImprint> <docDate>24 Mai 1840.</docDate> </docImprint> </titlePage> </front> <body><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <byline> <docAuthor> <gap reason="insignificant"/> </docAuthor> </byline> <dateline><hi rendition="#b">Bordeaux,</hi> 17 Mai.</dateline> <p> Cabrera war vor kurzem in Morella; so wird wenigstens von Sarragossa und von Alcañiz aus versichert. Er war in großer Uniform, hielt eine energische Anrede an die Besatzung, versprach jedem Soldaten täglich eine Peseta Sold und verkündigte ihnen die nahe Ankunft von 100,000 Russen und Oesterreichern, denen er, wie er weislich hinzusetzte, in Person entgegeneile, um den Plan zum bevorstehenden Feldzuge mit ihnen zu verabreden. Diese schamlose Lüge scheint – sollte man es glauben – ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn was noch an Garnison in Morella ist (man sagt 1500 Mann), soll nun zum Widerstand entschlossen seyn. Einer ihrer vornehmsten Officiere, der von Sarragossa gebürtig ist, übersandte vor einigen Tagen seiner alten dort lebenden Mutter sein Testament, was zu beweisen scheint, daß man sich aufs Aeußerste gefaßt macht. Auch kamen seitdem nur wenig Deserteurs mehr aus der Festung. Cabrera soll Morella nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen haben, und man glaubte noch immer, daß er die Absicht habe, sich über Meer zu retten, und die Trümmer seiner Armee ihrem Schicksale zu überlassen. Eine lange Erfahrung lehrt uns jedoch, wie unsicher alle Nachrichten über Cabrera sind; denn ist sein Auftreten zu Morella in der gemeldeten Weise wahr, so ist seine Gesundheit nothwendig besser, als man sie uns seit Monaten von allen Seiten her schildert. Espartero fährt in seinen Belagerungsanstalten fort. Den 11 Mai sollten 41 Stück Geschütz von Alcañiz und 12 von Hijar nebst einer großen Menge von Wurfgeschütz, Munition und Lebensmitteln zur Armee abgehen; in Summe soll der Belagerungspark 82 Kanonen zählen. Zu Saragossa hielt man 500 Karren und eine Zahl Maulthiere bereit, die gleichfalls den 12 oder 13 mit Lebensmitteln nach Monroyo abgehen sollten. General Ayerbe stand am 10 mit seiner Division zu Villafranca; O'Donnell hatte an diesem Tage wahrscheinlich die Belagerung von Cantevieja begonnen. Der brave Brigadier Zurbano liegt am Typhus darnieder, und soll wie es heißt nach Alcaniz, wo nicht nach Saragossa gebracht werden. Die ganze Armee bedauert diesen Unfall, der sie eines ihrer tüchtigsten Führer beraubt. Dasselbe Uebel hatte in den letzten Tagen mehrere Soldaten weggerafft, und man fürchtete sein weiteres Umsichgreifen. – Die Scheußlichkeiten des spanischen Bürgerkriegs sind zahl- und maßlos. So ließ das Ungeheuer Balmaseda am 25 März dem Aide-de-Camp Maroto's, Obersten Lapètre, zu Beteta in Gegenwart der versammelten Garnison und Einwohner durch zwei Bauern den Kopf abschneiden und vor dem Thore von Balsalobre aufpflanzen. Dabei jubelten Soldaten und Volk: „Es lebe die Religion! der absolute König, der Graf v. Morella, unser tapferer Commandant Balmaseda und Tod den Verräthern!“ – Nach Briefen aus Perthus vom 13 schien die Hauptmasse der Insurgenten sich bei Castell Tersol zu concentriren: sie hatte am 7 die Richtung von Colls en Pina eingeschlagen, ohne Zweifel, um die Dörfer in der Ebene von Viez zu plündern, wo der constitutionelle General Carbo mit nur 1000 Mann Fußvolk und 150 Reitern stand, und mit Ungeduld Verstärkung von Salcedo erwartete. Die bei Campredon gestandenen Carlisten waren den 10 von St. Pau gegen Buima aufgebrochen. Sie geleiten zwei Domherren bis an die Gränze; aller Orten schlagen sie die Glocken in Stücken, um sie mit sich nach Berga zu transportiren. Die Bande des Eroles war noch zu Oliana mit Ausnahme von zwei Bataillonen, die vorwärts bei Orgaña standen. – Segarra, der am 1 Mai in Berga zurück war, soll, einem Gerüchte nach, seine Entlassung angeboten haben. – Die Gefangenen von Alpuente liefen neulich bei ihrer Ankunft zu Valencia große Gefahr, von der rasenden Menge erwürgt zu werden. Ein durch seine Schändlichkeiten berüchtigter Hauptmann, Namens Blanco, entging nur mit Noth der Wuth des Pöbels. – Seit 14 Tagen kommt die Post von Saragossa nur noch dreimal die Woche, was die schnelle Mittheilung der Nachrichten von Nieder-Aragonien wesentlich verzögert.</p><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Moniteur</hi>.) Telegraphische Depesche. <hi rendition="#b">Bayonne,</hi> 18 Mai. Die Truppen der Königin unter dem Befehle des Generals O'Donnell haben am 11 Cantavieja ohne Schwertstreich besetzt, da die Factiosen diese Stadt, nachdem sie sie angezündet, verlassen hatten.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Großbritannien.</hi> </head><lb/> <p>Wir geben hier noch einige Nachträge aus des Lord-Schatzkanzlers Vortrag über das Budget. Ueber die aus dem Briefpostgeld zu erwartende Einnahme bemerkte derselbe, daß die Wirkungen, die er von der Reduction des Portos vorausgesehen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [1153/0001]
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonntag
Nr. 145.
24 Mai 1840.
Spanien.
_ Bordeaux, 17 Mai. Cabrera war vor kurzem in Morella; so wird wenigstens von Sarragossa und von Alcañiz aus versichert. Er war in großer Uniform, hielt eine energische Anrede an die Besatzung, versprach jedem Soldaten täglich eine Peseta Sold und verkündigte ihnen die nahe Ankunft von 100,000 Russen und Oesterreichern, denen er, wie er weislich hinzusetzte, in Person entgegeneile, um den Plan zum bevorstehenden Feldzuge mit ihnen zu verabreden. Diese schamlose Lüge scheint – sollte man es glauben – ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn was noch an Garnison in Morella ist (man sagt 1500 Mann), soll nun zum Widerstand entschlossen seyn. Einer ihrer vornehmsten Officiere, der von Sarragossa gebürtig ist, übersandte vor einigen Tagen seiner alten dort lebenden Mutter sein Testament, was zu beweisen scheint, daß man sich aufs Aeußerste gefaßt macht. Auch kamen seitdem nur wenig Deserteurs mehr aus der Festung. Cabrera soll Morella nach kurzem Aufenthalte wieder verlassen haben, und man glaubte noch immer, daß er die Absicht habe, sich über Meer zu retten, und die Trümmer seiner Armee ihrem Schicksale zu überlassen. Eine lange Erfahrung lehrt uns jedoch, wie unsicher alle Nachrichten über Cabrera sind; denn ist sein Auftreten zu Morella in der gemeldeten Weise wahr, so ist seine Gesundheit nothwendig besser, als man sie uns seit Monaten von allen Seiten her schildert. Espartero fährt in seinen Belagerungsanstalten fort. Den 11 Mai sollten 41 Stück Geschütz von Alcañiz und 12 von Hijar nebst einer großen Menge von Wurfgeschütz, Munition und Lebensmitteln zur Armee abgehen; in Summe soll der Belagerungspark 82 Kanonen zählen. Zu Saragossa hielt man 500 Karren und eine Zahl Maulthiere bereit, die gleichfalls den 12 oder 13 mit Lebensmitteln nach Monroyo abgehen sollten. General Ayerbe stand am 10 mit seiner Division zu Villafranca; O'Donnell hatte an diesem Tage wahrscheinlich die Belagerung von Cantevieja begonnen. Der brave Brigadier Zurbano liegt am Typhus darnieder, und soll wie es heißt nach Alcaniz, wo nicht nach Saragossa gebracht werden. Die ganze Armee bedauert diesen Unfall, der sie eines ihrer tüchtigsten Führer beraubt. Dasselbe Uebel hatte in den letzten Tagen mehrere Soldaten weggerafft, und man fürchtete sein weiteres Umsichgreifen. – Die Scheußlichkeiten des spanischen Bürgerkriegs sind zahl- und maßlos. So ließ das Ungeheuer Balmaseda am 25 März dem Aide-de-Camp Maroto's, Obersten Lapètre, zu Beteta in Gegenwart der versammelten Garnison und Einwohner durch zwei Bauern den Kopf abschneiden und vor dem Thore von Balsalobre aufpflanzen. Dabei jubelten Soldaten und Volk: „Es lebe die Religion! der absolute König, der Graf v. Morella, unser tapferer Commandant Balmaseda und Tod den Verräthern!“ – Nach Briefen aus Perthus vom 13 schien die Hauptmasse der Insurgenten sich bei Castell Tersol zu concentriren: sie hatte am 7 die Richtung von Colls en Pina eingeschlagen, ohne Zweifel, um die Dörfer in der Ebene von Viez zu plündern, wo der constitutionelle General Carbo mit nur 1000 Mann Fußvolk und 150 Reitern stand, und mit Ungeduld Verstärkung von Salcedo erwartete. Die bei Campredon gestandenen Carlisten waren den 10 von St. Pau gegen Buima aufgebrochen. Sie geleiten zwei Domherren bis an die Gränze; aller Orten schlagen sie die Glocken in Stücken, um sie mit sich nach Berga zu transportiren. Die Bande des Eroles war noch zu Oliana mit Ausnahme von zwei Bataillonen, die vorwärts bei Orgaña standen. – Segarra, der am 1 Mai in Berga zurück war, soll, einem Gerüchte nach, seine Entlassung angeboten haben. – Die Gefangenen von Alpuente liefen neulich bei ihrer Ankunft zu Valencia große Gefahr, von der rasenden Menge erwürgt zu werden. Ein durch seine Schändlichkeiten berüchtigter Hauptmann, Namens Blanco, entging nur mit Noth der Wuth des Pöbels. – Seit 14 Tagen kommt die Post von Saragossa nur noch dreimal die Woche, was die schnelle Mittheilung der Nachrichten von Nieder-Aragonien wesentlich verzögert.
(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 18 Mai. Die Truppen der Königin unter dem Befehle des Generals O'Donnell haben am 11 Cantavieja ohne Schwertstreich besetzt, da die Factiosen diese Stadt, nachdem sie sie angezündet, verlassen hatten.
Großbritannien.
Wir geben hier noch einige Nachträge aus des Lord-Schatzkanzlers Vortrag über das Budget. Ueber die aus dem Briefpostgeld zu erwartende Einnahme bemerkte derselbe, daß die Wirkungen, die er von der Reduction des Portos vorausgesehen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-28T11:37:15Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |