Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

zwei unserer großen Institutionen werden demnach durch unsere Wahl geehrt: die Invaliden selbst und die Ehrenlegion. Dieß sind die Gründe, die endlich die Stimmen Ihrer Commission für die Invalidenkirche vereinigten. Dazu kam auch noch der Wunsch, der Regierung, von welcher der Antrag dieser feierlichen Huldigung zuerst ausgegangen, eine loyale und einstimmige Unterstützung zu leihen. Napoleon wird sonach bei den Invaliden ruhen, aber allein, und daher haben wir dem Gesetz einen Artikel beigefügt, der bestimmt, daß das Grab unter der Kuppel seine Stelle finde, und daß dieser Theil der Kirche, wie die Capellen, die ihn umgeben, ausschließlich für die Ruhestätte des Kaisers Napoleon vorbehalten bleiben. Kein anderer Sarg darf künftighin dort beigesetzt werden. Wir haben auch den Wunsch ausgedrückt, daß eine Reiterstatue des Kaisers auf einem unsrer öffentlichen Plätze errichtet werde, eine Ehre, welche den gekrönten Häuptern gebührt und Napoleon noch fehlt. Eine genauere Untersuchung der für die Versetzung der Asche, für das Leichenbegängniß und das Monument nothwendigen Ausgaben hat uns überzeugt, daß der von der Regierung verlangte Credit unzureichend sey. (Hört! hört!) Wir schlagen daher der Kammer vor, eine Million mehr zu bewilligen. (Bewegung.) Frankreich wünscht, daß die Bestattung und das Denkmal würdig Napoleons und der Nation seyen." Eine Stimme von der äußersten Rechten: "Aber das wird zwei Millionen kosten." Marschall Clauzel fortfahrend: "All dieß wird geschehen, Dank der persönlichen Sympathie des Königs für das Andenken des berühmten Mannes, Dank der Thätigkeit des Ministeriums, welches wollte, daß dem großen Mann diese glänzende Gerechtigkeit werde, Dank endlich Ihnen, den beiden Kammern, die - wir sind es überzeugt - einstimmig das Gesetz annehmen werden, welches uns Alles wiedergeben soll, was von dem geblieben, der so viel für Frankreich gethan hat. Dem Königthum des Julius gebührte es, dem Helden der Nation das Asyl des vaterländischen Bodens zurückzugeben, und dem freien und ruhigen Frankreich wird es vorbehalten seyn, zu beweisen, daß die Freiheit gerecht gegen den Ruhm zu seyn versteht." - Der Marschall verlas hierauf die vier Artikel des Entwurfs. Die Kammer setzte die Discussion auf Dienstag den 26 Mai fest.

(Journal general.) Man spricht seit einigen Tagen in der diplomatischen Welt von einer criminellen Sache, die mit auswärtigen politischen Beziehungen in Berührung wäre. Alles, was wir für den Augenblick darüber sagen können, ist, daß diese Sache an jene, worin vor zwei Jahren Hr. Fabricius figurirte, und an jene andere erinnert, welche unter dem Kaiserreich mit der Verurtheilung Michels endigte.

Die französische Akademie hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, daß sie den Preis Monthyon von 6000 Fr. dem Werke des Hrn. Gustav v. Beaumont über Irland zuerkenne. In der Sitzung am 22 Mai hat die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften auf den Bericht des Hrn. Passy den für die beste Denkschrift über den deutschen Zollverein 1838 festgesetzten Preis von 3000 Fr. dem Hrn. Theodor Fix zuerkannt.

Der König hat durch Ordonnanzen vom 5 Mai neun Individuen, sowohl Freigelassenen als Sklaven in den verschiedenen Colonien die über sie verhängte körperliche oder zuchtpolizeiliche Strafe erlassen oder gemildert.

Man ist hier gewaltig besorgt über die Umrührung der Bonapartischen Erinnerungen; aber was lange im voraus hier besprochen wird, verliert schon dadurch seinen Stachel. Zudem ist alles klug berechnet worden, daß die Gebeine nicht im Mittelpunkte der Hauptstadt zu ruhen kommen, sondern an einem äußersten Ende, wo der Schlachtengott bestattet wird, nicht der Kaiser. Napoleon ist das lebendigste Andenken des gemeinen Mannes in Frankreich, besonders der Bauern und Handwerker, weil ihre Kinder zu Officieren durch ihn geworden sind, berühmte Namen errungen und große Thaten verrichtet haben; aber die kaiserliche Schule in den höhern Ständen ist vollkommen ausgestorben. Der während der Restauration recalcitrirende Theil dieser Schule hat sich ganz und gar der Dynastie Orleans angeschlossen. Dazu gehört alles, was im Napoleonischen Hof- und Civildienst stand, so wie der größere Theil der überlebenden Obristen und Generale. Doch gibt es in der Kammer und brockweise in der Nation eine Art Bonapartistischer Partei, über welche der Prinz Louis das Netz seiner mittelmäßigen Speculationen wirft. Es ist unmöglich, daß vor einem System der Kammern und der Presse eine Partei Bestand habe, deren Oberhaupt Glanz und Macht erhalten hatte durch vollkommene Unterdrückung der Kammern und der Presse. Die legitimistischen Blätter, besonders die Gazette de France, treiben bombastischen Spectakel, aber es gibt auch unter den Legitimisten keinen Haß mehr gegen Napoleon; auch die jüngere Nachsaat der Legitimisten ist Napoleonisch gesinnt, nicht im dynastischen, aber im bewundernden Sinne. Natürlich! Eine Generation folgt der andern; die Unbilden werden vergessen, der Pomp leuchtet hervor. Das erklärt auch so manche Napoleonische Bewunderung in einem Theile Deutschlands unter dem Volke, den jungen Leuten und besonders den jungen Scribenten. Das Privilegium, von fern zu leuchten, und als Sterne für die Nachwelt emporzusteigen, haben immer die großen Eroberer gehabt. Nichts vergessen die Menschen leichter als den Tod; aus dem Blutfelde dringen neue Saaten empor, und das Würgen erscheint endlich nur als Ruhm. Das ist von einem Heros der modernen Culturzeit noch begreiflicher, als von denen des Alterthums, weil unsre Cultur ihm verbeut, wie Attila, nur zu verwüsten, das moderne Administrationsprincip sich durch und mit dem Kriege sogar fortbehauptet. Es liegt im Charakter der französischen Nation, sich einer großen Kraft des Andrangs (der berühmten furia francese) zu ergeben. Wenn dieser Sturm ausgetobt hat, folgt eine große Stille, bis das Lachen und der Sarkasm sich hervorthun. So ist's gegangen mit dem Andrang der Kammer und der Presse gegen das Ministerium Thiers: alle Conservativen waren im höchsten Tone aufgespannt, und nun sind sie eben so abgespannt. Viele rangiren sich evident, und ein längeres Ministerium ist, allem Anschein nach, geboren, dessen Hauptkämpfe in der Folge nur gegen den Republicanismus des National, gegen die Linke des Hrn. Laffitte u. s. w. durchgekämpft werden können. Zu andern Kämpfen ist kein Stoff vorhanden; freilich kann sich, aus der alten Opposition Barrot heraus, eine Mittelopposition zwischen der Linken des Hrn. Laffitte und den Freunden des Hrn. Barrot bilden, etwa mit Gesinnungen, die weniger das Ministerium als solches angreifen, als die Formen der Administration, und man gewahrt schon die Elemente einer solchen möglichen Opposition in den Gedanken des Hrn. v. Tocqueville, wie sie aus seinen Schriften hervorleuchten. Aber Frankreich, an absolute Administration gewöhnt, ist für diese Gedanken lange nicht reif genug.

Italien.

Lange hat man sich nicht verständigen können, wo die Verhandlungen über den Schwefelstreit eigentlich abgehalten werden sollten. Ueber diesen Punkt ist man nun endlich einig geworden: sie werden in Neapel abgehalten werden. Der König hatte sich mit Hrn. d'Haussonville überworfen und wollte von einer Entschädigung nichts hören, die für den englischen Handelsstand

zwei unserer großen Institutionen werden demnach durch unsere Wahl geehrt: die Invaliden selbst und die Ehrenlegion. Dieß sind die Gründe, die endlich die Stimmen Ihrer Commission für die Invalidenkirche vereinigten. Dazu kam auch noch der Wunsch, der Regierung, von welcher der Antrag dieser feierlichen Huldigung zuerst ausgegangen, eine loyale und einstimmige Unterstützung zu leihen. Napoleon wird sonach bei den Invaliden ruhen, aber allein, und daher haben wir dem Gesetz einen Artikel beigefügt, der bestimmt, daß das Grab unter der Kuppel seine Stelle finde, und daß dieser Theil der Kirche, wie die Capellen, die ihn umgeben, ausschließlich für die Ruhestätte des Kaisers Napoleon vorbehalten bleiben. Kein anderer Sarg darf künftighin dort beigesetzt werden. Wir haben auch den Wunsch ausgedrückt, daß eine Reiterstatue des Kaisers auf einem unsrer öffentlichen Plätze errichtet werde, eine Ehre, welche den gekrönten Häuptern gebührt und Napoleon noch fehlt. Eine genauere Untersuchung der für die Versetzung der Asche, für das Leichenbegängniß und das Monument nothwendigen Ausgaben hat uns überzeugt, daß der von der Regierung verlangte Credit unzureichend sey. (Hört! hört!) Wir schlagen daher der Kammer vor, eine Million mehr zu bewilligen. (Bewegung.) Frankreich wünscht, daß die Bestattung und das Denkmal würdig Napoleons und der Nation seyen.“ Eine Stimme von der äußersten Rechten: „Aber das wird zwei Millionen kosten.“ Marschall Clauzel fortfahrend: „All dieß wird geschehen, Dank der persönlichen Sympathie des Königs für das Andenken des berühmten Mannes, Dank der Thätigkeit des Ministeriums, welches wollte, daß dem großen Mann diese glänzende Gerechtigkeit werde, Dank endlich Ihnen, den beiden Kammern, die – wir sind es überzeugt – einstimmig das Gesetz annehmen werden, welches uns Alles wiedergeben soll, was von dem geblieben, der so viel für Frankreich gethan hat. Dem Königthum des Julius gebührte es, dem Helden der Nation das Asyl des vaterländischen Bodens zurückzugeben, und dem freien und ruhigen Frankreich wird es vorbehalten seyn, zu beweisen, daß die Freiheit gerecht gegen den Ruhm zu seyn versteht.“ – Der Marschall verlas hierauf die vier Artikel des Entwurfs. Die Kammer setzte die Discussion auf Dienstag den 26 Mai fest.

(Journal général.) Man spricht seit einigen Tagen in der diplomatischen Welt von einer criminellen Sache, die mit auswärtigen politischen Beziehungen in Berührung wäre. Alles, was wir für den Augenblick darüber sagen können, ist, daß diese Sache an jene, worin vor zwei Jahren Hr. Fabricius figurirte, und an jene andere erinnert, welche unter dem Kaiserreich mit der Verurtheilung Michels endigte.

Die französische Akademie hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, daß sie den Preis Monthyon von 6000 Fr. dem Werke des Hrn. Gustav v. Beaumont über Irland zuerkenne. In der Sitzung am 22 Mai hat die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften auf den Bericht des Hrn. Passy den für die beste Denkschrift über den deutschen Zollverein 1838 festgesetzten Preis von 3000 Fr. dem Hrn. Theodor Fix zuerkannt.

Der König hat durch Ordonnanzen vom 5 Mai neun Individuen, sowohl Freigelassenen als Sklaven in den verschiedenen Colonien die über sie verhängte körperliche oder zuchtpolizeiliche Strafe erlassen oder gemildert.

Man ist hier gewaltig besorgt über die Umrührung der Bonapartischen Erinnerungen; aber was lange im voraus hier besprochen wird, verliert schon dadurch seinen Stachel. Zudem ist alles klug berechnet worden, daß die Gebeine nicht im Mittelpunkte der Hauptstadt zu ruhen kommen, sondern an einem äußersten Ende, wo der Schlachtengott bestattet wird, nicht der Kaiser. Napoleon ist das lebendigste Andenken des gemeinen Mannes in Frankreich, besonders der Bauern und Handwerker, weil ihre Kinder zu Officieren durch ihn geworden sind, berühmte Namen errungen und große Thaten verrichtet haben; aber die kaiserliche Schule in den höhern Ständen ist vollkommen ausgestorben. Der während der Restauration recalcitrirende Theil dieser Schule hat sich ganz und gar der Dynastie Orleans angeschlossen. Dazu gehört alles, was im Napoleonischen Hof- und Civildienst stand, so wie der größere Theil der überlebenden Obristen und Generale. Doch gibt es in der Kammer und brockweise in der Nation eine Art Bonapartistischer Partei, über welche der Prinz Louis das Netz seiner mittelmäßigen Speculationen wirft. Es ist unmöglich, daß vor einem System der Kammern und der Presse eine Partei Bestand habe, deren Oberhaupt Glanz und Macht erhalten hatte durch vollkommene Unterdrückung der Kammern und der Presse. Die legitimistischen Blätter, besonders die Gazette de France, treiben bombastischen Spectakel, aber es gibt auch unter den Legitimisten keinen Haß mehr gegen Napoleon; auch die jüngere Nachsaat der Legitimisten ist Napoleonisch gesinnt, nicht im dynastischen, aber im bewundernden Sinne. Natürlich! Eine Generation folgt der andern; die Unbilden werden vergessen, der Pomp leuchtet hervor. Das erklärt auch so manche Napoleonische Bewunderung in einem Theile Deutschlands unter dem Volke, den jungen Leuten und besonders den jungen Scribenten. Das Privilegium, von fern zu leuchten, und als Sterne für die Nachwelt emporzusteigen, haben immer die großen Eroberer gehabt. Nichts vergessen die Menschen leichter als den Tod; aus dem Blutfelde dringen neue Saaten empor, und das Würgen erscheint endlich nur als Ruhm. Das ist von einem Heros der modernen Culturzeit noch begreiflicher, als von denen des Alterthums, weil unsre Cultur ihm verbeut, wie Attila, nur zu verwüsten, das moderne Administrationsprincip sich durch und mit dem Kriege sogar fortbehauptet. Es liegt im Charakter der französischen Nation, sich einer großen Kraft des Andrangs (der berühmten furia francese) zu ergeben. Wenn dieser Sturm ausgetobt hat, folgt eine große Stille, bis das Lachen und der Sarkasm sich hervorthun. So ist's gegangen mit dem Andrang der Kammer und der Presse gegen das Ministerium Thiers: alle Conservativen waren im höchsten Tone aufgespannt, und nun sind sie eben so abgespannt. Viele rangiren sich evident, und ein längeres Ministerium ist, allem Anschein nach, geboren, dessen Hauptkämpfe in der Folge nur gegen den Republicanismus des National, gegen die Linke des Hrn. Laffitte u. s. w. durchgekämpft werden können. Zu andern Kämpfen ist kein Stoff vorhanden; freilich kann sich, aus der alten Opposition Barrot heraus, eine Mittelopposition zwischen der Linken des Hrn. Laffitte und den Freunden des Hrn. Barrot bilden, etwa mit Gesinnungen, die weniger das Ministerium als solches angreifen, als die Formen der Administration, und man gewahrt schon die Elemente einer solchen möglichen Opposition in den Gedanken des Hrn. v. Tocqueville, wie sie aus seinen Schriften hervorleuchten. Aber Frankreich, an absolute Administration gewöhnt, ist für diese Gedanken lange nicht reif genug.

Italien.

Lange hat man sich nicht verständigen können, wo die Verhandlungen über den Schwefelstreit eigentlich abgehalten werden sollten. Ueber diesen Punkt ist man nun endlich einig geworden: sie werden in Neapel abgehalten werden. Der König hatte sich mit Hrn. d'Haussonville überworfen und wollte von einer Entschädigung nichts hören, die für den englischen Handelsstand

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0005" n="1197"/>
zwei unserer großen Institutionen werden demnach durch unsere Wahl geehrt: die Invaliden selbst und die Ehrenlegion. Dieß sind die Gründe, die endlich die Stimmen Ihrer Commission für die Invalidenkirche vereinigten. Dazu kam auch noch der Wunsch, der Regierung, von welcher der Antrag dieser feierlichen Huldigung zuerst ausgegangen, eine loyale und einstimmige Unterstützung zu leihen. Napoleon wird sonach bei den Invaliden ruhen, aber allein, und daher haben wir dem Gesetz einen Artikel beigefügt, der bestimmt, daß das Grab unter der Kuppel seine Stelle finde, und daß dieser Theil der Kirche, wie die Capellen, die ihn umgeben, ausschließlich für die Ruhestätte des Kaisers Napoleon vorbehalten bleiben. Kein anderer Sarg darf künftighin dort beigesetzt werden. Wir haben auch den Wunsch ausgedrückt, daß eine Reiterstatue des Kaisers auf einem unsrer öffentlichen Plätze errichtet werde, eine Ehre, welche den gekrönten Häuptern gebührt und Napoleon noch fehlt. Eine genauere Untersuchung der für die Versetzung der Asche, für das Leichenbegängniß und das Monument nothwendigen Ausgaben hat uns überzeugt, daß der von der Regierung verlangte Credit unzureichend sey. (Hört! hört!) Wir schlagen daher der Kammer vor, eine Million mehr zu bewilligen. (Bewegung.) Frankreich wünscht, daß die Bestattung und das Denkmal würdig Napoleons und der Nation seyen.&#x201C; Eine Stimme von der äußersten Rechten: &#x201E;Aber das wird zwei Millionen kosten.&#x201C; Marschall <hi rendition="#g">Clauzel</hi> fortfahrend: &#x201E;All dieß wird geschehen, Dank der persönlichen Sympathie des Königs für das Andenken des berühmten Mannes, Dank der Thätigkeit des Ministeriums, welches wollte, daß dem großen Mann diese glänzende Gerechtigkeit werde, Dank endlich Ihnen, den beiden Kammern, die &#x2013; wir sind es überzeugt &#x2013; einstimmig das Gesetz annehmen werden, welches uns Alles wiedergeben soll, was von dem geblieben, der so viel für Frankreich gethan hat. Dem Königthum des Julius gebührte es, dem Helden der Nation das Asyl des vaterländischen Bodens zurückzugeben, und dem freien und ruhigen Frankreich wird es vorbehalten seyn, zu beweisen, daß die Freiheit gerecht gegen den Ruhm zu seyn versteht.&#x201C; &#x2013; Der Marschall verlas hierauf die vier Artikel des Entwurfs. Die Kammer setzte die Discussion auf Dienstag den 26 Mai fest.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Journal général</hi>.) Man spricht seit einigen Tagen in der diplomatischen Welt von einer criminellen Sache, die mit auswärtigen politischen Beziehungen in Berührung wäre. Alles, was wir für den Augenblick darüber sagen können, ist, daß diese Sache an jene, worin vor zwei Jahren Hr. Fabricius figurirte, und an jene andere erinnert, welche unter dem Kaiserreich mit der Verurtheilung Michels endigte.</p><lb/>
          <p>Die französische Akademie hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, daß sie den Preis Monthyon von 6000 Fr. dem Werke des Hrn. Gustav v. Beaumont über <hi rendition="#g">Irland</hi> zuerkenne. In der Sitzung am 22 Mai hat die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften auf den Bericht des Hrn. Passy den für die beste Denkschrift über den <hi rendition="#g">deutschen Zollverein</hi> 1838 festgesetzten Preis von 3000 Fr. dem Hrn. Theodor Fix zuerkannt.</p><lb/>
          <p>Der König hat durch Ordonnanzen vom 5 Mai neun Individuen, sowohl Freigelassenen als Sklaven in den verschiedenen Colonien die über sie verhängte körperliche oder zuchtpolizeiliche Strafe erlassen oder gemildert.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <gap reason="insignificant" unit="chars" quantity="1"/>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 22 Mai.</dateline>
          <p> Man ist hier gewaltig besorgt über die Umrührung der Bonapartischen Erinnerungen; aber was lange im voraus hier besprochen wird, verliert schon dadurch seinen Stachel. Zudem ist alles klug berechnet worden, daß die Gebeine nicht im Mittelpunkte der Hauptstadt zu ruhen kommen, sondern an einem äußersten Ende, wo der Schlachtengott bestattet wird, nicht der Kaiser. Napoleon ist das lebendigste Andenken des gemeinen Mannes in Frankreich, besonders der Bauern und Handwerker, weil ihre Kinder zu Officieren durch ihn geworden sind, berühmte Namen errungen und große Thaten verrichtet haben; aber die kaiserliche Schule in den höhern Ständen ist vollkommen ausgestorben. Der während der Restauration recalcitrirende Theil dieser Schule hat sich ganz und gar der Dynastie Orleans angeschlossen. Dazu gehört alles, was im Napoleonischen Hof- und Civildienst stand, so wie der größere Theil der überlebenden Obristen und Generale. Doch gibt es in der Kammer und brockweise in der Nation eine Art Bonapartistischer Partei, über welche der Prinz Louis das Netz seiner mittelmäßigen Speculationen wirft. Es ist unmöglich, daß vor einem System der Kammern und der Presse eine Partei Bestand habe, deren Oberhaupt Glanz und Macht erhalten hatte durch vollkommene Unterdrückung der Kammern und der Presse. Die legitimistischen Blätter, besonders die Gazette de France, treiben bombastischen Spectakel, aber es gibt auch unter den Legitimisten keinen Haß mehr gegen Napoleon; auch die jüngere Nachsaat der Legitimisten ist Napoleonisch gesinnt, nicht im dynastischen, aber im bewundernden Sinne. Natürlich! Eine Generation folgt der andern; die Unbilden werden vergessen, der Pomp leuchtet hervor. Das erklärt auch so manche Napoleonische Bewunderung in einem Theile Deutschlands unter dem Volke, den jungen Leuten und besonders den jungen Scribenten. Das Privilegium, von fern zu leuchten, und als Sterne für die Nachwelt emporzusteigen, haben immer die großen Eroberer gehabt. Nichts vergessen die Menschen leichter als den Tod; aus dem Blutfelde dringen neue Saaten empor, und das Würgen erscheint endlich nur als Ruhm. Das ist von einem Heros der modernen Culturzeit noch begreiflicher, als von denen des Alterthums, weil unsre Cultur ihm verbeut, wie Attila, nur zu verwüsten, das moderne Administrationsprincip sich durch und mit dem Kriege sogar fortbehauptet. Es liegt im Charakter der französischen Nation, sich einer großen Kraft des Andrangs (der berühmten furia francese) zu ergeben. Wenn dieser Sturm ausgetobt hat, folgt eine große Stille, bis das Lachen und der Sarkasm sich hervorthun. So ist's gegangen mit dem Andrang der Kammer und der Presse gegen das Ministerium Thiers: alle Conservativen waren im höchsten Tone aufgespannt, und nun sind sie eben so abgespannt. Viele rangiren sich evident, und ein längeres Ministerium ist, allem Anschein nach, geboren, dessen Hauptkämpfe in der Folge nur gegen den Republicanismus des National, gegen die Linke des Hrn. Laffitte u. s. w. durchgekämpft werden können. Zu andern Kämpfen ist kein Stoff vorhanden; freilich kann sich, aus der alten Opposition Barrot heraus, eine Mittelopposition zwischen der Linken des Hrn. Laffitte und den Freunden des Hrn. Barrot bilden, etwa mit Gesinnungen, die weniger das Ministerium als solches angreifen, als die Formen der Administration, und man gewahrt schon die Elemente einer solchen möglichen Opposition in den Gedanken des Hrn. v. Tocqueville, wie sie aus seinen Schriften hervorleuchten. Aber Frankreich, an absolute Administration gewöhnt, ist für diese Gedanken lange nicht reif genug.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Von der italienischen Gränze,</hi> 18 Mai.</dateline>
          <p> Lange hat man sich nicht verständigen können, wo die Verhandlungen über den Schwefelstreit eigentlich abgehalten werden sollten. Ueber diesen Punkt ist man nun endlich einig geworden: sie werden in Neapel abgehalten werden. Der König hatte sich mit Hrn. d'Haussonville überworfen und wollte von einer Entschädigung nichts hören, die für den englischen Handelsstand<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1197/0005] zwei unserer großen Institutionen werden demnach durch unsere Wahl geehrt: die Invaliden selbst und die Ehrenlegion. Dieß sind die Gründe, die endlich die Stimmen Ihrer Commission für die Invalidenkirche vereinigten. Dazu kam auch noch der Wunsch, der Regierung, von welcher der Antrag dieser feierlichen Huldigung zuerst ausgegangen, eine loyale und einstimmige Unterstützung zu leihen. Napoleon wird sonach bei den Invaliden ruhen, aber allein, und daher haben wir dem Gesetz einen Artikel beigefügt, der bestimmt, daß das Grab unter der Kuppel seine Stelle finde, und daß dieser Theil der Kirche, wie die Capellen, die ihn umgeben, ausschließlich für die Ruhestätte des Kaisers Napoleon vorbehalten bleiben. Kein anderer Sarg darf künftighin dort beigesetzt werden. Wir haben auch den Wunsch ausgedrückt, daß eine Reiterstatue des Kaisers auf einem unsrer öffentlichen Plätze errichtet werde, eine Ehre, welche den gekrönten Häuptern gebührt und Napoleon noch fehlt. Eine genauere Untersuchung der für die Versetzung der Asche, für das Leichenbegängniß und das Monument nothwendigen Ausgaben hat uns überzeugt, daß der von der Regierung verlangte Credit unzureichend sey. (Hört! hört!) Wir schlagen daher der Kammer vor, eine Million mehr zu bewilligen. (Bewegung.) Frankreich wünscht, daß die Bestattung und das Denkmal würdig Napoleons und der Nation seyen.“ Eine Stimme von der äußersten Rechten: „Aber das wird zwei Millionen kosten.“ Marschall Clauzel fortfahrend: „All dieß wird geschehen, Dank der persönlichen Sympathie des Königs für das Andenken des berühmten Mannes, Dank der Thätigkeit des Ministeriums, welches wollte, daß dem großen Mann diese glänzende Gerechtigkeit werde, Dank endlich Ihnen, den beiden Kammern, die – wir sind es überzeugt – einstimmig das Gesetz annehmen werden, welches uns Alles wiedergeben soll, was von dem geblieben, der so viel für Frankreich gethan hat. Dem Königthum des Julius gebührte es, dem Helden der Nation das Asyl des vaterländischen Bodens zurückzugeben, und dem freien und ruhigen Frankreich wird es vorbehalten seyn, zu beweisen, daß die Freiheit gerecht gegen den Ruhm zu seyn versteht.“ – Der Marschall verlas hierauf die vier Artikel des Entwurfs. Die Kammer setzte die Discussion auf Dienstag den 26 Mai fest. (Journal général.) Man spricht seit einigen Tagen in der diplomatischen Welt von einer criminellen Sache, die mit auswärtigen politischen Beziehungen in Berührung wäre. Alles, was wir für den Augenblick darüber sagen können, ist, daß diese Sache an jene, worin vor zwei Jahren Hr. Fabricius figurirte, und an jene andere erinnert, welche unter dem Kaiserreich mit der Verurtheilung Michels endigte. Die französische Akademie hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, daß sie den Preis Monthyon von 6000 Fr. dem Werke des Hrn. Gustav v. Beaumont über Irland zuerkenne. In der Sitzung am 22 Mai hat die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften auf den Bericht des Hrn. Passy den für die beste Denkschrift über den deutschen Zollverein 1838 festgesetzten Preis von 3000 Fr. dem Hrn. Theodor Fix zuerkannt. Der König hat durch Ordonnanzen vom 5 Mai neun Individuen, sowohl Freigelassenen als Sklaven in den verschiedenen Colonien die über sie verhängte körperliche oder zuchtpolizeiliche Strafe erlassen oder gemildert. _ Paris, 22 Mai. Man ist hier gewaltig besorgt über die Umrührung der Bonapartischen Erinnerungen; aber was lange im voraus hier besprochen wird, verliert schon dadurch seinen Stachel. Zudem ist alles klug berechnet worden, daß die Gebeine nicht im Mittelpunkte der Hauptstadt zu ruhen kommen, sondern an einem äußersten Ende, wo der Schlachtengott bestattet wird, nicht der Kaiser. Napoleon ist das lebendigste Andenken des gemeinen Mannes in Frankreich, besonders der Bauern und Handwerker, weil ihre Kinder zu Officieren durch ihn geworden sind, berühmte Namen errungen und große Thaten verrichtet haben; aber die kaiserliche Schule in den höhern Ständen ist vollkommen ausgestorben. Der während der Restauration recalcitrirende Theil dieser Schule hat sich ganz und gar der Dynastie Orleans angeschlossen. Dazu gehört alles, was im Napoleonischen Hof- und Civildienst stand, so wie der größere Theil der überlebenden Obristen und Generale. Doch gibt es in der Kammer und brockweise in der Nation eine Art Bonapartistischer Partei, über welche der Prinz Louis das Netz seiner mittelmäßigen Speculationen wirft. Es ist unmöglich, daß vor einem System der Kammern und der Presse eine Partei Bestand habe, deren Oberhaupt Glanz und Macht erhalten hatte durch vollkommene Unterdrückung der Kammern und der Presse. Die legitimistischen Blätter, besonders die Gazette de France, treiben bombastischen Spectakel, aber es gibt auch unter den Legitimisten keinen Haß mehr gegen Napoleon; auch die jüngere Nachsaat der Legitimisten ist Napoleonisch gesinnt, nicht im dynastischen, aber im bewundernden Sinne. Natürlich! Eine Generation folgt der andern; die Unbilden werden vergessen, der Pomp leuchtet hervor. Das erklärt auch so manche Napoleonische Bewunderung in einem Theile Deutschlands unter dem Volke, den jungen Leuten und besonders den jungen Scribenten. Das Privilegium, von fern zu leuchten, und als Sterne für die Nachwelt emporzusteigen, haben immer die großen Eroberer gehabt. Nichts vergessen die Menschen leichter als den Tod; aus dem Blutfelde dringen neue Saaten empor, und das Würgen erscheint endlich nur als Ruhm. Das ist von einem Heros der modernen Culturzeit noch begreiflicher, als von denen des Alterthums, weil unsre Cultur ihm verbeut, wie Attila, nur zu verwüsten, das moderne Administrationsprincip sich durch und mit dem Kriege sogar fortbehauptet. Es liegt im Charakter der französischen Nation, sich einer großen Kraft des Andrangs (der berühmten furia francese) zu ergeben. Wenn dieser Sturm ausgetobt hat, folgt eine große Stille, bis das Lachen und der Sarkasm sich hervorthun. So ist's gegangen mit dem Andrang der Kammer und der Presse gegen das Ministerium Thiers: alle Conservativen waren im höchsten Tone aufgespannt, und nun sind sie eben so abgespannt. Viele rangiren sich evident, und ein längeres Ministerium ist, allem Anschein nach, geboren, dessen Hauptkämpfe in der Folge nur gegen den Republicanismus des National, gegen die Linke des Hrn. Laffitte u. s. w. durchgekämpft werden können. Zu andern Kämpfen ist kein Stoff vorhanden; freilich kann sich, aus der alten Opposition Barrot heraus, eine Mittelopposition zwischen der Linken des Hrn. Laffitte und den Freunden des Hrn. Barrot bilden, etwa mit Gesinnungen, die weniger das Ministerium als solches angreifen, als die Formen der Administration, und man gewahrt schon die Elemente einer solchen möglichen Opposition in den Gedanken des Hrn. v. Tocqueville, wie sie aus seinen Schriften hervorleuchten. Aber Frankreich, an absolute Administration gewöhnt, ist für diese Gedanken lange nicht reif genug. Italien. _ Von der italienischen Gränze, 18 Mai. Lange hat man sich nicht verständigen können, wo die Verhandlungen über den Schwefelstreit eigentlich abgehalten werden sollten. Ueber diesen Punkt ist man nun endlich einig geworden: sie werden in Neapel abgehalten werden. Der König hatte sich mit Hrn. d'Haussonville überworfen und wollte von einer Entschädigung nichts hören, die für den englischen Handelsstand

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (?): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_150_18400529
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_150_18400529/5
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840, S. 1197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_150_18400529/5>, abgerufen am 21.11.2024.