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Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840.

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worden ist. Es kommt nur darauf an, wie weit diese Partei es für gut findet, den Ministern bei ihrer so offenbaren Schwäche hinderlich zu seyn, so daß die nothwendigsten Angelegenheiten liegen bleiben müßten. Geschieht dieses, so muß das Ministerium das Parlament auflösen und zu einer neuen Wahl schreiten, wobei es sehr zweifelhaft bleibt, welche Partei die Mehrheit haben wird. Ungerechnet, daß die Tories große Mittel besitzen und bereit sind, sich's große Summen kosten zu lassen, um Vertretungen zu erkaufen, kommt ihnen der wachsende Protestantismus nebst dem weitverbreiteten Unwillen gegen Irland zu Hülfe, dessen Bestrebungen nach Gleichheit mit England John Bull, der es an einer fremden Nation (Polen oder Ungarn z. B.) bewundern und loben würde, als eine Art von Frechheit ansieht. Sodann ärgert sich John Bull, daß darüber so viele dringende Geschäfte liegen bleiben müssen. Wollte die Königin zuvor die Whigs entlassen, so daß die Wahl unter dem Einfluß einer Toryverwaltung stattfinden könnte, so wäre aller Zweifel gehoben, und diese könnte auf eine ziemliche Mehrheit rechnen. Da man aber weiß, daß die Königin solches nie thun wird, so lebt auch der Groll gegen die Monarchin bei ihnen immer fort, wenn er sich auch jetzt nur noch durch den Unterschied zu erkennen gibt, womit man bei allen öffentlichen Gastmählern (selbst für wohlthätige Zwecke), wo Tories die Mehrheit bilden, die Gesundheit der regierenden Königin und der Königin-Wittwe aufnimmt, nämlich jene mit kalter Höflichkeit, diese mit donnerndem langanhaltendem Beifall. Schon darum thut es den Tories höchst noth, daß sie bald wieder ans Amt kommen, da man ernstlich von der Bildung eines Ultra-Tory-Clubs spricht, dessen Mitglieder sich der Leitung Peels und Wellingtons bald gänzlich entziehen dürften. Es wäre gar nicht unmöglich, daß die anti-katholische Stellung der Partei in dieser Session darum beliebt worden, weil man jene Ablösung vor der Hand verhindern wollte, wenn man auch in der That dadurch die Rückkehr ans Ruder verzögert. Gibt uns ja die Geschichte wie das gemeine Leben tausende von Beispielen solcher Nothbehelfe! Inzwischen hat Lord Melbourne sich genöthigt gefunden, den Vorschlag zum Ausschuß über die irische Corporationsreformbill bis zum 2 Jun. zu verschieben; und auf der andern Seite hat im Unterhause Sir R. Inglis für gut gefunden, seinen Vorschlag zur Adresse an die Königin um Unterstützung vom Staate für die Erbauung neuer Kirchen auf unbestimmte Zeit nach Pfingsten zu vertagen, da man ihm auf einmal gestern Abend, wo er diesen schon so oft verschobenen Vorschlag endlich machen sollte, zu wissen that, daß er es mit seiner Ankündigung in irgend einer Förmlichkeit versehen habe, und man sich ihm zuvörderst aus diesem Grunde widersetzen würde. Es scheint jedoch beinahe, als fürchte sich der alte Herr, die Sache zur Entscheidung zu bringen, indem Peel kaum geneigt ist, sich darum unbeliebt zu machen, und dabei auch gar manches Unangenehme zur Sprache kommen würde. Graf Ripon hielt gestern Abend wieder eine Rede über den Zustand der Finanzen, und wiederholte seine frühere Behauptung, daß es am vortheilhaftesten seyn würde, immer dafür zu sorgen, daß man einen jährlichen Ueberschuß von etwa 2 Millionen habe. Lord Melbourne aber meinte dagegen, obgleich ein jeder es gern haben würde, wenn seine Einnahmen seine Ausgaben überstiegen, sey es nicht rathsam einer solchen Theorie zulieb die Nation mit neuen Steuern zu belegen. Er wenigstens müsse sich einen solchen Versuch verbitten. Uebrigens hatte er die Freude von seinem Gegner das Geständniß zu erhalten, daß, seitdem jener im Anfange der Session, eine Rede über denselben Gegenstand gehalten, sowohl die äußeren als innern Verhältnisse des Landes besser geworden seyen.

Frankreich.

Der König, die Königin und die k. Familie haben am 23 Mai die Tuilerien verlassen und ihren Sommeraufenthalt von Neuilly bezogen. Der Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg und dessen Sohn reisten am 23 von Paris ab. - Die 15,000 Fr., die dem Herzog von Sachsen-Coburg gestohlen waren, wurden am 22 Abends in einem neben dem Zimmer des Jägers des Herzogs stehenden Behälter, den man bisher allein noch nicht untersucht hatte, wieder gefunden. Am 23 um 9 Uhr Morgens ward diese Summe dem Herzog von Sachsen-Coburg durch den Hausverwalter des Palais royal in den Tuilerien überreicht. Der Herzog erklärte, daß er keine weitere Einschreitung wünsche. Uebrigens ward anerkannt, daß die zwei Personen, welche einigen Verdacht auf sich gezogen hatten, völlig unschuldig waren.

In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai trug Hr. v. Roy als Berichterstatter auf Verwerfung des Rentenumwandlungsgesetzes an. Näheres morgen.

Marschall Clauzel verlas doch noch am Schlusse der Sitzung der Deputirtenkammer vom 23 Mai den Bericht der Commission über den Gesetzesentwurf in Betreff der Gebeine Napoleons. Der wesentliche Inhalt dieses Berichts wurde bereits mitgetheilt. Die Commission schwankte anfangs, welches der großen Monumente von Paris die Reste des Kaisers aufnehmen sollte. "Jedes derselben - sagte der Marschall - hatte seine Vertheidiger. Das Pantheon, welches allen großen Männern gehört, die Magdalenenkirche, welche Niemanden gehört und mit gutem Recht ihm allein gehören dürfte; der Triumphbogen, welcher Napoleon als Grabschrift die Namen all' seiner Generale und die Liste all' seiner Siege gäbe; die Vendomesäule, welche ganz sein Werk gewesen; endlich die Basilica von St. Denis, die ihn als legitimen Herrscher fordert und seit dreißig Jahren bereit steht, ihn in dem Grabe aufzunehmen, welches er selbst dort angeordnet hatte. Wir zauderten lange, so sehr fürchteten wir, unsere Wahl möchte dem Nationalwunsch nicht entsprechen; endlich aber stimmten wir alle dem Gedanken zu Gunsten der Invaliden bei, aus denselben Gründen, welche die Regierung zu dieser Wahl bewogen hatten, und die allen in die Augen fallen werden. Die zur Andacht einladende Stille des Ortes, die Majestät des Gebäudes, die Größe seiner Erinnerungen, die Isolirung des großen Theiles der Kirche, welcher zu Napoleons Ruhestätte bestimmt ist, und wo bis jetzt nur die Gebeine Vaubans und Turenne's zugelassen worden, welche dem Willen Napoleons dieses berühmte Asyl verdankten - all' diese Gründe rechtfertigten jene Wahl. Dazu kommt noch jene glorreiche Ehrenwache der alten Soldaten unserer Heere, der künftigen Veteranen und eines greisen Marschalls. Zwar ist für uns Napoleon nicht der große Feldherr allein, sondern wir sehen in ihm auch den Herrscher und Gesetzgeber. Aber je mehr wir ihn als Herrscher ehren, um so mehr wünschen wir, daß sein Grab nicht einsam bleibe, und welch andere Wache könnten wir für ihn wünschen, als die jener militärischen Familie, die nie ausstirbt, sondern sich immer wieder aus den Reihen unserer Heere recrutirt mit verstümmelten Tapfern, welche ruhmvoll in die Fußstapfen der Soldaten von Marengo und Austerlitz traten. Ueberdieß stößt man im Invalidenhotel allenthalben auf Erinnerungen an das Genie Napoleons. Er war es, der die beiden berühmten Feldherren Ludwigs XIV dort begraben ließ; er war es, der die Bogen der Hallen jenes Gebäudes mit all den Fahnen schmückte, die von seinen hundert Siegen zeugen, endlich fand im Invalidenhotel auch die erste Austheilung der Ehrenlegion statt;

worden ist. Es kommt nur darauf an, wie weit diese Partei es für gut findet, den Ministern bei ihrer so offenbaren Schwäche hinderlich zu seyn, so daß die nothwendigsten Angelegenheiten liegen bleiben müßten. Geschieht dieses, so muß das Ministerium das Parlament auflösen und zu einer neuen Wahl schreiten, wobei es sehr zweifelhaft bleibt, welche Partei die Mehrheit haben wird. Ungerechnet, daß die Tories große Mittel besitzen und bereit sind, sich's große Summen kosten zu lassen, um Vertretungen zu erkaufen, kommt ihnen der wachsende Protestantismus nebst dem weitverbreiteten Unwillen gegen Irland zu Hülfe, dessen Bestrebungen nach Gleichheit mit England John Bull, der es an einer fremden Nation (Polen oder Ungarn z. B.) bewundern und loben würde, als eine Art von Frechheit ansieht. Sodann ärgert sich John Bull, daß darüber so viele dringende Geschäfte liegen bleiben müssen. Wollte die Königin zuvor die Whigs entlassen, so daß die Wahl unter dem Einfluß einer Toryverwaltung stattfinden könnte, so wäre aller Zweifel gehoben, und diese könnte auf eine ziemliche Mehrheit rechnen. Da man aber weiß, daß die Königin solches nie thun wird, so lebt auch der Groll gegen die Monarchin bei ihnen immer fort, wenn er sich auch jetzt nur noch durch den Unterschied zu erkennen gibt, womit man bei allen öffentlichen Gastmählern (selbst für wohlthätige Zwecke), wo Tories die Mehrheit bilden, die Gesundheit der regierenden Königin und der Königin-Wittwe aufnimmt, nämlich jene mit kalter Höflichkeit, diese mit donnerndem langanhaltendem Beifall. Schon darum thut es den Tories höchst noth, daß sie bald wieder ans Amt kommen, da man ernstlich von der Bildung eines Ultra-Tory-Clubs spricht, dessen Mitglieder sich der Leitung Peels und Wellingtons bald gänzlich entziehen dürften. Es wäre gar nicht unmöglich, daß die anti-katholische Stellung der Partei in dieser Session darum beliebt worden, weil man jene Ablösung vor der Hand verhindern wollte, wenn man auch in der That dadurch die Rückkehr ans Ruder verzögert. Gibt uns ja die Geschichte wie das gemeine Leben tausende von Beispielen solcher Nothbehelfe! Inzwischen hat Lord Melbourne sich genöthigt gefunden, den Vorschlag zum Ausschuß über die irische Corporationsreformbill bis zum 2 Jun. zu verschieben; und auf der andern Seite hat im Unterhause Sir R. Inglis für gut gefunden, seinen Vorschlag zur Adresse an die Königin um Unterstützung vom Staate für die Erbauung neuer Kirchen auf unbestimmte Zeit nach Pfingsten zu vertagen, da man ihm auf einmal gestern Abend, wo er diesen schon so oft verschobenen Vorschlag endlich machen sollte, zu wissen that, daß er es mit seiner Ankündigung in irgend einer Förmlichkeit versehen habe, und man sich ihm zuvörderst aus diesem Grunde widersetzen würde. Es scheint jedoch beinahe, als fürchte sich der alte Herr, die Sache zur Entscheidung zu bringen, indem Peel kaum geneigt ist, sich darum unbeliebt zu machen, und dabei auch gar manches Unangenehme zur Sprache kommen würde. Graf Ripon hielt gestern Abend wieder eine Rede über den Zustand der Finanzen, und wiederholte seine frühere Behauptung, daß es am vortheilhaftesten seyn würde, immer dafür zu sorgen, daß man einen jährlichen Ueberschuß von etwa 2 Millionen habe. Lord Melbourne aber meinte dagegen, obgleich ein jeder es gern haben würde, wenn seine Einnahmen seine Ausgaben überstiegen, sey es nicht rathsam einer solchen Theorie zulieb die Nation mit neuen Steuern zu belegen. Er wenigstens müsse sich einen solchen Versuch verbitten. Uebrigens hatte er die Freude von seinem Gegner das Geständniß zu erhalten, daß, seitdem jener im Anfange der Session, eine Rede über denselben Gegenstand gehalten, sowohl die äußeren als innern Verhältnisse des Landes besser geworden seyen.

Frankreich.

Der König, die Königin und die k. Familie haben am 23 Mai die Tuilerien verlassen und ihren Sommeraufenthalt von Neuilly bezogen. Der Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg und dessen Sohn reisten am 23 von Paris ab. – Die 15,000 Fr., die dem Herzog von Sachsen-Coburg gestohlen waren, wurden am 22 Abends in einem neben dem Zimmer des Jägers des Herzogs stehenden Behälter, den man bisher allein noch nicht untersucht hatte, wieder gefunden. Am 23 um 9 Uhr Morgens ward diese Summe dem Herzog von Sachsen-Coburg durch den Hausverwalter des Palais royal in den Tuilerien überreicht. Der Herzog erklärte, daß er keine weitere Einschreitung wünsche. Uebrigens ward anerkannt, daß die zwei Personen, welche einigen Verdacht auf sich gezogen hatten, völlig unschuldig waren.

In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai trug Hr. v. Roy als Berichterstatter auf Verwerfung des Rentenumwandlungsgesetzes an. Näheres morgen.

Marschall Clauzel verlas doch noch am Schlusse der Sitzung der Deputirtenkammer vom 23 Mai den Bericht der Commission über den Gesetzesentwurf in Betreff der Gebeine Napoleons. Der wesentliche Inhalt dieses Berichts wurde bereits mitgetheilt. Die Commission schwankte anfangs, welches der großen Monumente von Paris die Reste des Kaisers aufnehmen sollte. „Jedes derselben – sagte der Marschall – hatte seine Vertheidiger. Das Pantheon, welches allen großen Männern gehört, die Magdalenenkirche, welche Niemanden gehört und mit gutem Recht ihm allein gehören dürfte; der Triumphbogen, welcher Napoleon als Grabschrift die Namen all' seiner Generale und die Liste all' seiner Siege gäbe; die Vendômesäule, welche ganz sein Werk gewesen; endlich die Basilica von St. Denis, die ihn als legitimen Herrscher fordert und seit dreißig Jahren bereit steht, ihn in dem Grabe aufzunehmen, welches er selbst dort angeordnet hatte. Wir zauderten lange, so sehr fürchteten wir, unsere Wahl möchte dem Nationalwunsch nicht entsprechen; endlich aber stimmten wir alle dem Gedanken zu Gunsten der Invaliden bei, aus denselben Gründen, welche die Regierung zu dieser Wahl bewogen hatten, und die allen in die Augen fallen werden. Die zur Andacht einladende Stille des Ortes, die Majestät des Gebäudes, die Größe seiner Erinnerungen, die Isolirung des großen Theiles der Kirche, welcher zu Napoleons Ruhestätte bestimmt ist, und wo bis jetzt nur die Gebeine Vaubans und Turenne's zugelassen worden, welche dem Willen Napoleons dieses berühmte Asyl verdankten – all' diese Gründe rechtfertigten jene Wahl. Dazu kommt noch jene glorreiche Ehrenwache der alten Soldaten unserer Heere, der künftigen Veteranen und eines greisen Marschalls. Zwar ist für uns Napoleon nicht der große Feldherr allein, sondern wir sehen in ihm auch den Herrscher und Gesetzgeber. Aber je mehr wir ihn als Herrscher ehren, um so mehr wünschen wir, daß sein Grab nicht einsam bleibe, und welch andere Wache könnten wir für ihn wünschen, als die jener militärischen Familie, die nie ausstirbt, sondern sich immer wieder aus den Reihen unserer Heere recrutirt mit verstümmelten Tapfern, welche ruhmvoll in die Fußstapfen der Soldaten von Marengo und Austerlitz traten. Ueberdieß stößt man im Invalidenhotel allenthalben auf Erinnerungen an das Genie Napoleons. Er war es, der die beiden berühmten Feldherren Ludwigs XIV dort begraben ließ; er war es, der die Bogen der Hallen jenes Gebäudes mit all den Fahnen schmückte, die von seinen hundert Siegen zeugen, endlich fand im Invalidenhotel auch die erste Austheilung der Ehrenlegion statt;

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[1196/0004] worden ist. Es kommt nur darauf an, wie weit diese Partei es für gut findet, den Ministern bei ihrer so offenbaren Schwäche hinderlich zu seyn, so daß die nothwendigsten Angelegenheiten liegen bleiben müßten. Geschieht dieses, so muß das Ministerium das Parlament auflösen und zu einer neuen Wahl schreiten, wobei es sehr zweifelhaft bleibt, welche Partei die Mehrheit haben wird. Ungerechnet, daß die Tories große Mittel besitzen und bereit sind, sich's große Summen kosten zu lassen, um Vertretungen zu erkaufen, kommt ihnen der wachsende Protestantismus nebst dem weitverbreiteten Unwillen gegen Irland zu Hülfe, dessen Bestrebungen nach Gleichheit mit England John Bull, der es an einer fremden Nation (Polen oder Ungarn z. B.) bewundern und loben würde, als eine Art von Frechheit ansieht. Sodann ärgert sich John Bull, daß darüber so viele dringende Geschäfte liegen bleiben müssen. Wollte die Königin zuvor die Whigs entlassen, so daß die Wahl unter dem Einfluß einer Toryverwaltung stattfinden könnte, so wäre aller Zweifel gehoben, und diese könnte auf eine ziemliche Mehrheit rechnen. Da man aber weiß, daß die Königin solches nie thun wird, so lebt auch der Groll gegen die Monarchin bei ihnen immer fort, wenn er sich auch jetzt nur noch durch den Unterschied zu erkennen gibt, womit man bei allen öffentlichen Gastmählern (selbst für wohlthätige Zwecke), wo Tories die Mehrheit bilden, die Gesundheit der regierenden Königin und der Königin-Wittwe aufnimmt, nämlich jene mit kalter Höflichkeit, diese mit donnerndem langanhaltendem Beifall. Schon darum thut es den Tories höchst noth, daß sie bald wieder ans Amt kommen, da man ernstlich von der Bildung eines Ultra-Tory-Clubs spricht, dessen Mitglieder sich der Leitung Peels und Wellingtons bald gänzlich entziehen dürften. Es wäre gar nicht unmöglich, daß die anti-katholische Stellung der Partei in dieser Session darum beliebt worden, weil man jene Ablösung vor der Hand verhindern wollte, wenn man auch in der That dadurch die Rückkehr ans Ruder verzögert. Gibt uns ja die Geschichte wie das gemeine Leben tausende von Beispielen solcher Nothbehelfe! Inzwischen hat Lord Melbourne sich genöthigt gefunden, den Vorschlag zum Ausschuß über die irische Corporationsreformbill bis zum 2 Jun. zu verschieben; und auf der andern Seite hat im Unterhause Sir R. Inglis für gut gefunden, seinen Vorschlag zur Adresse an die Königin um Unterstützung vom Staate für die Erbauung neuer Kirchen auf unbestimmte Zeit nach Pfingsten zu vertagen, da man ihm auf einmal gestern Abend, wo er diesen schon so oft verschobenen Vorschlag endlich machen sollte, zu wissen that, daß er es mit seiner Ankündigung in irgend einer Förmlichkeit versehen habe, und man sich ihm zuvörderst aus diesem Grunde widersetzen würde. Es scheint jedoch beinahe, als fürchte sich der alte Herr, die Sache zur Entscheidung zu bringen, indem Peel kaum geneigt ist, sich darum unbeliebt zu machen, und dabei auch gar manches Unangenehme zur Sprache kommen würde. Graf Ripon hielt gestern Abend wieder eine Rede über den Zustand der Finanzen, und wiederholte seine frühere Behauptung, daß es am vortheilhaftesten seyn würde, immer dafür zu sorgen, daß man einen jährlichen Ueberschuß von etwa 2 Millionen habe. Lord Melbourne aber meinte dagegen, obgleich ein jeder es gern haben würde, wenn seine Einnahmen seine Ausgaben überstiegen, sey es nicht rathsam einer solchen Theorie zulieb die Nation mit neuen Steuern zu belegen. Er wenigstens müsse sich einen solchen Versuch verbitten. Uebrigens hatte er die Freude von seinem Gegner das Geständniß zu erhalten, daß, seitdem jener im Anfange der Session, eine Rede über denselben Gegenstand gehalten, sowohl die äußeren als innern Verhältnisse des Landes besser geworden seyen. Frankreich. _ Paris, 24 Mai. Der König, die Königin und die k. Familie haben am 23 Mai die Tuilerien verlassen und ihren Sommeraufenthalt von Neuilly bezogen. Der Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg und dessen Sohn reisten am 23 von Paris ab. – Die 15,000 Fr., die dem Herzog von Sachsen-Coburg gestohlen waren, wurden am 22 Abends in einem neben dem Zimmer des Jägers des Herzogs stehenden Behälter, den man bisher allein noch nicht untersucht hatte, wieder gefunden. Am 23 um 9 Uhr Morgens ward diese Summe dem Herzog von Sachsen-Coburg durch den Hausverwalter des Palais royal in den Tuilerien überreicht. Der Herzog erklärte, daß er keine weitere Einschreitung wünsche. Uebrigens ward anerkannt, daß die zwei Personen, welche einigen Verdacht auf sich gezogen hatten, völlig unschuldig waren. In der Sitzung der Pairskammer am 23 Mai trug Hr. v. Roy als Berichterstatter auf Verwerfung des Rentenumwandlungsgesetzes an. Näheres morgen. Marschall Clauzel verlas doch noch am Schlusse der Sitzung der Deputirtenkammer vom 23 Mai den Bericht der Commission über den Gesetzesentwurf in Betreff der Gebeine Napoleons. Der wesentliche Inhalt dieses Berichts wurde bereits mitgetheilt. Die Commission schwankte anfangs, welches der großen Monumente von Paris die Reste des Kaisers aufnehmen sollte. „Jedes derselben – sagte der Marschall – hatte seine Vertheidiger. Das Pantheon, welches allen großen Männern gehört, die Magdalenenkirche, welche Niemanden gehört und mit gutem Recht ihm allein gehören dürfte; der Triumphbogen, welcher Napoleon als Grabschrift die Namen all' seiner Generale und die Liste all' seiner Siege gäbe; die Vendômesäule, welche ganz sein Werk gewesen; endlich die Basilica von St. Denis, die ihn als legitimen Herrscher fordert und seit dreißig Jahren bereit steht, ihn in dem Grabe aufzunehmen, welches er selbst dort angeordnet hatte. Wir zauderten lange, so sehr fürchteten wir, unsere Wahl möchte dem Nationalwunsch nicht entsprechen; endlich aber stimmten wir alle dem Gedanken zu Gunsten der Invaliden bei, aus denselben Gründen, welche die Regierung zu dieser Wahl bewogen hatten, und die allen in die Augen fallen werden. Die zur Andacht einladende Stille des Ortes, die Majestät des Gebäudes, die Größe seiner Erinnerungen, die Isolirung des großen Theiles der Kirche, welcher zu Napoleons Ruhestätte bestimmt ist, und wo bis jetzt nur die Gebeine Vaubans und Turenne's zugelassen worden, welche dem Willen Napoleons dieses berühmte Asyl verdankten – all' diese Gründe rechtfertigten jene Wahl. Dazu kommt noch jene glorreiche Ehrenwache der alten Soldaten unserer Heere, der künftigen Veteranen und eines greisen Marschalls. Zwar ist für uns Napoleon nicht der große Feldherr allein, sondern wir sehen in ihm auch den Herrscher und Gesetzgeber. Aber je mehr wir ihn als Herrscher ehren, um so mehr wünschen wir, daß sein Grab nicht einsam bleibe, und welch andere Wache könnten wir für ihn wünschen, als die jener militärischen Familie, die nie ausstirbt, sondern sich immer wieder aus den Reihen unserer Heere recrutirt mit verstümmelten Tapfern, welche ruhmvoll in die Fußstapfen der Soldaten von Marengo und Austerlitz traten. Ueberdieß stößt man im Invalidenhotel allenthalben auf Erinnerungen an das Genie Napoleons. Er war es, der die beiden berühmten Feldherren Ludwigs XIV dort begraben ließ; er war es, der die Bogen der Hallen jenes Gebäudes mit all den Fahnen schmückte, die von seinen hundert Siegen zeugen, endlich fand im Invalidenhotel auch die erste Austheilung der Ehrenlegion statt;

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 150. Augsburg, 29. Mai 1840, S. 1196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_150_18400529/4>, abgerufen am 21.11.2024.